Mittwoch, 29. Dezember 2021

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2021

John Scalzi - Kollaps (Das Imperium der Ströme 1)
Mit "Krieg der Klone" hatte Scalzi eine geniale Idee umgesetzt und einen brillanten Zyklus kreiert. Dabei verzichtete er auf überflüssiges Brimborium und verschonte den Leser mit ausufernden Milieuschilderungen oder Dialogen. Jetzt endlich liegt sein dreibändiger Zyklus "das Imperium der Ströme" in Deutsch vor. Ich hatte bis zum dritten Band gewartet, bis ich diesen angefangen hatte. Es war die richtige Entscheidung.
In ferner Zukunft haben sich die Menschen über die Galaxis ausgebreitet. Überdimensionale Verbindungen, die sogenannten Ströme, verbinden Sternensysteme, die andernfalls für Menschen aufgrund der gigantischen Entfernungen niemals zu erreichen gewesen wären. So entstand ein fragiles Netzwerk, indem die Menschen fast ausschließlich im Weltraumhabitaten existieren können.
Der einzige bewohnbare Planet heißt Ende und gerade auch deshalb, weil er eben ganz am Rande dieses Netzwerkes liegt. Zusammengehalten wird dieses Gefüge durch den Imperatox, einem diktatorischen Alleinherrscher, der immer von dem Handelshaus Wu gestellt wird. Dessen Macht steht auf drei Säulen: den Gilden (Handelshäusern), der interdependenten Kirche und dem Parlament.
Als der Imperatox Attavio VI. stirbt, muss die hierfür eigentlich gar nicht vorgesehene Cardenia als Grayland II. die Nachfolge antreten. Nachdem ihre Freundin und Vertraute Naffa Dolg während der Krönungszeremonie bei einem Attentat getötet wird, nimmt die Geschichte an Fahrt auf.
Wenigstens hat Cardenia noch etwas Hilfe durch die Geister aus dem Gedächtnisraum, welcher ihr als Imparatox zur Verfügung steht. Dort sind Hologramme all ihrer Vorgänger gespeichert und können sie beraten. Im Laufe des Zyklus spricht sie hauptsächlich mit der ersten Imperatox Rachela I., welche die Interdependenz gegründet hatte und ihrem Vater.
Gefahr droht Cardenia hauptsächlich von drei Geschwistern aus dem Hause Nohamapetan. Nadashe ist der Kopf der Verschwörung, die zum Ziel die Beseitigung der Imperatox hat. Ihr Bruder Ghreni soll auf Ende die Macht übernehmen, während der andere Bruder Amit Cardenia als alternative Option zur Machtübernahme heiraten soll.
Tatsächlich schafft Ghreni auf Ende den Machtwechsel. Heimlich hatte er eine Rebellenarmee aufgebaut und es dann noch geschafft, den Herzog zu töten und den Mord dem Grafen Claremont anzuhängen. Jener hatte Sensationelles herausgefunden: Die Ströme werden zusammenbrechen und die Interdependenz wird dadurch zerstört werden.
Als erstes bricht der Strom von Ende nach Nabe, dem Zentrum der Interdependenz, zusammen. Quasi im letzten Moment kann Marce Claremont, der Sohn des Grafen, an Bord des Schiffes von Kiva Lagos fliehen, um der Imperatox vom Kollaps der Ströme berichten zu können.
Sowohl Kiva als auch Marce sind wesentliche Figuren dieses Zyklus. Die ständig fluchende Kiva ist eine Feindin des Hauses Nohamapetan und Marce der geniale Wissenschaftler, der später die Imperatox ficken wird. Marce schafft es auch, die Imperatox zu informieren, wodurch diese Rettungsmaßnahmen planen kann.
Glücklicherweise kann sie ein Attentat von Nadashe mit knapper Not überleben, hierbei stirbt Amit. Dieser erste Roman endet mit der Verhaftung von Nadashe und lässt den Leser mit vielen Fragen zurück. So muss das sein, gern lese ich den zweiten Teil.

                                            

John Scalzi - Verrat ( Das Imperium der Ströme 2)
Dieser Band knüpft fast nahtlos an den ersten Roman an. Schon zu Anfang erinnert uns der Autor daran, dass der Gründung der Interdependenz 1000 Jahre zuvor eine Lüge innewohnt. Rachela aus der Gilden Familie Wu hatte eine Religion erfunden, um den permanenten Machtanspruch Ihrer Familie über die Menschheit sicherstellen zu können.
Ihre angeblichen Visionen hatten die Religion begründet, jetzt nutzt Grayland II dieses Instrument, um die Interdependenz auf den Zusammenbruch der Ströme vorzubereiten. Dies gefällt nicht jedem, Widerstand regt sich. Insbesondere die Familie Nohamapetan strikt eine Intrige, die den Sturz der Imperatox zum Ziel hat.
Die alte Gräfin der Nohamapetans lässt ihre Tochter aus dem Gefängnis befreien und täuscht deren Tod auf der Flucht vor. Auf einem Raumschiff versteckt, koordiniert Nadashe jetzt den Widerstand. Als Hauptfigur hierbei kristallisiert sich Teran Assan heraus, Repräsentant der Gilden im Exekutivkomitee, welches die Imperatox berät.
Geschickt spielt Assan Jasin und Deran gegeneinander aus, die Cousins des Hauses Wu, die als Nachfolger für Grayland II infrage kommen. Doch diese vermeintliche Hauptfigur findet auf Seite 184 ihr überraschendes Ende, weil er bei der Befreiung von Nadashe als vermeintlicher Urheber des Komplotts geopfert wird.
Marce und Cardenia sind ein glücklichrs Paar geworden, doch vergessen wir erst einmal die Imperatox und kümmern wir uns um Marce. Der hat nämlich herausgefunden, das sich die Ströme temporär verändern und dadurch auch ein längst verloren geglaubtes Sonnensystem wieder erreichbar ist.
Das Dalasysla System war 500 Jahre zuvor von den Strömen abgetrennt worden, das Schicksal der dort lebenden Menschen nicht bekannt gewesen. Jetzt ergreift Marce die Möglichkeit, dorthin zu reisen. Und er trifft dort nicht nur die spärlichen Reste der dort lebenden Menschen, sondern auch auf ein vollkommen unbekanntes menschliches Schiff, welches von einer künstlichen Intelligenz gesteuert wird.
Wobei Chenevert nicht wirklich künstlich ist, denn bis zu seinem Ableben war er der Herrscher aus einem bisher unbekannten System. Wie sich herausstellt, war die Menschheit einst in drei Blöcke zerfallen, bis die "freien Systeme" die Ströme vor 1500 Jahren kollabieren ließen, um von der Erde unabhängig zu sein.
Aus den freien Systemen entstand die Interdependenz und der Kontakt zum Rest der Menschheit war endgültig verloren. Ein wahrlich geniales Szenario, welches Scalzi leider im Fortlauf des Zyklus verspielt.
Nach einem Kampf mit einem Schiff der Nohamapetans kann Marce mit Cheneverts Schiff nach Nabel zurückkehren, um Grayland II Bericht zu erstatten. Schon zu Beginn dieses Bandes hatte Grayland II Kiva Lagos zur Verwalterin des Vermögens der Familie Nohamapetan bestimmt. Dank ihrer Geliebten Senia Fundapellonan, der ehemaligen Anwältin dieser Familie, ist Kiva bestens informiert.
Daher kann Kiva auch Grayland II von dem Umsturzversuch der Verschwörer unterrichten. Am Ende des Romans werden alle Beteiligten von Grayland II zu einem Empfang geladen, auf der die Imperatox sämtliche Verschwörer ( bis auf die abwesende Nadashe) verhaften lässt. Lediglich die Erzbischöfin und Deran Wu, der seine Mitverschwörer noch ans Messer geliefert hatte, lässt sie frei.
Eigentlich hätte ich mir von diesem Band ein wenig Action auf dem Planeten Ende erhofft, denn Marces Schwester sowie sein Vater schienen im ersten Band zu den Hauptpersonen zu gehören. Von Ghreni Nohamapetan ganz zu schweigen. Hier reicht es gerade mal zu einem kurzen Zwischenkapitel, ansonsten fällt dieser Handlungsstrang vollkommen hinten runter. Schade. Warten wir auf den dritten Band.

Freitag, 24. Dezember 2021

Udorallala: Top Songs 15/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

Basement 5 - Last white Christmas
Jedes Jahr an Heiligabend darf ich mein Lieblings - Weihnachtslied erst zu fortgeschrittener Stunde abspielen. Manch ein Schmusebär steht ja auf „Last Christmas“ von Wham oder bevorzugt den Klassiker „White Christmas“ - natürlich nur von Bing Crosby. Ich dagegen höre „Last white Christmas“, während ich mir zum Abschluss des Geburtstages vom Sohne unseres Gottes noch nen Wodka eingieße; ersatzweise Gin. Hauptsache pur!
„Red flags flying high in the sky
Making people believe they can fly
England is under female rule
That's why we're turning to ruddy fools
Run Run Shah don't make no films
Well Ayatollah this
And Ayatollah that
But he hasn't told them any facts
Ian Smith ain't iron no more
He is out on the floor
The last white Christmas was in '79
Plenty of change is in sight
Peanut president can't play chess
That's why America is in check“
Dieser Hammersong wurde passenderweise am 1. Dezember 1980 veröffentlicht und schaffte es nicht in die Charts. Diese führten Abba mit „Super Trouper“ auf 1 und „Stop the Cavalry“ von Jona Lewie auf der 3. Mit „Do You feel my Love“ war dank Eddy Grant immerhin ein Reggaesong auf Platz 8, womit wir bei Basement 5 wären.
Ja, ich weiß: Eddy Grant ist kein „echter“ Reggae - und Basement 5 erst recht nicht. „Last white Christmas“ ist eher ein Crossover aus Reggae und Punk, verbunden mit einer politischen Attitüde. Ein Jahr nach der islamistischen Revolution im Iran - heute aus dem Bewusstsein der meisten Leute verschwunden - prophezeiten Basement 5 das Scheitern des weißen Mannes.
An Black Lives Matter war seinerzeit noch nicht zu denken und trotzdem kommt dieses wütende Statement der schwarzen Künstler kräftiger und vor allem glaubwürdiger rüber als das müde Gesäusel in den letzten Jahren. Dieses Metal Riff mit dem schnellen Reggae Rhythmus im Gepäck....

         

Dazu dieser abgehackte Sprechgesang. Ich kenne nichts vergleichbares. Selbst die Beastie Boys kommen da nicht mit. Das waren ja auch Weiße in Partylaune, da gab es keine Message wie bei Basement 5 aus dem Thatcher-England. Gerade der Bezug zum „Ayatollah“ gibt dem Ganzen etwas Einmaliges.
Mit meiner Begeisterung für diesen Song stand ich in all den Jahren leider in meinem Freundeskreis alleine da. Der Drummer war vorher wohl bei P.I.L., den Rest der Band kenne ich nicht und außerdem hatte es lediglich für eine LP gereicht, dann verschwand die Band in der Versenkung.
Doch „Last white Christmas“ ist ein Meisterwerk und DER Weihnachtssong schlechthin - zumindest für mich. Scheiß auf George Michael; bei Wham fehlt das „weiß“ im Songtitel. Und die Emotion im Song! Denn die sind bei Basement 5 reichlich dabei, die Emotionen.
Drum hör den Song laut. Am Heiligabend. Und vergiss mir den Wodka nicht!

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Warum spielt denn der Poldi nicht?

