Dienstag, 29. Dezember 2020

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2020

Thariot – Nebula Rising Code White (Band 3)
Weiter gehts mit Thariots Zyklus, der ein echter Pageturner ist. Wir befinden uns im Jahr 4438 und wieder sind sieben Jahre vergangen,in denen mehr als Neun Millionen Siedler Nebula erreicht haben. Den Radicals um Jonah, Kenan und Kono bleiben noch weitere sieben Jahre, bis die Schiffe der Corporation das System von Nebula erreichen.
Xander Pedical hat inzwischen Leia die Leitung der unabhängigen Radicals überlassen. Die USS Crimson hält derweil das Wurmloch verschlossen. Auf dem Schiff kämpft Kono einen einsamen Kampf gegen die Versuche Caspers und der Corporation, das Datennetz der Radicals zu infizieren. Dank der Administrationscodes von der mittlerweile 14jährigen Nebula geht das auch ziemlich lange Zeit gut.

                                      

Derweil konnten die Radicals dank des reichlich vorhandenen Tridateriums ein größeres Wurmloch nach Exillium öffnen. Dort sollen Jonah und Kenan, die mit einem kleinen Schiff durchschlüpfen konnten, 2 kg Tridaterium an Politiker des fernen Planeten Canis weiterreichen, damit diese die Radicals im Kampf gegen die Corporation unterstützen.
Doch es kommt nicht dazu, weil Casper es vorher schafft, die Firewall in der USS Crimson zu überwinden. Kono bleibt nichts anderes übrig, als das Wurmloch nach Exillium zu kappen. Kenan und Jonah sind isoliert; und auch die USS Crimson ist kontaminiert. In der Folge splittert Thariot die Handlung in 6 Erzählstränge auf. Geschickt hält er den Leser dadurch an der Stange, indem er am Anfang jeden neuen Kapitels schnell noch einen Überblick über die Ereignisse dieses Strangs verschafft. Bei der vielen Action ist das äußerst hilfreich.
Jonah wartet versteckt über dem Boden einer Sumpflandschaft auf Exillium in einem kleinen Gleiter auf Kenans Transaktion, als Casper zuschlägt und Kono notgedrungen das Wurmloch nach Exillium schließt. Ihm wird klar, dass er fliehen muss, weil Casper auch über Kenans und seine Mission informiert ist.
Mit seinem Gleiter flieht Jonah auf die riesige Raumstation New Amsterdam, wo er von den örtlichen Polizeikräften als Terrorist gefangengesetzt wird. Nachdem Casper alle Informationen aus Jonahs KI abschöpfen konnte, fliegen ihn die Polizisten zum Planeten zurück, um ihn dort zu exekutieren.
Bevor eine Polizistin ihn aber kalt machen kann, wird die Polizeieinheit von einer üblen Gang überfallen. Jonah kann diese Kannibalen jedoch überrumpeln. Mit unfreiwilliger Hilfe der Polizistin kann er schließlich einen Gleiter kidnappen, der über der Wüste folgerichtig abgeschossen wird. Kurz bevor die beiden von der Gang zusammengeschossen werden, eilt die Rettung in Gestalt von Kenan heran.
Kenan soll auf Exillium dem Kontaktmann die 2 kg Tridaterium übergeben, als die Administration zuschlägt. Nur dank der Hilfe der jungen Novemba Rain, die sich als sein Kontakt herausstellt, kann er fliehen. Novemba und ihre eher jugendlichen Gefolgsleute kochen allerdings ihr eigenes Süppchen; Sie wollen Exillium unabhängig von der Corporation halten.
Als sich Kenan weigert, das Tridaterium zu übergeben, wird er kurzerhand geköpft. Sein Körper, in dem das Tridaterium versteckt war, wird durchgehäckselt, um den begehrten Rohstoff zu extrahieren. Jedoch kann die mit Kenans Avatar verbundene KI sein Bewusstsein in einen anderen Körper transferieren.
Und zwar in den Körper eines jungen Mädchens, welcher von Novemba benutzt wurde, um ein künstliches Bewusstsein darin laufen lassen zu können. In diesem Körper zerstört Kenan den Unterschlupf von Novemba und schließlich Novemba selbst. Das Tridaterium hat er nun zurückerhalten. Zusammen mit anderen Kindern, deren Bewusstsein von Novemba schon gelöscht worden war, kann Kenan schließlich seinen Bruder befreien.
Emma, die Schwester von Xander Pedical und Geliebte von Kenan, leitet die Verteidigung der Radicals auf der Planetenoberfläche von Nebula. Im Anflug ist eine Armada von Söldnern aus Exillium, welche von Casper und der Corporation zum Angriff aufgewiegelt wurden. Von Ras Talmud, einem vermeintlichen Überläufer, erhofft sie sich wichtige Informationen.
Leider erweist sich Talmud als trojanisches Pferd der Söldner. Geschickt überrumpelt der vermeintlich hilfesuchende Talmud einen Bunker, kann aber mit knapper Not vor der Übernahme des Bunkers abgehalten werden. Mit Emma als Geisel gelingt ihm in einem Gleiter zwar die Flucht, aber als er und Casper Emma wichtige Codes entreißen wollen, wird der Gleiter von Emmas Leuten abgeschossen. Emma überlebt und schaut Talmud beim Sterben zu.
Casper hatte jedoch außer Talmud noch eine weitere Überraschung parat. Die Tarantuga konnte er zwar nicht infiltrieren, aber die Bordeaux, ein weiteres Schiff der Radicals. Mithilfe ihrer Lenkwaffen zerstört Casper die meisten der Verteidigungsbunker - der Planet ist nun der herannahenden Armada der Söldner schutzlos ausgeliefert.
Leia konnte zwar die USS Crimson zerstören, aber nicht verhindern, dass Casper die Computer der Tarantuga, ihrem Schlachtschiff, infiltriert. Casper bringt das Schiff zum Absturz - das Schiff sinkt 4 km tief auf den Meeresboden. Da aber Leia und die Besatzung das Computernetzwerk abschalten konnten, war Casper auch hier ausgeschaltet.
Dachten sie. Leia und ihre Leute hatten die Tarantuga schon fast wieder an der Oberfläche, als Nebula plötzlich die gesamte Elektronik ausschaltet. In ihr tobt ein Kampf mit Casper, den dieser zwar verliert, Nebula aber dennoch schädigt. Erst mit viel Mühe kann Leia Nebula aus ihrer Starre befreien .
Mit weiteren Überlebenden kann Leia wenigstens die Jäger der Tarantuga bergen. Nur dank dieser Jäger gelingt es den Radicals, die Schiffe der Söldner abzuschießen. Sie konnten aber nicht verhindern, dass sich an die 30.000 Söldner auf den Planeten retten. Da wartet im vierten Band noch eine Menge Arbeit auf die Verteidiger von Nebula.
Kono blieb keine Wahl. Um die Radicals auf Nebula zu schützen, hatte sie das Wurmloch kappen müssen. Dank eines Codeworts konnte sie Leia dazu bringen, die USS Crimson zu zerstören, um die Version von Casper, welche eindringen konnte, eliminieren zu können. Sie selbst konnte ihr Bewusstsein noch in eine kleine Sonde transferieren.
Auf Sigma zufliegend, sendet sie ihr Bewusstsein in den Raum hinaus, bevor die Sonde abgeschossen werden kann. Eines der vielen Kopien ihrer Selbst schafft es schließlich irgendwie, in die virtuelle Erde einzudringen. Sie landet im London des Jahres 2019, der Standardzeit der virtuellen Erde.
Dort aber schlägt Casper sofort zu. Aus Kono wird wieder Liz, die sich ihrer Existenz als KI nicht bewusst ist und auch ansonsten keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit hat. Der freundliche Casper rettet sie vor zwei Vergewaltigern und bietet ihr Unterschlupf. Am Morgen ist er dann verschwunden, stattdessen wird Liz von der Polizei verhaftet. Warum, sagt man ihr nicht.
Kommen wir zu Isaac, der auf der sterbenden Erde des Jahres 3731 mit seiner Firma versucht, mit technischen Mitteln den Kollaps der Biosphäre der Erde aufzuhalten. Als die Corporation, die schon die meisten Menschen nach Sigma umgesiedelt hatte, die Erde aufgibt, erhält Isaac eine neue Aufgabe. Er soll eine Gruppe künstlicher KIs entwickeln, welche die Menschheit als Administration lenken soll, damit sich eine derartige Katastrophe nicht wiederholt.
Der Prototyp Casper schlüpft geschickt in Isaacs Rolle und übernimmt die heimliche Macht im Hintergrund. Er selbst tritt lediglich als Agent der Corporation in Erscheinung. Am liebsten auf der virtuellen Erde, einer Erfindung von ihm.
Da bleiben ja genügend Fragen für den vierten Band offen. Was wird aus Liz/Kono? Finden Kenan und Jonah rechtzeitig ein Wurmloch nach Nebula zurück, um Leia und Emma wieder zu sehen? Können die Radicals mithilfe der jungen Nebula Casper aufhalten, bevor dessen Flotte sieben Jahre später eintrifft und die Radicals vernichtet?
Ich hätte nicht gedacht, dass eine Hard Science Fiction Story mich derart fesseln könnte. Hut ab vor diesem Zyklus. Er ist beileibe nicht tiefschürfend, aber sehr unterhaltsam.

