Mittwoch, 31. Mai 2023

Uncle Fester: grad gelesen Mai 2023

Dirk van den Boom - Die Welten der Skiir: Prinzipat, Protektorat und Patronat (Band 1-3)
Die hochgelobte Triologie des deutschen Politologen. Schaun mer mal, dachte ich zunächst. Denn der erste Band legte ein sehr gemächliches Tempo vor. So richtig fesselnd wurde es jedoch im dritten Band, als die Zusammenhänge offenbar wurden und das Finale anbrach. Für mich persönlich bedeutet die eingestreute Reminiszenz an die Ringwelt von Larry Niven den Gamechanger, dazu später aber mehr.
Das Volk der Skiir beherrscht seit Jahrtausenden die gesamte Galaxis. Dank der dreigeteilten Gewalt aus Prinzipat (Religion), Protektorat (Militär) und Patronat (Verwaltung), welche für sich genommen jeweils autark sind, herrscht ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis. Vergleichbar mit Star Trek werden Völker, welche die Technologiestufe zur Eroberung des Weltraums geschafft haben, in dieses System integriert.
Allerdings legen die Skiir jenen Völkern eine 200-jährige Quarantäne auf, in denen etwaige Widerstände und Unruhen unterdrückt werden. Die Handlung des Romans setzt in dem Moment ein, in dem die Quarantäne für die Menschen beendet wird.
Nun entsenden die Menschen einen ständigen Botschafter und drei Mitarbeiter in den Reichsrat des Imperiums, der auf einer Sternstation im Argus System beheimatet ist. Der Tischler Flockhart Eder wird überraschend als Botschafter bestimmt.
Es stellt sich jedoch im Laufe der Handlung heraus, dass Eders Vater ein hochrangiger Vertreter der Widerstandsbewegung gegen das Imperium gewesen war und auf der Erde ein Artefakt versteckt hatte, mit dem sich Tore zu anderen Universen öffnen lassen.
Doch erst im dritten Band wird sich herauskristallisieren, dass die Skiir nicht durch natürliche Evolution entstanden waren, sondern künstlich durch das Volk der Hatta erschaffen worden waren. Gleiches gilt auch für sämtliche Völker des bekannten Universums, einschließlich der Menschheit. Ohne Scheiß, dies halte ich für einen erfrischend neuen Denkansatz in der Science-Fiction. Nicht einmal Philip K. Dick kam dieser Gedanke.
Flockhart Eder und seine drei Mitarbeiter sind an fast allen Geschehnissen während der drei Romane direkt beteiligt. Die Chinesin Bixa Li steht dem Protektorat nahe und ist eine Kämpferin - ausgebildet, um notfalls Aliens umbringen zu können.
Harkin Leybold ist Wissenschaftler und Ersatzmann für Torgen, einem genialen Xenobiologen, der vom Prinzipat ausgewählt worden war. Der Mord an Torgen wird vom Investigator Tobias Markensen untersucht. Dieser trägt im Verlauf der Romane noch wesentlich zur Handlung bei, während Leybold lediglich „dabei" ist.
So ist es Markensen, der im zweiten Band entführt wird und in der Folge als erster am eigenen Leib erfährt, dass er selbst gerade mal ein paar Jahre alt ist und seine gesamten Erinnerungen künstlich eingepflanzt worden waren. Dies im Wesentlichen dadurch, dass der eigentlich tote Markensen in einen anderen Körper transferiert wird.
Fehlt noch der dritte Mitarbeiter. Dies ist die spröde und nachdenkliche Yolana, welche vom Erfüller, dem Vertreter des Patronats auf Erden, vor Beginn der Mission noch einmal besonders indoktriniert wird.
Nachdem die menschliche Delegation im Reichsrat angekommen war, musste sie sehr schnell feststellen, dass sie als Neulinge im allgemeinen Politikbetrieb nur eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Glück geht es aber sehr schnell los mit der Action - am Ende des ersten Bandes. Bis dahin muss der geneigte Leser also durchhalten.
Der Zerstörer, ein vom Patronat künstlich erschaffenes Wesen, welches gleichzeitig ein Raumschiff ist, zerstört die Station des Reichsrates. Wie wir später erfahren, sind die drei Fraktionen der Skiir zerstritten. Außerdem sind die drei Fraktionen nicht nur autark, sondern haben komplett eigene Strukturen aufgebaut, unter anderem auch Streitkräfte.
Das Reich zerfasert somit in drei Machtbereiche. Dem Zerstörer gelingt es, einen Teil der zahlreichen Botschafter aller möglicher Völker von der Sternenstation zu retten und als Geiseln zu nehmen. Infolgedessen erhält der krebskranke Eder einen neuen Körper, dazu verpflichtet der Zerstörer Eder als Herold, auf dass dieser ihm als Sprachrohr dienen möge.
Und um das Hatta Artefakt zu schützen, errichtet der Zerstörer eine undurchdringliche Mauer um die Erde, so dass die vereint angreifenden Flotten der Skiir in Schach gehalten werden können. Zwischenzeitlich kann Eders neuer Körper das Hatta Artefakt absorbieren und der alte Skiir Wissenschaftler Xiin, der hinter der Entwicklung des Zerstörers gesteckt hatte, löst den Wall auf und setzt sich mit dem Schiff „Wahre Freude" in Richtung des Ringplaneten ab, wo er ein Tor in das Taschenuniversum öffnen will, in welches sich die Hatta zurückgezogen hatten.
Dieser Ringplanet ist allerdings unbewohnt - ganz im Gegensatz zum literarischen Vorbild von Larry Niven. Hier ist die Heimat der Hatta, der einzigen echten biologischen Lebensform der Galaxis. Der Ringplanet selbst spielt für die Handlung keine Rolle und wird auch nur lediglich über zwei bis drei Seiten beschrieben.
Die ersten Hatta strömen in unser Universum, um alle künstlichen Lebensformen - wir erinnern uns: Alle Lebensformen sind künstlich, als Xiin es gelingt, das Tor zu öffnen. Aber nicht zuletzt dank des mutigen Einsatzes der Vereinten Flotten der Skiir und des selbstmörderischen Opfers von Flockhart Eder, welcher sich selbst aufgibt und sich als Transformer in wilder Raserei den Hatta entgegenstellt, kann das Tor wieder verschlossen werden.
Ganz am Ende entdeckt Xiin seinen Irrtum und hilft den vom Zerstörer in Geiselhaft genommenen Lebewesen zur Flucht auf den Ringplaneten. Im Epilog wird deutlich, dass das Skiir-Imperium seine Macht verloren hat. Ansonsten bleibt aber alles offen.
Das riecht also nach einer Fortsetzung, obwohl ich den Eindruck habe, das van den Boom mittlerweile keine Hard Science Fiction mehr schreiben möchte. Insgesamt ist der Zyklus spannend und kurzweilig geschrieben, man sollte das Werk jedoch zügig durcharbeiten. Die vielen Charaktere und Handlungsstränge erfordern eine hohe Aufmerksamkeit, zu lange Pausen und Du bist raus.