03
So. 13. Juni

Nach Acht Aufstehen ist für Sonntag genau richtig. Heute endlich greift die ARD ins Geschehen ein. Doch zuallererst einmal Frühstück. Meine Löwin und ich genießen diesen Part am Wochenende immer besonders, weil wir uns dann ausgeruht und relaxt mit dem Toaster vor den Fernseher setzen und eine Folge "unserer" Serie schauen.
Zur Zeit schauen wir Pastewka mit "Morgen hör ich auf", angeblich das deutsche "Breaking Bad". Die Verantwortlichen beim ZDF weisen ja eine Verbindung zu „Breaking Bad“ weit von sich. Ich sehe da allerdings mehrere Parallelen. Da ist zum einen die Besetzung des Hauptdarstellers mit einem bekannten Comedian. Dazu diese traumartigen Sequenzen, vor allem die Szene mit dem Schein im Wasser – bei Breaking Bad ist es die Leiche im Pool. Der etwas debil wirkende und fast erwachsene Sohn ist auch vorhanden.
Aber egal. Pastewka macht das richtig gut. Dieser ungläubige Dackelblick, hier passt das richtig gut rein. Und Susanne Wolf als untreue Ehefrau mit dem Hang zum Flunkern setzt noch einen drauf. Wenn doch Walter White`s Frau ähnlich angelegt gewesen wäre, dann…. Was solls. Schmierige Bullen gibt es hier auch. Überhaupt sind die Nebenfiguren alle schön gezeichnet.
Dies war der vierte Teil am Morgen, den fünften und letzten heben wir uns für zwischendurch auf. Nachdem wir dann noch die üblichen Aktionen wie Wäschewaschen oder Bürokrams durch hatten, schmissen wir eine knappe Stunde vorm ersten Spiel den Grill an. Meine Löwin hatte sogar noch einen Kartoffelsalat sowie eine Aoli auf den Weg gebracht.
Krakauer und kleine Bratwürste gab es, meine Löwin gönnte sich dazu ein Steak. Und um 3.00 Uhr ging es endlich wieder los. Türkei gegen Kroatien, das klang nach einer bunten Pralinenschachtel („Man weiß nie, was drin ist“ – Forrest Gump) und war es leider auch. Die Türken waren nicht wirklich gefährlich, standen aber hinten gut genug, so dass die Kroaten trotz Rakitic (Raki-Tisch?), Mandzukic und Modric kaum zu Torchancen kam. Von Calhanoglu war auf türkischer Seite gar nichts zu sehen.
So plätscherte das Geschehen nach einer starken Szene gleich zu Anfang von Rakitic, als sein Schuss knapp am gegnerischen Gehäuse vorbei strich, so vor sich hin, bis Modric kurz vor der Halbzeit einen Befreiungstritt der Türken einfach mal volley nahm und die Kugel unter der Hand des in einem wunderhübschen Rosa spielenden Torwarts der Türken hindurch rutschte. Es blieb dann bis zum Schluss beim 1:0 für Kroatien, da die Türken in der zweiten Halbzeit nichts zuzusetzen hatten.
Kurze Pause, weiter gehts. Lewandowski mit seinen Polen gegen Nordirland um 18.00 Uhr. Das halbe Stadion war im grün-weiß der Nordiren getaucht, bierselig sangen sie ihre Lieder. Bis zum Ende des Spiels. Die Nordiren standen von Anfang an mit 8 Leuten im eigenen Strafraum und schafften es kaum über die Mittellinie. Das ging in der ersten Halbzeit noch gut, aber kurz nach der Halbzeit jubelten dann die Polen über die hochverdiente Führung.
Nein, nicht Lewandowski. Der blieb insgesamt blass. Milik lochte ihn nach einem Abwehrfehler ein. Erst jetzt versuchten die Nordiren, wenigstens etwas nach vorne zu spielen. Da die Polen bis zum Schluss keine Chancen generieren konnten, blieb es spannend, obwohl ich den Nordiren ansehen konnte, das es nicht einmal zu einem Glückstor reichen würde. Ein wirklich schwaches Team.
Also warteten wir aufs Deutschlandspiel. Bis zum Beginn wurde im ARD Studio gelabert. Hier war mir bereits am Nachmittag aufgefallen, das Alexander Bommes, unser Mann vom NDR Sportclub, das Gesicht im ARD Studio bei dieser EM ist. Unterstützt wird er dabei von Arnd Zeigler, dessen "wunderbare Welt des Fußballs"erst im Netz, dann auf den dritten Programme neue Maßstäbe setzte, weil in dieser herrlichen Sendung der Fan an sich im Mittelpunkt steht. Und er saß auch an seinem Tisch mit seinen schönen Devotionalien.
Dann... 21.00 Uhr. Jetzt wollte das deutsche Team nachlegen und kam nach einer guten Anfangsviertelstunde durch Mustafi per Kopf zur 1:0 Führung gegen eine überraschend gut spielende ukrainische Mannschaft. Das sollte es eigentlich gewesen sein, aber vor der Pause trumpften die Ukrainer bärenstark auf und hätten mehr als den Ausgleich verdient gehabt, den sie aber auch nicht erzielen konnten. Dank der Rettungstat von Boateng auf der Linie und einem gut aufgelegten Manuel Neuer (Coke Zero macht wach) lagen sie zur Halbzeit unverdient zurück.
Nach der Halbzeit ließ das Spiel stark nach. Die Ukrainer rissen jetzt nichts mehr, Jogi hatte die Abwehr entsprechend umgestellt. 5 Minuten vor Schluss wechselte er noch den Chipsfrisch-Mann ein. Schweinsteiger setzte dann auch in der 91. Minute den Schlusspunkt unter eine sehr starke Partie, zumindest in der ersten Halbzeit.
Auf einmal war er dann doch da: Mehmet Scholl, unser Mann im Dacia. Sein kongenialer Partner Gerhard Delling war am Nachmittag vorm deutschen Hotel schon einmal zugeschaltet gewesen, jetzt führte Mehmet Interviews mit den Spielern. Opdenhövel, der das Spiel gewohnt schlecht kommentiert hatte, schlich da auch noch herum.
So stark wie sich die Ukrainer gezeigt hatten, sehe ich die Polen noch nicht als Gruppenzweiten. Am dritten Spieltag bei Polen gegen Ukraine wird man sehen, wer da was drauf hat. Meine Löwin ging nach dem Schlusspfiff zu Bett, die Interviews konnte sie sich wirklich sparen. Ich selbst hatte bei Spielbeginn ein Franziskaner Hefe angelutscht und war mittlerweile beim vierten angelangt. Zeit, um noch etwas in meiner Musikbox zu blättern. Neben Westernhagen und Lindenberg hörte ich Luis & the Wildfires aus L.A., laut. Kurz nach Mitternacht setzte ich mir die Schlafmaske auf.

Montag, 20. Dezember 2021

Hartmudo beim Männerarzt

4
Dass ich überhaupt bis 6:30 Uhr schlafen konnte, überraschte mich dann schon wieder positiv. Zugegeben, in den letzten zwei Stunden der Nacht wachte ich zwischendurch immer wieder unruhig und fahrig auf. Als ich mich dann endlich fertig gemacht hatte, wartete ich wie ein zum Tode Verurteilter auf seine Hinrichtung.
Es regnete draußen, meine Löwin sollte mich fahren. Je näher die Abfahrt rückte, desto unruhiger wurde ich. Ich zitterte wie Espenlaub und hatte tierischen Bammel. Erst ganz zum Schluss wagte ich es, im Netz nach dem Begriff "Blasenspiegelung" zu suchen.
Übereinstimmend stand dort zu lesen, dass die Einfuhr des flexiblen Rohres schmerzfrei, maximal leicht unangenehm sein würde. Ein Standardeingriff, welcher nach Blut im Urin auf alle Fälle durchgeführt werden sollte, um frühzeitig eine Zystenbildung und damit Krebs erkennen zu können.
Da war sie wieder, die blanke Angst. Beim Kegeln am Vorabend wurde noch über eine angeblich nicht so schlimme Augenlaserbehandlung geredet, mein anderes großes Trauma. Rationell war mir die ganze Zeit klar, dass an diesem Morgen beim Urologen meine Welt nicht untergehen würde, aber gegen meine Ängste kam ich trotzdem nicht an.
Pünktlich zum Termin um 10:30 Uhr stieg ich an der Ampel am Welfenhof aus unserem Auto, um in die Praxis des Urologen zu hetzen. Ich verspätete mich um 3 bis 4 Minuten und stand vor der Bedientheke. Die Sprechstundenhilfe sprach am Telefon noch mit einem Patienten, fast 5 Minuten stand ich regungslos und stumm vor ihr. Dann meldete ich mich an und ergab mich in mein Schicksal. Dachte ich, doch...
"Tut mir leid, wir müssen einen neuen Termin machen. Ihr Termin war um 9:50 Uhr und jetzt kann ich sie nicht mehr dazwischen packen." So die Dame mit der Brille hinter dem Tresen.
Was in diesem Moment in mir vor ging, lässt sich nicht in Worte fassen. Erleichterung, Schock, noch eine Zeit lang Ungewissheit...
"Aber wir hatten doch telefoniert. Ich hatte mir 10.30 Uhr notiert, da müssen wir uns missverstanden haben." Dies sagte ich automatisch und war doch insgeheim erleichtert, dass mir heute das flexible Rohr erspart bleiben würde.
Mein neuer Termin war am 8. November um 9 Uhr, also exakt eine Woche später. Ich scherzte beim Rausgehen noch, dass ich dann morgens leider etwas weniger Zeit hätte, um mich auf den Termin zu freuen. Draußen auf der Straße rief ich auf der Arbeit meine Kollegas an, um diesen Krankheitstag in einen Urlaubstag und den folgenden Montag in einem Krankheitstag umzuwandeln.
Dann kontaktierte ich meine Löwin, die gerade bei Karstadt weilte. Ihr konnte ich ja die ganze Zeit nichts vormachen, dazu kennt sie mich zu gut. Meine Erleichterung war mir jetzt genauso gut anzumerken wie Stunden zuvor die fahrige Gemütslage, bei der sie mich dankenswerterweise in Ruhe gelassen hatte.
Dies meine ich wirklich nicht sarkastisch, denn in solchen Stimmungen bin ich auch unleidlich und besser für mich allein. Zu Mittag aßen wir bei unserem Griechen, danach saß ich zu Hause an meinem Schreibtisch und entspannte mich bei Mario Kart Tour.
Das Telefon klingelte spät am Mittag, die Sprechstundenhilfe das Urologen war am Apparat. "Hartmudo, ich muss mich entschuldigen. Ich hatte sie mit dem Termin um 9:50 Uhr verwechselt, der nicht gekommen war. Die Namen klangen beide so ähnlich. Der Doktor hatte ja viel mit ihnen vorgehabt, da war noch Röntgen vorgesehen. Wenn wir vorhin darüber gesprochen hätten, dann wäre mir das sicher aufgefallen," sagte die spürbar zerknirschte Dame am anderen Ende der Leitung.
Ich war verwirrt. Was soll das heißen, er hatte viel mit mir vorgehabt? Ruhig, Brauner, keine Paranoia jetzt. Es ist Zeit, einen lustigen Spruch zu machen. "Das macht doch nichts, kann ja mal passieren. Nicht, dass er sie noch schlägt. Wenn ich nicht verheiratet wäre, müssten sie mich jetzt zum Essen einladen. Alles gut, da habe ich noch eine Woche, um mich auf den Termin zu freuen," improvisierte ich.
Was hatte mich hier schon wieder gerissen? Musste dieser billige Chauvi Spruch wirklich sein? Manchmal geht es aber auch mit mir durch. Wenigstens hatte ich nun die Gewissheit, das nicht ich vor lauter Bussigkeit einen falschen Termin notiert hatte.
Zum Glück sprang die Arzthelferin nicht darauf an. Sie sagte nur lakonisch: "Na gut, dann bis nächsten Montag. Könnten Sie vielleicht auch schon um 8:30 Uhr? Denn wenn das Röntgen noch dazu kommt..."
Ich überlegte da nicht lange und antwortete: "Kein Problem, können wir so machen. Dann bis nächste Woche."
Jetzt war ich dann doch etwas verwirrt, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Wahrscheinlich lag es an der medizinischen Maske, die in diesem Coronazeiten Vorschrift ist. Entweder man selbst nuschelt oder der Zuhörer bekommt nur ein gedämpftes Rauschen mit. Egal, jetzt konnte ich noch eine Woche zittern und meiner Paranoia frönen.
Wobei ich sagen muss, dass diese Woche relativ angstfrei verlief. Auf der Arbeit ärgerte ich mich wie üblich und zu Hause hatte ich weder Angstzustände noch schlaflose Nächte. Am Sonntag, den Tag vor dem Termin, chillte ich zu Hause und kümmerte mich um meinen Schreibtisch. Abends schauten wir noch einen sauschlechten Tatort aus München, davor hatte ich eine total aufgelöste Bekannte am Telefon, bei deren Mann die Metastasen neu ausgebrochen waren.
Da gingen in meinem Hinterkopf schon wieder einige Lampen an, aber es gelang mir, ruhig zu bleiben und Batic und Leitmayr zu überstehen. Später lag ich im Bett, las noch etwas in meinem Buch und schaltete relativ früh das Licht aus. Problemlos schlief ich ein.

