Montag, 28. Oktober 2013

Udorallala: Onkel Lou

Eigentlich hatte ich mich gestern abend hingesetzt, um noch etwas zu dem wirklich guten Konzert vom Freitag zu schreiben. Aber da mußte ich traurigerweise lesen, dass Lou Reed gerade verstorben ist.
Onkel Lou ist tot? Ich war fassungslos; das Konzert vom Freitag war sofort vergessen. Nachdem ich mich etwas gefaßt hatte, machte ich mir ein Bier auf (das erste des Tages) und ging noch nicht zu Bett. Stattdessen setzte ich den Kopfhörer auf und …
„Hey man, what's your style
How you get your kicks for living“ …
„Kicks“ aus dem 1976er „Coney Island Baby“ Album schien mir als Starter für meine Gedenkzeremonie passend zu sein. Der schleppende Rhythmus, die quäkende Gitarre und der gelangweilt nörgelnde Gesang ist typisch für Onkel Lou. Wobei die Gitarre normalerweise immer schrammelt – somit doch irgendwie außergewöhnlich für Onkel Lou.
Und außergewöhnlich war ja bekanntlich sein zweiter Vorname, wie wir nur zu gut wissen. Der Beginn seiner Solo Phase mit „Transformer“ markiert wohl auch seine privat übelste Zeit. Das von ihm selbst gestreute Bonmot, das Lou Reed seine Drogensucht mit Alkohol bekämpfte, kam in den Siebzigern nur bedingt zum Tragen.
Gerade in dieser Zeit, der Nähe zu seinen Westberliner WG Kumpels David Bowie und Iggy Pop, war drogengeschwängert ohne Ende. Man schaue sich nur Videos aus dieser Zeit an. Kurze, rotblond gefärbte Haare. Schwarze Sonnenbrille auf und ständig auf der Bühne rumzappelnd – das war Lou Reed zu jener Zeit, als er seine bekanntesten Solo Stücke schrieb.
Auf der „Blue Mask“ von 1982 wirkte er da schon routinierter und abgeklärter. Von nun an konnte man ihn zu den großen weisen Männern zählen. Seine Zusammenarbeit in jener Zeit mit u.a. Robert Quine zeigte einen musikalisch gereiften Reed, der live nur noch selten aus der Haut fuhr.
Sein meiner Ansicht nach bestes Werk „New York“ von 1989 brachte seine Qualitäten als Songschreiber voll zur Geltung, das den einzelnen Songs innewohnende politische Engagement führte Onkel Lou auch ein zunehmend junges Publikum zu. „Strawman“ oder „Dirty Blvd.“ Sind ja auch zeitlose Kracher. Songs für die Ewigkeit.
Oder eben für mein zweites Bier in jener Nacht. „Romeo had Juliette“ ist halt auch ein Song zum Mitwippen.
Zugegebenermaßen habe ich Onkel Lou danach nur noch selten mit seinen neuen CDs zugehört. So ist sein letztes Machwerk mit Metallica kaum erträglich, zeigt aber die unermüdliche Haltung des Urvaters aller Indie Gitarren Schrapler:
„Fight Them Back !“
Mich persönlich beeinflußte Lou Reed hauptsächlich in den 80ern, nachdem ich zum Frühstück bei Aki gelandet war. Wie immer mit viel Raketentreibstoff sowie Kaffee aufgeladen, hörte ich mir bei Aki Sachen an, die ich noch nicht kannte. John Cale und Lou Reed waren da auch mal dabei.
Kein halbes Jahr später hatte ich nicht nur eine Vielzahl von Onkel Lou`s Platten, sondern auch (fast) alle von Velvet Underground.
Die erste – „Velvet Underground mit Nico“ – darf heute in keiner ernstzunehmenden Plattensammlung fehlen, obwohl sich die erste Auflage 1967 nur 30.000mal verkaufen konnte.
Die düstere, getragene Stimmung war damals absolut neu und entstand aus der New Yorker Künstler Szene um Andy Warhol. Wohl zum ersten Mal flossen hier verschiedene Kunstgattungen zusammen, so man Rockmusik als Kunst zu begreifen bereit ist.
Mein drittes Bier – halb Liter Dose …
„I am tired, I am weary
I could sleep for a thousand years
A thousand dreams that would awake me
Different colors made of tears“ Velvet Underground – Venus in Furs (1967)
Selbst heute noch klingt diese Platte schräg, denn sicher gab es seitdem Bands, die einen ähnlichen Sound fuhren. Schließlich gilt Velvet Underground nicht zu Unrecht als Protoband der Punk- und späteren Indiebewegung. Aber dank Nicos sprödem Gesang und John Cales Streicheinlagen kommt gerade bei den Songs im Zeitlupentempo eine depressive Stimmung auf, die doch irgendwie positiv ist.
Das klingt ziemlich dämlich, aber auf die Schnelle fiel mir nichts ein.
Letztendlich wollte ich diesen Nachruf auf Onkel Lou so schreiben, wie er seine Songs schrieb: Kurz und schnell runtergeschrieben, nicht lange dran rumdoktern.
Und jetzt ab damit ins Netz.
Ciao, Lou.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Hartmudo Spezial: Hauswart 2/3

