Freitag, 17. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

22
Die nächsten Tage verliefen relativ ereignisarm. Sonntagabend war wieder Kegeln angesagt gewesen. Da hatte Ralle mir noch gesagt, dass ich an dem Abend außergewöhnlich still gewesen sei. Ich konnte da nur mit den Schultern zucken, von dem Schock des Vorabends mit dem üblen Stimmungsumschwung dank Tillmanns Vortrag über seine Kreislaufprobleme wollte ich beim Kegeln nichts erzählen.
Bis heute habe ich darüber mit Niemanden außer meiner Löwin gesprochen und das wird wohl auch so bleiben. Auf der Rückfahrt nach Hause genoss ich die wärmende Heizung im Auto und das sanfte Gleiten des Wagens über den regennassen Asphalt.
Die letzte Nacht war mit ängstlichen Gedanken gefüllt gewesen, da sehnte ich mich am Sonntagabend nicht gerade danach. Zum Glück gab es ja noch Alan und Charlie, 4 Folgen davon brauchte ich schon zum Runterkommen am Sonntagabend. In der Nacht zuvor musste das TV-Erlebnis ja ausfallen, weil die Doppelkopfrunde so lange getagt hatte. Und tatsächlich brachten mich 4 Folgen am Stück etwas nach vorne, besser in die Waagerechte.
Dienstag, 21. Februar. Heute stand wieder eine Aktion „außer der Reihe“ an. Nein, ich meine nicht den schon gewohnten Termin bei meinem HNO. Über Vitamin D3, Algenöl und lange Vorträge über das Vermeiden verarbeiteter Lebensmittel brauche ich an dieser Stelle sicher nichts mehr zu erzählen.
Abends waren wir zum Essen im Greekhaus am Frankfurter Platz mit meinen alten Freunden Roberta und Randy verabredet. Mit beiden hatte ich bereits in den 90ern jeden Dienstag dort zusammen gesessen, wahrscheinlich sogar schon in den 80ern. Da war dieses Restaurant noch kein Grieche gewesen, sondern das Gambit.
Jener legendäre Laden hatte ab Ende der 80er Jahre mehr als 2 Jahrzehnte lang die Studenten der Künste und Sozialpädagogik geprägt, natürlich auch die Leute in meiner „Blase". Blumenkohl in Käse-Sahne-Soße mit Käse überbacken; diese Gericht hatte die gemütliche Kneipe mit den Halbliter Steinkrügen zu einer Institution in der Braunschweiger Gastronomie gemacht.
An unzähligen Abenden hatte ich mich dort mit meinen Freunden getroffen, der Laden war nahezu mein Wohnzimmer gewesen. Was auch kein Kunststück war, da ich genau gegenüber im 1. Stock gewohnt hatte.
Und nun war diese Zeit mit Corona vorbei gewesen und ein Grieche rückte nach - auch mit weißen Tischdecken. Ich fühlte mich gerade aus diesem Grund im falschen Film, aber das Essen des Griechen war an diesem Dienstag wirklich gut.
Randy kam etwas später, derweil meine Löwin und ich die Speisekarte sondiert hatten. Für mich gab es an diesem Abend aus schon genannten Gründen Wasser mit Kohlensäure - als Tellergericht blieb ich bei Gyros mit Pommes. Mein erstes Gyros mit Schweinefleisch seit langem übrigens.
Normalerweise meide ich Schweinefleisch Gyros, weil ich das häufig zähe Fleisch nicht weichkauen mag. Im Greekhaus hatte ich dieses zweifelhafte Vergnügen nicht, allein schon deshalb empfehle ich diese Lokalität gerne.
Auf die Bestellung des Essens warteten wir über eine halbe Stunde, da Roberta nicht an Land kam. Dann rief Randy sie an und musste feststellen, dass Roberta den Termin vergessen bzw. an einem anderen Tag vermutet hatte. Wenn ich mich recht entsinne, hatte sie das Treffen im Greekhaus überhaupt angeregt gehabt, aber vielleicht irre ich mich da.
Jedenfalls unterhielten wir uns angeregt und waren auch früh zu Hause gewesen, so dass ich mein liebgewonnenes Einschlafritual durchziehen konnte.
Mittwoch, 22. Februar. Gleich um 8.00 Uhr hatte ich den ersten Termin bei meinem Hausarzt. Man gut, dass es beim Greekhaus nicht so lange gegangen war. Mein Jahrescheck stand an, beginnend mit der Blutabnahme, Urinprobe, Belastungs-EKG und abschließend Ultraschall mit Herrn Doktor persönlich.
