Sonntag, 29. Dezember 2013

Uncle Fester: Donald

Jetzt, wo die Weihnachtstage rum sind und das Thermometer immer noch 12 Grad Plus anzeigt, wird es Zeit, auf das bevorstehende neue Jahr zu schauen. Dieses Jahr mach ich das mal.
Und zwar mit der Beilage zu einem (Weihnachts)geschenk für meine Beste:

Meine Löwin,
dieses Geschenk ist etwas ganz besonderes und hat sogar historischen Charakter.
Das klingt erstmal ein bißchen anmaßend für das lustige Taschenbuch Nr. 449 namens „Winterzeit“ aus dem Hause Disney.
Als Kind hast Du das auch gelesen. Natürlich – wer nicht? Und hieran soll etwas Besonderes sein? Was kann das schon großartig sein …
Es ist die Geschichte „Verdächtig sicher“ ab Seite 91. In dieser Geschichte dreht sich alles um die NSA (Nasweiser, Spicker und Ausspecht). Diese späht in Entenhausen flächendeckend alle Enten aus, so daß sämtliche Verbrechen in kürzester Zeit aufgedeckt werden können; Teilweise sogar schon, bevor der Verbrecher selbst weiß, das er ein solches begehen wird (Minority Report läßt grüßen).
Alles Gute für 2014
Lediglich Donald Duck stemmt sich dagegen. Nicht nur, weil er um seine Privatsphäre fürchtet, sondern weil sein Alter Ego Phantomias nicht mehr gebraucht wird, ja die wahre Identität des Superhelden ans Licht kommen könnte.
Folgerichtig betätigt sich Donald als Whistleblower …
Carlo Panaro heißt der „Übeltäter“, der diese Geschichte für das lustige Taschenbuch geschrieben hat. Seit 1989 schreibt der Italiener fürs lustige Taschenbuch hauptsächlich Storys für Phantomias, in den USA werden diese (europäischen) Geschichten wohl nicht veröffentlicht.
Donald Duck tauchte 1934 zum ersten Mal in einem Zeichentrickfilm auf und verdrängte in kurzer Zeit Micky Maus vom Comic Thron. Donald war spätestens in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Leitfigur und erster Botschafter des „american Way of Life“, mit dem wir alle groß geworden sind und der auch noch die nächsten Generationen prägen wird.
Dabei blieb Donald stets unpolitisch, niemals systemkritisch. Der Geiz seines Onkels Dagobert wurde zwar öfters angeprangert, aber nur dann, wenn der „kleine Mann“ mal wieder drunter leiden muß.
Das Bild eines wohlwollenden Arbeitgebers wird als Ideal hochgehalten; Bei uns wird dieses Bild von der CDU seit Jahrzehnten heroisiert und kultiviert.
Einmal allerdings wurde Donald in seiner Geschichte doch politisch, und dies mit Erfolg. Während des zweiten Weltkriegs wurde auch Donald gebraucht. Für den Film „Des Führer`s Face“ gab es 1943 verdientermaßen den Oskar.
Die Story über Donald, der träumt, als Munitionsarbeiter im nationalsozialistischen Deutschland leben zu müssen, ist ungewohnt düster und vielleicht gerade deshalb glaubwürdig.
Damals bezog Disney politisch eindeutig Stellung; Nach dem Krieg verblieb das. Politik war für den ganzen Konzern tabu. Insbesondere, wenn es um Vorgänge in der US-amerikanischen Politik ging.
Da ist es schon erstaunlich, das jetzt zum Whistleblower Snowden ein derart US kritischer Donald Comic erscheint. Aus Europa zwar, aber immerhin.
Wunderschön noch der letzte Satz von Donald im Comic:
Bewacht werden wollen die Menschen wohl, aber überwacht werden nicht.“
Besser kann man es nicht formulieren.“

So ist denn die geschichtsträchtige NSA Affäre schon in der Gegenwartsliteratur angekommen. Jetzt muß sie nur noch irgendwann in die Geschichtsbücher rein.
Und die Geschichte ist ja bekantlich immer die Geschichte der Sieger. Hoffen wir, das dank Donald die NSA Affäre nicht in Vergessenheit gerät. Der Sieger steht (leider) schon in meinen wie in Contramanns Augen fest.
In diesem Sinne ein frohes Neues.
Und demnächst stelle ich Euch dann den Kracher schlechthin von Daniel Suarez vor. Wenn ihr wissen wollt, wo wir stehen und wo es hingeht …
… Schaltet auch nächstes Jahr wieder auf hartmudo.de um.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Hartmudo Spezial: Fehmarn 4/4