Montag, 29. Mai 2023

Contramann: kurz gesehen im Mai

Ich nehme das Fazit mal vorweg und erkläre es danach:
Lieber Rechte, die für Frieden sind, als Linke, die den Krieg wollen.
Also: Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer waren in ihrem Friedensmanifest für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zwischen Ukraine und Russland eingetreten. Die woke Linke nahm dies zum Anlass, die beiden Damen in einem rechten Umfeld zu verorten. Also genau so, wie sie es während der Coronaphase gelernt hatten:
Wer nicht für mich ist, ist ein Rechter!
Das reicht schon, um sich nicht mehr mit abweichenden Meinungen auseinandersetzen zu müssen. Welch ein Armutszeugnis! Dieser Beißreflex negiert alles, für die links denkende Menschen angeblich antreten. Als da wären Akzeptanz anderer Meinungen, Vermeidung einer Ausgrenzung von Minderheiten oder ein wohlwollendes Miteinander.
Insbesondere die Antifa fällt in den letzten Jahren durch eine zunehmend aggressive Ablehnung nicht genehmer Ansichten auf, was im Übrigen eine gute Charakterisierung faschistischen Verhaltens ist. Diese Verpeilten können mittlerweile das „Anti“ aus den Namen ihrer Gruppierungen streichen.
Es ist schon seltsam, dass sich z.B. die AfD zur Zeit mehr für den Frieden einsetzt (obwohl ich denen das nicht wirklich abnehme) als die ach so progressive Linke. Für mich als Altlinken ist dies eine bittere Erkenntnis.

