Samstag, 1. Januar 2022

Hartmudo: Fußball

Jetzt, in der kurzen Winterpause und zu Beginn des Jahres, möchte ich noch ein kleines Zwischenfazit zu unserer Eintracht ziehen. Das Kalenderjahr 2021 führte ja diesbezüglich zu einem Wechselbad der Gefühle, da die Eintracht den Klassenerhalt in der 2. Liga an den letzten 5 Spieltagen verdaddelt hatte. Dies übrigens eine Parallele zur Erstligasaison 2013/14, als man die letzten 5 Spiele verloren hatte und 3 magere Pünktchen gereicht hätten.
Diesmal holten sie gerade mal einen Punkt aus den letzten 5 Spielen, während der 17. Sandhausen noch fünf und Osnabrück als 16. vier Punkte aufholten. Wenigstens konnte ich mein Sky-Abo rechtzeitig kündigen. Jetzt bin ich wieder (immer noch) bei Magenta und konnte mich nach den ersten 20 Spieltagen der neuen Saison in der dritten Liga über ein offensiv starkes und engagiertes Team freuen. Eine derart gut aufspielende Eintracht hatte ich zuletzt in der Aufstiegssaison 2010/11 (in die 2. Liga) gesehen.
Dieser letzte Satz wird von vielen Fans, die einem Torsten Lieberknecht noch hinterhertrauern, sicherlich eher nicht unterschrieben. Diejenigen, die Lieberknecht die Schuld am Absturz des gefühlten Top 25 – Clubs dank des unnötigen Abstiegs 2018 aus der 2. Liga, gern auch den aus der ersten Liga 4 Jahre zuvor, geben, sehen das sicherlich so wie ich. Verwunderlich finde ich nach all den Jahren nur, das das Reizthema Lieberknecht selbst jetzt noch ab und an aufkommt. Beide Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Krass fand ich dann auch die Fandiskussion in den Eintracht-Foren zu dem Eklat beim abgebrochenen Spiel Duisburg – Osnabrück, weil ein Zuschauer den Osnabrücker Opoku rassistisch beleidigt hatte. Zunächst einmal konnte ich nicht herausfinden, worin genau die Beleidigung bestanden hatte. Erst bei Bild wurde ich fündig: „Du Affe kannst eh keine Ecke schießen“, soll der Zuschauer Opoku beim Gang zum Eckstoß zugerufen haben. Die Zeit sprach von Affenlauten; ansonsten wird lediglich der Begriff „rassistische Beleidigung“ ohne nähere Erklärung in den Ring geworfen.
An dieser Stelle gehe ich mal über den Fußball hinaus und stelle fest, dass ich 2021 mit der Erkenntnis verbinde, dass sich in Deutschland mittlerweile eine Meinungskultur etabliert hat, die fast schon in eine Meinungsdiktatur mündet. Egal ob Corona, Klima oder Black Lives Matter – die Meinungshoheit wird von den tragenden politischen Parteien vorgegeben und über die Leitmedien in die deutschen Wohnzimmer getragen. Selbst die „Schmuddelkinder“ von den Linken machen da mit. Und wer Kritik äußert, wird pauschal als Querdenker gedisst und gleich in die rechte Ecke gestellt.
Vor dem Fall der Mauer warben die westlichen Demokratien für die „Freiheit“ ihres Gesellschaftssystems – eine willkürliche Beschränkung der individuellen Freiheit wie im Ostblock wurde abgelehnt. „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ ,dieses Zitat von Rosa Luxemburg hatte selbst der Altkanzler verinnerlicht:
https://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?menu_sel=17&menu_sel2=&menu_sel3=&menu_sel4=&msg=2290
Ich finde es erschreckend, in wie kurzer Zeit dieses Qualitätsmerkmal unserer Gesellschaft mit Füßen getreten wird. Und dies ausgerechnet von Menschen, die ihre ach so demokratische Gesinnung gar nicht oft genug betonen können. Dies findet dann auch seine Entsprechung im Fußball, einerseits beim „Impfverweigerer Kimmich“ und andererseits beim Thema Rassismus, wobei Kimmich jetzt schon wieder auf Spur ist, da er sich jetzt doch impfen ließ.
20. Spieltag, Halbzeit

Damit sind wir wieder bei Aaron Opoku. Als ich die positiven Kommentare zum Spielabbruch und den Gesängen „Nazis raus“ las, musste ich angesichts des tatsächlichen Vorfalls (siehe oben) den Kopf ob der Heuchelei von persönlicher Betroffenheit einiger Fans schütteln. Ja, auch ich bin gegen die Verunglimpfung von farbigen Spielern und verurteile entsprechende Sprüche, welche die Menschenwürde verachten. Bloß von einigen dieser Fans konnte ich gleichzeitig lesen, dass sie eigene Schmährufe (z.B. Arschloch, Wixer, Hurensohn…) eher als emotionalen Gefühlsausbruch statt als menschenverachtend werten.
Diese Sorte von Fans habe ich stets als ärgerlich empfunden, sei es beim Relegationsspiel gegen Wolfsburg am 29. Mai 2017 (Mario Gomez Hurensohn) oder noch mehr Jahre zuvor (34. Spieltag 2002/03 2. Liga), als Eintracht schon abgestiegen war und durch ein bedeutungsloses Tor zum 1:4 Mainz unter Klopp den Aufstieg in die 1. Liga vermasselt hatte. Da verhöhnten auch viele Leute um mich herum im Block die Mainzer, so dass sich Klopp (zu Recht) schwer aufgeregt hatte.
Allein dies war damals schon peinlich, aber wenn ich jetzt daran denke, dass sich solche Fans heutzutage gern als Antifaschisten gerieren, da kriege ich Entenpelle – allerdings aus Ärger. Denn wer sich solidarisch mit Herrn Opoku (was vollkommen o.k. ist, ich geh hier mit) erklärt, der sollte sich auch von den genannten Schmähungen von gegnerischen Spielern oder Präsidenten (Hopp – auch immer gern gedisst) distanzieren.
Aber im Fußball ist es so wie in der Politik: Wenn Du weit genug nach links gehst, kommt Du rechts an.
Jedenfalls ist die momentane Entwicklung bei Eintracht höchst erfreulich und stimmt mich für den Rest der Saison zuversichtlich. Eine spielerisch starke Truppe, die aufsteigen kann, aber nicht muss. Sollte es also am Ende nicht zum Aufstieg reichen, ist das nicht so schlimm, weil dann andere halt besser waren.
In dieser Saison werde ich nur das nächste Spiel in Berlin live vor Ort sehen. Dies ist hauptsächlich Corona geschuldet, aber auch der ermüdenden Fankultur von Ultras und Co. Bei den zur Zeit beschränkten Zuschauerzahlen war die Stimmung bislang ohne die Gesänge der Ultras besser als in den Jahren zuvor, so mein Eindruck vor dem TV.
Let‘s go Eintracht!

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