Egal, endlich "zuhause". 16.30 Uhr, das Schwimmbad hat bis19.00 Uhr auf. Wir hatten ja jeder drei mal freien Eintritt in dieses Schwimmparadies - für jeweils drei Stunden. Freitag konnten wir nicht auf die Insel, Samstag waren wir zu müde. Jetzt, am Sonntag, sollte es wenigstens einmal klappen.
"In unserer Badewelt am Südstrand erleben Sie als Besucher ganzjährig das Gefühl eines perfekten Sommertages am Meer." So die Eigenwerbung im Internet.
Wir sind also erstmal rein, da war ich zum ersten Mal perplex: Wo bitteschön sind denn hier die Umkleidekabinen? Die Spinde waren in größeren Räumen zu je 20 - 25 Spinden zusammengefasst. Diese Räume konnte man verschließen, so das man sich ungestört nackig machen kann.
Der Eß- und Spielplatz des Abends
Dumm ist da nur, wenn ich Nr. 239 als Spind nehme, den Raum abschließe und mich nackig mache ... und draußen ruckelt Nr. 246 an der Tür, weil er sich anziehen will und nicht rein kommt. Tolle Wurst.
Als Krönung fehlt sogar eine Sitzgelegenheit, was ja gerade für die etwas älteren und nicht so beweglichen Badegäste eine Tortur sein dürfte. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Bei mir hat keiner an der Tür geruckelt, es fiel mir nur unangenehm auf.
Apropos unangenehm. Der Duschraum war auch mal wieder Original 70er. Das die Brausen nur 2 Sekunden lang Wasser raushauen, ist ja heuer offenbar immer noch Vorschrift. Wirkte schon etwas altbacken, der Duschraum.
Wenigstens konnte man hier noch jede einzelnen Brausekopf von saukalt bis vulkanheiß selbst einstellen. Ist wohl auch den 70ern geschuldet.
Nach der Körperreinigung und dem Reinzwängen ins Badehöschen ging ich endlich Richtung der Schwimmbecken. Dazu geht es erstmal eine groooße, breite Treppe hinauf und - rubbeldiekatz - dann steht man schon vor dem ersten größeren Becken. Draußen (Glaswände, wohin man schaut,) regnet es, die Dämmerung setzt ein. Wir erinnern uns kurz: Das Gefühl eines perfekten Sommertages am Meer.
Auf dem Weg in die angrenzende Halle mit dem großen Wellenbad kamen mir Berta und meine Löwin schon entgegen. Das Wellenbad war ihnen zu kalt. Deshalb nahmen sie mich erstmal mit in ein kleineres Becken, in dem außer 5 schönen Liegeflächen mit Unterwassermassage nichts weiter war.
Seebrücke Heiligenhafen
Da lag ich nun also, total entspannt. Der Rücken wurde von unten schön massiert, das sprudelnde Wasser umschmeichelte meinen Astralkörper. Endlich Entspannung, der Str es der vergangenen zwei Nächte war fast vergessen.
Dann sprach Berta: "Löwin, was schwimmt denn da an Deinem linken Bein? Ist das von Dir?"
"Wenn das nen Köttel ist, dann gehe ich!" rief ich dazwischen und machte meine Augen auf. Die beiden Mädels gingen doch tatsächlich kommentarlos an mir vorbei!
Da bedurfte es keiner Worte mehr. Ich schwang mich ebenfalls auf und verließ einigermaßen gesittet das Becken. Meine Löwin hatte sich derweil schon vor dem Bademeisterhäuschen aufgebaut.
"Haben Sie das nicht gesehen? In das Becken nebenan hat jemand reingekackt!" fragte sie den Bademeister erbost.
"Das höre ich heute schon zum zweiten Mal." So seine lakonische Antwort. Und das wars. Kein 'Ich mach das gleich weg' oder 'Ich schließe sofort das Becken!'
Letzteres wäre ja wohl das Mindeste gewesen, aber nein, er bewegte sich nicht. Penner! Das kleine Relaxbecken blieb geöffnet. Kurze Zeit später gingen da noch ein junges Ehepaar mit Kleinkind rein.
Nein, wir haben sie nicht gewarnt. Der Bademeister hatte zuvor doch mal kurz sein Kabuff verlassen, da wird er das geregelt haben. Uns blieb jetzt jedenfalls nur ein Becken, in dem man ausgedehnte "Spaziergänge" unternehmen konnte. Ab und zu schwebte etwas bräunliches am Becken Grund. Das beunruhigte mich jedes Mal, stellte sich aber auch stets als Blatt eines Baumes heraus. Es ist halt doch noch Herbst und das Bad hat neun Außenbecken.
Wie so ein Birkenblatt den weiten Weg über Außenbecken nach Drinnen geschafft hat, möchte ich jetzt nicht mehr wissen. Wir sind ja noch gesund und munter.
Am Hafen - gibts noch Fisch?
Vom Bad erfrischt, trafen wir uns anschließend wieder zum Spieleabend. Die Heimniederlage von Eintracht trübte meine Laune nur kurz, da wir wieder einen sehr schönen Abend ohne Fernsehen genießen durften. Ärgerlich an der Heimniederlage war höchstens der Umstand, das die Konkurrenten ebenfalls Federn ließen und Eintracht es nicht nutzen konnte.
Mit Marzipan und Mettwurst zum Tee zockten wir mit wachsender Begeisterung den ganzen Abend. Berta war etwas genervt, weil das Netz so schlechten Empfang hatte, als sie mit Bud telefonierte. Deshalb hatte sie bei Phase 10 Master keine Chance.
So kurz vor Mitternacht wurde es wieder Zeit zum Bubumachen. Der Fernseher war an, Dittsche war wieder im Eppendorfer Kiosk.
Gebannt schaute Ich auf den Röhrenfernseher, das Tablet auf den Knien. Etwas schreiben wollte ich noch, damit meine Löwin erstmal einschlafen kann. Stattdessen schlief ich im Sitzen und der Fernseher war dann aus, wie igstens schlief meine Löwin auch.
Ich wechselte den Standort, schlief gut ein und meine Löwin war erst ab 6.00 Uhr Glocke nach, weil ich noch ne alte Eiche sägte. Wir packten schon mal alles zusammen, so das Berta zum Frühstück schon ihre Sachen mitbringen konnte.
nochmal: Des Nächtens an der 24 Std. Tanke
Im Anschluss fuhren wir dann auch gleich los Richtung Heimat,schön wäre gewesen.
Doch halt! Zuerst stoppten wir in Heiligenhafen. Die neue Fischhalle wollten wir noch besuchen. Ist auch schön geworden, aber der frische Fisch zum Mitnehmen zum Braten zu Hause war zu teuer. Die Preise für Fischbrötchen und Imbiss vor Ort waren dagegen o.k.
Und da wir schon mal in der Gegend waren,schauten wir noch mal in Lübeck vorbei. Niederegger Werksverkauf war angesagt. Meine Löwin und Berta wurden zwar schnell fündig, aber mich konnten die Preise nicht überzeugen.
So halb fünf bis Fünf waren wir in Rüningen und lieferten Berta zuhause ab. Eine ereignisreiche und erinnerungswürdige Reise liegt hinter uns, schade das Bud nicht mit war. Wir waren uns jedoch einig, das wir so schnell wie möglich die Reise oder zumindest eine Reise wiederholen.
Dann natürlich mit Bud. Bis dahin sollte er schon mal Qwixx üben, wenn er die Abende schadlos überstehen will.

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Hartmudo Spezial: Fehmarn 3/4

