Sonntag, 29. März 2020

Uncle Fester: grad gelesen März 2020


Dennis E. Taylor - Bobiverse 1 - Ich bin Viele
Und wieder ein neuer Autor - diesmal aus Kanada. Und er eröffnet gleich mit einem Dreier. Laut Rückseite „hat Dennis E. Taylor den nächsten Kultroman der Science Fiction geschrieben.“ Nach den ersten 100 Seiten stimme ich da gerne zu, obwohl ich zugegebenermaßen zunächst etwas skeptisch gewesen bin ob dieser „Mann in der Maschine“ Story.
Der IT Unternehmer Bob Johannsson hat viel Geld dafür bezahlt, damit sein Kopf im Todesfall eingefroren wird. Kurze Zeit später kommt er bei einem Verkehrsunfall ums Leben und erwacht knappe 100 Jahre später im Jahr 2133. Leider ist die Welt der Zukunft keine Schöne; Mehrere Blöcke stehen sich feindlich gegenüber.
Hierbei spielen die Euroasiaten, die Australier oder auch Afrikaner keine große Rolle für die Handlung. Die USA sind zu einer Theokratie namens FAITH mutiert und fühlen sich insbesondere von der brasilianischen Konföderation bedroht. Bobs Erinnerungen, ja seine Seele, wird ungefragt in eine Sonde zur Erkundung des Weltraums außerhalb des Sonnensystems geladen.
Trotz Sabotage und Angriffen der Brasilianer schafft Bob es mit seiner Sonde, das Sonnensystem zu verlassen, um für die dank Umweltsünden zunehmend unbewohnbar werdende Erde Planeten zur Besiedelung zu entdecken. Auf seiner ersten Station, im System Epsilion Eridani, kann er sich nur mit Mühe seines brasilianischen Widersachers Medeiros erwehren und richtet sich dort - nach der Flucht von Medeiros - seine Basis ein.
Hier laufen während der späteren Handlung die Infos der verschiedenen von Bob geschaffenen Klone zusammen. Bob und seine Klone brechen nach kurzer Zeit auf, um die nähere Umgebung des Sonnensystems nach bewohnbaren Planeten abzusuchen. Nur Bill, ein Klon der ersten Generation, bleibt bei Epsilon Eridani zurück, um dort überlichtschnellen Funk zwecks besserer Kommunikation untereinander oder neue Technologien, auch Waffen, zu entwickeln. Denn die Gefahr durch Medeiros ist keineswegs gebannt.
Der Roman lebt hauptsächlich von 3 Inkarnationen: Bob, dem Original, sowie Bill und Riker. zwei Klonen aus der zweiten Generation. Weitere Nebenstränge lasse ich hier mal außer Acht, da sie sehr zahlreich und unübersichtlich sind. Einige sind da noch länger als Andere; stellenweise kommen die Klone nur in einem Kapitel von 5 - 6 Seiten vor.
Bob erreicht das nächste Sonnensystem Delta Eridani und findet dort tatsächlich einen bewohnbaren Planeten. Dort hilft er den primitiven Einwohnern, die den Steinzeitmenschen ähnlich sind, gegen die Angriffe von „Gorilloiden“, die die „Deltaner“ genannten Einwohner als leckere Nahrungsquelle ansehen. Mit Hilfe von Drohnen schützt er die vom Aussterben bedrohten Deltaner und kommuniziert mit ihnen. Immer an die oberste Direktive aus Star Trek denkend, aber diese Regel permanent brechend, führt er die Deltaner in eine fruchtbarere Gegend, in der sie sich in Ruhe entwickeln sollen.
Apropos Star Trek: Riker fliegt zur Erde und muss dort feststellen, dass die Menschheit dank eines verheerenden Krieges vor ihrem Ende steht. Mit weiteren Klonen baut er Transporter, um über Jahre und Jahrzehnte so viele der Überlebenden eineinhalb Millionen Menschen wie möglich auf einen sicheren Planeten umzusiedeln.
Dieser befindet sich im System Omnicron 2 Eridani und ist tatsächlich Vulkan, der Heimatplanet von Spock. Im selben System befindet sich ein zweiter bewohnbarer Planet, folgerichtig Romulus genannt. Auch dort sollen die Menschen siedeln. Die ersten Schiffe bringen auch die DNA einer Samenbank der Erde mit, so dass sich irdisches Leben hier ausbreiten kann. Milo, ein Klon der ersten Generation, hatte die Planeten entdeckt, bevor er von Medeiros vernichtet wurde.
Mario, ein anderer Klon der ersten Generation, entdeckt dazu im System Beta Hydri eine zerstörte außerirdische Raumstation, was für die weiteren Teile viel Spannung verspricht. Da bin ich wirklich gespannt drauf.


            

Dennis E. Taylor - Bobiverse 2 - Wir sind Götter
Die Story geht nahtlos weiter. Wie nach dem ersten Band zu erwarten war, wechselt die Story vorwiegend zwischen den Siedlern auf Vulkan und den Deltanern in ihrer Siedlung Camelot.
Es ist der ursprüngliche Bob, der den Deltanern auf dem Planeten Eden im System Delta Eridani hilft. Die Siedlung Camelot wächst und gedeiht, nachdem Bob den Deltanern geholfen hatte, eine Schar von Flugsauriern zu vernichten. Diese hatten die Deltaner wohl Jahre zuvor aus diesem Gebiet vertrieben.
Bobs Schützling Archinedes gründet mit Diana, einer Bon gegenüber skeptischen Frau, eine Familie. In der immer enger werdenden Siedlung kommt es zu Spannungen innerhalb der Bevölkerung und Bob überredet Archimedes, die Unzufriedenen mit einer List aus Camelot zu vertreiben. So zieht ein Großteil der jüngeren Deltaner aus Camelot weg, um in der Nähe einen eigenen Ort zu gründen.
Bobs Plan, die Deltaner aus ihrer Steinzeit heraus zu führen, geht so langsam auf. Selbst Ackerbau bringt er ihnen noch bei. Schließlich hat Bill endlich einen Androiden entwickelt, mittels dem sich Bob als Deltaner namens Charles frei unter den Deltanern bewegen kann. Seine bisherige „Gestalt“ als fliegender Bot wurde von den Deltanern abgelehnt. Nur Archimedes kennt Charles wahre Identität.
Als Diana am Ende des Bandes stirbt, wird Bob bewusst, dass der nunmehr bald 70jährige Archimedes auch in naher Zukunft sterben wird.
Auf Vulkan hat Homer mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Bob auf Eden. Bloß sind es hier eher Raptoren wie in Jurassic Park, die den ersten Kolonisten von der Erde zu schaffen machen. Das Problem ist schnell durch Eliminierung gelöst, so dass in diesem Handlungsstrang Howard, der Vulkan mit Homer verwaltet, eine große Bedeutung zukommt.
Er hatte sich in die Biologin Bridget verliebt, doch die heiratet schließlich den Sicherheitschef Brodeur, Howards besten Freund unter den Menschen. Ja, diese „Kurzlebigen“. Als Brodeur nach vielen Jahren stirbt, gesteht Howard Bridget seine Liebe und kann sie schließlich überzeugen, sich selbst nach ihrem Ableben replizieren zu lassen. Damit ist ihre Tochter nicht einverstanden. Sie hasst Howard, vor allem in seiner Inkarnation als Android Manny.
Auf der Erde kämpft Riker immer noch um das Überleben der restlichen Menschen und gegen die Terrorgruppe „VEHEMENT“. Diese meinen, das Universum von den Menschen befreien zu müssen. Nur mit Mühe und aufwendiger Recherche kann Riker das Versteck der Terroristen finden und die Gruppe kalt stellen.
Mario, der die hochentwickelte Alien Zivilisation entdeckt hatte, muss feststellen, dass diese die umliegenden Systeme geplündert hatte, um eine Dyson Sphäre bauen zu können. Sie rauben Metalle und haben schon etliche entwickelte Zivilisationen vernichtet. Jetzt werden sie auf die Menschen aufmerksam, zumal sie eine chinesische Drohne abgefangen hatten und von der Erde hörten. Bill koordiniert die Bobs, die die Aliens bekämpfen.
Die „Anderen“ kommen aus dem System GL877 und sind den Bobs militärisch überlegen. Die Bobs können im Moment die Anderen nur beobachten. Bill versucht, neue Waffen zu entwickeln.
Im System Delta Pavonis hatte der Bob Jaques eine vorindustrielle Zivilisation entdeckt. Mit einer großen Kraftanstrengung kann Jaques wenigstens 20.000 der sogenannten Paven retten, ehe die Anderen das System erobern und die Zivilisation der Paven zerstören. Ein Konflikt mit den Anderen wird wohl nicht zu vermeiden sein - im 3. Band.

