Dienstag, 25. Juni 2019

Uncle Fester: grad gelesen Juni 2019


Brandon Q. Morris - Enceladus (Eismond 1)
Wie der Name schon vermuten lässt: Ein deutscher Science Fiction Autor mit dem ersten Band einer fünfteiligen Reihe über den Aufbruch der Menschheit ins All. Matthias Matting, so der bürgerliche Name, ist Physiker und Weltraum-Spezialist, was immer auch diese Kurzbeschreibung damit ausdrücken soll. Erschienen im Public On Demand bei Amazon.
Im Jahr 2031 entdeckt eine Robotersonde Spuren biologischen Lebens auf dem Saturnmond Enceladus, der komplett von Eis bedeckt ist, unter einer 5 bis 40 km dicken Eisschicht allerdings flüssige Ozeane voll Wasser enthält. Geysire sprühen Wasserdampf ins Weltall, dadurch konnte die Sonde Leben entdecken.
Im Jahr 2046 begibt sich das Schiff ILSE mit 6 Astronauten zum Saturn und zu Enceladus, um die sensationellen Funde zu bestätigen. Martin Neumaier, der schüchterne Deutsche, ist Softwarespezialist und der Held dieses Romans. In ständigen Rückblicken auf das Jahr 2045 wird dem Leser in der ersten Hälfte des Buches vermittelt, wie Martin für die einjährige Reise zum Saturn vom Drill Sergeant fit gemacht wird.
Mit Martin fliegen die Amerikanerin Amy, die als Kommandantin fungiert, sowie der japanische Ingenieur Hayato. Beide bekommen während des Fluges ein Kind, was die Ressourcen arg belastet und wohl in den nächsten Bänden zusätzlichen Lesestoff birgt. Mal sehen...
Francesca, eine rassige Italienerin, und der Bordarzt Marchenko gehen ebenfalls eine Beziehung ein. Marchenko verabschiedet sich allerdings am Schluss, weil er sein Leben opfert, um Francesca und Martin den notwendigen Sauerstoff zu bringen, mit dem beide die Landefähre wieder erreichen und ihrerseits überleben können.
Martin und Francesca sind mit der Valkyrie, einem Bohrer und Tauchboot, der heißes Wasser aufs Eis mit Hochdruck sprüht, so dass ein Tunnel zum Durchstoßen in den Ozean entsteht, unterwegs. Martin entdeckt tatsächlich einen Wald aus hundert Meter langen Fäden, die mit unlesbaren Zeichen versehen sind. Die Einzeller auf Enceladus haben offenbar ein Kollektivbewusstsein und versuchen über Martins Träume zu kommunizieren.
Als das Datenkabel, welches dem Tauchboot die Energie verleiht, reißt, wird es für Francesca und Martin eng. Dank Tricks a la McGyver schaffen sie es an die Oberfläche zurück, aber haben zu wenig Sauerstoff, um zum Lander zurückzukehren. Nur dank Marchenkos Opfer schaffen sie es zurück zum Lander und danach zum Raumschiff.
Fehlt noch Jiaying, die chinesische Ingenieurin. Im Laufe des Romans knackt sie den schüchternen Martin und damit sind alle verkuppelt. Mit Martin und Jiaying verarbeitet der Autor offenbar persönliche Erlebnisse, aber gut, es sei ihm verziehen.
Lesenswert ist es auf alle Fälle - ich bleibe dabei.


           

Brandon Q. Morris - Titan (Eismond 2)
2. Roman der Reihe und zweiter Saturnmond. Es kommen diesmal neue Charaktere auf der Erde hinzu. Es erscheint Robert Millikan, der Vater von Martin Neumaier. Der frühere Astrophysiker führt Schulkinder über das Gelände des Green Bank Observatoriums, nachdem dieses geschlossen wurde. Mitte des 21. Jahrhunderts braucht niemand ein Observatorium. Martin hat kein gutes Verhältnis zu seinem Vater.
Millikan entdeckt aber durch Zufall ein Radiosignal von Enceladus; auf der Frequenz der ILSE! Dank alter Kontakte meldet er dies Devendra,Singh Arora, der auf der Erde für unsere Astronauten als CapCom den Kontakt hält. Devendra selbst war ursprünglich als Astronaut für diese Mission vorgesehen, verletzte sich aber in der Vorbereitung und ist mittlerweile froh darüber, nach Feierabend zu Frau und Kind zurückkehren zu können.
Doch dieses Signal... Ja, Marchenko hat doch tatsächlich überlebt. Wie weiland McGyver repariert er seinen Anzug und erreicht die Valkyrie, wo er sich eine Sauerstoffversorgung basteln kann. Er sendet ein Signal ins All, um die ILSE zu kontaktieren, hat aber keinen Erfolg. Den nahen Tod vor Augen, taucht er zum Kollektivbewusstsein im Wald der Fäden hinab, um die Erforschung fortzusetzen. Kurz vor dem Tod wird sein Bewusstsein im Kollektivbewusstsein gespeichert.
Zur selben Zeit erreicht die ILSE Titan, eine sandige Wüste. Es gilt eine alte Sonde, die Huygens, zu bergen. Diese war 2005 gelandet und galt als tot, bis sie urplötzlich Ende 2046 wieder Signale sendet.
Bei der Landung werden die Standbeine des Landers beschädigt. Während Martin und Hayato die Stützbeine reparieren, eilt Francesca zur Sonde. Es stellt sich heraus, dass der Sand lebendig ist. Angelockt von der Energie des Landers, bildet er einen immer höher wachsenden Ring um den Lander und droht diesen einzuschließen.
Francesca kommt nicht mehr dazu, die Sonde näher zu untersuchen, da ihr Sauerstoff zur Neige geht. Mit letzter Kraft erreicht sie den Lander, der inzwischen vom Sand fast eingeschlossen ist. Nur dank eines Laserschusses durch Jiaying zur Ablenkung des Sandes können sie fliehen.
Devendra informiert die Crew über Marchenkos Funkspruch, woraufhin die ILSE schnell zum Enceladus zurückkehrt und das Bewusstsein von Marchenko in den eigenen Computer lädt.
Marchenkos Bewusstsein überlagert die KI Watson. Die Crew verheimlicht dies vor CapCom, was wahrscheinlich in den nächsten Bänden ein Vorteil sein dürfte.
In diesem Roman wechselt Morris auch die Erzählersicht. Statt Martin berichten nun Francesca und Marchenko. Die Figur von Martins Vater bringt noch etwas mehr Tiefe in die Story.

Brandon Q. Morris - IO (Eismond 3)
Im Vorband erläuterte das Enceladus Bewusstsein Marchenko einige Zusammenhänge. Enceladus steht mit Titan in geschwisterlicher Verbindung. Aber laut Enceladus soll auf Io, dem viertgrößten Mond des Sonnensystems im Jupiter, eine Gefahr lauern. Klare Sache, dass die ILSE auf dem Rückweg zur Erde dort vorbeischaut.
Auch in diesem Band werden wieder neue Charaktere eingeführt, die aber nur in diesem Band eine Rolle spielen. Die chinesischen Agenten Major Shixin, der für die konservativen Kader in China steht, trifft sich in Guantanamo mit Leuten des CIA. Mit dabei hat er seine Assistentin Lining, die für die fortschrittlichen Kräfte in der KP steht und nur darauf wartet, Shixin einen Fehler anzuhängen.
Die Amis und Chinesen haben Angst vor dem Kollektivbewusstsein von Enceladus und wollen es vernichten. Major Shixin hat die Eltern von Jiaying verhaften und als Geisel nach Guantanamo bringen lassen. Jiaying soll ein Virus entwickeln und dieses im Kollektivbewußtsein auf Enceladus einpflanzen, um es zu vernichten.
Und Martin wundert sich, warum die von Gewissensbissen geplagte Jiaying mit ihm Schluss macht. Die Eltern gehen vor, noch weiß niemand auf der ILSE von dem drohenden Ungemach. Die Besatzung ist auch ahnungslos, als die KI Watson dank einer eingebauten Schaltung die Kontrolle auf der ILSE übernimmt. Marchenko ist dagegen machtlos und muss sich verstecken.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Lander mit dem Außenteam, bestehend aus Martin, Francesca und Hayato, auf Io gelandet und sieht sich allein gelassen. Denn Watson lenkt die ILSE zurück Richtung Enceladus; das Außenteam ist dem Tod geweiht. Dazu stellt sich heraus, dass auf Io eine Bakterienart existiert, die von Schwefel lebt und bei einem Vulkanausbruch sogar das Leben auf der Erde bedroht.
Selbstverständlich kann das Außenteam die Gefahr beseitigen und wird auch wieder von der ILSE abgeholt. Lining ist es, die Jiayings Eltern durch einen Wink an die Presse freibekommt, um Shixin zu entmachten und seine Stelle einzunehmen. Jiaying ist nicht mehr erpressbar und mit vereinten Kräften gelingt es ihr, Amy und Marchenko, Watson auszuschalten und die Kontrolle über die ILSE zurückzugewinnen.
Das Außenteam wird gerettet und Martin verzeiht seiner Jiaying. Dann erfolgt ein gewaltiger Zeitschnitt; die ILSE ist zur Erde zurückgekehrt. Das Team macht es sich auf der Erde bequem. Man merkt, dass der Autor diese Triologie hiermit beenden wollte. Das ging zum Schluss ziemlich abrupt, aber es kommen ja doch noch 2 Bände.

