Montag, 28. November 2011

Carl Mann

(zuerst veröffentlicht 23.09.2002)
Am 22.08.1942 wurde Carl Mann in der Nähe von Huntingdon, Tennessee geboren. Der Sohn einer erfolgreichen Holzfällerfamilie wuchs mit klassischem Hillbilly und Honky Tonk auf. Schon 1950 bekam er eine Gitarre, trat mit 9 Jahren in der Kirche auf und nahm an Talentwettbewerben teil.
1954 gründete er mit gleichgesinnten Grünschnäbeln seine erste Band und lernte kurz danach Piano, weil keiner von ihnen klimpern konnte. Die Gigs fanden in Kirchen oder Schulen statt und Carl interessierte sich verstärkt für Rhythm & Blues. Der DJ Bill Haney brachte Carl dann mit Jimmy Martin in einem Studio in Jackson zusammen. Dieser hatte eine eigene Combo und nahm in dem dortigen Studio Sessions auf. Neben Carl Perkins hing dort auch Eddie Bush ab, der für die superbe Gitarrenarbeit auf Carl Manns` besten Aufnahmen verantwortlich zeichnet.
Carl hatte nun seine Kapelle zusammen. Er bezahlte die Session, ließ 350 Platten pressen und verkaufte diese auf den Gigs von Carl Mann & the Kool Kats. „Gonna Rock`n`Roll Tonite / Rockin` Love waren die Tracks dieser raren Single. In dieser Zeit entstand auch eine frühe Demofassung eines Songs von Nat King Cole: Mona Lisa.
Dieser eigentlich langsame Song wurde von Eddie Bush beschleunigt und somit zum Rockabilly Klassiker. Eddie und Carl entwickelten ihre Songs immer nach demselben Schema: Eddie begann auf der Gitarre und Carl folgte mit Gesang oder Piano. Jackson wurde nun zu klein für die Mannschaft und Carl ging nach Nashville.
Zwischenzeitlich hatte Jimmy Martin Sam Phillips kontaktiert. Dieser erkannte einen guten Song, wenn er ihn nur hörte – Rockin` Love. Carl war nicht aufzufinden und wußte von dem ganzen nichts. Der Späher von Sun sah ihn bei einem Gig im Cotton Bowl und war sofort begeistert von dem Mona Lisa Cover. Dieser Song wurde dann auch bei Hi Records eingespielt, wo Conway Twitty den unwiderstehlichen Groove erkannte und den Song selber für eine LP aufnahm.
Im März 1959 erschien dann die Single von Carl Mann – Sam Phillips investierte in neue Talente, da seine Stars zu den Majorlabeln abgewandert waren. Mona Lisa erreichte die Top 30 bei Billboard. Ein Megaerfolg für einen 16jährigen Teenager.  Übernacht war der Holzfäller zum landesweiten Teeniestar mutiert. Auftritte bei den berühmten Party Touren und Auftritte im Fernsehen folgten. Durch diesen Erfolg kam auch die Nachfolgesingle Rockin` Love in die Charts.
Doch Anfang 1960 war es dann schon wieder vorbei. Die Singles floppten, Phillips investierte in seinen neuen Star – Charlie Rich – und Carl griff zur Flasche. Zusammen mit seinem Kumpel Carl Perkins, mit dem er Anfang der 60er viel tourte.
Einen Sommer lang war er ein Star. 7 Singles machte er bei Sun. Aber bis auf Mona Lisa – noch dazu ein Cover – blieb in den Köpfen der Rockabilly Fans nichts hängen. Vielleicht war er einfach nur zu spät dran, da 1959 Rockabilly schon wieder aus den Hitlisten langsam, aber sicher verschwand. Geblieben sind aber hervorragende Aufnahmen, die sich durchaus mit denen von Carl Perkins oder Eddie Cochran messen können.