Das mache ich jedes Jahr, insofern war das keine große Sache. Der nächste Termin schon, denn den hatte ich um 13.30 Uhr in Salzgitter Lebenstedt. Da ich dorthin mit dem Zug anreiste, hielt ich mich nach dem Jahrescheck zu Hause nur äußerst kurz zur Nahrungsaufnahme auf, bevor ich wieder Richtung Bus eilte, um zum Bahnhof zu kommen.
Im Terminkalender hatte ich Dr. Vogel notiert, dies sollte der Arbeitspsychologe im Gesundheitsamt der Stadt Salzgitter, meinem Arbeitgeber, sein. Allerdings wusste ich aufgrund eines telefonischen Kontaktes ein paar Tage zuvor bereits vorher, dass ich mich nicht mit einem Dottore, sondern einer Sozialpädagogin treffen würde.
Das dieser Kontakt überhaupt zustande gekommen war, hatte ich meinem Teamleiter Buck zu verdanken. Dieser wusste ja um meine Problematik und hatte mehr oder weniger durch Zufall erfahren, dass unser Arbeitgeber für seine Bediensteten eine psychologische Unterstützung anbietet, um betroffenen Kollegen mit psychischen Problemen - in erster Linie wohl durch Burnout oder Mobbing - helfen zu können, damit diese nicht so lange arbeitsunfähig sind.
Zumal die Wartezeiten bei Psychiatern doch sehr lang sind. Was ich nur bestätigen konnte - ich hatte zu dem Zeitpunkt lediglich einen Termin im Mai ergattern können und hing demzufolge völlig in der Luft.
Egal in dem Moment, ich war ja für jede Hilfe dankbar in den Tagen. Bedauerlich fand ich höchstens, dass mein Arbeitgeber dieses Hilfeangebot nicht gerade stark beworben hatte, um es mal niedlich auszudrücken. Auf jeden Fall bin ich Buck immer noch dankbar, dass er mich Zuhause angerufen hatte.
Ich nahm den Zug kurz vor 13.00 Uhr und fuhr dann mit dem Bus zum Krankenhaus in Lebenstedt. Dort, und nicht im Gesundheitsamt in Bad, hatte ich glücklicherweise den Gesprächstermin, denn das sehr abseits gelegene Gesundheitsamt in Bad ist mit dem Bus eher schwer zu erreichen.
Wie zuvor telefonisch verabredet, holte mich die Sozialarbeiterin vor einem Nebeneingang ab und führte mich übers Treppenhaus in ihr Büro im Nebengebäude. Hier befand sich also eine kleine Außenstelle des Gesundheitsamtes, welche geheimnisvollen Vorgänge werden in den fünf bis sechs Büros wohl bearbeitet werden?

Donnerstag, 9. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

21
Bereits beim Rausgehen war mir sogleich klar, dass ich nicht noch 3 Monate auf Hilfe warten konnte und wollte. Als ich wieder Zuhause angekommen war, hängte ich mich sofort ans Telefon und kontaktierte die Adressen, welche der Hausarzt mir gegeben hatte. Die wiederum erwiesen sich als komplette Nieten.
Die eine Praxis z.B. lehnte mich mit der Begründung ab, dass eine Psychiaterin aufgehört hätte und sie daher im Moment keine neuen Patienten annehmen könnten. Da blieb mir vorerst keine Wahl mehr - die Hilfe befand sich 3 Monate entfernt. So lange würde ich die Tristesse wohl ertragen müssen, ehe es wieder bergauf gehen konnte.
An die Arbeit dachte ich in diesem Moment schon gar nicht mehr, dass blendete ich komplett aus. Wohl bis Anfang März hatte mich mein Hausarzt krank geschrieben gehabt. Frühes Aufstehen und nach Salzgitter zur Arbeit zu fahren... Mitte Februar war dies für mich eine irreale Vorstellung gewesen.
Was blieb, war der mittlerweile gewohnte Rhythmus aus matschigem Gefühl nach dem Aufstehen, Frühstück bei „Watzmann ermittelt", anschließend Aktion oder längere Spaziergänge und zum Abschluss Charlie Harper und Lesen. Und nach dem nächtlichen Pinkeln der Kampf, wieder einzuschlafen.