Die nächsten beiden Tage blieb es dann ruhig im Haus. Harald machte sein Ding weiter, ich entsorgte Toilettenschüssel und Bauschutt auf dem Hänger in unserer Garage. Schließlich kam der Samstagmorgen.
Meine Löwin und ich hatten frühmorgens Brötchen samt Mett besorgt. Wir wollten mit Harald frühstücken und anschließend die Fliesen abholen. Als meine Löwin und ich mit den Brötchen das Haus betraten, trafen wir den Ehepartner des Hauswarts. Meine Löwin fragte, ob der Hauswart samt Partner Zeit hätte, bei uns vorbeizuschauen. Wir wollten ihnen was zeigen.
Zeigen wollten wir ihnen unsere Baustelle, damit sie beruhigt sind. Da der Hauswart dazu tendiert, sich bei Mißmut wie ein kleines Kind zu verhalten (und die Leiter wegzustellen), dachten wir uns, wir zeigen ihm das Ganze direkt, damit er es auch begreift und keine Angst mehr hat. Die Sendung mit der Maus halt.
Der Partner sagte noch etwas von „morgen Nachmittag. Wir fahren heute nach Ludwigsburg.“
Ludwigsburg meint Basketballbundesliga Auswärtsspiel New Yorker Phantoms weit unten südlich in Deutschland.
Prima. Ein Anfang war gemacht. Wir sahen die Chance, dass wir doch nochmal vernünftig ins Gespräch mit unseren Nachbarn kommen können. So ein Nachbarschaftskrieg ist ja auch nervenaufreibend. Das braucht keiner. Schließlich hatten wir mit dem Hauswart in der Vergangenheit auch schon privat nette Aktionen erlebt: Grillen, Fußball WM 2006, eine Radtour …. Es sind halt immer diese emotionellen Ausraster, die mich aggressiv werden lassen und zur Weißglut bringen können. Also tief Luft holen, weiter geht’s. 
Kurze Zeit später kam Harald zum Frühstück. Anschließend hatten wir sogar das Auto wieder zur Verfügung, auf dass wir endlich einkaufen fahren konnten. Real, Lidl. Harald machte derweil im Bad weiter. Die Fliesen wollten wir hinterher verarzten.
während der Reno
Als wir vom Einkauf zurück kamen, fiel Harald ein, das Klo anzuschließen. Hhm. Ohne Leiter? Als Alternative blieb uns die eigene Leiter, die wir in unserem Haushalt benutzen. Einen Versuch war es auf alle Fälle wert. Meine Löwin klingelte nochmal beim Hauswart, keine Reaktion. So stand ich dann auf unserer etwas besseren Trittleiter. Unterm Fuß noch einen wackligen Ziegelstein, damit ich überhaupt an die 2 Wasserhähne im Fahrradkeller kam. Und das noch auf Zehenspitzen. Harald sicherte meinen Stand auf der Leiter. Wenn ich da abgeschmiert wäre …
Aber es ging alles gut. Wasser abdrehen, Wasser wieder andrehen. Wieder war etwas geschafft und diesmal ohne Ärger, da der Hauswart ja in Ludwigsburg weilte. Ich vergaß eben zu erwähnen, dass ich noch schnell einen Zettel wegen des kurzfristigen Wasserabstellens im Treppenhaus aufgehängt hatte.
Eigentlich sollte das ausreichen, oder?
Sonntagsmorgens, 14.April. Meine Löwin und ich sitzen am Frühstückstisch und warten schon auf den Besuch des Blockwarts. Endlich können wir mit unseren Nachbarn in Ruhe sprechen, Mißverständnisse ausräumen und in Ruhe und Frieden durch den Hausflur laufen, ohne mit dem Hauswart herumzukeifen.
Dachten wir. Erst holte Vettel beim Grand Prix von China nur den vierten Platz und dann plätscherte der Mittag wie auch der Nachmittag nur so dahin. Irgendwann dämmerte uns, dass der Hauswart uns nicht besuchen würde. Wir hörten lediglich undefinierbare, laute Geräusche aus dem Kellerbereich. Wir argwöhnten, dass unser Hauswart mal wieder vor Wut schäumt. Doch demonstrativ haben wir dies ignoriert.
Denn wir waren schon enttäuscht: Offenbar hatte der Hauswart kein Interesse an irgendwelchen Gesprächen zur Klärung von Mißverständnissen. Hinterherlaufen wollten wir allerdings auch nicht. Aber der Hauswart kam einfach nicht. Wir malten uns schon irgendwelches Ungemach aus, welches uns drohen könnte. Da hieß es nur, cool zu bleiben oder wenigstens so zu tun.
Am nächsten Morgen gegen 5.30 Uhr brach ich zur neuen Woche auf – in den Fahrradkeller, um mit meinem Rad zum Bahnhof zu fahren. Da traf es mich mit voller Wucht: Die Mannschaft hatte einfach mein Fahrrad umgesetzt!
Bislang waren auf der linken Seite vorne noch zwei Ständerbuchten frei. Für uns sind 2 Buchten vorgesehen. Von den ersten vier Ständerbuchten links sind zwei für meine Löwin und meinereinen. Zwei also für Gäste des Hauses. Soweit so gut.
Da ich mein Radl zur Arbeit bzw. Bahnhof brauche und es insgesamt doch etwas eng ist, habe ich zwischen meiner Löwin`s Rad und meinem einen Platz freigelassen, damit ich leichter rangieren kann. Mittlerweile sind die Fahrradbuchten im neuen Fahrradkeller ein Jahr lang installiert und nie nie nie wurde ein Gästeplatz benötigt.
Und jetzt – auf eiin Mal! – schiebt die Mannschaft mein Rad direkt neben das meiner Löwin und setzt ein Kindermountainbike mit plattem Hinterreifen (!) davor. Jetzt muß ich immer mein Radl morgens dort rausfriemeln, dann abstellen und alles für die Fahrt zurechtprummeln.
mein Radl
Bislang blieb das Rad im Ständer, ich fummelte alles hin und fuhr dann gleich direkt los. Jetzt stelle ich mein Rad morgens immer erstmal auf den einbeinigen Fahrradständer. Dort fehlt unten das Gummi, welches der Hauswart unlängst monierte, weil der (unprofessionell) aufgebrachte Fließestrich Schaden nehmen würde. Und nun? Wenn die Mannschaft es so haben will, bitte!
Ich kauf da jetzt kein Gummi für, selbst wenn es nur 10 Cent kostet. Habe ich mein Fahrrad unnötigerweise verschoben oder was? Bloß aus Gnatz, weil wir am Samstag wieder das Wasser abstellen mußten, passiert so ein Kinderkram. Offensichtlich wird von dieser Seite keine Verständigung gesucht. Das Umstellen des Fahrrades kommt da sogar einer Kriegserklärung gleich.
Den ganzen Tag noch habe ich mich geärgert. Am Ende habe ich wohl irgendwann „zufälligerweise“ nen Platten oder wie? Die bilateralen Beziehungen zwischen dem Hauswart und uns sind an einem neuen Tiefpunkt angelangt.

