Samstag, 29. Januar 2022

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2022

John Scalzi - Schicksal ( Das Imperium der Ströme 3)
Der Abschluss der Saga. Sowohl die Imperatox als auch ihre Gegner haben ein großes Ziel: den einzig bewohnbaren Planeten Ende zu erreichen. Der Planetenname ist hier leider Programm, denn nur im Prolog dieses Romans erfährt der Leser, was dort zwischendurch passiert war.
Den ganzen Band über hatte ich darauf gewartet, das der Exodus nach Ende endlich beginnt. Die Gilden um die mittlerweile wieder offen auftretende Nadashe Nohamapetan wollen lediglich die Reichen und Mächtigen dorthin evakuieren, während die Imperatox die Rettung der gesamten Menschheit im Blick behalten will.
Deran Wu, der die Verschwörung verraten hatte, konnte sich nur kurz zum Gilden Chef des Hauses Wu emporschwingen. Gleich im ersten Kapitel lässt Nadashe ihn vergiften und sorgt im weiteren Verlauf des Romans dafür, das sich dessen Cousin Proster Wu zum Herrscher des Hauses aufschwingen kann.
Im letzten Kapitel des Romans wird sie sich selbst zur Imperatox krönen lassen, legitimiert durch die Heirat mit einem x-beliebigen Wu. Grayland II findet heraus, das hinter all den Toten Imperatoxen im Gedächtnisraum nur eine einzige Person steckt: Die erste Imperatox Rachela. Sie hatte die uralte Technologie benutzt, die auch Chenevert einst verwendete.
Letzterer ist Grayland II auch dann dabei behilflich, den für sie nicht zu gewinnenden Konflikt gegen Nadashe zu lösen. Zu schwach ist Cardenias eigene Position, um gegen die Gilden bestehen zu können. Fast 100 Seiten vor Ende des Romans kommt sie bei einem Attentat ums Leben.
Kurz davor verhedderte sie sich mit Marce noch in einen Streit, weil sie ihn zunächst Daten über die Ruptur (Kollabierung der Ströme) vorenthalten hatte, da dieses Wissen die Menschheit fast zerstört hätte. Beide wissen, dass ihre Liebe keine Chance hat, und so bricht Marce mit Chenevert zur Untersuchung des Phänomens von urplötzlich und nur kurzzeitig existierenden Stromverbindungen auf.
Kiva dagegen wird schon zu Beginn des Romans von ihrer alten Feindin Nadashe gefangen genommen und in ein entferntes Sternensystem verschleppt. Von dort kann sie sich befreien, gerät jedoch erneut in Gefangenschaft ihrer Rivalin und wird letztendlich dank des Geistes von Cardenia befreit. Mit Senia zusammen reitet Kiva quasi in den Sonnenuntergang.
Das große Finale dieses Zyklus stellt dann wohl die Krönung von Nadashe dar, bei der der Geist von Grayland II dazwischen funkt. Nunmehr wird Nadashe gefangen genommen und Kiva zur Imperatox erklärt, die den Exodus der Menschen nach Ende durchführen muss.
Ganz am Schluss wird lapidar das Scheitern der Herrschaft von Ghreni auf Ende geschildert. Er wird zusammen mit seiner Schwester Nadashe und seiner Mutter, der Gräfin von Nohamapetan, in dem Zimmer eingekerkert, indem er den Vater von Marce gefangen gehalten hatte. Das Ganze hat schon etwas vom Grafen von Monte Christo.
Ich werde den Eindruck nicht los, das Scalzi keine Lust mehr auf diesen Zyklus hatte, so abrupt, wie er diesen beendete. Da ließen sich noch viel mehr Ideen und Handlungsstränge entwickeln, aber Scalzi wollte wohl nicht mehr. Deshalb wirkt dieser dreibändige Zyklus etwas unfertig, aber vielleicht überlegt es Scalzi sich ja noch einmal. Marce bricht schließlich mit Chenevert zur Erde auf - allein das wäre schon eine Fortsetzung wert gewesen.

                                   

Marc-Uwe Kling - Qualityland 2.0
Peter Arbeitsloser ist wieder da! Ich hätte ja nicht gedacht, das Kling noch eine Fortsetzung hinterher schiebt. Aber der Verkaufserfolg des ersten Bandes hatte ihn wohl überzeugt, dass dieser Claim noch nicht ausgetrocknet ist. Obwohl seine witzigen Anspielungen auf die realen politischen und gesellschaftlichen Vorgänge ein unterhaltsames Lesevergnügen garantieren, vermag mich die Handlung als alten Science Fiction Fan nicht zu fesseln.
So bleibt ein vergnügliches Leseerlebnis, was sich immer noch wohltuend von seinen Känguru Büchern abhebt. Wir erinnern uns: Der erste Band endete mit dem gelungenen Bombenattentat auf den Roboterpräsidenten John of Us durch den Parlamentarier der regierenden Fortschrittspartei Martyn Aufsichtsrat. Der tote John of Us soll sich noch ins Netz hochgeladen haben, was sich auf der letzten Seite des Romans auch andeutet und somit als Cliffhanger für einen dritten Band stehen bleibt.
In einer Gesellschaft, in der lediglich das soziale Level zählt, schafft es Martyn Aufsichtsrat nicht zuletzt dank Manipulationen seitens John of Us, als erster Mensch auf Level eins herunter zu fallen. Am Ende betet Martin zu John of Us und steigt ein Level hinauf.
Peter Arbeitsloser ist rehabilitiert und arbeitet als Roboterpsychiater in seiner Werkstatt, umgeben von seinen treuen Robotern wie der Schriftstellerin Kalliope 7.3, Sexdroide Romeo und dem ehemaligen Kampfroboter Mickey.
Er ist immer noch in Kiki Unbekannt verliebt, die anfangs des Romans untergetaucht ist und dann urplötzlich wieder bei Peter aufläuft, um ihm gegen den Puppenspieler, den Bösewicht des Romans, beiseite zu stehen. Kiki sucht in den Archiven nach ihrem Vater. Dieser stellt sich als Henryk Ingenieur heraus, Chef von the Shop, dem beliebtesten Versandhändler des Planeten, der gegen Ende des Romans zum Präsidenten von Qualityland gemacht werden soll.
Diese Veranstaltung endet jedoch in einem Attentat auf Aisha Ärztin, einer Strategieberaterin der Fortschrittspartei und ebenfalls eine Hauptfigur in diesem Roman. Am Ende bleiben sämtliche Handlungsstränge offen.
In diesem Roman wimmelt es nur so von naheliegenden Anspielungen auf unsere moderne Dienstleistungsgesellschaft. Das ist amüsant zu lesen, ist aber als Kritik und Aufklärung für Uneingeweihte etwas zu oberflächlich. Die Story mitsamt ihren Hauptfiguren selbst ist leider reine Nebensache, weshalb die Gesellschaftskritik bei mir auch nicht verfängt.
Hier empfehle ich dringend die Lektüre von Daniel Suarez oder John Niven, die trotz aller Brutalität ihre Geschichten nicht wie einen Comic rüberbringen.