Montag, 13. Dezember 2021

Sam Phillips

7
Die Veröffentlichung dessen bester Songs „Flying Saucer Rock `n` Roll“ und „Red Hot“ fielen auf demselben Zeitpunkt wie „Whole lotta Shakin`“ und „Great Balls of Fire“. Als Folge davon floppten die Singles von Billy Lee Riley, der vermeintlich erst für Jerry Lee`s Erfolg verantwortlich war. Stinksauer und vor allem besoffen demolierte Riley das Studio. Der herbeieilende Phillips blieb ruhig und es gelang ihm, Riley den Rest der Nacht über zu beruhigen. In einem langen Gespräch vertröstete er Riley auf die nächste Single. Der glaubte dies und ließ sich besänftigen, schaffte aber mit seinen restlichen 3 Singles bei Sun keinen Durchbruch mehr.
Unterdessen war Jerry Lee Lewis mit Jack Clement und Sam Phillips Bruder Jud in dessen Bus unterwegs. Jud, der Sam seit ihrer Kindheit begleitete, hatte mit der Zielstrebigkeit seines Bruders nicht viel im Sinn. Seine Stärke war das Gespräch an sich - sprich: Er war ein guter Verkäufer. Und er spielte sich zum Manager von Jerry Lee Lewis auf.
Zu dieser Zeit hatte er mit Judd Records kurzzeitig ein eigenes Label, dessen größter (und einziger) Erfolg Cookie & the Cupcakes mit „Mathilda“ war. Er hatte von diesem Business nicht wirklich Ahnung und konnte auch deshalb den Skandal um Jerrys Privatleben nicht verhindern, weil er die Macht der öffentlichen Meinung unterschätzte.
Jerry Lee Lewis war u. a. mit Chuck Berry auf Tour unterwegs, mehr aber noch im TV bei Dick Clark und all den anderen Shows gebucht, um seine beiden Megahits präsentieren zu können. Die diesbezüglichen Videos auf YouTube sollte man sich unbedingt anschauen, um eine leichte Vorstellung zu bekommen, warum Jerry Lee Lewis im Business (fast) alles überstrahlte.
Million Dollar Quartett

Leider hatte Jerry Lee Lewis ein Problem: Kurz vor der Alan Freed Show an Weihnachten 1958 hatte er die dreizehnjährige Myra Gale Brown, Tochter seines Bassisten und Cousins J.W. Brown, geheiratet, obwohl er formell noch mit zwei anderen Frauen verheiratet war. Dies war ein gefundenes Fressen für die Presse, als Jerry Lee dummerweise seine Hochzeit mit Myra Gale öffentlich machte.
Die Reaktion der Presse und dann auch der Fans kam sofort. „Baby-Räuber“ und „Ekelerregend“ waren nur zwei Schlagwörter, mit denen Jerry Lee auf den nächsten Konzerten konfrontiert wurde. Dabei konnte er noch von Glück sagen, dass Sam Phillips mithilfe eines Anwalts das Ende der ersten beiden Ehen zurückdatieren ließ, um den Vorwurf der Bigamie entkräften zu können. Dies hätte für den arglosen, ja arroganten, Jerry Lee Gefängnis bedeuten können.
Jedenfalls war es das mit der Karriere als Superstar. Erst bald ein Jahrzehnt später konnte er sich im Countrybereich wieder einige Meriten erspielen. Auch für Sun Records waren jetzt die großen Höhenflüge vorbei. Der Boom mit dem Rockabilly war 1959 vorbei, daran hätte selbst ein begnadeter Musiker wie Charlie Rich nichts ändern können, selbst wenn er es mit Rockabilly ernsthaft versucht hätte.
So bleibt aus dieser großen Zeit nur noch das „Million Dollar Quartet“ zu erwähnen. Diese legendäre Session in den Sun Studios vom 4.12.1956 wurde erst 1981 veröffentlicht und präsentiert eine Jam Session von Carl Perkins, Elvis Presley, Johnny Cash und Jerry Lee Lewis. Zu dieser spontanen Aktion kam es, als Elvis, der schon über ein Jahr nicht mehr bei Sun unter Vertrag stand, zwanglos in die Sun Studios kam und anfing, mit den anderen Drei zu improvisieren.
Der Begriff Million Dollar Quartet stammt von Sam Phillips, der dank dieser vier Musiker Millionenumsätze feiern konnte. Wenn man sich diese Session heute anhört, fällt sofort die locker gelöste Stimmung der Musiker auf. Dank dir aufwändig remasterten Bänder werden auch die Hintergrundgeräusche hörbar.
Hier möchte ich jetzt erwähnen, dass ich erst dank Peter Guralnick erfahren habe, dass Johnny Cash bei dieser Session nicht wirklich mit dabei war. Oder, um es präzise zu sagen: Die Reporter und auch Johnny Cash hatten das Studio bereits verlassen, als das Band überhaupt erst eingeschaltet wurde.
Die Jungs arbeiteten sich an den Spirituals ab, die sie bereits seit ihrer Kindheit her kannten. Hinzu kamen natürlich noch Songs u.a. von Fats Domino und Chuck Berry. Gegen Ende riss dann Jerry Lee das Klavier an sich, so dass der Rest eigentlich nur noch begleiten konnte. Die einzelnen Songs der Session sind häufig gerade mal angespielt, deshalb empfehle ich, die Session in einem Rutsch durchzuhören.
Guralnick erwähnt in seinem Buch häufig das besondere Flair, welches in dem Studio bei Aufnahmen herrschte. Die Musiker trafen sich in den Sun Studios, blödelten herum und tranken Bier oder Kaffee. Dadurch schüttelten die einzelnen Musiker in dieser Frühphase des Rock Business die Songs einfach nur so aus dem Ärmel, dass es eine wahre Freude war.
Leider war es nach dem Skandal um Jerry Lee Lewis vorbei mit den Millionen Umsätzen des Labels. Ich glaube ja, dass er der einzige Rockabilly Musiker von Sun Reords war, der dank seiner Ausstrahlung auf dem großen Markt in den USA überhaupt eine Chance zum Verkauf gehabt hatte. Ein Billy Lee Riley z.B., der seine Chance versoffen hatte, konnte den beginnenden Abstieg des Labels nicht aufhalten.
Natürlich hatte Sam Philips, wie immer eigentlich, noch einen Musiker in der Hinterhand. Charlie Rich hatte ich schon kurz erwähnt. Charlie Rich war eigentlich Jazzmusiker und ein begnadeter Pianist. Sam gab Charlie Platten von Jerry Lee Lewis zu hören, auf dass Charlie sein Klavierspiel vereinfachen möge.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Hartmudo beim Männerarzt

3
Da es am Dienstagmorgen regnete, fuhr ich mit dem Bus zum Röntgenologen. Ich erschien super pünktlich und bekam erst einmal mehrere Zettel zum Ausfüllen ausgehändigt. Die Bedientheke steht im zweiten Stock, ich ging aber in den 3. Stock, weil sich dort die Behandlungsräume befinden.
Noch bevor ich die Zettel ausgefüllt hatte, ging es bereits los. Eine Arzthelferin bugsierte mich in eine Umkleidekabine, hinter welcher der CT Apparillo stand. Schuhe und Hose musste ich ausziehen, dann legte ich mich auf die Liege und musste die Arme hinter dem Kopf verschränken. Die Augenmaske bekam ich nicht, weil ich in einer Quizshow als Kandidat eine Pause einzulegen hatte.
Der Wagen mit der Bestrahlungseinheit fuhr zweimal über meine Bauchregion hin und drüber, dazu gab die Arzthelferin aus dem Off Anweisungen: "Tief einatmen, und weiter atmen." Diese Sprüche kennt man ja in und auswendig von diversen Arztbesuchen. Und schon war ich fertig und wartete in einem Nebenraum.
Eine großbrüstige Ärztin schaute auch noch vorbei und konnte mich beruhigen. Steine konnte sie nicht erkennen, aber ich hätte Divertikel im Darm. Das sollte ich vielleicht weiter beobachten lassen, meinte sie.
Mir wurde dazu noch eine CD mit den Aufnahmen und ein Zettel mit einem QR-Code ausgehändigt. Mittels des QR-Codes kann ich bis Ende April 2022 das Untersuchungsergebnis im Internet abrufen.
Mittlerweile war die Zeit etwas zügig fortgeschritten, es war bereits kurz vor 10 Uhr und ich musste doch die Aufnahmen auf der CD noch zum Urologen bringen. Daher entschied ich mich, diesen Tag als krank zu melden. Ursprünglich wollte ich ganz normal zur Arbeit fahren, aber wenn ich dort quasi erst am Nachmittag erscheinen würde, machte das ja nun keinen Sinn mehr.
Kurze Zeit später betrat ich als Kranker die Praxis des Urologen und war total erstaunt, als die Arzthelferin an der Bedientheke noch nicht einmal die CD haben wollte. Der Urologe würde von der Röntgenpraxis einen schriftlichen Bericht bekommen und mich dann anrufen.
Verwundert fuhr ich nach Hause und wartete auf den Anruf, der fast exakt um 16.30 Uhr kam. Wie das manchmal so ist, kam ich natürlich zu spät an mein Smartphone und als ich zurück rief, war nur noch der Anrufbeantworter dran. Toll!
Als ich dann am nächsten Morgen mal wieder im Büro saß, kam der Kontakt endlich zustande. Die Sprechstundenhilfe erzählte mir nicht wirklich etwas Neues, als sie die Diagnose der Ärztin aus der Röntgenpraxis wiederholte.
Aber dann das: Weil die Krebswerte erhöht seien, würde der Urologe den fraglichen Bereich röntgen und zusätzlich die Blase spiegeln. Als Termin hierzu einigten wir uns auf den 1. November, dann legte sie auf.
Und augenblicklich ging bei mir das Kopfkino los. Krebswerte, Blase spiegeln. Da war er nun, dieser "kicked in the teeth" Moment. Da blieben mir noch knapp drei Wochen Zeit, um mich schlecht zu fühlen und Albträume zu bekommen.
Während dieser Zeit sprach ich mit einigen Leuten und bekam unterschiedliche Feedbacks. Diese brauchte ich, denn ich hatte eigentlich keine Lust auf eine Spiegelung. Eine Kollegin meinte, dass ich die Spiegelung machen sollte, denn es könnte ja z.B. eine Zyste sein. Dagegen sprach eine andere Kollegin, die da meinte, ich sollte mich zu nichts überreden lassen, da sie jüngst zwei Männer in ihrem Bekanntenkreis gesprochen hatte, die seit der Spiegelung eine Tropfvorlage in der Unterhose tragen müssen.
Zugegebenermaßen hatte mich diese Meinung nicht gerade aufgebaut. Als mein Schwager Harald mir schließlich erzählte, dass er solche Untersuchungen nur unter Narkose zu machen pflegt, war ich schon etwas beruhigter. Meine Löwin meinte nur: "Dann wird das wenigstens abgeklärt."
Am Ende der drei Wochen freute ich mich schon fast auf den Termin beim Urologen. Alle meine Beschwerden wurden um so weniger, je näher der Termin rückte. Unter Narkose müsste ich es wohl auch aushalten können, unangenehme Behandlungen des Zahnfleisches sowie meine Analfistel hatte ich ja auch lebend überstanden.
Das Thema Krebs konnte ich vollkommen ausblenden, da fiel mir zwar Buds Blasenkrebs vor 25 Jahren ein, aber den hatte er ja offensichtlich auch überstanden. So weit war also alles in Lot, ich freute mich auch schon auf den Moment unmittelbar nach der Untersuchung beim Urologen, weil ich mir da schon einiges vorgenommen hatte.
Dieses Level konnte ich bis zur vorletzten Nacht vor dem Termin beim Urologen halten, als ich kurz nach 2:30 Uhr in der Nacht schweißgebadet aus einem Albtraum aufwachte. Es war ein ganz kruder Traum, in dem ich mit meiner Löwin in der Cafeteria eines Supermarktes Mettbrötchen verspachtelte, als urplötzlich Pocke auftauchte und uns eröffnete, das er jetzt sofort für drei Jahre ins Ausland zum Arbeiten gehen würde.
Unwillkürlich kam mir in den Sinn, dass ich ihn dann nur noch während der BiRe sehen würde... Ruckartig schlug ich meine Augen auf, mein Puls raste in großen Höhen. Den Rest der Nacht blieb ich wach, arbeitete an meinem Blog und wunderte mich über diesen merkwürdigen Traum, den ich nicht so richtig deuten konnte. Wenigstens hatte sich Pocke im Traum bereit erklärt, noch ein Mettbrötchen mitzuessen.
Und schon waren sie wieder da, die Ängste vorm Urologen. Den ganzen Tag über blieb ich nachdenklich und stumm, konnte mich schlecht konzentrieren und grübelte vor mich hin. Erst beim Kegeln abends entspannte ich mich ein wenig, bloß um später am Abend in großer Unruhe zu Bett zu gehen.