Dienstag, 22. November 2011

hartmudo: Das Bistro Bada Bing

jaaaa - Nudeln !
Zurück von der BiRe 2011 möchte ich jetzt einen Restauranttip abgeben. Nicht bei Rach oder Tim Mälzer haben wir uns bewirten lassen, sondern in einer Seitenstraße der Reeperbahn. Wir waren im Bistro Bada Bing.
Mitten in St. Pauli ist dieses außergewöhnliche Lokal zu finden. Von außen sieht es aus wie ein schmieriger Imbiß. Wenn Du dann den Laden betrittst und Dich hinsetzt, denkst Du, dass Du in einem schmierigen Imbiß sitzt. Schnell kommt die Bedienung und bringt die 0,33 l Flaschen Astra - eiskalt. Das Mädel ist in der Art der Damen der Herbertstr. ausgestattet.
Du bestellst bspw. eine kleine Portion Tagliatelle mit Steinpilzsoße - 3 Sorten Nudeln frei kombinierbar mit 4 Saucen - für 4,50 € und erwartest Buitoni - Tütenware mit Knorrfixsauce.
Und dann kommt der Chef persönlich. Ganz im weißen Koch Outfit bringt er einen Appetizer vom Haus. Bruscetta mit Kirschtomaten und Spritzern von Balsamicoessig. Wie beim Edelitaliener. Und so schmeckte dieser einzelne Bissen auch.
Das Bier ist dann schon ausgetrunken, eine zweite Runde wird nötig. Und das Essen ist immer noch nicht da. Aber dann kommt es. Auf einem gelben Glasteller befindet sich ein Berg von Tagliatelle - 4,50 € nochmals zur Erinnerung - garniert mit Spritzern vom Balsamico. Frischer, geraspelter Parmesan auf den Nudeln. Und ein ganzes Glas mit eben diesem Parmesan auf dem Tisch.
Um es kurz zu machen: Das Essen ist ein Traum. Und da ich vorher nicht wußte, das eine kleine Portion Nudeln nicht wirklich klein ist (Die große Portion kostet 7,50 €), hatte ich noch eine kleine Pizza Tonno bestellt. Die Hälfte davon hat mir einer abgenommen.Ich gab es ab, nicht, weil es schlecht war, sondern weil ich nicht mehr konnte. Dünner, schmackiger Teig mit ordentlich Thunfisch. Klasse.
Meine volle Empfehlung also für das Bistro Bada Bing, Paul-Roosen-Str. 19, 22767 Hamburg.