Sonntag, 23. Juni 2019

Hartmudo: Mutter


46
Ob das „Loch" in der Wand also einen Aktivposten beim Verkauf der Wohnung darstellt, erschien auf alle Fälle fraglich. Anders als der Makler glaubte ich nicht, dass ein potentieller Käufer den großen Raum halbiert und die Tür dann nützt, um einen zusätzlichen Raum zu erhalten. Als Kinderzimmer womöglich, wie der Makler mutmaßte. Welche Familie mit Kind ist so verstrahlt, in eine für 3 Personen verhältnismäßig kleine Wohnung im 3. Stock ohne Fahrstuhl einzuziehen? Vielleicht musste sich der Makler aber auch einfach nur mal kurz die Nase pudern.
Nach dem Gang durch die Wohnung setzten wir uns erst einmal alle um den kleinen Tisch mit den schönen alten Stühlen. Reiner wie Bud hielten sich im Hintergrund, sie kamen an diesem Tag untereinander gänzlich ohne Kommunikation aus. Ich denke, dass sich die beiden niemals vorher so fremd waren. Eins war klar: Freunde werden die Beiden nie mehr wieder.
Der Makler packte sein schwarzes Mäppchen aus und erklärte uns seine Sicht der Dinge. Dies tat er ruhig und sachlich, denn er wusste um die Schwierigkeiten, die wir Geschwister im Umgang miteinander hatten. Berta hatte ihn im Vorfeld gebrieft. Dies ließ sich dieser Profi natürlich nicht anmerken. Wenn ich so darüber nachdenke, erinnerte er mich ein bisschen an Saul Goodman. „Better call Saul", ich kann die dritte Staffel kaum noch abwarten.
Zuerst zählte er die „Baustellen" noch einmal auf. Da hätten wir die Elektrik mit dem fehlenden FI-Schalter. Dann die mit einer Fermacellplatte versteckte Tür; diese verkaufte er uns immer noch als möglichen Vorteil. 3. Obergeschoss ohne Fahrstuhl - wenigstens erwähnte er dies noch.
Er empfahl uns, das Bad nicht mehr renovieren zu lassen. Nicht, weil es so toll aussah, sondern weil jeder einen eigenen Geschmack hat und sein Bad lieber selbst gestaltet. Er erwähnte dabei, das sich ein Badumbau nicht wertsteigernd auswirken würde. Gleiches galt selbstverständlich auch für die Küche. Die sollten wir aber ruhig drinlassen. Schlecht war sie ja nicht; ein Käufer würde sie vielleicht sogar behalten.
Der Makler kannte das Haus natürlich - ein richtiger „Tough Guy" saß da also mitten unter uns. Und natürlich kam dann die Story von der von ihm verkauften Wohnung aus dem Erdgeschoss im selben Hauseingang wie Mutters Wohnung. 80.000,-€ hätte die gebracht.
Sunny warf dann schnell ein, dass sie auch recherchiert hatte und die Immobilienpreise ja nahezu explodiert seien. Obwohl sie auch die Konnektion über Dörtes Freundin erwähnte, war ich dankbar für ihren Einwurf. Denn nun kamen wir endlich zur Sache, Schluss mit dem Vorspiel, jetzt waren nackte Tatsachen gefragt.
Während Sunny noch redete, zückte der Makler schon seinen Taschenrechner und fing an, wie wild darauf herumzutippen. Dazu nickte er wissend und signalisierte uns damit, dass er alles unter Kontrolle hat. Ich denke, dass die im Auto gebliebene langhaarige Blondine diese mentale Stärke an ihm schätzt. Keine Frage, der Makler ist ein erfolgreicher Mann. Ein Typ zum Anlehnen, einer, der ihr immer neue Schuhe kauft.
Nachdem der Makler alles durchgerechnet hatte, kam er mit der klaren Kante. Er taxierte die Wohnung auf 112.000,-€ und machte uns ein großzügiges Angebot. Er vergaß nicht zu erwähnen, dass der Steuerberater von Mutter ihn gebeten hatte, einen fairen Verkauf anzubieten.
Er schlug uns vor, den Verkauf der Wohnung vorläufig mit 125.000,-€ anzusetzen. Die übliche dreiprozentige Provision würde er lediglich bei einem Verkaufspreis zwischen 120.000 und 125.000 verlangen. Sollte der Verkaufspreis unter 120.000,-€ liegen, würde er keine Provision verlangen.
Uns Geschwistern war sofort klar, dass der Makler zumindest 120.000 herausschlagen würde. Darunter würde er nicht gehen, weil er da nichts verdient. Da würden ihn auch Nebenabsprachen mit einem potentiellen Käufer nichts bringen. Wir würden uns zwar für ein halbes Jahr an diesen Makler binden, aber wir hatten eh keinen anderen an der Angel. Und das Ganze selbst über Immoscout organisieren.... Forget it!
Berta und ich waren voll begeistert, Sunny noch nicht so ganz. Ihr waren 125.000 zu wenig und deshalb schlug sie 130.000 vor. Zuguterletzt einigten wir uns auf einen Angebotspreis von 129.000,- €. Die 999,99 am Ende sparten wir uns, Hauptsache unter 130.000. Sieht dann doch gleich viel besser aus.
Der Makler bat uns noch, ihm hierzu einen schriftlichen Auftrag zu erteilen, damit er tätig werden könne. Er bräuchte darin unsere Adressen und Unterschriften. Dies nahm ich in die Hand und würde das Schreiben zur Unterschrift zum nächsten Termin in Mutters Wohnung mitbringen.
Berta wollte dem Makler nach der Wohnungsräumung noch die Schlüssel aushändigen, damit er Fotos machen könnte. Berta übernahm auch noch die Aufgabe, in den Unterlagen nach dem Grundriss sowie andere Papieren wie Grundbucheintrag oder Kaufvertrag, Protokolle der Eigentümerversammlungen etc. zu suchen und dem Makler auszuhändigen; Weitere noch benötigte Informationen würde dieser sich von der Hausverwaltung besorgen. Der Makler drückte uns allen nochmal die Hand und verabschiedete sich. Ich denke, er musste sich jetzt um die Blondine kümmern.
Kaum war er weg, schlug die große Stunde von Reiner. In ausführlichen Worten und sehr gestenreich berichtete er uns von dem Termin mit dem Teppichschätzer. Die Quintessenz war, dass wir kein oder kaum Geld für die Teppiche bekommen würden. Um dieses Ergebnis plausibel zu erklären, benötigte Reiner einige Zeit.
Sein Fachmann war wohl mal bei Wittlake gewesen, dem größten Gangster in dieser Branche, das jetzt nur so nebenbei. Die Teppiche sind echt und haben einen hohen Wert, den allerdings keiner bezahlen würde. Und da der Schätzer deshalb lediglich Hundert oder Zweihundert ausgeben wollte, obwohl die Teppiche erheblich mehr wert wären, lohnte sich ein Verkauf nicht.
Quod erad demonstrandum. Der Typ würde allerdings die 4 antik wirkenden Stühle, auf denen wir die ganze Zeit schon saßen, sowie den dazugehörigen Tisch übernehmen. Das hörte sich erst einmal gut an, aber da Sunny eine Firma zum Ausräumen der Wohnung an der Hand hatte, fiel dies notgedrungen aus.
Für die Wohnungsräumung würden wir kein Geld bekommen, sondern noch 500,-€ zahlen müssen. Und da sich keiner von uns nach den Erfahrungen mit der Auflösung von Walters Wohnung damit befassen wollte, war die Hinzuziehung eines Dritten unverzichtbar. Und der wollte die Stühle halt auch selbst mitnehmen, andernfalls würde er mehr Geld verlangen oder den Auftrag gänzlich ablehnen.
Berta und ich waren es zufrieden. Wir wollten die Angelegenheit jetzt bloß noch abschließen. Von den hohen Beträgen am Verkaufspreis war mir eh schon schwindlig. Da kam es mir auf den einen oder anderen Tausender schon nicht mehr an. Sonst schmeiße ich einen Tausender nicht so einfach weg, aber bei den Überlegungen zur Findung eines Verkaufspreises war mir das zu viel.
120.000 waren mehr, als ich gedacht hatte. Und ich wollte lieber schnell verkaufen als einen Verkauf wegen ein oder zwei Tausendern platzen zu lassen. Die Zahlungen für die Wohnung laufen eh weiter. Und wenn wir Pech hätten, kriegen wir am Ende nicht einmal die 120.000 und müssten für weitaus weniger verkaufen.