https://www.rationalgalerie.de/home/ard-denunzianten
Der MDR hatte über seine Sendung „Fakt“ die Erstunterzeichner des Friedensmanifestes von Wagenknecht und Schwarzer angeschrieben und um Stellungnahme gebeten. Die Redaktion hatte angeblich „Rechte“ entdeckt; Eine Abgrenzung der Initiatoren des Manifestes zu den Rechten wäre somit nicht gegeben.
Die Unterzeichner wurden gefragt, ob diese das Manifest nach Kenntnis dieser Tatsache noch einmal unterschreiben würden.
Also vor Allem ist diese „Tatsache“ albern, wenn man eine derartig schwammige Behauptung („Rechte“) aufstellt und damit indirekt eine Nähe zu „Rechten“ unterstellt, wenn sich der Angeschriebene nicht distanziert.
So eine Vorgehensweise war in der Vergangenheit dem DDR-Fernsehen vorbehalten.

https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/die-neue-lust-am-petzen/
...und noch einmal die Denunzianten. Der Autor dieses Beitrages startet mit der mehr als interessanten These, das die meisten Denunziationen während der Nazi-Zeit aus rein privaten und eben nicht politischen Motiven erfolgten. Macht das jetzt die hier schon beschriebene Diffamierungskultur woker Linker als menschlich entschuldbar?
Ich glaube eher nicht und dementsprechend zieht auch der Autor in der Folge Parallelen zu dem heute erneut erkennbaren Denunziantentum. Ob es um die Vielzahl an von der Politik erwünschten anonymen Hinweise bezüglich der mutwilligen Verletzung von Coronamaßnahmen geht oder um das aktuelle „an-den-Pranger-stellen“ von „Putin-Verstehern“ geht:
Die meisten Mitbürger sind bestrebt, am Ende des Tages auf der richtigen Seite zu stehen. Und wenn Politik und Medien mit voller Power eine Meinung vertreten, dann möchte der deutsche Herr Biedermann sich nicht dagegen stellen. Andernfalls könnte man ja im Abseits stehen und jemand anders erhält die höher dotierte Stelle.
Damit aber nicht genug: Wenn ein Konkurrent - egal, worum es dabei gehen mag - eine von der Mehrheit abweichende Meinung vertritt, wittert Biedermann Morgenluft. Der Konkurrent wird angeschwärzt - natürlich alles zum Wohle der Allgemeinheit - und man selbst steht dadurch in einem besserten Licht da.
Böses tun und sich gleichzeitig im Recht wähnen - das ist der Biedermann, wie wir ihn aus der Erzählung von Max Frisch kennengelernt haben. Insbesondere Wähler der Grünen haben dies nach meiner Beobachtung perfekt umgesetzt.
Quasi ähnlich wie damals. Ich bleibe dabei: Grün ist das neue Braun.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Dienstag, 23. Mai 2023

Warum spielt denn der Poldi nicht?

