Dienstag, 27. Juni 2023

Hartmudo: Scheiß Urlaub 1/3

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Der Donnerstag (22. Juni) fing morgens schon gut an. Vorletzter Tag vor dem Urlaub und bereits nach wenigen Minuten im Büro wurde ich gleich griffig. Meine Vertreterin Melissa wird noch weitere ein bis zwei Wochen krank sein und das Home Office soll unterbleiben, bis die IT die Probleme mit Lissa (die Software zur Sachbearbeitung) gelöst haben wird.
Diese Maßnahme des Arbeitgebers kann ich allerdings nachvollziehen, denn ohne Lissa könnte ich im Homeoffice lediglich Internetrecherche betreiben. Da trifft es sich gut, dass ich ab nächster Woche zweieinhalb Wochen lang im Urlaub verweilen werde. Mich aufregen kann ich dann immer noch, wenn ich wieder im Büro sitze und feststellen sollte, dass Home Office immer noch nicht möglich ist.
Das kriege ich sogar ganz gut hin, da haben Psychopharmaka sowie die psychologische Betreuung durch APP offenbar gut angeschlagen.
In der Folge jedoch wurde meine Geduld leider auf eine harte Probe gestellt. Hier ein dringender Anruf, dort eine wichtige Post... Das, was ich am Vortrag im Homeoffice machen wollte und nicht machen konnte, lag immer noch vor meiner Nase, weil ich mehrere Sachen sofort erledigen musste.
Um 11 Uhr war eine kurze Besprechung angesagt. Kurz davor wollte ich die Sachen aus dem Homeoffice endlich angehen. Die Folgeanträge für Melissa! Ich ging in ihr Büro, um die benötigten Akten zusammen zu sammeln und musste feststellen, dass exakt diese Akten nicht mehr im Regal hingen.
Und siehe da: eine andere Kollegin hatte diese Akten bereits zwei Tage zuvor mit in ihr Büro genommen, um nach Rücksprache mit den anderen Mitgliedern meines Mini-Teams die Folgeanträge zu bearbeiten. Eigentlich hatten wir uns darauf geeinigt gehabt, dass ich allein die Vertretung für Melissa übernehme, weil sich die anderen beiden Mitglieder des Mini Teams um die Post von Kollegin Cleo kümmern wollten.
"gut gelaunt" in den Feierabend
Irgendwie hatte die Mannschaft wohl vergessen, mir dies auch mitzuteilen. Nicht dass ich dagegen gewesen wäre - ganz im Gegenteil - aber irgendwie fühlte ich mich übergangen, ja sogar ausgeschlossen.
Unwillkürlich musste ich an die schlimmen Vorgänge vor 37 Jahren (Oh Mann, so lang her!) beim Straßenbauamt Hildesheim denken, als ich während der Probezeit entlassen wurde und feststellen musste, dass die Kollegen meine Post ohne mein Wissen bearbeitet hatten.
So etwas nennt man Deja Vu und die kurze Besprechung war nur 10 Minuten entfernt. Wie sollte ich nun reagieren? Das Klo beschmutzen, wie vor 37 Jahren? Dazu fehlte mir jetzt leider die Zeit und überhaupt: Dank APP bin ich da inzwischen weiter.
Ich blieb ruhig, da ich den Grund für das Verhalten meiner Kollegin nicht kannte und eine unnötige Explosion vermeiden wollte. Genau richtig, wie ich dann in der Besprechung feststellen durfte. Als es darin um die Vertretungsregelung der nächsten Wochen ging, sprach ich die Kollegen, welche die Akten genommen hatte, direkt an.