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Hartmudo: Mutter

65
Ich wollte einfach nur nicht hier sein. Nur schnell nach Hause und dort unter die Decke. Am liebsten tage- oder gar wochenlang. Unsicheren Schrittes betrat ich anschließend mit der ganzen Penunse das Büro. Kaum war ich drin, wurde es auf einmal mucksmäuschenstill. Ich denke aber, dass dort keine lebhaften Gespräche ins Stocken geraten waren, bloß weil ich den Raum betrat. Die vorherrschende Stimmung wäre mit frostig noch positiv umschrieben gewesen.
Selbst die beiden Frauen von der Bank blieben sprachlos. Egal was sie in irgendwelchen Deeskalationskursen gelernt haben mögen, jetzt war offenbar nicht der Zeitpunkt gekommen, um das dort Gelernte anzuwenden. Wahrscheinlich hatten beide auch Angst, dass die Stimmung noch weiter ins Negative abrutschen könnte. Eventuell hätte eine/-r von uns gar ein Messer zücken können. In den französischen Krimis der 60er Jahre soll so etwas schon öfter vorgekommen sein.
Jedenfalls war jetzt der Zeitpunkt der "Gewinnausschüttung" gekommen. Und wer außer mir wäre besser geeignet gewesen, das Geld aufzuteilen? Meine Sestras waren mit ihrem gegenseitigen Argwohn derart aufgeladen, dass aufgrund ihres gegenseitigen Misstrauens keine von Beiden daran denken konnte, das Bündel mit dem Geld in die Hand zu nehmen und aufzuteilen.
War es vor Monaten noch der Juwelier gewesen, der die Geldscheine auf dem Tresen verteilte, so oblag es diesmal mir, die Scheine gleichmäßig zu verteilen. "Eins. zwei, drei, vier..." zählte ich mal um mal laut bis jeweils Zehn die Hunderter ab, um das dann auf dem Tisch liegende Bündel gleichmäßig auf einen der drei Stapel gerecht aufzuteilen. Zur besseren Kontrolle versetzte ich die Bündel auf den Stapeln um 90 Grad.
Das kenne ich so vom Auszählen der Stimmzettel bei den Wahlen - seit mehreren Jahren bin ich bei der Briefwahl als stellvertrender Wahlvorsteher aktiv. Da ich von Wahlen her diese Art des Herangehens bereits verinnerlicht hatte, so dass ich es auch im Schlaf beherrschen würde, brauchte ich mich nicht allzu sehr zu konzentrieren und konnte so nebenbei meinen Gedanken nachhängen.
Da war zum einen die Situation an sich, von Wolke 7 aus dem Himmel betrachtet. Garantiert saßen unsere Eltern dort und hatten sicherlich die ganze Szene mit Missfallen beobachtet. Wobei ich einschieben muss, dass Mutter wahrscheinlich eher neben Walter gesessen hatte. Doch wenn ich es mir noch weiter überlege, wird dieser dann doch nicht neben Mutter, sondern bei seiner ersten Frau gesessen haben.
Einigen wir uns also darauf, dass Mutter aus den Tiefen der Travemündener Bucht und Vater vom Melveröder Friedhof aus diese Szene betrachtet haben mögen. Traurig mussten sie sein, als sie auf dieses Ende blickten. Unter großen Schwierigkeiten hatten sich beide im Krieg kennengelernt. In den Wirren der Nachkriegszeit hatte Vater nur dank der von Mutter übersandten Malariatabletten in der Kriegsgefangenschaft überlebt.
Nach dem Krieg haben sie die drei Kinder gemeinsam aufgezogen. Mehrmals mussten sie dank Vaters Job beim Bundesgrenzschutz umziehen, ehe sie 1962 in Melverode das Reihenhaus gekauft hatten. Um das Haus zu finanzieren, verzichteten meine Eltern auf Annehmlichkeiten wie ein Auto oder auch teure Urlaube.
Erst als meine Mutter - gegen den Wunsch meines Vaters - anfing zu arbeiten, begann sie ihren Spleen für Fernreisen auszuleben, was uns drei Kindern und Vater immer zu Spott animierte. Als Vater 1993 plötzlich verstarb und Mutter kurze Zeit später auf Walter traf, argwöhnten vor allem meine Sestras, dass Mutter Vaters sauer zusammengehaltenes Geld verjubeln würde. Diese Befürchtungen waren unnötig. Mutter hatte uns immer noch ein gehöriges Erbe hinterlassen.
Wenn unsere Eltern uns nun also allein bei dieser Szene in der Bank beobachtet hatten, dann mussten sie sich für uns schämen. Wir selbst waren dazu ja offenbar nicht in der Lage. Viel zu sehr waren wir mit uns selbst beschäftigt.
Der andere Gedanke ist auf den ersten Blick dann doch etwas abwegig, aber er kam mir trotzdem in den Sinn. Ich dachte an den 13. Dezember 1989. Da war es arschkalt, es lag schon seit über zwei Wochen Schnee und die Temperaturen an diesem Nachmittag waren unter Null.
DFB Pokal Viertelfinale 1989/90. Eintracht empfing zuhause den VFL Osnabrück und wir standen natürlich dort, wo wir in der Saison immer standen. Auf dem Stehplatz in der Gegengeraden (gab es damals noch, die obere Hälfte der bereits überdachten Gegengerade waren Stehplätze und dort standen auch die Kutten). Wir standen ganz am Rand beim Zaun zur Südkurve. Heuer fängt da der 9er an, wo all die Ultras stehen.
Wir - das waren zumindest Ulli, Kroll, Jürgen und ich. Für dieses Spiel hatten wir uns etwas besonderes überlegt. Da es aufgrund der bereits lang anhaltenden Kälte nicht möglich war, im Freien Bier zu trinken, musste eine Alternative her. Was lag da also näher als Glühwein? Jeder von uns - da waren noch 4 - 5 andere Leute mit dabei - setzte zuhause einen Glühwein an. Mit Schuss selbstverständlich.
Das heißt, jeder von uns schleppte eine Thermoskanne mit Glühwein ins Stadion! Seinerzeit ging das noch problemlos. Denn obwohl es in den 80ern eher mal eine Schelle aufs Freßbrett gab, ging es im Stadion friedlicher als in diesem Jahrtausend zu. Es fehlten halt die Hirnamputierten mit ihren Bengalos.
Ein weiterer Unterschied war der Umgang mit gegnerischen Fans. Da wurden halt auch Schmähgesänge angestimmt (Kühe, Schweine, Os-na-brück!), aber es gab noch so etwas wie Ehre. So konnte es geschehen, dass wir an unserem Platz mit 4 - 5 Osnasen standen und zusammen unseren Vorrat an Glühwein weggenuckelt hatten.
Kommen wir zur Parallele mit der Bank. Mitte der zweiten Halbzeit war der Glühwein alle. Kroll und ich kamen auf die glorreiche Idee, eine Kanne am Bierstand wieder auffüllen zu lassen. Der berühmte Stand am Fuße des Aufgangs zwischen der Südkurve und der Gegengerade, dort - wo über 20 Jahre lang die beste Bratwurst der Bundesliga verkauft wurden, schenkte an diesem Tag Glühwein aus.
"Schütt` die Sosse doch in eins rein!" rief ich dem Mann hinter der Theke noch zu, aber nein... Der Dussel befüllte einen Plastikbecher (0,15 l) nach dem anderen und schüttete deren Inhalt nacheinander in unsere Thermoskanne. So etwas Stures hatte mich damals schon aufgeregt.
Und genau deshalb musste ich beim Geldzählen in der Bank daran denken. So stur wie der Thekenmann seinerzeit zählte und stapelte ich nun das Geld auf die drei Haufen. Ich verspürte genau denselben Zeitraffer wie seinerzeit, als sich die Sekunden in die Unendlichkeit dehnten und Eintracht unter dem Jubel der Fans das 3:1 markierte. Und auch diesmal blieb ich wieder cool. Damals, weil es arschkalt und ich stinkbesoffen war. Heute, weil ich nach all den Jahren (Job und so) abgeklärter geworden bin.
Um das mit dem Pokalspiel kurz zu Ende zu führen: Eintracht gewann mit 3:2 und verlor im Frühjahr das Halbfinale in Bremen. Nach dem Sieg über Osnabrück gingen wir noch in die Eintracht Klause am Schwarzen Berg, wo Jürgen einen seiner bis heute legendären Auftritte hinlegte.
Beim Besteigen des Barhockers bestellte er vier Bier und rutschte doch sofort wieder von demselben herunter. Als er mit dem Arsch auf den Fußboden knallte, hatte er immer noch die vier Finger in die Höhe gereckt, mit der er seine Bestellung untermauert hatte.
Die Sportschau verfolgte ich an jenem Abend vor dem Röhrenfernseher der Kneipe im Stehen. Das Geschehen sah ich doppelt, weil ich dermaßen besoffen war, wie ich es danach nicht mehr hinbekommen habe.
Dieser glückselige Zustand war mir in der Bank beim Abzählen des Geldes leider nicht vergönnt. Dafür zog ich es wenigstens zügig durch. Und ich denke, meine Eltern hätten wenigstens das respektiert, auch wenn sie ansonsten über unser Verhalten in den letzten Monaten entsetzt gewesen sein müssten.