Samstag, 4. Dezember 2021

Contramann: kurz gesehen im Dezember

So weit ist es in Deutschland schon wieder. Anhand dieser Story um Gil Ofarim, der beim Einchecken im Leipziger Hotel am 5. Oktober angeblich von einem Hotelangestellten aufgefordert wurde, seine Kette mit einem Davidsterns abzunehmen, sonst würde er nicht weiter bedient beim Einchecken, ist das gut abzulesen.
Allein aufgrund dieser einen Aussage von Ofarim in einem Instagram-Video brach der Mob los und es hagelte wüste Beschimpfungen, man demonstrierte gar vor dem Hotel. Währenddessen stellten Hotel und der Angestellte, der die Situation komplett anders schildert, einen Strafantrag wegen Verleumdung gegen Ofarim.
Ich würde sagen: Aussage gegen Aussage. Aber die „Hassidioten“ (hier leider Antifa & Co) stört das nicht, Hauptsache das Feindbild wird bedient. Wie damals halt, und das noch von der Antifa. Schlimme Sache das.
Dies war der Stand am 12. Oktober. Mittlerweile liegt der Staatsanwaltschaft ein Gutachten zu den Überwachungsvideos vor. Hierzu gibt es aber keine Kommentierung wegen des laufenden Verfahrens. Glaubt man dem Redaktionsnetzwerk Deutschland:
https://www.rnd.de/promis/gil-ofarim-straf-verfahren-gegen-saenger-nicht-ausgeschlossen-AY72EGNQWZHMLIMA53QNI5MQWU.html
dann gibt es Zweifel an der Darstellung des Sängers. Schaun mer mal.

https://www.oskar-lafontaine.de/links-wirkt/warum-hat-die-linke-bei-der-bundestagswahl-relativ-am-staerksten-verloren/
Hier noch einmal der Altmeister mit seiner kurzen, aber richtigen Analyse zur Wahlniederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl.
"Ohne Oskar, wärt Ihr heut' nicht hier!" möchte ich all den Flachpfeifen bei den Bundestagsabgeordneten der Linken, jetzt und in der Vergangenheit, zurufen. Insbesondere Frau Kipping, aber auch der unsäglichen Frau Hennig-Wellsow.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/flughafen-berlin-lufthansa-passagiere-sollen-vier-stunden-vor-abflug-da-sein-a-611a00f0-e860-4865-8678-c8be8e92067f?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Neues vom Berliner Flughafen. Meine Güte, ist das ein Missmanagement. Check in 4 Stunden vor Abflug. Das sich die Lufthansa und der Airport nicht schämen, solche Verlautbarungen herauszugeben. Innerhalb einer Woche müsste man so etwas klären können, bloß nicht im verschnarchten Deutschland. Was haben wir nicht früher über die Italiener und Griechen gelästert. Jetzt ist es der deutsche Michel, der als Lahm und unfähig gilt. Die Schildbürger sind zurück!

https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/12-seiten-weiter-gehts-sondierungen-fdp-spd
Ein herrlich bissiger Kommentar zu den Ergebnissen der Sondierungsgespräche von Rot-Gelb-Grün. So wird beispielsweise „Hartz IV“ in „Bürgergeld“ umbenannt, aber sonst nichts Entscheidendes verändert. Ein wenig Chi Chi also zur Gesichtswahrung angesichts der eigenen Inkompetenz der handelnden Politiker.
Aber Politik wird ja eh überbewertet. Der Markt regelt das schon. Und wer etwas anderes behauptet, wird mundtot gemacht. Oder ist ein alter weißer Mann, der voll demokratisch legitimiert in ein Lager verfrachtet werden sollte. Konzentriert, versteht sich. Unter gendermäßiger Beobachtung!

https://www.heise.de/tp/features/Corona-und-kein-Ende-Wenn-die-epidemische-Notlage-zur-Normalitaet-wird-6227321.html
Meine Güte, was für ein Schlamassel. Die epidemische Notlage kann seitens des Bundes schwerlich verlängert werden, da die blanken Zahlen (Infizierte, Hospitalisierte, Tote) und die mittlerweile wohl doch hohe Impfquote eine Weiterführung der Notlage nicht begründen können. Da möchte sich die Politik sicher nicht vor den Gerichten blamieren. Daher sollen es jetzt die Länder richten.
Am interessantesten finde ich hier aber den Absatz über den Umgang der Österreicher mit ihren Ungeimpften. Im schlimmsten Fall sollen die ihre Wohnung nur noch verlassen dürfen, um die Grundversorgung ( z.B. Einkäufe) oder den Weg zur Arbeit sicherstellen zu können. Was für eine Farce! Als ob diese auf der Arbeit urplötzlich nicht mehr ansteckend wären! Man erkennt allein hieran deutlich, was in unserer „freien“ Gesellschaft wirklich wichtig ist: Der einzelne Mensch wohl eher nicht. Hauptsache, die Wirtschaft läuft.

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/wer-rackert-so-spaet-bei-nacht-und-wind
Gorillas und Lieferando, Uber…und natürlich nicht zu vergessen die unsäglichen E-Scooter. Am Beispiel des Berliner Juicers (der, der die E-Scooter aufladen tut) Marino wird hier deutlich aufgezeigt, was aktuell in unserer Gesellschaft schief läuft.
Da mögen sich links eingestellte Akademiker in ihrem Home Office über die Milliardäre und deren Gier noch so sehr beklagen, aber bei Lieferando, Gorillas oder Uber ordern sie trotzdem. Und dann rast irgendein „Marino“ los.
Schämen sollten sich diese Leute, da auch sie die Ausbeutung von Minderlöhnern befeuern. Und ja, ich bestelle auch bei Amazon und der „Marino“ von DHL bringt das dann. Meine Ausrede: Versandhandel (Amazon) gab es früher auch schon. Und auch bei Amazon mit Anstellung ohne Scheinselbstständigkeit. Nur wurden die Pakete über die Post (Festangestellte nach Tarif bezahlt) geliefert und nicht über Subsubunternehmer.

Dienstag, 30. November 2021

Uncle Fester: grad gelesen November 2021

Frank Goosen - Förster mein Förster
Es ist mal wieder Goosen-Zeit. Und ja - dieser Roman ist auf jeden Fall lesenswert. Auch war es nicht überraschend, dass Förster, der Protagonist dieses Romans, ein Schriftsteller mit Schreibblockade ist.
Das Frank Goosen in der Regel autobiografische Erlebnisse in seinen Werken verwurstet, war mir auch schon immer klar gewesen. Dies verleugnet er zwar in einem Dialog im zweiten Teil des Romans, aber so ganz nehme ich ihm dies nicht ab. Zumal Förster im dritten Teil des Romans selbst beschreibt, dass er auf der Fahrt Zettel und Stift zum Mitschreiben für einen Roman dabei hat.
Drei Teile hat also der Roman, wobei lediglich der dritte den versprochenen Roadtrip beschreibt. Forster erlebt wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag seine Midlife-Crisis, weil er dieses Lebensalter für sich nicht akzeptieren kann. Von mir selbst kenne ich dies nicht, aber aus meinem Umfeld habe ich dies schon öfters vernommen. Dieses neue Lebensjahrzehnt, dass ja so plötzlich kommt und einen umhaut.
Forster jedenfalls hängt die ganze Zeit rum, schafft seinen Roman nicht zu schreiben und durchlebt jenen Weltschmerz, welcher der Simple Minds oder auch Fury in the Slaughterhouse Generation ein Leben lang anhängt. Und zu dieser zählt Goosen zweifelsohne, ich nicht. Ich Doctor Feelgood und Ramones, vastehste?
Försters Lebensgefährtin Monika fotografiert auf den äußeren Hebriden vom Aussterben bedrohte Tierarten und wird im gesamten Roman auch immer nur extrem kurz eingestreut. Ich schließe daraus, dass Goosen Erlebnisse mit seiner realen Partnerin sicherheitshalber außen vor gelassen hat.
Was diesen Roman so sympathisch macht, sind die anderen, teilweise sehr skurrilen Personen. Da sind zunächst einmal Försters alte Kumpels Fränge und Brocki, welche sich - in ewiger Hassliebe verbunden - permanent streiten.
Brocki ist Lehrer und betrauert immer noch seine vor Jahren verstorbene Frau, während Fränge ein Verhältnis mit seiner knapp über 20jährigen Bedienung Peggy angefangen hat und seine Beziehung mit "der Uli" an die Wand zu fahren droht.
Dreffke ist ein Nachbar von Förster und pensionierter Polizeibeamter, der permanent hustet, Blut spuckt und auch ansonsten keinen Wert auf Konventionen legt. Finn, ein junger Teenager, ist dagegen das blühende Leben und versprüht die jugendliche Frische, die Förster dank seines jämmerlichen Daseins längst abhanden gekommen ist.
Da fehlt nur noch Frau Strobel, die greise Saxophonspielerin, welche direkt neben Förster wohnt und glatt als Hausdrachen durchgeht. In einem Anfall von Fürsorglichkeit zwischen zwei bierseligen Abenden räumt Förster ihr die Bude auf und findet dabei einen Brief, in dem Frau Strobel von ihren ehemaligen Mitspielerinnen einer Damentanzkapelle eingeladen wird, bei einer Reunion am kommenden Wochenende an der Ostsee mitzuwirken.
Wir sprechen da über Försters 50 Geburtstag, den er partout nicht feiern will. So kommt es, dass sich diese bunte Gesellschaft am Wochenende zusammenfindet, um mit Fränges altem VW Bulli an die Ostsee zu fahren. Nach vielen lustigen Begebenheiten kommt es schließlich in dem Hotel an der Ostsee zum Konzert der weiblichen Tanzkapelle.
Der Spannungsbogen bricht nun vollkommen in sich zusammen und irgendwann steht Monika in der Tür. Förster, der selbst nicht Vater ist, nun aber Großvater werden wird, fügt sich in sein Schicksal. Dass dies für den Autor offenbar so ein Problem darstellt (auch ich bin Großvater, ohne Vater zu sein), fand ich letztendlich doch etwas enttäuschend.
Und das Fränge schließlich nicht der sein will, der er eigentlich ist, kommt auch etwas dünn daher. Insgesamt haben mich die im Roman angesprochenen Situationen und Probleme an mich selbst erinnert, weshalb ich ihn nahezu verschlungen habe. Aber bei genauerem Nachdenken erscheint mir Förster (und damit der Autor) doch etwas zu wehleidig.

                                          

Frank Goosen - kein Wunder
Hier ist nun, der ersehnte Folgeband zu "Förster, mein Förster." Deser Roman spielt im Jahr 1989 in Berlin und Bochum, vor, während und kurz nach dem Fall der Mauer. Hier drängen sich unwillkürlich Vergleiche zu Sven Regners "Herr Lehmann" auf, den Goosen locker für sich entscheiden kann.
Denn im Gegensatz zu Regner beschränkt sich Goosen nicht lediglich auf eine Beschreibung der Szene Figuren, sondern bindet auch die "Normalos" mit ein. Hier fühle ich mich eher an alte Zeiten erinnert, das ist nicht so verkopft.
Anfang 1989 sind Förster, Fränge und Brocki ins junge Erwachsenenleben durchgestartet. Während Förster und Brocki in Bochum im Studium durchstarten, gibt Fränge in Berlin den "Weltenwanderer der Liebe." In Westberlin lebend, ist Fränge mit der Cafebetreiberin und Portugiesin Marta zusammen, während er gleichzeitig mit der angehenden Schauspielerin Rosa in Ostberlin liiert ist.
Anlässlich eines Besuchs vom Förster und Brocki Anfang des Jahres in Berlin wird diese Konstellation näher vorgestellt, die hier aufgezeichneten Dialoge und Szenen zwischen den drei Jungs riefen in mir die Aufbruchstimmung Ende der 80er Jahre wieder hervor.
Goosen beschreibt die Gegensätze zwischen den beiden Kulturen sehr prägnant. Auf der einen Seite die dekadenten und des Lebens überdrüssig gewordenen Menschen aus Westberlin a la Herr Lehmann, auf der anderen Seite die pragmatische Dissidenten Szene in Ostberlin.
Auch in diesem Roman fällt Brocki in der Charakterisierung etwas ab. Hier traut er sich nicht, seine spätere Frau Silke anzusprechen, während diese im ersten Roman später bereits verstorben ist. Er ist der ewige Lehrer, im Grunde seines Herzens stockkonservativ.
Der Ich-Erzähler Förster dagegen kommentiert das laufende Geschehen lediglich und schreibt diese bis auf weiteres dann auf, die spätere Laufbahn als Schriftsteller klingt hier schon an. Er ist mehr Beobachter als selbst Akteur und bauscht eigene Aktionen, wie z. B. eine Nacht mit Rosa, zu quasi weltbewegenden Ereignissen auf, die sie gar nicht sind.
Hierin erkenne ich mich selbst zu Zeiten der 80er Jahre wieder. Und vor allem Fränge: Scheinheilig verklärt er seine Beziehung zu beiden Frauen als politische Aktion, verlogen wie die Alt-68er. Als die Mauer fällt und beide Frauen vom Doppelleben Fränges erfahren, verkriecht sich der feige Hund in der Gartenlaube seiner Eltern in Bochum.
Wer an dieser Stelle eine Inhaltsbeschreibung des Romans erwartet hatte, den muss ich enttäuschen. In diesem schönen Roman ist die Handlung Nebensache. Hier zählt einzig und allein die Beschreibung der Charaktere, und das ist Goosen hervorragend gelungen.
Gerade die von mir negativ beschriebenen Charaktereigenschaften der Akteure machen diese erst sympathisch und lebendig. Denn das ist die große Stärke von Goosen: Die handelnden Personen, egal welchen Alters oder Gesinnung. Wie im richtigen Leben halt.