Berta hatte Bud dann doch erreicht, so das wir den ganzen restlichen Abend weiterspielen konnten. Die ersten Marzipanproben wurden genommen und Erdnußberge (in Vollmilch) wurden abgetragen. Noch 2 Döschen Astra für mich .... Es war also ein sehr schöner Abend, an dem wir überraschenderweise bis halb zwölf durchhielten.
Des Nächtens dann schreckte ich jäh hoch, weil der Fernseher auf voller Lautstärke röhrte. "Criminal Intend" ist ja auch eine meiner Lieblingsserien, aber nachts um halb zwei eher nicht. Ich wußte allerdings auch so, was los war.
Ich hatte geröhrt wie eine brünstige Elchkuh und meine Löwin dadurch aus dem Schlaf gerissen. Und wenn die Trompeten von Jericho erstmal erschallen, dann schlafen nicht mal mehr Tote wieder ein. Mehrmals eine Stunde saß ich deprimiert gleichzeitig doch verärgert wach auf der Bettkante im Dunkeln, wohl wissend, das meine Löwin es richtig gemacht hatte, indem sie den Fernseher hochdrehte.
Aufpassen! Der weiße Hai kommt!
Erst wollte ich noch das Zimmer verlassen, weil ich argwöhnte, das die Nacht nunmehr für mich vorbei sei. War aber nicht so. Ich konnte dann doch noch ein wenig schlummern, da meine Löwin mittlerweile ruhig und fest eingeschlafen war. Odin sei Dank, denn fast wäre ich noch zum Bahnhof und dann nach Hause mit dem Zug gefahren in meinem Brauseschädel.
Um 8.00 Uhr in der Früh rief Berta dann an. Meine Löwin weckte mich und beklagte ihre eingeschränkte Nachtruhe. Das böse Wort Schlafapnoe fiel auch, und somit habe ich jetzt fürs neue Jahr schon mal den einen oder anderen Termin beim Arzt zum Einbuchen.
Denn ohne Arzt wird es nicht mehr gehen, schließlich fahren wir nächstes Jahr noch nach Irland und mit diesem Geschnarche und dem entsprechend fehlenden Schlaf würde das zur Qual werden. Wie ich soeben bei Wikipedia eruieren konnte, soll regelmäßiges Musizieren mt einem Blasinstrument, insbesondere mit einem Didgeridoo, bei diesen Beschwerden Abhilfe schaffen.
Berta brachte jedenfalls die am Vortag bestellten Brötchen mit. Die waren auch sehr lecker, genau wie die Wurst von Gmyrek und der Camenbert aus der Normandie. Derart gestärkt, konnte der Tag beginnen.
Seepferdchen
Das Ostsee Aquarium und Meeresmuseum in Burg/Fehmarn war heute unser erster Anlaufpunkt. Kurz nach Zehn waren wir auf dem menschenleeren Parkplatz in einem Industriegebiet angekommen. Hier sah es wahrlich nicht nach Action aus, aber den Eingang fanden wir mühelos und der Spass konnte beginnen.
Um es vorwegzunehmen: Dieses Aquarium auf Fehmarn ist um Längen besser als das Seaworld in Hannover. Obwohl es innen sehr düster war, konnte man die liebevoll gestalteten Aquarien mit den seltenen Fischen in Korallenlandschaften sehr gut sehen. Fotografieren war erlaubt, Blitzlicht allerdings nicht.
Und das ist auch gut so, sind die einzelnen Fische ja sehr lichtempfindlich. Beim Rundgang durch die kleinen Aquarien haben mich die Seepferdchen am meisten beeindruckt. In Natura hatte ich bisher noch keine sehen können.
Die Korallen züchten die Betreiber selbst - löblich. Wie in Hannover gingen wir hier auch durch einen Glastunnel. Über uns zogen große Rochen vorbei. Die ersten , kleineren Hai waren hier auch schon zu bewundern.
Nach einem Kaffee gingen wir dann zum großen Becken. Die hier schwimmenden Haie waren schon sehr beeindruckend, weil groß und gefährlich aussehend. Hier fand ich die Sandhaie toll. Wie sie da so am Boden des Bassins auf dem Sand lagen ... klasse. War eine super Idee meiner Löwin, in dieses Meeresaquarium zu fahren.
Nach so viel Fisch war es nur folgerichtig, das wir im Anschluss zur Aalkate Lemkenhafen fuhren. Zuerst mussten wir Berta hier noch den Segelhafen nebst die für die Öffentlichkeit gesperrten Anlagen zeigen. Geht ja gar nicht, dass sich die Touristen bei den Segeljachten frei bewegen dürfen. Wo kommen wir denn da hin.
Segeljachten gab es jetzt im Dezember natürlich nicht zu sehen. Abgesperrt war der größte Teil des Geländes aber nach wie vor. Die Elite möchte schließlich unter sich bleiben.
Nun aber rein in die Aalkate, die kälteste Fischräucherei Deutschlands. Zur Mittagszeit brauchten wir was zwischen die Kiemen. Für Berta und meine Löwin hieß dies eindeutig ... Aal. Ich entschied mich für ein Brötchen mit Aalrauchmatjes und eins mit einer Fischboulette, welche aber mehr nach Weizenkleber schmeckte. Dafür war derMatjes Klasse.
"El Feistolino" vor seinen Fischbrötchen
Die Mädels konnten den Aal aber nicht komplett verspeisen, also nahmen sie ihn mit. Für den Abend zum Kartenspielen.
Nächste Station dann ein Weihnachtsbazar im Ferienzentrum Heiligenhafen, an der westlichen Seite des großen Binnensees gelegen. Bis wir endlich dort waren, eierten wir noch durch die nebelverhangene Landschaft auf Fehmarn. Bei diesem Wetter denkt man nicht wirklich an Urlaub.
Bei Lidl wollten wir trotz des Sonntags noch Getränke kaufen, denn hier an der Küste
haben die Läden auch sonntags auf, dachten wir. Nur nicht im Winter, wie wir feststellen durften.
Der Kleinhandwerks- und Kunsthandelmarkt befand sich im ersten Stock des Ferienzentrums, da wurde es für mich Zeit, um nen Kaffee zu schlabbern. Die Frauen waren ja erstmal mit Handtaschen, Schmuck sowie Tüchern beschäftigt, die kamen auch gut ohne mich klar.
Die Aalkate - einen Besuch wert
Leider musste ich dann doch noch einmal ganz mit rum laufen, da meine Löwin hier und Berta da "aufgehalten" wurden. Es gab als kleine Entschädigung wenigstens noch sortenreinen Apfelsaft im freien Ausschank, Plastikbecher in Schnapsglasgröße.
Es wurde also schon später; Zeit, sich zu sputen. Wir warfen kurz noch einen Blick auf die wirklich schöne Seebrücke. Das diesige Wetter lud dabei nicht zum Verweilen ein. Wir ließen uns wenigstens noch eine frische Brise um die Nase wehen. Aber es ist schon erstaunlich, wieviel die Gemeinde in die Seebrücke, aber auch ins Ferienzentrum gesteckt hat. Mussten sie sicher auch, denn wenn gar keiner mehr kommt ...
Auf der Rückfahrt in unserer Etablissement musste ich auf der Fehmarnsundbrücke das Lenkrad wieder krampfhaft mit beiden Händen festhalten. Auf der Brücke selbst wehen tückische Seitenwinde, auch wenn es sonst überall windstill ist.