Sonntag, 20. Dezember 2020

Udorallala: Top Songs 13/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

Undertones - Teenage Kicks
Als John Peel am 25. Oktober 2004 verstarb, wurde dieser Song auf der Beerdigung gespielt. Die Textzeile „Teenage Dreams so hard to beat“ ziert Peels Grabstein. Der Sänger Feargal Sharkey sagte einmal über „Teenage Kicks“: "Our only hope was John Peel, and we sent him a copy - that was the only copy we sent anyone"
Es sind aber nicht nur diese kleinen Geschichten, welche “Teenage Kicks” zur Punk Hymne aus frühen Jahren werden ließen. „Teenage Kicks“ ist einfach der perfekte Song, zumindest aus der Punk / Power Pop Ecke. Auch ich hatte mich Ende der 70er Jahre auf Anhieb in den Song verliebt. Zuerst gehört hatte ich ihn natürlich in einer Samstagnacht bei „John Peels Music“. Allerdings hörte ich den Song irgendwann Anfang 1979. Die erste LP – ohne „Teenage Kicks“ – erschien im Mai 1979 und ich kaufte sie sofort - blind. Denn da kannte ich den Song bereits.

 

Als die Undertones „Teenage Kicks“ auf einer EP im September 1978 auf Good Vibration Records veröffentlichten, kriegte John Peel die Scheibe in die Finger (durch die Band, siehe oben) und spielte den Song am 25. September gleich zweimal hintereinander. Ein Novum, welches er später nicht wiederholte. Und es war einer der wenigen Songs, die Peel über Jahre hinweg immer mal wieder auflegte.
„Are teenage dreams so hard to beat?
Everytime she walks down the street
Another girl in the neighbourhood
Wish she was mine, she looks so good
I wanna hold her, wanna hold her tight
Get teenage kicks right through the night“
Der Text ist nicht tiefschürfend, schafft es aber wie nur wenige Songs der Rockgeschichte, die Stimmung einer Jugendgeneration auf den Punkt zu bringen. Beispiele für solche Songs wären „Summertime Blues“ oder auch „My Generation“. Und ja, Pocke, selbstverständlich auch „Satisfaction“. Diese Liste ist natürlich beliebig erweiterbar.
Schon der Beginn des Songs ist spektakulär. Das ultrakurze „Drum Solo (“doot-n-doot-n”) gibt den Startschuss für eine mächtige Gitarrenwand, die den Song gnadenlos nach vorne peitscht. Nachdem sich der Fuß auf das Gitarrenriff eingegroovt hat, setzt Feargal Sharkey mit seinem jammernden Gesang ein. Mit brüchiger und schmachtender Stimme rattert er zu der eingängigen Melodie seinen Text herunter.
Lediglich im Refrain setzt der Chor seiner Mitstreiter ein; auf den Konzerten konnten sicherlich alle mitgröhlen. Dank der fetten Gitarren und matschiger Bässe wie Drums wirkt dieser Gegensatz zum Gesang umso wuchtiger. Irgendwann kommt dann noch ein einfaches Gitarrensolo, bevor die Band die letzte Strophe durchbrät. Dann ein „Allright“ – und die Gitarre spielt den Tusch zum Abschluss.
Der Song schaffte es sogar dank des Airplays durch John Peel in die Charts und stieg am 29.10 1978 bis auf Platz 31 in England. Da standen John Travolta und Olivia Newton-John mit „Summer Nights“ auf Platz 1. Die Boomtown Rats mit „Rat Trap“ waren auf 3, „Ra Ra Rasputin“ mit Boney M auf der 4. In der Woche sehe ich grad auch Public Image, Father Abraham & the Smurfs, Sham 69 („Hurry up Harry“ auf der 10), Foreigner oder auch Queen in den Charts.
Die Undertones hatten ihren größten Single Hit mit „My perfect Cousin“ auf Platz 9. Bis 1983 brachten Sie aber immerhin 10 Singles in die Charts; das schafft auch nicht jeder. In Derry, Nordirland, waren sie 1978 die einzige Punkband gewesen und hatten eine kleine und treue Anhängerschaft von ca. 50 Leuten. Ihre ersten beiden LPs sind durchgehend gut und mit reichlich Hitmaterial gesegnet. Leider war die Konkurrenz zu der Zeit groß.
Wäre die Band in London beheimatet gewesen, hätten sie schon früh einen Deal aufgrund des damaligen Booms wg. des Punk mit der Plattenindustrie haben können. So aber kam nach der zweiten LP dass große Vergessen dank eines poppigeren Sounds, bis Sharkey ausstieg und mit „A good Heart“ endlich eine Nr. 1 Single als Solointerpret hatte.
„Teenage Kicks“ aber ist ein Klassiker geblieben. Als wir im Rahmen der BiRe in Galway eine Nachspielcombo in einer Disco erlebt hatten, wurde der Song von der Band gut gecovert. Pocke und ich wippten mit der Masse mit und fühlten uns zwischen all den jungen Küken wieder 30 Jahre jünger.
Was für ein Song!

