Dienstag, 31. Mai 2022

Uncle Fester: grad gelesen Mai 2022

Peter F. Hamilton - Befreiung (Salvation-Saga 1)
Lange habe ich es liegen lassen, jetzt bin ich endlich bereit für die neue Saga von Hamilton. Der britische Star Autor hat diesmal ein komplett neues Universum erschaffen. Hier geht es um den Kampf gegen eine aggressive Alienrasse. Die Handlung bewegt sich über mehrere, in sich verschachtelte Zeitebenen.
Ankerpunkt des Geschehens ist das Auftauchen eines großen außerirdischen Raumschiffes der Olyix im Jahr 2150. Dieses Volk befindet sich in einem Generationenraumschiff auf dem Weg zum Ende der Zeit und des Universums, wo sie ihr Gottwesen treffen wollen. Im Sonnensystem machen sie angeblich nur halt, um Antimaterie aufzutanken.
Im wohl entscheidenden Hauptstrang des Romans treffen sich fünf hochrangige Personen im Jahr 2204, um ein gestrandetes Alienschiff unbekannter Herkunft auf einem Planeten in 90 Lichtjahren Entfernung zu begutachten. Denn die in diesem Raumschiff gefundenen Kälteschlafkammern enthalten die Überreste von Menschen, welche offenbar von der Erde entführt worden waren.
Während sich diese Menschen über den unwirtlichen Planeten dem Raumschiff in einem Geländefahrzeug nähern, erzählen sie sich gegenseitig Geschichten aus ihrer Vergangenheit, dank derer die Zusammenhänge der Story verständlich werden.
Feriton Kayne, stellvertretender Direktor der Connexion Corporation, hatte die anderen vier für diese Expedition um sich versammelt, weil er unter diesen einen Agenten der Olyix vermutet. Kandara Martinez ist eine Söldnerin, die von der Connexion Company nur für die wirklich üblen Jobs ausgesucht wird. Yuri Alster ist der Chef von Connexion,
Callum Hepburn wiederum ist der oberste Problemlöser der Utopial-Kultur, in welcher sich die Menschen dahingehend genetisch modifiziert haben, so dass sie beliebig ihr Geschlecht wechseln können - die sogenannten Omnia. Dem alten kapitalistischen System hat man dort ebenfalls abgeschworen.
Da fehlt nur noch Alik Monday, seines Zeichens FBI-Agent. Zwischen jeder der einzelnen Geschichten fügt Hamilton noch einen Zeitsprung in die ferne Zukunft der Menschheit ein, aus der ersichtlich wird, das die Menschen vor Aliens flüchten müssen. Und die Feinde der Menschheit sind die Olyix, welche sich im Jahr 2204 dank der Weitergabe technologischen und biologischen Wissens noch als Freunde der Menschheit präsentieren, die dadurch einen Quantensprung in ihrer Entwicklung erleben.
Während die einzelnen Geschichten der Expeditionsteilnehmer bis zu 100 Seiten lang sind, ist die Geschichte ab 583 NA (nach Ankunft) wesentlich kürzer. Doch zunächst die Geschichten der Expeditionsteilnehmer.
Im Jahr 2092 arbeitete Callum für Connexion. Yuri war schon damals deren Leiter. Callum hatte seine große Liebe Savi heimlich geheiratet, kurz darauf sollte diese ein Attentat im Auftrag von Yuri durchführen, Callum wusste nichts davon. Savi wird aber vor Ausführung entführt, kann jedoch von Callum befreit werden. Yuri wird hier hintergangen und Callum flieht mit Savi zu den Utopials, wo sie nach vielen glücklichen Jahren stirbt.
Im Jahr 2167 haben Yuri und seine Assistentin Jessika (die zukünftig eine große Rolle spielen wird) einen schwierigen Fall zu lösen. Die junge Gwendoline Ainsley Zangari, Enkelin des reichsten und einflussreichsten Magnaten der Erde, hat eine Affäre mit dem Playboy Horatio Seymour. Dieser wird entführt und muss natürlich wiedergefunden werden. Das schaffen sie schließlich auch und können den bewusstlosen Horatio aus den Händen einer Gang befreien.
Was mit Horatio passieren sollte, erfährt man hier jedoch noch nicht. Das ist das Geniale an diesem Buch: Hamilton schafft es, die schon fast für sich allein stehenden Geschichten zu einer Einheit zu formen.
Die nächste Geschichte spielt im Jahr 2172. Der FBI Agent Alik Monday hat einen komplizierten Fall zu lösen. Die Leichen stapeln sich in der Wohnung des Anwalts Lorenzo, deren Zimmer dank der Portaltechnologie auf allen Kontinenten, dem Mond und sogar in einem anderen Sonnensystem liegen. Diese etwas verwirrende Geschichte erinnert stark an amerikanische Krimis der 40er Jahre. Wichtig ist hier nur, dass die ausführende Auftragskillerin Cancer nicht gefasst werden kann. Die gefassten Übeltäter werden nach Zagreus, dem Gefängnisplaneten, gebracht, wo die Leute sich selbst überlassen werden.
Jetzt ist Kandara an der Reihe. Im Jahr 2194 kann sie verhindern, das Cancer einen gesamten Asteroiden zerstört und kann diese dazu auch noch töten. Hierbei wird sie von Jessika unterstützt.
Als Letzter Feriton Kayne. Er hatte die Olyix schon immer skeptisch gesehen und spionierte die Salvation of Lufe, das Generationenraumschiff der Olyix, im Jahr 2199 aus. In einer geheimen 4. Kammer des Raumschiffs glaubte Feriton ein geheimes Portal zur Heimatwelt der Olyix zu finden. Kurz vor dem Höhepunkt endet jedoch diese Geschichte.
Schnell blendet Hamilton auf die Szene mit der Expedition um. Der Leser wird total überrascht, denn Jessica tötet Feriton mit einer Axt. Den ganzen Roman über überlegte Feriton, welcher der anderen vier ein Spion der Olyix sein könnte. Er war es halt selbst, wusste es nur nicht. Eine bessere Tarnung kann es für einen Spion nicht geben.
Diese Lösung erinnerte mich sehr stark an Philip K. Dick, was ich einerseits gut finde, andererseits allerdings auch nicht originell.
Die Geschichte der fernen Zukunft spielt auf einem Planeten namens Juloss. Die Menschen dort scheinen mittlerweile alle Omnia zu sein, trainieren aber eingeschlechtliche Jugendliche für den Kampf gegen die Olyix, deren Ankunft auf dem Planeten in naher Zukunft erwartet wird. Bei dieser Szenerie fühlte ich mich an die Tribute von Panem erinnert.
Seit Tausenden von Jahren fliehen die Menschen vor den Olyix, seitdem bilden sie Jugendliche für den Kampf gegen den Feind aus. Bisher allerdings erfolglos. Hier ist eigentlich nur interessant, dass das Liebespaar Yirella und Dellian doch zusammen bleiben kann und am Ende den Planeten in einen Raumschiff verlässt, um in den Krieg zu ziehen.
Das Buch endet mit dem Cliffhanger zum zweiten Band. Jessica entpuppt sich ebenfalls als Außerirdische, allerdings als befreundete Neana. Dieses Volk hat es sich zur Aufgabe gemacht, andere Völker vor dem Olyix zu warnen. Die Menschen sollen fliehen, denn die Olyix könne man nicht besiegen.
Jedenfalls beschließen die Olyix nach dem Tod von Feriton, die Menschen auf die Reise zu ihrem Gottwesen mitzunehmen. Besser gesagt, sie zu assimilieren. Da freue ich mich doch auf den zweiten Band.