Ich sagte ihr, dass es gut gewesen war, dass das Homeoffice am Vortag nicht funktioniert hatte. Denn dann wäre ihre Arbeit mit den Folgeanträgen vergebens gewesen, da ich dies am Vortag bereits erledigt gehabt hätte. Auf diese kleine Spitze ging sie gar nicht erst ein und verwies auf die anderen beiden Kollegen, mit denen Sie dies abgesprochen hatte.
Sie fühlte sich wohl persönlich angesprochen, obwohl ich explizit erklärt hatte, dass dies eigentlich gar nicht schlimm gewesen war. Mit jener Aussage wollte ich eigentlich den Druck rausnehmen, aber wer „Achtsam morden" gelesen hat, erkennt auch meinen Sarkasmus.
Schön in diesem Zusammenhang war anschließend auch ihre schnippische Bemerkung, warum man die Folgeanträge nicht im Homeoffice machen sollte, da es besser sei, dabei in die Akte zu gucken. Ich kommentierte dies nicht, um eine Eskalation zu vermeiden.
Sich bei so einem Thema an der Schuldfrage abzuarbeiten ist absolut sinnlos. Denn jeder von den Kollegas hatte gute Gründe, warum sie nichts dafür konnten. Zumal ich bei meiner Selbstreflexion vor der Besprechung noch daran erinnern konnte, dass mir die Kollegin aus meinem Mini-Team ihre Hilfe bei Melissas Folgeanträgen angeboten hatte. Dieses Angebot wollte ich eigentlich diese Woche annehmen, falls ich es vor dem Urlaub nicht mehr schaffen sollte. Dank des kaum möglichen Home Offices dieser Tage war das ja wohl auch der Fall.
Egal also - am Nachmittag machte ich meine eigenen Folgeanträge und schwitzte in der Sauna meines Büros so vor mich hin. Unzufrieden stand ich dann am Feierabend an der Bushalte, weil ich weniger geschafft hatte, als ich es mir vorgenommen hatte und darüber hinaus die Unwetterwarnung eine Fahrt mit dem Zug ausschloss.
Draußen geht die Welt grad unter
Mit Recht, wie ich eine Stunde später in Braunschweig feststellen musste, als dank eines Starkregens und Gewitters die Welt unterging. Unter den Kolonnaden am Steinweg musste ich über eine halbe Stunde lang ausharren, bis endlich mein Bus Richtung Lehndorf um die Kurve beim Theater angeschlittert kam.
Währenddessen flossen armdicke Äste in dem entstandenen reißenden Strom Richtung Rathaus vorbei. Da hatte ich mich kurzfristig entschlossen, das jetzt Schluss mit lustig war und ich ein Bier in einer Kneipe trinken musste. Immer diese Scheiße vor dem Urlaub! Je - des - mal ! Da sollte ich endlich mal Skills setzen, um mit diesem Stress umzugehen.
In den letzten Monaten hatte ich mir den Alkoholkonsum verkniffen und bin Schwierigkeiten oder Probleme nüchtern angegangen. Das war sicherlich auch richtig, jedoch war mir jetzt nach Schapernack zumute. Als ich dann endlich an der Hildesheimer mit dem Bus angekommen war, ging ich auch schnurstracks zum Hotel Heyer hinüber.
Leider war das Restaurant geschlossen, ein gezapftes Pils konnte ich mir somit abschminken. Da blieben mir nur noch die letzten drei Flaschen Wolters zu Hause - gut kalt aus dem Kühlschrank. Mit meiner Löwin guckte ich noch „the Consultant" zu Ende, danach setzte ich mich vor meine Musikbox am PC und endete bei dem dritten Bier mit Family 5 aus den Kopfhörern.