Sonntag, 23. Januar 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

04
Mo. 13. Juni
Kurz vor fünf Uhr morgens klingelte der Wecker. Aufstehen, die Arbeit ruft. Dabei berührte ich versehentlich den Knopf für den zweiten Alarm meines Grundig Radiowecker, worauf das Radio sofort anging und sich nicht mehr ausschalten ließ. Ich ruckelt und zerrte, hatte aber keine Chance. Erst als ich das Gerät unter meine Decke steckte, damit meine Löwin nicht noch genervt wird und den Stecker vom Gerät ziehen muss, gab der Grundig auf.
Das sollte es gewesen sein, mittags hole ich einen neuen Radiowecker von Media Markt. Noch ein bisschen matt radelte ich zum Bahnhof, zog mir einen Kaffee und schlug dann eine Stunde später in meinem Büro auf. Im Verlauf des Morgens geriet ich in ein Gespräch mehrerer Kolleginnen. Eine von ihnen hat Schmerzen in den Fußzehen - ist ja mein Thema. Bei ihr sind wohl orthopädische Einlagen angesagt.
Darauf sprach sie mich wegen meiner Arthritis an und ich äußerte mein Unbehagen zu orthopädischen Einlagen, weil ich da schlechte Erfahrungen gemacht hatte. In der Folge hielten mir die anderen zwei Mädels vor, das man die Einlagen mehrere Wochen tragen müsse, damit die sich einlaufen.
Als ob ich das nicht gemacht hätte. Aber so ist es nun mal. Wenn man solche Probleme nicht selber hat und nur vom Hörensagen kennt, geizt man nicht mit klugen Ratschlägen. Bleib ruhig, sagte ich mir. Hat keinen Zweck. Sie wissen es halt nicht. Es lohnt sich nicht, wenn ich mich darüber in Rage rede. Die Mädels glauben mir eh nicht.
Mittags kaufte ich ein Philips Uhrenradio für 18,95 € von Media Markt. Da sag noch mal einer, das die Holländer während der EM nicht mehr gefragt sind. Außerdem machte ich eine Stunde früher Feierabend, da ich dank des Franziskaners nicht so richtig in Gang kam. Könnte aber auch der Altenburger Schwarzgebrannte dran schuld sein.
Doch der wahre Grund ist ein anderer: Ich wollte Spanien gegen Tschechei um 15.00 Uhr sehen. Leider war wohl der Blitz in eine Signalanlage beim Bahnhof während des Gewitters eingeschlagen, so das ich die komplette erste Halbzeit verpasste. Genialerweise stellte ich mich noch schnell für 20 Minuten auf den Crosstrainer meiner Löwin und schaute von dort aus das Spiel. Mal sehen, ob ich dies zu Hause in den nächsten Wochen zu einer ständigen Einrichtung machen kann.
Zum Spiel. Spanien gegen Tschechei, zweite Halbzeit. Was mich total überrascht hat, war die Einseitigkeit dieser Begegnung. Die Tschechen kamen kaum mal nach vorne und standen hinten drin, während die Spanier mit ihrem Tiki Taka das Geschehen fest im Griff hatten. Sie spielten noch nicht einmal schlecht, aber zum Torschuss kamen sie dank der vielbeinigen und ruppigen Abwehr der Tschechen eher selten.
Das Tschechien trotz eines Tomas Rosicky, der zugegebenermaßen in die Jahre gekommen ist, spielerisch auf das Level von Albanien oder Nord Irland abgesackt ist, kann ich immer noch nicht fassen. Wahrscheinlich war es aber eher die taktische Einstellung, denn dank ein oder zwei überraschender Chancen hätten die Tschechen in Führung gehen können.
Schön zu sehen war es dann in der 87. Minute, als Pique per Kopf den verdienten Siegtreffer einnetzte. Der Ehemann von Shakira! Aaah, Shakira! Wäre ich 50 Jahre jünger, würde ich sie heiraten wollen. Wäre ich 40 Jahre jünger,… Und heute? Konzentrieren wir uns auf den Fußball, denn es gibt ab 50 nichts schöneres mehr. Mit 1:0 startete der Titelverteidiger dann doch gut in das Turnier. Die Tschechen sehe ich als Gruppenvierten am Ende der Vorrunde.
Jetzt war es wieder Zeit für Grilli Grilli. Den Gemüsegrillkorb weihten wir dabei mit marinierten Süßkartoffelstäbchen ein. Unsere Empfehlung der Saison, Leute. Vergesst Kartoffel- oder Nudelsalat! Leider passte er schlecht unter den Deckel des Grills, so dass auch die Steaks meiner Löwin etwas Luft bekamen, was dem Geschmack aber lt. ihrer kundigen Meinung keinen Abbruch tat. Für mich volles Programm von Gmyrek: Stadionkrakauer und Käse Chili Bratwurst. Immer wieder lecker.
18.00 Uhr, Zeit für Irland gegen Schweden. Am Samstag machten bereits englische und russische Fans Schlagzeilen, weil sie sich vor dem Spiel in Marseille kloppten. Mehrere Verletzte, fiese Bilder dieser Idioten gingen um die Welt. Auch die Irländer und Schweden duellierten sich vor dem Spiel, beide Seiten sturzbesoffen. Beim gegenseitigen Vorsingen von Abba Songs maßen sie ihre Kräfte! So wollen wir das sehen. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, dass die Hooligans (zum Glück) nur aus einigen ausgewählten Ländern stammen, Deutschland übrigens inklusive.
Die Schweden begannen sehr behäbig, ja fast pomadig, dieses erste Spiel in der Todesgruppe E. Die können trotz Zlatan Ibrahimovic kein Tiki Taka. Deshalb fiel es den Iren leicht, den Ball zu erobern und ihrerseits erstaunlich offen über die Flügel anzugreifen. Bis zur Pause hätten sie schon 1:0 führen können, warteten damit aber bis zur 48. Minute. Da schoss Hoolahan mit dem bisher schönsten Tor der EM das Leder volley in die rechte Ecke des schwedischen Tores.
Erst jetzt wachten die Schweden auf und kämpften. Dank eines unglücklichen Eigentores der Iren kamen sie Mitte der zweiten Halbzeit doch noch zum Ausgleich und verdienten sich bis zum Ende das leistungsgerechte 1:1. Mal sehen ob beide ins Achtelfinale kommen werden.
Meine Löwin nahm nun eine kurze Auszeit, der Amarula zeigte wohl Wirkung. Um 21.00 Uhr das Spitzenspiel des Tages, mit Belgien gegen Italien trafen zwei Mitfavoriten des Turniers aufeinander. Das die Italiener dieses Spiel mit 2:0 gewannen, lag gewiss nicht am gefälligen Offensivspiel der Azzurri. Die standen eher die ganze Zeit hinten kompakt, setzten dafür aber geschickt den einen oder anderen langen Ball. Nach einer halben Stunde kam einer an, der Stürmer vollendete eiskalt und die Belgier waren die Dummen.
Ansonsten war gerade von den hochgelobten Belgiern nicht viel zu sehen. Über die gesamten 90 Minuten machten De Bruyne &Co nicht den Eindruck, als ob sie im Kampf um den Titel ein Wörtchen mitreden wollten. Sehr enttäuschend, die Belgier. Das 2:0 der Italiener in der Nachspielzeit war da nur der Schlusspunkt unter einem enttäuschenden Auftritt der Fruchtbierpanscher.
Meine Löwin, zwischenzeitlich erwacht, legte sich hinterher gleich ab, während ich noch schnell den Radiowecker installierte, bevor ich einschlief.