Dennis E. Taylor – Bobiverse 3 – Alle diese Welten
Mit Marius, der auf dem Wasserplaneten Poseidon versucht, eine menschliche Kolonie auf dem Wasser zu etablieren, wird ein bestehender Handlungsstrang ausgebaut. Hier geht es um die Überwindung eines Unrechtsregimes durch die Elite der Kolonisten, die eine Ausbreitung der Siedler auf dank Marius neu errichtete schwimmende Städte unterbinden wollen.
Marius schwingt sich zum Führer einer friedlichen Revolution auf. In diesem Erzählstrang sind quasi Gandhi und Martin Luther King auf Waterworld unterwegs. Das allein könnte schon ein Buch füllen, wird aber dank der vielen anderen Erzählstränge komprimiert geschildert, was der Handlung zwar Tempo verleiht, ihr gleichzeitig aber Tiefe nimmt. Wie einige andere Nebenstränge auch ist dies für die Haupthandlung nebensächlich.
Gegen Ende dient Poseidon nur noch als Aufenthaltsort für Howard und Bridget, die - nach ihrem biologischen Tod - sich der Erforschung außerirdischem Lebens verschrieben hat. Ihre Tochter wollte das Hochladen ihrer Mutter verhindern, verlor aber den Gerichtsprozeß. Mit ihren anderen Kindern kann sich Bridget versöhnen. Und das ist das Ende dieses Handlungsstranges.
Bob muss auf Eden voller Sorge verfolgen, wie sich die beiden entstandenen Dörfer gegenseitig bekriegen. Sein Alter Ego Charles kann Archimedes davon überzeugen, das gegnerische Dorf nicht platt zu machen, sondern in der Entwicklung zu fördern, da diese lediglich aggressiv wurden, weil ihnen die Kenntnisse in der Herstellung von Speeren für die Jagd fehlte.
Am Ende muss Charles erleben, wie auch Archimedes stirbt. Der tief betroffene Bob weint bitterlich und zieht sich von den Deltanern zurück, um wie weiland Lucky Luke in den Sonnenuntergang - hier das unendlich große All - zu reiten.
Überhaupt sind alle Ereignisse in diesem Zyklus philosophisch stark aufgeladen. Es geht um den Sinn und Zweck menschlichen Lebens, ohne dass dem Leser neue Erkenntnisse oder Ansichten vermittelt werden können. Wenigstens ist das Ganze sehr unterhaltsam und reicht aus, um zwischen den Tagen inne zu halten und über sich und sein Tun nachzudenken.
Die Anderen steuern derweil die Erde an, um unser Sonnensystem auszubeuten. Es kommt zu einem großen Duell am Ende des Romans, ein verlustreiches Gemetzel, aber am Ende sind die Anderen besiegt. Ihr Heimatsystem GL 877 wird derweil von den Bobs mittels eines Asteroiden pulverisiert. Man kann hier getrost von einem Genozid sprechen.
Spätestens jetzt wird dem geneigten Leser klar, dass er einen Romanzyklus eines amerikanischen Autors gelesen hat. Einem Brandhorst oder einem anderen Europäer wäre ein humaneres Ende eingefallen, bei dem die Aggressoren ihr übles Tun eingesehen und einen friedlichen Weg für die Zukunft eingeschlagen hätten.
Einem US Amerikaner reicht es wohl zu wissen, dass die Aggressoren unbelehrbar böse sind und vernichtet werden müssen, damit endlich Frieden herrscht. Diese Quintessenz ist der einzige Wermutstropfen in einem ansonsten kurzweiligen Zyklus. Die Grundidee allein war schon charmant; einige Konsequenzen waren nachdenkenswert. Insbesondere der Gedanke, dass ein künstliches Bewusstsein seine Menschlichkeit nicht verliert, obwohl er wesentliche Aspekte derselben (Fressen, Ficken, Fernsehen) nicht mehr wirklich genießen kann.

Mittwoch, 25. März 2020

Hartmudo: Vitalium


24
Auf dem Rückweg nach Braunschweig durften wir nochmals die leicht verschneiten Wiesen und Felder am Wegesrand genießen. Von Minute zu Minute hellte sich unsere Stimmung auf; wir lachten und scherzten, weil wir die Woche trotz des Malheurs mit dem Auto kurz zuvor so gut überstanden hatten.
Doch bevor wir zu Hause eintrudelten, mussten wir zunächst an einem DM anbremsen. Für das Spiel unserer Eintracht am Nachmittag benötigten wir unbedingt noch Sauerkrautsaft. Dazu kauften wir noch Gemüse- und Karottensaft für die weitere Fastenwoche zu Hause ein. Als Ersatz für die Excelsiorsuppe wählten wir eine hefefreie Gemüsebrühe (Pulver). Dies kommt der Brühe im Vitalium wohl am Nächsten.
Dann waren wir endlich durch und zurück in Lehndorf. Wir schlossen unsere Wohnungstür auf und standen auch gleich unseren Katzen gegenüber, die sich tierisch auf uns gefreut haben mussten, denn bei früheren Reisen hatten sie zumeist die Neigung verspürt, sich rar zu machen und uns mit Nichtbeachtung zu bestrafen.
Vor Freude füllten wir als erstes ihre Fressnäpfe. Die Katzen hatten uns wirklich gut dressiert, das konnten wir neidlos anerkennen. Erst danach packten wir unsere Koffer aus. Dies sollte man übrigens immer möglichst schnell nach der Ankunft Zuhause erledigen, weil der ganze Mist sonst noch zwei Wochen lang in der Bude herumliegt. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich da spreche.
Mittlerweile hatte die Uhr bereits 14.00 Uhr geschlagen und der Abstiegskampf auf Magenta Sport konnte beginnen. Eintracht zu Gast bei Fortuna Köln; Not gegen Elend sozusagen. In der Vorwoche hatte Eintracht noch sein Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden verloren und stand an diesem Tag unter großem Druck, weil der Abstand aufs rettende Ufer vier Punkte betrug und die Fortuna in der Tabelle auch kaum besser stand.
Pocke und Patti waren zum Spiel pünktlich eingetroffen. Pocke hatte wohl noch altes Brot gefunden gehabt, dass er auch sogleich auf den Tisch legte. Kein Bier, kein Schnaps. Wasser, Tee oder Brause waren angesagt. Und während wir die vergangene Woche noch einmal Revue passieren ließen, plätscherte das Spiel im Hintergrund so vor sich hin.
Man könnte aber auch sagen, dass dieses Spiel ein ganz schwaches Niveau aufwies. Das Abstiegsgespenst war anwesend und begleitete die Akteure auf Schritt und Tritt. Wie gelähmt schlichen die Spieler in der ersten Halbzeit über den Platz. Nach dem Wechsel konnte es eigentlich nur besser werden.
Zuvor musste ich bei Pocke allerdings noch mein Versprechen einlösen. Pocke hatte sein Brot ja von zu Hause mitgebracht, den Rest hatte ich da. So kamen Pocke, aber auch Patti, in den Genuss eines von mir geschmierten Brotes.
Als ich das Messer in den Napf mit den Gänseschmalz stieß und eine ordentliche Portion auf den Brotscheiben verteilte, stieg mir der unwiderstehliche Duft des Schmalzes in die Nase. Diesen Duft genoss ich, wurde aber nicht schwach und versagte mir einen kleinen Hieb. Selbst das Messer hatte ich nicht abgeleckt, denn ich war ja immer noch am Fasten.
Jetzt, wo ich dies ein Jahr später frühmorgens vor der Arbeit niederschreibe, bin ich um so stärker davon überzeugt, dass es leichter ist, auf etwas komplett zu verzichten als sich das ersehnte „Glück“ einzuteilen, um es nicht eskalieren zu lassen. Dies gilt sowohl fürs Rauchen, Alkohol und Süßigkeiten als auch für Gänseschmalz.
Innerlich glücklich, dass ich nicht kämpfen musste, um dass Gänseschmalz zu verschmähen, verteilte ich das Schmalz gleichmäßig auf die Brotscheiben. Den Harzer Käse - gut durchgereift, sonst schmeckt er nicht - schnitt ich in kleine Scheiben und deckte damit das Schmalz auf den Broten vollständig zu. Salz und Pfeffer streute ich großzügig hinterher, ehe ich als besonderes Topping noch Kümmel über diese Kunstwerke verteilte. Krönender Abschluss war natürlich Senf, den ich oben drauf verschmierte.
Pocke aß sein Brot mit Genuss und dann auch noch den Rest von Patti, die erneut keinen großen Hunger verspürte. Und weder meine Löwin noch ich fingen an zu zittern, weil wir nichts davon abbekamen. Wir hatten eine Woche geschafft und wollten jetzt auch noch eine zweite Woche überstehen.
Als wir schon zu schlaff zum Erzählen waren und eigentlich nur noch stumpf auf den Bildschirm stierten, schoss Köln in der 66. Minute den zu diesem Zeitpunkt verdienten Führungstreffer. Erwartungsvoll goss ich den Sauerkrautsaft in die Schnapsgläser, dann schluckten wir den Inhalt mit Todesverachtung hinunter. Für Pocke und mich war das ein willkommenes und neues Geschmackserlebnis, da sind wir ja sturmerprobt. Unseren Frauen dagegen schmeckte es nicht so gut.
Der Ausgleich für Eintracht fiel eine Minute später, da war ich gerade noch mit dem Einschenken des ersten Drinks beschäftigt. Ergo gab es das doppelte Vergnügen; für Pocke und mich schmeckte das nach mehr. Und die Eintracht tat uns auch gleich den Gefallen. Weitere zwei Minuten später schoss Menz Eintracht per Freistoß in Führung.
Das ging ja ganz schön fix; da mussten Pocke und ich uns schon sputen, um da mitzuhalten. Für Patti stellte dies auch kein Problem dar, lediglich meine Löwin war beim 3. Drink nicht mehr anwesend. Sie befand sich zu dem Zeitpunkt bereits auf der Toilette. Ebenso bei der Entscheidung zum 3:1 kurz vor Schluss.
Für Eintracht war dies die Wende im Abstiegskampf gewesen und wir hatten noch einmal einen schönen Nachmittag zum Abschluss unserer gemeinsamen Fastenwoche. Nach dem Spiel verabschiedeten sich Patti und Pocke und auch wir starteten ins Wochenende. Meine Löwin und ich mussten am Montag wieder ran auf der Arbeit.
In der Arbeitswoche hatten wir das Fasten dann gut durchgehalten. Morgens startete ich auf der Arbeit mit einem halben Liter Karottensaft, um bis Mittag auszuharren. Da war dann Gemüsesaft angesagt.
Abends Bittersalz und eine Brühe, dazu lang Wasser und Kräutertees. Ab und an ne Orangenschnitze... Voila, wir hielten es bis zum nächsten Wochenende durch. Und am Sonntag dann, nach insgesamt 15 Tagen des Heilfastens, starteten meine Löwin und ich langsam mit Haferbrei am Morgen in die „normale“ Ernährung.
Auswärtssieg!