Montag, 21. Oktober 2013

Contramann: kurz gesehen im Oktober

„Das Angebot, dass Zeitungen bieten, lautet Wahrheit.“ Das ist das Fazit dieses gequälten FAZ Artikels aus dem August. Hier versucht die FAZ zu erklären, warum die Zeitung als Printmedium im Online-Zeitalter immer noch unverzichtbar ist.
In gedrucjkten Zeitungen Qualität zu vermuten oder gar die Sicherheit, nicht ausgespäht zu werden – ja so sieht sich die FAZ als Printmedium.
Schön, wenn man noch träumen kann.
Denn gerade die Wahrheit ist dem politischen Journalismus abhanden gekommen. Die Abhängigkeit von Anzeigenkunden ist im Gegenteil eher der Todesgräber der Printmedien, eben weil eine Unabhängigkeit dadurch nicht mehr gegeben ist. Einzelne, schnell hingeschnodderte Onlinemeldungen sind deshalb näher dran an der Wahrheit.
Die Menge an derartigen Informationen ist dann natürlich wiederum ein Killer, weil die Wahrheit auch hier untergeht.
Schwieriges Thema also. Vielleicht liegt die Zukunft des Printmediums eher in den längeren, nicht so aktuellen Meldungen. Da, wo wirklich noch lange und aufwendig recherchiert wird.

Die Lustpille für die Frau. Der Spiegel schafft es doch immer wieder, die wirklich „wichtigen“ Themen anzufassen. Viagra für den Mann, Lybrido für die Frau.
Das wird ja wie bei der Tour de France. Alle sind gedopt und haben dann den Supersex samt garrantierten Megaorgasmus. Gibts da nicht was von Ratiopharm?
So ein Blödsinn. Wem das unbedingt so wichtig ist, soll halt Koks nehmen. Und dann feststellen, das dies „noch mehr, noch intensiver“ endlich ist.
Und dann geht das Ganze von vorne los. Vielleicht reicht es ja auch, die Erwartungen einfach mal runter zu schrauben.

Aha. In Contramann Spezial hatte ich ja schon einiges zu dem Thema geschrieben. Das die Stiftung Warentest keine Anzeichen für geplante Sollbruchstellen finden konnte und das die Leute eher neue Waren haben wollen als reparierte Altware, hatte ich ja auch schon geargwöhnt.
Immerhin wird im Artikel eingestanden, das Unternehmen den kurzfristigen Verschleiß von Elektroartikeln wie z.B. Elektrozahnbürsten bewußt in Kauf nehmen.
Ich versteh da nicht, wo der Unterschied zum bewußten Fehlereinbau liegen soll. Ich stimme aber mit dem Artikel überein, das die Rechnung bislang aufgeht, weil der Konsument dauernd nach neuerer und besserer Ware schreit.

„Für eine Verdrängung regulärer Arbeitsplätze gäbe es keine Anzeichen.“ Ja, man muß es nur glauben, dann ist das auch so.
Logischerweise verdrängen Bufdis reguläre Arbeitsplätze, eben weil sie zB. In der Alten- oder Krankenpflege das Stammpersonal von „einfachen“ Tätigkeiten wie Vorlesen, Zuhören etc. entlasten.
Und so kann man hier und da eine Stammkraft entbehren. So wird ein Schuh draus. Die einzige Möglichkeit, so etwas zu verhindern, wären z.B. feste Quoten wie 3 Pfleger pro 20 Patienten (ich weiß nicht, ob das zahlenmäßig paßt, ist auch nur ein Beispiel).
Aber das wäre ja Sozialismus. Wolln wir doch nicht.

JETZT isses soweit – Contramann wird endlich wieder politisch. Die Wahl ist vorbei, das Sterben der Demokratie geht weiter !

Kontext bricht hier eine Lanze für den Nichtwähler. Das kleinere Übel zu wählen sei auch keine Lösung.
Stimmt. Klingt gut, aber: Wegzubleiben, weil sowieso alles doof ist und „meine Stimme sowieso nichts ausrichtet“ und sowieso und sowieso.
Nein. Wer noch nicht mal den Arsch zum Wahllokal hochkriegt, soll die Fresse halten. Am besten arbeitslos werden und dann mal sehen, wie es ist.
Leider sind wohl viele Nichtwähler arbeitslos und haben den Glauben anb das politische System verloren. Das ist wirklich gefährlich für die Demokratie.
Dann schon lieber das kleinere Übel wählen, möcht ich meinen. Dann ist der unlustige Nichtwähler wenigstens noch mit dabei.

Danke, Alexander Wallasch. Mein ehemaliger Mitschüler auf der Raabeschule (zugegebenermaßen Jahrgänge vor mir) hat hier einen wirklich schönen Kommentar kurz vor der Bundestagswahl abgelassen.
Politiker sind halt stumpf und sondern Sprechblasen ab. Und die „Mediennutte“ Jauch sitzt grinsend da und genau dadurch wird das hohle Geplapper erst richtig schlecht.
Leider hatte die Sendung als auch Wallaschs` Kommentar keinen Einfluß bei der Bundestagswahl.