Freitag, 21. Januar 2022

Hartmudo beim Männerarzt

6
Auf dem gegenüber liegenden Tisch packte er das Zystoskop aus und schraubte fachmännisch eine Lampe hinten dran, bevor er auch noch den Tropf mit Wasser, welcher vor mir an der linken Seite hing, anschloss. Dafür war der also da, ich hatte mich schon gewundert.
"Keine Angst, es dauert nur wenige Minuten," sagte er und setzte das Zystoskop an. "Und bitte entspannen sie sich. Lassen Sie das Becken locker. Locker lassen!" Meine Gefühle während der folgenden Minuten, als er das Zystoskop reinschob, vermag ich nicht in Worte zu fassen. Auf keinen Fall würde ich das Wort "angenehm" damit in Verbindung bringen wollen.
Insbesondere als er das Wasser rein laufen ließ, fühlte es sich sehr unschön an, obwohl sich die Schmerzen in Grenzen hielten. Vielleicht kommt der Satz "Lass mich fühlen wie eine Frau" dem Ganzen am nächsten.
Als der Urologe sagte: "Sieht ja alles ganz gut aus, keine Metastasen sichtbar. Alles in Ordnung," blickte ich kurz auf den Monitor und sah tatsächlich eine wabernde und ledrige Oberfläche, welches meine Blase von innen darstellt.
Kurz darauf war es vorbei. Der Urologe zog das Zystoskop raus und drückte mir noch ein paar Papiertaschentücher zum Säubern in die Hand. Als ich ganz verdattert oberflächlich zwischen meinen Beinen herumrieb, war der Stuhl bereits wieder heruntergefahren, ohne dass ich es bemerkt hatte.
Ich hatte es tatsächlich geschafft und überlebt. Freudenschreie kamen mir dennoch nicht über die Lippen, weil mein kleiner Freund wie Hölle brannte und juckte. Der Arzt bat mich, die Hosen wieder anzuziehen, damit ich in einen anderen Raum zum Ultraschall gehen konnte.
Auf den Weg dorthin fing mich jedoch Brille ab, die mich zu einer besonderen Toilette geleitete. Dort sollte ich im Stehen in einen großen Trichter hinein pinkeln." Lassen sie raus, was geht," meinte sie nur. Ich tat wie geheißen, aber: Oh, wie das juckte!
Im anderen Behandlungszimmer war der Urologe schon vor Ort. Dieses Prozedere kannte ich bereits. Er forderte mich zum Hinlegen auf der Liege auf. Den Gefallen tat ich ihm aber nicht, weil ich beim Hinsetzen schon merkte, dass mich ein tierischer Harndrang quälte. Und während er an einen Tisch herumhantierte, ging ich in dem kleinen Raum meine Runden auf und ab, bevor er fertig war und ich mich dann doch hinlegte.
Nur sehr kurz fuhr er mit dem Ultraschall über die Stelle, wo ich die Prostata vermute. Nun war die Untersuchung endlich abgeschlossen, der Urologe hatte nichts entdecken können. Er vermutete noch, dass meine Schmerzen und das Blut im Urin vier Wochen zuvor von Divertikeln im Dickdarm herrührten.
Er empfahl mir einen Besuch beim Gastroenterologen, um eine Darmspiegelung durchführen zu lassen. Ich versprach ihm noch, in einem Vierteljahr zu einer Nachuntersuchung wiederzukommen. "Einmal im Jahr Urologe sollte man sich schon geben," meinte er noch. Dann verabschiedeten wir uns. Überglücklich sagte ich auf dem Weg nach draußen allen Mitarbeiterinnen tschüss und verließ das Gebäude.
Nicht verlassen jedoch wurde ich von diesem Jucken und Brennen, welches ich zwischen den Beinen immer noch verspürte. Fieberhaft überlegte ich, wo der nächste Bäcker zum Frühstücken sei, als es mir auch gleich einfiel. Lediglich 50 Meter weiter, an der Ecke alte Waage, befindet sich eine Filiale von Sander.
Dort ging ich hinein und stellte mich erst einmal an. Für mich kam heute natürlich nur das große Rührei Frühstück mit zwei Brötchen und Butter in Frage, das war ja nun wohl mal klar. Ich schnappte mir schnell Kaffee und Tablett und begab mich in eine ruhige Ecke. Das Rührei würde ich von der Theke abholen müssen, aber zunächst einmal musste ich eh pinkeln gehen.
Tatsächlich konnte ich noch einen kleinen Strahl absondern und setzte mich wieder auf meinen Platz. Das Jucken und Brennen war jetzt verschwunden, auch wenn wir hier zunächst über einen kurzen Zeitraum reden müssen. Aber egal!
Diesen Moment würde ich als das Ende der gesamten Qual ansehen, und schon war das Rührei fertig. Noch vor dem Essen rief ich meine Löwin und die Kollegen an, damit war der Pflicht Genüge getan. Wichtig an der gesamten Untersuchung war letzten Endes die Erkenntnis, dass ich keinen Blasenkrebs habe.
Hierüber waren alle Gesprächspartner sehr erleichtert, am meisten ich selbst. Nach dem Kaffee musste ich erneut pieseln, dann verließ ich den Laden und ging wieder zurück in K10. Warum, fragst du? Ich machte gleich Nägel mit Köpfen beim Gastroenterologen und buchte einen Termin zur Darmspiegelung für Anfang Dezember.
Gleich darauf tauchte ich noch einmal beim Urologen auf, denn ich hatte vergessen, den nächsten Termin zur Untersuchung zu vereinbaren. Im Februar des neuen Jahres soll er dann sein Ultraschallgerät anwerfen und meinen Bauch abfahren. Wehe aber, wenn er wieder sein Zystoskop benutzen möchte. Eine Spiegelung meiner Blase möchte ich nach Möglichkeit vermeiden, so schön war es nun wirklich nicht gewesen, dieses Erlebnis.
Die Antibiotika, die ich nach der Spiegelung drei Tage lang schlucken musste, um eine mögliche Entzündung zu vermeiden, erinnerten mich daran, dass eine Blasenspiegelung einen stärkeren Eingriff in den Körper darstellt als Ultraschall oder Röntgen.
Apropos Röntgen: der aufmerksame Leser wird sich sicherlich erinnern, dass ich eigentlich geröntgt werden sollte. Es war Brille gewesen, die mir noch vor der Desinfektion erzählte, dass das Röntgengerät der Praxis kaputt sei. Ich denke aber auch, dass das Röntgen der betroffenen Region des Körpers nach der Blasenspiegelung obsolet geworden war.
Eigentlich hätte ich erwartet, dass mir nach der Spiegelung ein riesiger Stein vom Herzen gefallen wäre, was allerdings nicht so war. Ist vielleicht auch besser so, denn ich hatte mir die ganze Zeit sicherlich viel zu viel Gedanken gemacht. Am meisten gefreut habe ich mich für meine Löwin, die nun meinen panischen Blick nicht mehr ertragen musste. Erst einmal, denn ich kenne mich: Häuptling Nervöses Hemd reitet bald wieder. Versprochen.