Dienstag, 20. Juni 2023

guterPlatzzumBiertrinken: Bienrode

Sonntag, 4 Juni. Dank meines Fahrradunfalls Anfang Januar befand ich mich knapp ein Vierteljahr lang nicht im Sattel. Erst so ganz langsam gewöhnte sich mein Popo wieder an den gepolsterten Sitz, zusätzlich kamen auch noch diverse Arztbesuche oder andere Aktionen dazwischen, so dass ich erst an diesem Sonntag die Muse fand, im neuen Jahr eine schöne Tour mit einer anständigen Pause anzugehen.
Hierbei durfte ich mich über sommerliches Wetter freuen, die Regenjacke war obsolet. Zur Sicherheit vor einer Panne pustete ich vor Fahrtantritt noch etwas Luft in meiner Reifen, auf dass ich keine böse Überraschung erleben möge. Mindestens genauso wichtig ist natürlich die bessere Straßenlage, weil ein fester Reifen Stöße durch Schlaglöcher besser abfedern kann.
Ach so, eine weitere Neuigkeit fällt mir jetzt noch ein: Dank des Unfalls bin ich ab diesem Jahr nur noch mit Fahrradhelm unterwegs. Keine 20 € bei Lidl - sondern 14,95 €, dafür aber mit Lüftungsschlitzen und sogar einer zuschaltbaren Lampe am Hinterkopf.
Fehlt ja nur noch das Ganzkörperkondom, magst du jetzt spotten. Aber ich sage Dir eins: Falls du mal einen Fahrradunfall mit gebrochener Nase und Handgelenk erlebt haben solltest, wirst auch Du nur noch mit Fahrradhelm fahren wollen.
Hinter der Autobahn
So ging es nach dem Mittagessen frohgemut los in Richtung Bienrode. Dieses Fahrziel hatte ich mir schon Wochen vorher auserkoren, als wir durch diesen Ortsteil mit dem Auto durchgefahren waren. Bienrode ist einer der Ortsteile, den ich quasi gar nicht kenne.
Und bereits an der Roggenmühle begegnete mir ein erstes Highlight. Auf der anderen Seite der Ampel war mir eine Radfahrerin aufgefallen, die eine FFP2 Maske trug. Krass, dachte ich mir, aber hey, lieber zu viel Schutz als zu wenig, oder? Nein natürlich nicht. „Diese Corona-Nazis sterben doch nie aus", dachte ich stattdessen nur.
Und solange mich niemand mehr in die rechte Ecke aufgrund meiner politischen Meinung stellen will, sollen die Leute so rumlaufen, wie sie glücklich sind. Weiter auf dem Ringgleis fahrend, vergaß ich diese kleine Anekdote ziemlich schnell und motivierte mich mit der Aussicht auf eine schöne Tour.
Nach kurzer Zeit erreichte ich schließlich die Siedlung Lampadiusring. Während meiner Genesungsphase hatte ich die Gelegenheit genutzt, mir dieses große Neubaugebiet näher anzusehen. Und an diesem Sonntag war ich darüber hinaus umso erstaunter, dass diese Siedlung dank neuer Hochhäuser mittlerweile fast an das Ringgleis heranreicht.
Gleich daneben die Brücke