19
So. 26. Juni

Ausgeruht stand ich wieder früh auf. Eigentlich genau wie gestern. Und deshalb gab es zu den Aufbackbrötchen von Penny gleich wieder eine Folge "Die 2". Eine der bekannteren Episoden noch dazu, nämlich "das doppelte Lordchen". Danny muss sich als Lord Sinclair ausgeben, um von der Sekretärin von Harry Krane einen Mikrofilm mit den Beweisen für Krane's kriminelle Aktivitäten auf einer Auktion zu erhalten, während dieser den echten Lord gekidnappt hatte.
Krane wird von Bernard Lee gespielt, der als "M"in den James Bond Filmen weltberühmt wurde. Danny und Brett arbeiteten auch in dieser Folge gut zusammen, wie wir es heute auch von der deutschen Nationalmannschaft erwarteten. Anders als sonst an Sonntagen vergammelten wir größtenteils den Tag bis zum Beginn des ersten Spiels um 15.00 Uhr.
Vor dem ersten Spiel Frankreich gegen Irland fuhr ich noch schnell zu KFC. Das hatte ich meiner Löwin versprochen, denn sie konnte wegen ihres schmerzenden Knies die Zucchini Puffer nicht mehr machen, das ging beim besten Willen nicht. So gab es also gesundes Hühnerfleisch in Form eines "Buckets" mit Filet Bites statt zermanschtem Gemüse. Die Sondercoupons (da haben wir es wieder!) von KFC wollten wir während der Europameisterschaft noch mal schnell mitnehmen.
Bei Frankreich gegen Irland lagen unsere Sympathien eindeutig bei den Iren. Das lag größtenteils daran, dass Oliver Welke ein Handyvideo aus der Pariser Metro präsentierte, in dem einige irische Fans ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter sanft in den Schlaf sangen. Dies rührte auch uns zu Tränen, denn wir hatten die hervorragende irische Gastfreundschaft bereits vorletzten Herbst genießen dürfen.
Ich hatte mich gerade hingesetzt und schlürfte an meiner Brause, da pfiff der Schiri auch gleich Elfmeter in der zweiten Spielminute. Für Irland und dies vollkommen berechtigt. Sowohl Kahn als auch Welke sinnierten in der Pause, das der Ire Long nur darauf gewartet hätte, das er sich bei dem heraneilenden Pogba einhaken konnte. So ein Quark! Pogba kam angerannt wie ein Büffel und darf sich nicht wundern, wenn der Schiri das abpfeift.
Unhaltbar ging der Strafstoß vom rechten Innenpfosten ins Tor der Franzosen. 1:0 und wir jubelten auf unserem Sofa, selbst Sushi fing automatisch an zu schnurren. Dabei hatte Deschamps bei der Equipe Tricolore gleich 4 Spieler ausgetauscht. Die Franzosen hatten ihr bestes Team auf dem Platz. Aber ein Ausgleich war nicht in Sicht, im Gegenteil. Die Iren waren bei ihren wenigen Kontern erheblich gefährlicher als die Hausherren und die Fans sangen kurz vor der Pause so laut, das Gotthilf Fischer seine Freude gehabt hätte.
Doch der Reporter hatte es vermutet und leider kam es dann auch so. Das laufintensive Spiel der Iren rächte sich nach der Pause. Von Minute zu Minute wurden die Nachlässigkeiten in der zuvor dichtgestaffelten Abwehr immer größer. Obwohl ich bereits in der Halbzeit anfing, der drohenden Niederlage der Iren mit diversen Opferbieren zu bekämpfen, nützte das alles nichts.
So um die 60. Minute herum machte Antoine Griezmann für die Franzosen innerhalb von 120 Sekunden alles klar. Erst per Kopf, dann wunderschön mit dem linken Fuß ins rechte Eck, freigelaufen auf Strafraumhöhe. Beide Male hatte der irische Keeper keine Chance. Die Iren kassierten noch eine rote Karte und waren in den letzten 30 Minuten chancenlos gegen nun sicher stehende Franzosen.