Samstag, 15. Juni 2019

Contramann: Infrastruktur und Netzqualität

Während meines zweiwöchigen Urlaubes Ende Mai ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie marode die Infrastruktur in Deutschland mittlerweile geworden ist. Eine Besserung ist leider nicht in Sicht, obwohl viele Menschen offenbar meinen, dass ausgerechnet die Grünen notwendige Änderungen umsetzen würden. Die letzten Wahlen, insbesondere die Europawahl Ende Mai, lassen dies vermuten.
Ausgerechnet diese Kasperköppe sollen es also richten. Viel mehr als das dritte Geschlecht haben sie allerdings in der letzten Zeit nicht bewegt. Und ihre Mitverantwortung für den ersten Militäreinsatz außerhalb Deutschlands in Jugoslawien oder die elendige Hartz IV Gesetzgebung scheinen auch vergessen zu sein. Wäre da noch der grüne Ministerpräsident, Gallionsfigur seiner Partei, der sich im Wahlkampf gegen Stuttgart 21 gestellt hatte, nicht zuletzt deshalb gewählt wurde, und nach wie vor Stuttgart 21 unterstützt. Der sich gegen die Fahrverbote für Diesel in Stuttgart gestellt hatte – wegen der Arbeitsplätze!
Liebe (Neu)Grünenwähler. Was ist los? Wenn ihr was gegen Klimawandel oder auch nur allgemein etwas für den Umweltschutz tun möchtet, dann seid ihr dort nachgewiesenermaßen falsch. Dies aber nur vorweg, denn ich wollte eigentlich von den Ärgernissen während meines Urlaubs berichten.
Los ging es mit der diesjährigen BiRe nach Malta Mitte Mai. Da unser Flug ab Nürnberg ging, mussten wir notgedrungen irgendwie dorthin kommen. Hier war die Bahn mit knapp 110,-€ für Hin- und Rückfahrt für 2 Personen im IC/ICE topp. Ich hatte für Pocke und mich sogar noch Plätze reserviert – im Preis enthalten. Als wir dann am Freitagmorgen in den ICE einstiegen, war auch alles gut, bis wir in Göttingen umsteigen mussten.
Schon als ich die Durchsage auf dem Bahnsteig hörte, dass die Wagenreihung geändert und sämtliche Reservierungen aufgehoben seinen, war ich stinkig. Was nützt mir ein niegelnagelneuer IC, wenn die Reservierung ausschließlich elektronisch erfolgt, es sei denn, diese fällt aus. Früher hatten die Zugbegleiter/Schaffner noch die Kärtchen über den Sitzen entsprechend ausgetauscht. Dies ist aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar nicht mehr möglich. Da würde ich erwarten, dass ein bundesweit agierendes Unternehmen wie die Bahn in der Lage ist, bei einem Ausfall der Elektronik die Reservierungen durch das Personal im Zug notfalls mit Haftetiketten markieren zu können. Zumindest sollte es machbar sein, das kassierte Geld für die Reservierung sofort an den Kunden zu erstatten. Stattdessen kann man dann nach Ausfüllen umfänglicher Formulare noch Wochen und Monate drauf warten.
Pocke und ich waren jedenfalls stinksauer, zumal dies nicht nur auf einer Strecke, sondern auf 3 von 4 Strecken bei Hin- und Rückfahrt passierte. Grandios, die deutsche Bahn. Hinzu kam, wir auf dem Bahnsteig in Halle auch noch falsche Informationen vom Personal auf dem Bahnsteig bekamen, was den Ausfall eines ICs betraf. Zuerst sollte der Ersatzzug auf dem Nebengleis genommen werden, dann doch der Zug mit der anderen Nummer auf dem ursprünglichen Gleis. Wir nahmen das ursprüngliche Gleis; eine andere Reisende nicht. Die hängt wahrscheinlich immer noch auf dem Bahnsteig in Halle ab.
Ein anderer Klopfer ereilte mich auf Malta. Samstag, kurz vor 14.00 Uhr während der BiRe in Fat Harry‘s Pub in der Gemeinde Burribba. Es stand das entscheidende Spiel Eintracht gegen Cottbus an. Eintracht benötigte einen Punkt, um die Klasse zu halten. Cottbus hättte gewinnen müssen. Das 1:1 reichte nicht und Eintracht hielt die Klasse. Wir Mitglieder des BiRe Teams waren begeistert und feierten dies ordentlich.
Ich für mein Teil freute mich über etwas anderes, was mich allerdings auch schon wieder ärgerte. Gemeint ist hier die Netzqualität des Internetanschlusses. Schon die gesamte Saison nutzte ich das Magentasport Abo, um die Spiele der Eintracht live sehen zu können. Während der Saison hatte ich trotz des horrenden mtl. Preises von 9,95€ viel Spaß beim Gucken – allein mit meiner Löwin oder auch mit anderen zusammen. Anfänglich war die App einfach schlecht programmiert – das allein wäre einen extra Bericht wert. Doch noch schlimmer war die lasche Internetverbindung mit 16000 MB, die das Bild bei mir zuhause regelmäßig zum Einfrieren brachte und dazu führte, dass die Videos gebuffert und dann bis zu 10 Minuten zeitversetzt offeriert wurden.
Bislang hatte mich das kaum gestört, ich kannte es ja nicht besser und wir hatten trotzdem immer jede Menge Spaß. Und dann saß ich mit den Jungs bei Fat Harry’s Pub auf der Außenterrasse vor meinem Lenovo Tablet, auf dem Magentasport über das WLAN des Pubs kostenfrei lief. Ich hatte nur einen halben Ausschlag bei der Empfangsqualität und überlegte schon, in den Pub hineinzugehen, weil dank des dort wohl stehenden Routers ein voller Ausschlag garantiert wäre.
Doch was war das für eine ungewohnte Zeichenkombination neben der Anzeige der Empfangsqualität meines Tablets? 5G? Hallo? In der stellenweise verranzten Umgebung aus aufgegebenen Rohbauten aus Sandstein und provisorischen Straßenmarkierungen habe ich 5G zur Verfügung, aber zuhause in meinem gutbürgerlichen Umfeld mit der ordentlich geschnittenen Hecke eiere ich mit 16000 MB herum. Was soll ich sagen, so ein gutes Bild – ohne Ruckeln und Einfrieren – hatte ich zuhause nie gehabt.
Wenn mir irgendein verschnarchter Regierungsvertreter in Deutschland noch einmal etwas vom Technologiestandort Deutschland erzählt, dann werde ich griffig. Es ist so traurig, was diesbezüglich in Deutschland passiert. Irgendein Uniondussel hatte sich zuletzt doch wirklich vor eine Kamera gestellt und erklärt, dass Deutschland die 5G nicht brauchen würde. 100 Schläge auf die nackten Fußsohlen für den Mann! So ein Dämelack, die Industrie in Deutschland wartet händeringend auf 5G, um durch bessere Vernetzung ihren (gefühlten) Technologievorsprung behalten zu können. Und auf Malta hast Du an jeder Ecke freies WLAN mit 5G.
Zu verdanken haben wir dies unserer typisch deutschen Mentalität, die Veränderungen fürchtet und deshalb immer wieder eine ältere Frau im Kostüm samt ihrer unfähigen Gefolgsleute wählt. Ich empfehle zum Thema Deutschland und 5G den folgenden Artikel von Sascha Lobo zum besseren Verständnis:
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/5g-das-versagen-der-bundesregierung-gefaehrdet-unseren-wohlstand-a-1264160.html
War es auf Malta schon ärgerlich, wurde es ein paar Tage später in Heiligenhafen bei unserer Rutsche mit der Doppelkopfrunde schon viel besser. Der Empfang war zufriedenstellend, während wir abends doppelkopften und tagsüber chillten. Nach diversen Bieren an 5 Tagen war es für mich Zeit, nach Usedom zum Familientreffen mit dem Regionalticket aufzubrechen. 29,-€ Schleswig-Holstein Ticket und 5 bis 6 mal umsteigen, bis ich am Vatertag endlich gegen 19.00 Uhr abends in Heringsdorf ankam.
Unterwegs musste ich noch eine Mail an die Vermieterin unseres Hauses in Heiligenhafen schreiben und den genauen Zielbahnhof auf Usedom mit meiner Löwin abklären. Empfang gab es lediglich in den Bahnhöfen, und da musste ich jeweils umsteigen. Erneut verfluchte ich die mangelnde Netzqualität in Deutschland. Auf dem Land ist der Empfang absolut unterirdisch und einer großen Wirtschaftsnation unwürdig. Dafür sind die Preise für den Mobilfunk und Datenverkehr im Vergleich zum Ausland gesalzen; In Israel oder in Lettland ist dies kostenlos, zumindest für die Einheimischen.
Nach weiteren 3 Tagen voller Bierseligkeit fuhr uns dann mein Schwager Harald nach Braunschweig zurück. Über die Landstraße, durch die Wälder und damit ohne Netz. Bei der Versteigerung der 5G Frequenzen nahm der Bund 6,55 Milliarden Euro ein, die überwiegend in den Festnetzausbau fließen sollen. Für die Industrie gibt es wohl keine Kosten für die neuen 5G Frequenzen. Das heißt, der Verbraucher zahlt die spätere (bis 2030) Umrüstung auf 5G mit entsprechend hohen Kosten.
Danke, Ihr Idioten.