Falls Ihr es noch nicht kennen solltet, kann ich euch versichern, dass sich beim Durchfahren dieser Siedlung leicht das Gefühl einschleicht, sich in einer Art Fahrradlabyrinth zu befinden. Meine Güte, hier waren früher Schrebergärten oder auch nur freie Brachfläche. Ich werde mir die Siedlung am Lampadiusring auf einer der nächsten Touren noch einmal anschauen müssen.
Heute aber ließ ich die Siedlung hinter mir und bog am Bienroder Weg Richtung Norden ab. Die Kralenriede sollte mein erstes Zwischenziel darstellen. In dem dort befindlichen Seniorenstift hatte meine Schwiegermutter bis zu ihrem Tod gelebt; Die im Anschluss weiterführende Ringstraße wollte ich einmal umfahren, um anschließend die Schleife nach Bienrode zu ziehen.
Jedoch zog sich die Strecke um einiges in die Länge. Gleichförmig folgte ein Haus nach dem nächsten, ehe ich mich entschließen konnte, umzudrehen und mein Glück in einem Seitenweg zu suchen. Der Parnitzweg führte mich in ein vollkommen unbekanntes Terrain - mein Mund war vor Erstaunen weit geöffnet.
Auf Schotterwegen bewegte ich mich in ein Waldgebiet hinein. Rechts neben und über mir befand sich die A2, welche sich alsbald dank eines Tunnels auf die linke Seite wechselte. Zu meiner großen Freude begegnete ich unterwegs so einigen Spaziergängern - dieses mir unbekannte freie Gelände zwischen Kralenriede, Bienrode und Wenden werde ich auf alle Fälle mit meiner Löwin näher erkunden müssen.
Zwei niedliche Holzbrücken über die Schunter sowie ein wahrscheinlich über 100 Jahre altes Kopfsteinpflaster, welches gerade noch so erkennbar ist, machten das Teilstück dieser Tour namens Schunteraue zu einem unvergesslichen Erlebnis. Ich fühlte mich wie ein echter Entdecker, der neue Wege erkundet.
Nach der letzten Brücke radelte ich über einen umgebauten Bauernhof auf die Hauptstraße in Bienrode. Nach dem forcierten Geländeritt war ich noch so geflasht, dass ich durch Bienrode einfach nur durchrauschte und in Wenden das Eiscafe Cristallo aufsuchte.
Der Eierlikörbecher
Dort gönnte ich mir eine Pause mit einem Latte Macchiato, blickte in die Eiskarte und wurde nicht enttäuscht! Der Eierlikörbecher war ein Traum und hatte mich in den siebten Eishimmel befördert! Nach dieser köstlichen Pause ging es weiter durch die Lincolnsiedlung und Rühme.
Ich genoss die frische Luft und die wunderschöne Landschaft. Und als ich schließlich den Ölper See erreichte, war ich vollkommen entspannt und glücklich. Gerade die Woche zuvor glänzte mit Aktionen wie Geburtstagen (der Lange!), einer Doppelkopfrunde oder einem Grillabend. Heute hatte ich endlich einmal durchschnaufen können.
Da muss ich in Zukunft besonders darauf aufpassen, dass ich es nicht mit allzu viel Aktivitäten übertreibe. Die restliche Strecke nach Hause war dann ein Kinderspiel. Ich fühlte mich wie ein echter Profi auf dem Fahrrad und konnte die Strecke mühelos bewältigen. Und als ich schließlich zu Hause ankam, war ich ein bisschen traurig, dass das Abenteuer schon vorbei war.
Aber ich weiß, dass ich jederzeit wieder auf mein Fahrrad steigen und neue Orte in Braunschweig erkunden kann. Dies war heute eine Tour, welche sich lohnt und die man jederzeit wiederholen kann.

Montag, 12. Juni 2023

Contramann: kurz gesehen im Juni

https://taz.de/Besetzung-russischer-Ortschaften/!5933437/
Unglaublich, ein Artikel wider dem Mainstream in der TAZ! Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Worum geht es?
Ende Mai überquerten wohl russische Dissidenten die ukrainisch-russische Grenze und beschossen und besetzten kurzzeitig russische Dörfer. Laut Selenskyi hatte die Ukraine nichts mit diesem Angriff zu tun gehabt - der Autor dieses Artikels glaubt dies aber nicht und findet eine Offensive der Ukrainer nur als logischen Schritt.
Ich sehe das im Großen und Ganzen auch so. So manch kriegsmüder Ukrainer ist sicherlich erfreut über einen kleinen Erfolg der schon lange angekündigten Offensive der heroisch kämpfenden ukrainischen Armee. Und dass russische Oppositionelle mit einer ukrainischen Fahne so eine militärisch offensichtlich unsinnige und wenig erfolgversprechende Aktion starten, halte ich auch für unwahrscheinlich.
Doch „zum Glück“ ist die woke Leserblase wachsam und schäumt vor „ehrlicher“ Empörtheit in den Kommentaren. Dieses Geifern und Wüten ist entlarvend für die mittlerweile stramm „auf Linie“ gebürsteten Salonlinken, deren Sprachrohr die TAZ eigentlich ist.
Daher „Gimme Five“ für Bernhard Clasen, dem Autor dieses Artikels.