Sonntag, 13. Dezember 2020

Sam Phillips 1/6

1
Wow, was für ein Buch. Irgendwann Anfang des Jahres war ich mehr oder weniger durch Zufall über diese Biografie gestolpert. Die Story von Sam Phillips, dem Inhaber und Betreiber der Sun Studios in Memphis - dieses Buch musste ich mir einfach holen. Gerade war es in deutscher Übersetzung beim Cosoc Verlag (nie gehört) als gebundenes Buch erschienen.
Ganz voran stellen möchte ich dies: In dieser Biografie geht es nicht um Sun Records und all die wegweisenden Rockabillys, die dort Mitte bis Ende der 50er Jahre einen Mythos schufen. Du erfährst zwar viel über einzelne Musiker, aber insgesamt geht es um den Typen, der es dank seiner Hartnäckigkeit und des technischen Verständnisses als Produzent diesen Musikern überhaupt erst ermöglichte, ins Rampenlicht zu treten: Sam Phillips.
Sam Phillips wird vom Autor Peter Guralnick als gerader und (irgendwo doch) ehrlicher Typ dargestellt, der jeden seine Meinung frei heraus sagte und seine Entscheidungen nicht ausdiskutierte. Gerade die Geschichte seiner Jugend wie auch der weitere Lebenslauf bis zur Eröffnung der Sun Studios ist ein Paradebeispiel für die Energie und den Willen, über welchen die Pioniere des Rock `n` Roll verfügt hatten, um ihren Traum zu leben.
Sam Phillips wurde in Florence, Alabama,als jüngstes von acht Geschwistern im ländlichen Milieu geboren und wuchs dort auf. Schon von klein auf war er von den schwarzen Landarbeitern beeindruckt, die trotz der Schufterei in ihrer Musik aufgingen. Eine Parallelwelt, die für Sam als Weißen verschlossen war. Sams Vater war beileibe kein Rassist. Er half trotz seiner eigenen Armut Schwarzen wie Weißen gleichermaßen, wo er konnte.
Der junge Sam half nicht nur nebenbei auf der Farm seines Vaters, sondern arbeitet nebenbei noch u.a. in einem Drugstore, um das kärgliche Einkommen seiner Familie aufzubessern. Nebenbei betätigte er sich zusammen mit seinem Bruder J.W. als Prediger, ehe er das Elternhaus verließ und auf die High School ging.
Schon während seiner Zeit als Jugendprediger träumte er von der Beale Street, der pulsierenden Straße in Memphis, wo die Rassenunterschiede schon damals in den Hintergrund gerückt und viele Freigeister unterwegs waren. So hatte er bereits in seiner Kindheit über das Radio Blues und Jive förmlich aufgesogen; ebenso mochte er allerdings Bluegrass und Hillbilly.
Peter Guralnick stellt Sam Phillips von Anfang an als gläubigen und ehrlichen Menschen dar. Als „geraden“ Typ, der nicht um den heißen Brei herumredet und sich nicht verbiegen lässt. Dass er erst ein Verhältnis mit seiner Assistentin Marion einging, um diese dann später mit der neuen (und jüngeren) Assistentin Sally zu ersetzen, steht dem wohl nicht entgegen.
Lapidar rückt er dies passend zusammen, weil Sam Phillips dies vor seiner Frau, die ihn über alles liebte, nicht geheim hielt. Diese Art von „Ehrlichkeit“ ist mir allerdings suspekt. Ich denke, dass Phillips nicht der gute Mensch war, den Guralnick uns verkaufen möchte. Geradlinig vielleicht, aber ein Egomane vor dem Herrn.
Bemerkenswert fand ich aber bereits auf den ersten 200 Seiten, mit welcher Beharrlichkeit Sam Philips agierte und für seine Vision von dem Wegfall der Rassenschranken durch Musik lebte. Selbst als er Ende der 40er Jahre einen festen Job als Radiomoderator inne hatte, arbeitete er nebenbei noch in diversen Nebenjobs, auch in einem Bestattungsunternehmen, um sich seinen Traum vom eigenen Studio zu erfüllen.
Der enorme Stress, auch als Ernährer seiner Familie mit den Söhnen Knox und Jerry, führte zweimal zu psychischen Zusammenbrüchen. Zeitgemäß ließ sich Sam Philips zwei Mal bei längeren Aufenthalten in einer Klinik mit Elektroschockbehandlungen fit machen. Laut Guralnick hatte Sam Philips diese Behandlung gut überstanden. Heutzutage wäre eine solche Tortur undenkbar und sicherlich verboten.
Aber erst einmal der Reihe nach. Nach seiner Heirat wollte er zunächst Anwalt werden, konzentrierte sich dann allerdings auf seine Tätigkeit als Radiomoderator bei WREC in Memphis, wo er ab Juni 1945 zwei tägliche Radioshows betreute. Dies machte ihm sichtlich Spaß, obwohl er selbst wusste, dass es erheblich bessere Moderatoren als ihn gab.
Doch das focht ihn nicht an. Er nutzte sein natürliches Talent als Tontechniker und begann, schwarze Gruppen für das Radio aufzunehmen. Er experimentierte mit der Anordnung der Mikrofone, um einen Sound zu erzielen, den er zu dieser Zeit - Mitte/Ende der 40er Jahre - noch nicht greifen konnte. Er stand vornehmlich auf Blues - Country, Bop und Jive hatten es ihm aber auch angetan.
Sam Phillips war mit Rebecca Burns seit 1942 verheiratet und bereits zweifacher Vater, als er 1948 Marion Keisker bei WERC kennen und auch lieben lernte. Mit dieser talentierten Radiomoderatorin zusammen wagte er den nächsten Schritt und gründete im Oktober 1949 den Memphis Record Service in der 706 Union Avenue.
Memphis Recording Service

Dieses kleine Geschäft war "eine Bruchbude, eingeklemmt zwischen einem schmierigen Lokal und einem Gebrauchtwagenhandel, und komplett von Cadillacs umgeben. Vor den staubigen und heruntergekommenen Jalousien hing ein blasses Neonschild..."
Mit seinem griffigen Slogan „We record anything - anywhere - anytime“ nahm er überwiegend verschiedene Künstler auf, die ihm mehr oder weniger zufällig über den Weg liefen. In den Anfangsjahren stellten jedoch Aufnahmen von Beerdigungen und Hochzeiten oder von seinen Kunden selbst gesungene Grüße z.B. an die Verlobte die Haupteinnahmequelle dar.
Es war diese Liebe zu der Musik aus seiner Kindheit, die Sam Phillips antrieb. Obwohl er mit seinem Record Service immer knapp an der Pleite entlang schrammte und nebenbei weiter im Radio seine Shows moderieren musste, um über die Runden zu kommen, gab er nicht auf. Jeden übrig gebliebenen Dollar reinvestierte der detailverliebte Tontechniker in neues Equipment.
Bereits 1950 gründete er mit seinem Freund, dem charismatischen Radio DJ Dewey Phillips (nicht verwandt), das Plattenlabel Phillips Records. Der auch als „Be-Bop Boy“ bekannte Joe Hill Louis nahm dort mit „Boogie in the Park“ eine wenig beachtete Single auf. Das war es dann bereits gewesen mit Phillips Records.