Montag, 23. Mai 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

08
Fr. 18. Juni
Wochenende und wir haben nichts, aber auch gar nichts vor. Außer Fußball schauen natürlich. Drei volle Tage lang, wobei heute Vormittag und Mittag natürlich noch Arbeit angesagt war. Das können wir beide aber verschmerzen. Es gilt, den zweiten Spieltag am Samstag abzuschließen und Sonntag die Entscheidung in der Frankreich Gruppe zu beobachten.
Unser Team hatte gestern ja zumindest die Tür zum Achtelfinale weit aufgestoßen. Ebenso die Polen. Nordirland mag auf ein Weiterkommen als Gruppendritter hoffen, aber die Ukraine ist definitiv draußen. Und nun wollen wir die Italiener um 15.00 Uhr beobachten. Kann Zlatan seine Schweden gegen die Squadra Azzurra zum Sieg führen?
Frohen Mutes verließ ich um 13.00 Uhr das Büro. Meine Gedanken kreisten ums Essen, denn ich hatte an diesem Tag bisher lediglich eine Schale Cornflakes verspachtelt und verspürte auf einmal so ein grummelndes Gefühl im Magen. Soll ich am Bahnhof noch schnell zu McDonalds gehen? Zwei 11er Chicken Nuggets für 4,99 € ist das unschlagbare Angebot während der EM. Oder doch ein Salamibaguette bei Yormaz für 1,10 €?
Ich entschied mich für ein Franzbrötchen plus einem Schokolino (Schokobrötchen) von Steinecke, 2,35 €. Das ging schnell und ich hatte noch genug Zeit, beide Teile hinunterzuschlingen, bevor der Bus nach Lehndorf kam. So gestärkt, stand ich dann beim Absingen der Nationalhymnen vor dem Spiel auf dem Crosstrainer. In Turnschuhen, wohlgemerkt, da ich mir gleich am Montag in meinen Chung Shi Sandalen eine schmerzhafte Blase an der Innenseite des rechten Fußes verlaufen hatte.
Nachdem ich dieses spannende Detail jetzt auch noch erwähnt habe, kann es endlich losgehen. Italien gegen Schweden wäre in vergangenen Jahren bei den großen Fußballturnieren stets als Spitzenpartie angesehen worden. Seitdem ist viel passiert. Die Italiener haben insbesondere ihre Liga A heruntergewirtschaftet; der italienische Fußball stellt mittlerweile nur noch Mittelmaß dar. Die Schweden haben schon gegen die Iren schwach gespielt. Zlatan ist ein Schatten früherer Tage und der Rest des Teams besteht aus notorischen Grobmotorikern. Das der Nachwuchs kürzlich U 21 Europameister geworden war ist immerhin ein Lichtblick für die Zukunft.
So sahen wir eine blutarme Partie, in welcher der italienische Catenaccio Zlatan Ibrahimovic kalt stellte und kalt stellte und... kurz gesagt reicht den genügsamen Italienern offenbar ein müdes Unentschieden. Ohne Zlatans Ideen klappte bei den Schweden gar nichts, Nullinger. Meine Löwin und ich dösten mehr oder weniger vor dem Fernseher weg.
In der zweiten Halbzeit wurde es immer schlimmer, und das lag nicht daran, das wir die Burger vom Vortag verspeisten - kalt! Erst am Ende der Partie, als selbst den Italienern klar wurde, das die Schweden nicht mal fähig waren, zumindest mit der Brechstange den Erfolg zu suchen, begannen sie Fußball zu spielen.
Das sie das nach wie vor beherrschen, zeigte der Siegtreffer durch Eder, einem eingebürgerten Brasilianer, in der 88. Minute. Da haben sie sich doch glatt mit zwei Siegen ins Achtelfinale geschlichen. Am Ende mogeln sie sich noch zum Titel, gottachgraus. Und sollten die Schweden die Belgier nächste Woche sogar schlagen, dann wären sie am Ende als Gruppendritter womöglich auch noch weiter. Dieser Modus lässt das zu.
Im Anschluss war die spanische Gruppe D an der Reihe. Früher hätte man, genau wie in der italienischen Gruppe E übrigens, von einer "Todesgruppe"gesprochen. Diese Attribut trifft auf die spanische Gruppe nach den gezeigten Leistungen des ersten Spieltages wenigstens zum Teil zu.
Starten wir also um 18.00 Uhr mit Kroatien gegen die Tschechei. Der ehemalige Europameister aus Tschechien hatte auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Die vergreiste Truppe um Rosicki und Pavel Czech spielt einen Graupelfußball, bei dem man sich unwillkürlich nach alten Zeiten zurücksehnt. Auch die Kroaten waren mal erfolgreicher, gelten aber dank Stars wie Modric oder dem Ex Schalker Rakitic als Außenseiter für den Titel.
Ein bisschen vom Glanz vergangener Zeiten versprühten dann wenigstens die Studiogäste des ZDF. Pavel Kuka und Ivan Klasnic ließen auch Olli Kahn wehmütig an alte Zeiten denken. Als Bayern seinerzeit wegen eines Kahn-Fehlers mal die Meisterschaft an Werder verlor und Klasnic die Bude machte... Man scherzte so vor sich hin, von Olli Welke jederzeit leicht ironisch kommentiert. Von Tag zu Tag stärker im Studio: Holger Stanislawski. Jetzt scherzte er auch schon ein bisschen, wenn er wie üblich Spiele wie Spielstile fachkompetent analysierte. Als Spieler wie als Trainer empfand ich ihn immer als El Sympathico. Herb und frisch. So wie ein Jever oder besser noch Flens eben sein muss.
Zum Spiel. Was für eine Wohltat nach dem Grottenkick vom Nachmittag. Das, was Stanislawski in seiner Analyse der Schweden zuvor bemängelt hatte, nämlich den Standfußball über das gesamte Spiel hinweg, war hier von Beginn an eben nicht zu sehen. In erster Linie die Kroaten liefen über den Platz, boten sich an und machten damit das Spiel schnell. Viel Bewegung auf dem Platz, bei dem die Tschechen aufgrund des fortgeschrittenen Alters doch etwas abfielen. Immerhin entwickelte sich ein ansehnliches Spiel.