Samstag, 12. November 2011

Uncle Fester: PHILIP K. DICK BIOGRAPHY 1

(zuerst veröffentlicht 25.08.2005)
Am 16. Dezember 1928 erblickte Philip Kindred Dick das Licht dieser Welt – in Chicago. Es war eine schwierige Geburt, denn er und seine Zwillingsschwester Jane waren Frühgeburten und sehr schwach. Genau wie die Eltern Joseph Edgar und Dorothy – in finanzieller Hinsicht. Denn die wirtschaftliche Katastrophe, der Sturz der New Yorker Börse, stand unmittelbar bevor. Der extrem kalte Winter 28/29 war für die schwächlichen Kinder sehr schwierig. Und da die Alten keinen Schotter hatten, brachten sie die kranken Kinder erst 2 Wochen nach der Geburt ins Krankenhaus, wo Jane am 26. Januar 1929 verstarb, einen Monat nach ihrer Geburt.
Philip überstand diesen Winter und verzog mit seinen Eltern nach Berkeley, Kalifornien. Doch auch das angenehmere Klima konnte die Ehe nach 5 Jahren nicht retten. Nach der Scheidung zog Philip`s Vater nach Reno (alter Zocker), während Philip mit Mutter, Großeltern und einer Tante in Berkeley blieb.
Berkeley – damals schon das linke Zentrum der USA. Dies ist in seinen ganzen Romanen und Erzählungen deutlich erkennbar. Dieses Umfeld hat Philip nachhaltig geprägt.
1934 jedoch zog Philip mit seiner Mutter nach Washington zu Freunden, wo beide jahrelang wohnen konnten. Vielleicht hat er diesen Wechsel nicht verkraftet, da er sich an der Tagesschule weigerte, seine Mahlzeiten einzunehmen. So durfte er dann auch kurzzeitig eine Sonderschule besuchen.
Jedenfalls war er 1939 wieder back in Berkeley und entdeckte dort – durch Zufall – 1 Jahr später ein Magazin namens „Stirring Science Stories“, welches sein Interesse an dieser damals gerade aufkommenden Literaturgattung weckte. Ich denke, diese „Schundliteratur“, wie sie damals verächtlich bezeichnet wurde, hatte für die pubertären Jungs eine ähnliche Funktion wie später Rock `n` Roll oder Hip Hop. Das heißt: Anders sein als die alten Säcke, Mädchen sind doof, aber wenn ich diese Bilder im Playboy sehe, dann passiert da was in meiner Hose...
Und eins war damals genau wie heute – solche Hobbies kosten Geld. So arbeitete Philip während seiner Zeit an der High School in einem Schallplattengeschäft. Ein weiteres Interesse von ihm war nämlich die klassische Musik. Seine ersten Texte schrieb er denn auch für eine Radiosendung, die sich mit klassischer Musik befaßte.
Doch irgendwann geht der Ernst des Lebens dann los. Philip belegte einige Kurse an der Universität von Berkeley und studierte Germanistik(!) und Philosophie, wurde jedoch als Querulant exmatrikuliert. Proust, Joyce oder Thomas Mann zählten zu seinen bevorzugten Autoren. 1949 heiratete er Jeanette Marlin – Scheidung 1950. Fat Greek Wedding dann 1951 mit Kleo Apotolides. Nachwuchs produzierte er auch mit seiner zweiten Frau nicht.
ein junger Dick
Zu dieser Zeit lernte er den Herausgeber vom „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ kennen. Auch Anthony Boucher schrieb Texte für eine Radiosendung der klassischen Musik und überredete Philip, selbst Kurzgeschichten zu schreiben. Im Oktober 1951 kaufte Boucher dann auch die erste Kurzgeschichte von Dick – ROOG, die allerdings erst 1953 veröffentlicht wurde.
Trotzdem war dies der Startschuß für Philip K. Dick. Er schmiß seinen Job im Schallplattengeschäft, um fortan sein Glück als Schriftsteller zu suchen. Sein Output war enorm. Wurden 1953 schon 30 Stories veröffentlicht, so waren es 1954 achtundzwanzig und 1955 immerhin noch zwölf. Im Juni 1953 brachte er es sogar auf 7 Veöffentlichungen in 7 verschiedenen Magazinen! Nicht unerwähnt sollte dabei die Tatsache bleiben, das der junge Autor die Stories an den Geschmack der jeweiligen Herausgeber anlehnte, um diese dort auch verkaufen zu können. Trotzdem waren Perlen wie FOSTER, YOU`RE DEAD oder COLONY dabei.
Dick voll fit
An seinem ersten Roman SOLAR LOTTERY schrieb Dick monatelang und konnte diesen an den Verlag Ace verkaufen. Herausgeber war dort David Wollheim, der schon in den 30ern für Stirring Science verantwortlich zeichnete. Der Roman erhielt selbst in der New York Herald Tribune eine positive Kritik, zuufälligerweise von Anthony Boucher. Viel Kies gab es trotzdem nicht.
Denn Ace war stellvertretend für die miserablen Praktiken des amerikanischen Taschenbuchmarktes. Schlechte Honorare und der Verzicht auf sämtliche Rechte waren die Regel. So sah Dick für Nachdrucke oder Auslandsausgaben keinen Schotter und mußte demzufolge schreiben, schreiben, schreiben.
FOSTER, YOU`RE DEAD wurde 1954 auch in dem russischen Magazin Ogonek veröffentlicht. Mitten in der McCarthy-Ära! So verwundert es auch nicht, daß Dicks` Briefverkehr von und nach Rußland vom amerikanischen Geheimdienst gecheckt wurde. Auch das FBI schaltete sich nun ein. Da seine Frau Kontakte zu linken Studentengruppen in Berkeley besaß, könnte er doch mal bitte eruieren, ob dort eventuell Gefahren für die Sicherheit der USA....
Ob dies ein Grund für die Scheidung von Kleo im Jahre 1957 war, habe ich bisher nicht eruieren können. Ein Jahr später jedenfalls heiratete Dick Anne Rubenstein, mit der Dick auch seine Tochter Laura produzierte.
Der Beginn seiner Ehe war auch gleichzeitig das Ende von Dicks´ erster Romanphase, in der EYE IN THE SKY und TIME OUT OF JOINT herausragende Werke darstellen, die auch bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben und stellenweise beängstigend aktuell sind.