Donnerstag, 13. Juni 2019

Buddy Holly 5/7

Erfreulicherweise verkauften sich die Platten der Crickets selbst in Übersee zu Millionen. Daher konnten sie auch mit Jerry Lee Lewis und Paul Anka an einer sehr erfolgreichen Tour in Australien teilnehmen. Daneben besuchten sie die Engländer im März 1958 mit großem Erfolg. Ob John Lennon Buddy Holly und die Crickets auf dieser dreiwöchigen Tournee gesehen hatte?
Zitat John Lennon: "Buddy Holly was the first one that we were really aware of in England who could play and sing at the same time - not just strum, but actually play the licks" . Jedenfalls jubelte der Melody Maker die Band äußerst euphorisch in den Rock `n`Roll Himmel - dabei war Holly zu dem Zeitpunkt noch nicht tot.
Zeitgleich zu dieser überaus phänomenalen Tour veröffentlichten das Brunswick Label „Maybe Baby“ von den Crickets sowie Coral Records „Rave on“ von Buddy Holly, der zu einem weiteren großen Soloerfolg von Buddy Holly wurde. Rave on erreichte im Juni 1958 Platz 5 in England und 37 in den Billboard Charts. Während in den USA der Erfolg des Rockabilly also schon am Abflauen war, begann er in Übersee gerade erst. Und dank der zweigleisigen Vermarktung von Buddy Holly als Mitglied der Crickets und als Solokünstler konnte er auch 2 Singles gleichzeitig in den Hitparaden unterbringen.
Touren im Winter

Rave On wurde ursprünglich von Sonny West und Bill Tilghman geschrieben; Norman Petty, der die Originalaufnahme in seinem Studio aufnehmen ließ, konnte sich noch als Co-Autor für diesen Song verewigen. Als Manager sowohl von Sonny West als auch von Buddy Holly hätte er nun mit beiden diesen Song aufnehmen können, hatte aber einen anderen als Holly im Sinn.
Deshalb nahm Holly Rave on entgegen seiner sonstigen Vorgehensweise nicht in Norman Petty`s Studio in New Mexico, sondern mit Milton DeLugg in den Bell Sound Studios in New York auf.
Dank des Bekanntheitsgrades sollte sich die Fassung von Buddy Holly zum Millionseller entwickeln, während dem Original von West nur ein kleinerer regionaler Erfolg beschienen war.
Die Fassung von Holly ist dazu erheblich besser als das Original. Allein schon der Anfang des Songs. Er beginnt mit einem langgezogenen „Well...“, um dann mit Holly`s charakteristischem Gestottere (A-weh-uh-heh-heh-uh-uh-ell...) fortzufahren. Die Amerikaner bezeichnen dies als „drawn-out“, Deepl übersetzt dies zu Stechpalmenschluckauf. Dazu noch der Backgroundgesang (Up Baby Up Baby Up Baby Baby Baby...). Genial - Unerreicht.
Zu den Crickets war wohl 1957 der Gitarrist Nicki Sullivan gestoßen. Zwischen ihm und Schlagzeuger Allison entwickelten sich schnell große Differenzen, die nicht selten in Schlägereien ausuferten. Dazu kamen die ständigen Reisen zu Fernsehauftritten in USA und Großbritannien und die überaus erfolgreichen Tourneen. All dies wurde Nicki Sullivan irgendwann zu anstrengend, so dass er die Band Anfang 1958 verließ. Ab den Aufnahmen zu „It`s so easy“ wurde er dann durch Tommy Allsup ersetzt, der auch die folgende Tour mitmachte. Allsup erwies sich sogleich als derart starke Ergänzung zu Hollys Gitarrenspiel, dass Holly ihm den Part an der Rhythmusgitarre auch im Studio überließ.
Nach einem Gig in der „New York Paramount Show“ besuchten die Crickets ihre Plattenfirma , die Peer-Southern Organisation, in deren Geschäftsräumen. Im Vorzimmer wurde die Band von der Sekretärin Maria Elena Santiago empfangen. Die gebürtige Puerto-Ricanerin wird wohl einen bleibenden Eindruck auf Buddy hinterlassen haben, denn die Trauung fand gerade mal zwei Wochen später, am 15. August 1958, statt. Mary Elena meinte später hierzu: „Nach unserem zweiten Date bat er mich, ihn zu heiraten. Es war unglaublich für mich, dass er so schnell um meine Hand angehalten hatte.“
Einer alten Familientradition folgend, fand die Zeremonie in Buddys Elternhaus in Lubbock statt. Es folgten standesgemäße Flitterwochen in Acapulco. Anschließend bezog das frisch vermählte Paar eine Wohnung in Greenwich Village, New York. Nicht zu Unrecht war Buddy Holly der Auffassung, dass es seiner Karriere förderlich sei, wenn er in der Stadt leben würde.
flittern in Acapulco - mit Jerry Allison und Gattin

Die Ehe veränderte nicht nur Buddy Hollys Wohnort, sondern auch sein Verhältnis zu seiner Band. Sicherlich standen sie noch gemeinsam im Studio oder auf der Bühne, aber in der Freizeit trafen sie sich nicht mehr. Selbst zu den einzelnen Gigs fuhr Buddy in seinem 58 Cadillac Fleetwood und nicht mehr im Tourbus mit den Crickets.
So bürgerlich Buddy Holly aussah, so verhielt er sich auch nach seiner Heirat. Nun war er nicht mehr der typische Rockstar, der sich vor und nach dem Auftritt die Kante gibt. Mit der Heirat war Buddy ernster und vor allem ruhiger geworden, während seine Band nach wie vor im Partymodus unterwegs war. Von ihrem erspielten Ruhm unbeeindruckt, suchten sie wie zu Anfang ihrer Karriere nach dem Spaß on the Road. Das bedeutete damals wie heute Feiern mit viel Alkohol. Die Band trank schon morgens und hielt den Alkoholpegel den ganzen Tag lang hoch. In den 50ern war Texas trocken - Alkohol war verboten. In New York dagegen konnten die jungen Musiker die Sau rauslassen.
„Jungs, wir werden älter, wir müssen das Ganze jetzt mal etwas ernster nehmen. Ihr Jungs trinkt zu viel! Es ist widerlich und ich hasse es.“ So äußerte sich Buddy gegenüber seiner Band - und die Jungs reagierten. Die Crickets schränkten Buddy zuliebe tatsächlich ihren Alkoholkonsum ein und zogen nach New York, was die Zusammenarbeit verbessern und entstandene Unstimmigkeiten bereinigen sollte. Es war aber wohl so, dass Buddy diesbezüglich nicht von seiner Frau beeinflusst wurde. Sein Wandel war eher seiner Erziehung durch Baptisten geschuldet.

Mittwoch, 12. Juni 2019

Contramann: kurz gesehen im Juni


Wenn Ihr wissen wollt, welche Partei Contramann bei den Europawahlen gewählt hat, dann sage ich es Euch hier und jetzt offen heraus: Die Piraten! In der Vergangenheit habe ich die Piraten gern mit Spott überzogen, aber als ich vor der Europawahl überlegte, welche Partei ich statt der sonst von mir gewählten Linken, die mir jetzt zu Kipping-lastig erscheint, wähle, bin ich durchs Netz gehuscht und beim Wahlprogramm der Piraten fündig geworden.
Als einzige Partei werben die Piraten europaweit mit einem Weltraumprogramm, welches unter anderem an zukünftige Nutzung außerirdischer Ressourcen denkt. Allein deshalb sehe ich auch über einige kleinere Schwächen hinweg. Ich überlege sogar ernsthaft, Mitglied bei den Piraten zu werden, sollten sich die Piraten diesbezüglich tatsächlich nennenswert engagieren. Noch traue ich dem Braten nicht, aber wir werden es ja sehen. Ein Pirat ist ja in Brüssel dabei.

https://www.spiegel.de/karriere/coaching-kultur-menschen-verwandeln-sich-in-schmalspur-persoenlichkeiten-a-1263486.html
Eine wunderschöne Glosse aus dem Spiegel, die ich hier unbedingt erwähnen möchte. „Wenn jemand die Hände plötzlich ständig locker verschränkt hält, hat das meistens sehr viel Geld gekostet.“ Ein sehr schöner Satz, denn daran sollt Ihr sie erkennen. Und zwar all diejenigen, die meinen, durchs Coaching ihr Profil schärfen zu können.
Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn sich alle gleich gebärden und reden. Selbstsicheres Auftreten kann man auch auf die altmodische Art lernen - mit Schmerzen halt. Dabei verbiegt man sich jedoch nicht, was auf alle Fälle einem Karrieresprung auf Kosten der eigenen Erscheinung vorzuziehen ist.
Das ist zumindest meine Meinung. Es gibt garantiert Leute, die auch ohne Coaching Karriere machen können. Nur die haben ein scharfes Profil. Die gecoachten... siehe den Satz oben.

