Dienstag, 23. April 2024

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Sa. 2. Juli

Zu meiner Überraschung schlief meine Löwin noch, als ich heute morgen wach wurde. Und das an ihrem Geburtstag. Ganz leise verrichtete ich meine Morgentoilette und schlich dann aus der Wohnung, um Brötchen zu holen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich hierzu das Auto nahm. Es regnete sehr heftig, und da ich nur ein Eintracht T Shirt angezogen hatte, wurde ich schnell feucht.
Es sollte ja auch die 11er Tüte sein und der Steinecke bei Bauhaus macht nicht vor Acht auf. Die nächste Filiale, die vor 8.00 Uhr auf haben könnte, ist beim Real in der Frankfurter. Als ich dort vorfuhr, war natürlich noch alles dicht. Das Glück zieht mich heuer ja wieder magisch an, dachte ich bei mir. Als Alternative bot sich der Meyer, seines Zeichens der Heidebäcker schlechthin, beim Penny hinter dem Hornbach, gleich um die Ecke vom Real, an.
Schnell eilte ich nach Hause, denn an diesem ihren Geburtstag wollte ich meine Löwin nicht lange warten lassen. Tatsächlich war sie schon wach und dazu auch noch ansprechbar, also nicht unterzuckert. Jetzt endlich stand der Moment, auf den ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte, unmittelbar bevor. Die Geschenkübergabe.
An dieser Stelle muss ich meinen heutigen Traum zum Verständnis kurz anreißen. Meine Löwin war außerhäusig und ich wunderte in der Bude herum. Phil war auch da, und zwar im Wohnzimmer, jedoch war er schon sehr müde (es war dunkel, also Nacht) und er wollte nur noch Fußball EM sehen, ergo ließ ich ihn in Ruhe.
Dann verließ ich für einige Zeit die Wohnung, warum auch immer. Als ich nach Hause kam, war meine Löwin zugegen. Ich wusste noch, das bei uns vor Tagen eingebrochen worden war. Wir hatten unsere Kegelfreunde "heute" zu Besuch gehabt, also als ich jetzt absent war. Jedenfalls kam einer unserer Kegelbrüder auf die glorreiche Idee, den materiellen Schaden durch den Einbruch mittels des Verkaufs meiner Pappkiste, in dem ich die Geschenke für meine Teuerste gepackt hatte, zu vermindern.
Freudestrahlend berichtete mir meine Löwin, das sie 6 € für die Pappkiste bekommen hätten. Ich hatte allerdings 400 € für die Geschenke bezahlt! Bevor ich drohte, ob dieses schlechten Geschäfts so richtig griffig zu werden, wachte ich schweißgebadet auf.
Ein beängstigender Traum, denn tatsächlich hatte ich die Geschenke in einen Amazon Pappkarton gepackt. Auch wird Phil heute Nacht bei uns pennen, weil er noch zu einem Geburtstag seines Kollegen in Braunschweig geht. Aber vorher wird er bei uns noch vorbeischauen. Als einzig weiteren Besuch erwarteten wir Danny und Jessica mit Deva am Nachmittag. Sonst hatten ja alle wegen Krankheit abgesagt.
Meine Löwin erfreute sich sehr an den Geschenken. Das Weber-Buch über den Burger an sich wollte sie erst gar nicht aus der Hand legen. Der batteriebetriebene Pedikür-Roller der Firma Scholl fand ebenso ihre Zustimmung, den wollte sie sich schon fast selbst kaufen. Als letztes Geschenk hatte ich ihr "die dicke Wade", meinen Erzählband aus Beiträgen meines Blogs, überreicht.
Dass man diesen Band auch bei Amazon käuflich erwerben kann, möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Meine Löwin fand den Band auf Anhieb gut, genau wie die Veröffentlichung über Amazon. Das war meine größte Sorge der letzten Wochen gewesen, das sie etwas dagegen haben könnte. Daher auch die Alpträume in den letzten Tagen.
Vor dem Frühstück wollte meine Liebste noch die Morgentoilette erledigen. Sie stand gerade unter der Dusche, als das Telefon klingelte. Da musste ich also den Hörer ergreifen. Es war Dora, die mit Herbert gleich vorbei kommen wollte. Sie nahm mir das Versprechen ab, meiner Löwin nichts davon zu erzählen. Eine nette Überraschung hatte sie sich da ausgedacht, die ich meiner Löwin nicht verderben wollte.
Deshalb sagte ich nichts, als wir uns zum Frühstück vor die Glotze setzten, um Brett Sinclair und Danny Wilde bei ihrem nächsten Abenteuer beizustehen. Diesmal schlitterte Brett in eine Agentenstory, bei dem er für Richter Fulton den Lockvogel spielte. Ich hatte ja gehofft, das Dora noch vor Beginn dieser Folge kommen würde. Die angekündigte halbe Stunde war schon mehr als vorbei, als die Türklingel anschlug.
Die 2 stoppen und zur Tür zu laufen war für mich eine fließende Bewegung. Und siehe da, Dora und Herbert hatten noch Frida und Harald mitgebracht. Sie trugen eine Käse- und eine Aufschnittplatte nach oben. Brötchen, Fleischsalat. Selbst an Krabbensalat und Kaffee hatten sie gedacht, eine wunderschöne Überraschung.
Ursprünglich hatten wir mal ein Brunch geplant, den wir aber wegen des Knies meiner Löwin vorsorglich absagen mussten. Um so mehr freuten wir uns jetzt über die Initiative von den Geschwistern meiner Liebsten, obwohl wir bereits 1 - 2 Brötchen verspeist hatten.
Wir wechselten in die Essecke und ich deckte schnell den Tisch ein. Nebenbei kochte ich noch eine Kanne Kaffee. Dazu gab es die von der Mannschaft mitgebrachte Frischmilch. Ich weiß schon gar nicht mehr, vor wie vielen Jahren oder Jahrzehnten ich das letzte Mal Frischmilch hatte.
Natürlich übernahm ich automatisch die meisten Laufwege zwischen Küche und Essecke. Nur die meisten deshalb, weil man meine Löwin genau wie Ronaldo nicht ausschalten kann. Irgendwie schafft sie es immer, sich einzuschalten und doch noch etwas zu erledigen. Aber Hauptsache war, das meine Löwin Spaß hatte und unsere Gäste sich wohlfühlten.
In die angeregte Unterhaltung mischten wir Jungs uns nur selten ein, hatten aber alle sichtlich Freude am Zuhören. Aufgrund jüngster Erfahrungen ging es überwiegend um das richtige Auftreten beim Arztbesuch. Meine Löwin hatte sich da ja vor ein paar Tagen richtig ärgern müssen, aber wurde trotzdem behandelt.