Freitag, 11. November 2011

Uncle Fester: PHILIP K. DICK BIOGRAPHY 2

(zuerst veröffentlicht 25.08.2005)
Neben der Science Fiction versuchte sich Dick in den 50ern an Mainstream Romanen, die aber allesamt den Laden hüteten. Er war bereits als Genre-Autor verschrien und konnte diese während seines ganzen Lebens nicht nennenswert verkaufen. Das autobiographische Werk CONFESSIONS OF A CRAP ARTIST ist hierbei das interessanteste. Es erschien 1975 nochmal in einer gigantischen 500er Auflage.
Dick bei SF Convention
Philip K. Dick litt unter dem „writer`s block“ und schrieb zwischen 1959 und 1961 nichts mehr. Stattdessen arbeitete er in dem Juweliergeschäft seiner Frau, welches diese noch heute in Point Reyes Station betreibt bzw. bis an ihr Lebensende betrieb. Einige Erfahrungen hiervon flossen auch in THE MAN IN THE HIGH CASTLE ein.
Mit diesem Parallelweltroman läutete Dick seine zweite und umfangreichste Romanphase ein. Der Roman heimste den begehrten Hugo Award, eine Art Oscar der SF-Literatur, ein. In der Folge entstanden Romane, die Dicks` Ruf als Drogenautor begründeten oder die friedliche Revolution der Sixties intellektuell untermauerten: MARTIAN TIME-SLIP, THE SIMULACRA, THE THREE STIGMATA OF PALMER ELDRITCH, DR. BLOODMONEY, DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEP?, UBIK.
Interessanterweise wurde Dick der Ruf eines Drogenautors zu Unrecht angehängt. Er schluckte zu jener Zeit lediglich Amphetamine, die von seinen Nieren wegen einer Funktionsstörung - angeblich – noch nicht einal verarbeitet werden konnten. Schließlich schrieb er innerhalb von 5 Jahren 16 Romane, um die Einkäufe seiner Frau bezahlen zu können, zu deren Begleichung er nach kalifornischem Recht verpflichtet war. An den üblichen Taschenbuchausgaben verdiente Dick nicht viel; aber Amphetamine waren damals halt billig. Nur einmal will er wirklich eine psychedelische Droge namens Sandoz probiert haben, wobei er auch einen wahren Höllentrip hatte. Ein zweiter „Drogenversuch“ war eher lasch; Dick merkte nicht einmal etwas davon.
Zwischendurch - 1966 – ließ sich Dick zur Abwechslung mal wieder scheiden, bloß um ein Jahr später Nancy Hackett zu heiraten; Aus dieser Ehe ging seine Tochter Isolde hervor. Erneut legte Dick von ca. 1970 – 1974 eine schöpferische Pause ein. Die Hippie-Zeit forderte nun auch von Dick ihren Tribut; Politik war während des Vietnamkrieges gerade in den USA für Andersdenkende Standortbestimmung und Religion zugleich. Er engagierte   sich in Bürgerrechtsbewegungen und fordere öffentlich die Absetzung von Nixon nach der Watergate-Affäre.
Was noch? Die 4. Scheidung 1972; Die 5. Heirat 1973 mit Tessa Busby; Das 3. Kind heißt Christopher. In 1972 war Dick wohl auch fertig mit der Bereifung. Vollkommen ausgebrannt und ziellos flog er im März diesen Jahres nach Vancouver und blieb dort. Er hielt auf einem Science Fiction Kongress eine bemerkenswerte Rede - „The Android and the Human“. Ein Selbstmordversuch scheiterte; Anschließend arbeitete Dick in einem Drogenrehabilitationszentrum. Erst als die California State University in Fullerton seine Papiere und Manuskripte ordnen wollte, kehrte Dick nach Kalifornien zurück.