Wahrscheinlich waren meine Löwin und ich einfach noch euphorisiert gewesen, weil wir eine Woche ohne Essen und besonders die gewohnten Leckereien ausgekommen waren. Deshalb konnten wir in der zweiten Woche, zu Haus und selbst auf der Arbeit, das Fasten gut durchhalten. Es war dann aber auch schön, als es dem Ende entgegenging.
Abschließend möchte ich festhalten, dass mir diese insgesamt 2 Wochen (auch wenn ich über die zweite Woche zu Hause wenig berichten konnte) Auftrieb gegeben haben. Meine Ernährung hat sich seitdem stark verändert.
Am auffälligsten ist hierbei, dass mir nach dem Fasten Schafskäse gut mundete. Den hatte ich zuvor immer verschmäht. Und wenn ich bei meinem Lieblingsgriechen (eigentlich ein Türke) eine Hähnchengyros Schale ohne Pommes bestelle, ist der Salat immer als erstes weg. Überhaupt habe ich seit dem Vitalium mehr Bock auf Salat oder Gemüse als auf Wurst oder Fleisch.
Beim letzten Wiegen vor dem „Ausfasten“ zeigte die Waage sensationelle 100,0 kg an. Leider erreichte ich später im Jahr doch noch mein altes Kampfgewicht von 109 kg, weshalb ich im November / Dezember noch eine Fastenwoche einlegen musste. So Peu a Peu war das Gewicht wieder nach oben geklettert.
Und das lag sicherlich hauptsächlich am Alkohol. Wenn ich einen im Tee hatte und mich in Feierlaune befand, waren die schnellen Kohlenhydrate in Form von Nüssen, aber auch Schokolade, nicht weit. Wenn ich also konsequent mein Gewicht niedrig halten möchte, werde ich wohl auf Alkohol komplett verzichten müssen.
Doch dazu bin ich noch nicht bereit. Ich habe das Saufen zwar hier und da weiter eingeschränkt, aber ganz komme ich nicht davon los. Wenn es mit den Kilos wieder eng wird, wird halt wieder gefastet. Das wäre wohl Anfang März der Fall, sage ich heute am 18. Februar.
Wenn also dieser letzte Teil von der Story über die Fastenwoche endlich auf meinem Blog steht, dann habe ich wohl gerade wieder eine Fastenwoche hinter mir. Mit dem Vitalium haben wir es heuer doch nicht hin bekommen. Meine Löwin wartet noch auf ihre Kur und ich kam zugegebenermaßen zu dem Schluss, dass ein weiterer Aufenthalt im Vitalium ein Jahr später nicht so gut sein kann wie beim ersten Mal.
Es muss auch so gehen. Und ich möchte mir die schöne Erinnerung an die tolle Woche im Vitalium Bad Lauterberg im Februar 2019 nicht versauen.