Dienstag, 24. Dezember 2013

Hartmudo Spezial: Fehmarn 2/4

Wir parkten unser Auto direkt vor dem Appartemente, wo wir Ende April schon mal abgestiegen waren. Der "Insel Bäcker" hatte grad aufgemacht und - wie überraschend - noch keine frischen Brötchen aus der Zentrale auf Fehmarn erhalten.
Die Verkäuferinnen konnten uns natürlich auch nicht sagen, für wie lange wir hier noch festsitzen würden. Aber ein leckeres Frühstück gab es trotzdem schon (mit Körnerbrötchen). Derart gestärkt, schlichen wir erstmal über den Wochenmarkt.
Inzwischen war es fast 9.00 Uhr am Samstagmorgen; die Brücke war immer noch nicht geräumt. Berta erstand dort für Bud noch stabile Hosenträger. Ab Neun macht dann ja auch das erste Haus am Platz auf - das Kaufhaus Stolz.
Ja wo ist denn nun der umgestürzte Laster?
Contramann sprach ja grade kürzlich noch über das Absterben des deutschen Einzelhandels. Hier funktioniert die Chose noch.
Meine Löwin erstand eine schöne Mütze, ich bin jetzt stolzer Besitzer von einem türkis farbenen Paar Thermohandschuhe. Auf dem Fahrrad werden sie mir gute Dienste leisten.
Noch vor 11.00 Uhr kriegten wir irgendwie mit, das die Fehmarnsundbrücke nunmehr frei sei. Erleichtert seufzend fuhren wir an den letzten LKWs, die noch am Straßenrand auf die Räumung der Brücke warteten, vorbei. Meine Löwin war total erschrocken, als auf der Brücke der Seitenwind das Auto erfasste. Erst jetzt wussten wir wirklich, wie es zum Umsturz eines LKWs auf der Brücke kommen konnte, obwohl ...
Von einem Unfall war nichts zu sehen. Aber dann, endlich, war es soweit: Wir standen vor dem IFA Ferienzentrum am Südstrand bei Burg/Fehmarn. Rund 20 Stunden später, als wir es ursprünglich geplant hatten. Wir organisierten uns einen Kofferkuli und brachten unsere Sachen nebst eingekauften Lebensmitteln auf die Zimmer.
Meine Löwin und ich waren im 13. Stock, Berta im 15. Stock untergebracht. Unser Zimmer war im Stil der Bauzeit der drei großen Blöcke eingerichtet. Eine enge und hohe Badewanne, gefühlte 1,20 Meter lang, fiel mir im Bad sofort ins Auge. Die Wanne so hoch, dass selbst Carlo Thränhardt einen guten Tag zum Einstieg brauchen würde. Der mulchig-weiße Duschvorhang ist natürlich immer ein Rückenschmeichler, wenn er sich kalt und nass wie Pattex an Deine Rückseite beim Duschen heftet.
Vordereingang, der Weihnachtsmann ist schon da
Abgesehen von den abgeschrubbelten, entchromten Wasserhähnen und den syphigen Ecken am Fußboden des Badzimmers war das Zimmer dem Preis angemessen. Röhrenfernseher (Farbe) mit 48 cm Bildschirmdiagonale sowie Möbel nebst Stehlampe wie von Möbel Boss.
Ich tippe aber eher auf eine unveränderte Erstausstattung aus dem Jahr, als Jimi Hendrix eines seiner letzten Konzerte vor seinem Ableben gab. Auf Fehmarn übrigens. Das Doppelbett mit den beiden 80 cm breiten Matratzen war natürlich in seiner 70er Jahre Schlichtheit Blickfang für den engagierten Innenausstatter in mir.
Wirklich praktisch, wenn auch potthäßlich, ist der etwas am Rande hingeknallte Eßzimmertisch, der mit seinen 4 Stühlen dem Raum noch den letzten Rest von Weiträumigkeit nahm. Man erkennt hier aber auch, das in "diesem Hause" die Abendgestaltung offenbar doch vorwiegend auf den Zimmern stattfindet. Denn zum Kartenspielen mit 4 Leuten ist der Tisch ideal.
Kröhnender Abschluss dieser kleinen Wohnraumbegehung soll die Miniküche im Eingangsflur des Appartements sein. Der Kühlschrank nahm die Astra Dosen auch gleich gierig in sich auf. Wasserkocher, Geschirr und Besteck ist vorhanden. In der DDR haben die Menschen so gewohnt!
Super Panorama. Diese Natur ...
Aber zuallerallererst mussten wir dem fehlenden Schlaf Tribut zollen. Bis 14.00 Uhr war somit Augenpflege angesagt, auf das wir hinterher noch halbwegs im Hellen die nähere Umgebung checken konnten. Hierbei wurde ich mehrmals von meiner Löwin unterbrochen, da ich offenbar mit 2 Kettensägen gleichzeitig nasse Baumstämme malträtierte.
Trotzdem saßen wir um halb Drei erwartungsvoll vor unseren Teetassen. Jetzt endlich konnte unser Wellness Wochenende auf Fehmarn wirklich beginnen. Ergo starteten wir erstmal mit einem kleinen Strandspaziergang vor unserer Ferienanlage, Betonung auf klein. So eine durch gemachte Nacht ist halt nicht ohne.
Der kleine Kaufmannsladen an der Ecke, der von der Faulheit der Urlauber lebt, hatte somit das Vergnügen, uns auch noch etwas verkaufen zu können. Knabberkrams und eine wunderschöne Piratenflage nahmen wir mit. Am Auto macht sich die Fahne bestimmt gut.
Inzwischen wurde es wirklich dunkel. Viel hatten wir also an unserem 1. Tag auf Fehmarn nicht gesehen, obwohl es eigentlich schon der zweite Tag war. Wenig geschlafen und abgekämpft - jetzt kurz vor 17.00 Uhr wollten wir es uns nur noch gemütlich machen.
Luftgitarre am Strand
Also setzten wir uns in unserem Appartement an den Estnisch und packten die Spiele aus. Qwixx, Phase 10 Master und Hanabi standen zur Auswahl und wurden auch alle reichlich gespielt. Qwixx ist hierbei der Oberhammer, absoluter Suchtcharakter. Hanabi besticht dagegen durch die ungewohnte Spielart; alle spielen zusammen, nicht gegeneinander.
Dieser Reiz von Hanabi läßt allerdings zugegebenermaßen schnell nach. Sei's drum. Um 18.00 Uhr war es eh Zeit für die Sportschau. Berta, obwohl sie Fußball eher nicht interessiert, und ich schauten gebannt in den Röhrenfernseher. Meine Löwin dagegen nutzte die Gunst der Stunde, um ihre Füße etwas hoch legen zu können. Sprich auf dem Bett liegend.
Von ihr waren sanfte Sägegeräusche zu vernehmen, aber am Ende der Sportschau war auch sie wieder fit. Alles hatte für Eintracht gespielt, wunderbar. Das Astra rann in meiner Kehle auch gut herunter, es wurde Zeit für das nächste.