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173377.vierte-gewalt-medien-im-ukraine-krieg-staatswohl-geht-vor-aufklaerung.html
Passend jetzt ein Link, der die aktuelle Medienlandschaft in Deutschland beleuchtet. Und in dem die Autorin Renate Dillmann auch gleich zwei Eigenarten der deutschen Volksseele benennt, dank derer die bekanntermaßen stark ineinander verzahnten großen Medienkonzerne die öffentliche Meinung in ihrem Sinne lenken können.
Da ist zum einen der tiefsitzende Hass auf „die Russen.“ Und selbstverständlich tendiert der „Deutsche“ gerne zur Schwarz-Weiß Malerei: Einer muss Schuld sein, und zwar an allem. Das ist in diesem Fall selbstverständlich Putin, der zum Antichrist aufgeblähte russische Staatspräsident. Und „wir“ sind die Guten (gaanz wichtig!), helfen nur aus reiner Nächstenliebe.
Deutschland rüstet die Bundeswehr zur drittstärksten Armee der Erde auf (zumindest was die Kosten angeht), liefert Waffen zur Verteidigung der ansonsten unterlegenen Ukraine (wodurch das Töten und Leiden in der Ukraine lediglich verlängert wird - ohne Aussicht auf einen Sieg der Verteidiger) und ruiniert letztendlich dank der Sanktionen die eigene Wirtschaft (während Russland sich wirtschaftlich Asien erfolgreich annähert).
Die Dämonisierung des „Regimes Putin“ - allein dieses ist ein Beispiel für die beabsichtigte Meinungsbeeinflussung und erinnert an Orwell - ist in den Medien allgegenwärtig. Richtig eklig fand ich den Auftritt der Politologin Florence Gaub, die sich im März 2022 bei Lanz zu der Behauptung verstiegen hatte, „dass Russ*innen im »kulturellen Sinn« keine Europäer seien, »auch wenn sie europäisch aussehen.“
Mehr Rassismus geht kaum. Da hätte ein Aufschrei durch die deutschen Medien gehen müssen, welche ansonsten ja immer gegen Rechtsradikale vorgehen und Worte wie Zigeunerschnitzel, Negerkuss usw. scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Immer geht es nur um Kriegsverbrechen der russischen Truppen - als ob die Ukrainer ihre Feinde nicht brutal und grausam bekämpfen würden. Dass Weglassen von unerwünschten Nachrichten und Überbetonung der „genehmen“ Ereignisse hat Methode und ist eigentlich für jeden, der sich ab und an die Mühe macht, einfach mal nachzudenken oder die News kritisch zu hinterfragen, leicht zu erkennen.
Aber es ist ja einfacher, kritiklos Spiegel oder der Tagesschau zu vertrauen. Eine derartige Einstellung sollte jedoch für einen intelligenten Menschen unwürdig sein.

https://paulbrandenburg.com/offener-brief/offener-brief-an-herbert-groenemeyer/
Der offenen Brief des (ehemaligen?) Schlagzeugers von Konstantin Wecker an Grönemeyer zeigt noch einmal ein weiteres Ärgernis sowohl der Coronazeit als auch der aktuellen Kriegshysterie auf. Die meisten der etablierten Künstler - ob Musiker, Schauspieler oder Autoren etc. - hatten sich schnell hinter der vorherrschenden Meinung verschanzt.
Ob sie dies aus Angst vor Ausgrenzung oder finanzieller Einbußen getan hatten, ist sicherlich von Hand zu Hand unterschiedlich, jedoch irgendwann irrelevant. Zumal viele von diesen Prominenten die Gelegenheit nutzten, sich durch Verunglimpfung von Kollegen, die jenes Spiel nicht mitmachen wollten, hervorzutun.
Und hier war Grönemeyer ganz vorne dabei. Der Appell, seine Äußerungen dahingehend zu überprüfen, ob sie vielleicht doch voreilig und falsch waren, dürfte ungehört verhallen. Denn so ist der Mensch ja nicht gestrickt, dass er Fehler zugeben kann.
Denn der Mensch ist nicht Mensch, weil er sich an dem Inhalt des Songs „Mensch“ von Grönemeyer orientiert, sondern weil er immer auf den eigenen Vorteil bedacht ist und notfalls Andersdenkende an den Pranger stellt. Herr Biedermann lässt grüßen.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Samstag, 10. Juni 2023