Und dann beginnt 1974 mit der Veröffentlichung von FLOW MY TEARS, THE POLICEMAN SAID die dritte Romanphase von Dick. Auch dieser eher düstere Parallelweltroman wurde prämiert. Er erhielt den John W. Campbell Award als bester Roman des Jahres.
An diesem Meisterwerk arbeitete er allerdings schon seit Beginn der 70er.  Doch nicht zuletzt aufgrund der zuvor beschriebenen Vorkommnisse verzögerte sich die Fertigstellung. Dazu kam ein Einbruch 1971 in seinem Haus in Marin County. Irgendwie hatten amerikanische Geheimdienste herausgefunden, das Dick an einem Roman arbeitete, in dem die USA als Polizeistaat dargestellt wurde. Da war es nur folgerichtig, das es bei der Erstauflage zu  Unregelmäßigkeiten im Verkauf kam. Dick argwöhnte, das dieser Roman von den US-Behörden unterdrückt werden sollte. Schließlich galt er mittlerweile als Kommunist. Hierzu paßt auch folgerichtig, das die US-Army von der Erstauflage 236 Exemplare vorbestellte. Exakt die Anzahl, die deren kryptologische Abteilung für ihre Analysen benötigte. Ein Drittel der Auflage (ca. 2500 Stück) verschwand spurlos, so daß Dick hierfür kein Honorar sah.
Ridley Scott mit Dick
Zu jener Zeit schrieb er bereits an A SCANNER DARKLY. Dies ist wohl eher ein Mainstream denn ein Science Fiction Roman. Hier verarbeitete Dick seine Erfahrungen aus dem Drogenzentrum. Dieser Roman wurde erst 1977 veröffentlicht und markiert das Ende seiner dritten Romanphase. Andere in dieser Zeit veröffentlichten Werke hatte er bereits in den 60ern fertiggestellt, ohne sie erscheinen zu lassen.
Erschienen ist ihm im März 1974 die Offenbarung einer transzendenten göttlichen Macht namens Valis. Dies bedeutet Vast Active Living Intelligence System. Hier, in seiner vierten Romanphase, bricht er mit seinem vorherigen Schaffen.
Bis dahin zertrümmerte er in seinen Romanen und Kurzgeschichten die scheinbar objektive  Realität; Für Dick existierte nur die subjektive Realität des Individuums. Nunmehr beschrieb er das Wirken einer göttlichen Macht, die die Realität ständig neu gestalten kann.
Die Valis-Triologie erschien ab 1981; THE TRANSMIGRATION OF TIMOTHY ARCHER erschien 1982 posthum.
Dick hatte es endlich geschafft. Die Verfilmung von DO ANDROIDS DREAM OF ELECTRIC SHEEPS als BLADE RUNNER machte ihn auch außerhalb der Science Fiction Fangemeinde bekannt. Auch VALIS verkaufte sich dank des Filmerfolges prächtig. Seine finanziellen Probleme hatten sich erledigt.
Jahrelang hatte er nach der Wahrheit gesucht und glaubte sie mit Valis gefunden haben. Er war am Ende des Weges angekommen. Und am Ende seines Lebens.
Denn am 18.2.1982 erlitt er einen eigentlich leichten Schlaganfall. Ein zweiter brachte ihn ins Koma, aus dem er nicht mehr aufwachte. Am .3.1982 um 8.20 Uhr Ortszeit schalteten die Ärzte das Lebenserhaltungssystem ab, da sie keine Gehirnaktivität mehr feststellen konnten.
Endlich war er reich und berühmt – und tot. So wie für die Helden seiner Romane und Kurzgeschichten gab es auch für Philip Kindred Dick kein Happy End. Aber er hinterließ ein Werk, das in dem Bereich der Science Fiction herausstrahlt und unterstreicht, das in diesem Genre stellenweise die Realität besser aufgearbeitet wird als in der „hohen“ Literatur.