Montag, 23. Dezember 2013

Hartmudo Spezial: Fehmarn 1/4

Nikolaus 2013. Der Orkan "Xaver" wütet an der Küste, so dass wir jetzt ganz langsam Richtung Fehmarn jökeln. Bud ist leider noch krank, deshalb ist Berta allein mitgekommen. Heute probiere ich mal etwas Neues aus: Der gesamte Bericht über unsere Reise nach Fehmarn wird komplett auf meinem Tablet erstellt werden. Ich bin gespannt.
 Im Moment hoffen wir, dass die Fehmarnsundbrücke frei ist. Ab 120 km/h wird die Brücke automatisch gesperrt. Das wäre schlecht, weil wir dann entweder im Stau oder günstigstenfalls in Heiligenhafen festsitzen würden.
Hinter Uelzen: Gruß von Xaver
Das eben habe ich noch im fahrenden, ruckelnden Auto geschrieben. Auf der A 1 kurz hinter Hamburg um 11.00 Uhr war das. Jetzt ist es 3.17 Uhr in der Nacht und Berta und ich sitzen in der 24 Stundentanke; Meine Löwin pennt im Auto. Wie konnte das passieren?
Meine Kollegen hatten mich schon gewarnt, das die Fehmarnsundbrücke wegen des Orkans gesperrt sein würde. Weit gefehlt, Kollegas! Das wars nicht, sondern ein umgestürzter Laster führte zur Sperrung schon seit den frühen Morgenstunden.
Als wir also kurz nach 11 hinter Hamburg aus dem Radio erfuhren, das die Brücke immer noch gesperrt ist, entschlossen wir uns kurzerhand, einen Abstecher zum Weihnachtsmarkt nach Lübeck zu machen. Niederegger war angesagt - eh wir noch im Stau vor der Brücke stehen.
Der Wind war frisch, aber nicht stürmisch, als wir schließlich an der Trave parkten. Das Marzipanmuseum war genau gegenüber (nein, nicht Niederegger). Dort deckten wir uns erstmal ein und tranken im Café nebenan den Kaffee, den es auf einem Gutschein umsonst gab. Berta und meine Löwin hatten jeweils ein Stück Marzipantorte, ich dagegen wartete auf den Weihnachtsmarkt.
eine Nacht ganz allein hier drin ...
Nach dieser ersten Aufwärmphase und der Sichtung des Holstentores erreichten wir schließlich den wirklich schönen Lübecker Weihnachtsmarkt, wo ich schnell für meine Löwin Geschmeide als Nikolausgeschenk erstand. Ohrlinge.
Nach einer großen Runde und einer Wurscht gingen wir in der schon beginnenden Dämmerung zum Auto zurück. Jetzt müßte die Brücke doch endlich freisein. Die Ernüchterung kam dann kurz vor Heiligenhafen: Im Radio berichteten sie, das der umgestürzte Laster wegen des starken Windes bisher nicht geborgen werden konnte.
Wir fuhren erstmal ab und deckten uns bei Rewe mit den nötigsten Lebensmitteln ein. Nicht für den Stau, sondern für unser Appartement. Wir waren also immer noch zuversichtlich.
Diese Zuversicht verschwand spätestens, als wir die parkenden Laster und die abgesperrte Autobahn sahen. So fuhren wir im Dunkeln (18.30 Uhr) in Heiligenhafen ein. Zuerst informierten wir uns an dieser Tanke - wo ich, wie erwähnt, dieseZeile schreibe.
Erst am nächsten Tag, also Samstag, gegen 11.00 Uhr soll der Laster weggeräumt werden. Das war die schlechte Nachricht, die Berta überbrachte. Die gute: Wir standen vor einer 24 Stundentanke, mußten also nicht im Auto bei Temperaturen knapp übern Gefrierpunkt zittern.
Links und rechts jeweils eine Dose Holsten ...
Aber erstmal nach Heiligenhafen rein. Erst parkten wir den Wagen direkt am Hafen, setzten ihn dann aber "höher", weil auch für die Ostseeküste eine kleinere Sturmflut von
1,30 Meter angesagt war. Zu Fuß erreichten wir ein kleines Restaurant. Tee und Süppchen für die Mädels, Köpi für mich. Den Gedanken, ein Zimmer für die Nacht zu suchen, verwarfen wir sofort. Hatten wir denn nicht alle schon die eine oder andere Nacht durchgemacht?
Gut, vor Samstag Nachmittag werden wir weder unsere Appartements noch ein Bett sehen. Es galt also, die Zeit bis dahin zu überbrücken. Der Gastwirt empfahl uns einen Kinobesuch.
Zum 14 km entfernten Oldenburg/Holstein fuhren wir dann über die Landstraße ins Kino, da wir die Autobahn verpasst hatten. Die Tribute von Panem 2. Teil war der Film unserer Wahl, wohl auch deshalb, weil wir die Wahl nicht hatten. Außer nem Film über ein klassisches Musikkonzert (?) gab es nämlich nichts anderes.
Meine Löwin war so lieb, mir ein Astra mit reinzunehmen. Wie sensationell gut doch ein läppisches Astra aus der Dose schmecken kann, wenn man Durst und nichts anderes hat. Nach diesem etwas wirren Film fuhren wir dann aus dem um diese Zeit menschenleeren Oldenburg über die Autobahn zurück nach Heiligenhafen.
Hierher, zu der Tanke. Im noch warmen Auto legten wir uns Decken auf die Knie, um noch ein wenig Ruhe zu finden. Hundemüde, die Augen geschlossen. So saß ich da, guckte ab und zu aus dem Fenster in die Dunkelheit. Nichts geschah, Ruhe um mich herum.
So schlummerten wir alle 3 noch kurz im Auto, bis mein sanftes Säuseln die Mädels um den Schlaf brachte. Also gingen wir hier rein und bestellten uns ne Rutsche Tee. Tee für 99 cent übrigens!
Mein auf der Herfahrt leergesaugtes Tablet konnte ich hier elegant aufladen (es lädt immer noch). Qwixx, ein sehr schönes Würfelspiel mit Aufschreibfunktion vertrieb uns die ersten Stunden, bis sich meine Löwin dann doch ins Auto legte.
Weihnachtsmarkt Lübeck - Prost
Dort ist sie jetzt, um 4.10 Uhr, immer noch, während Berta neben mir sitzt und versucht, vor sich hin zu drömmeln. Wegen ihres Rückens mochte sie nicht auch noch ins Auto.
Ich werde jetzt aber weiter durchhalten, obwohl ich vorhin rumjammerte und nach Braunschweig zurückfahren wollte. Da hatte ich aber den Kampfgeist der Mädels unterschätzt!
Jetzt gilts also. In 2 Stunden macht der Bäcker auf und dann beginnt der Tag wahrscheinlich mit Shoppen. Bis dahin muß ich nur noch wach bleiben. Wenn es ganz hart kommt, dann spiele ich Doodle Jump, um wach zu bleiben.
... brauche ich nicht, da justamente meine Löwin im Eingang auftaucht. Vollkommen durchgefroren nach bald eineinhalb Stunden in der kalten Karre. Direkt neben ihr hatten ein PKW sowie ein Bus den Motor laufen lassen, damit die Insassen einen warmen Arsch haben.
Meine Löwin fror trotz fehlender Heizung nicht, konnte aber aufgrund des Krachs nicht schlafen. Und so sah sie dann auch aus. Ähnlich wie Berta setzte sie sich mit karpfenmäßigen Blick an den Tisch. Ich selbst ähnelte mehr dem "Frosch mit der Maske".
Jetzt war es wieder Zeit für Qwixx und noch ne Runde Tee. Das Klackern der Würfel hielt uns wach, so das wir kurz nach Sechs endlich aufbrachen, Richtung Marktplatz von Heiligenhafen. An dieser Stelle möchte ich mich beim Nachtservice der Tanke für das Aufladen des Tablets bedanken. Er wusste zwar nichts davon, aber trotzdem Danke.