Sonntag, 16. Januar 2022

Hartmudo beim Männerarzt

5
Für diesen Montag hatte ich mir den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt, damit ich mich vor dem Besuch beim Urologen um 8:30 Uhr noch frisch machen kann und trotzdem nicht allzu viel Zeit mit dem Warten aufs Christkind verbringen müsste. Während der Nacht wachte ich öfters auf, ich würde die Träume aber nicht als Albträume bezeichnen. Wirr genug waren sie trotzdem.
Wie so häufig stand ich noch vor dem Klingeln des Weckers auf, weil da etwas drückte. Und schon waren sie wieder da, diese kreisenden Gedanken. Ich verbrachte auf dem Klo längere Zeit als nötig und ließ es auch unter der Dusche langsam angehen. Doch trotz all des Bummelns blieb mir noch eine komplette Stunde zum Grübeln und in der Wohnung Spazierengehen, bevor mich meine Löwin zum Urologen fahren würde.
Ich versuchte mich mit dem Kauf von ETFs abzulenken, aber die Börsen hatten noch nicht auf. Mit gemischten Gefühlen zog ich mich dann irgendwann an, meine Löwin war ebenfalls startklar und dann fuhren wir los.
Meine Löwin, der meine niedergeschlagene Stimmung nur allzu gut bekannt war, verwickelte mich in ein Gespräch über Suchtverlangen (Alkohol, Drogen und Zucker) und den Umgang damit. Als sie mich dann an der Ecke Alte Waage aus dem Auto entließ, waren meine Beine schwer und wurden mit jedem Schritt zum Urologen immer schwerer.
Ich hatte ein merkwürdiges Gefühl. Einerseits war ich fahrig vor Angst und andererseits innerlich ruhig wie selten. War dies die Ruhe vor dem Sturm? Im K10 fuhr ich in den dritten Stock und stand pünktlich zum Termin vor dem Empfangstresen beim Urologen. Und zu meiner nicht großen Überraschung händigte mir die freundliche Sprechstundenhilfe einen weißen Plastikbecher zum Befüllen aus.
"Wir brauchen zwar nicht so viel, aber machen sie ihre Blase bitte trotzdem vollkommen leer. Vorne rechts ist die Toilette, sie können den Becher dann in die Öffnung stellen," mit diesen Worten entließ sie mich und zeigte grob in Richtung der Toilette.
Ich entledigte mich zunächst meines Mantels und machte mich dann auf den Weg. Auf der Toilette angekommen, wurde ich sogleich fürsorglich in Empfang genommen - von der Arzthelferin mit der Brille, die den Termin verschludert hatte! Auf der Toilette gab ich mir richtig Mühe, aber der Tank war leer.
Für die Untersuchung sollte es trotzdem reichen, doch was war das da für ein Stück, welches in der Flüssigkeit schwamm? Unwillkürlich kam mir das Bild von Bakterien vor Augen, welche in meiner Blase für Verwirrung sorgten. Kurz befürchtete ich, dass man mich gleich ins Krankenhaus fahren würde, dann kam ich wieder runter.
Ich nehme es hier vorweg: das Stückchen hatte wohl keine Bedeutung, denn es wurde in der Folge nicht thematisiert. Brille (der Einfachheit halber nenne ich sie mal so) bugsierte mich nun in eine winzige Umkleidezelle, hinter deren zweiter Tür ein Behandlungszimmer zu erkennen war. Sofort war mir klar, dass hier die Action abgehen würde.
Doch ich hatte noch eine Schonfrist, denn Brille hatte noch einige Papiere für mich zum Ausfüllen und Unterschreiben. Hierbei hätte ich fast das wichtigste Dokument von allen übersehen: die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für ein starres Zystoskop, bei Verwendung eines flexiblen Zystoskops würde ich 47,31 € selbst dazu bezahlen müssen.
Ungeachtet meines Status als Privatversicherter, als der ich wohl auf eine Kostenübernahme hoffen dürfte, unterschieb ich den Wisch blind. Entscheidend war für mich der Satz, das dann die Untersuchung noch schmerzfreier erfolgen würde. Wobei mir zugegebenermaßen die Formulierung "noch schmerzfreier" zu denken gab, denn eine Steigerung von schmerzfrei gibt es nicht. Oder etwa doch?
Gleich nach dem Unterschreiben ging die Action los. Brille befahl mir, alle Hosen auszuziehen und mich dann in das Behandlungszimmer zu begeben. Der Behandlungsstuhl wies in der Mitte der Sitzfläche eine stark verdächtige Öffnung auf.
Kaum hatte ich mich dort hineingesetzt, fuhr Brille blitzschnell die Hydraulik an. Während der Stuhl nach oben fuhr, kippte er auch gleichzeitig nach hinten weg, so dass ich mit dem Rücken fast waagerecht zum Liegen kam.
Während dieses Vorgangs erklärte sie mir, dass sie gleich "die Stelle" desinfizieren und ein Betäubungsgel in die Harnröhre spritzen würde. Die Sau! Auf X-Hamster war "Doktor" immer ein beliebter Suchbegriff von mir gewesen, aber solche Schweinereien...
Sie deckte noch ein paar Papiertücher über meine Oberschenkel und den Schritt, damit ich nicht sehen konnte (musste), was sie dort so trieb. Sie zog meine Vorhaut zurück und merkte noch an, dass diese ziemlich eng sei. Danach erfolgte die Desinfektion, dann das Betäubungsgel. Haiiiiiii, war das unangenehm!
Sie fixierte die Vorhaut, die wohl immer zurückrutschen wollte, zusätzlich mit einer Klammer und sagte noch, dass der Doktor in ein paar Minuten kommen würde, bevor sie den Raum verließ. Da lag ich nun wie bestellt und nicht abgeholt. Vor lauter Aufregung hatte ich all meine Ängste vergessen. Ich wollte es jetzt einfach nur noch schnell hinter mich bringen, freute mich auf den Kaffee danach.
Endlich erschien der Urologe und begrüßte mich mit Handschlag. Na, sie sind sicher schon ganz aufgeregt. "Schauen Sie ruhig auf den Monitor, zum ersten Mal wird es in ihrer Blase richtig hell sein. Das werden sie wohl nie mehr erleben, oder hoffentlich nicht mehr." Der Urologe versuchte mich eindeutig aufzumuntern. Ganz mein Humor.