Da sind wir dann schon nach der Wahl angekommen. Und schon wird es ärgerlich. Bekanntermaßen hat die Linke unmittelbar nach der Wahl angeboten, einen gesetzlichen Mindestlohn mit den Grünen und der SPD per Gesetz festlegen zu lassen.
Schließlich sind die 3 Parteien dafür in den (Q)wahlkampf gezogen, haben dafür sogar eine parlamentarische Mehrheit. Das Angebot kam natürlich taktisch zum richtigen Zeitpunkt. Hierin aber ein politisches Kalkül zu sehen, um sich in den Vordergrund zu spielen, obwohl man selber nicht wqirklich Verantwortung tragen will, ist voll daneben.
Schließlich sind es Grüne und die SPD, die sich partout dem Wählerwillen gezielt verweigern. Und die 5 genannten Hinderungsgründe einer Rot Rot Grün Koalition sind dann doch lächerlich, zeigen sie eher mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Aber der Spiegel ist mittlerweile ja zum Sprachrohr etablierter Kreise verkommen. Offenbar sind die Nachdenkseiten, feynsinn oder auch der Spiegelfechter die einzig wirklich „freie“ Presse.
Da sind wir dann wieder beim FAZ Artikel zur Berechtigung von Printmedien. Und Wahrheit.
Aber wahrscheinlich geht es uns allen nur zu gut. Und wenn wir (der Deutsche als solcher) endlich aufwachen sollten, ist da wieder dieser starke Mann …

Zum Schluß noch zu einer starken Frau. Monika Lierhaus.
Sie hat ihren Schlaganfall überwunden, kämpft sich rein und moderiert für viel Geld die Fernsehlotterie. 2014 möchte sie gerne wieder als Reporterin zur WM nach Brasilien.
Wenn sie das tatsächlich schaffen sollte, würde ich das als o.k. Kommentieren. Aber ansonsten kann ich das nicht mehr hören.
Sie hat nicht aufgegeben und sich rangekämpft, hatte aber ganz andere Unterstützung als auch nur „normale“ Arbeitnehmer.
Für Leute aus dem Prekariat ist esa darüber hinaus nochmals schwieriger, weiterzukämpfen nach einem Schlaganfall. Denn die Unterstützung ist dann gleich Null.
Insofern hat Frau Lierhaus gut Lachen, bekommt sie doch die bestmögliche Unterstützung. Ob dieselbe Frau Lierhaus als arbeitslose Supermarktkassiererin noch die Energie gehabt hätte?
Zweifel daran dürfen zumindest erlaubt sein, auch wenn die Leistung von Frau Lierhaus für Einige durchaus Vorbildcharakter hat.
Also: Rock on, Baby!

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Hartmudo: Neues aus der Anstalt

Am 1.10.2013 war es soweit. Die letzte Ausgabe von Neues aus der Anstalt flimmerte über den Fernsehbildschirm. Nach 62 Ausgaben war jetzt Schluß.
Jetzt könnte masn vermuten, das das ZDF diese politisch sehr subversive Sendung absetzt, weil Mutti es so will. Ich glaube aber nicht daran. Ich denke eher, das sich Priol und Pelzig andersweitig austoben möchten.
„Pelzig hält sich“ in der Tat auf demselben Sendeplatz sehr gut und wurde kürzlich als beste Late Night Show ausgezeichnet. Hat zwar nicht direkt was mit politischem Kabarett zu tun, aber die Art von Pelzig, seine Fragen zu stellen, ist sonst im Fernsehen ebe3n nicht mehr üblich – nämlich direkt und knackig. Seit den 70ern habe ich so eine direkte Fragestellung an Vertreter der „herrschenden Klasse“ nicht mehr erlebt.
Da bleibt kaum Platz für etwas anderes. Und auch Priol will sich wohl verändern. Nämlich rückbesinnen. Als ich „Tilt 2012“, den satirischen Jahresrückblick, gesehen habe, war ich total begeistert. So roh und ungebremst habe ich Priol schon lange nicht mehr gesehen. In der Anstalt wirkte er zuletzt gehemmt.
Schön, daß Schramm zum Abschied nochmal reinschaute. Seit er die Anstalt verlassen hatte, ging der Biß, die Aggressivität etwas verloren. Volker Pispers durfte natürlich auch nicht fehlen. Der Mann stellt sich einfach auf die Bühne und los geht’s. Ich glaube nicht, das er viel vorher einprobt.
Und Malmsheimer ! Geil, das der Hausmeister starke emotionelle Akzente setzte. Malmsheimer ist nicht immer politisch, aber immer gut. Der Mann hat eine Präsenz …
Highlight des Abends war aber fraglos Max Uphoff. Der gelernte Jurist hat erst kürzlich (2012) den deutschen Kleinkunstpreis gewonnen. Ruhig sachlich und sprachgewandt spult er sein Programm herunter. Die Witze sind staubtrocken, denn die Lage ist ernst. Max Uphoff stellt dies schonungslos klar.
Und wenn er gegen Ende seines Solo Auftritts, im Ausschnitt ab Minute 5:00, über hungernde griechische Kinder, rumänische Zwangsprostituierte sowie billigen Bauarbeitern in Katar spricht, da könnte man im Zuschauerraum eine Stecknadel fallen hören, so still ist der Saal.
Das vorher herzliche Lachen gefror mir auf den Lippen. Gänsehautstimmung machte sich breit. So hatte früher schon Dieter Hildebrand überzeugen können. Schön zu sehen, das es in Deutschland auch weiterhin Leute gibt, die gekonnt den Finger in die Wunde des deutschen „Michels“ legen.
Übrigens wird Max Uphoff ab 2014 die Anstalt im ZDF doch wieder aufleben lassen. Claus von Wagner wird ihn dabei unterstützen.
Soviel zum Gerücht, das ZDF läßt die Sendung aus politischen Gründen sterben.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Bobby Charles 1/2