Freitag, 20. Dezember 2013

Contramann: Kaufen im Netz 2/2

Das alles hat nix, aber auch rein gar nix mit Internethandel zu tun. Diese kleinen, unabhängigen Einzelhändler sind ja sogar eher in den Großstädten zuerst eingegangen, weil die entsprechende Kaufkraft die Filialketten dort zuerst hingezogen hatte. Und erst in dem Moment, wo sich die Ketten in den Fußgängerzonen der Metropolen breit gemacht hatten, zogen sie aus, um die Provinzen zu erobern. Nur in der Provinz hatten die kleinen „Krauter“ wie das Schuhhaus Rose überhaupt noch eine Chance, mit innovativen oder wenigstens originellen Konzepten den Ketten ein Schnippchen zu schlagen und den Bankrott weiter nach hinten zu schieben.
In Braunschweig gibt es höchstens noch Rheingold, aber da kauft auch keiner. Und Graff oder Pfankuch, die beiden ehemaligen Platzhirsche im Bereich Buchhandel hier als Gegenbeispiel anzuführen, hat einen entscheidenden Haken: Die Buchpreisbindung.
Die Buchpreisbindung ist wohl noch die einzige „staatliche“ Deckelung der ansonsten üblichen Marktpreise. Und da, wo der Wettbewerb über den Verkaufspreis ausgeschlossen ist, da hat dann auch wieder der lokale Einzelhändler eine Chance und kann regional auf seine Kundschaft schneller reagieren.
Hieran sieht man somit auch, auf welche Art und Weise man erstmal das Sterben des lokalen Einzelhandels verhindern könnte. Ein einheitlich vorgeschriebener Endverkaufspreis läßt mich eben nicht sofort zum Billigheimer rennen. Bekomme ich lokal eine gute Beratung, werde ich auch lokal einkaufen.
Für die Mädels ist das wegen des Shoppens im ersten Moment vielleicht beängstigend, aber keine Panik, meine Damen. Bei der Vielfalt an Markenbekleidung gibt es überall noch Neues zu entdecken. Sagt mir Bescheid, wenn ihr pinke Lack …
Und gegenüber den Internethändlern hat dann der Einzelhandel wieder eine Chance, egal ob lokaler Krauter oder Kette. Wenn man es dann noch schafft, Mindestlöhne einzuführen, ist der betriebswirtschaftliche Vorteil von Ketten wie auch vom personaloptimierten Internethandel enorm zusammengeschrumpft.
Große Lagerhaltung sowie enorme Transportkosten fressen dann eingesparte Personalkosten auf. So einfach ließe sich die im Artikel betrauerte Vielfalt im Angebot wieder herstellen.
In der sich immer schneller drehenden Konsumwelt sollen wir doch kaufen, bis der Arzt kommt. Aber das Ganze doch bitteschön mit moderat steigenden Löhnen, wo kämen wir denn sonst hin? Hierüber schweigen sich die Autoren in dem Wirtschaftswochenartikel aus.
Dies verwundert mich nicht, denn insbesondere jetzt vor Weihnachten ist das Amazon Bashing allgegenwärtig. Dieses Jahr ist es die schlechte Bezahlung der Stammkräfte des amerikanischen Internetriesen und die Weigerung des Konzerns, einen Tarifvertrag mit den Beschäftigten zu akzeptieren.
Ja wenn es gegen Amazon geht, dann können auch Journalisten von Bertelsmann, Springer oder der Holtzbrinck-Gruppe auch einmal den Nutzen von Gewerkschaften lobpreisen. Da jedoch diese Medienkonzerne den Markt nicht nur bei den Printmedien oder im Privat TV dominieren, sondern auch über Beteiligungen bei Bol.de, Buch.de, Thalia.de sowie Weltbild etc. direkte Konkurrenten von Amazon sind, hat diese Kritik a wenig Gschmäckle.
Angeblich steht Amazon hier nur stellvertretend für den Internethandel insgesamt. Sischer dat! Verwerflich an Amazon.de finde ich höchstens, das der Firmensitz in Luxemburg angesiedelt ist und demzufolge dort die immensen Gewinne versteuert werden. Aber so etwas wird natürlich in den Medien nicht thematisiert. Wenn man damit erst mal anfängt, wer weiß, welcher „ehrenwerte“ deutsche Konzern da noch an dem Pranger stehen würde.
Nein, Amazon wird deswegen benannt, weil der Konzern so erfolgreich ist und Bertelsmann und Co große Schwierigkeiten haben, sich dagegen zu behaupten. Denn der deutsche Michel denkt bei Internethandel zurecht erst an Amazon und dann an Amazon; Bol oder Buch.de kennt er eh höchstens dem Namen nach. Dass die Konkurrenz von Amazon auch keine Wohlfühlarbeitsplätze anbietet und wohl auch nicht wesentlich besser bezahlt, kriegt Michel dann auch gar nicht mit.
Selbst wenn der Michel durch solches Bashing den Internethandel meiden sollte, würde es eh nur Amazon treffen. Die anderen Händler keennt Michel eher nicht. Amazon dagegen kennt mittlerweile jeder; genau wie ebay oder google gehört ein Konto bei Amazon inzwischen zum guten Ton.