Es war aber nicht zu übersehen, dass die Kroaten mit der Zeit immer stärker wurden und folgerichtig in der 37. Minute das 1:0 markierten. Die Tschechen hatten noch Glück, das da bis zur Pause nicht noch mehr anbrannte. Nach dem Wiederanpfiff mussten die Tschechen notgedrungen etwas aufmachen, was auch bald das zweite Tor für die souveränen Kroaten nach sich zog. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich kein Geld mehr auf die Tschechei setzen wollen, ein 0:3 erschien mir wahrscheinlicher.
Aber - und das ist das Schöne an Fußball - plötzlich köpfte der eingewechselte Skoda, ein langer Lulatsch, eine Viertelstunde vor Ende den Anschlusstreffer und auf einmal schöpften die Tschechen noch einmal Hoffnung. Dann, kurz vor Ende des Spiels, kam es zum vollkommen widersinnigen Eklat.
Aus dem kroatischen Fanblock flogen Bengalos auf das Spielfeld, ungefähr bei der linken Eckfahne der Tschechei. Innerhalb des eigenen Blocks knallten Feuerwerkskörper und die Kroaten fingen an, sich untereinander zu bügeln. Polizei und Ordner schauten nur zu und verhinderten wahrscheinlich dadurch Schlimmeres. Mitten im kroatischen Block war eine riesige Lücke zu sehen. Der Schiri musste das Spiel für ca. 5 Minuten unterbrechen, bis sich die Lage auch dank der Ermahnungen der kroatischen Spieler an ihre "Anhänger"etwas beruhigt hatte. Ich bin mal gespannt, ob die UEFA jetzt auch einen Ausschluss des kroatischen Teams in Erwägung zieht, so wie bei den Russen.
Falls nicht, werde ich in meinem Eindruck bestärkt, das es bei der medienwirksamen Ankündigung vor ein paar Tagen mal wieder ums Russen-Bashing ging. Deshalb wurden auch heute die russischen Leichtathleten von der Olympiade in Rio ausgeschlossen. Angeblich, weil in der russischen Leichtathletik systematisch gedopt wird.
Zurück zum Spiel. In den letzten Minuten verloren die Kroaten völlig den Faden und mussten noch den Ausgleich durch einen Handelfmeter hinnehmen. Geschieht ihnen recht, möchte man meinen. Aber die Spieler können nichts für diese Chaoten. Jedenfalls erhalten sich die Tschechen so ihre Chance aufs Weiterkommen, während die Kroaten noch nicht durch sind und gegen die Spanier Leistung zeigen müssen.
Mitten im Spiel, kurz nach dem 2:0 in der besten Phase der Kroaten, tauchte ein Nachbar bei uns auf. Er bat uns, am Samstag früh den Wagen aus unserer Garage zu fahren, damit er bei seinem Wagen Kotflügel und Tür instandsetzen kann. Das hatten wir ihm zuvor schon zugesagt. Seine Stieftochter hatte meiner Löwin bereits beim Schmücken der Wohnung geholfen und mit ihm werde ich auch noch ein Pils schlorken müssen. Eigentlich ist er ein netter Typ, aber manchmal stört er auch etwas. Ich bin da noch etwas zwiegespalten, meiner Löwin geht es da nicht anders. Nach der EM bin ich hoffentlich etwas lockerer.
Nach dem Klassespiel tat die einstündige Pause bis zum 3. Spiel gut. Zeit zum Durchatmen und die Gelegenheit für Stanislawski, den spanischen Spielstil zu analysieren. Der neue Studiogast Gaizka Mendietta, der merkwürdigerweise Olli Kahn auch noch von früheren Duellen her kennt, war zu seiner aktiven Zeit ein begnadeter Mittelfeldregisseur. Zur falschen Zeit wohl, denn heuer würde er bei Real das Dreifache verdienen.
Nein, er arbeitet nicht bei Penny. Er ist nur nicht so ein Showman wie der Titan und äußerte sich eher kurz und knapp. Aber durchaus kompetent. Dann ging es los, Spanien gegen die Türkei. Die Türken sind im ersten Spiel nicht so doll gewesen, jetzt mussten sie zulegen, wenn sie nach der Niederlage gegen Kroatien noch im Turnier bleiben wollten.
Auffällig war von Beginn an, das die Spanier ihr Tiki Taka spielten. Sie fegten ähnlich schwerfällig wie die Schweden über den Platz, aber mit einem Unterschied: Die Bälle versprangen nicht um einen Meter beim Stoppen, zumeist wurde der Ball direkt weitergeleitet, zur Not auch direkt zurück gepasst. Fasziniert beobachteten wir das Geschehen.
Irgendwann spielten sie dann den genialen Pass. Iniesta ist hier an erster Stelle zu nennen, der Mann mit der Tonsur, der ebenso lässig wie elegant über den Platz schleicht, um dann das Auge zu haben, den Ball in die Lücken der Abwehr zu spielen. Die Türken waren in diesem Spiel hoffnungslos überfordert.
Dank eines zusätzlichen aggressiven Pressings kamen die Türken kaum mal über die Mittellinie. Und als nach gefühlt minutenlangem Tiki Taka die hohe Flanke kam, klingelte es auch schon. Vor der Pause klingelte es noch einmal und anders als beim Spiel zuvor war klar, das es für die Türken nach der Pause nur noch um Schadensbegrenzung ging.
3:0 hieß es am Ende. Der bislang höchste Sieg des Turniers und vollkommen desillusionierte Türken waren als Ergebnis auch noch zu notieren. Wir sind gespannt, ob die Spanier diese Form im Turnier bis zum Endspiel durchhalten können. Da muss es doch ein Gegenmittel geben, oder? Jogi wird es schon richten, davon ist meine Löwin fest überzeugt.
Die Interviews hinterher schenkten wir uns. Es war eine anstrengende Woche gewesen und wir freuten uns einfach nur aufs Ausschlafen. Am Samstag ARD. Schade, Stanislawski könnte ich häufiger ertragen.