Donnerstag, 10. November 2011

Contramann: Bundesfreiwilligendienst 2 – Der Bock als Gärtner

Die ersten 100 Tage Bundesfreiwilligendienst sind um. Jetzt wäre es an der Zeit, die ersten Erfahrungen zu sichten. Eigentlich. Aber kaum ist das Thema aus den Schlagzeilen, da wird es schwierig, aktuelles Material zum Thema zu finden. Eine der wenigen Fundstellen, wo der Dienst hinterfragt wird, ist dieser: http://www.suite101.de/news/der-bundesfreiwilligendienst-flopt-a122125
Hier, wie auch in anderen Quellen, wird über die geringe Resonanz berichtet. Und das, obwohl im Frühherbst diese schöne Werbung im TV flimmerte. Endlich mal gefordert werden, hieß es. Gezeigt wurden Bufdis im Altenheim oder dieses hübsche Girl beim Vorlesen für eine Schar von Kids.
Mir fiel hierzu immer ein, das dies Tätigkeiten sind, die normalerweise eine Erzieherin macht. Aber ob im Kindergarten, im Altersheim oder im Krankenhaus: Das Stammpersonal soll sich wohl (gefälligst) auf die “wichtigen” Tätigkeiten konzentrieren. Die einfachen Tätigkeiten machen dann die Bufdis. Die Optimierung läßt grüßen. Durch Konzentration der schwierigen Arbeiten auf die verbliebenen Stammkräfte werden effektiv (teure) Stellen eingespart zugunste von Bufdis.
Und die Stammkräfte im Altersheim als Beispiel heben 8 Stunden lang die Alten aus dem Bett, wischen, waschen, machen und das ganze im Akkord. Kein Verschnaufen, kein Pläuschchen mit den Heimbewohnern. Kein Durchatmen damit während der Schicht. Da ist die Altenpflegerin spätestens mit Anfang 40 nicht mehr arbeitsfähig und kann zum Jobcenter gehen.
Aber hierzu wird man erst in den nächsten Jahren etwas hören können – das Medienkarussel muß sich ja weiterdrehen.
Heut morgen auf Spiegel Online dann noch diese Meldung: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,797040,00.html Ein Mann zeigt Kante – haben wir gelacht. Der ehemalige Vizepräsident der europäischen Zentralbank namens Papademos soll als griechischer Übergangspremier die von der EU diktierten Sparvorschriften für den griechischen Staatshaushalt umsetzen. Schön, dass die Gewinne europäischer Großbanken, unter anderem der Deutschen Bank, jetzt abgesichert werden können durch die nächste Tranche aus dem Rettungsschirm. Wäre doch schade, wenn die von den Großbanken gekauften griechischen Staatsanleihen – zum Schluß zu 40% des Nominalwertes hatte ich irgendwo gelesen – nach einer befürchteten Volksabstimmung und einem daraus resultierenden Austritt der Griechen aus der EU und vor allem dem Euro wertlos werden würden.
Waren die Banken doch so großzügig, auf 50% des Wertes der Staatsanleihen zu verzichten. Die verbleibenden 50% sollen aber direkt aus dem Rettungsschirm bedient werden oder was?
Ahaaa! Ich kaufe etwas zu 40% des Wertes und kriege dann 50% des Wertes Cash? Für mich sieht das nicht nach einem Opfer aus, eher nach einem guten Deal. Die Macht der Märkte halt, wie sie von unserer Kanzlerin jetzt häufig beschworen wird.
Alle jetzt aufwachen, bitte! Alle Gewalt – und damit Macht – geht vom Staate aus. Nicht von den Märkten. Und jetzt soll es in Griechenland ein Banker richten. Das riecht schon nicht mehr, das stinkt gewaltig. Wenn ich vor 5 Jahren von nem Berater der Deutschen Bank zur Anlage meines Sparkontos in Aktienfonds überredet worden wäre, hätte ich zuerst noch das Risiko der Bank absichern müssen. Der Trick besteht hier darin, dass mir als Kunden die eingezahlte Einlage garantiert wird oder gar ein Mindesgewinn garantiert wird. Von der Überschußbeteiligung soll ich dann träumen. Träumen, wohlgemerkt. Denn eine Beteiligung impliziert, dass ich nicht den ganzen erzielten Gewinn bekomme.
Na klar, das Risiko der Bank kostet. Und überraschenderweise ist der Überschuß hinterher bei Null, verstehste? Leg ich mein Geld mit vollem Eigenrisiko an, krige ich dann auch Geld aus dem Rettungsschirm? Wohl kaum.
Papandreo mag ein korrupter Idiot sein und die angekündigte Volksabstimmung eine Nebelkerze, vielleicht aber auch ein letzter verzweifelter Schachzug. Egal. Aber wenn 3 Finanzexperten einem Staat vorschreiben wollen, wie dieser zu wirtschaften hat, ist das nicht ein Eingriff in die Souveränität eines Staates? Wer herrscht denn hier? Das Volk über die gewählte Regierung, mag sie noch so korrupt sein, oder die Macht der Märkte? Schlimm ist das. Lasst die Griechen doch abstimmen. Auch die Bauern in den Gehöften, an denen der angebliche Aufschwung total vorbeiging – Tourismus ist da nämlich nicht. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind aber trotzdem gestiegen. 200 Milliarden wurden in den letzten Monaten in die Schweiz geschafft? Warum wurde da vorher nichts abgesaugt?
Ich denke, den meisten Griechen würde es nach einem Staatsbankrott nicht schlechter gehen. Und die deutschen Touristen sind nach 3-5 Jahren um so zahlreicher da, weil der Drachmen so sensationell gut dasteht. Nur Herr Ackermann und Kollegen weinen. Und auch wir kleinen Steuerzahler, weil das Geld, das bis jetzt reingepumpt wurde, muß ja wieder reingeholt werden.
Also: Freiheit für Griechenland. Raus aus der EU, wenn sie wollen.