Mittwoch, 17. April 2024

Hartmudo: Superwumms

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Da traf es sich gut, dass ich Anfang der Woche dazu durchgerungen hatte, eine meiner alten Lieblingsserien noch einmal von vorne via Amazon Prime anzuschauen: Two and a half Men - zumindest die ersten acht Staffeln mit Charlie Sheen - ist bis heute unerreicht. Weder „eine schrecklich nette Familie", noch „Friends" oder „Big Bang Theory" können Charlie und Alan Harper das Wasser reichen.
Allerhöchstens „Männerwirtschaft", welche das Vorbild für „Two and a half Men" gewesen sein dürfte, kann da halbwegs mithalten. Die ewigen Stänkereien zwischen Charlie und Alan zogen mich an diesem Abend aus der Weltuntergangsstimmung heraus, so dass ich (auch dank der Schlaftabletten, die ich immer noch nahm) wenigstens wieder einschlafen konnte.
Mittwoch, 15. Februar. Zweifelsohne hatte mich Charlie Harper am Vorabend aus dem Angstanfall herausgeholt. Da hatte ich mir doch tatsächlich eingebildet, dass sich meine schlechte Phase urplötzlich in Luft aufgelöst hätte. Weit gefehlt, auch an diesem Morgen schlich ich nach dem Aufstehen missmutig ins Badezimmer, um mir anschließend beim Frühstück mit meiner Löwin eine Scheibe Brot reinzuquälen.
„Watzmann ermittelt" stand da noch immer auf unserer Agenda und brachte mir wie üblich Ruhe in meine wirren Gedanken. Nach dem Frühstück drohte mich auch wieder die große Mattigkeit zu übermannen; selbst mein Zimmer, mein Rückzugsgebiet, wurde mir zu klein. Da half nur eins: Raus an die frische Luft!
Wohin ich an diesem Tag gegangen war, weiß ich natürlich nicht mehr. Doch in diesem Winter und angehenden Frühling war ich beinahe täglich stundenlang unterwegs gewesen. Von den Walks mit Charles hatte ich bereits berichtet, aber mehr noch war ich alleine unterwegs gewesen. Hierbei setze ich mir in der Regel feste Ziele, um mich selbst zu den langen Spaziergängen motivieren zu können.
Z.B setzte ich mich einmal in Richtung des Ringgleises in Bewegung, um einfach nur Salami Snacks für unsere Katzen bei Globus zu kaufen. Das Wetter war leicht frostig, aber die Sonne strahlte schon kräftig über den wolkenfreien Himmel.
Eigentlich schon „achtsam" atmete ich auf dem Hinweg tief durch und kaufte tatsächlich nur die Katzen Süßigkeiten. Über den Ring ging ich zurück, da das Wetter inzwischen schlechter geworden war.
Dies war ein schöner Gewaltmarsch gewesen, bei dem ich die 10000 Schritte Marke weit überschritten hatte. Und das alles nur für zwei bis drei Packungen dieser Fleischstangen, auf die unsere Katzen so stark abfuhren.
Bei meinen Solo Spaziergängen brauchte ich zumindest äußere Anregungen; so funktionierte ich die Spaziergänge für mich quasi zu Events um. Hier ein Beispiel: Nach einem Besuch bei meiner Rheumatologin fasste ich spontan den Entschluss, anstatt des kurzen Fußweges zur Bushaltestelle am Rathaus einen längeren Weg ohne Busunterstützung einzuschlagen.
Ich entspannte mich zunächst noch bei einem Tee in der Teestube am Hagenmarkt, ehe ich mich über die Wendenstraße in Richtung Hamburger Straße in Bewegung setzte. Unterwegs ereilte mich die Dämmerung.
Interessanterweise blieben die Angstanfälle trotz nahender Dunkelheit aus, dies war gleichermaßen ungewöhnlich und erstaunlich. Ganz klar: Bewegung schlägt Düsternis. Dabei hing ich meinen Gedanken und auch alten Erinnerungen nach.
So fielen mir beim Gang um den Affenfelsen herum auch wieder die Zeiten Anfang der 80er Jahre ein, als ich mich aus meinem alten wie schmalen Umfeld in Melverode-Heidberg gelöst hatte und die schöne Welt der damaligen Alternativkultur kennenlernen durfte.
Anfang der 80er Jahre befand sich im Affenfelsen eine Disco; ein Besuch dort am Wochenende war zu der Zeit Pflicht. New Wave und Neue Deutsche Welle waren beim studentischen Publikum als Sound der Zeit angesagt gewesen.
Aber ehe ich mich in diesen Gedanken verlieren konnte, erreichte ich den Rewe an der „Hamburger unten", der dort seine Pforten bis Mitternacht geöffnet hält. Hier machte ich mich sofort auf die Suche nach unserer Nachbarin, welche in dieser Filiale arbeitet. Mit ihr hatte ich wenige Tage zuvor ein nettes Gespräch im Hausflur über meinen Fahrradunfall gehabt.
Zu meinem Leidwesen schien sie an diesem Tag nicht zu arbeiten, was ich schade fand. Hatte ich ihr doch versprochen, sie auf der Arbeit zu besuchen. Und als ich schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte, traf ich sie kurz vor der Kasse bei den Tiefkühltruhen. Sie war total überrascht und wir scherzten noch ein bisschen, dann machte ich mich auf den Weg nach Hause.
Fast noch erfrischender verlief ein anderer Walk in jenen Tagen. Bei wirklich nasskaltem Wetter erkundete ich einen Bereich von Lehndorf, den ich in den mittlerweile 17 Jahren, die wir schon in Lehndorf ansässig sind, noch nie abgelaufen war.
Von der Saarstraße zweigt noch vor der Ottweiler eine Stichstraße ab, und zwar die Mettlacher Straße. Ich könnte mich noch gut daran erinnern, dass dort der erste Sanddornkrimi spielte. Oder war es der zweite?
Egal, gucken muss man alle. Alle Schauspieler sind reine Amateure und dass Niveau liegt trotzdem über „Lenßen und Partner". Und was das Storytelling betrifft, schlägt Sanddorn die meisten Tatorte um Längen, was zugegebenermaßen nicht sehr schwer ist.