Schade eigentlich, aber wir mussten leider zugeben, das sich die Franzosen nach anfänglichen Schwierigkeiten ins Spiel hineingearbeitet hatten und im Turnier noch ihren Weg machen werden. Das sah auch der Studiogast Christian Karembeu so. Der Altinternationale hatte die Ruhe weg und trägt immer noch seine Dreadlocks. Der Mann ist doch auch schon über 40, oder? Der altert gar nicht…
Egal, abgehakt. Schade um die Iren, aber die EM läuft weiter. Stanislawski stimmte uns kurz mit einer seiner Videoanalysen auf das nächste Achtelfinale Deutschland gegen Slowakei ein. Für mich die Gelegenheit, das mittlerweile 4. Bier zu öffnen. Es wurden auch jubelnde deutsche Fans beim Public Viewing in Frankreich gezeigt.
Auch in Braunschweig und anderswo gibt es Gelegenheiten genug, die deutschen Spiele im Public Viewing auf einer Großbildleinwand mit mehreren Hundert oder gar Tausend Gleichgesinnten zu schauen. Da stellst Du Dir sicher die Frage, warum wir dort nicht hingehen?
Schon beim Doppelkopf-Abend am spielfreien Donnerstag stellten wir, also Pocke, Angel, Ulli und ich, erstaunt fest, dass keiner von uns Lust hat, sich diese nervtötende Deutschtümelei anzutun. Du ergatterst keinen Sitzplatz, fürs Bier darfst Du noch 20 Minuten anstehen und die ganze Gröhlerei…. Nein danke. Beispielhaft sei hier der Versuch von Ulli und der Katze genannt, sich das Spiel Deutschland gegen Nord Irland im Public Viewing auf dem Altstadtmarkt anzusehen.
Sie hatten gerade den Bereich der Vorführung betreten, als ihnen ein leicht angetrunkener, junger Fan mit umgehängter Fahne, DFB-Shirt usw. – volles Programm also – entgegentrat und Ulli anblaffte: „Wie siehst Du denn aus? Hast ja keine Fanklamotten an. Bist wohl ein Ausländer!“
Wer Ulli kennt, weiß, dass der junge Mann vom Glück gesegnet war. Normalerweise hätte Ulli bei so einer Ansprache dafür gesorgt, dass dieser Fan sein Abendessen mit der Schnabeltasse zu sich nehmen müsste. Aber angesichts der gewaltigen Horde an „aufrechten Deutschen“ hielt sich Ulli wohlweislich zurück und ging nach gegenüber ins Come in, um dort mit normalen Menschen das Spiel auf mehreren Bildschirmen verfolgen zu können. Dort ist das Bier immer frisch und kommt an den Tisch.
Wie auch gegen Nord Irland kam die deutsche Mannschaft gleich in Wallung und hielt die Slowaken von jeglichen Offensivbemühungen ab. Sie waren haushoch überlegen und Boateng nahm sich nach 8 Minuten ein Herz und knallte einen Abpraller ins 20 Meter entfernte slowakische Gehäuse volley, wo der Ball unhaltbar links unten neben dem Pfosten einschlug. Ein Traumstart und Boatengs erstes Länderspieltor. Sofort eilte er zu Müller-Wohlfarth und dem Physiotherapeuten, die ihn mit vereinten Kräften noch rechtzeitig für dieses Spiel fit bekommen hatten.
Von den Slowaken kam anschließend immer noch nichts. Jogis Jungs suchten jetzt die Entscheidung. Schon 5 Minuten nach der Führung bekamen sie einen Elfmeter, den Ösil kläglich vergab. Apropos Ösil: Bela Rethy, der Sportreporter, den keiner braucht, litt mal wieder unter Wahrnehmungstrübungen. Er meinte doch allen Ernstes, das Ösil sich nicht nur stark verbessert, sondern auch ein super Spiel zeigte. Meine Löwin und ich konnten da nur mit dem Kopf ob der fehlenden Objektivität schütteln. Seitens des Reporters.