Montag, 7. November 2011

Hartmudo: Herbstwinde

07.11.2011: Große Ereignisse stehen an. Am Samstag den 12. gehen meine Löwin und ich zu Pispers. Und den Freitag drauf geht es wieder los. Die BiRe 2011 findet vom 18. - 21.11. in Wedel statt.
Das erste Mal so spät im Jahr. Sonst waren wir immer spätestens im September auf Tour. Da bin ich jetzt nochmal besonders gespannt. Immerhin ist es die 19. BiRe. Das bewährte Team ist wieder zusammen unterwegs, diesmal in einer Ferienwohnung mit TV und DVD Player. Die Unplugged von Udo nehme ich natürlich mit, Getränke kommen wohl von Astra.
Sonntags, fast schon zum Abschluß, werden wir noch HSV gegen Hoffenheim erleben. Not gegen Elend halt. Ich freu mich.
Vorher aber Volker Pispers.
Vorletztes Jahr waren meine Löwin und ich in Langenhagen bei nem Comedyabend mit Pispers als Conferencier. Es war Jürgens Geburtstag und auf dem Weg vom Auto in die Halle grratulierte ich ihm noch schnell per Handy zum Geburtstag. Schließlich ist auch Jürgen ein großer Fan von Pispers.
Auch wenn er nur die einzelnen Nummern ansagte, blieb dabei immer noch etwas Zeit, um den Einen oder Anderen anzureißen. Live auf der Bühne ist doch noch etwas Anderes als im TV. Da siehst Du überhaupt erst richtig, dass jedes Wort klar und deutlich gesprochen wird, mithin kontrolliert, und trotzdem wirkt es frisch und spontan. Ich freu mich drauf.
Viel los also im Herbst. Und es startet morgen mit einem „Nachmittagstee“ bei Pedder. Das wird der erste richtige Hopfentee seit Ilkas Geburtstag vor eineinhalb Wochen. Mich plagten die Krampfadern im Popo. Sitzende Tätigkeit halt. Also immer schön schmieren.
Aber es gab auch schon schönes im Herbst. Headcat am 18. Oktober in Berlin zum Beispiel. Lemmy ist einfach Lemmy. Egal was er macht – es klingt wie Motorhead. Diesmal mit besseren Songs, aber immer noch sein Gesang und der Bass als Rhythmusgitarre. Slim Jim trommelte da so nebenher, Danny war an der Gitarre kaum zu hören. Und ich hatte die Anderen verloren, so dass ich das Konzert alleine sehen mußte. Lag vielleicht an den Köpi-Dosen während der Fahrt nach Berlin. Unmittelbar vor Konzertbeginn, draußen vor der Halle mit dem Schultheiß in der Hand, drückte mir Hasi noch nen Schierker Feuerstein (großer Flachmann) in die Flosse.
Goldener Oktober also. Sonniges Wetter tagsüber und ein angenehmer Wind. Herbst ist doch die schönste Jahreszeit. Jetzt am Wochenende der Spieleabend bei Phils Tante. Oder in der letzten Woche Kegeln anläßlich des Geburtstages von Dannys Schwiegervadder in Spe. Letzteres leider trocken wegen …. Naja, Aua halt. Tat mir leid wegen des Geburtstagskindes. Gern hätte ich mit ihm einen sichergestellt.
Aber dazu werden wir noch die Gelegenheit bekommen, mein Bester. Der Herbst geht bis kurz vor Weihnachten. Dieses Jahr bestimmt, denn wir hatten in den letzten 2 Jahren schon nen frühen Winter. An ein 3. Mal glaube ich nicht.
Ich vergaß noch das Tapas-Brunch am Sonntag. Nach Pispers. Dazu den Kamin an, während es draußen grieselt. So schön kann der Herbst sein.