Montag, 23. März 2020

Hartmudo: Mutter


56
Nach diesem langen Donnerstag war ich abends wie üblich kurz nach 19.00 Uhr zuhause. Und an diesem Abend war unsere Hütte voll, denn meine Löwin war von 4 Kerlen umgeben, die unsere Wohnung anlässlich der Kassenprüfung der Vereinskasse geentert hatten. Und meine Löwin ist schließlich Kassiererin beim Angelverein.
Ich hatte die Jacke noch nicht ausgezogen, da kam meine Löwin auch schon angeschossen und sagte mir, dass ich Berta sofort anrufen sollte. Berta war wohl wegen Sunny total aufgelöst und mit den Nerven runter. Da schwante mir Übles; noch mit angezogener Jacke, aber mit Addiletten an den Füßen, ging ich als erstes an unseren Kühlschrank. Aus der Samsung Stand-Alone Kühl/Gefrierkombination holte ich mir auf den Schreck ein kaltes Wolters raus. Gleich würde ich wieder eine von Sunnys Überraschungen erleben.
Mit der Pulle in der Hand begrüßte ich gleich darauf Angel-Arnd, Präsident des Angelvereins, und die versammelten Kassenprüfer. Dann schnell noch ein paar Worte und ein Schwätzchen mit Angel-Arnd. Ganz wichtig hierbei war das Anstoßen der Flaschen... Jetzt war ich bereit für Berta und schnappte mir das Telefon. Ich ging in mein Zimmer, schnaufte noch einmal tief durch und rief meine Sestra an. Was hatte Sunny diesmal bloß angestellt?
Sie hatte Mutters Konto bei der Nord/LB sperren lassen! Berta war fix und fertig und weinte ins Telefon. Ihre Stimme überschlug sich beim Reden, sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Nur mühsam konnte ich Bertas Redefluss bremsen, damit sie sich etwas beruhigte und mir den ganzen Vorfall der Reihe nach schildern konnte. Derart aufgelöst hatte ich meine Sestra bis dahin noch nicht einmal erlebt, als es Bud sehr schlecht ging.
Nachdem Berta und ich am Vormittag miteinander gesprochen hatten, war Berta wohl gleich in den Heidberg zur Bank gefahren, um einen Kontoauszug zu holen. Ihre Überraschung war grenzenlos, als Frau Peters von der Bank ihr erklärte, dass sie keine Kontoauszüge bekommen könnte, weil Sunny das Konto dicht gemacht hatte.
Sunny war offensichtlich selber in den Heidberg gefahren, um einen Kontoauszug zu holen. Sie wollte ja Gewissheit wegen der Überweisung des Betrages vom aufgelösten Konto des Bankhauses Löbbecke haben. Logischerweise erhielt sie keinen Kontoauszug, weil allein Berta die Kontovollmacht von Mutter übertragen bekommen hatte.
Da sie sich aber ausweisen konnte und wohl auch einen Nachweis wie das Testament dabei hatte, legte sie quasi ein „Veto" gegen die Kontovollmacht von Berta ein. Ich hätte nie gedacht, das so etwas möglich ist, doch man lernt bekanntlich nie aus. Frau Peters blieb anscheinend nichts anderes übrig, als das Konto dicht zu machen.
Das hatte zur Folge, dass wir von der Bank nur gemeinsam Kontoauszüge erhalten könnten. Als erstes wurden dann übrigens aktuelle Kontoauszüge an uns Drei nach Hause geschickt. Daher hatten wir ein paar Tage später dann doch die Auszüge, insofern eine bescheuerte Aktion von Sunny. Doch es ging ihr ja nicht um die beschissenen Auszüge.
Sie hatte Angst, dass Berta das Geld abheben könnte und sie selbst leer ausgehen würde. Auf diese Vermutung kamen Berta und ich als erstes, ist ja auch naheliegend. Wobei diese Befürchtung von Sunny natürlich der absolute Blödsinn war, denn sie hätte zumindest nachträglich auf alle Fälle die Kontoauszüge sehen können, da wäre irgendwelcher Schmu eh herausgekommen. Ein guter Anwalt (auch ein schlechter) hätte Berta später durch den Gerichtssaal treiben können, da gibt es kein Vertun.
Berta argwöhnte dazu zum wiederholten Male, dass Sunny die Kontosperrung nur veranlasst hatte, um ihr persönlich eins auszuwischen. Ich konnte Berta gerade noch stoppen, bevor sie wieder mit den Kindheitserinnerungen aus den 50ern anfing. Wiederholt stellte sie fest, das es Sunny eine tierische Freude bereiten würde, Berta richtig zu quälen und zum Weinen zu bringen. Was da alles in der Kindheit auch passiert sein mochte, konnte ich mir sicherlich später, also in zwei oder drei Jahren, anhören. Aber nicht an jenem Donnerstag Abend, nicht im Zusammenhang mit Mutters Tod.
Schnell zog ich mir noch ein Bier aus dem Kühlschrank, das Gespräch mit Berta würde garantiert länger dauern als 5 Minuten. Berta kam jetzt richtig in Fahrt. Ihre anfänglich depressive wie weinerliche Stimmung wich einem grimmigen, entschlossenen Knurren. Bertas Kampfgeist war erwacht, so will ich meine Sestra sehen! Fight them Back!
Wie sich herausstellte, hätte Berta ab der Sperre nur mit Sunny zusammen Auszüge holen können. Da ich nicht widersprochen hatte, wäre meine Anwesenheit offenbar nicht erforderlich gewesen. Ich weiß nicht mehr, welches Schimpfwort Berta für ihre Sestra benutzt hatte, aber auf alle Fälle würde sie einen „Teufel tun", bevor sie in den Heidberg fährt, um mit Sunny alleine dort zu stehen und ihre „Visage" sehen zu müssen. Dann könnte Berta „für nichts garantieren".
Doch es ging eben nicht nur um die Kontoauszüge; auch die Kontobewegungen wie noch zu leistende Zahlungen oder gar Abhebungen von Mutters Konto waren dank der Sperrung nur möglich, wenn beide dort zusammen auflaufen würden. Und diesbezüglich wurde Berta richtig griffig, indem sie meinte, das sie erst zum Geldabheben bereit wäre, wenn alle Rechnungen bezahlt seien. Als da wären z.B. die Einkommenssteuer oder die Rechnung für den Makler. „Ums Verrecken nicht" oder auch „Da kann sie warten, bis sie schwarz wird!" waren Bertas wörtliche Formulierungen.
Mit der Sperrung hatte sich offenbar Sunnys Bitte auf vorzeitige Auszahlung eines Teilbetrages vom Konto erübrigt. Der Graben zwischen ihr und Berta war unüberbrückbar geworden. Berta verstieg sich noch in die Vermutung, dass Sunny das Konto bereits vor ihrem Anruf bei mir auf der Arbeit am späten Vormittag des Vortages dicht gemacht hatte. Das wollte ich nicht so stehen lassen, obwohl ich da jegliche Vorsicht außer Acht gelassen hatte. Allein wegen der übertriebenen Freundlichkeit von Sunny am Telefon hätte ich hellhörig werden müssen.
Ein derart krankes Denken und vor allem Handeln konnte ich mir an jenem Abend von Sunny immer noch nicht vorstellen; ich wollte es schlichtweg auch nicht. Mit dem dritten Wolters in der Hand versuchte ich Berta zu überzeugen, dass Sunny erst aufgrund meiner Informationen aus dem gemeinsamen Gespräch gehandelt hatte. Sunny war nämlich äußerst genervt gewesen, dass Berta „mal wieder nichts gemacht" hatte. Berta konnte ich jedoch nicht von ihrer Meinung abbringen und eigentlich war es ja auch egal. Das Konto war dicht und gut ist.
Wenn ich diese Telefonate der beiden Tage wegen der Kontosperrung soeben beim Schreiben dieser Zeilen Revue passieren lassen, fällt mir noch etwas dazu ein, an das selbst Berta seinerzeit nicht gedacht hatte. Das ich nicht eher darauf gekommen bin, wundert mich einerseits, andererseits war es eben auch egal gewesen, mir zumindest.
Kann es nicht so gewesen sein, dass Sunny nicht wegen der Kontoauszüge in den Heidberg gefahren war, egal ob vor dem Gespräch mit mir oder danach, sondern wegen einer Abhebung des Geldes? Nicht alles natürlich, das glaube ich trotz allem nicht, aber „ihren" Anteil wollte sie doch schon haben. Darauf hatte sie mich beim Telefonat explizit angesprochen. So ein geldgieriges Luder.
Und da sie weder Geld noch Auszüge erhalten hatte, machte sie gleich das Konto dicht. Eigentlich hätte die dumme Kuh einfach nur vorher mit Berta zu sprechen brauchen, dann hätte es keine Probleme gegeben. In einer normalen Familie jedenfalls, nicht jedoch bei uns. Und ich dachte im Frühling noch, dass wir Geschwister uns bei der Sorge um unsere Mutter endlich wieder näher kommen würden. Ich Schaf!

Dienstag, 17. März 2020

Udorallala: Top Songs 9/?


Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

The Vibrators - We Vibrate

Sicherlich nicht der beste Song dieser völlig zu Unrecht vergessenen Band, aber für mich persönlich ein Meilenstein meiner Menschwerdung. Will sagen: Dies war der erste Punk Song, nach dem ich das Tanzbein schwang. Seinerzeit im Sportunterricht und das direkt nach "Smoke on the Water", welches demzufolge der erste Song gewesen war, zu dem ich mich bewegt hatte.
Pocke hatte die Single seinerzeit (1977) von einer Reise nach London mitgebracht und sie unserem Sportlehrer untergeschoben, der uns mit einem revolutionären Ansatz (Rockmusik und freies Tanzen in der Turnhalle) beglückt hatte. Währenddessen und auch sonst beglückte er die langhaarige blonde Mitschülerin mit den großen Brüsten mit wachsender Begeisterung im Nebenraum.
Die Band fand im Februar 1976 zusammen und absolvierte einen ersten Gig als Vorband der Stranglers. Bereits im November 1976 konnten sie "We Vibrate" als eine der ersten Punk Singles auf Mickie Mosts RAK Label veröffentlichen. Most hatte bereits Hot Chocolate, Mud, Suzie Quatro oder Smokie (würg!) in die Hitparaden geschossen, doch mit den Vibrators gelang ihm dies nicht.
Ebenfalls noch 1976 erschien "Pogo Dancing". Bei dieser Aufnahme fungierten die Vibrators als Backing Band für Chris Spedding. Aufgrund dieser Zusammenarbeit bei Speddings Song hält sich bis heute das Gerücht, dass Spedding "We Vibrate" produziert hätte. Jedoch ist auf der Single Mickie Most als Producer angegeben.
"We Vibrate" startet dann auch im typischen Soundgewand von Most, mit dem er z.B. Mud oder Racey zu Hitmaschinen produzierte. Ein eingängiger Gitarrenlick läutet den Song ein, während im Hintergrund ein blubbernder Synthie zu hören ist, der im Song an und für sich nichts zu suchen hat. Deshalb hier auch eine Live Aufnahme von 1978 mit anderen Songs. Old Grey Whistle Test - eine wahre Schatzkiste.