Samstag, 8. Januar 2022

H. Lecter: Alf

31
Zu der Weihnachtsfeier im Unions Heim mussten wir nicht sehr weit fahren, nach Salzgitter-Bad kamen wir auch so gut hin. Hinzu kam, dass wir vorher noch eine kleine Wanderung unternommen hatten. Hier waren Detzer und Knödel-Willi, der damals bereits in Rente gegangen war, in wichtiger Funktion gefordert. Nach der Hälfte des Weges waren sie es, die aus einem großen Bundeswehrkessel den Glühwein einschenkten. Mitten im Wald, auf einer kleinen Anhöhe, stand die Belegschaft bei nasskaltem Wetter und genoss den heißen Glühwein. Der eine oder andere veredelte das Getränk mit dem Rum, den Detzer und Knödel-Willi natürlich mit dabei hatten.
Detzer hätte den Weg selbstverständlich auch mitlaufen können, aber er war wohl fußkrank gewesen. Alf war hierbei natürlich schon in guter Stimmung; Das süße und heiße Getränk mit etwas Rum mundete ihm vorzüglich. Glücklicherweise hielten ihn die Temperaturen um den Gefrierpunkt glockenwach, so dass ihm ein früher Zusammenbruch erspart blieb.
Nach einer guten Dreiviertelstunde gingen wir weiter durch das ausgedehnte winterliche Waldgebiet, bis wir endlich das Vereinsheim von Union erreicht hatten. Grüppchen für Grüppchen betraten wir den großen Saal, in dem ein quadratförmiges Bankett aufgebaut worden war.
Aus irgendeinem Grund war ich von der Truppe, mit der ich eigentlich den ganzen bisherigen Abend abgehangen hatte, abgetrennt worden. Dies waren in erster Linie Mike und Drolli, eine trinkfeste Kollegin und spätere Vorgesetzte. Sie war bei diversen Aktionen mit Alf auch zugegen gewesen, aber bei den von mir bislang geschilderten Events war sie eher nicht in Erscheinung getreten.
Wie überhaupt quasi keine Frauen mit dabei waren, sieht man mal von der roten Zora ab. Wahrscheinlich war ich einfach nur auf die Toilette verschwunden, weil sich meine Blase mal wieder gemeldet hatte. Der Trupp war so freundlich, mir keinen Platz an dem Bankett freizuhalten, so dass ich mir auf der Mike und Drolli gegenüberliegenden Seite des großen Saals einen Platz zwischen zwei spaßbefreiten Kolleginnen einer anderen Abteilung nehmen musste.
Zu angeregten Gesprächen über Kindererziehung und Häuserbau, zwei Themen, die mir komplett am Arsch vorbei gingen, trank ich das eine oder andere Bierchen. Wie schon gesagt, handelte es sich hier um die Weihnachtsfeier. An diesem Abend war Alkohol ausnahmsweise mal en vogue.
Da die Kolleginnen sich doch nicht als so schrecklich herausstellten, wie ich es mir seinerzeit immer eingebildet hatte, wich meine Enttäuschung ob der Trennung von meiner Truppe zugunsten einer locker gelösten Stimmung. Ich hatte gut gegessen, einige Biere getrunken und fühlte mich demzufolge genötigt, mal wieder die Toilette aufzusuchen.
In dem großen, weiß gekachelten Raum stand ich dann vor dem Urinal und ließ es laufen. Als ich anschließend am Waschbecken meine Hände wusch, vernahm ich aus der geschlossenen Kabine rechts hinter mir, dem sogenannten Donnerbalken, laute wie verzweifelte Hilferufe.
Es war schön, mal wieder Alfs Stimme zu hören, auch wenn ich mir jetzt offenbar Sorgen machen musste. "Hilfe, Hilfe!". Alf war offensichtlich den Tränen nahe, da konnte ich nicht abseits stehen. Auf meine Frage, was denn los sei, gab er keine Antwort. Ich klopfte an die verschlossene Tür des Kabuffs - keine Reaktion. Das Rütteln an der Tür war dann erst recht sinnlos.