Sonntag, 21. Mai 2023

Hartmudo: Superwumms

9
Es war nichts passiert, meine Löwin lud das Gepäck und mich ein, dann waren wir endlich zu Hause. Jetzt sollte ich doch alles überstanden haben. Endlich zu Hause, am nächsten Tag einen Termin beim HNO-Arzt.
Die Gipsschiene würde normalerweise nach einer Woche abkommen. Dass diese laut der operierenden Oberärztin in meinem Fall zwei Wochen länger dran bleiben sollte, weil ich am Daumengelenk noch einen weiteren Bruch erlitten hatte, vergaß ich geflissentlich.
Abends schauten wir noch einen der gewohnt schlechten Tatort Krimis, danach saß ich wieder in meinem Zimmer vor Rechner und Fernseher. Eigentlich hätte ich jetzt jubilieren müssen, tat es jedoch nicht. Die gute Laune konnte ich leider nicht konservieren, dunkle Gedanken umnebelten mein Hirn.
Ich würde wohl noch mindestens drei Wochen mit der Gipsschiene herumlaufen müssen, wegen einer zu befürchtenden Bindehautentzündung machte ich mir auch noch einen Kopf. Ich spielte ein wenig an meinem Tablet, dazu liefen Archer und Peacemaker über die Mattscheibe. Das brachte mich etwas runter, bevor ich mich hinlegte.
Montag, 16. Januar. Ich hatte länger als gewöhnlich geschlafen; schließlich war ich gestern Abend ja auch schon todmüde gewesen. Nach einem kurzen Frühstück begab ich mich zu meinem HNO, bei dem ich um 11:30 Uhr einen Termin hatte. Da saß ich dann wieder schön mit der FFP2-Maske über eine halbe Stunde im Wartezimmer, bevor ich an der Reihe war.
Auf meinen Vitamin D3-Spiegel ging er gar nicht ein, stattdessen empfahl er mir die tägliche Einnahme von Algenöl wegen der extrem hohen Omega 3-Fettsäurenanteile. Wenigstens konnte ich jetzt die Nasensalben absetzen, „zum Glück" hatte ich ja noch Salben fürs Auge und jetzt auch noch einen Esslöffel Algenöl jeden Tag.
Dienstag, 17. Januar. Um 10:30 Uhr war ich beim Orthopäden geladen, der die weitere Behandlung meines gebrochenen Handgelenks übernehmen würde. Nach dem Röntgen und ein wenig Herumtasten konnte er mir bestätigen, dass der Heilungsprozess gut verlaufen würde. Allerdings wurde die Gipsschiene noch bis zum 1. Februar am Unterarm bleiben müssen, damit sich der Sehnenanriss oder Bruch am Daumengelenk restaurieren könne.
Zwar war mir dies bereits vorher klar gewesen, doch ich hatte es verdrängt gehabt. In der Folge ging es mir mal besser, mal schlechter. Aber immer, wenn es unter dem Verband juckte, bekam ich Herzrasen.
Die Augensalbe, die extrem hohe Vitamin D3-Ration und nun noch das Algenöl waren zusätzliche Tagesaufgaben, die meine volle Aufmerksamkeit erforderten, mich allerdings eher zum Grübeln einluden statt mir Hoffnung zu geben.
Freitag, 20. Januar. Die letzten beiden Nächte hatte ich sehr schlecht geschlafen. Immer wenn ich wach wurde, spürte ich eine große innere Unruhe mit Herzrasen und hatte in der Folge große Probleme, wieder einzuschlafen.
Rein verstandesgemäß waren mir die Zusammenhänge klar, aber ich kam nicht gegen die negativen Gefühle an. Ich hatte große Angst, war niedergeschlagen und das Wochenende stand vor der Tür. In meiner Not wandte ich mich an meinen Hausarzt, der mir Schlaftabletten verschreiben sollte.
Passenderweise war dieser am Freitag natürlich noch im Urlaub, so dass mich seine neue Sprechstundenhilfe auf den folgenden Montag vertröstete. Bis dahin musste ich also durchhalten. Dies war der Moment gewesen, an dem ich mich dazu entschied, es mit Baldriantabletten zu versuchen.
Nach einiger Zeit der Recherche im Netz entschied ich mich für Kneipp Baldrian Nacht 700 mg. Davon nahm ich ab Freitagabend eine Tablette ca. eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen; dazu noch Melatoninspray und noch etwas lesen. Irgendwann wurden meine Augen schwer. Also setze ich die Maske auf und machte das Licht aus.
Zum Glück fiel mir das Einschlafen leicht, jedoch wachte ich (wie üblich) mitten in der Nacht auf, weil ich pinkeln musste. Spätestens beim erneuten Hinlegen danach hatte sich das Herzrasen wieder eingestellt - was dazu führte, dass ich hart kämpfen musste, um wieder einschlafen zu können.
Dies klappte an dem Wochenende mehr schlecht als recht. Dies ging mit einer überaus stark niedergeschlagenen Stimmung einher. Ob Freitagabend bei unserer Solo-Runde oder kurz danach am Sonntagabend beim Kegeln: Ungewohnt nachdenklich und schweigsam verbrachte ich beide Termine.
Positiv habe ich in Erinnerung behalten, dass ich bei diesen Gelegenheiten wenigstens etwas abgelenkt wurde. Und dank meiner jeweiligen Mitstreiter hatte ich so das Wochenende gut überstanden. Ach ja: am Samstag hatten wir Jela zu Besuch welche unter einer starken Erkältung litt. Für mich alten Paranoiker war dies natürlich wie gemacht.