 
 

Nach dieser Einführung wird es schnell. Die seinerzeit ungewöhnlich schnellen Gitarren begleiten die eingängige Melodie im typisch punkigen Stakkato-Rhythmus. Der hymnenhafte Gesang, der insbesondere beim Refrain zum Mitgröhlen einlädt, lässt das leidige Synthie Geschwurbel schnell vergessen.
"We vibrate
Vibrate together, vibrate,
Stamp our shoe leather, vibrate.
Tear at the tether,
C'mon everybody let's vibrate together."
Knapp über zwei Minuten dauert dieses frühe Meisterwerk der Band. Die notwendigen schnellen Hüpfbewegungen konnten wir deshalb in der Turnhalle bis zum Songende locker durchhalten.
November 1976 - was war da in den Charts los? Anfang jenes Monats war Pussycat mit "Mississipi" auf der Pole. "If You leave me now" von Chicago auf 2 war ja wenigstens noch ein schöner Song. "Rod the Mod" jammerte sich mit "Sailing" auf die 9 und "Beautiful Noise" wie auch "Lost in France" kämpften sich von den hinteren Positionen nach vorne. Einen Punk Song sucht man dort vergeblich.
Eigentlich ist es eine Schande, dass die Vibrators keine große Karriere gestartet hatten. Nach den beiden genannten Singles landeten sie für ihren ersten Longplayer bei Epic Records. Auf diesem grandiosen Album ohne Schwächen waren das unsterbliche „Baby, Baby“ oder auch „Stiff little Fingers“ verewigt. Eine junge Band aus Belfast benannte sich sogar nach diesem Song.
Auch der zweite Longplayer ein Jahr später war mit enormen Hitpotential versehen, doch der verdiente Erfolg blieb aus. Es sprang mit „Automatic Lover“ lediglich eine Top Forty Platzierung heraus. Mit „Disco in Moscow“ erschien im Oktober 1980 noch einmal ein Lebenszeichen der umformierten Band, aber die Qualität der ersten beiden Longplayer hatte die Band nicht mehr erreichen können.
Von den Toten Hosen Anfang der 90er Jahre ausgegraben, tourten sie im Vorprogramm der deutschen Vorzeigepunker. Da hatte ich sie sogar gesehen, 1992 in der Eilenriedehalle. Neuere Sachen aus diesem Jahrtausend (die Band tourt immer noch) habe ich auch gehört, aus alter Liebe.
Die Qualität der ersten Zwei erreichten sie aber nie wieder. Und wenn selbst solche Juwelen keine Chance hatten…

Donnerstag, 12. März 2020

Hartmudo: Vitalium


23
Wir packten unser Gepäck in den Fahrstuhl und schickten ihn in das Erdgeschoss, denn wir gingen zu Fuß. Der Fahrstuhl war wirklich sehr klein. Wir waren kaum die Treppen der drei Stockwerke hinuntergegangen, da sahen wir unsere Gepäckstücke auch schon durch das Glasfenster des Fahrstuhls.
Wir brauchten unsere Taschen jetzt nur noch auf den Gepäckkarren packen, und schon könnten wir den Karren durch den Nebenausgang ins Freie schieben. Aber leider gab es da ein Problem: Ohne das wir es verhindern konnten, fuhr der Fahrstuhl urplötzlich an. Ich sah gerade noch, wie sich die Innentür vor die Glasscheibe schob.
Und schwupps - da befand sich der Fahrstuhl auch schon wieder auf dem Weg nach oben. Schnell einigten wir uns darauf, dass meine Löwin im Erdgeschoss wartete und ich schnell wie der Blitz die Stockwerke wieder zu Fuß hinauf astete, um unser Gepäck irgendwo wieder einzufangen.
Schwer atmend erwischte ich unser Gepäck im zweiten Stockwerk. Ein verdutztes Ehepaar stand vor dem Fahrstuhl, der Mann hielt gerade die Fahrstuhltür auf und schaute, wohl ziemlich überrascht von dem vollgestellten Fahrstuhl, zu mit hinüber und brauchte ein wenig, um die Situation zu erfassen. Dann aber huschte augenblicklich ein verstehendes Lächeln über sein Gesicht. Seine Frau zeigte keinerlei Reaktion.
Ich entschuldigte mich für den gerade nicht nutzbaren Fahrstuhl und schickte diesen wieder ins Erdgeschoss, wo meine Löwin die Kabine gleich leer räumen würde. Dem Ehepaar versprach ich, den Fahrstuhl gleich wieder hinauf zu schicken. Und erneut ging ich zu Fuß die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Jetzt sollte es doch endlich klappen.
Auf dem Weg dachte ich schon an den weiteren Tagesablauf. Ich war so richtig aufgeregt und voller Vorfreude, weil wir jetzt gleich nach Hause fahren würden. Wir würden zwar noch eine ganze Woche weiter fasten, aber auf die ersehnten Gaumenfreuden würde ich getrost noch eine Woche verzichten können. Vielmehr freute ich mich auf die Katzen und den gewohnten Tagesablauf. Nach einer Woche Bad Lauterberg drohte uns ein Lagerkoller zu überwältigen. Eine weitere Woche im Vitalium wäre definitiv zu viel des Guten gewesen. Eine Woche reicht vollkommen, da hat man alles gesehen.
Meine Löwin war unterdessen nicht untätig gewesen. Blitzschnell hatte sie die Gepäckstücke aus dem Fahrstuhl geholt und den Gepäckwagen befüllt. Ich musste mich sputen, um sie auf dem Weg zum Nebeneingang einzuholen. Siehe da, auch meine Löwin sehnte die Rückkehr nach Braunschweig förmlich herbei. Ungefähr auf halber Strecke hatte ich sie eingeholt, so dass ich ihr die Tür aufhalten konnte.
Schön frisch war es an diesem Morgen. Wir kamen überein, dass ich das Auto holen würde, währenddessen meine Löwin mit dem Gepäckwagen vor dem Eingang warten wollte. Bei der abschüssigen und häufig geflickten Teerdecke der Straße machte es keinen Sinn, den klapprigen Gepäckwagen dort bis zum Parkplatz hinunter rollen zu lassen. Zumal wir ihn anschließend den Berg wieder hinauf schieben müssten, wo wir gar keinen Bock drauf hatten.
Fröhlich machte ich mich auf den Weg zum Parkplatz und hing wieder meinen Gedanken nach. Das Spiel Fortuna Köln gegen die Eintracht stand um 14.00 Uhr an. Die Eintracht war Vorletzter und brauchte den Sieg unbedingt, sollte der Abstieg aus der dritten Liga noch vermieden werden. Patti und Pocke würden das Spiel mit uns gucken. Das wäre ein richtig guter Abschluss unserer gemeinsamen Fastenwoche.
Ich hatte gehofft, gleich losfahren zu können. Leider musste ich feststellen, dass die Scheiben unseres VW Golfs leicht vereist waren. Seufzend fügte ich mich in mein Schicksal; wohl oder übel würde ich die Scheiben freikratzen müssen. Schnell sollte es gehen, denn meine Löwin wollte ja auch nicht lange in der Kälte stehen.
Ich überlegte also nicht lang und schloss die Karre auf. Automatisch steckte ich den Schlüssel ins Zündschloss, denn ich wollte ja gleich losfahren. Nach kurzer Suche hatte ich den Eiskratzer gefunden. Dieser diente uns zugleich auch als Parkscheibe. Leider war der Drehmechanismus seit längerem kaputt, so dass dieses Teil regelmäßig von allein auseinander fiel.
Heiter und beschwingt machte ich mich an die Arbeit. Fröhlich schmiss ich die Tür zu, damit das abgekratzte Eis nicht noch ins Innere des Autos gelangen konnte. Zuerst kümmerte ich mich um die Seitenscheibe der Fahrertür. Nur noch ein paar Minuten, dann wären die Scheiben frei vom Eis und ich könnte meiner Löwin beim Einladen helfen. Ich dachte noch, dass meine Löwin sagen würde: "Wo bleibst Du denn? Ich warte und warte..." Und dann schnell nach Hause!
„Klack.“ Dieses Geräusch riss mich aus sämtlichen Träumen. Nur zu gut kannte ich diesen Sound; es ist dieses kurze und schmerzlose Klacken, welches ertönt, wenn sich die Zentralverriegelung unseres Autos aktiviert. Häufig automatisch, beispielsweise vor dem Losfahren, wenn ich schon drinnen sitze und gerade noch den Sitz und den Rückspiegel verstelle. Verärgert drücke ich dann jedes Mal auf einen Knopf in der Tür unterhalb der Scheibe, um die Tür wieder zu entriegeln.
Leider befand ich mich nicht innerhalb des Autos. Dafür war wenigstens der Zündschlüssel am richtigen Platz - im Zündschloss! Ebenfalls innerhalb des Wagens befand sich der Knopf zur Entriegelung der Tür. Und alle Türen natürlich zu - da stand ich wahrlich bedeppert da. Meine ganze Vorfreude auf Braunschweig, die euphorische Stimmung... wie weggeblasen. Auf einmal war ich den Tränen nahe.
Ich hatte keinen Plan, wie ich die Tür aufbekommen sollte. Frustriert rief ich meine Löwin an; womöglich hatte sie die rettende Idee. Hatte sie nicht, aber sie riet mir zum Anruf bei Pocke. Sollte er den rettenden Einfall haben? Nein, hatte er nicht. Patti und er waren bereits auf der Rückfahrt und freuten sich auf ihr Zuhause.
In meiner Verzweiflung rief ich danach bei Danny an. Leider wusste er auch keinen Rat. Vollkommen verzweifelt klingelte ich bei meiner Löwin durch. "Ich bin gleich mit dem Gepäckwagen da. Komm mir entgegen zum Schieben. Wir treten dann das Rückfenster ein." Dieser brachiale Vorschlag schien unsere letzte Rettung zu sein. Ich sah uns schon mit kaputter Heckscheibe durch den winterlichen Harz nach Hause fahren.
Total gefrustet ging ich meiner Löwin den Hügel zum Hotel hinauf entgegen. Weit brauchte ich nicht zu gehen, denn sie kam mir bereits entgegen. Auf dem Weg war ihr sogar schon das Gepäck heruntergerutscht, was bei den „Zaungästen“ an den Hotelfenstern ein großes Hallo hervorrief.
Als wir dann mit dem Gepäck zusammen beim Auto ankamen, hatte ich noch eine letzte Idee. Eine KFZ Werkstatt könnte uns möglicherweise helfen! Gesagt, getan. Erst bei der dritten hatte ich an diesem Samstag den gewünschten Erfolg. Als ich dem Mann mein Problem geschildert hatte, meinte er bloß, dass ich besser den ADAC anrufen sollte. Die hätten da eher die Möglichkeit, uns zu helfen.
Dass meine Löwin und vor allem ich nicht eher da drauf gekommen waren! Ich war ja auch erst seit knapp 40 Jahren dort Mitglied! Da kann man mal sehen, wie kaputt wir beide nach dieser Fastenwoche waren. Und während meine Löwin den Gepäckkarren den Hügel hinauf zurück ins Vitalium schob, rief ich den ADAC an.
Ich brauchte bloß den Wagen zu beschreiben und schon ging es los. Na ja.. fast, denn bis zu einer Stunde würde der gelbe Engel schon brauchen, da im Moment viel zu tun sei. Da konnte ich wenigstens die Scheiben des Golfs in aller Ruhe frei kratzen. Meine Löwin war auch schnell wieder da und freute sich nach einer Dreiviertelstunde mit mir zusammen, als der gelbe Engel endlich auf den Parkplatz vorfuhr.
Als erstes einmal hörte sich der gelbe Engel meine Schilderung des Tathergangs an. Danach blickte er kritisch zu unserem Golf, Baujahr 2003, und schimpfte über Volkswagen. Sämtliche anderen Automarken ließen sich leicht über das Fenster öffnen, nur VW nicht. Sein prüfender Blick ins Innere offenbarte ihm, dass der Schlüssel im Schloss steckte und da tatsächlich nichts zu machen war.
Die Standardmethode wäre es gewesen, wenn er einen Draht mit einer Schlaufe zwischen Tür- und Fenstergummi durchgeschoben und mit einer Schlaufe den Knopf der Tür angehoben hätte. So wie in amerikanischen Krimis halt. Doch das Sicherheitskonzept von VW verhinderte dies.
Es blieb dem gelben Engel nur noch eine Möglichkeit: Mit einem Dietrich fuhr er schließlich immer in das Schloss hinein - rein, raus, rein. raus..., als ob er da etwas abfeilen würde. Gleichzeitig hatte er an seiner Konstruktion von verschieden dicken Stangen noch einen Hebel, der die notwendige Drehbewegung zum Öffnen ausführte.
Meine Löwin und ich standen mehr oder weniger stumm daneben und beteten innerlich, dass der gelbe Engel erfolgreich sein möge. Nach gefühlt einer halben Stunde - wahrscheinlich waren es wohl 5 - 10 Minuten - hörten wir das befreiende Klacken des Schlosses, als die unermüdlichen Bemühungen des gelben Engels endlich Wirkung zeigten.
Da konnten meine Löwin und ich endlich durchatmen. Ich zeigte dem gelben Engel noch meinen ADAC Mitgliedsausweis und unterschrieb den Auftragszettel, dann verabschiedete er sich und verschwand so geschwind, wie er gekommen war. Schnell schmissen wir unser Gepäck in den Golf und machten uns ebenfalls auf den Weg.
Überglücklich, dass wir so glimpflich davon gekommen waren, fuhren wir nach Hause.

