Samstag, 29. Januar 2022

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2022

John Scalzi - Schicksal ( Das Imperium der Ströme 3)
Der Abschluss der Saga. Sowohl die Imperatox als auch ihre Gegner haben ein großes Ziel: den einzig bewohnbaren Planeten Ende zu erreichen. Der Planetenname ist hier leider Programm, denn nur im Prolog dieses Romans erfährt der Leser, was dort zwischendurch passiert war.
Den ganzen Band über hatte ich darauf gewartet, das der Exodus nach Ende endlich beginnt. Die Gilden um die mittlerweile wieder offen auftretende Nadashe Nohamapetan wollen lediglich die Reichen und Mächtigen dorthin evakuieren, während die Imperatox die Rettung der gesamten Menschheit im Blick behalten will.
Deran Wu, der die Verschwörung verraten hatte, konnte sich nur kurz zum Gilden Chef des Hauses Wu emporschwingen. Gleich im ersten Kapitel lässt Nadashe ihn vergiften und sorgt im weiteren Verlauf des Romans dafür, das sich dessen Cousin Proster Wu zum Herrscher des Hauses aufschwingen kann.
Im letzten Kapitel des Romans wird sie sich selbst zur Imperatox krönen lassen, legitimiert durch die Heirat mit einem x-beliebigen Wu. Grayland II findet heraus, das hinter all den Toten Imperatoxen im Gedächtnisraum nur eine einzige Person steckt: Die erste Imperatox Rachela. Sie hatte die uralte Technologie benutzt, die auch Chenevert einst verwendete.
Letzterer ist Grayland II auch dann dabei behilflich, den für sie nicht zu gewinnenden Konflikt gegen Nadashe zu lösen. Zu schwach ist Cardenias eigene Position, um gegen die Gilden bestehen zu können. Fast 100 Seiten vor Ende des Romans kommt sie bei einem Attentat ums Leben.
Kurz davor verhedderte sie sich mit Marce noch in einen Streit, weil sie ihn zunächst Daten über die Ruptur (Kollabierung der Ströme) vorenthalten hatte, da dieses Wissen die Menschheit fast zerstört hätte. Beide wissen, dass ihre Liebe keine Chance hat, und so bricht Marce mit Chenevert zur Untersuchung des Phänomens von urplötzlich und nur kurzzeitig existierenden Stromverbindungen auf.
Kiva dagegen wird schon zu Beginn des Romans von ihrer alten Feindin Nadashe gefangen genommen und in ein entferntes Sternensystem verschleppt. Von dort kann sie sich befreien, gerät jedoch erneut in Gefangenschaft ihrer Rivalin und wird letztendlich dank des Geistes von Cardenia befreit. Mit Senia zusammen reitet Kiva quasi in den Sonnenuntergang.
Das große Finale dieses Zyklus stellt dann wohl die Krönung von Nadashe dar, bei der der Geist von Grayland II dazwischen funkt. Nunmehr wird Nadashe gefangen genommen und Kiva zur Imperatox erklärt, die den Exodus der Menschen nach Ende durchführen muss.
Ganz am Schluss wird lapidar das Scheitern der Herrschaft von Ghreni auf Ende geschildert. Er wird zusammen mit seiner Schwester Nadashe und seiner Mutter, der Gräfin von Nohamapetan, in dem Zimmer eingekerkert, indem er den Vater von Marce gefangen gehalten hatte. Das Ganze hat schon etwas vom Grafen von Monte Christo.
Ich werde den Eindruck nicht los, das Scalzi keine Lust mehr auf diesen Zyklus hatte, so abrupt, wie er diesen beendete. Da ließen sich noch viel mehr Ideen und Handlungsstränge entwickeln, aber Scalzi wollte wohl nicht mehr. Deshalb wirkt dieser dreibändige Zyklus etwas unfertig, aber vielleicht überlegt es Scalzi sich ja noch einmal. Marce bricht schließlich mit Chenevert zur Erde auf - allein das wäre schon eine Fortsetzung wert gewesen.

                                   

Marc-Uwe Kling - Qualityland 2.0
Peter Arbeitsloser ist wieder da! Ich hätte ja nicht gedacht, das Kling noch eine Fortsetzung hinterher schiebt. Aber der Verkaufserfolg des ersten Bandes hatte ihn wohl überzeugt, dass dieser Claim noch nicht ausgetrocknet ist. Obwohl seine witzigen Anspielungen auf die realen politischen und gesellschaftlichen Vorgänge ein unterhaltsames Lesevergnügen garantieren, vermag mich die Handlung als alten Science Fiction Fan nicht zu fesseln.
So bleibt ein vergnügliches Leseerlebnis, was sich immer noch wohltuend von seinen Känguru Büchern abhebt. Wir erinnern uns: Der erste Band endete mit dem gelungenen Bombenattentat auf den Roboterpräsidenten John of Us durch den Parlamentarier der regierenden Fortschrittspartei Martyn Aufsichtsrat. Der tote John of Us soll sich noch ins Netz hochgeladen haben, was sich auf der letzten Seite des Romans auch andeutet und somit als Cliffhanger für einen dritten Band stehen bleibt.
In einer Gesellschaft, in der lediglich das soziale Level zählt, schafft es Martyn Aufsichtsrat nicht zuletzt dank Manipulationen seitens John of Us, als erster Mensch auf Level eins herunter zu fallen. Am Ende betet Martin zu John of Us und steigt ein Level hinauf.
Peter Arbeitsloser ist rehabilitiert und arbeitet als Roboterpsychiater in seiner Werkstatt, umgeben von seinen treuen Robotern wie der Schriftstellerin Kalliope 7.3, Sexdroide Romeo und dem ehemaligen Kampfroboter Mickey.
Er ist immer noch in Kiki Unbekannt verliebt, die anfangs des Romans untergetaucht ist und dann urplötzlich wieder bei Peter aufläuft, um ihm gegen den Puppenspieler, den Bösewicht des Romans, beiseite zu stehen. Kiki sucht in den Archiven nach ihrem Vater. Dieser stellt sich als Henryk Ingenieur heraus, Chef von the Shop, dem beliebtesten Versandhändler des Planeten, der gegen Ende des Romans zum Präsidenten von Qualityland gemacht werden soll.
Diese Veranstaltung endet jedoch in einem Attentat auf Aisha Ärztin, einer Strategieberaterin der Fortschrittspartei und ebenfalls eine Hauptfigur in diesem Roman. Am Ende bleiben sämtliche Handlungsstränge offen.
In diesem Roman wimmelt es nur so von naheliegenden Anspielungen auf unsere moderne Dienstleistungsgesellschaft. Das ist amüsant zu lesen, ist aber als Kritik und Aufklärung für Uneingeweihte etwas zu oberflächlich. Die Story mitsamt ihren Hauptfiguren selbst ist leider reine Nebensache, weshalb die Gesellschaftskritik bei mir auch nicht verfängt.
Hier empfehle ich dringend die Lektüre von Daniel Suarez oder John Niven, die trotz aller Brutalität ihre Geschichten nicht wie einen Comic rüberbringen.

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