Dienstag, 10. Mai 2022

Hartmudo: Unsere Aantracht

Fast die gesamte Saison über spielte die Eintracht oben mit. Und obwohl ich es mir immer wieder auszureden versuchte, hoffte ich insgeheim, dass die Eintracht nach dem knappen Abstieg aus der 2. Liga in der Vorsaison dieses Jahr den Wiederaufstieg auf Anhieb schafft. Gestern kurz vor 16.00 Uhr war es dann amtlich, weil Lautern geschwächelt hatte.
Um es noch einmal kurz anzureißen: Eigentlich war Lautern der zweite Platz schon nicht mehr zu nehmen gewesen. Am 30. Spieltag verlor Eintracht zuhause gegen Saarbrücken und hatte dadurch 5 Punkte Rückstand auf die Lauterer, zugegebenermaßen noch mit einem Spiel weniger. Das fehlende Nachholspiel (wegen Corona) war in Osnabrück und ging dann später mit einem schiedlichen 1:1 zu Ende.
Dank des Rückzuges von Türkgücü München ist Lautern am 38. und letzten Spieltag spielfrei und ohne Chance, noch Einfluss nehmen zu können. Das war den Pfälzern zwar nicht recht, aber verdaddelt haben sie es selber. Wer seine letzten drei Saisonspiele derart kläglich versemmelt und mit 3 Niederlagen aus der Saison geht, hat den direkten Aufstieg auch nicht verdient. Der kurz vor den Niederlagen entfachte Hype hatte das Team offenbar gelähmt.
Nach der ersten Lauterer Niederlage und Eintrachts knappem 1:0 Sieg in Wiesbaden hatte die Eintracht es mit einem Mal selbst in der Hand, den direkten Aufstieg zu erreichen. Eintracht hatte noch drei, Lautern aber nur zwei Spiele. Bei drei Siegen wären sie durch gewesen.
Los ging es Freitagabend - 29. April - mit dem Heimspiel gegen Magdeburg, dem unangefochtenen Spitzenreiter der Liga und Maß aller Dinge. Gerne hätte ich diesen Kracher mit meiner Löwin zusammen gesehen, aber just an jenem Wochenende fand die diesjährige BiRe statt. So blieb mir lediglich der Kicker Ticker, um auf dem laufenden zu bleiben.
Während des Spiels saßen wir Jungs im Brauereigasthaus Keiler und ließen es uns gutgehen. Glücklicherweise hatte Kroll Magenta auf seinem Smartphone installiert, so dass wir gegen Ende der ersten Halbzeit beim Stande von 0:0 immer öfter auf das kleine Display starrten. Der von Lauberbach verschossene Elfer war zwar ärgerlich, weckte allerdings Hoffnungen.
Eintrachts 1:0 anfangs der zweiten Halbzeit durch einen Kopfball (!) von Nikolaou bekamen wir gerade man so aus den Augenwinkeln mit. Als Lauberbach kurz danach jubelnd vor der Südkurve stand, war mir gleich klar, dass es erneut geklingelt hatte. Um das 1:2 hatte Eintracht danach mal wieder so richtig gebettelt, aber der vermeintliche Ausgleich....
Marx und der Magdeburger Stürmer liefen nebeneinander aufs Eintracht Tor zu und grätschten nach dem Ball, während Fejzic ihnen entgegen rutschte, um den Ball abzuwehren. Die 3 Spieler verknäulten sich, der Ball flog vom Tor weg und ein Magdeburger knallte ihn rein. Der Schiri pfiff sofort und gab den Treffer zunächst.
Der Linienrichter musste ihn auf das Foul durch den Magdeburger Stürmer aufmerksam machen, so dass der Treffer zurückgenommen werden musste. Ein großer Aufreger für den Magdeburger Trainer, der sich aber schnell wieder beruhigte. Danach passierte nichts mehr und Eintracht hatte die wohl schwerste Hürde souverän gemeistert.
Als Lautern dann am nächsten Tag sein Heimspiel gegen Dortmund II überraschend verlor, war Eintracht quasi schon aufgestiegen. Sie benötigten nun lediglich einen Sieg aus zwei Spielen. Entweder in Meppen oder zuhause gegen Victoria Köln - das war ja eigentlich eine reine Formsache. Was sollte da schon schiefgehen?