Sonntag, 7. April 2024

Contramann: kurz gesehen im April

https://www.spiegel.de/panorama/will-botswana-wirklich-20-000-elefanten-nach-deutschland-schicken-a-1bfed407-19c0-4a05-bc4a-b77e2d65d8e0
Was war da denn los? Da plant wohl die EU, die Einfuhr von Jagdtrophäen gefährdeter Tierarten zu genehmigen (ist heute schon Pflicht) oder sogar verbieten zu lassen. Der Präsident von Botswana, Eric Masisi, befürchtet Letzteres und ist empört.
Hauptabnehmer der Jagdtrophäen (z.B. ausgestopfte Tierköpfe) ist natürlich Deutschland, in Europa (Russland gehört ja wohl nicht mehr dazu neuerdings) das Land mit den meisten bekloppten wie geltungssüchtigen Leuten, die nicht mehr wissen, was sie mit ihrem Geld machen sollen.
Deshalb möchte Masisi jetzt 20.000 Elefanten nach Deutschland „ausbürgern“. Denn die Elefanten stellen in Botswana eine Plage dar, welche dank einer mittlerweile erreichten Überpopulation Ernten vernichtet und Menschenleben gefährdet. Er beklagt nicht zu Unrecht die Arroganz der ehemaligen Kolonialherren, die sich in ihrem vermeintlichen Engagement für bedrohte Tierarten sonnen, ohne sich um die tatsächlichen Gegebenheiten vor Ort zu kümmern.
Und dies ist das eigentlich Wichtige an dieser Meldung. Die Afrikaner haben schlichtweg die Schnauze voll und wollen sich von ihren ehemaligen Ausbeutern nicht mehr bevormunden lassen. Der schmähliche Rückzug von Franzosen und Deutschen aus Mali war hier ein erstes Ausrufezeichen; die Annäherung afrikanischer Staaten an chinesische Investoren ist ein weiteres.

https://weltwoche.de/daily/ausgerechnet-die-staatstreue-new-york-times-berichtet-ueber-die-seit-jahren-stationierten-cia-basen-in-der-ukraine-und-die-medien-schweigen-eisern/
Anfang des Jahres hatte die New York Times darüber berichtet, dass die CIA und der MI6 die Ukraine aufgerüstet, Soldaten ausgebildet und wohl auch sonst aktiv und passiv unterstützt hatte. Die New York Times ist ja nun wirklich nicht verdächtig, zu den Alternativmedien oder auch der Schwurbelpresse zu gehören.
Das Ganze ist zwar eigentlich nicht so wild - bei Geheimdiensten setze ich ein derartiges Verhalten voraus. Doch dass dies in der deutschen Mainstreampresse keinerlei Erwähnung findet, zeigt mir wieder die „Unvoreingenommenheit“ beim deutschen Qualitätsjournalismus.