Dienstag, 23. November 2021

Warum spielt denn der Poldi nicht?

02
Sa. 11. Juni

Die Nachtruhe war etwas zu kurz geraten. Um 4.20 Uhr stand ich auf, weil ich nicht mehr liegen konnte. Nicht wegen der Vorfreude auf 3 Spiele heute, sondern dieser fiese kleine Schmerz im Oberschenkel. Das Jever steckte mir auch noch in den Knochen, doch nach einem Kaffee ging es zum Glück schon wieder.
Bald 5 Stunden später holten wir Mutter ab. Sie braucht jetzt Unterstützung wegen der Chemo, die sie seit kurzem erhält. Und da sie schon immer wenig gegessen und noch weniger getrunken hatte, müssen meine Löwin und ich, aber auch Berta, sie dahingehend motivieren, viel zu trinken und etwas Vernünftiges zu essen.
Das Frühstück bei Edeka im Bravo-Park war wie immer gut, auch wenn ich anschließend mit Sodbrennen durch Edeka schleichen musste. Aber Mutter stand es tapfer durch und ließ es sich nicht nehmen, den Einkaufswagen zu schieben. Als wir jedoch hinterher ihren Einkauf in den dritten Stock hoch getragen hatten, merkten wir schon, das die Aktion Mutter mehr angestrengt hatte, als sie selbst zugegeben hätte. Sie hatte sich hoffentlich gleich hingelegt, nachdem wir gegangen waren.
Zuhause fielen meine Löwin und ich dann in hektische Betriebsamkeit. Während ich einen leckeren Radieschensalat zubereitete, knetete meine Löwin das bei Edeka gekaufte Hackfleisch zusammen. Jetzt kam unsere neu erworbene Burgerpresse zu ihrem ersten Einsatz, was auch ganz vorzüglich klappte. Ein Stück Backpapier, darauf einen Paddie. erneut Backpapier, noch nen Paddie - immer im Wechsel. Dann ab damit in den Kühlschrank, um noch mal kurz 3 Stunden wirken zu können.
Der Grill musste noch etwas auf seinen Einsatz warten, denn zuerst war Schweiz gegen Albanien angesagt. Zusammengefasst würde ich sagen, das es ein lahmes Spiel war. Die Albaner waren zu schwach, versuchten es wenigstens und kamen auch zu ein oder zwei Chancen, aber das eine Tor zum 1:0 reichte der Schweiz zum glanzlosen Sieg. Nicht unverdient, aber wenn die Schweizer sich nicht steigern, kommen sie im Turnier maximal ins Achtelfinale.
Ach ja: Heute starteten wir unser EM Ritual. Zu jedem Tor einen Schnaps. Meine Löwin trinkt dann einen Amarula, während ich zum "Altenburger Schwarzgebrannten" greife. Und das bei diesem Gegurke. Aber es muss auch schlechte Spiele geben.
Gleich nach dem Spiel schmiss ich den Grill an und warf zwei Paddies drauf. Kurz vorm Servieren röstete ich noch kurz die Brötchenhälften an, bevor ich die frisch gepressten Paddies drauf legte. Dann kamen Gürkchen, Tomatenscheiben und selbstverständlich geschnittene Zwiebeln drauf. Dazu die dänische Hamburgersauce, wahlweise Curryketchup. Was hatten sich meine Löwin und ich uns nicht in den letzten Wochen vor der EM auf diesen Moment gefreut.
Leute, ich habe in meinem Leben schon viele Hamburger gegessen. Abgesehen von der Fast Food Mafia habe ich Burger auch in edlerer Form zu entsprechenden Höchstpreisen genießen dürfen, aber diese Apparillos waren mit Abstand die Besten. Meine Löwin hatte bei der Würzung einen fantastischen Job gemacht.
Maggi Gewürzmischung Nr. 1 ist das Wundermittel, um alle anderen Burger vergessen zu machen. Ich schaffte 3 Burger und hielt mich beim vierten zurück, da ich schon merkte, das ich mich beim dritten eigentlich schon übernommen hatte. Aber dieser Geschmack - Wahnsinn! Sollte sich jemand während des Sommers noch bei uns zum Grillen verirren, wird er/sie dies selbst feststellen können.
Derart gestärkt, konnte das zweite Spiel des Tages getrost beginnen. Und Slowakei gegen Wales war dann auch ein schönes Match. Bei Betwin hatte ich instinktiv auf Unentschieden gesetzt, obwohl ich die Slowakei als stärker einstufte. Denn ein Gareth Bale allein dürfte Wales kaum in die nächste Runde tragen.
Da hatte ich mich aber geirrt. Bale schoss die Waliser dank eines genialen Freistoßes in Front und überzeugte durch ein engagiertes Spiel nach vorne. Die Slowakei enttäuschte mich stark, kam aber Anfang der Schlussviertelstunde dank ihres einzigen vernünftigen Angriffs zum Ausgleich. Meine Wette schien aufzugehen. Trotzdem freute mich der Siegtreffer der Waliser 5 Minuten vor Ende sehr, weil das Team sichtlich besser spielte, als ich es ihnen zugetraut hätte.
Das war ja schon mal was, es folgte das letzte und angesichts der Ansetzung interessanteste Spiel des Tages. England gegen Russland um 21.00 Uhr. Die Engländer haben zusammen mit dem deutschen Team die jüngste Truppe des Turniers und hatten „uns“ vor Monaten in einem Freundschaftsspiel überzeugend geschlagen. Von den Russen, in zwei Jahren Gastgeber der WM, war dagegen noch nichts zu sehen gewesen.
In der Vorbereitung wie auch der Quali gingen sie unspektakulär durch. Einzig die Einbürgerung des Schalkers Roman Neustädter machte im Vorfeld Schlagzeilen. Das Spiel nahm dann auch den von mir erwarteten Verlauf, wobei die Engländer das Tor einfach nicht machten, obwohl sie einen schönen Ball spielten.
Erst in der zweiten Halbzeit gingen sie dank eines schönen Weitschusses verdient in Führung, versäumten jedoch die Entscheidung und ließen selbst beste Gelegenheiten ungenutzt. Das wiederum nutzten die Russen in der Nachspielzeit zum unverdienten Ausgleich, als der Ball aus einer unübersichtlichen Situation heraus über die Linie rutschte.
So undankbar kann es sein, im Fußball wie im Leben. Der erste "echte"EM Tag war vorüber. Holger Stanislawski an der Videowand setzte die Highlights im Studio, der unsägliche Urs Meyer mit seinen aufgesetzten Emotionen nervte wie immer, während der Studiogast Philip Neville, Verteidigerikone der Engländer, keine Akzente setzen konnte.
Das war bei Herrn Tresor am Vorabend allerdings auch nicht anders gewesen.
Das neue Dreamteam Olli und Olli ist einfach zu präsent am Tisch. Da ich an diesem Tag schon seit dem frühen Morgen wach war, glitt ich heuer kurz vor Mitternacht noch leichter ins Bett.

Samstag, 20. November 2021

guterPlatzzumBiertrinken: Sommer geht doch zu Ende

Mittwoch, 25. August. Vor 25 Jahren sagte ein damaliger Kunde zu mir: "Hartmudo, ich hab doch nur noch Schwanz!" Damit meinte er nicht sein Geschlechtsteil, sondern den Umstand, dass er immer Pech hatte bzw. den Umstand, dass das Leben im Allgemeinen stets ungünstig für ihn verlief.
Das ist im Moment mein Feeling, wo ich hier auf einer Parkbank neben einer Flüchtlingsunterkunft in der Gartenstadt sitze und eine Dose Wolters leere. Es war mal wieder Zeit für diese Kolumne. Der Arbeitstag, nein - die letzten Arbeitswochen! - waren wie so häufig in letzter Zeit extrem nervig. Beide Vertreterinnen längerfristig krank und ich will übernächste Woche in Urlaub gehen. Da wird wohl einiges liegen bleiben müssen, scheiß drauf.
Noch nen Schluck aus der Dose. Letzte Woche bin ich bei erregten Diskussionen über Afghanistan und Corona mit Freunden an einem Punkt angekommen, wo ich merkte: Das geht jetzt nicht so weiter, jetzt geht es unter die Gürtellinie und wir geraten in Gefahr, uns auseinander zu dividieren. Ich hatte eine schlaflose Nacht deswegen, meinen Freunden dürfte es ebenso ergangen sein. Und wenn nicht - noch ein Schluck aus der Dose.
In den letzten beiden Tagen streikten die Lokführer mal wieder. Daher war ich gezwungen, mit dem Auto meiner Löwin zur Arbeit zu fahren. Mein Aufreger hierbei ist nicht der Streik, sondern die überraschende Erkenntnis, das meine Kollegen in Diskussionen über die Tage den Streik vehement ablehnten.
Dabei bin ich doch der einzige meiner Kollegen, der auf den Zug angewiesen und überhaupt damit unterwegs ist. Zum Glück habe ich zurzeit das übliche WhatsApp Geklickere mit meinen Freunden eingestellt, weil ich die Atmosphäre unter uns nicht weiter in die Eskalation treiben wollte. Das bringt ja alles nichts.
Im Hintergrund das Heim

Oh, eine Burka Trägerin mit ihren beiden Kindern geht gerade an mir vorbei. Die erste Dose Bier ist fast alle, den Rest auf ex. Unsere Eintracht ist wenigstens ein Lichtblick: 3:0 gestern in Verl. Das war der dritte Sieg hintereinander. Nein, darauf keinen Dujardin, lieber etwas von dem Wolters. Wie ihr seht, hatte sich bei mir genug aufgestaut, um mal wieder mit dem Rad hinaus zu fahren. Wobei... ich heute nach der Dienstbesprechung pünktlichst Feierabend machte, um dann vom Bahnhof aus gleich loszufahren.
Als Ruheplatz hatte ich mir eine Stelle neben den US Apartments in der Otto-von-Guericke-Straße ausgesucht. Die Apartments sind ja mittlerweile aufgegeben worden, aber auf dem Weg zwischen Messegelände und Globus Markt befindet sich eine kleine Parkbank in einer S-Kurve unter einer Brücke beziehungsweise der Otto-von-Guericke-Straße. Jene Stelle ist eine der ersten, die mir überhaupt für diese Kolumne in den Sinn kam.
Aua, ein Mückenstich in den Nacken. Dose zum Mund. Beim Losfahren mit dem Rad musste ich an den Begriff "Indian Summer" denken. Die Sonne schien mit voller Kraft und es wehte ein kräftiger, aber kühler Wind. Es gibt kein schöneres Wetter. Die Bäume sind noch grün und dennoch ist ein kräftiger Wind zu spüren.
Oh, eben ging eine Afrikanerin mit ihren beiden kleinen Kindern an mir vorbei. Wir tauschten ein Lächeln aus, fanden uns gegenseitig sympathisch. Das Bier trinke ich aber alleine. Die Dose ist auch schon wieder halb alle...
Jedenfalls war das Licht-Schatten-Spiel an jener Stelle schön anzusehen, als ich vorbeifuhr, weil ich zunächst bei Globus noch kaltes Bier kaufen wollte. Nach langer Suche fand ich in der Getränkeabteilung bei Globus doch tatsächlich den Kühlschrank fürs Bier. Der Kühlschrank war voll mit den verschiedensten Sorten, aber leider nicht an die Stromversorgung angeschlossen. Nun gut, warmes Bier ist eh bekömmlicher.
Ich kaufte 3 Wolters und setzte mich wieder aufs Fahrrad. In freudiger Erwartung auf den Genuss eines leckeren Wolters fuhr ich in Richtung jener Stelle, die ich wohl als einziger Mensch auf dieser Welt als schön bezeichnen würde.
Als ich nach kurzer Fahrt dort ankam, saß dort bereits ein junges Pärchen. Sie lachten und scherzten und ich kam nicht zu meinem Platz. Deprimiert drehte ich um und fuhr Richtung Ringgleis. Die nächste Bank würde meine sein. Es kam aber keine. Ich hab doch nur Schwanz Oh je, jetzt ist die zweite Dose auch noch alle.
Charlie Watts ist gestern auch gestorben. Dritte Dose auf, R.i.P. Charlie. Ich hatte die Hoffnung auf eine Parkbank schon aufgegeben, aber hinter der Flüchtlingsunterkunft wurde ich fündig. Hier in der Gartenstadt fühle ich mich wohl.
Gerade kommt die Sonne wieder heraus, ich fühle mich entspannt. Die schlechten Gedanken und Gefühle sind passé. Ich muss nur weiter meinen Weg gehen. Für die Arbeit bedeutet dies: das Desinteresse nicht nur vorgeben, sondern auch empfinden. Oh Gott, klingt das schlimm. Noch einen Schluck.
...diese Ruhe...