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Contramann: kurz gesehen im Dezember

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/warnstreik-drohung-die-corona-maulhelden-von-ver-di-kolumne-a-00000000-0002-0001-0000-000173216483
Irgendwie müssen wir doch die Anzahl der Clicks auf Spiegel Online erhöhen. Anders kann ich mir diesen Kommentar von Herrn Neubacher nicht erklären. Denn es gilt das Motto: „Klatschen allein reicht nicht, Deutschlands Corona-Helden wollen Geld.“
Und warum auch nicht, Herr Neubacher? Die Pflegekräfte galten im Frühjahr noch als Helden im Kampf gegen Corona; andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst - auch ich! - haben sich ebenfalls den Arsch aufgerissen, um die Kiste am Laufen zu halten. Währenddessen haben viele Andere sich ihren Allerwertesten im Home Office platt gesessen.
Doch jetzt, wenn es ums Geld geht, fällt Neuibacher nur dieses uralte Argument vom sicheren Arbeitsplatz ein. Als ob all die angeblichen „High Performer“ in der Großindustrie jetzt von Arbeitslosigkeit bedroht wären.
Für mich ist jedenfalls klar, dass sich Engagement für die Gesellschaft und diese Republik nicht auszahlt. Da bist Du erst der Idiot, der für eine schmale Mark arbeitet, und dann der Schmarotzer, der in schwierigen Zeiten unkündbar ist und „viel zu viel“ Geld bekommt. Als ob sich die Leute im Büro von Konzernen tot arbeiten würden.
Aber es ist müßig, im Spät-, vielleicht gar Endkapitalismus, an die Vernunft zu appellieren. Die Leute sind egoistisch und degeneriert genug, um die Karre sehenden Auges gegen die Wand zu fahren. 
 
So langsam dämmert es unseren Politikern, dass Elektroautos auch aufgetankt werden müssen. Die Automobilhersteller sehen ihre Felle davon schwimmen. Zuerst haben die Hersteller ihre ganze Energie auf die Entwicklung der E-Mobilität verlegt, und jetzt stellen sie fest, dass die dringend benötigte Infrastruktur - sprich die „Tankstellen“ für Strom - nicht vorhanden ist.
Diese Infrastruktur wollen die Hersteller natürlich nicht bezahlen; das würde ja den zu erwartenden Gewinn schmälern oder gar auffressen. Wie üblich soll der Staat es richten, doch bislang hatte der Staat den Herstellern was gehustet. Und ehe das ganze Traumgebilde in sich zusammenbricht, hat die Automobilindustrie wahrscheinlich den Druck auf die Politik erhöht.
„Die Arbeitsplätze...“. Man kennt das ja. Und die Politik hat das flehentliche Rufen erhört und reagiert. Dieses neue Gesetz, welches Interessen des Natur-, Umwelt- und im Zweifelsfall auch Gesundheitsschutzes aushebeln kann, soll und wird es richten. Die Energieerzeuger, die genau wie die Automobilindustrie das große Geschäft wittert, darf frohlocken.
Bezahlen tut das mal wieder der „kleine Mann“ mit erhöhten Preisen für Energie und Fahrzeugen. Das wird für die Kunden hinterher teurer als die Benziner sein; zum Trost dürfen sich die Kunden an den erhöhten Gewinnen der Strom- und Automobilindustrie erfreuen.
Ansonsten: Viel Spaß mit überlasteten Stromnetzen. Die Lösung des ganzen Umweltproblems mit privaten KFZ gibt es schon. Die mögliche Rettung für den Individualverkehr in Großstädten und Ballungsräumen siehst Du auf diesen Seiten:
Da müsste man nur noch den Wetterschutz versteifen, schon hat man einen Auto und Kleinlasterersatz, der vielleicht 40 km/h schafft - ich habe das noch nicht weiter recherchiert. Auf alle Fälle muss Schluss sein mit dem PKW als Schwanzersatz für den abgeschlafften weißen Mann. Diese Dinger wiegen eben keine 2 Tonnen; die Geschwindigkeit reicht für Großräume.
Irgendwann werden dies auch alle BMW - Daimler - Audi - Fetischisten erkennen.
 
Hilfe, Franz Alt ist wieder am Start. Was habe ich ihn in den 80ern und 90ern noch als objektiven und investigativen Journalisten bewundert. Jetzt reiht er sich (leider) in die Reihe all der Verkäufer von Elektrokarren ein, die diese Scheiße noch als Beitrag zur Abwendung der Klimakatastrophe verkaufen wollen.
Da holen Kinder das Lithium aus den Minen. Die Infrastruktur fürs „Tanken“ hinkt gewaltig hinterher; die Kosten sind intransparent. Die Karren sind viel zu groß und zu schwer - siehe den Artikel über die Golfkarren zuvor.
Dass sich Franz Alt noch einmal als Nutte der Automobilindustrie präsentiert... Traurig das. Immerhin spricht er am Ende noch den notwendigen Ausbau des öffentlichen Verkehrs an. Ein kleiner Teil an Restintelligenz ist bei Franz Alt also noch vorhanden
 
Ein schöner Kommentar. Und die habe ich früher gewählt. Unfassbar.
Statt eines eigenen Kommentars folgt hier ein Kommentar aus dem Forum. Denn ich würde ansonsten nur nicht-gendergerechte Sprüche über Frau Baerbock machen. Hab halt auch gerade das 8. Bier heut Abend vor mir stehen.
And here we go:
„An einer Regierungsbeteiligung selbst auf Landesebene hängen mitunter Hunderte gut bezahlte Polit-Jobs in Regierung und Verwaltung, vielfach mit perfekten Ruhestandsregelungen. Dazu kommen im Umfeld der Parteien Unternehmen und Freiberufler, die auf öffentliche Aufträge warten.
Und wenn man politisch, als Partei und als einzelner Politiker bzw. einzelne Politikerin Erfolg haben will, muss man sich gegenüber den Vorgaben des Mainstreams partiell bis weitgehend gefügig zeigen. Sonst ist man wie Oskar Lafontaine, Christian Wulf oder Sarah Wagenknecht bald weg vom Fenster.
Von Schröders SPD wurde erwartet, tiefgreifende Sozialkürzungen durchzusetzen, weil man so zumindest den Widerstand der Gewerkschaften unter Kontrolle halten wollte. Von den heutigen Grünen wird erwartet, Klimakiller-Projekte mitzutragen und dabei gleichzeitig die Umwelt- und Klimaschutzbewegung in Schach zu halten. In Hessen geht es dabei neben den Autobahn-Neubauten A49 und A44 und zahlreichen Autobahnverbreiterungen vor allem um die praktisch laufende Erweiterung des Frankfurter Flughafens oder auch den über Steuergelder finanzierten Ferienflughafen Kassel-Calden.
Und wie gesagt: Wer sich gefügig zeigt, wird fürstlich entlohnt.“