Hartmudo: ChatGPT

Zum Schreiben meines Blogs hatte ich mir vor ein paar Jahren das Softmaker Office aus Nürnberg zugelegt, um eine optimale Kompatibilität zwischen Android Geräten und meinem Windows Rechner zu erreichen. Zur Zeit nutze ich das Abonnement Modell - jetzt haben sie Softmaker Office 2024 angekündigt.
Die wohl interessanteste Neuerung dürfte die Implementierung von ChatGPT sein, auch wenn es sich lediglich um die Gratisvariante handeln dürfte. Habe ich hier endlich eine willkommene Unterstützung zum Aufblähen meiner Texte erhalten?
Ich habe mir mal den Spaß gemacht und eine Reihe von Stichworten in den entsprechenden Teil der App eingegeben und einen „langen“ Text unter zwei von vier möglichen Autotext-Formen formulieren lassen. Und so schaut das aus:
Stichworte zum Erstellen des Textes:
Radfahren in Braunschweig, spät am Mittag losgefahren, Radfahrerin mit FFP2-Maske krass, Siedlung Lampadiusring wird immer größer, Kralenriede, Parnitzweg, dann durch die Schunteraue querfeldein nach Bienrode, Eiscafe Cristallo in Wenden, Eiscreation Eierlikörbecher, Lincolnsiedlung, Rühme, Ölper See, nach Hause
Version 1 - Humorvoll:
„Ich bin heute spät am Mittag in Braunschweig auf mein Fahrrad gestiegen und losgefahren. Dabei ist mir eine Radfahrerin aufgefallen, die eine FFP2-Maske trug. Krass, dachte ich mir, aber hey, besser zu viel Schutz als zu wenig, oder?
Als ich durch die Siedlung Lampadiusring fuhr, wurde sie immer größer und ich hatte das Gefühl, dass ich mich in einer Art Fahrrad-Labyrinth befand. Aber ich war mutig und habe den richtigen Weg gefunden, der mich schließlich nach Kralenriede und Parnitzweg führte.
Doch dann wurde es abenteuerlich: Ich entschied mich, querfeldein durch die Schunteraue zu fahren, um nach Bienrode zu gelangen. Ich fühlte mich wie ein echter Entdecker, der neue Wege erkundet. Aber Vorsicht war geboten, denn es gab einige Hindernisse zu überwinden, wie zum Beispiel kleine Bäche und Schlammpfützen. Aber ich habe es geschafft und bin stolz auf mich!
In Bienrode angekommen, konnte ich es kaum erwarten, das Eiscafe Cristallo zu besuchen. Ich hatte gehört, dass es dort die besten Eiscreations gibt. Und ich wurde nicht enttäuscht! Der Eierlikörbecher war ein Traum und hat mich in den siebten Eis-Himmel befördert.
Nach dieser köstlichen Pause ging es weiter durch die Lincolnsiedlung und Rühme. Ich genoss die frische Luft und die wunderschöne Landschaft. Und als ich schließlich den Ölper See erreichte, war ich vollkommen entspannt und glücklich.
Der Rückweg nach Hause war dann ein Kinderspiel. Ich fühlte mich wie ein echter Profi auf dem Fahrrad und konnte die Strecke mühelos bewältigen. Und als ich schließlich zu Hause ankam, war ich ein bisschen traurig, dass das Abenteuer schon vorbei war. Aber ich weiß, dass ich jederzeit wieder auf mein Fahrrad steigen und neue Orte in Braunschweig erkunden kann.“
Version 2 - Professionell:
„Eine Radtour durch Braunschweig kann eine wunderbare Möglichkeit sein, um die Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. So auch für eine Radfahrerin, die spät am Mittag losgefahren ist und dabei eine FFP2-Maske trug. Ein verantwortungsbewusstes Verhalten, welches in Zeiten der Pandemie von großer Bedeutung ist.
Die Fahrt führte die Radfahrerin durch die Siedlung Lampadiusring, welche mit ihren vielen Häusern immer größer wurde. Weiter ging es durch Kralenriede und den Parnitzweg, bevor sie sich schließlich durch die Schunteraue querfeldein nach Bienrode begab. Eine wunderschöne Strecke, die sich besonders für Naturliebhaber eignet und mit einer atemberaubenden Landschaft belohnt.
In Bienrode angekommen, machte die Radfahrerin einen Zwischenstopp im Eiscafe Cristallo in Wenden. Hier genoss sie eine köstliche Eiscreation in Form eines Eierlikörbechers. Ein wahrer Genuss für den Gaumen und eine willkommene Abkühlung an einem heißen Sommertag.
Gestärkt setzte die Radfahrerin ihre Tour fort und radelte durch die Lincolnsiedlung und Rühme, bevor sie schließlich den Ölper See erreichte. Ein wunderschöner See, der zum Verweilen einlädt und mit seiner idyllischen Lage zum Träumen einlädt.
Nachdem die Radfahrerin den Ölper See umrundet hatte, machte sie sich schließlich auf den Heimweg. Eine wunderbare Tour, die geprägt war von einer atemberaubenden Landschaft und kulinarischen Genüssen. Eine Tour, die sich lohnt und die man jederzeit wiederholen kann.“
Mein Fazit:
Beim Vergleich der Texte fällt sofort die unterschiedliche Handlung auf. In Version 1 ist der Schreiber die handelnde Person, in Version 2 die Radfahrerin. Bei komplett ausgedachten Storys könnte dies zu witzigen wie unbeabsichtigten Texten führen. Da bin ich gespannt drauf.
Auf jeden Fall werde ich dieses Instrument häufig benutzen, weil es einfach und schnell funktioniert und immer die Chance bietet, Texte etwas aufzuhübschen. Beginnen werde ich mit den vorstehenden Texten.
Zusätzlich werde ich mir den Spaß erlauben, fortwährend einzelne Texte aus ChatGPT zu dokumentieren.