Stumpf ist Trumpf und in den letzten ein bis zwei Wochen klappt das auf der Arbeit gut. Bei meinen Freunden möchte ich auch downcoolen. Im Moment geht das. Hauptsache, ich halte dies durch. Denn diese Freunde sind mir so wichtig wie meine Löwin. Der könnte ich ja auch mal wieder einen Strauß Rosen mitbringen.
Ach was, eine gute Schokolade oder Edelsalami tut es auch. Wenn der Wind leise durch die Blätter rauscht... Herrlich! Ah, die dickliche Sozialarbeiterin verlässt die Flüchtlingsunterkunft und macht Feierabend. Es ist schlimm, wenn Klischees auch noch bedient werden. Die Wolters Dosen sind auch so hässlich, dass sie schon wieder schön sind.
Für mich immer noch eins der besten Biere Deutschlands. Gleich ist auch das dritte Bier alle, dann fahre ich über das Ringgleis nach Hause. Aber zunächst einmal an den Baum. Ich muss pinkeln. Okay, gerade guckt keiner. Ah, war das gut am Ahornbaum. Jetzt bin ich wieder im Einklang mit der Welt.
Letzten Freitag bei Detzer und Nelling fühlte ich mich auch geerdet, so wie jetzt. Ich muss es schaffen, mich nicht dauernd in Sachen hinein zu steigern, die ich eh nicht ändern kann. Meine Güte, ich bin jetzt 60. Ab sofort sollen die Jungen mal die Welt ändern, ich habe fertig. Nicht nur mit dem Bier, sondern hoffentlich auch mit der ständigen Streitkultur.
Hartmudo liebt euch alle, er muss es nur noch umsetzen. Meine Güte, was labere ich da. Dritte Dose alle. Jetzt aufs Rad, ab nach Hause. Und die Vögel zwitschern zu dem Wind, der sanft durch die Bäume fegt. "It's all quiet on the eastern front" sangen die Stranglers und dies werde ich zu Hause hören. Chaka!

Sonntag, 14. November 2021

Hartmudo beim Männerarzt

2
Es dauerte etwas, aber dann ging das erwartete Prozedere los. Sie nahm meine Daten auf, gab mir einen kleinen Plastikbecher und nahm mir einige Ampullen Blut ab. Die Ampullen und der von mir gefüllte Plastikbecher wanderten sofort ins Labor, dann ging die Warterei weiter.
Mich hielt es derweil nicht mehr auf dem Sitz, ziellos wanderte ich in einem kleinen Kreis umher. Vorsichtshalber hatte ich mir mein Buch mitgenommen, in dem ich gerade las. Bloß nicht in dieser Situation. Während des Gehens atmete ich bewusst tief ein und aus. Dies zeigte wider Erwarten eine erstaunliche Wirkung: Die Schmerzen waren quasi wie weggeblasen.
Endlich war es so weit, der Arzt empfing mich in einem Behandlungsraum. Noch einmal schilderte ich ihm den Verlauf des Abends und was ich alles zu mir genommen hatte. Er erklärte mir, dass er Internist ist und man mich eigentlich in die Urologie hätte schicken müssen.
Mir war natürlich klar, dass ich in der Nachtschicht einer Notaufnahme nicht mit einem Spezialisten rechnen konnte. Aber zum Glück war ja auch noch sein Kollege Ahmed im Dienst, den er auch sofort mit ins Boot nahm. Ahmed ist eigentlich Gefäßspezialist, hat aber offenbar Urologie als Nebenprofession für sich entdeckt.
Gemeinsam betrachteten sie per Ultraschall meine untere Bauchregion. Sie konnten nichts Schlimmes feststellen, Niere und Leber erschienen unauffällig. Ahmed fragte mich, ob ich beim Wasserlassen einen Strahl oder eher ein Tröpfeln produzieren würde. Als ich ihm ein gewisses Nachtröpfeln eingestand, meinte er nur lakonisch, dass dies in dem Alter normal sei und ein Urologe dagegen Tabletten verschreiben würde.
Da ich mittlerweile schmerzfrei war und sie nichts weiter entdecken konnten, wollten sie mich nicht stationär aufnehmen und entließen mich nach Hause mit dem Versprechen, am nächsten Morgen einen Urologen aufzusuchen. Zur Vorsicht gab mir Ahmed noch sechs 500er Novalgin mit, dann ging ich zurück in die Eingangshalle, um mit meiner Löwin nach Hause zu fahren.
Bei mir fiel richtig ein Stein vom Herzen, als ich mich ins Auto zwängte. Und kaum waren wir losgefahren, fingen die Schmerzen sofort wieder an. Das sanfte Ruckeln beim Fahren über den unebenen Straßenbelag bekam meiner unteren Bauchregion gar nicht gut.
In der Wohnung angekommen, war ich total verzweifelt. Die Uhr zeigte noch nicht einmal Mitternacht und beim Arzt würde ich vor 8.00 Uhr morgens nicht auflaufen können. Und während meine Löwin sich hinlegte (Ihr ging es ebenfalls nicht gut, sie hatte Probleme mit einem großen Zeh), lief ich frustriert in der Wohnung auf und ab.
Dass ich am nächsten Tag nicht zur Arbeit gehen bräuchte, baute mich auch nicht mehr auf. Der Uhrzeiger meldete gegen 1.00 Uhr, als ich es dann doch noch einmal versuchte, mich hinzulegen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon längst die zweite Novalgin eingeschmissen, was aber anscheinend keine Wirkung erzielte. Ich versuche mich zu beruhigen und hing meinen trüben Gedanken nach, bis...
Sieben Uhr in der Früh. Nahezu beschwerdefrei wachte ich auf und ging erst mal aufs Klo. Als nächstes rief ich auf der Arbeit an, um mich krank zu melden. Jetzt wartete ich nur noch auf 8 Uhr, den Zeitpunkt, ab dem ich einen Arzt erreichen könnte. Bis dahin informierte ich mich im Netz über die örtlichen Urologen und fand auch drei Adressen, die mir Vertrauen einflößt.
Ich telefonierte alle nacheinander ab und blieb bei einer Praxis im K10 hängen. Im Gegensatz zu den anderen Praxen bekam ich dort zeitnah einen Termin am nächsten Tag, dem Freitag morgen um 8.30 Uhr. Zunächst ärgerte ich mich, weil ich ja schließlich mit Schmerzen in der Nacht zuvor ins Krankenhaus musste, beruhigte mich kurz danach aber wieder.
Später bestätigten mir mehrere Leute, dass ich noch Glück gehabt hatte, so früh einen Termin zu bekommen. So verbrachte ich den Tag mit Warten auf den Freitag, trank Minz- und Ingwertee und beruhigte mich damit, dass ich lediglich noch ab und an ein leichtes Pochen verspürte, wo vorher noch tierische Schmerzen gesessen hatten.
Am Freitagmorgen war ich dann mit dem Rad zum Urologen unterwegs. Die Ungewissheit, was dort passieren würde, brachte mich schier um den Verstand. Sicherlich würde er meinen Bauch mit Ultraschall bearbeiten, so viel war ja man klar.
Aber was mich panisch zusammenzucken ließ, war der Gedanke an eine Blasenspiegelung. Da hatte ich nun gar keinen Bock drauf, darauf kann wohl jeder Mensch verzichten. Lieber stellte ich mir vor, dass der Arzt irgendein Instrument an die schmerzende Stelle halten würde und sich mein Problem wie durch Zauberhand von allein auflösen würde.
Leider lief das beim Urologen nicht ganz so. Er startete dann zwar mit einer relativ umfangreichen Ultraschalluntersuchung, zog sich dann aber die Latex-Handschuhe an. Endlich hatte ich die Gelegenheit, mal wieder an einer großen Hafenrundfahrt teilnehmen zu dürfen.
Der Urologe konnte nichts auffälliges feststellen, nicht einmal die Prostata war vergrößert. Aber irgendwo mussten die Schmerzen ja her gekommen sein. Daher schickte er mich zum CT bei einem Röntgenologen, denn nur ein CT würde vorhandene Steine sichtbar machen können. Der wäre gleich um die Ecke und mit Glück würde er das CT sogar heute noch machen und mir mitgeben, auf dass ich dann noch eine Rücksprache beim Urologen haben könnte.
Tatsächlich ist neben dem Shamrock ein Röntgenologe, bei dem ich auch nur kurze Zeit warten musste, bevor ich an die Bedientheke vorgelassen wurde. Die Sprechstundenhilfe lachte nur, als ich sofort dran genommen werden wollte. Sie gab mir einen Termin für nächsten Dienstag um 9.00 Uhr.
Bis dahin musste ich mich also in Geduld üben. Eine Rückkehr der Schmerzen blieb am Wochenende glücklicherweise aus; Am Sonntagabend jedoch schmiss ich vorsichtshalber eine Novalgin, da der Druck an der fraglichen Stelle etwas stärker ausfiel.

Montag, 8. November 2021

H. Lecter: Alf

30
Das Vorglühen war in diesen Jahren natürlich Ehrensache gewesen, daher fingen wir bereits kurz vor oder nach 14 Uhr an. Wir reden hier natürlich über Bier, obwohl es draußen schon sehr frisch gewesen war. Winterjacke und Mütze gehörten selbstverständlich zu unserem Repertoire, aber im Bus lief ja die Heizung.
Wir saßen hinten, gönnten uns das eine oder andere Döschen und scherzten wie üblich über unsere Arbeit, nicht über unsere Kunden. Ich denke schon, dass Frank-Walter sowie Max und Buck mit dabei gesessen hatten.
Auf alle Fälle war Detzer für die schweren Geschütze zuständig, eine Flasche Jelinek hatte er ja irgendwie immer bei solchen Gelegenheiten dabei gehabt. Dies war für Alf natürlich genau das Richtige, so dass er nach der ersten Dose Bier akkurat auf Jelinek umstieg.
Während der Fahrt konnten wir die gute Stimmung hervorragend halten, was im Hinblick auf Alf sicherlich ratsam war. Nachdem wir dank einer vergnüglichen Fahrt endlich in Hildesheim angekommen waren, verteilte sich die Blase relativ schnell über den gesamten Weihnachtsmarkt.
Der Weihnachtsmarkt in Hildesheim war und ist von der Größe her mit Braunschweig vergleichbar, wenn nicht gar noch größer. Es gab damals sogar schon ein richtiges Riesenrad, welches den gesamten Weihnachtsmarkt überstrahlte. Unsere Clique jedenfalls bewegte sich abseits der Amtsführung von Glühweinstand zu Glühweinstand.
Zwischendurch hatten wir auch feste Nahrung zu uns genommen, da reden wir zwar nur über Bratwürste, aber zum Ausfetten der Magenwände reichte das vollkommen. Es gab mal wieder nur einen, der keinen Hunger hatte.
Hier haben wir wieder mal das große Manko von Alf: Wenn er soff, dann aß er nichts. Nada. Nun wissen erfahrene Trinker eigentlich, dass dies der größte Fehler ist. Eine gute Unterfütterung schützt schließlich vor ungewollten Ausfällen, von der Magenschleimhaut mal ganz abgesehen. Gerade bei Schnaps, aber noch mehr bei diesem elend sauren und süßen Glühwein, ist das Sodbrennen gleich um die Ecke, sofern man nicht gegensteuert.
Alf hielt sich dennoch überraschend gut, als wir beide, irgendwann isoliert von den anderen, vor dem Riesenrad standen. Dank des Anblickes dieser klassischen Rummelplatzattraktion erwachte wieder das Kind in Alf, so dass ich für uns beide eine Karte für eine Runde auf dem Rad kaufte.
Wir bestiegen eine Gondel, waren in dieser jedoch nicht die einzigen Passagiere. Das Ding war offen und bestand eigentlich nur aus zwei gegenüberliegenden Doppelsitzen. Alf und ich quetschten uns nebeneinander auf einen schmalen Doppelsitz, der vieleicht 12 Jahre alte Junge gegenüber saß für sich allein.
Getränke waren in der Gondel selbstverständlich verboten, aber wir zwei waren auch so schon ganz gut weit vorne. Dies äußerte sich dadurch, dass Alf plötzlich anfing zu singen. Sein "Holla Di Holla Di Ho" erschallte über den gesamten Weihnachtsmarkt, zumal wir jetzt bereits ein gutes Viertel der Runde hinter uns hatten und somit gute 10 m über dem Erdboden schwebten.
Es ging immer höher hinauf und Alf fasste den Entschluss, jetzt aufstehen zu müssen und noch lauter zu singen. Dazu wippte er im Takt, was die Gondel in Bewegung versetzte. Ehe Alf heraus fiel, stand ich ebenfalls auf, um ihn festzuhalten, was die Gondel leider noch mehr in Bewegung versetzte. Gegenüber der Junge war bereits ganz weiß im Gesicht.
Es schien, dass er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte angesichts dieser beiden restlos besoffenen Idioten, die in dieser Gondel wie wild herum wackelten. Die Kollegas erzählten mir später, dass Alfs Singen und mein hysterisches Gekreische über den gesamten Weihnachtsmarkt zu hören gewesen sei.
Wenigstens gelang es mir, Alf zu beruhigen und zum Hinsetzen zu bewegen. Der Junge dagegen, mit dem wir zu Beginn der Fahrt noch geredet hatten, war auf einmal sehr still geworden. Er redete kein Wort mehr. Er schien auch nicht gesund gewesen zu sein, so kalkweiß, wie sein Gesicht aussah.
Als die Gondel endlich hielt und wir aussteigen mussten, war er auch sehr schnell verschwunden. Irgendwie schien das Riesenrad nicht so sein Sport gewesen zu sein. Diese Aktion ereignete sich bereits am Ende des uns zeitlich gesetzten Rahmens, in dem wir uns auf dem Weihnachtsmarkt vergnügen durften.
Der Rest der Belegschaft befand sich daher bereits bei den Bussen und wartete eigentlich nur noch auf Alf und mich, als wir endlich angetrottet kamen. Mr. Ed, seinerzeit unser Amtsleiter, nahm Alf augenblicklich zur Seite. Ich hatte nicht mitbekommen, was er Alf zu sagen hatte. Etwas Erfreuliches wird es nicht gewesen sein, aber von Alf war auf der Rückfahrt nichts zu vernehmen. Im Nachhinein wundert es mich, dass Mr. Ed sich mich nicht auch noch vorgeknöpft hatte.