Sonntag, 22. Mai 2022

guterPlatzzumBiertrinken: Shorttrack

Donnerstag, 17. Februar: Neues Jahr, neues Glück. Heute und morgen habe ich frei und nutze die Gelegenheit, bei schönem sonnigen Wetter eine kleine Fahrt mit dem Rad zu unternehmen. Eigentlich war ich jetzt mit Pocke verabredet, doch der hatte kurzfristig andere Termine auf dem Schirm.
Daher fuhr ich nicht wie geplant nach Stöckheim, sondern musste mir ein neues Ziel suchen. Mit dem Rad in der Hand stand ich also vorhin auf unserem Garagenhof vor den Mülltonnen und überlegte fieberhaft, wo ich denn nun hinfahren könnte. Da hätte sich eine kurze Fahrt zum neuen Edeka im Kanzlerfeld angeboten, doch darauf war ich tatsächlich nicht gekommen.
Dieses Ziel fällt mir erst jetzt ein, wo ich hier im Café Reyna vor einem 0,5 Warsteiner (Würg!) sitze. Stattdessen radelte ich blind Richtung Innenstadt los und überlegte mir, zum Schloss zu fahren.
Bei Saturn wollte ich mir Farblaserdrucker angucken, denn ich habe bald Geburtstag. Der doch relativ kurze Weg gestaltete sich etwas holprig, da aktuell eine Sturmwarnung ausgerufen wurde. Der Orkan Ylenia fegt heute über Deutschland und seine Vorboten drückten gegen meine Räder. Und obwohl die Sonne schien und die Straßen vollkommen trocken waren, hatte ich Angst, mich auf die Schnauze zu legen.
Die böigen Winde zeigten sich tückisch; Ich fuhr also sehr vorsichtig. Beim Schloss angekommen, stratzte ich sofort ins Untergeschoss zu Saturn. Die Begutachtung der Farblaserdrucker dort verlief sehr enttäuschend, die Auswahl erwies sich einerseits als sehr dürftig und andererseits waren die Regale in diesem Produktsegment unaufgeräumt und lückenhaft befüllt.
Ich schaute noch schnell nach MP3 Playern und Funkweckern, da ich mich hierfür in letzter Zeit ebenfalls interessiert zeigte. Was soll ich sagen, mein Besuch bei Saturn war eine einzige Enttäuschung. Ich verließ den Laden unverrichteter Dinge und begab mich ins Cafe Reyna, um einen Drink zu mir zu nehmen.
Schließlich heißt diese Kolumne guterPlatzzumBiertrinken, da sollte doch zumindest ein Pils drin sein. Jetzt sitze ich hier in dieser empfehlenswerten Lokalität, studiere probehalber die Speisekarte, weil ich irgendwann noch mit meiner Löwin hierhin möchte. Und ich denke an diesen denkwürdigen wie wunderschönen gestrigen Abend zurück.
An jenem Mittwoch fand das Nachholspiel Viktoria Berlin gegen Eintracht statt. Schon zu Beginn der Saison hatte ich mit Urmel einen Besuch dieses Spiels geplant, die Karten waren schon gekauft gewesen und der Termin 16. Januar fixiert.
Aber dann! Aufgrund Corona musste das Spiel abgesagt werden, weil die Berliner zu wenige Spieler hatten. Als der Nachholtermin endlich feststand, waren meine Löwin und ich trotz des Termins in der Woche sofort dabei, dorthin zu fahren. Auch Wolfgang, selbst Dauerkarteninhaber der Eintracht, ließ sich nicht abschrecken und so fuhren wir am frühen Nachmittag los.
Es war zwar schade, dass Urmel und Hasi aus unterschiedlichen Gründen absagen mussten, aber wir drei fuhren als Lohn einen denkwürdigen Abend ein. Eintracht fertigte Viktoria mit 6:0 ab, das war eine Beerdigung erster Klasse.
Das Spiel fand im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion statt, der alten Spielstätte von BFC Dynamo. Sage und schreibe eine Toilette für das gesamte Stadion, dazu waren lediglich zwei Bierbuden und zwei Bratwurststände vorhanden.
Die pott-hässliche Betonschüssel machte einen stark abgeranzten Eindruck. Im Ausschank befand sich Berliner Kindl, nur Engelhardt wäre schlimmer gewesen. Und da ich keinen Bock hatte, zum Pinkeln um das halbe Stadion zu laufen, pisste ich hinter irgendeinem Ausgang gegen den Zaun, beobachtet von einigen gelangweilten Ordnern.
Meine Löwin hatte nicht so viel Glück, sie musste einige Kerle aus der Damentoilette schmeißen. Auf der Rückfahrt hinterher waren wir drei verständlicherweise bester Stimmung, mit einem so schönen Ergebnis hatten wir nicht gerechnet. Dank dieser starken Leistung meldete Eintracht wieder Ansprüche im Kampf um einen Aufstiegsplatz an.
Cafe Reyna

Mit diesen schönen Erinnerungen im Kopf setzte ich die Maske auf und bezahlte das Warsteiner an der Theke. Trotz des Bieres behalte ich das Café Reyna in guter Erinnerung und werde hier sicherlich noch mit meiner Löwin einkehren, die Speisekarte sieht wirklich sehr gut aus.
Gegessen hatte ich hier nichts, denn zwischenzeitlich fiel mir ein, dass ich mich für den gestrigen Abend mit einer Pizza belohnen müsste. Schön, dass die Sonne immer noch vom Himmel lachte. So radelte ich gut gelaunt Richtung Edeka Hamburger Straße, entschied mich aber bereits nach kurzer Zeit für eine Abkürzung durch die Stadt.
Die dunklen Wolken sahen wirklich nicht schön aus und zu Hause hatte ich auch noch einiges zu erledigen, da sollte der Besuch des Rewe im weißen Ross genügen. Dort kaufte ich mir eine Wagner mit Spinat, Hähnchenfleisch und Frischkäse. Nachdem ich ohne nass zu werden wieder in der Wohnung angekommen war, lies ich mir noch etwas Zeit, bevor ich die Pizza in den Ofen schob und hinterher gierig verschlang.
Vom Sturm hatte ich bei der Rückfahrt gar nichts mehr gemerkt, insofern hatte ich alles richtig gemacht. Nach all den negativen Gegebenheiten in letzter Zeit (Corona, Ukraine Krise) war ich erfreut, dass ich den Arsch hochgekriegt und mich zu dieser kleinen Tour durchgerungen hatte. In dieser Zeit fand ja noch die Winterolympiade statt, da durfte ich nicht zurückstehen.