https://www.heise.de/tp/features/Hat-die-aeltere-Generation-alles-verkackt-4403993.html
Die TAZ hatte Ende April eine Sonderausgabe geschaltet, die ausschließlich von der „Jugend“ zusammengestellt und produziert wurde. Der Cut beim Lebensalter lag hierbei mit 24 Jahren erstaunlich hoch, ist aber dem allgemeinen Zeitgeist geschuldet. Ein Redakteur von Telepolis hat zu dieser Sonderausgabe genau die richtige Kritik formuliert.
Den Fokus der Kritik verlegt der Redakteur folgerichtig auf die materiellen Verhältnisse dieser „Jugendlichen“ und eben nicht auf das Alter, ja er verweigert schlichtweg, den von den Jugendlichen an die ältere Generation gerichteten Vorwurf, „es“ verkackt zu haben, mit dem Lebensalter in Verbindung zu bringen.
Indem er die Jugendlichen der „U24“ TAZ als Liberale aus dem Mittelstand, oder anders formuliert: verkopfte Hipster und Kinder des Berufsbildungsbürgertums, bezeichnet, macht er richtigerweise deutlich, dass der Graben eben nicht durch die Generationen, sondern durch die Schichten dieser Gesellschaft geht. Wenn Du als Hartzer unter 25 keine eigene Wohnung anmieten kannst, dann ist Dir diese Einschränkung wichtiger als die Suche nach neuen Autoantrieben, welche das Klima nicht belasten. Ein Auto werden sich diese Menschen eh nie leisten können.
Daher sind die Vorwürfe in der „U24“ TAZ an die „Alten“ auch nicht wirklich ernst zu nehmen. Denn wenn die Generation FFF ihren ersten Job hat, die ersten Kinder, die Familienkutsche um vom Speckgürtel in die unbezahlbar teuere Innenstadt zu gelangen, wo sie ihren Job machen müssen... werden Sie dann immer noch über den Klimawandel klagen?
Und in Urlaub fliegen will man ja auch noch, um sich mal zu erholen! Nein, nein. Bis auf nen paar Enthusiasten, die wirkliche Aktivisten werden und bei gemeinnützigen Institutionen arbeiten, die versuchen Gutes zu tun, werden diese – genau wie ihre Eltern, auf die sie jetzt schimpfen – morgens zur Arbeit gehen und abends ihren Kindern erzählen, wie alternativlos das alles ist. So läuft es in jeder der letzten 3 Generationen, wenn man mal genau hinschaut.
Ich glaube darüber hinaus, dass die Jugend einfach nur Angst hat, dass wir Alten die Ressourcen derart geplündert haben, dass sie nichts mehr vom Kuchen abbekommen und sie die Suppe allein auslöffeln dürfen. Da geht es eigentlich lediglich um Verlustängste. Denn vor allem die Jugend will zuerst konsumieren. So wird u.a. der "menschengemachte Klimawandel" beklagt, gleichzeitig fliegen Abiturklassen nach New York. ...
Volksentscheidungen wie auch Bürgerbefragungen sind zweifelsfrei ein guter theoretischer Ansatz, um mehr Leben in die Demokratie zu befördern. Das haben die Alten auch schon nach 68 gefordert und tun dies bis heute. Der Rest wäre Konsumverzicht und die Antibabypille, beides auch für die 3. Welt, notfalls unter Zwang. Nur dann gäbe es eine reelle Chance, einen Klimawandel zu stoppen. Dies ist allerdings nicht mehrheitsfähig.
So bleibt zuletzt nur eine Erkenntnis: Die böse Realität ist der beste Lehrmeister.
Noch eine Anmerkung sei gestattet: Meine Kritik an der „Jugend“ ziehe ich gerne zurück, wenn ich erkennen könnte, dass diesen Leuten klar ist, dass zu einem Schutz vor dem Klimawandel zumindest die Rückkehr zur Lebensweise meiner Elterngeneration gehört. Falls wir uns darauf einigen könnten, also ALLE Generationen, wäre schon viel gewonnen.
Keine Autos, und wenn, dann schwach motorisierte. Fahrräder, Öffentlicher Nahverkehr. Keine ständigen Flugreisen, Keine Handys. Weg von der Globalisierung, kein Alpenjoghurt im Supermarkt in Flensburg.
Das führt zu dem Schluss, dass wir unsere geliebte Marktwirtschaft eingrenzen, wahrscheinlich sogar überwinden müssen.

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Bosch-will-Brennstoffzellen-in-Serie-bauen-article20994153.html
Während VW neuerdings im Werk Salzgitter Geld in die Hand nimmt und eine eigene Fertigung von Akkus für Elektroautos anstrebt, investiert Bosch sein Geld lieber in die Entwicklung von Stacks für Brennstoffzellen. Die Begründung von Bosch hierzu ist interessant.
Kurz gesagt, hat die etablierte Konkurrenz aus Asien bei den Batteriezellen einen großen Entwicklungsvorsprung, dass sich die Zusammenarbeit mit dem kleinen schwedischen Hersteller der Stacks zur Umwandlung von Wasserstoff in Strom eher lohnt. Im Übrigen sieht Bosch die Zukunft des Autoantriebs langfristig eher bei der Brennstoffzelle.
Hier muss man einfach mal sehen, dass sich bei stärkerer Verbreitung die bislang dem Verbrennungsmotor gegenüber hohen Kosten mehr und mehr reduzieren. Und das dann ein Umstieg von Benzin auf Brennstoffzelle dank bestehender Infrastruktur der Tankstellen mehr Sinn macht, da kostengünstiger als über den Zwischenschritt Elektromotor.

https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Reform-Furz-4413769.html
Dieses wegweisende Interview kommentiere ich mal nicht. Ich empfehle es aber jedem, der da meint, das Fahrzeuge mit Elektroantrieb ein tragfähiges Konzept für die Zukunft darstellen könnte.
Ist es aber nicht, wie Mehmet Scholl in der Dacia Werbung immer sagt. Die Individualmobilität selbst ist das Problem, nicht die Sicherstellung desselben.
Aus dem Telepolis Forum vom 8.5.2019:
Alles zum Wohle des Umsatz-Plus!
Warum sich ein neues Mobilitäts-Konzept unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen und der Natur ausdenken, wenn man beschissene vorhandene Konzepte zur Umsatzsteigerung der Aktiengesellschaften nur ein wenig mit neuem Murks modifizieren muss?
Anstatt ne Vignette aufs Fenster kleben, fertig ist die Maut, wird in Deutschland ein Wald von Überwachungsanlagen betrieben, die Strom und Material verbrauchen - und so natürlich so hohe Betriebskosten haben, das keine Gewinne für den Steuerzahler übrig sind - eine hervorragende deutsche Innovation!
Anstatt die Güter von der Strasse auf die Schiene zu bringen, bringt man jetzt Schienen auf die Strasse (E-Oberleitungen für Hybrid-LKWs). Anstatt ein paar tausend Züge durch die Gegend zu jagen, jagt man 100.000 LKWs durch die Gegend - ob die dann E sind oder nicht, macht den Scheiß doch nicht sinnvoller!
Anstatt den ÖPNV konsequent zu elektrifizieren, geht man den Bürger auf den Sack und natürlich ans Portemonnaie, bleibt aber schön bei der Autostadt, nur jetzt mit E-Mobilen der Privaten - krank. Die dafür nötige Infrastruktur darf natürlich auch der Bürger bezahlen, beide natürlich - denn über Jahrzehnte werden weiter beide benötigt.
In den DB-Vorständen schickt man konsequent immer Auto-Lobbies, damit ja der Umsatz-Plus bei der Autoindustrie bestehen bleibt, zur Not immer höheren Subventionen aus Steuergeld.
Das ist wohl Kapitalismus 2.0 - der Kunde wird via Steuern zum Bezahler dieser Party, ohne Kunde sein zu wollen - das macht dann die Regierung als freundlicher Dienstleister der global aktiven Konzerne - jetzt gibts dafür noch ne CO2-Steuer on top, damit die Umsätze weiter stabil bleiben, auch wenn der naturverbundene Bürger sich mit Einsparungen und Verzicht müht, Zack kommt ungewollter mitfinanzierter Konsum der Gesellschaft dazu. Gesellschaften sind gemeinschaftliches Zusammenleben von Menschen und kein Selbstbedienungsladen von globalen Konzernen, verdammt!

https://www.heise.de/tp/features/Neuer-Wohntrend-Die-Zukunft-ist-Zugang-nicht-Besitz-4408024.html
Was für ein Grauen. Schöne neue Welt, Aldous Huxley lässt grüßen. Erfahrungs- statt Besitzökonomie lautet das Motto der Stunde. Laut Artikel zahlt man aktuell in San Francisco 3600,- Dollar Miete pro Monat für ein Zimmer. Dank „Podshare“ kann man jetzt in Los Angeles Schlafkabinen oder-kojen mieten – und das für „nur“ 1000 – 1400 Dollar pro Monat!
"Die Zukunft ist Zugang, nicht Besitz" so tönt es in der Werbebroschüre. Das passt der Wirtschaft gut in den Kram. In der modernen Arbeitswelt X.0 muss der Mitarbeiter flexibel einsetzbar sein. Besitz, jegliche persönlichen Gegenstände oder gar noch eine Wohnung stören da nur.
Und das Tolle ist: Die Leute finden das auch noch geil! Und zahlen freudestrahlend bis zu 1400 Dollar für einen Bettplatz im Mehrbettzimmer. Aber zur Bundeswehr will keiner – dabei hat man das dort sogar kostenlos bekommen!
Ich sach nur: Früher bekamen die Sklaven Kost und Logis gestellt.