Sonntag, 7. November 2021

Contramann: kurz gesehen im November

Hier wird das ganze Elend des deutschen Katastrophenschutzes schonungslos beschrieben. Die Nieten sitzen nicht nur in Nadelstreifen, sondern auch in den Amtsstuben. Aber es ist ja nicht verwunderlich in einer Gesellschaft, wo in der Exekutive gendermäßig jede Minderheit berücksichtigt werden muss, bevor irgendetwas passieren kann. Bevor im Ahrtal nicht Toiletten für das diverse Geschlecht aufgestellt worden sind, kann man natürlich auch nicht mit den Aufräumarbeiten beginnen. Dass Baggerfahrer und Unternehmer Lange hier als einziger Zeuge zu Wort kommt, entwertet den Artikel leider etwas.
Jedoch ist das Netz voll von ähnlichen Berichten anderer Helfer, so dass diese Einzelmeinung hier stellvertretend für eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem Handling des Katastrophenschutzes stehen mag. Wo ist der Helmut Schmidt von 1962? Malu Dreyer und vor allen „Laschi“ haben nicht annähernd das Format des Altkanzlers.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-impfung-ungeimpft-selber-schuld-kolumne-a-eb8ff649-d3e8-4a7c-b875-a4b4c52906bc?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Neues von den Impfnazis. Mittlerweile ist diese Kolumne auf dem Spiegel bereits 2 Monate alt. Womöglich ist das Thema Corona bereits überholt - aber wahrscheinlich ist alles noch viel schlimmer geworden. Damit meine ich, dass Ungeimpfte womöglich schon im Bus hinten in einem abgegrenzten Abteil sitzen müssen. Wie die „Nigger“ bis in die 60er in den Südstaaten der USA.

https://www.neulandrebellen.de/2021/09/nostalgie-nicht-meine-welt/
Meine Fresse, Roberto: Du sprichst mir ja so aus der Seele! So schön wie er übers Gendern und Political Correctness herzieht, wenn er sich zu der Äußerung „dass ich mich lieber mit einem unterhalte, der der AfD nahesteht, als mit einem dieser Glattgebügelten“ hinreißen lässt. Denn der AfD’ler - dessen Ansichten ich garantiert nicht teile - traut sich wenigstens zu einer Äußerung abseits des Mainstreams.
Ständig wird uns von den Leitmedien eine politische und moralische Grundeinstellung vorgegeben, welche die überwiegende Zahl der Menschen dieses Weltbild brav nachbetet. Denn man könnte ja „Schwierigkeiten bekommen“ oder sich „lächerlich machen“. Beides hatte ich übrigens in der Arbeit von Kolleg*innen schon vor Jahren gehört.
Meine Güte, „sie“ haben es geschafft, sämtliche Kritik an dem gegenderten Weltbild als rechtsoffen darzustellen. Wer allein schon dies kritisiert, zählt mittlerweile zur rechten Szene! Und genau diese reflexhafte, ja robotermäßige Ausgrenzung führt zu einer Gleichgültigkeit, die fatal an die Mitläufer in langjährigen Diktaturen a la DDR oder auch dem 3. Reich erinnert.
Überzeugt hat mich Roberto übrigens mit seinem nostalgischen Rückzug zu alter Musik wie Beatles oder Led Zeppelin und dem Fußball eines Maradona. Die modernen Künstler (wer ist Kid Laroi?) oder auch Fußballer wie Messi halte ich auch nur für Schatten der alten Symbole. Austauschbar und Gesichtslos, bzw.: „Erinnert mich an...“

https://www.rubikon.news/artikel/contergan-versus-corona
Da ich selbst ein Contergankind bin (meine Mutter nahm das Mittel Ende 1960 während der Schwangerschaft), hat mich der Artikel selbstverständlich interessiert. Leider wird hier der damalige Skandal um Contergan nicht näher beleuchtet, was den Artikel stark entwertet. Der erwähnte Impfstoff Pandemrix zur Schweinegrippe, die vor etwa 10 Jahren durch die Medien geisterte, wird sogar nur erwähnt.
Also: Im August 1956 wurde Contergan als Arzneimittel zugelassen, am 1. Oktober 1957 war das Medikament dann bundesweit erhältlich. Das beliebte Schlafmittel, welches auch gern von schwangeren Frauen gegen die Morgenübelkeit genommen wurde, wurde am 27. November 1961 vom Markt genommen. Die Missbildungen bei Neugeborenen waren doch zu zahlreich.
Pandemrix wiederum wurde 2009 als Impfstoff gegen die Schweinegrippe zugelassen und konnte bei Erwachsenen und Kindern Narkolepsie auslösen, in Deutschland 2012 gesichert nachgewiesen bei 13 Kindern und 8 Erwachsenen, so dass dies Medikament vom Markt genommen wurde.
Der Autor hätte sich mehr auf die Vergleiche zu den historischen Begebenheiten konzentrieren sollen, statt mit Zahlenmaterial aus unbekannteren Quellen zu Corona um sich zu werfen. Und dass sich Arzneimittelhersteller angesichts der 60 Jahre zurückliegenden Begebenheiten zu Contergan einen Haftungsausschluss für Spätfolgen gesichert hatten, halte ich nicht für verwerflich.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/nobelpreis-warum-die-fehldende-auszeichnung-fuer-mrna-impfstoffe-ein-fatales-signal-ist-kommentar-a-780dd95e-7bda-4697-93bc-6d0f3ebd7e14#ref=rss
Das sehe ich anders als die Kommentatorin.
„Oft zeigt sich erst nach Jahren, wie wichtig eine Erkenntnis war. Allerdings ist genau das schon im vergangenen Jahr mit den Covid-19-Impfstoffen passiert...“ meint die Kommentatorin und liegt eben genau mit diesem Argument falsch. Was MRNA Wirkstoffe langfristig bewirken können, muss man erst einmal abwarten.
Mir fällt hier noch der Friedensnobelpreis für Barack Obama ein, der ebenfalls vorschnell vergeben wurde. So war es Obama, unter dessen Präsidentschaft amerikanische Drohnen massenhaft Kollateralschäden verursachten und der Krieg gegen den Terrorismus mehr Zivilisten als jemals zuvor das Leben kosteten.

https://www.tagesspiegel.de/politik/aufarbeitung-der-wahlniederlage-wie-sahra-wagenknecht-ihre-partei-brueskiert/27671652.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
Eine Aufarbeitung der Wahlniederlage der Linken im Bund vom 26. September? Fehlanzeige. Warum, lässt sich gut an diesem Schmähartikel gegen Sahra Wagenknecht im Tagesspiegel erkennen. Wie einst Kassandra hatte Wagenknecht der Partei schon im Wahlkampf das Debakel prophezeit, da sich die Partei lediglich darauf beschränkte, die Grünen gendermäßig noch überholen zu wollen, anstatt sich auf ihre Wurzeln als Sprachrohr der „einfachen“ Arbeiter zu besinnen.
Die Linke schafft sich jetzt tatsächlich ab.

Mittwoch, 3. November 2021

Hartmudo beim Männerarzt

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Mittwoch, 6. Oktober. Kurz nach 19 Uhr stand ich nach dem Pinkeln über der Toilettenschüssel und erlitt einen Schock: Mein Urin war rötlich gefärbt - Blut im Urin! Da wurde mir ganz schwummrig vor Augen, das hatte mir noch gefehlt. Dunkle Wolken zogen am Horizont herauf.
Dabei hatte ich an diesem Mittwoch doch gerade meinen ersten Arbeitstag nach der diesjährigen BiRe hinter mich gebracht. Was für ein Deja Vu, denn vor genau zehn Jahren musste ich am Tag nach der BiRe wegen einer Fistel ins Krankenhaus. Ging das jetzt schon wieder los, bloß vorne statt hinten?
Sowohl an diesem Nachmittag als auch am Vortag hatte ich jeweils eine ganze Kanne grünen Tee getrunken, damit mal wieder alles ordentlich durchgespült wird. Und jetzt das! Hatte ich etwa so viel gepinkelt, das er noch Blut zieht? Das kann doch nicht sein Dabei hatte ich mich am Anfang der BiRe noch so gefreut, dass ich endlich mal wieder so viel Druck auf den Schlauch bekommen hatte.
Bei der Hinfahrt mussten wir auf der Autobahn zweimal während eines Staus auf dem Standstreifen parken, weil ich ganz dringend pinkeln musste. Ach, war das herrlich! Ich hätte ein komplettes Lagerfeuer löschen können. Oder hatte ich mich damit gar übernommen, oder war irgendetwas kaputt gegangen?
Den ganzen Mittwoch über hatte ich noch nichts gegessen, außer einem Hanuta und einem Kinder Country. Na gut, zwei Fisch Mac am Mittag. Meiner Löwin ging es auch nicht gut, deshalb kaufte ich Lachs und luftgetrockneten Schinken, damit wir abends mal wieder gemütlich zusammen schlemmen konnten.
Blöderweise war sie nachmittags bei ihren Freundinnen gewesen und erst gegen 19:30 Uhr zu Hause, so lange hatte ich mit dem Essen gewartet. Mein Magen knurrte bereits, war das etwa das Problem? Der Tisch vor dem Fernseher war von mir nachmittags gedeckt worden, Dinkeltoast hatte ich ebenfalls organisiert. Hatte ich die Knoblauchbutter schon erwähnt?
Voller Vorfreude auf das Essen setzten wir uns hin und starteten den Toaster. Vom Blut im Urin erzählte ich nichts; ich hoffte darauf, dass sich dieses Problem von alleine erledigen würde. Das tat es aber nicht, denn nach kurzer Zeit bemerkte ich einen stechenden Schmerz im linken Unterbauch.
Von Minute zu Minute wurde der Schmerz immer stärker, bald war ich in Schweiß gebadet. Als ich zwischendurch einen absemmeln musste, kontrollierte ich noch mal die Farbe meines Urins. Er war leider wieder rötlich gefärbt. In gebückter Haltung schlich ich zum Fernseher zurück. Mir ginge es nicht gut, behauptete ich, setzte mich und aß weiter.
Der Toast mit dem Lachs schmeckte sehr gut, doch der Schmerz war schier unerträglich. Ich musste aufstehen, konnte nicht sitzen bleiben. Dazu dieses Kopfkino, dem Film konnte ich gar nicht mehr folgen. In meiner Not offenbarte ich mich schließlich meiner Löwin und erzählte ihr von meinem Malheur.
Sie fokussierte sich unmittelbar auf meinem Problem und schlug eine Wärmflasche vor. Die war natürlich kaputt, deshalb gab es nur ein heißes Dinkelkissen aus der Mikrowelle. Leider zeigte Wärme auch keine nachhaltige Wirkung, so das ist das Kissen frustriert vom Bauch riss, ruckartig aufstand und durch das Zimmer tappste.
Morgen würde ich auf alle Fälle zum Arzt gehen, oder vielleicht doch sofort ins Krankenhaus? Meine Löwin rief erst einmal den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 an. Wir schilderten die Problematik und bekamen den Rat, sich unmittelbar in die Notaufnahme eines Krankenhauses zu begeben.
Rasch zogen wir uns an und meine Löwin fuhr mich in die Notaufnahme der HEH in Melverode. Mit dem Krankenhaus hatte ich bereits gute Erfahrungen sammeln können. Die Schmerzen waren extrem nervig, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es in Bewegung erträglicher ist. Dies wurde mir vor allem beim Gang zur Anmeldung im Hauptgebäude klar, weil die Schmerzen mit jedem Schritt erträglicher erschienen.
Dies war natürlich ein Trugschluss, denn sicherlich dämpfte eher die Hoffnung auf irgendeine Lösung dieses Problems durch einen Arzt die Schmerzen als alles Andere. Zu diesem Zeitpunkt, so gegen 22 Uhr, war die Anmeldung sogar noch besetzt. Die Frau hinter dem Schalter erklärte mir den Weg zur Notaufnahme, meine Löwin dagegen musste im Eingangsbereich warten. So ist das in Zeiten von Corona.
Der Weg dorthin über den mit Neonlicht überfluteten Flur war lang und die Schmerzen wurden nicht mehr geringer. Hinzu kam dieses panische Gefühl, mindestens über Nacht im Krankenhaus bleiben zu müssen. Unwillkürlich musste ich an meinen letzten Krankenhausaufenthalt in der Parkstraße denken, als ich neben Horst lag.
Der hatte ja Nierensteine gehabt und mir mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen mit dem Blasenkatheter verbundenen Urinbeutel gezeigt. Das war vor 6 Jahren, ob Horst überhaupt noch lebt?
Endlich war ich in der Notaufnahme angekommen. In einem kleinen Behandlungszimmer saßen eine Krankenschwester und ein junger Arzt, beide mit Maske und beim Kaffeetrinken. Ich erklärte ihnen meine Symptome, woraufhin die Krankenschwester mich bat, nach nebenan in den offenen Wartebereich zu gehen. Sie würde gleich erscheinen.