Freitag, 2. Juni 2023

Hartmudo: Obsidian

In der Nacht vom 24. Mai verstarb unser Kater Obsidian, genannt Obsi. Also exakt drei Wochen nach dem Tod von Tesla. Es gibt da einige Parallelen, auf die ich aber erst ganz am Schluss zu sprechen kommen werde.
Kümmern wir uns zunächst einmal um Obsi. Vor knapp über zwei Jahren hatten wir ihn aus dem Tierheim Salzgitter zu uns genommen, weil unsere Katze Abby sich nach dem Tod ihrer Partnerin Sushi so einsam gefühlt hatte.
Dies mag eine sehr menschliche Sicht über den Gefühlszustand von Katzen darstellen, doch hatten wenigstens wir uns seinerzeit besser gefühlt, als wir Obsi zu uns nach Hause gebracht hatten. Denn wie sich sehr schnell herausstellte, tendierte Obsis Interesse an Abby gegen Null. Obsi ignorierte Abby nach allen Kräften und lief stets grußlos an ihr vorbei.
Und wenn Abby Obsi einfach nur beschnuppern wollte, fauchte er sie an oder fuhr gar die Krallen aus. Uns gegenüber zeigte er sich dagegen stets aufgeschlossen, waren wir doch als Dosenöffner unverzichtbar für ihn. Obwohl Dosenfutter...
Dies war nicht für Obsi gemacht, bereits nach kurzer Zeit mussten wir feststellen, dass Obsi lediglich teures Nassfutter zu fressen bereit war. Als Krönung bleibt festzuhalten, dass er es mit der Zeit geschafft hatte, uns dazu zu bringen, ihm nur noch Hähnchenfleisch zu fressen zu geben. Dieses kauften wir in der Regel bei Lidl. Meine Löwin schnitt dies noch in mundgerechte Häppchen zurecht , erst dann war Obsi bereit, dieses Essen als genießbar anzunehmen.
Obsi steuerte uns ganz raffiniert durch ein Verhalten, welches ihm seinen zweiten Spitznamen “Sir Piss-a-lot" einbrachte. Gewiss, eine Reminiszenz an Two and a half Man. Statt ins neue Katzenklo pisste er einfach auf die Personenwaage im Badezimmer, den kleinen Teppich vor dem Balkon oder auch schon mal an die Haustür.
In meinen Augen wurde Obsi legendär durch seinen Auftritt mit meinen Badelatschen. Er schaffte es doch tatsächlich, derart darauf zu pissen, dass nicht ein Tropfen auf den Teppich hinablief. Und mindestens zweimal schlüpfte ich in Socken in meine Hausschuhe, bloss um festzustellen, dass er sich in denselben erleichtert hatte.
Abgesehen von diesen Misslichkeiten, für die ich ihn oft genug verflucht hatte, war er größtenteils ein besonders lieber und schmusiger Kater. Größtenteils deshalb, weil er schon öfters dazu neigte, nachts um 3 Uhr vor meinem Bett zu stehen und zu jaulen, weil er Hunger verspürte. In diesem Momenten liest er mir keine Chance.
Erst nachdem ich aufgestanden war und ihm etwas zu fressen gegeben hatte, ließ er mich in Ruhe. Zum Glück war die Nachtruhe dann nur in sehr wenigen Nächten vorüber gewesen. Das war es dann auch schon mit den Ärgernissen. Obsi war bereits nach einer angenehm kurzen Eingewöhnungsphase sehr zutraulich gewesen.