Samstag, 18. Februar. Heute morgen waren wir mit Biggi und Britt zum Frühstück bei Caldera in Cremlingen verabredet gewesen. Mit beiden verbindet uns eine Spielrunde, in der wir dem Doppelkopf frönen.
Das Frühstück war mal ein Geschenk an meine Löwin oder mich zum Geburtstag gewesen. An wen von uns Beiden, weiß ich schon gar nicht mehr. Jedenfalls hatte Biggi am Vorabend angerufen, um die Teilnahme von den Beiden aufgrund Krankheit kurzfristig abzusagen.
Das war zwar schade, hinderte meine Löwin und mich aber nicht, nach Cremlingen zum wirklich guten Bäcker Caldera zu fahren, um dort zu frühstücken. Ich weiß noch, dass ich mich wieder sehr matschig gefühlt hatte, doch trotzdem die frische Luft vor Caldera „achtsam" aufgesaugt hatte. Erwähnte ich schon, dass es in Strömen geregnet hatte?
Meinen Appetit konnte man ja dieser Tage nicht als übermäßig bezeichnen, dazu muss ich dann noch erwähnen, dass jeglicher Vergleich zum Frühstück am Valentinstag ein paar Tage zuvor schlecht abschneiden muss.
Daher ließ ich mir mit dem Essen Zeit, unterhielt mich lieber angeregt mit meiner Löwin. Ganz allmählich kam ich dann doch noch in die Spur, selbst den Orangensaft trank ich ohne Murren aus. Nach dem Frühstück kauften wir schnell noch beim Rewe um die Ecke ein, wenn wir schon mal da waren.
Derlei Aktivitäten taten mir tagsüber gut, denn ich konnte ja nicht von morgens bis abends spazieren gehen. Zudem wir tatsächlich noch einen Einkauf tätigen mussten. Denn wir brauchten Bier, Chips und andere Lebensmittel, da wir abends noch Gäste erwarteten. Es war mal wieder Zeit gewesen für die andere Doppelkopfrunde: Die mit Pocke, Wolfgang und Tillmann.
Diesmal war es an uns, dieses Event auszurichten. Für die drei Freunde sollte eine Kiste Bier ausreichen, aus schon genannten Gründen wollte ich abstinent bleiben. Daher war alkoholfreies Hefe mit Grapefruit aus der 0,33 Liter Flasche von Franziskaner das Getränk meiner Wahl. Diese Art von Blubberlutsch passte wenigstens noch halbwegs ins Bild dieser Kartenrunde.
Die Jungs schauten auch nur kurzzeitig etwas schräg ob meiner Getränkeauswahl, aber nachdem ich es ihnen erklärt hatte, fanden sie sich damit ab und störten sich nicht weiter daran. Wir hatten auch so viel gelacht an diesem Abend, den Alkohol vermisste ich in keinster Weise.
Meine Löwin hatte mal wieder etwas zu essen gezaubert und Schnaps stand auch auf dem Tisch. Ich fühlte mich rundherum wohl, positiv gestimmt wie selten, als Tillmann unbedingt noch einen raushauen musste.
Auf Nachfrage von Wolfgang, auf welche Weise sich meine Missstimmungen denn äußern würden, erzählte ich den Jungs von dem mich ereilenden Herzrasen aus heiterem Himmel. Da fühlte Tillmann sich bemüßigt, mir eine Diagnose zu erstellen. Er selbst ist zwar kein Mediziner, aber unter Herzrasen leidet er wohl auch schon seit Jahren.
Bei ihm hat das körperliche Ursachen, lässt ihn nachts auch nicht schlafen. Er muss Blutverdünner ohne Ende zu sich nehmen und rechnet auch mit einem frühzeitigen Ableben. Da sei er erblich wirklich vorbelastet, was das angeht. Als Tillmann dies nüchtern und sachlich erklärte, bekam ich ganz schnell Puls und drohte zu hyperventilieren.
Da war er wieder da, der Felix Unger. Urplötzlich war meine Stimmung umgeschlagen, ein derartig starkes Herzrasen hatte ich zuvor noch nie erleben müssen. Ganz klar- ein operativer Eingriff am Herzen stand unmittelbar bevor und ich würde unter Qualen verrecken müssen. Nur mit äußerster Willensanstrengung blieb ich sitzen und spielte weiter, verbannte die wilden Emotionen aus meinen Gedanken und konnte schließlich wieder normal atmen.