Am 21. Februar 1938 wurde Robert Charles Guidry in Abbeville, Louisiana geboren.
Dort verbrachte er auch die meiste Zeit seines Lebens. Auf einem abgelegenen Grundstück lebte er abgeschieden wie ein Eremit in der Nähe dieses Kaffs. Umringt war er von einer Horde von Tieren, darunter auch ein zahmer Alligator.
Dies ist erwähnenswert, weil Bobby Charles im Alter von 14 Jahren ja auch einen der wichtigsten Songs der Rockgeschichte geschrieben hat: „See you later, Alligator.“ Da fragst Du Dich, warum Du Bobby Charles nicht kennst.
Tja nun, einigen Musikern ist es halt nicht vergönnt, im Rampenlicht zu stehen. Und Bobby Charles ist ein Paradebeispiel dafür. Außer dem Megakracher schrieb er noch „Walking to New Orleans“ oder auch „But I Do.“ Gut, diese Titel sind heuer dann doch nicht so bekannt.
Aber auch wenn man sich an Bobby als Sänger vieler guter Songs erinnert: Als Performer bzw. Künstler, geschweige denn als Star, hat sich Bobby nie selbst gesehen. Bobby Charles war ein Cajun (Nachkomme aus der ehemaligen nordostkanadischen Provinz Akadien nach Louisiana (USA) gezogenen Franzosen) mit lässigem, lakonischen Gesang. Er erklärte später, das sich sein Leben nach dem Hören von Fats Domino geändert habe. Der Bengel hatte das elterliche Radio auf einen örtlichen Cajun-Sender umgestellt, um Fats lauschen zu können.
Bobby war so begeistert von dem Rhythm `n` Blues Sound, das er einer Band namens „the Cardinals“ (später „the Clippers“) als Sänger beitrat. Und schon kommt die Geschichte zum Song.
Nach einem Gig stoppte die Band an einem Diner für nen Kaffee als Abschluss des Abends. Als Bobby sich von der Band verabschiedete, sagte er zu einem seiner Mitstreiter: „See you later, Alligator.“
Bobby Charles ging nach Hause und schrieb um diese 2 Phrasen einen Song innerhalb von 20 Minuten. So werden die Songs geschrieben, die Geschichte machen. Dies hörte eine betrunkene Frau an einem anderen Tisch und nuschelte etwas, das Bobby zwar hörte, aber nicht verstand. Auf seine Nachfrage hin wiederholte die ihm unbekannte Frau: „After a while, Crocodile!“
Während eines Schulabschlussballs in Crowley spielten die Clippers diesen Song. Der Inhaber des örtlichen Record Shops, der auch Talente für Chess Records suchte, war von dem Song begeistert. Er überredete Bobby Charles, Leonard Chess in Chicago anzurufen und ihm den Song übers Telefon (!) vorzusingen.
Chess gefiel der Song und er lud Bobby ein, den Song in Cosimo Matassa`s J&M Studio in New Orleans aufzunehmen. Und so nahm Bobby 3 Songs in dieser Session im Oktober 1955 in diesem Studio auf. Leonard Chess änderte vorsichtshalber Bobby Guidry zu Bobby Charles und veröffentlichte die Single im November 1955.
Bobby war daraufhin entsetzt, das die Single unter dem gekürzten Titel „Later Alligator“ veröffentlicht wurde. Er redete auf Chess ein, denn die komplette Phrase war in der Jugendkultur von Louisiana ein gängiger Begriff. Chess hatte ein Einsehen und korrigierte das auf den nachfolgenden Pressungen.
Die Ballade „On bended Knee“ auf der B-Seite gilt heute als erster Swamp Pop Song und war 1961 als Cover von Clarence „Frogman“ Henry ein mittlerer Pophit (#64 Billboard Charts). „See you later, Alligator“ verkaufte sich zwar sehr gut in Louisiana, aber als Bill Haley den Song am 12. Dezember 1955 coverte, wurde dessen professionellere Version berühmt und stürmte landesweit auf Platz 6 der Billboard Pop Charts. Das Original von Bobby Charles schaffte es immerhin auf Platz 14 der R&B Charts für eine Woche im März 1956. Der Nachzieher „Only Time will tell“ stieg dann auf Platz 11 der R&B Charts im August 1956, aber in die von weißen Musikern bestimmten Billboard Charts schaffte es Bobby Charles nicht.
Während der ehemalige Jodelweltmeister also einen weiteren Riesenhit landen konnte, geriet der Name Bobby Charles mit den Jahren in Vergessenheit, noch bevor er richtig durchstarten konnte. Es sollte wohl so sein.
Doch vorher, im Januar 1956, war Bobby Charles noch voll dabei und nahm eine zweite Session auf. Diesmal wurde er in Chicago von Sessionmusikern des Chess-Labels begleitet. Hierbei begegnete Bobby Charles den Chess Brüdern das erste Mal persönlich. Die Brüder waren total überrascht, hielten sie doch Bobby 3 Monate lang für einen Schwarzen. Wenn sie dies von Anfang an gewußt hätten, dann hätte es wahrscheinlich die Session in New Orleans und damit diesen wunderbaren Song auf Platte nie gegeben.
So wurde Bobby Charles unverhofft der erste weiße Künstler auf dem damals schon erfolgreichen und wichtigen schwarzen Label. Denn die Chess Brüder waren selbst Rassisten und hatten grundsätzlich nur schwarze Künstler beschäftigt. Chess Records schielte auf den schwarzen R&B Markt. Ein paar Jahre vor Martin Luther King gab es insbesondere in den Südstaaten nach wie vor diese strikte Trennung, die an die Apartheit in Südafrika erinnert.