Ich überlegte fieberhaft, was ich jetzt machen sollte. Wie könnte ich Alf helfen? Und schon hatte ich die rettende Idee. Ich brauchte einfach nur auf das Waschbecken klettern, dann würde ich die Sache überblicken können, denn das Kabuff ist ja bekanntlich oben offen und von daher einsehbar.
Gesagt, getan. Mein geschmeidiger Körper erklomm das Waschbecken, balancierte das Ganze mittels der Beine auf den Rändern des Beckens aus und blickte interessiert von oben in das Kabuff hinein.
Beim Anblick des Desasters verschlug es mir die Sprache. Alf rutschte auf seinen Knien am Boden herum und wischte die vollgeschissenen Wände mit Klopapier ab. Zu meiner großen Freude hatte er, anders als auf Mallorca, seine Hose an. Doch bevor ich Alf fragen konnte, was denn eigentlich passiert sei, ging die Toilettentür auf.
Es erschien IM Spritze. Der Kollege, der alles, aber auch alles, was ihm nicht korrekt erschien, der Abteilungsleiterin erzählte. Wie in Trance konnte ich aus zweieinhalb Meter Höhe beide Szenen gleichzeitig ins Visier nehmen. Meine Sprachlosigkeit setzte sich fort und IM Spritze machte auf dem Absatz kehrt, um sofort Bericht erstatten zu können.
Der Mann war von Kindesbeinen an bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen, bevor er ein paar Jahre später nach den Geschehnissen im Unions Heim gestorben war. Woher IM kommt, brauche ich wohl nicht zu erklären. Ich kümmerte mich nicht weiter drum und wandte mich wieder Alf zu.
"Was hast Du denn jetzt schon wieder angestellt?" wollte ich von ihm wissen.
"Ich hatte es gerade so geschafft, die Hose herunter zu ziehen. Und bevor ich mich hinsetzen konnte, da kam es auch schon von hinten heraus geschossen. Alles gegen die Wand!" jammerte Alf niedergeschlagen.

Dienstag, 4. Januar 2022

Contramann: kurz gesehen im Januar

Sich „aus Solidarität impfen lassen“ - das habe ich in den letzten Monaten viel zu häufig gehört. „Andere nicht gefährden“ - aber immer doch, da geh ich mit. Doch die Art und Weise, wie Medien und die Politik versuchen, Impfunwillige von der Notwendigkeit einer Impfung zu überzeugen, erinnert leider an überwunden geglaubte dunkle Zeiten deutscher Geschichte.
Dankenswerterweise beginnt der Autor seinen Artikel mit einem längeren Abriss der unseligen deutschen Geschichte nach verlorenem 1. Weltkrieg und nationalsozialistischer Diktatur. Geschickt verknüpft er dabei den damals wichtigen Begriff der Volksgemeinschaft mit dem heutigen Versuch der „Solidarität mit den Mitbürgern“.
Als „Corona-Faschismus“ bezeichnet er in der Folge den Versuch, eine möglichst hohe Impfquote in der Bevölkerung mit allen Mittel zu erreichen. Dies reicht bis zur angepeilten Impfpflicht und der Ausgrenzung von Impfgegnern bzw. Impfunwilligen. Hierbei wird nicht unterschieden zwischen radikalen Gegnern und Zweiflern an der Zweckmäßigkeit einer Impfung.
Vielmehr sieht Autor Feistel die Installation einer neuen Volksgemeinschaft, deren WIR-Gefühl durch die Angst vor dem Coronavirus zusammengeschweißt wird. Die Ausgegrenzten werden dann nicht mehr nur durch den Staat verfolgt, sondern auch von den Mitbürgern ausgegrenzt und schikaniert.
Diese Parallelen zu den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts hat Feistel sehr schön herausgearbeitet. Damals wie heute wählte die große Mehrheit der Menschen den Vorrang der Harmonie mit der Masse vor der Skepsis gegenüber einer Ausgrenzung Andersdenkender. Das demokratische Grundprinzip der Akzeptanz und des Schutzes von Minderheiten / -meinungen wird hier schneller über Bord geworfen als ein Bier ausgetrunken ist.
Das finde ich äußerst bedenklich und hoffe dennoch, dass der Autor übertrieben hat.