Sonntag, 9. Juni 2019

Hartmudo: Verarsche bei der WM


Fast hätte ich es nicht mitbekommen: Am Freitag, 7. Juni, startete die Fußball WM der Frauen in Frankreich. Meine Löwin und ich sind natürlich vom Beginn an dabei, obwohl wir gerade MILA zu Besuch haben. Zu den Favoriten zählen die üblichen Verdächtigen USA, Japan, Brasilien und auch die neu formierte deutsche Frauschaft.
Die Französinnen, im Vorfeld ebenfalls im Favoritenkreis genannt, zeigten im Eröffnungsspiel gegen Südkorea eine starke Leistung und gewannen mit 4:0. Deutschland quälte sich Samstagnachmittag zu einem glücklichen 1:0 gegen das frühere Spitzenteam aus China. Im zweiten Samstagsspiel fuhren bei mir dann die Emotionen hoch, wie es sonst nur bei Eintracht geschieht.
Und das Ganze aus Ärger über mindestens eine „Fehlentscheidung". Spanien gewann dieses Spiel gegen den Neuling Südafrika zwar standesgemäß mit 3:1, aber der Begriff „Glück" hat in diesem Fall einen schalen Beigeschmack. Ich bin da eher geneigt, von Schiebung zu sprechen, wobei dies wahrscheinlich wohl doch nicht so ist. Es ist aber nun mal so, dass man so einer unseriösen Organisation wie der FIFA unter Infantino alles zutraut.
Zur Erklärung. Die Spanierinnen, im Vorfeld zum Geheimfavoriten erklärt, bestimmten von Beginn an das Spiel mit ihrem Tiki Taka. Südafrika offenbarte die erwarteten technischen Schwächen und kam spielerisch überhaupt nicht zum Zug. Deshalb versuchten sie es notgedrungen mit Kick and Rush.
Die Spanierinnen kriegten es vorne nicht gebacken und gingen ich in der 25. Minute folgerichtig mit 0:1 durch einen wunderschönen Heber von der Strafraumgrenze in Führung. Danach kämpften die „Banyana Banyana" wie eine Löwenmutter um ihr Baby und hätten in der 58. Minute fast das 2:0 erzielt. Die „La Roja" brachten außer dem überwiegenden Ballbesitz nichts zustande.
Bis ihnen die chilenische Schiedsrichterin in enger Zusammenarbeit mit dem (männlichen) Videoschiedsrichter in Paris zu Hilfe kam. Zwei Elfmeter wurden den Spanierinnen förmlich zugeschanzt, wobei der erste wohl wenigstens regelgerecht war. Der Abschluss zum 3:1 war am Ende nur noch Formsache.
kurz vor dem 3:1

Das 1:1 in der 70. Minute resultierte aus einem Handelfmeter. Hierbei schoss die Spanierin die Kapitänin der Banyana aus kurzer Entfernung an den Oberarm. Die Südafrikanerin hatte ihren Arm sicherlich nicht am Körper, was per Definition zum Elfmeter führen kann. Allerdings sollte man bedenken, dass Frauen andere Körperregionen schützen müssen als ihre männlichen Kollegen. Und dass die Südafrikanerin instinktiv ihre Hand vor die Brust hält und damit der Oberarm auch oben ist, sollte bei einer Efmeterentscheidung Berücksichtigung finden.
Wie gesagt, die Entscheidung geht wohl gemäß den Regeln in Ordnung, hat aber aus vorgenannten Gründen einen schalen Beigeschmack. Hier sollten die Granden der FIFA das Regelwerk schnellstmöglich nachbessern lassen.
Der zweite Elfer in der 83. Minute dagegen war ein richtiger Skandal. Die Abwehrspielerin aus Südafrika grätscht im Fallen nach dem Ball und schlägt ihn aus dem Strafraum. Ihr Bein schwingt bei dieser Bewegung natürlich durch. Das die Spanierin in den dann geschwungenen Fuß hineinläuft, ist garantiert keine Absicht. Und dass sich die Schiedsrichterin die Szene im Videobeweis nochmal genau anschaut, ist ebenso richtig.
Und während die Chilenin und der Videoschiedsrichter in Paris sich die Szene ein paar Mal zu Gemüte führen, wird eben diese Szene vier- bis fünfmal in der ARD wiederholt. Auch die Reporterin erkannte richtigerweise, dass dies kein Elfmeter gewesen war. Ich meine, viel eindeutiger geht es schon nicht mehr.
Als dann die Chilenin zur Überraschung des gesamten Stadions auf Elfmeter entschied, da kam uns nur das Wort „Schiebung" in den Sinn. Wie eindeutig soll es denn noch sein? Wenn es nach der einen Einstellung aus dem TV schon so klar zu sehen ist, wie kann man dann in Paris und auch als Schiedsrichterin so daneben liegen?
Hier sieht man den großen Nachteil des Videobeweises. Wenn trotz eindeutiger Bilder derart krasse Fehlentscheidungen getroffen werden, dann darf man sich nicht wundern, wenn da Schiebung unterstellt wird. Bei fehlendem Videobeweis hätte man eine Fehlentscheidung immer begründen können. So aber...
...bleibt für mich ein unangenehmes Geschmäckle. Selbst beim Frauenfußball geht es jetzt um viel Geld, da kann ich bei all den Skandalen im Fußball der letzten Zeit nicht mehr nur an einen unglücklichen Zufall glauben. So wurde die Banyana Banyana um den verdienten Lohn nach einer denkwürdigen kämpferischen Leistung um den verdienten Lohn gebracht. Diese Schiedsrichterin sollte bei der WM ausgeschlossen werden.
Schön bei der WM ist übrigens noch die megalange Werbung von Nike. Im Hintergrund des Clips über den Frauenfußball in aller Welt ertönt „Bad Reputation" von Joan Jett. Das passt wie Arsch auf Eimer zum gewollten Image des Sports. Leider wird dieses Image durch die unnötige Fehlentscheidung mit dem Geruch der Verarsche getrübt.