Montag, 7. Oktober 2013

Hartmudo: Ruuuf

Samstag, 5. Oktober. Meine Löwin und ich sind mit Britt zu Phil nach Hannover gefahren, um ihm beim Verlegen des Laminats im Schlafzimmer zu helfen. Zu viert kamen wir gut voran und waren alsbald soweit, das nur noch die Fußleisten angebracht werden mußten.
Gegen 15.00 Uhr bestellte Phil die Pizzen, denn gleich war es soweit: Samstag 15.30 Uhr – Konferenz auf Sky. Phil hatte sich halt für das preiswertere Paket entschieden. So kam es, das übern Sender gerade Stuttgart oder Mainz lief, als eine Stimme im Off gröhlte.
„Tor in Wolfsburg!“
Nun dauert es ja immer einen Moment bis zum Umschalten, aber dann sah ich den Pulk der jubelnden Spieler der Eintracht und hatte dann auch die Gewißheit, dass es heuer klappen wird mit dem ersten Dreier.
Im weiteren Fortgang des Spiels war zu sehen, wie souverän Eintracht das Spiel im Griff hatte und näher am nächsten Tor war als der Gegner. So und nicht anders sind sie letzte Saison aufgestiegen. Insbesondere in der Hinrunde spielten sie konsequent so durch.
Nach dem 2:0 hatte ich dann endgültig Pipi in die Augen. Die später bemühten Vergleiche mit dem kleinen gallischen Dorf hatte ich zwar noch nicht im Blick, jedoch freute es mich für die Mannschaft und das gesamte Umfeld des Teams, das der Knoten endlich geplatzt war. Jetzt ist Eintracht wieder da.
Und das ausgerechnet in Wolfsburg. Dort hatten die Fans eine zugegebenermaßen eindrucksvolle Choreo hingelegt, konnten sich aber die Häme nicht verkneifen, Schraubenlutscher dammische. Es geht natürlich um weit mehr als Fußball, da Wolfsburg schon seit längerem versucht, Braunschweig den Rang als Oberzentrum der Region abzulaufen.
Doch ist hier der Fußball durchaus ein Spiegelbild der Situation beider Städte. Während in Wolfsburg dank der Gewinne des VW Konzerns und einer vorbildlichen Lohngestaltung für die Mitarbeiter viel Geld investiert wurde – gerade im kulturellen Bereich, wurde in Braunschweig gespart und optimiert und als Ergebnis tritt ein finanziell gesunder Verein bzw. eine lt. Haushalt schuldenfreie Stadt hervor.
Da verblasst das in Wolfsburg entfachte Feuer. Da wird wohltuend sichtbar, das man Erfolg nicht einfach mal kaufen kann. Gleiches gilt für die gefühlte Lebensqualität. Und da der Etat vom VFL Wolfsburg mehr als dreimal so hoch ist als der Minietat der Eintracht, ist dieser Sieg nochmal umso schöner.
Mindestens dreimal so schön, zumal die ganze Häme, die schon seit geraumer Zeit auf die Eintracht einprasselt, jetzt endlich gekontert wurde. Da ist es egal, ob die nächsten Spiele wieder haushoch knattern gehen. Wenn sie absteigen, ist es egal. Jetzt, und zugegebenermaßen leider erst jetzt, bin ich selber so weit, das ich sagen kann: Egal ob sie drinbleiben oder absteigen. Auch wenn es weiter Niederlagen hagelt. Wenn Tasmania Berlin nicht mehr schlechtestes Team aller Zeiten ist. Egal. Eintracht bleibt auch in der zweiten Liga stabil und wird über kurz oder lang wieder um den Aufstieg kämpfen.
Und wenn sie dann wiederkommen, dann halt die Gäule fest.
Als ich dann heuer ein bisserl im Netz nochmal nach der unterstellten Verharmlosung eines Rechtsradikalenproblems bei Eintracht fahndete, da stieß ich auf folgendes Interview:
Schon wieder Christoph RUUUUUF !
Im Interview mit Eintrachts Geschäftsführer Sören-Oliver Voigt bauscht sich Ruf als kritischer Nachfrager auf und hat doch nur halbgare Unterstellungen, pardon: Fragen, zu bieten. Gleich am Anfang des Interviews erblödet sich Ruf, als er Voigt auf dessen „Freundschaft“ mit einem rechtsradikalen NPD Funktionär auf dem Facebook Account anspricht.
Voigt hat sich gleich in die Defensive drängen lassen und es eigentlich auch erklärt, das Freundschaft hier der falsche Begriff ist. Als Geschäftsführer ist Voigt natürlich auch bei Facebook am Ball. Das ist heutzutage selbst für einen Getränkekiosk Pflichtprogramm.