https://www.berliner-zeitung.de/open-source/corona-aufarbeitung-und-die-ausgrenzung-andersdenkender-wie-entsteht-radikalitaet-li.2191422
Hier ein paar eher philosophische Betrachtungen zu Folgen der Coronazeit. Dieses Gefühl der erlebten Ausgrenzung kann ich gut nachvollziehen, finde mich darin teilweise wieder. Besonders stark ist der Kommentar in den Momenten, in denen die Autorin von heftigen Streitgesprächen unter Freunden berichtete. Vor der Coronazeit hatten die Streitenden hinterher zusammen gelacht und sich gut verstanden.
Seit Corona ist dies bei einigen Themen nicht mehr so. Egal ob Impfpflicht, Ukraine oder Gaza: Da geht man schweigend auseinander, eine erregte Diskussion wird häufig sogar gleich am Anfang abgebrochen. Es bleibt eine zunehmende Entfremdung untereinander.
Schlimm.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/schulen-lehrerverband-fuer-unterricht-ueber-krieg-a-666e39d7-2806-4c24-b0ff-a222517b7c9c
Wenn die Bildungsministerin des Bundes meint, die „Widerstandsfähigkeit“ der Kinder stärken zu müssen und ihnen ein unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr zu ermöglichen, dann hat sie ihren Job verfehlt. Solche Ansichten hätte ich eher im deutschen Kaiserreich am Vorabend des ersten Weltkrieges verortet.
Dass ihr da einige Bildungspolitiker gleich zur Seite springen, zeigt die Geschichtsvergessenheit der herrschenden Elite. Nicht nur an diesem Beispiel drängt sich mir die Frage auf, ob ich nicht lieber in den piefigen 50er Jahren aufgewachsen wäre. Denn die Menschen hatten zumindest die Schnauze voll vom Krieg – aus gutem Grund.
Viele Menschen meiner Generation der 70er und 80er Jahre hatten in ihrer Jugend gegen Atomraketenstationierung demonstriert und den „Kriegsdienst“ verweigert; Heute an den Schalthebeln der Macht angekommen, können sie gar nicht genug von einer Militarisierung der Gesellschaft bekommen. Stellvertretend sei hier der Ministerpräsident aus Baden-Württemberg genannt, allerdings laufen auch hier vor Ort genügend „besorgte Mitbürger“ herum.
Ich sehe das Ganze genau anders herum als der Pseudo-Punk Campino, der geistig eine unschöne Entwicklung genommen hat: Heute würde ich nicht mehr zum Militär (Bundeswehr) gehen, sondern den Militärdienst verweigern.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“