Sonntag, 15. Mai 2022

Contramann: kurz gesehen im Mai

https://www.heise.de/tp/features/Impfpflicht-durch-die-Hintertuer-6593815.html
Der Bundestag hatte die Entscheidung über die Einführung einer Impfpflicht Mitte März nicht treffen wollen und die Entscheidung erst einmal verschoben. Warum eine Impfpflicht oder auch nur eine Beteiligung an den Kosten bei einer Covid-Erkrankung eines Ungeimpften verfassungswidrig ist, wird in diesem Artikel schulmäßig herausgearbeitet.
Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Entscheidung vom 10.02.2022 (Az.: 1 BvR 2649/21) festgestellt, dass auch nach einem Bericht des Paul-Ehrlich-Institus schwerwiegende Impfnebenwirkungen auftreten können. Diese mögen zwar extrem selten sein, sind aber nicht auszuschließen.
Berücksichtigt man dann noch, das sich nach mittlerweile 2 Jahren der Pandemie herausgestellt hat, dass die Todesfälle und Patienten auf Intensivstationen fast ausschließlich in der Gruppe der über 80jährigen zu finden sind, macht eine allgemeine Impfpflicht sämtlicher Erwachsener ab 18 keinen Sinn.
Das gilt auch, wenn man den Schutz für über 60jährige und natürlich die Risikopatienten jeglichen Alters, welche ich im letzten Absatz ausgespart hatte, da mit einbezieht. Hinzu kommt, dass nach dem momentanen Wissensstand des RKI und PEI dank der Omnicron Variante eine Impfung lediglich vor einem schwerwiegendem Verlauf schützt, aber eben nicht vor einer Weitergabe des Virus an andere Personen.
Somit muss es auch einem gesunden 40jährigen überlassen bleiben, eigenverantwortlich abzuschätzen, ob das Risiko einer schweren Covid Erkrankung höher als das Risiko eines extrem seltenen Impfschadens ist. Eine vorsätzliche Gefährdung anderer nach § 52 SGB V könnte ergo höchstens dann vorliegen, wenn der Impfstoff eine Erkrankung verhindert oder wenigstens eine Weitergabe des Virus ausschließen kann.
Dies ist hier eindeutig nicht der Fall. Es mag sein, dass eine zukünftige Variante oder andere Krankheiten dieses Kriterium erfüllen, die zu einer verfassungsgemäß rechtmäßigen Kostenbeteiligung und in der Konsequenz zu einer Impfpflicht führen.
Hierzu benötigt man aber kein Impfschutzgesetz, welches die Einschränkung des Grundrechts der Freizügigkeit der Exekutive, hier dem Gesundheitsminister, überlässt. Die Notstandsgesetzgebung der 60er Jahre sollte in so einem Fall ausreichen.
Da der Bundestag ja offenbar auch in der Lage ist, quasi binnen Tagesfrist ein Sondervermögen von 100 Milliarden € zur Aufrüstung der Bundeswehr bereitzustellen, sollte er auch in der Lage sein, im Katastrophenfall einer Pandemie schnelle Entscheidungen zu treffen.
Gerade der letzte Punkt wird von Befürwortern einer Impfpflicht gerne ausgespart.

https://www.rationalgalerie.de/home/us-henker-will-krieg
Hierzu muss man wissen, dass dieser Artikel am Tage nach dem Besuch von Biden in Polen veröffentlicht wurde. Dort bezeichnete Biden Putin als Schlächter, deshalb ist dieser Artikel zur Einordnung von Biden und dessen Vorwurf hoch einzuschätzen.
„Putin muss weg“ - das hört man allerorten sehr häufig. Wenn Du den Artikel aufmerksam gelesen hast, wird Dir jedoch klar werden, warum der Welt viel Leid erspart geblieben wäre, wenn Biden nicht in eine verantwortungsvolle Position gekommen wäre.
Obwohl.... dann hätte jemand Anderer die Drecksarbeit erledigt. Das „System“ hätte sich durch Bidens Abwesenheit ja nicht geändert. Letztendlich ist er ja auch nur ein Bauer und kein König, noch nicht einmal ein Turm.

https://www.jungewelt.de/artikel/423403.china-abkehr-vom-neokolonialismus.html
Hier jetzt einmal ein Artikel für unsere Wirtschaftsinteressierten. Oder sollte ich sagen... Wirtschaftsdressierte? Hier geht es um das äußerst ambitionierte Projekt der Chinesen - Es geht um die neue Seidenstraße. Die ist den Staaten rund um die USA, also sagen wir im Folgenden ruhig den Nato-Staaten, nicht geheuer.
In unseren üblichen Leitmedien kann man lesen, dass die Chinesen mit der neuen Seidenstraße Staaten durch Kredite abhängig machen und damit in eine Schuldenfalle treiben würden. Dies alles nur, um sich neue Märkte zu erschließen. Dies wird gern als Neokolonialismus bezeichnet.
Nun sollte ein kritischer Leser des Handelsblatts oder auch des Spiegel Wirtschaftsressorts eigentlich nur durch ein wenig Nachdenken selber darauf kommen, dass dies haargenau die Vorgehensweise der Nato-Staaten im letzten Jahrhundert bis heute gewesen war. Dies betrifft nicht nur die alten Kolonialmächte, sondern auch die Europäische Union mit den Rettungspaketen für Griechenland seit 2010. Da hatte sich z.B. die Fraport GmbH die griechischen Flughäfen preisgünstig unter den Nagel gerissen.
Und natürlich wollen sich die Chinesen neue Märkte erschließen - das sollte für uns Freunde der Marktwirtschaft doch kein Problem sein, oder? Konkurrenz belebt ja das Geschäft. Und das ist für den Kunden, Verbraucher etc. doch immer gut. Habe ich jedenfalls in der Schule mal so vermittelt bekommen. Das war allerdings zu einer Zeit, als es noch den Warschauer Pakt gab.
Warum aber die Nato-Staaten die neue Seidenstraße zu Recht fürchten, lässt sich in diesem Artikel gut erfassen. Zum einen haben die alten Kolonialmächte durch ihre rücksichtslose Einflussnahme - eben den eingangs erwähnten Neokolonialismus - bei den Staaten in Afrika und Asien verschissen und zum anderen berücksichtigen die Chinesen die lokalen Gegebenheiten und drücken eben nicht ihnen genehme Machthaber durch Intrigen an die Macht.
Sollte nun der Dollar als Leitwährung der Weltwirtschaft seine Bedeutung verlieren, weil China in Zusammenarbeit mit Russland und möglicherweise auch Indien ein konkurrierendes System etabliert, wird die Einflussnahme des Westens auf die Staaten in Afrika und Asien rapide eingeschränkt.
Ens noch: Es heißt, Russland kann sich eine Niederlage im Ukraine-Krieg nicht leisten. Unter Berücksichtigung der eben beschriebenen Tendenzen glaube ich eher, dass sich die Nato-Staaten keine Niederlage der von ihnen unterstützten Ukraine leisten können.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Dienstag, 10. Mai 2022