Das dort Freundschaften einseitig erklärt werden können und bei über 1500 „Freunden“ der Geschäftsführer eines Bundesligisten da nicht mehr durchblicken kann, ist für Ruf offenbar nicht denkbar. Vielleicht sollte ich mich unter dem Nickname „Eichmann“ bei Facebook anmelden und Christoph Ruf zu meinem „Freundeskreis“ hinzunehmen. Eine Mitteilung an die Bildzeitung darüber …
Ruf ist dermaßen verblendet in seinekm Kreuzzug gegen rechts, das er auf Teufel komm raus Feinde aufbaut, wo auch nur ein Hauch davon zu sehen ist.
Leider hat Voigt im Interview nicht deutlicher Stellung genommen. Wahrscheinlich wollte er nicht zuviel Staub aufwirbeln. Christoph Ruf, der ja in Sachen Fußball als weißer Ritter gilt, sowie den Spiegel als Feind zu haben, könnte natürlich eine Hetzkampagne zur Folge haben.
Aber auch so ist die Berichterstattung von Spiegel Online und der TAZ in Sachen „Eintracht und die Neonazis“.
Der Rest des Interviews ist wieder das übliche Geseiere über UB 01. Voigt zieht die sachliche Beantwortung der Suggestivfragen von Ruf tapfer bis zum Ende durch. Kein abschließender Kommentar von Ruf – vielleicht merkt er ja doch noch, dass er sich vor lauter Geltungssucht im Kampf gegen rechts verrannt hat.
Wie gesagt, der Looser kommt aus Karlsruhe. 11 Freunde haben wohl inzwischen die Berichterstattung über UB 01 eingestellt bzw. die Soße vom Ende letzten Jahres entfernt. Anscheinend haben 11 Freunde ihre Berichte mal gegengecheckt und dann gemerkt, in was für eine perfide Falle sie da geraten sind.
Aber Ruf läßt sich ja gern vor den Karren von dogmatischen Antifaschisten, denen selbst die Verletzung demokratischer Prinzipien zur Durchsetzung eigener Interessen legitim erscheint, spannen.
Aber genau das ist der Punkt, wo Antifaschismus sich selbst ins Unrecht setzt. Solche Leute sind eben nicht mehr die Opfer, sonderen Täter. Insbesondere dann, wenn man – wie von UB 01 vorgemacht – selbst gewalttätig gegen Andere vorgeht (vor 5 Jahren) und sich bis heute nicht mal davon distanziert.
Und darauf fällt der „Spitzenautor“ Ruf auch noch rein. Erbärmlich.
Die Krönung aber beim „Lesegenuss“ des Interviews ist dann der erste Leserbrief. Der Schreiber meint doch allen Ernstes, das der „Chaosverein“ Eintracht aufgrund fehlender Professionalität, dem Fanverhalten (da meint er wohl das Interview) und felender sportlicher Stärke nicht hätte aufsteigen dürfen.
Dies dürften nur Vereine wie Köln, Düsseldorf oder Lautern. Wenn Dummheit weh tun würde ….
Geschrieben wurde der Leserbrief einen Tag vor dem Wolfsburgspiel. Soviel zur sportlichen Qualität. Dazu noch, das Köln und Lautern ja nicht von ungefähr WEIT hinter Eintracht letzte Saison zurückblieben.
gegen den Traditionsverein Lautern - 2. Liga 2012/2013
Fanverhalten? Wie war das beim Relegationsspiel Düsseldorf gegen Hertha? Die Morddrohungen gegen einen Kölner Profi? Mannomann, was haben manche Leserbriefschreiber nur für Gülle im Kopp.
Es kotzt mich immer mehr an. Da wird allerortens beklagt, das die Fußballprofis zuviel Geld verdienen und immer dieselben Mannschaften die Meisterschaft unter sich ausmachen. Bayern und Dortmund waren letzte Saison, eine der langweiligsten der Bundesligageschichte, meilenweit weg und werden es auch dieses Jahr sein.
Und wenn dann ein Verein wie Eintracht einen anderen Weg geht, ist es auch nicht recht. Mit der Aufstiegsmannschaft als Belohnung für eine grandiose Saison letztes Jahr. Ohne Millioneneinkäufe oder entsprechenden Sponsorverträgen. Fußball pur mit reichlich Stimmung trotz bitterer Niederlagen auf den Rängen.
Wahrscheinlich sind aber die Meckerer nur neidisch. Die enttäuschten Wolfsburg Fans nach der Niederlage vom Samstag in ihren Lacosteschals jedenfalls haben mich für all die Häme, die ich als Eintracht Fan mir anhören mußte, entschädigt.
Ich hoffe, das ich dieses Gefühl bis zum Saisonende konservieren kann. Wenn das Team auch weiterhin so fightet, werde ich zumindest nicht zum Nörgler mutieren. Falls doch, sagt mir bitte Bescheid.
Und erinnert mich an die enttäuschten Faces in der Wolfsburger „Fankurve“ am 5. Oktober 2013.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Contramann: Nach der Wahl ...