Samstag, 8. Juni 2019

H. Lecter: Alf


4
Falls ich mich jetzt wiederholen sollte, seht es mir nach, liebe Leute: Während all meiner Urlaube auf dieser wirklich schönen Mittelmeerinsel hatte ich Bier eher selten konsumiert. Das bevorzugte Getränk dort war nun einmal Wodka Lemon, ersatzweise Gin Tonic. Diese Klassiker der Schussgetränke konnten von den Barkeepern schnell zubereitet werden und waren dank eines großzügig bemessenen Anteils an Alkohol auch sehr beliebt.
Hinzu kam, dass in der beliebten Happy Hour am frühen Abend der Umsatz dank „Zwei zum Preis von Einem“ in die Höhe schnellte und ein Bedarf an Bier dank der hohen Schlagzahl, die man eher als Druckbetankung verstehen sollte, nicht vorhanden war. Während mich in späteren Jahren bei einem hohen Alkoholpegel zunehmend Freßattacken befallen sollten, konnte ich seinerzeit problemlos auf eine Bindungsmasse für all die Flüssigkeit verzichten. Um die 90 kg wog ich damals. Wäre schön, wenn ich gewichtsmäßig dort wieder hinkommen könnte. Aber zu Malle.
Wir hatten in unserem ersten Urlaub auf Malle, bei dem übrigens Buck noch nicht dabei war, einen prima Anlaufpunkt für uns gefunden. Der Laden nannte sich „Hofbrauhaus Latino“ und befand sich auf der nächsten Parallelstraße zur Strandpromenade, relativ in der Nähe zur Schinkenstraße, wo sich in späteren Jahren das gröhlende deutsche Mannsvolk und die hässlichen Deutschen treffen sollten.
Wir entdeckten diese Bar aus Zufall , als wir uns nach den Wirrungen des ersten Vormittags in der näheren Umgebung umschauten. Man muss sich das einfach mal vorstellen: Innerhalb weniger Straßenzüge zwischen den Balnearios 5 und 7 ging dort, im „deutschen“ Viertel, tierisch die Post ab. Insbesondere der Balneario 6 war in den 90ern tagsüber derart voll, dass man sich glücklich schätzen konnte, wenn man mit einer kleinen Gruppe von 5 Mann wie unserer einen Tisch ergattern konnte.
Dieses Glück hatten wir im „Ballermann“ 6 dann auch; Schnell war ein Eimer Sangria mit 5 Strohhalmen geordert. Für mich als norddeutsches Schattengewächs waren die hohen Temperaturen, die mich zum Tragen von Sonnenbrille und Baseballkäppi zwangen, im nüchternen Zustand nicht auszuhalten. Dennoch war ich wachsam genug, um nach den ersten Zügen aus dem Eimer zu registrieren, dass sich diese extrem süße Plürre aus billigem Rotwein, Orangensaft und einer ganzen Menge an kleingeschnittenen Früchten am nächsten Morgen wie ein Schraubstock um meinen Kopf legen würde.
Meine Mitstreiter sahen dies wohl anders; Klaus-Ewald konnte es egal sein, da er nur aus Solidarität ein wenig am Halm nuckelte. Ich jedenfalls stieg frühzeitig auf Wodka Lemon um. Max und Moritz ihrerseits kamen bezüglich möglicher Kopfschmerzen ebenfalls nicht in die Bredouille. Alf wurde seinem Ruf als Saufziege vollkommen gerecht und zog wie ein Verdurstender in der Wüste mit aller Kraft am Halm, so dass der Eimer schnell alle war.
Diese lange Erklärung zum Start in den Abend musste ich vorausschicken, bevor ich näher auf das Hofbrauhaus Latino eingehe. Denn Alf drückte beim Trinken das Gaspedal stets von Beginn an durch. Schnell erreichte er seine Betriebstemperatur und erwies sich dann sofort als große Stimmungskanone. Zudem zeigte sich dann auch stets weiblichen Reizen gegenüber aufgeschlossen. Bei all dem Lärm und Gewusel auf den Straßen im deutschen Viertel landeten wir dann eher aus Zufall im Latino.
Da es wohl noch früh am Nachmittag war, erwies sich der Schuppen als gästefrei. Als wir einen langen Gang hinter uns gebracht hatten und nach einer 180 Grad Drehung mitbekamen, dass wir den Innenraum quasi von der Rückseite des Hauses aus betraten, waren wir ob der gähnenden Leere doch überrascht.
Linkerhand befand sich eine kleine Bühne, auf der auch schon ein Schlagzeug und andere Instrumente standen. Eine Band war allerdings nirgendwo zu entdecken. Direkt vor dieser Bühne befand sich eine kleine, vielleicht 25 qm große Tanzfläche aus blankpoliertem Waschbeton. Eingezäunt wurde diese durch ein Holzgeländer, wie auch der Rest des Saales mit einem Holzfußboden ausgestattet war. Zur Straßenseite hin, also dem Eingang gegenüber, befanden sich großzügige Stehtische. Dort schlugen wir unser Lager auf.
Eine junge deutsche Kellnerin kam sogleich auf uns zu und lächelte uns gewinnbringend an; fragte uns nach den Getränkewünschen. Diese Frau war schlank und ausnehmend attraktiv, so dass bei Alf der Jagdinstinkt geweckt wurde. Sicherlich hatte sie dank des bezaubernden Lächelns unser aller Herz erobert, aber Alf, ein Charmeur alter Schule, zeigte sich von seiner besten Seite. Dazu hatte er sich vor Aufbruch in diesen Abend bereits ordentlich mit Parfüm eingedieselt.
Tabac Original war sein After Shave, welches er dermaßen stark aufzutragen pflegte, dass jeglicher Schweißgeruch übertüncht wurde. Wobei… sich im Sommer das Parfüm mit dem Schweißgeruch zu verbinden pflegte, was in Verbindung mit seiner behaarten Brust bei der Damenwelt durchaus auf Interesse stieß.

Dienstag, 4. Juni 2019

Hartmudo: Vitalium


9
Pocke recherchierte während des Mittagessens wieder einmal im Netz und entdeckte ein interessantes Buch. „Basenfasten für die Gelenke“ von der Basenfasten Päpstin Katharina Wacker. Die Beschreibung zu dem Buch klang dermaßen gut, dass ich mich spontan entschloss, dieses Buch noch am selben Tag in der örtlichen Buchhandlung, dem Buchwichtel, käuflich zu erwerben.
Anschließend standen wider die Heuwickel für Pocke und meine Löwin an; Patti hatte sich von den Wickeln verabschiedet. War nicht ihr Ding. Für mich brachte der Heuwickel die Gelegenheit, noch etwas weiter zu schreiben. Insgeheim fasste ich aber den Entschluss, mir das Buch noch schnell zu kaufen.
Leider machte der Buchwichtel erst um 14.30 Uhr wieder auf - hier gibt es noch eine Mittagspause im Handel! Meine Mitstreiter wollten nach dem Wickel erst einmal ruhen und sich dann melden. Nun rief mich Pocke bereits um 14.00 Uhr an, so dass ich mich doch nicht aufmachte, um das Buch zu kaufen.
Meine Löwin hatte bereits mittags geäußert, dass sie sich nach dem Heuwickel eventuell hinlegen würde. Wir sollten nicht auf sie warten. Deshalb ließ ich sie zufrieden und holte Pocke und Patti alleine ab, um zusammen mit Cooper Gassi zu gehen. Wir kamen nicht weit, genauer gesagt bis zur Brauergasse vor der Fußgängerzone, als sich meine Löwin meldete. Wir sollten nicht auf sie warten, weil sie erst noch zur Apotheke und anschließend bei Rossmann nach dem rechten sehen wollte. Wenn sie dort durch wäre, würde sie uns wieder anrufen.
So gingen wir also alleine weiter. Vorbei am Kurpark und der Kurhalle gingen wir über die Scholmwehr-Brücke auf die andere Seite der Oder und auf dem Trampelpfad entlang der Oder bis zum Revita Wellness Hotel, einem riesigen Schuppen, an dem der Kurpark endet. Dahinter befindet sich das Vitamar, ein großes Spaß- und Erlebnisbad, das wir während unserer Fastenkur eigentlich noch besuchen wollten. Dahinter wäre noch das Panoramic, das hässlichste Gebäude des gesamten Harzes, und natürlich noch die Odertalsperre. So weit zur Orientierung.
Kurz vor dem Revita fing es auf einmal an zu hageln, so dass wir über die kleine Brücke beim Revita die Oderseite wechselten und dann auf der stadtzugewandten Seite der Oder über den Kurpark zurückgingen. Auf dem Weg lernte Cooper noch einen netten Freund kennen, einen richtig großen Löken, der mit seinem Frauchen spazieren ging. Beide jagten sich unangeleint über die Wiese und den Weg, dass es eine Freude war.
Der Hagelfall wurde immer stärker, deshalb flüchteten wir uns ins Kurhaus, wo wir zufälligerweise am Schmuckverkauf vorbei kamen. Pocke blieb wieder mal vom Glück verfolgt - Patti wollte keinen Schmuck geschenkt bekommen. Anschließend gingen wir zum Vitalium zurück.
Auf dem Weg dorthin trennten wir uns jedoch, weil ich nun doch einmal nach meiner Löwin schauen wollte. Und während Cooper mit Frauchen und Herrchen zurück in ihr Appartement gingen, ging ich in die Fußgängerzone hinein. Vor dem Buchwichtel blieb ich stehen und rief meine Löwin an.
Ich hätte mir das Buch übers Basenfasten auch gleich kaufen können, aber erst einmal... Sie befand sich am anderen Ende der Fußgängerzone, bei Rossmann. Da ging ich dann gleich einmal hin, nicht das sie da gleich wieder weg war. Irgendwo zwischen den Regalen fand ich sie dann, auf der Suche nach basischen Lebensmitteln und auch Bittersalz, denn wir wollten das Fasten nach dieser Woche zu Hause fortsetzen.
Meine Löwin hatte sich vor Rossmann bei Rudolphi, dem ersten Haus „am Platz“, mit Blusen eingedeckt und befand sich gerade in Kauflaune. Gerne ließ ich mich anstecken und wir kauften Buchweizen und ähnliche Leckereien, mit denen wir uns in eine basisch betonte Ernährung befeuern wollten.
Ich erzählte meiner Löwin von meinem Vorhaben, ein Buch über basische Ernährung zu kaufen. Begeistert folgte sie mir anschließend in den Buchwichtel, wo wir dieses Buch zu kaufen gedachten.
Wie zu erwarten war, hatten sie gerade dieses Buch nicht, dafür jedoch andere aus der Feder von Katharina Wacker. Daher kauften wir „Basenfasten für Eilige“ und gingen ins Vitalium zurück. „Für Eilige“ - das klang schon nach „wie für mich gemacht“.
Da es noch etwas Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken galt, brachten wir nur schnell unsere Jacken in die Zimmer und setzten uns dann in den Aufenthaltsraum am Treppenaufgang, um noch ein oder zwei Partien Take Five zu spielen.
Dann war es Zeit zum Abendessen, Pocke und Patti hatten sich noch etwas ausruhen können. Erneut stand lediglich ein Gemüsesaft an meinem Tisch, die zwei Orangenspalten und eine Portion Honig atmete ich zur Ergänzung gerne ein. Hierzu schraubte ich mir das Bittersalz ein, was mich um 19.00 Uhr ins Zimmer zwang.
An diesem Abend waren wir alle sehr angespannt von dem Vormittagsprogramm gewesen, so dass wir alle einen ruhigen Abend vor dem Fernseher verbringen wollten. Das brachte uns einen gemütlichen Pärchenabend. Meine Löwin kam kurz vor 20.00 Uhr in mein Zimmer zum TV Abend vorbei.
Ich machte es ihr so bequem wie möglich, aber die neue Serie „der Bulle und das Biest“ auf SAT1 war trotz des etwas größerem Schirms in meinem Zimmer sehr langweilig und damit zu schlecht. Zu den Ernährungsdocs auf NDR3 ging meine Löwin auf ihr Zimmer, auch weil sie sehr müde von diesem Tag war.
Ich ging dann nur noch aufs Klo, um einen Strahl an Flüssigkeit loszuwerden. Danach las ich noch bis halb Elf, um dann die Maske zur Nacht anzulegen und bis zum nächsten Morgen einzuschlummern.