Sonntag, 8. März 2020

H. Lecter: Alf


13
In Istanbul gab es im Stadion bekanntlich nichts zu trinken. Ganz anders sah es bei unserer Fahrt zum Pokalendspiel nach Berlin aus. 1995 war das. Die Partie lautete Borussia Mönchengladbach gegen VfL Wolfsburg.
Wir rückten zu dem Spiel in illustrer Besetzung an. Neben Alf und meiner Wenigkeit waren Max, Klaus-Ewald und Moritz mit dabei. Wastl, Mike, Sylvester (unser damaliger Abteilungsleiter) sowie Onkel Hotte waren ebenfalls mit von der Partie.
Mit Fug und Recht konnte man unsere Gruppe (bis auf Klaus-Ewald) als gestandene Trinker bezeichnen; Moritz mochte bloß kein Bier! Allerdings auch keinen Fußball, aber das hinderte ihn nicht daran, mit zum Pokalendspiel ins Berliner Olympiastadion zu kommen. Wenn die Action rief, war Moritz immer mit dabei! Dies galt übrigens seinerzeit auch für Klaus-Ewald, möchte ich der Form halber noch erwähnen.
Noch bevor der Zug nach Berlin in Braunschweig auf den Bahnhof einrollte, hatten wir die ersten Dosen geleert – Bacci-Cola für Moritz und ebendiese Mischung für Alf natürlich zusätzlich. Bei ihm musste es ja immer fix gehen. Der Zug war schon überfüllt, so dass wir keine Sitzplätze mehr ergattern konnten und stehen mussten.
So stand ich dann – ich habe dieses Bild heute noch vor Augen – mit Max und Klaus-Ewald an der Tür des Abteils eines Großraumwagens. Neben uns standen zwei St. Pauli Fans in Antifa Mode, mit denen wir uns angeregt über das bevorstehende Spiel unterhalten hatten. Parallel dazu beobachteten wir zusammen Alf, der sich aus unserer Gruppe fortbewegt und sich hinter dem Sitz einer jungen Frau aufgebaut hatte.
„Das gibt’s doch nicht! Dieser alte Sack, wie schafft er das bloß?“ Der Anarcho vom Millerntor und sein Kumpel waren total perplex ob des Bildes, das sich uns bot. Alf und die Frau scherzten und lachten, dass es nur so eine Freude war. Für die Pauli Fans war das unfassbar, dass Alf so schnell mit der jungen Frau ins Gespräch kam. Und als Alf ihr dann von hinten an die Brüste griff und dieselben leicht massierte, kamen sie gar nicht mehr klar. Die junge Frau juchzte begeistert und den Trägern der Totenkopf T Shirts fiel doch glatt die Kinnlade runter.
Für meine Kollegas und mich dagegen kam das nicht überraschend, wir kannten unseren Kameraden ja zur Genüge. Wie uns Alf hinterher erzählte, hatte er sich einfach hinter den Sitz des Mädels (und ihrer Freundinnen) gestellt und sie gleich eingeladen, mit ihm einen zu trinken. Weiß der Teufel, wo er die Schlüpferstürmer her hatte!
Die Frauen, die wohl auf einem Junggesellinnenabschied unterwegs waren, ließen sich von Alf nicht lange bitten, zumal sie selbst schon das ein oder andere Sektchen weggepichelt hatten. Alf, der alte Charmeur, brauchte nur noch die kleinen Spaßmacher zu verteilen und schon war er im Gespräch mit den Damen.
Dabei hatte es ihm offensichtlich die leicht rundlich wirkende Frau mit der schwarzen Brille angetan, hinter deren Sitz er seinen Astralkörper platzieren konnte. Wie wir das von ihm kannten, schmiss er mit Komplimenten nur so um sich und fragte die Frau, ob sie etwas dagegen hätte, wenn er mal ihre Brüste streicheln würde.
Und einem derart liebenswürdigen Mann, der so lustig daherkommt und dann noch höflich ohne Hintergedanken fragt, kann man bekanntlich nichts abschlagen. Jo mei, was für a Gaudi! Der Junggesellinnenabschied wird zumindest dieser Frau unvergesslich bleiben. Tatsächlich verabschiedete sich der Tittengrabscher gleich darauf höflich und kehrte zu unserer Gruppe zurück.
Die St. Pauli Fans hatten jedenfalls in Alf einen neuen Helden gefunden und tranken mit uns voller Respekt noch die eine oder andere Bierdose. So verbrachten wir die Zeit bis zur Ankunft in Berlin – Bahnhof Zoo, wo sich die Wege von uns und den Pauli Boys trennten. Wir sammelten erst einmal unsere Truppe auf dem Bahnsteig zusammen.
Welcher Teufel mich dann geritten hatte, weiß ich nicht. Gut angesoffen und voller guter Laune setzte ich mich in einen dort herumstehenden Einkaufswagen und ließ mich von Alf und den anderen laut gröhlend über den Bahnsteig schieben. Dabei fielen wir unter den vielen Fußballfans noch nicht einmal großartig auf.
Ausgelassen und fröhlich wie wir waren, wollten wir noch ein wenig vor Spielbeginn über den Kudamm wandern. Der ist bekanntlich nicht weit vom Bahnhof Zoo entfernt, für Alf offenbar aber noch zu weit.
Gleich hinter dem Bahnhof war eine durchgehende Sitzbank rund um einen jungen Baum platziert. Auf der hölzernen Sitzfläche lagen bereits zwei wahrscheinlich obdachlose Männer, die dort ihren Rausch ausschliefen. Ansatzlos ergriff Alf die Gelegenheit und sicherte sich den letzten Liegeplatz auf dieser Bank, um gleich darauf in das Schnarchen der beiden anderen Schnapsdrosseln einzufallen.
Als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte. Eben war er noch quietschfidel und auf einmal schlief er ein, wo auch immer er sich gerade befunden hatte. In dem Zustand konnte man Alf wahrlich als hilflose Person bezeichnen.
Den anderen war das überwiegend egal, sie waren im Zug ob der Aktion mit dem Mädel noch hellauf begeistert gewesen, doch nun erwies sich Alf als unnötiger Ballast, um den man sich nicht kümmern wollte. Diese Ansicht wurde jedoch überwiegend von Wastl, Hotte, Mike und Sylvester vertreten, die mit Alf bereits in Salzgitter entsprechende Erfahrungen gemacht hatten. Da habe ich selbst Sachen miterlebt….
Egal. Wir trennten uns einfach. Alle anderen gingen weiter zum Kudamm, während ich allein auf den schlafenden Alf aufpasste. Unsere Eintrittskarten fürs Spiel hatten wir bereits erhalten, daher würden wir uns spätestens zum Spiel im Olympiastadion treffen.
Vom schlafenden Alf zwischen den Pennern hatte Klaus-Ewald noch ein Foto geschossen, auch von meiner Fahrt im Einkaufswagen. Leider weiß ich nicht mehr, wo diese Fotos abgeblieben sind.