Meine Stimmung verbesserte sich und die Jungs waren nach diversen Schnäpsen zumindest alkoholtechnisch vorne. Wer gewonnen oder verloren hatte, das war derzeit noch egal gewesen. Erst gegen Ende des Jahres fingen wir an, auf Kasse zu spielen.
Der am Ende richtig straffe Tillmann musste noch von seiner geliebten Heidi abgeholt werden. Erst als alle weg waren, kehrten meine Gedanken zu den Blutverdünnern von Tillmann zurück. Meine körperlichen Reaktionen fielen zum Glück nicht mehr so heftig aus wie zuvor, jedoch kreisten meine Gedanken noch beim zu Bett gehen um dieses Thema.

Sonntag, 5. Mai 2024

Contramann: kurz gesehen im Mai

https://taz.de/Oktober-in-Europa-der-Antilopen-Gang/!6000435/
Ein guter Kommentar in der TAZ. Das ich das noch erleben darf. Die Antilopengang positioniert sich in ihrem neuen Song „Oktober in Europa“ eindeutig pro Israel (hier der Staat, was entscheidend ist) nach dem brutalen Terror-Überfall der Hamas. Beklagt wird das Schweigen der anderen Kulturschaffenden und auch der linken Szenerie. Doch das schlägt eher auf sie selbst zurück.
Weil ich es nicht besser schreiben kann, zitiere ich hier wörtlich:
„…der Reduzierung Zehntausender Toter auf die Funktion eines Schutzschildes: Die „Nachfahr'n der Juden Vergaser“ – sorry für den Spoiler – sind in erster Linie Deutsche. Wer dazugehört, sollte klarstellen, dass darin ein „Wir“ steckt und nicht „die anderen“. Die Täter-Abstammung jemand anderem anhängen zu wollen, die deutsche Schuld und Täterschaft also abzuwälzen, kann nicht im Sinne des Kampfs gegen Antisemitismus sein.“
Ich drücke es mal eine Spur härter aus: Lebt die Antilopengang in ihrem Song eine rassistische Einstellung gegen Muslime aus, indem sie den Konflikt im Gazastreifen auf den Hamas-Überfall vom 7. Oktober reduziert? Das glaube ich natürlich nicht, aber die Band hat sich mit diesem Song auf dünnes Eis begeben. Airplay ist ihnen jetzt zumindest sicher, die Kasse wird klingeln. Campino-Style halt.
Und was das Beklagen zum Schweigen anderer Künstler angeht: Wo waren denn die Statements der Antilopengang zur Corona-Pandemie oder zum Ukrainekrieg? Peter Hein hatte sich mit den Fehlfarben dank einer Single gegen die Coronamaßnahmen positioniert, was in den Mainstreammedien natürlich niemanden interessiert hatte. Im Falle der Antilopengang sieht es vor allem die Springerpresse anders – da wird der Song ohne Ende gepusht.
Allein das sollte einem schon zu denken geben.

https://www.hintergrund.de/politik/welt/deutschland-und-die-nato-bei-kriegsplanung-ertappt/
Ich fand es schon verdächtig, dass die Bundesregierung und die ihr nachgeordneten Medien bei dem abgehörten Gespräch der Luftwaffenoffiziere ständig darauf herumgeritten hatten, dass die von russischen Medien veröffentlichte Telefonkonferenz lediglich einen Versuch der Desinformation darstellen, um Olaf Scholz zu schaden. Gleichzeitig musste allerdings die Echtheit des Gesprächs bestätigt werden.
Wo ist da die Desinformation? Dass unsere Mainstreammedien sich nicht mit dem Inhalt des Gesprächs auseinandergesetzt hatten, ist noch eine Spur schlimmer. Man muss sich das einmal vorstellen: Da überlegt die Spitze der deutschen Luftwaffe, wie man (also die Ukraine) die Taunus-Raketen auf Ziele in Russland abfeuern kann, ohne dass eine wohl notwendige deutsche Beteiligung (Bedienung der Waffe, Zielkoordinaten) nachgewiesen werden kann. Wer es noch nicht gelesen oder gehört hat, bitte hier:
https://free21.org/das-taurus-gespraech-hoher-deutscher-militaers/
Das bedeutet doch im Klartext, dass sich die Generäle über die Rechtmäßigkeit und die möglichen Folgen eines Taurus-Einsatzes bewusst gewesen sein müssen. Doch anstatt dass der Verteidigungsminister diese Generäle beurlaubt, meint er sie noch in Schutz nehmen zu müssen. Schlimm. Die preußischen Junker reiten Deutschland zum wiederholten Male ins Unglück. Dazu:
„Hoch zu Ross, den Bundesgeier am Gewand.