Dienstag, 8. Dezember 2020

H. Lecter: Alf

22
Apropos Chef. Auch dieser war ja nicht vollkommen verblödet und wusste über gewisse Vorgänge mehr, als uns allen lieb war und wir jemals zugegeben hätten. Wie jeder gute Chef hatte er seine Informanten in unserer Abteilung, allen voran IM Spritze. Dieser ist leider zwischenzeitlich auch verstorben. An der nachfolgenden Story hatte er jedoch keinen Anteil; sein Part kommt später.
Irgendwann inmitten der 90er ergab es sich, dass der Bär, welcher schon immer ein rühriger Kollega gewesen war, dank guter Verbindungen Liköre und Brände von leckeren Obstsorten über ein Weingut im Südwesten der Republik organisiert hatte. Alf war dies natürlich nicht verborgen geblieben. Daher biss er sofort an.
Der Bär musste Alfs Betteln wohl erhört haben und sah sich genötigt, kurzfristig eine kleine Probierstunde einzuführen. Bei dieser Gelegenheit war ich selbstverständlich auch involviert. Den milden und fruchtigen Geschmack des Obstlers, aber auch den der Mirabelle, habe ich bis heute nicht vergessen können.
Sanft rann der edle Tropfen meine Kehle hinab, ohne dass ich die Mundwinkel aufgrund der Schärfe des Alkohols verziehen musste. Das typische Brennen in der Kehle beim Genuss eines Schnapses mit 40% Alkohol minderte sich auf ein sanftes Prickeln in der Nähe des Kehlkopfs herab.
Alf erging es wohl ähnlich. Noch Wochen danach, wenn ich ihn auf dem Flur traf oder ihn mit dem Bär zusammen sah, entfuhr ihm ein ehrfurchtvolles „Vai – hen –ba –cher“. Keine Frage, nicht nur ich, sondern auch Alf war angefixt worden. Dass ein stadtbekannter Kneipengänger wie Mike, der während seiner Arbeitszeit ebenfalls auf unserem Flur beheimatet war, davon nicht unberührt blieb und ebenfalls Appetit auf Obst verspürte, war wohl bereits voraus zu sehen gewesen.
So kam es, wie es kommen musste: Der Bär bestellte beim Weingut seines Vertrauens die Schnäpse unserer Wahl, was bei Alf eher auf Liköre hinauslief. Denn da hatte Alf ein Faible für; es konnte ihm gar nicht süß und klebrig genug sein. Obwohl er diese eigentlich immer nur für seine Frau bestellt hatte, wie er nicht müde wurde zu betonen.
Irgendwann war die ersehnte Lieferung dann da und der Bär verteilte die Pülleken. Ich kann mich noch gut an die leuchtenden Augen von Alf erinnern, als er seinen Obstler und den Aprikosenlikör für seine Frau entgegennehmen durfte. Für mich hatte ich ebenfalls den Obstler geordert. Eine Mirabelle war da eine gute Ergänzung.
Das Ganze passierte natürlich am frühen Morgen eines Donnerstages, noch vor 9.00 Uhr. Sprechzeit hatten wir da zwar erst ab 14.00 Uhr, aber 9.00 Uhr war seinerzeit ja quasi der Arbeitsbeginn, weil da niemand mehr Zeitung las oder über den Abend vorher quasselte. Auch ich arbeitete meinen Postberg ab 9.00 Uhr ab.
Das Nächste, was ich sah, als ich wohl um 10.00 Uhr mein Büro mal verließ, um irgendetwas
abzuklären, war unser Amtsleiter, den alle nur Mr. Ed nannten. Mr. Ed stürmte grußlos an mir vorbei. Sein linker Zeigefinger steckte dabei in einer leeren Flasche Vaihenbacher. Einer Flasche mit Aprikosenlikör wohlgemerkt.
Den Vorfall musste ich mir anschließend aus Erzählungen von Kollegen zusammen reimen; erleichternd kam hier noch dazu, dass Alf in solchen Situationen immer berechenbar gewesen war. Alf hatte den Aprikosenlikör für seine Frau wohl lediglich probieren wollen und die Flasche nur ganz kurz geöffnet, um einen winzigen Schluck (wie immer direkt; ohne Glas) zu nehmen.
Bestenfalls ein winziges Schlückchen und dann die Flasche wieder zudrehen… Das kennt wohl jeder noch aus seiner Kindheit. Der zwangsläufig folgende zweite Schritt ist sicher auch jedem geläufig: Die nächsten zwei bis drei Schlucke werden durch Hinzufügen von Wasser aus der Leitung kompensiert.
Nun war Alf sicherlich ein großes Kind gewesen, aber irgendwo auch nicht. Ein Auffüllen der angefangenen Flasche mit Wasser kam für ihn da eher nicht in Betracht. Und da er seine Frau mit dem Aprikosenlikör garantiert überraschen wollte, bräuchte er ihr einfach nur nichts von der Lieferung zu erzählen, damit nichts auffällt. Und schwupps – schon hatte er die Pulle quasi auf Ex ausgelutscht.
Schließlich rief seine Kollegin Babett, mittlerweile zu recht voll genervt, Mr. Ed an. Zu dem Zeitpunkt soll Alf schon wieder die Schreibtischunterlage geküsst haben. Nun war es wohl Mr. Ed gewesen, dem die ehrenvolle Aufgabe, Alf aufzuwecken, zufiel. Wie mir später zugetragen wurde, stellte er Alf unmissverständlich vor die Wahl: Entweder begibt er sich sofort ins Nebengebäude zum Amtsarzt oder aber er wird suspendiert und kann dann gleich mit einer deftigen Disziplinarstrafe rechnen.
Alf blieb, so breit er auch war, vernünftig und ging zum Amtsarzt, der ihn nach seiner Untersuchung sofort nach Hause schickte. Aber das er die komplette Flasche Likör – 1 Liter bei über 40 Umdrehungen! – in den Kopp knallt, hatte der Bär nicht voraussehen können. Mike oder ich hätten das vielleicht erkennen müssen, aber wir waren beide damals selbst nicht vernünftig gewesen, wie ich zu meinem Leidwesen zugeben muss.