Und warum auch nicht? Einmal habe ich eine bei Amazon für Dora erstandene Digitalkamera an Amazon zurücksenden müssen, weil sie defekt war. Innerhalb einer Woche erhielt ich kommentarlos das verbesserte Nachfolgemodell inklusive einer Gutschrift von 10,- €, weil sich der Marktpreis zwischenzeitlich dementsprechend verringert hatte. Mach das mal bei mediamarkt oder gar einem „kleinen“ Elektrohandel!
Und weiter geht’s: Einzelhandel kontra Internet. Beratung und Service im Einzelhandel vor Ort? Schön wärs. Die Servicewüste Deutschland ist nach wie vor allgegenwärtig zu spüren. Ob bei Karstadt oder Saturn: Gelangweilte Verkäuferinnen zuhauf und beim Thema Technik ist die Ahnungslosigkeit Programm. Sich vor Ort zu informieren, um dann im Internet billiger zu kaufen, ist ja gar nicht machbar bei soviel Inkompetenz im ach so armen Fachhandel.
Es ist – zumindest im technischen Bereich – eher üblich, sich online, durchaus auch bei Amazon, zu informieren und dann vor Ort zu kaufen, weil es dort (Media, Saturn) genauso viel wie bei Amazon kostet und man es vermeintlich leichter bemängeln kann.
Bücher, CDs und DVDs haben Amazon groß gemacht. Die Fachgeschäfte vor Ort sind gerade in diesen Bereichen mit qualifiziertem Fachpersonal erschreckend schwach besetzt. Ich erinnere mich noch, als meine Löwin mal ein Fachbuch zum Thema Jagd als Geschenk für Martina suchte und nur alten Schrott vom Fachverkäufer der Buchhandlung empfohlen bekam.
Hier kann ich bei Amazon bei den Kundenrezessionen mein Glück versuchen. Dies ist natürlich auch immer mit Vorsicht zu genießen und verwirrt manchmal eher mehr als das es nützt, aber bei Fehlkäufen brauche ich mich nicht noch über den Verkäufer zu ärgern.
Oft wird als Argument gegen Amazon der viele Verpackungsmüll als ökologisches Totschlagargument in den Ring geworfen. So ein Quatsch – die Müllberge des Einzelhandels krieg ich als Vergleich ja gar nicht zu sehen. Und Amazon verpackt ausnahmslos in Recyclingkartonagen. Zugegebenermaßen wird der Inhalt mit Folie fixiert.
Aber selbst wenn dieses Argument richtig wäre, wird doch andersrum ein Schuh daraus. Denn der Paketzusteller, der übrigens auch arbeitsplatzmäßig vom Internethandel profitiert, liefert beispielweise 100 Pakete mit einer Fuhre aus. Nehmen wir mal an, alles Amazon und alles Bücher. 100 Pakete an 100 Kunden. Um den Inhalt dieser Pakete im Laden zu verkaufen, müßten die Käufer erst im die Stadt fahren. Dazu kommen diejenigen, die nur gucken, aber nicht kaufen. Diese wiederum gleichen diejenigen mehr als aus, die nicht mit dem eigenen Auto ins Parkhaus eiern. Was da an Benzin unnütz verballert wird!
Wie eben schon angerissen, werden Arbeitsplätze verschoben und fallen nicht gänzlich weg. Ob für 1000 entlassene Verkäufer 1000 Leute mehr bei Paketdiensten oder andersweitiger Peripherie des Internethandels gebraucht werden, glaube ich zwar auch nicht. Aber die Qualifikation von Verkäufern zweifele ich eh an und überhaupt.
Die Zeiten ändern sich. Das Beispiel der Pferdedroschken zu Taxis ist zwar abgedroschen, ebenso die Schreibdienste in größeren Betrieben. Aber weggefallen sind diese auch mit der technischen Entwicklung. Die hält ja bekanntlich weder Ochs noch Esel auf.
Deshalb ist der Artikel insgesamt gesehen mal wieder nur heiße Luft. Am Ende zeigt selbst der Wirtschaftswoche Artikel noch Alternativen wie quicker.de oder hitmeister.de auf. Das einzelne Geschäfte somit zwar auch über das Internet präsent sind, mag den Geschäftsinhaber zwar vor einer Pleite bewahren, nicht aber sein Ladengeschäft vor einer Schließung.
Das hilft also auch nicht gegen leere Innenstädte wie in Bad. Da hilft den Innenstädten eh nur eins, die Rückbesinnung auf den Kernbereich einer Stadt als Gesamtkunstwerk. Will sagen, Shoppen als Freizeitspaß. Frauen brauchen Boutiquen zum Stöbern. Dazu Restaurationsbetriebe, Freizeitprogramme zur Bespaßung. Bierstände, Bratwurstbuden für die Männer. Halligalli anschnallen eben.
In Großstädten wie Braunschweig gibt es dazu auch Ansätze. In Gelnhausen stecken derartige Konzepte wohl noch in den Schubladen, also raus damit, ihr Einzelhändler. Nur Mut und ihr werdet Erfolg haben.
Den Kampf gegen das Internet kann man ohne Restriktionen des Staates nicht gewinnen. Und Restriktionen … welcher Händler möchte die schon?
Ich jedenfalls freu mich über die Weihnachtsmärkte aktuell und nächstes Jahr über Sonderaktionen in der City.
Ansonsten sehen wir uns bei Amazon und Co.