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Uncle Fester: grad gelesen September 2021

Phillip P. Peterson - Transport 5
Mit dem fünften Band verlegen wir den Ort des Geschehens von New California auf das Sonnensystem. Der Autor führt hier einen neuen Feind ein, der dank überlichtschneller Raumschiffe willens und in der Lage ist, die Erde zu vernichten. Nebenbei hat Peterson seine Schreibtechnik mittlerweile verfeinert. Statt die Geschichte komplett aus der Sicht von Russell zu erzählen, führt er zwei Nebenstränge ein.
Sein Sohn Jim Harris hat sich bei den Space Marines verpflichtet und im Gegenzug dafür neue Beine erhalten. Zusammen mit seinem Kumpel Jason erforscht er eine im Sonnensystem zurückgelassene Transporterfabrik der Erbauer. Dank der Genialität des Physikers Jason werden die Menschen in die Lage versetzt, mit der Fabrik zu kommunizieren und sie zum Bau von Raumschiffen anzuregen.
Nicht zu früh, womit wir beim dritten Erzählstrang wären. Russels alter Freund John Dressel hat seine Alkoholprobleme überwinden können und New California verlassen, um auf einem Forschungsschiff einem vermeintlichen Kometen entgegen zu fliegen. Dieser entpuppt sich jedoch als Alien Raumschiff, worauf John Dressel auf Seite 112 aus dem Leben und damit dem Roman scheidet.
Da ist natürlich wieder Russell gefragt. Zusammen mit Candy, Mitchell, Sammy und Adam Lang erforscht er die nähere Umgebung von 100 Lichtjahren des Sonnensystems mittels der Transporterwege. Hierbei stoßen sie auf mehrere untergegangene Zivilisationen, welche von den Aliens zerstört worden waren.
In einem fernen Sonnensystem entdecken sie eine Basis der Aliens, von der der Erde die Gefahr der Vernichtung droht, als das Späherschiff, welches John getötet hatte, dorthin zurückkehrt. Nunmehr brechen 5 Alienschiffe auf, um die Erde zu zerstören. Die Space Marines dagegen können nur knapp 50 kleine Raumschiffe aus der Transporterfabrik erzeugen und diese mit improvisierten Waffen ausstatten.
Quasi in einem Zweifrontenkrieg werden die Aliens wie folgt geschlagen: Jim wirft einen Transporter in unsere Sonne ab, während Russell seinerseits einen Transporter auf die Alien Basis lenkt. Durch eine offene Verbindung zwischen beiden Transportern strömt nun Plasma direkt auf die Basis, wodurch diese komplett zerstört werden kann.
In dieser Situation wird der russische Kosmonaut Sergej zum Helden, indem er sich statt Russell opfert. Denn einer muss die Verbindung manuell betätigen. Dies ist eine sehr schöne Nebengeschichte, denn Sergej wurde eigentlich immer als Spion verdächtigt. Ähnlichkeiten zum momentanen Geschehen in unserer momentan offiziellen politischen Einschätzung sind sicherlich beabsichtigt.
Die 5 Alien Raumschiffe erreichen das Sonnensystem und können gerade noch rechtzeitig und äußerst knapp von der zusammengewürfelten Streitmacht der Erde vernichtet werden. Das Jim und Jason als einzige diesen Kampf überleben, fand ich dann doch etwas übertrieben, aber der Spannungsbogen blieb trotzdem bis zum Schluss sehr hoch.
Zum Schluss noch eine Anmerkung: Elise spielt hier immer noch keine Rolle, wird aber ab dem nächsten Band in das Geschehen eingreifen. Versprochen.

                          

Phillip Peterson - Transport 6
Und weiter geht es im Kampf gegen die Maschinenwesen, welche die Erde vernichten wollen. Der Handlungsstrang um Jim Harris nimmt immer größere Ausmaße an. Jim wurde von den Space Marines für ein geheimes Projekt rekrutiert. Zusammen mit anderen Testpiloten soll er den von den Menschen gerade entwickelten überlichtschnellen Antrieb testen.
Natürlich ist Jason der betreuende Ingenieur, die anderen Testpiloten mobben Jim, den Helden bei der Bekämpfung des Alienangriffs und angeblichen Liebling der Ausbilder. Diese Abschnitte erinnern leider an Filme a la Top Gun, da hätte ich mir etwas mehr Fantasie gewünscht. Aber halt! Es deutet sich eine zarte Romanze mit der Piloten Anne Winslow an, obwohl Jim doch immer an Frau und Kind denken muss.
Selbstverständlich muss Anne bei einem Testflug sterben, aber mehr als eine Nacht mit Kuscheln kommt bei der Affäre nicht rum. Jim hatte ihn nicht mal reingesteckt!
Russell ist wieder mal mit seinem Team unterwegs. Also Candy, Mitchell, Sammy und Adam Lang. Die Physikerin Gemma hatte ich bisher nicht erwähnt, aber endlich greift Elise in das Geschehen ein. Die Kinder sind alle aus dem Haus, so dass Elise ihrer Abenteuerlust nachgehen kann. Sie ist in Russells Team und dieses ist auf der Suche nach dem Übertransporter. Wenn Sie diesen finden, können die Menschen die bisher eingeschränkte Bewegungsfähigkeit im Transportersystem überbrücken und jeden nur erdenklichen Punkt in der Galaxis erreichen.
Als diese Teams die Umgebung von Transportern in der Richtung der vermuteten Herkunft der Aggressoren untersuchen, stößt selbstverständlich Russell auf ein abgestürztes Raumschiff der Fremden auf einem Asteroiden. Endlich bekommen die Menschen die Chance, die Technik der Fremden zu untersuchen.
Beim Versuch, das anscheinend leblose Raumschiff zu erkunden, verliert Elise nach einem Drohnenangriff ihr Leben. Russell gibt Candy die Schuld an Elises Tod, weil diese ihre Kompetenz überschritten und eine Untersuchung des Raumschiffs angeordnet hatte.
Schließlich kann das Team um Russell den Übertransporter lokalisieren, aber nicht direkt erreichen. Russell und Jim müssen diesen mittels eines überlichtschnellen Jägers vom nächstgelegenen Sternensystem aus erreichen.
Mit letzter Not erreichen beide den Übertransporter, wo Russell den Computer überzeugen kann, den Menschen die Kontrolle über das Netzwerk vorübergehend zu überlassen. Der Roman endet mit dem Begräbnis von Elise. Dieser sentimentale Schluss lässt auf eine nahe Verwertung des Stoffes als Fernsehserie schließen, tatsächlich haben die Amis damit wohl schon angefangen, wie ich im Netz erfahren habe.

Phillip P. Peterson - Transport 7
Kommen wir nun zum vorläufigen Abschluss dieses schönen Zyklus. Russell wird allmählich zu alt für aktive Einsätze. Als ein größeres Team das abgestürzte Raumschiff der Aliens untersucht und erneut einen Drohnenangriff provoziert, ist Russell zu langsam, wird verletzt, und kann von Candy nur noch mit knapper Not gerettet werden.
Adam Lang und Candy verbannen Russell daraufhin aus den aktiven Einsätzen. Russell soll lediglich als Beobachter an den nächsten Missionen teilnehmen. Nun kommt es zu einem Bruch zwischen Russell und Candy, die Freundschaft ist zerstört.
Später wäscht Candys Liebhaber ihr den Kopf, so dass sie den Streit bereut und die alten Kampfgefährten wieder zusammenfinden können. Beide haben Fehler gemacht, aber viel zusammen erlebt. Wie bei allen zwischenmenschlichen Konflikten in diesem Zyklus bin ich zu der Auffassung gelangt, dass der Autor hier autobiographische Situationen eingearbeitet hat.
Und natürlich kommt Russell wieder zu einem aktiven Einsatz: Zusammen mit Jim fliegt er in das Heimatsystem der Erbauer der Transporter, um dort eine Abwehrwaffe gegen die Aliens zu finden. Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Anscheinend haben die Aliens auch die Heimatwelt der Erbauer zerstört.
Jene Katastrophe hatte lediglich eine Kolonie der Erbauer am Rande des Systems überlebt. Diese lebten jahrhundertelang unter einer unwirtlichen Oberfläche und ohne Funkverkehr. Ob sie das Transportersystem als Waffe gegen die Aliens oder als Fortbewegungsmittel entwickelt hatten, bleibt ungeklärt.
Wenigstens gelang es den Menschen, die Basisstation der Aliens in einem weit entfernten System zu entdecken. Dorthin ist eine Alien Sonde aus dem menschlichen Sonnensystem heraus unterwegs, um die Basis zu informieren, wodurch eine nicht zu stoppende Vernichtung der Erde erfolgen würde.
Als Jim es mit seinem Jäger nicht schafft, die im System der Basis ankommende Sonde zu zerstören, kommt Russell doch wieder eine aktive Rolle zu. Zusammen mit Candy und einem Einsatztrupp der Space Marines kann er in die Basis eindringen, um dort eine Atombombe zu zünden.
Aufgrund eines Abwehrmechanismus wird Ihnen aber der Rückweg abgeschnitten und das Team mitsamt der Bombe in einem isolierten Raum eingesperrt. Kleine Roboter entschärfen und zerlegen die Bombe, danach ist der Ausgang für Russells Team wieder frei. Überraschenderweise startet die Basis keinen Angriff auf die Erde, sondern schickt noch eine weitere Sonde zu einem unbekannten Ziel los.
Die kann Jim sogar einfangen, so dass es den Menschen nunmehr möglich sein wird, die Alien Technologie zu verstehen. Dank einer Gravitationswellenwaffe, die sie bei den Erbauern entdeckt hatten, schaffen unsere Helden die Flucht aus dem System der Alien Basis. Unter Einwirkung eines eingeschleusten Computervirus deaktiviert sich die Basis selbst und gibt diesen Befehl über die Sonden an alle anderen Basen ab.
Russell und Candy sprechen sich aus, ihre Freundschaft hat offenbar doch nicht gelitten. Dazu hat Candy auch noch ihre Liebe gefunden, der Zyklus endet also mit einem Happy End. Ein Cliffhanger ist nicht erkennbar, aber eine Fortsetzung wird dann doch noch angedeutet.
So schön wie ich die Grundidee dieses Zyklus anfangs fand, so unsicher bin ich mir im Moment, ob ich mir eine Fortsetzung überhaupt wünschen soll. Die Hauptfiguren wirken mittlerweile arg festgefahren und die neu hinzugekommenen Personen entwickeln nicht genug Charisma, um die Charakterisierungen nicht ins Seichte abgleiten zu lassen.
So bleibt Perry Rhodan wohl als einziger Romanzyklus vom Personal her trotz des hölzernen Hauptdarstellers attraktiv. Schauen wir mal, ob Peterson das noch weiter schreibt.