Dienstag, 2. Mai 2023

guterPlatzzumBiertrinken: Halloween

Sonntag, 30 Oktober. Das nennt man wohl Indian Summer. Es sind zwar nur 15 Grad Celsius draußen, aber die Sonne hat immer noch Kraft und scheint wie im Mai vom Himmel. Kein Wölkchen zu sehen - Da wird es Zeit für eine meiner Touren.
Morgen ist Halloween und heute Mittag spielt Eintracht in Sandhausen; da kann es schon mal losgehen mit dem Radeln. Ach ja: Mein Fahrrad hatte ich letzte Woche reparieren lassen müssen, weil die Bremse festsaß. Der übliche Verschleiß sicherlich. Dafür funktioniert die Bremse jetzt sofort. Der Bremsweg wird dadurch erheblich verkürzt.
So fuhr ich vorhin also froh gelaunt los, mein Ziel fest im Blick. Dass ich jetzt hier im Cafe Meyer sitze, ist dem gestrigen Nachmittag geschuldet.
Da sind meine Löwen und ich zusammen mit Berta zu Roller nach Volkmarode gefahren, um uns nach neuen Sitzmöglichkeiten für unsere Essecke umzusehen. Die Suche verlief zwar erfolglos, doch die langgezogene Berliner Straße hatte mein Interesse geweckt; Hier war ich bislang noch nicht lang gefahren.
Und gerade auf diesem langen Stück bis zum Cafe, auf dem äußerst schmalen Fahrradweg an der viel befahrenen Straße entlang, lief mein Fahrrad hervorragend. Das war aber auch schlimm am Dienstag dem 18. vor zwei Wochen gewesen, als ich auf der Fahrt zum Sport und noch mehr auf der Rückfahrt feststellen musste, dass der Tritt in die Pedale mehr als schwergängig war.
Zunächst hatte ich dies meiner Erschöpfung zugeschrieben. Dagegen stellte ich aber eine Woche später fest, dass der Bautenzug der Vorderbremse gerissen war, so dass eine Bremsbacke ständig am Reifen klebte. Und dennoch blieb ich noch eine Woche lang untätig, weil ich nach dem Erkennen des Schadens überraschenderweise gar nicht mehr zum Fahrradfahren kam.
Egal, für 30,- € ist alles wieder okay; sogar die Lampe sitzt wieder fest. Warum der Bautenzug der Bremse abgerissen war, wurde mir letztendlich erst vor zwei Tagen klar. Denn an dem erwähnten Dienstag (18. Oktober) wurde wohl in unserem Haus ein Fahrrad geklaut. Die Geschädigte (neue Bewohnerin im Haus) erzählte dies meiner Löwin bei einem kurzen Pläuschchen in unserem Treppenhaus.
Dies soll aber nicht alles gewesen sein, genaueres wusste selbst die Geschädigte nicht zu berichten. Und noch bevor meine Löwin und ich davon überhaupt erfahren hatten, hing mal wieder einer dieser Zettel von unserer Blockwartin im Hausflur. Da wurde lediglich das geklaute Fahrrad erwähnt.
Die Blockwartin schlug vor, die Eingangstür des Hauses ab 20.00 Uhr abzuschließen und gab den einzelnen Parteien die Möglichkeit, hierüber mit Ja oder Nein abzustimmen. Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass die einzige Nein-Stimme von mir kam. Denn so ein blinder Aktionismus ist mir zuwider, zumal die erwünschte Vorgehensweise gegen geltendes Recht verstößt. Für den Fall eines Brandes muss eben ein Fluchtweg offen sein.
Außer dem einen geklauten Fahrrad wurden wohl nur andere Räder umgeschmissen; ob der mich betreffende Fahrradschaden mit dem Bautenzug von dieser Aktion herrührt, vermag ich sicherlich nicht zu beurteilen, sieht man davon ab, dass mein Schaden am selben Tag aufgetreten ist.