Donnerstag, 4. April 2024

guterPlatzzumBiertrinken: Saisonstart

Sonntag, 17 März. Endlich habe ich mal wieder die Zeit gefunden, um eine kleine Runde drehen zu können. Schließlich fand heute der Ostermarkt in Groß Schwülper statt. Wie üblich standen Mary und meine Löwin in der Fischbude des Angelvereins, um massenweise Fischbrötchen zugunsten der Vereinsarbeit zu verkaufen.
Zudem könnte meine Motivation heuer nicht größer sein: Vor zweieinhalb Wochen hatte mir mein Hausarzt eine ungezügelte Diabetes diagnostiziert und sogleich eine Hammerdosis Metformin verordnet, um die Krankheit einzudämmen. Da war ich zunächst arg konsterniert gewesen und hatte dann noch nicht einmal nach dem Langzeitwert des Zuckers gefragt, welcher ja der entscheidende Wert bei Diabetes Typ 2 ist.
Überraschen konnte mich diese Diagnose allerdings nicht, hatte ich doch seit dem Fahrradunfall und der langen Krankheitsphase Anfang letzten Jahres so ziemlich alles schleifen lassen, was eine Diabetes Erkrankung verhindert hätte. Dazu gehören neben sportlicher Betätigung noch das Vermeiden des Genusses von Haribo und Schokolade.
Chips und Schokolade waren schon die kleinen Tröster in meiner Kindheit gewesen. Ab sofort darauf zu verzichten, fiel mir dank der ärztlichen Diagnose nicht schwer. Beim Rauchen hatte es vor 20 Jahren auch geklappt, jetzt also auch mit süßen und salzigen Leckereien.
Eine Woche später hatte mich meine Psychotherapeutin dann auch noch davon überzeugt, es mal wieder mit Intervallfasten zu versuchen. Und siehe da: Ich mache das seit nunmehr eineinhalb Wochen und fühle mich zunehmend besser.
Von den vielen Möglichkeiten des Intervallfastens habe ich mich für das klassische „16/8" entschieden und esse nur noch zwischen 12 Uhr mittags und 8 Uhr abends. Überraschenderweise verspüre ich vormittags nur selten ein Magengrummeln. Mal schauen, wo mein Gewicht hinwandert. Abnehmen oder Metformin - dazwischen gibt es nichts.
Und heute konnte ich gleich mal austesten, wie es um meine mittlerweile schlechte Kondition bestellt ist. Auch das Ärgernis der letzte Nacht konnte mich von der heutigen Fahrradtour nicht abbringen.
Denn als ich mich gestern Abend ins Bett legte, musste ich feststellen, dass der Fußbereich nass gewesen war. Abby hatte schon wieder in mein Bett gepisst, das zweite Mal innerhalb einer Woche. Egal was für einen Stress unsere Katze hat, aber so etwas geht schon mal gar nicht. Ab sofort mache ich die Tür zu, wenn ich die Wohnung verlasse.
Wenigstens konnte ich dank zweier Tagesdecken in der letzten Nacht gut schlafen. Als ich heute morgen endlich aufgestanden war, brach meine Löwin gerade zum Ostermarkt auf. Einen Kaffee gönnte ich mir noch, bezahlte einige Arztrechnungen und verfrachtete dann meine angepisste Bettdecke in die Waschmaschine.
