Donnerstag, 21. Juli 2011

Hartmudo: Frauen WM zum 3.

Sonntag 17.7.2011 kurz vor Mitternacht. Das Frauen WM Endspiel ist nach dem Elfmeterschießen vorbei. Den US Girls versagten die Nerven, lediglich Abby Wambach konnte einlochen. Dabei hatten sie während der vorangegangenen 120 Minuten die weitaus besseren Chancen, gingen zweimal in Führung – konnten es aber nicht halten. Die sehr diszipliniert spielenden Japanerinnen glichen beide Male aus, auch in der Verlängerung. Nicht unverdient, würde ich sagen, weil die Amis den Sack nicht zugemacht hatten.
Befremdlich fand ich, daß die auf der Tribüne versammelte deutsche Mannschaft samt Trainerin jedes Tor der Japanerinnen frenetisch feierte, mehr als die Japanerinnen selbst. In einen Forum vertrat jemand die Meinung, dass Deutschland im Turnier erheblich weiter gekommen wäre, wenn sie sich beim Fussballspielen genauso engagiert hätten. Dem kann ich mich nur anschließen.
Bezeichnenderweise wurde dies im Fernsehen gezeigt und wertneutral kommentiert, aber eine Erklärung wurde die Tage danach nicht nachgeschoben. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dies gern unter den Teppich gekehrt wird, weil es keine „annehmbare“ Begründung für dieses Verhalten gibt. Die Vermutung, daß man jetzt sagen kann, gegen den Weltmeister aus dem Turnier geflogen zu sein, sei der Grund für die ausgelassene Freude bei den Toren der Japanerinnen, kann ich nicht nachvollziehen. Da halte ich die Mädels für professionell genug.
nochmals Wolfsburg - schönes Stadion
2 Tage nach dem Finale erhielt ich den Bundesligatippzettel per Mail für die neue Saison. In der Einleitung wurde die Freude geäußert, dass es jetzt endlich wieder los geht und die „Behinderten WM“ vorbei ist. Bei allen Schwächen im Verlauf des Turniers: Diese Ansicht teile ich nicht.
Als die Spielerin aus Äquatorial-Guinea den Ball im eigenen Fünfmeterraum in die Hand nahm und der Elfmeterpfiff ausblieb, war ich mehr als erstaunt. Die Schiedsrichterleistungen waren häufig der Veranstaltung nicht würdig. Gerade in der Vorrunde fielen die Fehlpaßorgien extrem auf und schmälerten das Vergnügen.
Als Krönung dann noch die Kommentierung eines Fernsehkommentatoren, als die deutsche Abwehrspielerin eher an den Ball kam als ihre Gegnerin und diesen zum wiederholten Mal ins Seitenaus dreschte. „Gut gemacht, jetzt kann sich die Viererkette wieder formieren.“ Annehmen, weiterleiten zur nächsten Mitspielerin oder wenigsten nach vorne schwacken – das lernen Jungens schon in der E-Jugend und dieser dusselige ZDF-Reporter labert so nen Schrott. Brrr.
Überhaupt fiel auch beim 2fachen Weltmeister Deutschland auf, dass die Spielerinnen den Ball beim Stoppen weit weg springen ließen. Ein direktes Weiterleiten war auch kaum zu sehen. Immer nur stoppen, 1 Meter weg springen lassen und dann mal sehen. Dies war bei den Japanerinnen erfreulich anders. Deshalb ist der WM Titel auch verdient.
Und die deutschen Mädels? War der Druck im Vorfeld zu stark? Haben Medien und Werbeindustrie zu stark angeblasen? Ich denke schon. Einige Mädels fühlten sich in der Starrolle offensichtlich wohl. Das verkrampfte Gekicke paßte dann nicht zu der Vermarktung als selbstbewußte Heldinnen.Wenn sie zukünftig zu ihrem athletischen Spiel noch Ballsicherheit und schnelle Kombinationen hinzufügen können, werden sie auch Japan oder USA wieder vom Platz fegen können. Mit so nem Vogts-Ribbeck-Völler-Rasenschach wird es aber nichts.
Zum Ende hin versöhnten spannende und gute Spiele den genervten Fernsehfußballfan. Behindert war das wirklich nicht, aber optimierbar.
Und ab sofort gibt es ja wieder „richtigen“ Fußball. Eintracht startete in die Zweite Liga mit einem sicheren Heimsieg gegen 1860 und ist – leider – Tabellenführer. Jetzt werden schon wieder die ersten Aufstiegsfeiern geplant. Cool bleiben! Drin bleiben ist angesagt diese Saison, nichts anderes.

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