Hartmudo: Unsere Aantracht

Fast die gesamte Saison über spielte die Eintracht oben mit. Und obwohl ich es mir immer wieder auszureden versuchte, hoffte ich insgeheim, dass die Eintracht nach dem knappen Abstieg aus der 2. Liga in der Vorsaison dieses Jahr den Wiederaufstieg auf Anhieb schafft. Gestern kurz vor 16.00 Uhr war es dann amtlich, weil Lautern geschwächelt hatte.
Um es noch einmal kurz anzureißen: Eigentlich war Lautern der zweite Platz schon nicht mehr zu nehmen gewesen. Am 30. Spieltag verlor Eintracht zuhause gegen Saarbrücken und hatte dadurch 5 Punkte Rückstand auf die Lauterer, zugegebenermaßen noch mit einem Spiel weniger. Das fehlende Nachholspiel (wegen Corona) war in Osnabrück und ging dann später mit einem schiedlichen 1:1 zu Ende.
Dank des Rückzuges von Türkgücü München ist Lautern am 38. und letzten Spieltag spielfrei und ohne Chance, noch Einfluss nehmen zu können. Das war den Pfälzern zwar nicht recht, aber verdaddelt haben sie es selber. Wer seine letzten drei Saisonspiele derart kläglich versemmelt und mit 3 Niederlagen aus der Saison geht, hat den direkten Aufstieg auch nicht verdient. Der kurz vor den Niederlagen entfachte Hype hatte das Team offenbar gelähmt.
Nach der ersten Lauterer Niederlage und Eintrachts knappem 1:0 Sieg in Wiesbaden hatte die Eintracht es mit einem Mal selbst in der Hand, den direkten Aufstieg zu erreichen. Eintracht hatte noch drei, Lautern aber nur zwei Spiele. Bei drei Siegen wären sie durch gewesen.
Los ging es Freitagabend - 29. April - mit dem Heimspiel gegen Magdeburg, dem unangefochtenen Spitzenreiter der Liga und Maß aller Dinge. Gerne hätte ich diesen Kracher mit meiner Löwin zusammen gesehen, aber just an jenem Wochenende fand die diesjährige BiRe statt. So blieb mir lediglich der Kicker Ticker, um auf dem laufenden zu bleiben.
Während des Spiels saßen wir Jungs im Brauereigasthaus Keiler und ließen es uns gutgehen. Glücklicherweise hatte Kroll Magenta auf seinem Smartphone installiert, so dass wir gegen Ende der ersten Halbzeit beim Stande von 0:0 immer öfter auf das kleine Display starrten. Der von Lauberbach verschossene Elfer war zwar ärgerlich, weckte allerdings Hoffnungen.
Eintrachts 1:0 anfangs der zweiten Halbzeit durch einen Kopfball (!) von Nikolaou bekamen wir gerade man so aus den Augenwinkeln mit. Als Lauberbach kurz danach jubelnd vor der Südkurve stand, war mir gleich klar, dass es erneut geklingelt hatte. Um das 1:2 hatte Eintracht danach mal wieder so richtig gebettelt, aber der vermeintliche Ausgleich....
Marx und der Magdeburger Stürmer liefen nebeneinander aufs Eintracht Tor zu und grätschten nach dem Ball, während Fejzic ihnen entgegen rutschte, um den Ball abzuwehren. Die 3 Spieler verknäulten sich, der Ball flog vom Tor weg und ein Magdeburger knallte ihn rein. Der Schiri pfiff sofort und gab den Treffer zunächst.
Der Linienrichter musste ihn auf das Foul durch den Magdeburger Stürmer aufmerksam machen, so dass der Treffer zurückgenommen werden musste. Ein großer Aufreger für den Magdeburger Trainer, der sich aber schnell wieder beruhigte. Danach passierte nichts mehr und Eintracht hatte die wohl schwerste Hürde souverän gemeistert.
Als Lautern dann am nächsten Tag sein Heimspiel gegen Dortmund II überraschend verlor, war Eintracht quasi schon aufgestiegen. Sie benötigten nun lediglich einen Sieg aus zwei Spielen. Entweder in Meppen oder zuhause gegen Victoria Köln - das war ja eigentlich eine reine Formsache. Was sollte da schon schiefgehen?
Am Samstag, den 7. Mai, spielte Eintracht um 14.00 Uhr in Meppen. Und schon wieder konnten meine Löwin und ich das Spiel nicht live im Fernsehen verfolgen, weil wir auf der Seebestattung von Bud verweilten.
Der arme Bud. Nach langer Krankheit war Bud vier Wochen zuvor verstorben; der erste aus "unserer" Geschwistergeneration. Meine Schwester Berta hatte dies ganz schön mitgenommen, so dass wir sie für einige Tage bei uns aufnahmen. Auch wenn ich mich über Eintrachts Erfolge gefreut hatte, es gibt wichtigeres.
Übrigens war zu dem Zeitpunkt Harald, der Bruder meiner Löwin, ebenfalls verstorben. Viel zu früh und deshalb bitter, aber der Fährmann nimmt jeden mit, den er kriegen kann und bringt ihn sicher nach Walhalla. Gerade in diesem Moment, wo ich dies schreibe, sehe ich die beiden Jungs klar vor Augen, wie sie zusammen auf einer Wolke sitzen und darüber fachsimpeln, wie man den Doppelregistervergaser eines alten BMW 520 korrekt einstellt.
Aber zurück zur Eintracht. Nach der sehr würdevollen Seebestattung saßen wir in der Fischkiste, einem sehr edlen Restaurant in Niendorf (nahe Timmendorfer Strand), zum Leichenschmaus. Mein Cousin Oskar war mit seiner Miriam und Sohnemann Knut ebenfalls anwesend, saß aber am anderen Ende des Tisches, so dass ich einen kurzen Blick auf den Kicker Ticker wagte.
Zwei Minuten gespielt, Elfer für Meppen und 1:0. 2:0 dann nach 16 Minuten - ich war enttäuscht. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, ich war da wohl zu optimistisch gewesen. Als ich dann kurz vor der Halbzeit auf die Toilette gingen, um einen abzuseilen, nahm ich gleich mal die Krawatte ab. Sie hatte mich beim Essen doch etwas zu sehr eingeschränkt.
Und prompt schoss die Eintracht den Anschlusstreffer. Egal, ob das Krawattenabnehmen oder das Klopsen hierfür verantwortlich war: Eintracht war wieder im Spiel. Diese Schlussphase musste mir meine Löwin schon auf der Rückfahrt via Kicker Ticker vorlesen. Auf diese Weise erfuhr ich auch vom Meppener Siegtreffer kurz vor Schluss.
Mit einem Mal wurde es eng für die Eintracht. Denn bei einem Sieg von Lautern am Folgetag in Köln müsste Eintracht am letzten Spieltag gegen eben diese Kölner gewinnen, um direkt aufzusteigen. Und die Kölner brauchten noch jeden Punkt gegen den Abstieg!
Der Folgetag war Muttertag. Und der 8. Mai - ein historisches Datum, welches jeder Deutsche kennen sollte. Es gab Spargel mit Schnitzel und Danny hatte alle drei Mädels mitgebracht, Berta war ebenfalls dabei. Verstohlen verfolgte ich den Spielstand von Köln gegen Lautern im Ticker beim Kicker; unter dem Tisch wohlgemerkt.
Nach dem 2:0 für Köln nach einer halben Stunde wagte ich es noch nicht, an ein Happy End für Eintracht zu träumen. Aber tatsächlich war Lautern zu dämlich und verlor auch das dritte Spiel nacheinander. Damit war die Saison für Lautern vorbei. Eintracht war aufgestiegen.
Unglaublich. Ein Aufstieg auf dem Sofa trotz bitterer Niederlage in Meppen zuletzt. Das letzte Spiel gegen Köln ist somit lediglich Makulatur, aber gegrillt wird trotzdem. Und Magenta abbestellt. Sky ist wieder angesagt.
Ich hoffe, sie bleiben dann auch mal drin in der zweiten Liga. Ich will nicht schon wieder wechseln müssen.