Sonntag, 6. November 2011

Udorallala: Neues aus der Gruft

Letzte Woche stolperte ich bei Spiegel Online über einen Bericht von einer neuen CD. Lou Reed mit Metallica! Huch? Die Kritik war positiv, nicht sehr überschwänglich. Und nachdem Pocke mir dringenst von dieser CD abgeraten hatte, habe ich die Finger davon gelassen.
Ich versuch es gar nicht erst, ich möchte Onkel Lou in guter Erinnerung behalten. Mehr zu Onkel Lou demnächst, denn jetzt kommt.........
Chris Spedding! „King Mob“ heißt das Projekt, „Force 9“ die CD und Glen Matlock ist auch dabei. Der Drummer von den Pretenders und der aufstrebende Gitarrero namens Sixteen. Guck ins Video, dann weiss`e Bescheid, Schätzelein.
Als ich als Teenie zum ersten mal die St. Pauli Nachrichten in die Finger kriegte, wer war damals auf Platz 1 in der Hitliste dieser bahnbrechenden Zeitung? Chris Spedding mit „I hear you knocking“.
Halt, Halt, Halt. Das war natürlich Dave Edmunds. Da ging ja mal wieder einer mit mir durch!
Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, dass dieser begnadete Gitarrist die erste Sex Pistols produziert hat – es waren allerdings nur die ersten Demoaufnahmen. Selbst bei den Wombles war er noch mit dabei. Heilandssäckle.
Chris Spedding habe ich immer gern im Auto gehört. Passt auch irgendwie da am Besten. Dieser etwas härtere Rock n Roll, immer mit gutem Songmaterial, ist irgendwie immer hörbar, mithin zeitlos.
Irgendwann in Berlin habe ich ihn zuletzt gesehen, Ende der 90er. Zusammen mit Urmel und Pocke waren wir da. Er spielte – wie üblich – nur Sachen von den wichtigen 3 Alben >Chris Spedding, Hurt und Guitar Graffiti< , das war auch gut so.Er bewegte sich kaum auf der Bühne, wirkte alles andere als frisch und riß den Gig so runter. Ich glaube noch nicht mal, das er breit war. Er wirkte nur müde. Anders als wir. Wir waren nicht müde, dafür aber nach einigen Schultheiß gut vorne.
Und jetzt nochmal dieser Versuch. Und dazu noch mit Glen Matlock, den Stuart Sutcliffe des Punk. Der Sound ist antiquiert, aber da kommt mehr Bewegung rüber als bei manch angesagter Britpopband oder was da sonst noch so angesagt ist.