Aber der Punkt ist doch folgender: Das Ganze sieht vielmehr nach purem Vandalismus aus; Das könnte genauso gut ein Besucher gewesen sein. Meine Löwin und ich wohnen jetzt seit 16 Jahren in diesem Haus und nie wurde sich über Diebstahl mokiert. Ich glaube, das sich unsere Blockwartin mal wieder unnötig aufbläst.
Doch ärgerlicher hingegen finde ich ihre Aktion zum diesjährigen Halloween. Hatte sie sich noch letztes Jahr darüber beschwert, dass nicht nur die Familie schräg unter ihr, sondern auch meine Löwin die Bereiche vor den Wohnungstüren schön gruselig im Halloween-Style geschmückt hatten, weil die Ansteckungsgefahr mit Corona so immens hoch wäre, so greift sie dieses Jahr mit voller Power an.
Bei Nebenan.de hatte sie dem gesamten Stadtteil unser Haus als Anlaufstelle für die Kinder zum "Süßes oder Saures" Event angeboten. Zufälligerweise bekam ich letzte Woche persönlich mit, wie sie selbst mit der Nachbarin schräg unter ihr Dekorationen zu Halloween absprach. Die einzigen, welche in die Halloween Sause offensichtlich nicht eingeweiht worden waren, sind meine Löwin und ich gewesen.
Da schlägt mal wieder das typisch deutsche Verhalten durch, welches ich abgrundtief hasse. Da wird so viel auf Demokratie Wert gelegt, doch wenn jemand tatsächlich eine andere Meinung vertritt, wird er von der Gemeinschaft gnadenlos ausgeschlossen, indem er nicht mehr in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen wird.
Situationsbezogen heißt das: Ich hatte als einziger dem "Vorschlag" des Abschließens der Haustür widersprochen und wurde mit meiner Löwin durch Nichtberücksichtigung bei der Halloween-Sause bestraft. So viel zum Demokratieverständnis, danke fürs Gespräch.
Oder, auf den Punkt gebracht: Ich kann auch andere Meinungen akzeptieren, solange die Leute mir zustimmen. Falls nicht, schrecke ich selbst vor Mobbing nicht zurück. Letzteres passt zwar nicht auf die Situation, aber falls du das deutsche Arbeitsleben kennst oder auch mal im privaten Rahmen abweichende Meinungen vertreten haben solltest, wirst du diesen Effekt auch schon verspürt haben.
Kommen wir zur Tour zurück. Noch vor der Kaffeepause weckte die rege Bautätigkeit im neuen Nordstadtviertel mein Interesse. Bei einer der nächsten Touren werde mir dies mal genauer anschauen müssen. Aber nicht heute. Gestärkt durch den Kaffee fuhr ich nach Schapen, um die große Runde über Wedel und Klein Schöppenstedt zu drehen.
Hier erlebte ich hinter Wedel einen unschönen Moment, als ich auf der langen Steigung zum Wasserturm vor Klein Schöppenstedt vom Rad absteigen musste, weil mir die Puste ausging. Den Rest des Weges bewältigte ich hingegen problemlos und erwarb zwischendurch im Café Härtle noch Dominosteine und Marzipankartoffeln für Berta und meine Löwin, die rechtzeitig zum Spielbeginn von einer Weihnachtsmesse heimkehrten.
So beende ich jetzt diesen Bericht nach einem 2:2 der Braunschweiger Eintracht sowie zwei Wolters Weizen. Heute hatte ich eine schön lange Tour stemmen können. Ich bezweifle, dass die Wetterverhältnisse mir dieses Jahr noch eine weitere Rutsche erlauben.