Sonntag, 8. Mai 2022

H. Lecter: Alf

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Kommen wir jetzt zu einer anderen schönen Aktion mit Alf: Dem Besuch eines Weingutes am Rhein. Diese Aktion wurde seinerzeit von Frank-Walter angeschoben, zu der Zeit berüchtigter Kollege aus Salzgitter-Bad und ausgewiesener Alkohol Profi.
Diese Aktion muss in irgendeinem September um die Jahrtausendwende stattgefunden haben, denn zu der Zeit hatte ich bereits am Amalienplatz gewohnt. Zu Fuß ging ich früh morgens zur Autobahnauffahrt in Lehndorf, wo mich der Reisebus aufschnappte.
Genau gegenüber dem hinteren Einstieg hatten wir unsere Plätze. Frank-Walter, Detzer, Alf und ich. Mike war diesmal nicht dabei, Sylvester fuhr zu der Zeit schon gar nicht mehr mit, weil er es mit seinem Gewissen als Vorgesetzter nicht verantworten konnte. Des öfteren hatte er Alf schon auf den Pott gesetzt - vollkommen zu Recht übrigens, wie ich heute konstatieren muss.
Im Bus war ich mit meinen 40 Lebensjahren tatsächlich einer der jüngsten, die überwiegende Anzahl der Mitfahrer war mindestens 10 bis 15 Jahre älter als ich. In Erinnerung an das letzte Kapitel möchte ich hier noch eine kurze Bemerkung zum Thema Rock n' Roll machen: Wie zu erwarten war, dudelte der Busfahrer eine volle Breitseite Schlager über die quäkenden Bordlautsprecher herunter.
Insbesondere die zahlreichen Damen, welche die reichlich vorhandenen Stolpermänner a la kleiner Feigling oder saurer Apfel konsumierten, zeigten sich bereits zu früher Morgenstund ausgelassen, ungehemmt und fröhlich. Im Chor stimmten sie "Hermann Löns, die Heide Heide brennt" an.
Vergleichbar mit Moshern auf einem Heavy Metal Konzert tanzten sie im Mittelgang des Busses, und das während der Fahrt auf der Autobahn. Eine derart ekstatische Stimmung hatte ich über alle Jahre ausgiebiger Konzertbesuche äußerst selten erlebt. Die Konzerte der Cramps und der schöne Gig der Meteors in Hildesheim sind da eine rühmliche Ausnahme gewesen. Halt, Jason and the Scorchers mit Uli in Berlin!
Zur Zeit dieser Busfahrt war dies alles aber mindestens 10 Jahre her gewesen und meine Kumpels und ich eher seltener auf Konzerten anwesend. Und wenn, dann eher unbeteiligt und vermeintlich cool. Ohne Feeling halt.
Doch gerade diese Damen in diesem Bus hatten den Rock 'n' Roll verinnerlicht, obwohl sie bei Motorhead oder AC DC schreiend rausgerannt wären. Die waren halt nicht so verkopft wie meine Kumpels und ich seinerzeit.
Dass Alf mit seiner schönen Stimme die Damen tatkräftig unterstützte, dürfte den geneigten Leser nicht überraschen. Frank-Walter als ehemaliger Hauptfeldwebel und besonderer Freund des weiblichen Geschlechts ließ sich hier natürlich auch nicht zweimal bitten, während Detzer und ich das Geschehen eher stoisch ertrugen.
So nach und nach hatte sich die Mannschaft ausgepowert und setzte sich wieder auf ihre Plätze. Für Alf war dies das untrügliche Zeichen, kurz die Augen schließen zu können. So friedlich, wie er schlief, waren die Damen von ihm immer noch ganz bezuckert.
Bis zur Ankunft am Weingut konnten Frank-Walter, Detzer und ich die Stimmung am hinteren Einstieg hochhalten, auch Alf stieg alsbald wieder ein, da er bislang nur von den unzähligen Stolpermännern zehren konnte. Eine Druckbetankung war ihm gottlob nicht vergönnt gewesen.
Beim Weingut angekommen, wurden wir sofort in einen größeren Raum bugsiert, wo uns die verschiedenen Produkte des Weinguts vorgestellt werden konnten. Von jedem der an die zehn Weine des Sortiments gab es lediglich kleine Schlückchen von etwa 0,1 Litern. Damit wir die hohe Qualität jedes Weines auch würdigen konnten, kauten wir zwischen jedem Wein ein Stückchen Weißbrot.
Als letztes wurde uns ein extrem schwerer Eiswein kredenzt, welcher erst im November nach dem ersten Frost abgeerntet und gekeltert wird. Anschließend wurde noch die Möglichkeit eingeräumt, uns mit den edlen Produkten dieses Weingutes einzudecken und die eine oder andere Flasche käuflich zu erwerben.
Das Alf sich hierbei mit dem Eiswein eindeckte, war keine große Überraschung. Rasch verstauten wir unsere Beute im Bus; ich selbst hatte nichts eingekauft, weil ich nicht so der Weintrinker bin.
Doch was machten wir jetzt mit dem angebrochenen Tag? Schließlich hatte gerade man erst die Mittagsstunde begonnen. Daher fuhren wir zu einem der zahlreichen Weinfeste, was zugegebenermaßen auch von vorne herein geplant war. Dort konnte das Unglück seinen Lauf nehmen.
Der Busfahrer überließ uns beim Weinfest unserem Schicksal und wollte uns zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsammeln. Schneller, als Usain Bolt die 100 m laufen konnte, zerstreute sich die Reisegesellschaft in kleine Gruppen. Blitzschnell standen Detzer, Alf und ich allein auf weiter Flur.
Frank-Walter, der ja die anderen Mitreisenden gut kannte, hatte sich vorsichtshalber in Luft aufgelöst. Bereits zuvor am Tage hatte er sich mir gegenüber derart geäußert, dass er sich nicht um Alf kümmern wolle. Der alte Schlawiner! Aber ich konnte ihn gut verstehen, schließlich waren die Mitreisenden Frank Walters Freunde und Bekannte.
Somit sollte die Arschkarte an Detzer und mir hängen bleiben. Doch zunächst war alles friedlich. Zu dritt gingen wir gemütlich ein Stück des Weges über das Fest. An dem einen oder anderen Stand nahmen wir einen Schoppen Wein und gingen einfach weiter.
Von den Anderen war weit und breit nichts zu sehen, stattdessen kamen wir an einem Riesenrad vorbei. An dieser Stelle war Alf bewusst, dass er dieses Riesenrad betreten musste. Natürlich nicht Allein! Ehe er mich bitten konnte, ihn in einer Gondel zu begleiten, hatte ich mich auch schon verkrümelt.