Nun denn, Fahrradhelm auf und los ging es. Sonnenschein bei 8° C - so ein Wetterchen verleitet dazu, mit offener Jacke zu fahren. Doch da bin ich mit über 60 Jahren doch „ein bisschen weise." Raumzeit 11:15 Uhr - Energie! Eine Metformin hatte ich soeben geschluckt gehabt, so dass das Frühstück in Form eines Fischbrötchens nach einer kurzen Fahrt von einer Dreiviertelstunde kommen konnte.
Obwohl ich am Vorabend zuletzt gegen 19 Uhr etwas gegessen hatte (beim Geburtstagsessen von Phineas Freak), kam ich zunächst gut voran. Aber dann, auf der lang gezogenen Steigung beim Lehndorfer Holz zum Kanzlerfeld hin. Dort, wo früher das Tam Tam gewesen war. Trotz eines niedrigeren Ganges brannten meine Oberschenkel, ich überlegte kurz, ob ich nicht besser absteigen sollte.
Schnell drängte ich aber diese negativen Gedanken zurück - Aufgeben ist halt keine Option. Ab Kanzlerfeld geht es über die PTB bis nach Watenbüttel hin bekanntlich überwiegend bergab, so dass ich dort gut ausruhen konnte. Und dann wurde ich am Ortsausgang von Watenbüttel beim Überqueren der Brücke über den Mittellandkanal für meine Hartnäckigkeit belohnt.
In einem niedrigen Gang fuhr ich die Steigung mit gleichbleibenden Tempo ohne Schwierigkeiten hoch. Ab diesem Moment waren alle meine Zweifel verflogen, dass ich eine längere Radtour nicht durchstehen würde.
Dennoch stand mir noch die Abkürzung nach Schwülper über den Wiesengrund in Walle bevor. Die dortige Steigung kurz vor Schwülper hatte mich in der Regel bei früheren Touren zum Absteigen gezwungen. Dies hätte ich heute bei aller Euphorie auch machen müssen.
Aber kurz vor Rothemühle hatte ich die richtige Idee: Ich würde einfach durch Rothemühle durchfahren und dann Groß Schwülper von der anderen Seite her anvisieren. Auf der Strecke gibt es keine nennenswerten Steigungen und ich könnte einfach durchfahren, ohne absteigen zu müssen.
So war es dann auch; gleichzeitig fuhr ich zum ersten Mal durch diesen langgestreckten Ort und hatte viel zu schauen. Beim Ostermarkt angekommen, begab ich mich sofort zur Fischbude des Angelvereins und mampfte zwei Matjesbrötchen weg. Die sind aber auch lecker!
Mit Angel-Arnd, dem Vereinsvorsitzenden, naschte ich noch ein gut gezapftes Bierchen und unterhielt mich anschließend kurz mit Charles und seiner Schwiegermutter. Danach sattelte ich mein Rad und begab mich auf den Rückweg. Es herrschte immer noch bestes Fahrradwetter vor, will sagen: Sonne, Wind und angenehme Temperaturen an die 15 Grad Celsius.
Bei Ziebart in Watenbüttel stoppte ich noch kurz für einen Milchkaffee, dann war ich auch irgendwann wieder zu Hause. Sicherlich hatte ich diese Strecke in der Vergangenheit eher schnell bewältigt gehabt, aber dass ich diese Tour heute ohne Probleme bewältigen konnte, hat mich mental weiter aufgebaut.
Dies sollte also nicht die letzte Tour in dieser Rubrik gewesen sein. Ich habe schon einige Ideen für Frühjahr und Sommer, der Kampf gegen Diabetes geht weiter.