https://www.theeuropean.de/ramin-peymani/der-grosse-corona-faktencheck/
Natürlich werden auch in diesem Artikel die Corona Berichterstattung und Maßnahmen kritisiert. Was ich hieran aber interessant finde – gerade auch Befürworter der Maßnahmen sollten mal darüber nachdenken - ist die Darstellung der veröffentlichten Zahlen. Eine Inzidenz von 200 oder gar über 800 klingt schon bedrohlich, wenn den Sommer über diese Zahl bei unter 20 lag. Die Inzidenz bezieht sich auf 100.000 Personen. Man könnte alternativ genauso gut sagen, dass 0,2% oder gar 0,8% infiziert sind.
Damit klingt das nicht mehr bedrohlich. Rechnet man dann noch die offizielle Todesquote von 2% hinein, liegen wir bei 0,002% oder gar 0,008% der Bevölkerung, die versterben. Das hört sich dann natürlich ungefährlich an, doch Vorsicht: dieses letzte Rechenexempel darf man natürlich nicht machen, denn sie suggeriert eine Summe an Todesopfern, dabei handelt es sich eher um die Anzahl pro Tag. Und damit wiederum würde man die Todeszahl verharmlosen.
Jedenfalls halte ich das sture Festhalten an den Inzidenzzahlen als einzigen Indikator der Gefahrenlage für einen Fehler, wenn z.B. während der Pandemie die Zahl der Intensivbetten und sogar der Krankenhäuser verringert wurden.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=77850
Wahnsinn. Einmal durchlesen, bei Bedarf in die Links der Studien springen und dann sicher sein, dass man aus gutem Grund eine andere Politik in der Pandemiebekämpfung möchte. Ging mir jedenfalls so. Schade nur, dass die Befürworter der rigiden Maßnahmen dies nicht durchlesen geschweige denn sich objektiv damit auseinandersetzen werden.
Für mich überzeugend genug, für Dich auch?

https://www.neulandrebellen.de/2021/11/klima-eine-unbequeme-wahrheit/
Roberto, ich liebe Dich! Genau sooo isses, und nicht anders. Denn beim Thema Klimawandel wird die nackte Wahrheit für gewöhnlich ausgeblendet. Und diese lautet eindeutig: Klima retten und gleichzeitig den Lebensstandard halten - Geht! Gar! Nicht!
Ein sehr schönes Beispiel hierfür sind die Elektroautos. Was habe ich da nicht alles für ein Geschwafel gehört - in den Medien wie auch aus meinem persönlichen Umfeld: Die Infrastruktur (Ladesäulen und Co) kommt noch in Schwung, die Batterien werden leistungsfähiger und kommen ohne seltene Erden aus, usw.
Hierbei wird permanent ausgeblendet, dass natürlich jeder Mensch auf dieser Welt den Lebensstandard eines deutschen Mittelklässlers führen und einen Elektro-SUV fahren möchte. Wie soll das denn bitteschön bei den dicken Karren funktionieren? Mit was für Strom - Sonne und Wind? Hallo? Wo sollen dann noch Lebensmittel angebaut werden?
Ich habe das hier nur verkürzt aufgeschrieben und mich auf die Elektromobilität beschränkt. Summasummarum bleibt die Erkenntnis, dass unser Wirtschaftssystem nur mit unendlichem Wachstum funktioniert, die Ressourcen dieses Planeten aber endlich sind.
Das Klima retten bedeutet also eine zentral gelenkte Weltwirtschaft auf einem niedrigeren Level als bislang. Entweder das oder Mad Max. Wer das anders sieht, gibt sich unnötigen Illusionen hin.

https://www.spiegel.de/ausland/china-annalena-baerbock-kuendigt-haerteren-kurs-gegenueber-der-volksrepublik-an-a-2457fb2c-3d81-49ab-8a8b-53f1b8134a71
Zur Abwechslung habe ich hier wieder mal einen Link zu einem Artikel auf SPON. Die designierte Außenministerin Annalena („Anna, oh Anna“) Baerbock will China gegenüber einen härteren Kurs einschlagen und z.B. Menschenrechte für die Ujguren einfordern. Gleichzeitig möchte sie im Dialog bleiben.
Ich hoffe mal, dass dies nur das übliche Säbelrasseln zu Beginn eines Ministeramtes ist. Spätestens seit „Yes Minister“ wissen wir ja, dass Politiker die Außendarstellung wichtiger ist als tatsächliches Handeln. Sorge macht mir nur, dass die „Young Global Leader*in“ Baerbock eher wie von amerikanischen Interessen gesteuert wirkt.
Wie Habeck und die meisten anderen bei den Grünen steht sie nicht für eine soziale, sondern für eine entfesselte Marktwirtschaft mit Öko-Touch. Es war ein grüner Außenminister gewesen, der den ersten Auslandseinsatz der Bundeswehr inszeniert hatte. Jetzt setzen sich die Grünen für eine Drohnenbewaffnung der Bundeswehr ein.
Es ist mal wieder an der Zeit, „The Day After“ zu sehen.