Samstag, 7. März 2020

Contramann: kurz gesehen im März

https://mobil.stern.de/politik/deutschland/cdu-thueringen-geht-das-schicksal-des-landes-am-arsch-vorbei-9146264.htmlGeiler Kommentar vom 19. Februar im Stern. Es sind die CDU Parlamentarier Thüringens, welche die Demokratie beschädigen. Schlimmer als die AfD selbst.
Geschickt hatte der bisherige Ministerpräsident Bodo Ramelow seine Vorgängerin, Christine Lieberknecht von der CDU, als Interimspräsidentin zur Vorbereitung von Neuwahlen vorgeschlagen. Damit griff er den Vorschlag der CDU Fraktion auf, die eine neutrale Person als Interimspräsidenten vorschlugen, weil Ramelow als Linker für einen Demokraten ja nicht wählbar sei.
Doch Lieberknecht, die in der Politik keine Rolle mehr spielt, hat ihrer Fraktion was gehustet. Sie verzichtete dankend und forderte ihre Fraktion auf, Bodo Ramelow zu wählen, um das Chaos in Thüringen zu beenden. Wäre unter Demokraten ja eigentlich auch die logische Konsequenz. Doch die CDU sträubte sich.
Da dürfen sich die Parlamentarier dieser Fraktion nicht wundern, wenn sie als Pöstchenjäger verunglimpft werden, weil sie aus Angst vor Neuwahlen (Die CDU lag zu diesem Zeitpunkt in den Umfragen bei knapp 11 % in Thüringen) die Wahl eines Ministerpräsidenten torpedieren.
Entweder eine Minderheitsregierung Ramelow unterstützen oder Neuwahlen. Eins geht nur. Ersteres dürfen sie laut Parteizentrale nicht, was ich auch nachvollziehen kann. Aber dann darf man nicht auch noch Neuwahlen blockieren. Geht gar nicht.

https://www.heise.de/tp/features/Klimanotstand-in-der-Weltgesellschaft-4632151.html
Endlich mal wieder ein guter Artikel auf Telepolis, diesmal zum Klimawandel. Hier geht es um den allgemeinen Konsumterror. Dankenswerterweise erinnert der Autor an die Aufbruchsstimmung der 70er Jahre, als die Jugendlichen zum Konsumverzicht aufriefen und dies letztendlich die Grünen hervorbrachte.
Ganz anders geht Fridays for Future heute die Sache an. Da soll der Planet gerettet werden, aber auch die Lebensqualität und damit der Konsum. Eine Aufbruchstimmung wie in den 70ern sucht man dabei vergebens. Fridays for Future stellt eben keinen positiven Gegenentwurf zur heutigen Konsumpflicht bereit.
Dass die führenden Politiker das Klima unter Zuhilfenahme technologischer Innovationen zur Aufrechterhaltung des Wohlstands retten wollen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Was ist bloß aus der Umweltbewegung der 70er Jahre geworden!
Es sind u.a. die indigenen Völker Südamerikas, die zugunsten des Lithiumabbaus für Annalena Baerbocks Smartphone leiden müssen.

https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/der-schwarze-kanal-meghan-und-harry-als-opfer-bei-spiegel-story-fiel-ich-vor-lachen-fast-vom-stuhl_id_11587722.html
Sehr gut, Fleischi. Erst seit kurzem ist er mit seiner Kolumne zum Focus gewechselt - wo er sicher auch besser aufgehoben ist. Und schon keilt er gegen seinen alten Arbeitgeber - SPON - aus. Grund hierfür ist ein Spiegel Artikel über den Rückzug von Harry und Meghan aus der englischen Königsfamilie.
Das Verständnis des nach Fleischis Meinung „linken“ Spiegel findet er heuchlerisch, wie überhaupt die akademische Linke ihr Bewusstsein nur noch vor sich her trage, in Wirklichkeit aber geht es ihr gut. Besser als der sprichwörtlichen Verkäuferin, die weniger an die „Ismen“ denkt als an ihren leeren Geldbeutel.
Insofern ist natürlich das Mitgefühl des Spiegels für die milliardenschweren Harry und Meghan unangebracht. Zumal es mir nicht in den Kopf will, worüber Meghan sich beschweren mag. Wenn ich Everybody’s Darling aus dem englischen Königshaus heirate, dann ist es vorbei mit Privatsphäre. Das Harrys Mutter Diana dies seinerzeit nicht gewusst hatte, ist für mich nachvollziehbar. Meghan jedoch als ehemaliger Serienstar aus „Suits“ sollte auf Medienrummel eingestellt sein.

https://www.heise.de/tp/features/Einschraenkung-von-Buergerrechten-durch-die-Hintertuer-4656807.html
Nein, es ist noch nicht der 1. April. Im Oktober 2019 ist eine Gebührenordnung für die Bundespolizei eingeführt worden. Der Innenminister Horst Seehofer fühlte sich offenbar dazu genötigt. So werden z.B. ein erstmaliger Platzverweis, eine Identitätsfeststellung oder eine erkennungsdienstliche Behandlung mit einem Zwangsgeld belegt. Die Krönung hierbei ist, dass diese Zwangsgelder ohne einen richterlichen Beschluss festgesetzt werden.
Nun ist die Bundespolizei überwiegend auf Flughäfen und an Bahnhöfen tätig. Da sollte eine Frau 550,- € Zwangsgeld zahlen, weil sie auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof ihren Koffer unbeaufsichtigt ließ! Die Polizei hatte vorsorglich großräumig abgestellt; die Eigentümerin des Koffers konnte nicht so schnell ermittelt werden. Allein dieses Beispiel macht die Absurdität dieser Gebührenordnung deutlich. Hier ist (polizei)behördlicher Willkür Tür und Tor geöffnet worden.
Wenn ich in einem Cafe meine Tasche mit dem Tablet aufs Klo mitnehme, damit mir das Gerät nicht geklaut wird, werde ich sofort der Zechprellerei verdächtigt. Auf dem Bahnhof oder Flughafen muss ich den riesigen Samsonite durch die Schranke des Sanifair durchdrücken, weil ich ansonsten ein Zwangsgeld zahlen müsste. In was für einer Welt leben wir mittlerweile?
Riesige Polizeieinsätze bei Großveranstaltungen, z. B. Bundesligaspielen, werden nicht von den Betreibern der Veranstaltung bezahlt, sondern von der Allgemeinheit. Und wenn ich mein Demonstrationsrecht wahr nehmen möchte, bin ich auf die gute Laune der Polizei angewiesen (auch dort können Bundespolizisten auf Anforderung der örtlichen bzw. Landespolizei angefordert werden) oder eben mal drei-, vielleicht sogar vierstellige Beträge als Zwangsgeld zahlen zu müssen.
Ich hoffe nur, dass irgendein Gericht diese Gebührenordnung bald kippt. Andererseits…. Wenn die DDR 1989 eine derartige Gebührenordnung eingeführt hätte, wäre es wohl zu den Montagsdemos nicht gekommen und die DDR würde immer noch existieren. Faszinierend, oder?