Am Samstag, den 7. Mai, spielte Eintracht um 14.00 Uhr in Meppen. Und schon wieder konnten meine Löwin und ich das Spiel nicht live im Fernsehen verfolgen, weil wir auf der Seebestattung von Bud verweilten.
Der arme Bud. Nach langer Krankheit war Bud vier Wochen zuvor verstorben; der erste aus "unserer" Geschwistergeneration. Meine Schwester Berta hatte dies ganz schön mitgenommen, so dass wir sie für einige Tage bei uns aufnahmen. Auch wenn ich mich über Eintrachts Erfolge gefreut hatte, es gibt wichtigeres.
Übrigens war zu dem Zeitpunkt Harald, der Bruder meiner Löwin, ebenfalls verstorben. Viel zu früh und deshalb bitter, aber der Fährmann nimmt jeden mit, den er kriegen kann und bringt ihn sicher nach Walhalla. Gerade in diesem Moment, wo ich dies schreibe, sehe ich die beiden Jungs klar vor Augen, wie sie zusammen auf einer Wolke sitzen und darüber fachsimpeln, wie man den Doppelregistervergaser eines alten BMW 520 korrekt einstellt.
Aber zurück zur Eintracht. Nach der sehr würdevollen Seebestattung saßen wir in der Fischkiste, einem sehr edlen Restaurant in Niendorf (nahe Timmendorfer Strand), zum Leichenschmaus. Mein Cousin Oskar war mit seiner Miriam und Sohnemann Knut ebenfalls anwesend, saß aber am anderen Ende des Tisches, so dass ich einen kurzen Blick auf den Kicker Ticker wagte.
Zwei Minuten gespielt, Elfer für Meppen und 1:0. 2:0 dann nach 16 Minuten - ich war enttäuscht. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, ich war da wohl zu optimistisch gewesen. Als ich dann kurz vor der Halbzeit auf die Toilette gingen, um einen abzuseilen, nahm ich gleich mal die Krawatte ab. Sie hatte mich beim Essen doch etwas zu sehr eingeschränkt.
Und prompt schoss die Eintracht den Anschlusstreffer. Egal, ob das Krawattenabnehmen oder das Klopsen hierfür verantwortlich war: Eintracht war wieder im Spiel. Diese Schlussphase musste mir meine Löwin schon auf der Rückfahrt via Kicker Ticker vorlesen. Auf diese Weise erfuhr ich auch vom Meppener Siegtreffer kurz vor Schluss.
Mit einem Mal wurde es eng für die Eintracht. Denn bei einem Sieg von Lautern am Folgetag in Köln müsste Eintracht am letzten Spieltag gegen eben diese Kölner gewinnen, um direkt aufzusteigen. Und die Kölner brauchten noch jeden Punkt gegen den Abstieg!
Der Folgetag war Muttertag. Und der 8. Mai - ein historisches Datum, welches jeder Deutsche kennen sollte. Es gab Spargel mit Schnitzel und Danny hatte alle drei Mädels mitgebracht, Berta war ebenfalls dabei. Verstohlen verfolgte ich den Spielstand von Köln gegen Lautern im Ticker beim Kicker; unter dem Tisch wohlgemerkt.
Nach dem 2:0 für Köln nach einer halben Stunde wagte ich es noch nicht, an ein Happy End für Eintracht zu träumen. Aber tatsächlich war Lautern zu dämlich und verlor auch das dritte Spiel nacheinander. Damit war die Saison für Lautern vorbei. Eintracht war aufgestiegen.
Unglaublich. Ein Aufstieg auf dem Sofa trotz bitterer Niederlage in Meppen zuletzt. Das letzte Spiel gegen Köln ist somit lediglich Makulatur, aber gegrillt wird trotzdem. Und Magenta abbestellt. Sky ist wieder angesagt.
Ich hoffe, sie bleiben dann auch mal drin in der zweiten Liga. Ich will nicht schon wieder wechseln müssen.

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