Sonntag, 6. Dezember 2020

Hartmudo: Amsterdam 5/5

5
Wir Übriggebliebenen hatten jetzt noch ein Ziel: Die Foodhallen von Amsterdam. Phil war bei seinem letzten Besuch in A-dam (mit seinen Kumpels) von den Markthallen begeistert gewesen, vor allem von den Foodhallen. Das war zwar vor Corona gewesen, aber so neugierig, wie wir nun mal sind, lassen wir uns von Kleinigkeiten nicht aufhalten.
Zu Fuß setzten wir uns in Bewegung. Nach kurzer Zeit, vielleicht 10 Minuten, während wir die erste Gracht überquerten, beruhigte Phil uns mit den Worten: „Jetzt ist es nicht mehr weit. Das war die erste von acht Grachten, dann sind wir da.“ Meine Jeansjacke (Lee) wurde mit jedem Schritt schwerer und klebte auch schon auf der nackten Haut.
Bei herrlichstem Sonnenschein wanderten wir konzentriert Gracht für Gracht voran, die Gespräche waren nach und nach verstummt. Das lag natürlich daran, dass meine Löwin und ich bereits etwas hinterherhinkten; ich noch mehr als die beste Ehefrau von allen (in Memoriam Ephraim und Sara Kishon). Nach der siebten Gracht war es dann Zeit für eine Pause.
Das Bagels & Beans auf De Clercqstraat sah einladend aus und bot uns auch eine Toilette, die wir alle benötigten. Wir saßen gemütlich an einem modernen hellen Holztisch, der mit zwei sternförmigen Ornamenten punkten konnte. Fehlte nur noch das Päckchen Tabak, die langen Blättchen...
El Feistolino

Auch hier roch es vor der Eingangstür verdächtig nach Gras, aber gottlob sind diese Zeiten für mich vorbei. Ja, es waren schöne Zeiten, aber irgendwann eben nicht mehr. Wenn ich das nur eher gemerkt hätte, wäre mir Ende der 90er einiges erspart geblieben. Den Geruch werde ich wohl nie vergessen, aber Lust auf eine Tüte habe ich keine mehr.
Wo war ich? An dem Tisch, auf einer Holzbank sitzend. Rechts von mir die nächste Gracht, gegenüber zwei olivgrüne Rattanstühle. Auch sonst war das Publikum eher jung und erinnerte mich, wie vor allem die Kellnerin, an alte Zeiten in den Achtzigern im Cafe Kollontay. Wer es nicht mehr kennt: Friedrich-Wilhelm-Straße, bereits in den 80ern gendergerecht und voller Junghippies. Nikki Sudden war damals angesagt.
Natürlich gab es hier keinen „normalen“ Kaffee. Alles mit Espresso, selbst der Latte Macchiato. Dennoch tat die Pause gut, da wir alle doch etwas abgekämpft waren. Nach den örtlichen Kaffee Spezialitäten und einem Toilettengang ging es weiter, bis wir die Foodhallen erreicht hatten.
Diese erinnerten mich von außen sofort an die Hallen in Riga, obwohl ich unwillkürlich sofort an die grüne Woche denken musste. Sei es drum, wir suchten den Block mit den Spezereien und setzten unsere Masken auf. Denn wir stellten schnell fest, dass im Hallenbereich auch hier die aus Deutschland schon als „neue Normalität“ bekannte Maskenpflicht galt.
Die „Foodhallen“ sind eigentlich nur eine Halle, in der man sich irgendwo einen Platz suchen muss, ehe man ans Bestellen von Essen überhaupt nur denken kann. Phil war ursprünglich von der Vielfalt an Gerichten aus aller Welt begeistert gewesen, die er sich beim freien Wandern durch die Hallen in Ruhe anschauen konnte.
Am besten beschreibt man das auch an diesem Tag große Angebot, wenn man es als eine große Ansammlung von Street Food Fahrzeugen betrachte. Mehr oder weniger kleinere Portionen, so dass man auch viele Leckereien probieren kann, ohne sich restlos zu überfressen. Qualitativ hochwertig und selbstverständlich auch hochpreisig - genau so geht es in den Foodhallen ab, nur an festen Ständen statt rollenden Wägen.
Dank der Corona Zeiten waren die Foodhallen mehr oder weniger leergefegt, so dass die wohlige Atmosphäre der Vorhalle des Braunschweiger Bahnhofs förmlich greifbar war. Jeweils einzeln und mit Maske gingen wir jetzt die einzelnen Stände auf der Suche nach Nahrung ab, aber... nein, so war das ganz und gar nicht.
Denn nachdem wir uns erst einmal gesetzt hatten, war Bewegung unerwünscht. Auf den standhohen Tischen waren QR Codes aufgeklebt, dank derer man sich auf einer Webseite einloggen konnte. Während Phil beim Versuch des Einloggens fast verzweifelte und ich dies gar nicht erst versuchte, waren die Frauen erfolgreicher.
Als erstes wurden die Getränke bestellt; bei mir reichte es zu einem Carlsberg. Meine Löwin hatte den Bogen schnell raus und flugs 3 Austern geordert. Für jeden eine, außer für mich. Denn sie weiß, dass ich so etwas nicht esse. Nach und nach bestellten wir mehrere Speisen, die nach einiger Zeit von diversen Kellnern gebracht wurden.
Ein zugegebenermaßen gutes System, um den Betrieb während dieser Pandemie am Laufen zu halten, aber dank der leeren Halle kam hier kein Flair auf. Ein enges Gedränge wie in der Markthalle Hannover, dazu an jeder Ecke der Duft verschiedener Speisen aus aller Welt. Das macht in meinen Augen eine Markthalle aus, nicht ein Service wie in den japanischen Restaurant am Eintracht Stadion (Nagano), welches wir vor zwei Jahren des Öfteren besucht hatten.
In die anderen Hallen mit Haushaltswaren und Klamotten schauten wir anschließend nicht mehr hinein, weil wir auch so langsam zurück mussten. Da wir den Rückweg nicht noch einmal zu Fuß bewältigen wollten (zumindest meine Löwin und ich nicht, denn wir waren doch etwas platt), orderte Phil ein Uber, der uns zum Parkhaus mit dem Auto bringen sollte.
Meine erste Fahrt mit einem Uber! Nach dem Anruf und der Übermittlung des Treffpunkts war der Fahrer auch tatsächlich nach den versprochenen 10 Minuten da und fuhr uns stumm zu dem Parkhaus. Phil bezahlte den online verabredeten Preis und wir stiegen aus. Kein Hallo, kein Au Revoir. Nur Tür auf, aussteigen und Türen zuwerfen.
Ohne viel Federlesens stiegen wir in Phils Auto und fuhren Candela zum Flughafen, wo sie uns auf den Kurzzeithalteplätzen beim Abflug schnell verließ, um ihren Flieger nach München zu kriegen. Kurz darauf waren wir auch schon auf der Bahn und fuhren ohne weitere Vorkommnisse, sprich Staus oder Unfälle, nach Braunschweig.
Anfangs beteiligte ich mich noch an den Unterhaltungen mit meiner Löwin und Phil, aber irgendwann fielen mir die Augen zu. Wir reflektierten noch schnell das abgelaufene Wochenende und erörterten anschließend die politische Lage aus unserer jeweiligen Sicht. Schade, dass ich solche Gespräche nicht aufnehme, obwohl...
Dann würde ich das auch noch protokollieren. Letztendlich wäre das dann sicherlich too much. Was aber bleibt, ist der positive Eindruck dieses Familienausflugs, der vor allem für meine Löwin unvergesslich gewesen war. Und genau dies möchte ich mit diesem Bericht würdigen, falls Du Dich gefragt haben solltest, warum der Bericht so umfangreich ausfällt.
Amsterdam ist schön und eine Reise wert. Aber viel wichtiger war das gemeinsame Erlebnis dieses kleinen Teils unserer Familie. Zugegebenermaßen wird dies im Text nicht gerade sichtbar gemacht, aber all die kleinen Gesten und Gespräche untereinander kann ich jetzt - eineinhalb Monate später - nicht mehr wiedergeben.
Dies ginge nur, wenn ich alles filme oder die Gespräche mitschneide. Und dann wäre dieser Text mindestens dreimal so lang ausgefallen und garantiert zu persönlich, um ihn auf diesem Blog veröffentlichen zu können.