Dienstag, 3. März 2020

Hartmudo: Vitalium


22
Kurz vor halb Sechs flog die Tür auf und es erklang ein fröhliches „Guten Morgen.“ Die Frau mit dem Wickel war da. Von wegen Wecker auf 5.40 Uhr gestellt! Die hat es garantiert gerochen und ist noch früher erschienen, um mich am letzten Tag noch einmal quälen zu können.
Da sie mich aus dem Schlaf gerissen hatte, behielt ich mir das Recht vor, als erstes einmal aufzustehen, um den kleinen Königstiger aus dem Gehege zu lassen. Widerwillig ließ mich die Frau mit dem Wickel gewähren. Aber sie wusste, dass sie zu früh dran war. Nach dem Entleeren der Blase war ich bereit.
Und sie wickelte mich wieder wie üblich fest ein, um sich gleich darauf kurz und schmerzlos zu verabschieden. Da heute der letzte Tag im Vitalium angebrochen war, legte ich mein Buch bereits nach 20 Minuten zur Seite und brach die Session ab. Da grummelte auch irgend etwas in meinem Bauch. Da hatte sich etwas gelöst; das konnte und wollte ich nicht ignorieren.
Auf dem "Thron" entspannte ich mich ein wenig mit Angry Birdy Go. Konzentriert raste ich mit der Seifenkiste den Berg hinunter, immer verfolgt von meinen Gegnern, die mich von der Piste drängen wollten. Nebenbei entledigte ich mich von einigen Ballast. Erstaunlich, dass da nach dieser Woche überhaupt noch etwas zu entsorgen war.
Hinterher packte ich noch mein restliches Gepäck zusammen, sprich die Schlafmaske, Adiletten und meine Kulturtasche von Samsonite. Den größten Teil hatten meine Löwin und ich ja bereits am Vorabend verstaut. Jetzt blieb mir noch genügend Zeit zum Schreiben. Eine knappe Stunde lang brachte ich die Tastatur zum Glühen, ehe ich mich gegen Acht mit meiner Löwin zum Frühstück begab.
Für uns beide, immer noch die letzten Heilfaster an diesem Tisch, gab es zu unserer großen Freude den beliebten Anis Fenchel Kümmel Tee bis zum Abwinken. Dazu stand noch ein appetitlich aussehendes Glas mit Möhrensaft vor uns. Also alles so wie immer. Trotzdem kam bei uns beiden gute Laune auf. Denn wir hatten es bis zum Ende unseres Aufenthaltes im Vitalium durchgehalten und uns dadurch die Chance erarbeitet, das Ende des Fastens noch ein wenig hinauszögern zu können.
Nicht viel anders verhielt sich das bei Patti. Auch sie bekam das gewohnte basisch starke Frühstück. An diesem Morgen bestand dieses aus einem gedünsteten Apfel und einer großen Schale Hirsebrei. Wie immer magenfreundlich, um die ständige Übersäuerung zu dämpfen.
Wie bei fast allen Speisen bisher rechnete ich fest damit, dass Patti vielleicht die Hälfte davon essen würde. Doch weit gefehlt! Sie ließ ihr Frühstück komplett stehen, weil sie ja noch ein Lunchpaket mit zwei geschmierten Vollkornschnitten bekam. Flugs öffnete sie dies und biss herzhaft in eine Schnitte hinein. Bestimmt handelte es sich dabei um basisches Vollkornbrot.
Nein, natürlich nicht. Es kann sein, dass sie ein Brot noch für die Rückfahrt nach Braunschweig aufgehoben hatte. Glücklicherweise war ihr Appetit an diesem Morgen zurückgekehrt. Die Tage zuvor war sie ja schon nach wenigen Bissen ihres basischen Essens satt gewesen.
Pocke bekam ebenfalls dieses Lunchpaket - meine Löwin und ich natürlich nicht. Ein saftiges Vollkornbrot mit Butter, Schinken oder Käse und dazu noch mit einem Salatblatt garniert... Da lief uns beiden natürlich das Wasser im Mund zusammen, aber da wir noch bis zum nächsten Wochende weiter fasten wollten, verkniffen wir uns einen Biss.
Es wäre sicherlich mindestens ein Vollkornbrot übrig gewesen, denn zumindest Pocke ließ sein Lunchpaket ungeöffnet. Er fragte zunächst die Serviererin, was er denn essen könnte, da er außer dem Lunchpaket einen leeren Teller vor sich stehen hatte. Die junge Serviererin erklärte ihm, dass er sich von dem Buffett, welches sich rechts hinter mir befand, zwei Scheiben Knäckebrot und Frischkäse nehmen könne. Hauptsache, er würde etwas Leichtes nehmen.
Es hatte schon seinen Grund, weshalb ich mit dem Rücken zu diesem Buffett saß. An jedem Morgen dieser Woche war dort nämlich ein normales Frühstücksbuffet aufgebaut, wie man es auch aus diversen Cafes dieser Republik kennt. Nicht zu Unrecht hatte die Serviererin vermutet, dass meine Löwin und ich schwach werden könnten, wenn wir frontal auf dieses Buffet schauen würden, als sie uns am ersten Abend diesen Tisch zugewiesen hatte, damit Patti dort nicht allein sitzen musste.
Pocke ließ sich nicht lange bitten und ging los in Richtung Buffet. Tatsächlich entdeckte ich da zwei Scheiben Knäckebrot, die auf seinem Teller lagen, als er zurück an unserem Tisch kam. Etwas von dem leichten Frischkäse hatte er auch mitgebracht. Insofern hielt er sich erst einmal an den "Rat" der Serviererin.
Der Begriff "entdeckte" passt hier, denn die zwei Scheiben Knäckebrot waren unter einem Berg von weiteren Leckereien begraben. Pocke hatte sich einen richtigen Schnuckiteller zusammengestellt. Außer dem Knäcke erspähte ich noch Scheibenkäse, Schmierkäse, Butter, ein Stück Mettwurst, ein Stück grobe Leberwurst und vor allem vier bis fünf Scheiben Finn Crisp. Als ob er eine Woche lang nichts gegessen hätte.
Ich werde sicherlich bis an mein Lebensende nicht vergessen, wie er die grobe Leberwurst auf ein Knäckebrot geschmiert hatte. Diese Portion hätte locker auf zwei Knäcke gepasst, aber Pocke schmierte das Stück daumendick auf eine Scheibe. Erwähnen möchte ich noch, dass er zuvor diese Scheibe Knäcke mit Butter abgeschmiert hatte, wahrscheinlich, weil die Leberwurst allein sonst zu trocken gewesen wäre.
Wir vier waren uns einig, dass wir unmittelbar nach dem Frühstück nach Hause wollten. Doch gegen 14.00 Uhr wollten wir erneut zusammenkommen, um das Spiel Fortuna Köln gegen Eintracht zu schauen. Das Treffen würde bei uns in Lehndorf stattfinden, denn ich hatte Magentasport mit der dritten Liga abonniert.
Hier hatte die treue Seele Patti einen wunderschönen Einfall: Statt jedem Tor mit einem Glas Schnaps zu gedenken, würden wir an diesem Tag ein Schnapsglas voll mit sehr leckerem Sauerkrautsaft "opfern". Ich versprach Pocke darüber hinaus, ihm ein Brot mit Harzer Käse zu schmieren. Pocke hatte wohl noch Vollkornbrot aus der Vorwoche zu Hause, welches er zum Spiel mitbringen wollte.
Da wir uns nachmittags noch treffen würden, verabschiedeten wir uns nur kurz am Tisch des Speisesaals voneinander. Meine Löwin und ich organisierten schnell einen Gepäckkarren und parkten ihn vor dem Fahrstuhl. Oben im dritten Stock traf ich doch tatsächlich noch unser Zimmermädchen Sylvia, von der ich mich herzlich verabschiedete.