Er platzierte sich gern direkt neben uns auf dem Sofa oder der Sitzbank im Esszimmer. Dies galt insbesondere immer dann, wenn wir irgend etwas zu Essen vor uns stehen hatten. Nicht, dass er gebettelt hätte. Aber wenn er realisierte, das er nichts abbekommen würde, ging er mit den Vorderpfoten auf den Tisch und zwang uns dadurch, ihm doch etwas von der Wurst oder dem Käse abzugeben.
Übrigens verschmähte er selbst Tee nicht - Kuchen stand bei ihm ebenfalls auf der Speisekarte. Das Trinken! Obsi war stets durstig und trank - nein soff! - das Wasser direkt vom laufenden Wasserhahn. Für Katzen ist dies ungewöhnlich. Ich denke aber, dass er Probleme mit den Nieren gehabt hatte.
Sei es drum. Trotz geklauter Schnitzel vom Küchentisch oder Verzehr vieler unbeaufsichtigter Würstchen hatten wir ihn ins Herz geschlossen. Obsi genoss es, wenn wir ihn unter dem Hals oder an den Ohren gekrault hatten. Dann schnurrte er immer sehr leise, kaum hörbar, wie es seinem überwiegend ruhigen Naturell entsprach.
Nur Nachts - und dass irgendwann seltener - jaulte und jammerte Obsi, weil er sich wahrscheinlich einsam und verlassen fühlte. Dann schlüpfte er immer in das Bett meiner Löwin und kuschelte sich bei ihr an.
Während der gesamten Zeit bei uns benötigte er Spritzen für seine Schilddrüsenunterfunktion. Zwei mal täglich hatte uns die Dame im Tierheim eingeschärft und wir hielten uns dran. Nun verstarb er also, gut betagt mit 12 Jahren, nach vier oder fünf Tagen, in denen Obsi sich unter dem Bett meiner Löwin verkrochen hatte und nur noch sporadisch zum Fressen hervorkam.
So ging er friedlich und ruhig, bescheiden und tapfer bis zum Ende in den Katzenhimmel. Ich sehe ihn immer noch ungeschützt auf der Ballustrade unseres Balkons sitzen, wie er sehnsüchtig und wachsam die Vögelchen beäugte. Dieses Bild werde ich in Erinnerung behalten.
Und die Parallele zu Teslas' Ableben? Beide hatten sich am Ende ihres Lebens mehr und mehr zurückgezogen und starben dann friedlich für sich allein an dem selbst gewählten Rückzugsort. Wobei wir da bei Tesla über viele Jahre statt 4 - 5 Tagen reden.
Tesla war depressiv veranlagt und hatte Hilfe stets abgelehnt, wenn sie ihm angeboten wurde. Das verbot ihn sein Stolz. In den letzten Jahren sah ich ihn eigentlich nur an Geburtstagen der alten Mannschaft, wo er stets gern gesehen war. Auch ließ er es sich nicht nehmen, die Mannschaft an seinem Geburtstag zu sich einzuladen.
Für Konzerte, Restaurantbesuche oder andere Vergnügungen fehlte ihm das Geld. Ob aus Stolz oder aus Scham - keiner von uns hatte es herausfinden können. Fragen nach seiner momentanen wirtschaftlichen Situation wich er stets aus.
So trauere ich jetzt über zwei geliebte Lebewesen, die zu früh in die ewigen Jagdgründe oder nach Walhalla gezogen sind.