Samstag, 1. Januar 2022

Hartmudo: Fußball

Jetzt, in der kurzen Winterpause und zu Beginn des Jahres, möchte ich noch ein kleines Zwischenfazit zu unserer Eintracht ziehen. Das Kalenderjahr 2021 führte ja diesbezüglich zu einem Wechselbad der Gefühle, da die Eintracht den Klassenerhalt in der 2. Liga an den letzten 5 Spieltagen verdaddelt hatte. Dies übrigens eine Parallele zur Erstligasaison 2013/14, als man die letzten 5 Spiele verloren hatte und 3 magere Pünktchen gereicht hätten.
Diesmal holten sie gerade mal einen Punkt aus den letzten 5 Spielen, während der 17. Sandhausen noch fünf und Osnabrück als 16. vier Punkte aufholten. Wenigstens konnte ich mein Sky-Abo rechtzeitig kündigen. Jetzt bin ich wieder (immer noch) bei Magenta und konnte mich nach den ersten 20 Spieltagen der neuen Saison in der dritten Liga über ein offensiv starkes und engagiertes Team freuen. Eine derart gut aufspielende Eintracht hatte ich zuletzt in der Aufstiegssaison 2010/11 (in die 2. Liga) gesehen.
Dieser letzte Satz wird von vielen Fans, die einem Torsten Lieberknecht noch hinterhertrauern, sicherlich eher nicht unterschrieben. Diejenigen, die Lieberknecht die Schuld am Absturz des gefühlten Top 25 – Clubs dank des unnötigen Abstiegs 2018 aus der 2. Liga, gern auch den aus der ersten Liga 4 Jahre zuvor, geben, sehen das sicherlich so wie ich. Verwunderlich finde ich nach all den Jahren nur, das das Reizthema Lieberknecht selbst jetzt noch ab und an aufkommt. Beide Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Krass fand ich dann auch die Fandiskussion in den Eintracht-Foren zu dem Eklat beim abgebrochenen Spiel Duisburg – Osnabrück, weil ein Zuschauer den Osnabrücker Opoku rassistisch beleidigt hatte. Zunächst einmal konnte ich nicht herausfinden, worin genau die Beleidigung bestanden hatte. Erst bei Bild wurde ich fündig: „Du Affe kannst eh keine Ecke schießen“, soll der Zuschauer Opoku beim Gang zum Eckstoß zugerufen haben. Die Zeit sprach von Affenlauten; ansonsten wird lediglich der Begriff „rassistische Beleidigung“ ohne nähere Erklärung in den Ring geworfen.
An dieser Stelle gehe ich mal über den Fußball hinaus und stelle fest, dass ich 2021 mit der Erkenntnis verbinde, dass sich in Deutschland mittlerweile eine Meinungskultur etabliert hat, die fast schon in eine Meinungsdiktatur mündet. Egal ob Corona, Klima oder Black Lives Matter – die Meinungshoheit wird von den tragenden politischen Parteien vorgegeben und über die Leitmedien in die deutschen Wohnzimmer getragen. Selbst die „Schmuddelkinder“ von den Linken machen da mit. Und wer Kritik äußert, wird pauschal als Querdenker gedisst und gleich in die rechte Ecke gestellt.
Vor dem Fall der Mauer warben die westlichen Demokratien für die „Freiheit“ ihres Gesellschaftssystems – eine willkürliche Beschränkung der individuellen Freiheit wie im Ostblock wurde abgelehnt. „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ ,dieses Zitat von Rosa Luxemburg hatte selbst der Altkanzler verinnerlicht:
https://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=17&menu_sel2=&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=2290
Ich finde es erschreckend, in wie kurzer Zeit dieses Qualitätsmerkmal unserer Gesellschaft mit Füßen getreten wird. Und dies ausgerechnet von Menschen, die ihre ach so demokratische Gesinnung gar nicht oft genug betonen können. Dies findet dann auch seine Entsprechung im Fußball, einerseits beim „Impfverweigerer Kimmich“ und andererseits beim Thema Rassismus, wobei Kimmich jetzt schon wieder auf Spur ist, da er sich jetzt doch impfen ließ.
20. Spieltag, Halbzeit

Damit sind wir wieder bei Aaron Opoku. Als ich die positiven Kommentare zum Spielabbruch und den Gesängen „Nazis raus“ las, musste ich angesichts des tatsächlichen Vorfalls (siehe oben) den Kopf ob der Heuchelei von persönlicher Betroffenheit einiger Fans schütteln. Ja, auch ich bin gegen die Verunglimpfung von farbigen Spielern und verurteile entsprechende Sprüche, welche die Menschenwürde verachten. Bloß von einigen dieser Fans konnte ich gleichzeitig lesen, dass sie eigene Schmährufe (z.B. Arschloch, Wixer, Hurensohn…) eher als emotionalen Gefühlsausbruch statt als menschenverachtend werten.
Diese Sorte von Fans habe ich stets als ärgerlich empfunden, sei es beim Relegationsspiel gegen Wolfsburg am 29. Mai 2017 (Mario Gomez Hurensohn) oder noch mehr Jahre zuvor (34. Spieltag 2002/03 2. Liga), als Eintracht schon abgestiegen war und durch ein bedeutungsloses Tor zum 1:4 Mainz unter Klopp den Aufstieg in die 1. Liga vermasselt hatte. Da verhöhnten auch viele Leute um mich herum im Block die Mainzer, so dass sich Klopp (zu Recht) schwer aufgeregt hatte.
Allein dies war damals schon peinlich, aber wenn ich jetzt daran denke, dass sich solche Fans heutzutage gern als Antifaschisten gerieren, da kriege ich Entenpelle – allerdings aus Ärger. Denn wer sich solidarisch mit Herrn Opoku (was vollkommen o.k. ist, ich geh hier mit) erklärt, der sollte sich auch von den genannten Schmähungen von gegnerischen Spielern oder Präsidenten (Hopp – auch immer gern gedisst) distanzieren.
Aber im Fußball ist es so wie in der Politik: Wenn Du weit genug nach links gehst, kommt Du rechts an.
Jedenfalls ist die momentane Entwicklung bei Eintracht höchst erfreulich und stimmt mich für den Rest der Saison zuversichtlich. Eine spielerisch starke Truppe, die aufsteigen kann, aber nicht muss. Sollte es also am Ende nicht zum Aufstieg reichen, ist das nicht so schlimm, weil dann andere halt besser waren.
In dieser Saison werde ich nur das nächste Spiel in Berlin live vor Ort sehen. Dies ist hauptsächlich Corona geschuldet, aber auch der ermüdenden Fankultur von Ultras und Co. Bei den zur Zeit beschränkten Zuschauerzahlen war die Stimmung bislang ohne die Gesänge der Ultras besser als in den Jahren zuvor, so mein Eindruck vor dem TV.
Let‘s go Eintracht!