Herrenreiter haben wieder zu sagen im Land“
Mittagspause – Herrenreiter (1979)

https://www.telepolis.de/features/Niemand-weiss-etwas-Genaues-nur-das-deutsche-Fernsehen-weiss-fast-alles-9664581.html
Während die Russen noch die Täter des Attentats auf den Konzertsaal in Moskau vom 22.3.2024 suchten, wusste es das ZDF schon genau: Der ISIS war‘s.
Es gab hierzu wohl auch ein Bekennerschreiben des ISIS, was schon mal ein Indiz für die Täter sein könnte. Dennoch vermuteten die russischen Sicherheitsbehörden, dass die Ukraine am Attentat beteiligt war, zumal die Täter nach kurzer Zeit an der ukrainischen Grenze geschnappt worden waren.
Das ZDF jedoch focht das nicht an: In einer Täter-Opfer Umkehr (die haben alle 1984 gelesen) wird Putin gleichzeitig vorgeworfen, dass Attentat propagandistisch auszunutzen. Ja nicht mal eine „False Flag Aktion“ der Russen sei auszuschließen.
Leute geht’s noch? Das ist ja nun wirklich „Aktuelle Kamera at his Best.“

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-03/katrin-goering-eckardt-aufarbeitung-corona-pandemie
Eine der stärksten Hetzerinnen gegen Andersdenkende, sprich Kritikern, in der Corona-Pandemie zeigt sich besorgt, dass eine Aufarbeitung der Corona-Politik missbraucht werden könnte, um die seinerzeit handelnden Personen zu diffamieren und damit auch die parlamentarische Demokratie zu diskreditieren.
Ja, Frau Göring-Eckardt. Wer hat denn da Personen in Politik, Wissenschaft und Ärzteschaft diffamiert, weil deren Ansichten den Meinungen der Regierung und Pharmaindustrie zuwider lief? Auch hier eine Täter-Opfer Umkehr.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Mittwoch, 1. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

20
In freudiger Erwartung überquerte ich also die Saarstraße und bog in den spitzen Winkel der Mettlacher ein. Und hier betrat ich eine vollkommen neue Welt, fühlte mich sofort wie in einer unbekannten Stadt.
Die für mich neuen Eindrücke saugte ich förmlich in mich auf. Das war schon erstaunlich, vielleicht 300 Meter Luftlinie von unserer Wohnung entfernt und ich war noch nie hier gewesen! Am Ende der Mettlacher ging es im 90-Grad Winkel leicht bergauf in Richtung Bortfelder Stieg und damit zur Saarbrückener Straße, wo sich unser Lieblingsgrieche befindet.
Mit mächtig viel Aahs und Oohs blickte ich von links nach rechts, passierte einen Kleingartenverein sowie einen Kindergarten und umrundete letztendlich den alten Stammsitz vom Schlachter Osterloh, der schon kurz nach unserem Umzug in diese Gegend die Segel streichen musste. Auf kürzestem Weg war ich anschließend wieder zu Hause. Dieser Walk bei schlechter Witterung hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die grüblerischen Gedanken zumindest für kurze Zeit vertrieben.
Doch wir waren beim 15. Februar. An diesem Abend war unsere Solo-Runde bei Dora und Herbert angesetzt. Nach der schönen Aktion mit dem Valentinsfrühstück am Vortag freute ich mich auf den Abend in Salzgitter.
Nahezu euphorisch ließ ich mich in den Spieleabend fallen. Mit besserer Laune, als ich sie normalerweise bei unserer Solo-Runde verspürte, legte ich die Aktionskarten ab oder zog die zusätzlichen Strafkarten. Alles wie immer also - da gönnte ich mir gern 3 Halbliter Paderborner über den Abend.
Als wir diesen wunderschönen Spieleabend kurz vor Mitternacht beendet hatten, hatte ich dank der Schnapszahlen noch drei vierstöckige Hefebrand intus. Zur Nacht entspannte ich mich noch etwas mit Alan und Charlie, bevor ich mich mit einem Buch ins Bett legte.
Bier treibt, deshalb war ich nach vielleicht zwei Stunden Schlaf zur Toilette aufgebrochen. Im Gegensatz zu den Nächten in den Wochen zuvor halfen mir die Schlaftabletten diesmal nicht beim Wiedereinschlafen.