Donnerstag, 5. Mai 2022

guterPlatzzumBiertrinken: Bewegung

Montag, 13. Dezember. Es war wieder so weit, ich musste mich bewegen. Spätestens die Tage zuvor fühlte ich mich schlapp und matt, das nervte sogar meine Löwin. Meine Übellaunigkeit ging ihr verständlicherweise auf den Zeiger.
In der Vorwoche war das Wetter früh morgens noch zu kühl, also um den Gefrierpunkt herum, so dass ich zur Arbeit mit dem Bus fahren musste. Nun war es wärmer geworden und mir stand eine Darmspiegelung bevor. Aber egal, jetzt war Bewegung angesagt.
Bei 8 Grad und nass-feuchter Witterung fuhr ich kurz vor Mittag Richtung IKEA los, denn da gab es ein Dinosaurier Plüschtier, welches ich Jela zu Weihnachten schenken wollte. Nachmittags musste ich noch in die Gartenstadt, um dort meinen Personalausweis neu zu beantragen.
Zunächst jedoch zum schwedischen Möbelhaus. Zur Sicherheit pumpte ich noch etwas Luft auf meinen Hinterreifen und radelte Richtung Norden. Bei herrlichem Novemberwetter bog ich auf das Ringgleis ein, bis ich die Hamburger Straße erreichte.
Beim letzten Mal, als ich IKEA besucht hatte, fuhr ich über den Ölper See und Schwarzen Berg. Doch bei diesem nassen Wetter wollte ich nicht durch den Matsch fahren. Auf der Hamburger und Gifhorner Straße störten mich die Ampeln nicht, die etwas mildere Witterung im Vergleich zur Vorwoche hellte meine Stimmung auf.
Die frische Luft tat mir gut, ich fühlte mich nicht so matt und erschöpft wie sonst in der letzten Zeit. Corona hin, Corona her. Das ereignislose Herumsitzen - erschwerend hinzu kommt noch jeder zweite Tag im Homeoffice - macht einfach nur noch träge, Haribo Colorado und Nüsschen sind da keine Lösung.
Auch wenn es nun für ein Bierchen auf der Parkbank zu kalt ist, macht die Bewegung trotzdem Spaß und nach kurzer Zeit fuhr ich bei IKEA vor. Zu meiner großen Überraschung war hier 2G+ noch nicht angekommen, es galt immer noch 2G zum Betreten der Verkaufsräume.
Als ich vor dem Eingang keine Schlange entdecken konnte, freute ich mich zu früh. Die befand sich drinnen und umkreiste den Counter, wo ein gelangweilter junger Mann die Impfnachweise kontrollierte. Von diesem Moment an stellte ich einen neuen persönlichen Anwesenheitsrekord bei IKEA auf, was die Aufenthaltsdauer in den Verkaufsräumen betrifft. In der Kürze...
Ich hastete hinauf in die Kinderabteilung und ergriff zwei Dinosaurier Plüschtiere, dann nahm ich unten eine unerlaubte Abkürzung zur Kasse. Im Lebensmittelshop erstand ich noch Kekse für meine Löwin, gleich darauf stand ich draußen auf dem Parkplatz. Ich war hochzufrieden, mein Besuch hatte keine 20 Minuten gedauert.
Für den Rückweg hatte ich mir eine andere Route überlegt. Über Veltenhof wollte ich jetzt doch über den Schwarzen Berg fahren, da ich meine Ängste vor dem Match zwischenzeitlich verloren hatte. Denn es regnete nicht, obwohl die Wege weiterhin nass waren.
Als ich eine Abkürzung über den Wendener Weg nahm, musste ich kurz an meine Oberstufenfahrt 1977 nach München denken. Dort schnappte mich ein Kaufhausdetektiv und das Jugendgericht verurteilte mich daraufhin zu 10 Nachhilfestunden für einen Schüler in der Obdachlosenunterkunft Wendener Weg.
Diese Erinnerung währte nur kurz, da ich mich gedanklich eigentlich mehr mit der Darmspiegelung beschäftigte. An diesem Tag zuvor wurde mir feste Nahrung untersagt, bisher hatte ich lediglich einen Kaffee inhaliert. Statt des Abendessens würde ich Plenvu zu mir nehmen müssen, ein schnell wirkendes Abführmittel.
Umso mehr freute es mich, dass ich bislang keine konditionellen Schwierigkeiten bekam und auch keinen Hunger verspürte. Mittags durfte ich sogar eine Tasse klare Brühe trinken, hierzu bremste ich bei Rewe an, um das entsprechende Maggi Pulver käuflich zu erwerben.
Da der Matsch tatsächlich nicht der Rede wert war, erreichte ich mein Zuhause in ausgesprochen guter Laune. Gierig saugte ich die Suppe ein, bevor ich nach einer kurzen Pause wieder losfuhr. Die benötigten Unterlagen zur Beantragung des neuen Personalausweises hatte ich dabei. Den alten Ausweis, vier nicht gerade vorteilhaft aussehende Passbilder sowie eine Geburtsurkunde, welche meine Löwin aus unserem Stammbuch hervorgezaubert hatte.
Das Wetter wurde etwas ungemütlicher. Eine feuchte Kälte wanderte durch meine Jacke und am Himmel wurde es auch etwas dunkler. Die Dämmerung setzte heute sehr früh ein. Ich musste zur Verwaltungsstelle Gartenstadt in der Friedrich-Seele-Straße; diese war mir zuvor nicht untergekommen.
Da ich auf dem Ringgleis unter der Friedrich-Seele-Straße hindurchfahren müsste, wählte ich einen anderen Kurs. Am Lehmanger bot ich in Richtung des Gartenvereins Lange Wanne ab, um am Ende neben Piano Schimmel auf die Friedrich-Seele-Straße zu treffen.
Gegenüber ist die Verwaltungsstelle in einem riesigen Klotz untergebracht; Da hatte ich etwas Schwierigkeiten, den Eingang zu finden. Verspäten durfte man sich nicht, mein Termin war um 15:20 Uhr.
Ein Security-Mann kontrollierte meinen Impfausweis am Eingang, danach wurde ich in den dritten Stock geschickt. Im gut gefüllten Wartebereich setzte ich mich hin und hoffte, dass meine Nummer T897 schnell an der Reihe war. Nach 20 Minuten Verspätung war ich endlich dran, die blutjunge Mitarbeiterin erledigte ihre Arbeit routiniert.
So war ich also noch vor 16 Uhr wieder draußen und plante meine Rückfahrt. Ich hatte es nicht eilig, denn an diesem Tage auch nichts mehr vor. Gemütlich zuckelte ich über den Ring Richtung Lehndorf, machte zwischendurch das Licht an, denn der Himmel wurde immer dunkler.
Zufrieden kann ich Zuhause an, schob das Fahrrad in den Keller und setzte mich in der Wohnung erst einmal hin. Nein, erschöpft war ich nicht. Nur zufrieden. Ich hatte heute bald 30 km ohne Probleme abgeradelt und fühlte mich einfach erheblich besser als in den Tagen zuvor.
Ab jetzt heißt es den Arsch hoch zu kriegen, wenn mal wieder Leerlauf angesagt ist. Das missmutige Rumsitzen bei schlechtem Wetter bringt mich wirklich nicht nach vorne. Hier muss ich dran bleiben.