Montag, 16. Dezember 2013

Contramann: Kaufen im Netz 1/2

Den folgenden Artikel bekam ich – ausgedruckt – von einem wutschnaubenden Detzer in die Hand gedrückt. „Und Du, Du bist auch so Einer! Einer, der bei Amazon kauft.“ geiferte er.
Ich versprach Detzer, mir den Artikel einmal anzuschaun und machte dies natürlich auch. Denn die Wirtschaftswoche ist ja nun eine seriöse und anerkannte Zeitung. Fachkompetenz ist da vorauszusetzen. Allerdings kein Gespür für sich ändernde Märkte, deshalb muß ich mich hier etwas auslassen.
Tenor dieses durchaus lesenswerten Beitrages ist, dass die Kaufkraft zunehmend vom Einzelhandel weg zum boomenden Online-Handel fließt. In kleinen und mittleren Städten ist dies besonders zu spüren. In Großstädten noch nicht so extrem, weil hier natürlich die Kundenströme größer sind.
Dieser Analyse kann ich voll und ganz zustimmen. Schließlich arbeite ich in Salzgitter Lebenstedt. Salzgitter Bad kriege ich auch ab und an zu Gesicht. Hier möchte ich nicht einkaufen müssen. Auch alteingesessene Geschäfte wie z.B. Schuhhaus Rose fristen hier ein trübes Dasein und werden wohl oder übel bald über die Wupper gehen müssen.
Große Ketten wie KiK, Takko, Tedi, McGeiz sind da zwar robuster. Aber allein die Häufung dieser Art von Läden und das Fehlen origineller oder innovativer Ladenkonzepte lassen mich an Lucky Luke Comics denken.
Dort sitzen die Geier auf den großen Kakteen und warten geduldig auf die Opfer, die sich in der Wüste verirren und wehrlos sind. Das wären in diesem Falle die älteren Mitbürger, die eben nicht mehr so beweglich sind und nach Braunschweig zum Shoppen fahren können. Die Hartzer können wenigstens noch mit dem Zug weg, aber mit nem Rollator wird das eng.
Dieses Muster aber funktioniert auch ohne den Online Handel. Hier widerspreche ich dem Artikel entschieden.
Denn auch früher schon gab es den Versandhandel über Quelle, Neckermann oder Otto. Die haben lediglich die Vertriebsmöglichkeiten über das Netz falsch eingeschätzt und den Anschluß verloren. Meine Eltern hatten immer über Quelle Kleidung und Spiele, ja sogar Elektrogeräte gekauft. Letztere dann vielleicht über den Laden auf dem Bohlweg, wo heute Meckes ist. Aber ausgesucht im dicken, fetten und bunten Versandhauskatalog.
Übrigens: Daneben war auch Salzmann, in Spitzenzeiten auf 3 Etagen und noch ne Zweigstelle in der Burgpassage. Der Hauptladen am Bohlweg machte schon vor dem Internet Boom die Grätsche; In der Burgpassage ging es bis 2006.
Aber bleiben wir in Salzgitter. Als ich in Lebenstedt 1991 anfing zu arbeiten, war Hertie gerade noch auf. Ich hatte dort mal irgendetwas kaufen müssen, weil mein Auto nicht mehr fuhr. Wagenheber? Jedenfalls war der Laden damals schon ziemlich abgerockt. Das bedeutet, das man dort zwar z.B. einen Staubsauger kaufen konnte, aber keine Auswahl hatte.
4 – 5 verschiedene Modelle wenns hochkommt. Und dann noch alles Einzelstücke. Hier wurde das Dilemma deutlich, dass erst Hertie in Braunschweig und Salzgitter, Karstadt in Wolfenbüttel und Bad zum Verhängnis wurde. Du hattest kaum Auswahl bei den einzelnen Artikeln und dann waren die Preise auch denen beim Elektro- oder Textildiscounter gegenüber hoffnungslos unterlegen.
Fachkenntnis beim Verkaufspersonal war da Mangelware. Deshalb gingen nach und nach die umsatzträchtigen Abteilungen in den Kaufhäusern ein. Elektro- und Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik: Media Markt und später Saturn waren da nicht nur aufgrund ihrer aggressiven Werbung gnadenlos günstig. Durch die vielfältige Markenauswahl machten insbesondere Hertie oder selbst Karstadt und Galeria Kaufhof dicke Backen.
Wie gesagt, Lebenstedt wie Bad aber auch Wolfenbüttel verloren mit der Zeit „ihre“ Kaufhäuser. Für nen Fernseher konnte man eben auch schon mal nach Braunschweig zu Media Markt fahren, wenn man da 100 bis 200 Deutschmark sparen konnte. Wir reden hier von Artikeln, die man schließlich nicht jeden Tag kauft.
Etwas häufiger braucht man Bekleidung. Hier wird mir jeder Ehemann seufzend zustimmen, wenn ich sage: Die Mädels brauchen Auslauf äh Auswahl. Unseren Eltern reichte es vielleicht noch, mal kurz bei Karstadt und C&A nach dem Rechten zu sehen. Aber mehr und mehr mußten es viele Geschäfte, kleine wie große Läden sein. Das „Shopping“ avancierte zum angesagten Freizeitspaß. Die Damenunterwäsche bei Karstadt ist da natürlich nicht mehr so prickelnd. Dass sich C&A bis heute hält, ist wohl eher den angenehmen Preisen geschuldet.
Diese Art der Spezialisierung, im normalen Arbeitsleben seit den 70ern gang und gebe, erfordert eine Flexibilität auch bei der Ladengestaltung, da ist ein Kaufhaus klassischen Stils schlichtweg überfordert. Das private und unabhängige Kaufhaus im hessischen Gelnhausen kann ja nur froh sein, dass es sich in diesem Kaff überhaupt solange halten konnte. Der vielgescholtene Internethandel hält da höchstens die Grabrede.
Die genannten Beispiele sind sicherlich selbst für die Braunschweiger Region nicht abschließend aufgezählt, zeigen aber eines deutlich: Das Sterben im Einzelhandel begann schon vor dem Internethandel, weit vorher.
Denn eins mußte Detzer auf meine Nachfrage auch eingestehen: Im Schuhhaus Rose kauft er auch nicht ein. Aber warum beklagt er sich dann, dass die Leute „bei Amazon“ oder in Braunschweig einkaufen? Und da steht er garantiert nicht alleine da.
Das Schuhhaus Rose ist ein alteingesessenes Familienunternehmen wie das Kaufhaus in Gelnhausen. Deichmann ist nicht weit weg, C&A um die Ecke. Hat Rose da schon Probleme im Pricing, dann darf man an Braunschweig erst gar nicht denken. Da ist die Auswahl noch größer und die Preise nochmals günstiger. Und wenn es Qualität auf Teufel komm raus sein muß; Hildesheim ist auch in der Nachbarschaft.
Da hilft nur noch arrivierte Stammkundschaft – und die stirbt nach und nach weg. Das klingt jetzt bitter, aber Reinicke & Richau Haushaltswaren in Braunschweig mußten auch vor 2 Jahren mangels Kundschaft aufgeben. Kaufgewohnheiten, ja der Markt hatte sich halt verändert. Das Konzept eines reinen Haushaltswarenladens hatte sich überlebt.
Witzigerweise wird in dem Wirtschaftswochen Artikel vom Sterben des Einzelhandels in kleinen und mittleren Städten berichtet. Die Autoren haben hier schlampig recherchiert. Zuallererst gingen schon seit den 70ern, spätestens 80ern die „privaten“ Geschäfte vor die Hunde, als findige Betriebswirtler den Vorteil von größeren Ketten mit den Filialen vor Ort entdeckten.
Wenn man schwarze Lacklederstiefel für bundesweit 137 Filialen en gros beim Hersteller aufkaufen kann, ist der Einkaufspreis natürlich wesentlich geringer als für das Schuhhaus Rose. Zumal bei einem größeren Unternehmen auch eher Luft ist, um auch mal pinke Lacklederstiefel testweise für Düsseldorf einzukaufen. Bei Rose käme wohl niemand auf diesen innovativen Gedanken.
Blitzschnell sind wir bei der größeren Markenauswahl, bunter Ladengestaltung und besseren Preisen. Ohne dabei schlechteren Service bieten zu müssen, das haben die Kunden sehr schnell gelernt. Der Preis ist heiß – denn mit schwarzen Lacklederstiefeln kennen wir uns doch alle aus, oder?