Samstag, 1. Juni 2019

Hartmudo: Vitalium


8
An diesem Morgen ging es darum, mit Gymnastikbällen zu jonglieren. Hier war Koordination und Körperbalance gefragt. „Hoffentlich sieht mich keiner von meinen Kumpels“ dachte ich nur. Rhythmische Sportgymnastik war ja mal olympisch - allerdings ohne Herrenwettbewerb. Wer das einmal im Fernsehen gesehen hat, weiß auch warum. Wenigstens war diese knappe halbe Stunde leidlich anstrengend. Dennoch werde ich am nächsten Morgen wieder dran teilnehmen, weil da Bürogymnastik (mit einem Stuhl ohne weitere Hilfsmittel) angesagt war. Pocke wollten wir auch dazu überreden.
Den trafen wir im Anschluss beim Frühstück. Karottensaft und Tee für die Heilfaster, während Patti... nein, ich esse die Reste von ihrem Brei jetzt nicht auf... Pocke zeigte doch tatsächlich Interesse an der Gymnastik. Wegen des Bürodingens. Das fand ich richtig gut, da würde ich mich zumindest nicht allein zum Horst machen.
Während meine Mitstreiter noch lässig den Tag planen konnten, musste ich nach einer knappen Viertelstunde schon wieder los. Nein, nicht aufs Klo! Ich musste mich wieder umziehen, da gleich ein Wechselarmguss um 9.00 Uhr anstand. Hektisch begab ich mich in mein Zimmer und zog den Bademantel an. Sonst ließ ich alles weg bis auf die Büchse. Danach fuhr ich mit dem Fahrstuhl in den Keller, wo ich bereits in Bad 2 erwartet wurde.
Zunächst setzte ich mich vor dem Gang zu diesen beiden Bädern auf einen Stuhl vor dem Becken mit kaltem Wasser. Diese Becken kenne ich schon aus verschiedenen Spaßbädern. Das ist Kneipp: Bis zu den Knöcheln im eiskalten Wasser herumlaufen. Soll ja gut für die Durchblutung sein.
Eine Dame, die gerade aus Bad 2 (dem hinteren) herauskam, machte mich darauf aufmerksam, dass man sofort ins Bad rein gehen sollte. Aufrufen ist nicht. Wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre mir diese unnütze Wartezeit erspart geblieben.
Im Bad 2 befanden sich links und vorn rechts an den Wänden giftgrüne Wasserbecken, um darin Hände, Füße oder was auch immer zu versenken, heiß oder kalt, egal. In der rechten hinteren Ecke konnte ich einen grauen Vorhang erkennen, der eine vielleicht 2 x 2 Meter messende Fläche vor neugierigen Blicken schützte.
Das würde also mein Ziel sein. Ein älterer Herr war gerade fertig geworden und zog seinen Bademantel wieder an. Er ging weg und eine rundliche Mittfünfzigerin lugte hinter dem Vorhang hervor. Die Bademeisterin mit dem weißen Kittel begrüßte mich freundlich und bat mich heranzutreten.
Nach dem Ausziehen des Bademantels musste ich mich über ein Gestell nach unten beugen. Dabei hielt ich zwei Griffe, so dass meine Arme für die Bademeisterin frei zugänglich waren. Sie erklärte mir kurz das Kneipp-Prinzip: Sie würde meine Arme abwechselnd mit heißem und kalten Wasser begießen, that`s it!
Und ab dafür! Sie nahm einen langen Gummischlauch, aus dem mit wenig Druck ein Wasserstrahl hinausschoss, und begoss so meinen rechten Arm mit heißem Wasser. Von unten nach oben, dann wieder runter.
Danach folgte der rituelle Monolog der Bademeisterin: „Einatmen...“ - sie schaltete das Wasser von heiß auf kalt - „und aus - at - men...“ Ich tat wie geheißen und atmete erschrocken aus, als sie mit dem eiskalten Wasser meinen Arm zweimal rauf und runter fuhr. Es folgte der andere Arm, dann eine Wiederholung des Ganzen und vorbei war der Wechselarmguss.
Also angenehm war das jetzt nicht gerade, doch es ist immer wieder schön, wenn der Schmerz nachlässt. Freudestrahlend verabschiedete sich die Bademeisterin von mir und freute sich offenbart auf den nächsten Morgen, an dem ein Knieguss angezeigt war. Ich konnte es kaum erwarten!
Draußen vor dem Kaltwasserbecken zum Waten traf ich Pocke, dem ebenfalls ein Wechselarmguss bevorstand. Er war etwas früher erschienen, so dass wir noch etwas quatschen konnten, bevor er in die Folterkammer musste. Planen konnten wir erst ab Nachmittags, da alle außer mir nach dem Mittagessen noch einen Heuwickel bekommen würden. Spazierengehen mit Cooper war angesagt.
Nun hatte ich tatsächlich etwas Zeit zur freien Verfügung, bevor ich zur ersten Massage musste. Das passte mir gut, denn in der Zeit konnte ich gleich wieder etwas schreiben, bis um 10.20 Uhr mein Massagetermin anstand. Wieder im Bademantel, begab ich mich in den ersten Stock, wo im „Hamamelis Raum“ - unscheinbar vor dem Eingang zum Schwimmbad - meine Massage erfolgen würde.
Meine Löwin war direkt vor mir dran und war sehr zufrieden mit dieser Anwendung. Ich klappte mein Buch zu und verabschiedete die beste Ehefrau von allen bis zum Mittagessen. Bis dahin wollten wir beide ruhen, war ja schon anstrengend genug, der Vormittag.
Beim Hineingehen erwartete mich wieder eine Mittfünfzigerin mit Brille, die mich auch nach dem Ausziehen des Bademantels auf die Liege bat. Den Kopf steckte ich in die dafür vorgesehene Öffnung in der Liege, wo ich durch ein Handtuch atmen musste, was etwas unangenehm war.
Ganz und gar nicht unangenehm verlief dann die Massage. Mach kurzer Zeit stellten wir beide unseren Small Talk ein, was sicherlich in unserer beiden Sinne war. Als Quasselstrippe würde ich die Masseurin wirklich nicht bezeichnen. Dafür war die Massage 1A. Nicht so kräftig, dass man hinterher einen Muskelkater bekommt, aber auch keine Thaimassage. Genau richtig also.
Nach 20 Minuten war sie fertig und ich gut entspannt. Wie auf Wolken ging ich in mein Zimmer zurück, um etwas zu lesen, ließ das aber sein, weil ich hundemüde war und mich ganz profan aufs Bett knallte, um eine Runde zu schlafen.
Friedlich döste ich so vor mich hin, als es urplötzlich gegen halb Zwölf an der Tür klopfte. Schlaftrunken erhob ich mich und öffnete die Tür. Steht da doch tatsächlich Narumol aus „Bauer sucht Frau“ vor mir! Wenigstens sah sie so aus. Sie wollte mit ihrem thailändischen Kollegen mein Zimmer sauber machen.
Ich hatte nichts dagegen und ließ die Beiden in meinem Zimmer gewähren. Und während Narumol den Fußboden wischte und der Mann im Klo klar Schiff machte, hockte ich in aller Seelenruhe in Unterwäsche am Schreibtisch und las die Nachdenkseiten im Netz. Bei solchen Gelegenheiten bin ich bekanntlich schmerzfrei.
Wieder war es Zeit für das Mittagessen. Diesmal hatten wir Heilfaster Grund zur Freude, denn wir bekamen eine leckere Fastensuppe zu der Teekanne mit Anis Fenchel Kümmel. Bei der Suppe handelte es sich nach übereinstimmender Meinung um eine Mischung aus Kürbis und Möhre, könnte aber auch irgend etwas anderes gewesen sein. Egal, sie war lecker. Für Patti gab es gedünstete Gemüseschnitze mit Kräutersoße. Wieder aß sie ihre Köstlichkeit nicht auf, weil es ihr magenmäßig nicht so gut ging.