Dienstag, 1. Dezember 2020

Hartmudo: Amsterdam 4/5

4
Sonntagmorgen, der Tag unserer Abreise. Heute schliefen wir etwas länger, weil wir jetzt wussten, dass vor 9.00 Uhr kein Cafe für ein Frühstück verfügbar gewesen wäre. In der letzten Nacht hatten Danny und Jessica wohl Glück gehabt, denn Jela schlief durch und so hatten die Eltern auch etwas Ruhe finden können.
Als wir uns dann alle gesammelt hatten, konnte es losgehen. Unser Weg führte uns zurück ins Zentrum in die Rembrandtplein. Und während Phil auf Google Maps noch nach einem guten Cafe zum Frühstücken suchte, steuerte Danny Jela in der Karre zielsicher auf ein offenes Cafe zu, wo wir uns sogleich platzierten und uns die Karte anschauten.
In dieser Lokalität waren Crepes die Spezialität, was die Prinzessin zum Anlass nahm, um ein Crepes mit Nutella zu verdrücken. Jela ihrerseits war beim Probieren der allseits bekannten Haselnusscreme entzückt. Für die anderen gab es eher herzhafte Crepes ; vielleicht hatte irgendjemand sogar etwas in der Art eines Baguette. So genau weiß ich das nicht mehr - satt geworden sind wir natürlich alle.
Nachdem uns das klischeehafte Betreiberpärchen abkassiert hatte (er dick, kurzhaarig mit Vollbart samt Lederweste, sie drall mit langen blonden Haaren), konnten wir uns endlich in Richtung der nächsten Aktion begeben. Hinter dem Rembrandthaus, fast schon wieder am Bahnhof... Dort ist die City mit den vielen Geschäften (für die Shopping Queens).
relativ unscheinbar

Mittendrin steht das siebenstöckige Body Worlds Museum. In der niederländischen Hauptstadt ist eine der weltweit insgesamt acht Körperwelten Ausstellungen zu sehen. Die einzelnen Standorte sind unterschiedlichen Schwerpunkten gewidmet, die Schau in Amsterdam ist auf das Thema „Glück“ spezialisiert.
Was machen Glück und Unglück mit unserem Körper? Dieser Fragestellung geht die Ausstellung in Amsterdam nach und spürt dem Einfluss der Gefühlswelten auf unsere Körperfunktionen und den Ablauf des täglichen Lebens nach. Der Mediziner Gunther von Hagen gewährte uns hier detaillierte Einblicke in die diversen Körperteile.
Bekanntlich arbeitete von Hagen mit konservierten Körpern von Verstorbenen, deshalb wirkten die Exponate auch eindringlicher als die bekannten Plastikmodellierungen aus dem Biologieunterricht. Mich persönlich hatte ja die vergrößerte Leber mit ihrer Zirrhose angesprochen. Die sah nun wirklich nicht schön aus, da wurde ich doch glatt sehr nachdenklich.
Ansonsten konnte ich der Prinzessin noch einige Fragen beantworten, was ich immer wieder gern mache. An mir ist womöglich ein Lehrer verloren gegangen. Die anderen schauten sich die Exponate ebenfalls mit großem Interesse an, selbst Jela hatte ihren Spaß. Von Hagen hat hier u.a. das Zusammenspiel von Muskeln, Blut- und Nervenkreislauf sehr anschaulich dargestellt, ohne dass man würgend aus der Ausstellung flüchten muss. Denn dies war das Bild, welches ich über die „Körperwelten“ seit Jahren (oder doch schon Jahrzehnten?) im Kopf hatte.
Auf den dreisprachigen Wandtafeln wurde der Zusammenhang zwischen den Emotionen - hier das Thema Glück - und körperlichen Befindlichkeiten deutlich. Diese Zusammenhänge waren der Prinzessin zwar noch etwas unbegreiflich, aber jetzt hat sie dies zumindest schon mal als These mitgekriegt.
Zumindest die Kernaussage, dass Glück lebensverlängernd wirkt, wird die Prinzessin begriffen haben. Das hat sie sich hoffentlich gemerkt. Die auf den sieben Stockwerken ausgestellten Organe und Körperteile wird sie sicherlich im Biologieunterricht noch bewundern dürfen. Was dort leider nicht vermittelt wird, schon zu meiner Schulzeit nicht, ist die gegenseitige Abhängigkeit von Geist und Körper.
Nach bald eineinhalb Stunden waren wir alle durch und trafen uns so nach und nach vor dem Eingang. Direkt nebendran befindet sich ein „Delft Outlet“. Delfter Kacheln - wer kennt sie nicht? Nennen Sie ein typisch holländisches Produkt... Diese blau-weißen Muster sind einfach unverwechselbar.
Die hatten natürlich nicht nur Kacheln, sondern auch Geschirr und was weiß ich noch alles. Jedenfalls saugte der Laden Jessica, Candela und meine Löwin förmlich an. Ich blieb hier vorsichtshalber gleich draußen, denn dieses blau-weiße Muster sieht zwar schön aus, wirkt aber am Besten, wenn man es nicht jeden Tag auf der Toilette vor der Nase hat.
Nachdem wir das nun hinter uns gelassen hatten, ging es (endlich) in einen Käseladen, der eigentlich nur diese kleinen runden Beemster verkauft. Die kennst Du - so groß wie ein normaler Unterteller für Kaffeetassen und rundherum mit Wachs ummantelt. Grün mit Kräutern, Rot mit Chili und orange mit Kurkuma - das Original, welches ich noch aus der Kindheit kenne, ist gelb. Der Laden hieß „By Popular Demand“ - nur zur Info...
Zusätzlich zu den zugegebenermaßen sehr leckeren Käselaibern deckten wir uns noch mit notwendigen Devotionalien wie Messern, Hobeln usw. ein. Anschließend hatten wir eine Menge an Tüten zu tragen, aber Danny und Jessica waren des Shoppens noch nicht müde. Denn genau gegenüber, hinter den Straßenbahnschienen, befand sich mit dem altehrwürdigen De Bijenkorf (oder auch De Buenkorf) der Einkaufstempel der Stadt. Hier hat man die wichtigsten Marken in ihren Stores auf einem Fleck.
Marken, die meiner Löwin und mir etwas sagen, aber die wir nicht benötigen. Phil und Candela wohl auch nicht, denn die warteten mit uns auf einem großen Platz neben De Buenkorf, bis Danny und Jessica dort durch waren. Die Prinzessin nahmen sie mit, Jela blieb bei uns. Phil organisierte für meine Löwin und mich noch Wasser, denn die Sonne schien jetzt doch mit aller Kraft eines schönen Spätsommertages.
Entgegen meinen Befürchtungen waren Jessica und Danny richtig schnell fertig; knapp über eine halbe Stunde hatte ihr kleiner Ausflug gedauert. Viel erbeutet hatten sie nichts, aber nachschauen mussten sie auf alle Fälle. Ich kenne das - ihr sicherlich auch.
An dieser Stelle war die Familienzusammenkunft quasi beendet, weil Danny zur Rückfahrt drängte. Die Prinzessin war am Montag zu einer Mathearbeit gefordert und sollte diese ausgeruht antreten. Zu diesem Argument gibt es immer meine volle Unterstützung, da ich selber dank meines Mathe Leistungskurses in der Oberstufe die Wichtigkeit dieses Fachs kenne. So verabschiedeten wir uns von Danny und seinen drei Mädels herzlich und wünschten ihnen eine gute Heimreise.