Stattdessen drehte ich unendlich viele Runden in meinem Schlafzimmer, dank Angstattacken und pochendem Herzen war ans Hinlegen nicht zu denken. Dieses Gefühl, im Bett zu liegen und zu fühlen, keine Luft mehr zu bekommen, kann man jemanden, der dieses Gefühl nie kennengelernt hatte, nicht vermitteln.
Dieses Feeling ist so bedrückend, dass ich dabei nur heftig atmend aufstehen kann, nein - aufspringen!, und auf und ab gehen muss, um die Herzfrequenz wieder herunterziehen zu können. Mit Glück kann ich dann später in der Nacht wieder schlafen, aber eine Stunde „Glockenwach" ist dann schon ein Segen.
Wenn ich gar nicht mehr in den Schlaf finde, ist der folgende Tag und vor allem die nächste Nacht besonders „schön". Irgendwann später hatte ich mir aus dem Gedächtnis heraus notiert, dass ich während jener Nacht mit dem Ausschleichen der Schlaftabletten begonnen hatte.
Aber das kann irgendwie nicht stimmen, da ich gar nicht so viel Tabletten gehabt hatte und deshalb mit dem Ausschleichen schon früher begonnen haben musste. Dies ist an dieser Stelle erwähnenswert, weil ich nach dieser Nacht für längere Zeit keinen Alkohol mehr zu mir genommen hatte.
Ich weiß nämlich noch genau, dass ich in der Nacht, als ich nur noch eine halbe Schlaftablette genommen hatte, keine Schwierigkeiten mit der Nachtruhe erleben musste. Fazit: Übermäßiger Alkoholgenuss ist in der allgemein schlechten Gemütslage meinereiner ganz schlecht.
Um es vorwegzunehmen: Ich vermisste es in den folgenden Monaten auch nicht. In dieser Nacht jedenfalls schaffte ich es irgendwann mit großer Anstrengung, mich hinzulegen und nach langem Wachliegen einzuschlafen.
Donnerstag, 16. Februar. Gleich am frühen Morgen tauchte ich bei meinem Hausarzt auf, extrem matschig nach der anstrengenden Nacht. Da hatte ich schon einen längeren Spaziergang in meinem Schlafzimmer „genießen" dürfen.
Dass ich in der Straßenbahn trotzdem nicht eingeschlafen war, lag an meinem kleinen Hoffnungsschimmer, den ich diesem Besuch beigemessen hatte. Ich erhoffte mir von einer Beratung durch meinem Hausarzt Lösungsansätze und auch weiterführende Adressen. Mit den Schlaftabletten hatte er mir ja schon weiterhelfen können, nun bräuchte ich wohl oder übel einen Psychiater.
Ich hatte mich noch gut an meinen Besuch bei einem Psychiater im Jahr 2012 erinnern können. Der konnte mir seinerzeit nicht mehr helfen, weil meine Angstattacken und die nächtliche Schlaflosigkeit - was ja gerade auch aktuell mein Problem war - sich bereits von selbst erledigt hatten.
Voller Optimismus betrat ich die Arztpraxis. Nun bin ich bekanntlich ein eher widersprüchlicher Typ; eine Mischung aus Felix Unger und Oskar Madison. Einerseits weinerlicher Hypochonder, der sehr schnell mutlos in Selbstmitleid zerfließen kann, und andererseits der hyperaktive Wüterich, der auch nach Rückschlägen wieder aufsteht und unerwartete Aktivitäten entwickelt.
Mein Hausarzt, der mir die neurologische Praxis empfohlen hatte, hörte sich meine Version des Besuchs in jener Arztpraxis ruhig an und suchte sofort im Netz nach einem Psychiater, leider erfolglos. Jedoch konnte er mir aus seiner Erinnerung von einem Psychiater ca. einen halben Kilometer in Richtung Hagenmarkt entfernt berichten. Ob es jene Praxis noch gab, konnte er mir nicht sagen - ist ja auch nicht seine Baustelle.
Ein oder zwei andere Adressen gab er mir noch mit, dann war ich wieder unterwegs. Ca. einen halben Kilometer in Richtung Hagenmarkt bewegte ich mich mit wilder Entschlossenheit und landete kurz darauf vor dem Tresen das Psychiaters mit griechischem Namen. Die Arzthelferin hörte mich geduldig an und bot mir einen Termin Mitte Mai (!) an, den ich ohne mit der Wimper zu zucken festzurrte.