… ist vor der Wahl. Das klingt müde für einen „Nachruf“ auf die Bundestagswahl vor eineinhalb Wochen; Und müde bin ich auch, wenn ich an die nächsten 4 Jahre denke.
Heute ist z. B. der Nationalfeiertag. Heute vor 23 Jahren wurde wieder das zusammengeführt, was zusammengehört. Die 5 Bundesländer der ehemaligen DDR sowie Ost-Berlin wurden in die Bundesrepublik einverleibt. Die bundesdeutschen Gesetze und das Grundgesetz wurden unverändert übernommen. Von der DDR blieb lediglich das Ampelmännchen (mittlerweile eine hippe Marke) sowie der grüne Rechtsabbiegerpfeil bei roter Ampel. Blühende Landschaften sollten entstehen.
Klingt ja fast wie bei der Annexion Österreichs 1938, oder ?
Aber das ist sicher nicht der passende Vergleich. Besser vergleichen wir den 3. Oktober 1990 mit dem 23. Mai 1949. Die Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland, wer es vergessen haben sollte. Da packen wir noch einmal 23 Jahre drauf …
Dann sind wir am 23. Mai 1972 angelangt. Hartmudo war gerade 11 Jahre alt geworden. Seine älteren Schwestern liefen im Hippielook durch die Gegend (Berta war wohl doch schon verheiratet). Die Wirtschaft boomte nicht mehr so stark wie in den ersten zwei Jahrzehnten, aber trotzdem sank die Arbeitszeit und die Gehälter stiegen. Bei zunehmender Produktivität der Wirtschaft ging dies auch. Zwar lagen Erdölkrise und Terrorismusangst noch in der (unmittelbaren) Zukunft, aber der Optimismus war ungebrochen.
Und heute? Wo stehen wir nach 23 Jahren Wiedervereinigung?
„Deutschland geht es gut.“ sagte die Kanzlerin vor der Bundestagswahl und begründete dies mit dem Wirtschaftswachstum, welches nächstes Jahr wieder anziehen soll. Dies motivierte 71,5 % der Wahlberechtigten, um ihr Kreuz zu machen. Die zweitniedrigste Wahlbeteiligung in der Geschichte der Bundesrepublik im Übrigen.
Bleiben wir kurz mal hier, was ist passiert? 41Einhalb Prozent für die Union und 25+ für die Nachfahren von Ferdinand Lasalle – 150 Jahre SPD dies Jahr! Bei einer sich abzeichnenden großen Koalition von CDU und SPD bedeutet dies fast 80 der Sitze.
Dies ist insofern von Belang, weil die verbleibende Opposition von Grünen und Linken damit nicht die erforderlichen 25% der Sitze erlangt haben, um im Bedarfsfall einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß einberufen zu können.
Aber vielleicht ist das nicht so wichtig. Schließlich gab es so etwas in der Volkskammer der DDR auch nicht. An etwaige Änderungen des Grundgesetzes habe ich hierbei noch nicht einmal gedacht. Das sieht mir dann doch nicht so stimmungsvoll aus.
Die Seeheimer bei den Genossen und allen voran hierbei der Dicke aus Goslar sowie der unsägliche Steinmeier werden schon zusehen, das sie in einer großen Koalition mitspielen dürfen. Natürlich nur zum Wohle des Vaterlands.
Und das wiegt doch schwerer als politische Grundsätze. Oder wesentliche Forderungen wie Mindestlohn oder Beschneidung der ungezügelten Finanzwirtschaft. „Wir dürfen den Finanzstandort Deutschland nicht gefährden.“ sagte der seinerzeitige Finanzminister Peer Steinbrück. 2013 war er Kanzlerkandidat der SPD und mußte ihm mißliche Positionen wie Mindestlohn und eben Beschränkung des Finanzcasinos vertreten.
„Großmutter, was hast Du nur für große Augen...“
Aber vielleicht kommt es noch anders. Schwarz-Grün ist auch noch möglich. Der Herr Kretschmann aus Stuttgart ward ins Kanzleramt zu Sondierungsgesprächen geladen. Der Herr Kretschmann, der im „Ländle“ regiert und richtig froh, das er Stuttgart 21 nicht stoppen muß äh traurig ist nicht stoppen darf.
Trittin mag ein eitler Geck und wachsweich in seinen politischen Ansichten gewesen sein. Aber der Schorlebruder aus Stuttgart steht nicht gerade für die Grundpositionen grüner Politik. Ein Apparatschik reinsten Wassers!
Im Wahlkamp wurde von SPD, Grünen und den Linken das Thema Mindestlohn hoch aufgehängt. 42 % der abgegebenen Stimmen und eine theoretische Mehrheit von 7 Sitzen für die Mehrheit „links der Mitte“ sind auch ein Ergebnis der Bundestagswahl. Es gab hierzulande Regierungen, die mit knapperen Sitzmehrheiten die Macht ausübten.
Aber da waren sich SPD und Grüne einig: Die Linke ist nicht regierungsfähig. Die Linken aus „Ostdeutschland“ hätten zwar gelernt (auf Landesebene gab es schon Koalitionen SPD-Links), aber die Linken aus Westdeutschland sind alles Sektierer.
Da reden wir von Klaus Ernst (Porsche-Klaus), Axel Troost oder Bernd Riexinger. Maurer fällt mir noch ein. Wir reden hier über Gewerkschaftsfunktionäre, die mit der Linie der SPD unzufrieden waren. Diese Leute liegen eher auf der Linie von Lasalle oder Bebel als Bruder Sigmar.
Das Lafontaine für die SPD ein rotes Tuch ist, ist ja nichts Neues. 
Aber der Rest? Quatsch mit Soße. Hier wird wiedermal Agitprop pur betrieben. Traurige Sache das.
Wenn es denn also zur großen Koalition kommt, ist Gregor Gysi auf ei9nmal Oppositionsführer. Dieser inoffizielle Titel gebührt dem Fraktionsvorsitzenden der zahlenstärksten Oppositionspartei. Und das, obwohl er ja vor nem halben Jahr mal wieder als Stasi Spitzel verunglimpft wurde. Was ist daraus geworden, aus diesem Vorwurf? Genau das, was ich prophezeit hatte: Nichts!
Trotzdem gelten die Linken vielerorts als unwählbar. Nicht nur SPD oder Grüne. Auch die Medien, obwohl dies wahrlich nicht überrascht. Und das führt datzu, das auch viele Menschen auf diese Propaganda hereinfallen.
Sowas gab es 1972 nicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 91 %. Die höchste Wahlbeteiligung in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit 45,8% holte die SPD das beste Ergebnis ihrer Geschichte, steigerte den Wahlsieg 1969 nochmals um 3%. „Willi wählen“ hieß das Motto. Die Aufbruchstimmung 1969 mit den heute selbst bei der Union anerkannten Erfolgen in der Außenpolitik neben einer sozialen Innenpolitik spülte die Wähler in die Arme der SPD. Mit der Guillaume Affäre und dem daraus folgenden Rücktritts Willy Brandts 1974 folgte dann der unaufhaltsame Niedergang der Demokratie, insbesondere der Moral der Politiker.
Selbst Leute wie Strauß oder Biedenkopf hatten damals noch Rückrat und waren nicht so wachsweich wie die Wulffs und Steinmeiers heutzutage. Gleiches läßt sich über den Wähler an sich sagen.
Heutzutage kommen die Menschen aus der Schule, ohne z.B. die Grundsätze der Gewaltenteilung vermittelt bekommen zu haben. Da ist es schon wichtiger, das nächste Event nicht zu verpassen oder zu chillen als zur Wahl zu gehen. Ist ja sowieso egal....
1972 waren die Menschen nicht so gleichgültig. Sie glaubten an die Demokratie und die Macht ihrer Stimme. Auch wenn es selbst damals egal war: Sie glaubten dran und gingen wählen. Heuer ist der Glaube an die Wahl und damit die Demokratie verlorengegangen. Schade.
„Helden – wenn Dein Land Dich braucht.“ lief heut abend auf RTL. Da wurde tief in die Gefühlskiste gegriffen. Das beruhigt den deutschen Michel, weil er glaubt, das irgendein Held im Notfall Alle retten wird. Im Zweifelfall der Michel selbst, es sei denn, er müßte aus dem Sessel …
Was gab es Gutes von der Wahl zu berichten? FDP und AfD blieben unter 5% und sind draußen. Geil. Doppelt verdribbelt und aus. Wenn die FDP bitte auch weiterhin unter 5% bleiben könnte, wäre das schön. Der AfD lebt von Protestwählern und ist bald Geschichte wie die Piraten offenbar jetzt schon.
Und NPD und Konsorten? Weitab vom Schuß. Gut, aber es gilt auch weiterhin, diese Idioten im Auge zu behalten. Sicher ist Sicher.
Ergo bin ich müde. Das Wahlergebnis überrascht nicht wirklich. Nur der tiefe Sturz der FDP erfreut mein Herz. Jetzt wohl große Koalition unter Angela Merkel und damit 4 weitere Jahre Stillstand. 4 weitere Jahre Demokratieabbau. 4 weitere Jahre Umverteilung von Oben nach Unten. 4 weitere Jahre Herrschaft der Finanzkonzerne. Und und und.
Mein Trost ist, das die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt. Schaun mer mal. Ich befürchte zwar, das uns die Scheiße in den nächsten Jahren um die Ohren fliegt. Asber ich hab mich schon öfters getäuscht.
Auf ein Neues!