Montag, 30. März 2015

Udorallala: The Circa Waves

Da war ich dann mal gespannt: Diese neue Band aus Liverpool soll DAS angesagte Ding in Großbritannien sein. Vergleiche mit der goldenen Zeit des Britpops (Oasis?) sowie mit dem Glamrock der 70er werden gezogen. Der NME soll ausgeflippt sein!
Da kann Udorallala nicht zurückstehen und schaut mal bei Youtube rein. Dieses Video von „Stuck in my Teeth“ wurde am meisten geklickt. Ich will es kurz machen heute. Die Vergleiche mit dem Britpop a la Oasis oder selbst the Smiths aus den 80ern kommen ganz gut hin, bloß eines fehlt mir bei dieser Band. Und das sind die markanten Songs, die Hits sozusagen. Irgendetwas für die Ewigkeit halt. Alle Songs plätschern so dahin; Keiner ist wirklich schlecht.
Die Band kommt aus Liverpool, das verpflichtet und weckt natürlich Assoziationen, die diese junge Band niemals erfüllen kann. Trotzdem erblödet sich die Presse nicht, einen Beatles Vergleich zu ziehen. Sicher spielten sich diese 4 Jungs auch den Arsch wund für ne schmale Mark und wurde 2013 entdeckt bzw. startete auf der alljährlichen NME Tour durch.
Nun ja, wenn es heute schon reicht, einen guten Sound zu fahren, dann ist es um die Rockmusik schlecht bestellt. Und Kiddies, die sich diese Band reinziehen und in den Himmel loben, sollten sich mal Josef K. Oder auch Orange Juice aus den 80ern anhören. Gerade in der Nach Punk Ära gab es Bands wie Wedding Present oder eben the Smiths, die damals schon diesen Sound fuhren. Bloß mit guten Songs.
Aber jede Generation kriegt das, was sie verdient. Und sicher ist es besser, die Kids fahren auf Circa Waves ab, als das sie dem allgemeinen Gedudel erliegen. Eine Band mit Gitarre, Gitarre, Baß und Schlagzeug live auf der Bühne ist eben immer noch die beste Möglichkeit, einen netten Abend mit Bier zu erleben.
Insofern... Keep on!

Mittwoch, 25. März 2015

Hartmudo Spezial: Walter 15/14

Letztens hatte ich mit einer Kollegin gesprochen. Eine ihrer Kundinnen war verstorben und die Tochter hatte die Übernahme der Räumungskosten der Wohnung beantragt. Dafür gibt es aber kein Geld vom Amt, denn mit dem Tod erlischt auch das Mietverhältnis für eine Wohnung.
Das Ausräumen einer Wohnung fällt also unter das sogenannte Vermieterrisiko. Dieser könnte sich höchstens an den Erben schadlos halten oder eben aus dem Erbe, falls keine Erben da sind. Hier war der Punkt erreicht, an dem bei mir das Deja Vu einsetzte.
Walter natürlich. Ich habe ja bis heute nicht verstanden, warum die Situation 2013 mit Mutter so eskalieren konnte. Nach dem Gespräch über die Kundin meiner Kollegin setzte das Deja Vu bei mir flashmäßig ein. Urplötzlich kam da etwas Licht ins Dunkel; Zumindest einige Aktionen bzw. Verhaltensweisen meiner Mutter, aber auch von Walter, sind mir dadurch endlich verstehbar geworden.
Ich rekapituliere: Anfang des Jahrtausends wollte Walter seine Beerdigung regeln und bat mich,.im Falle seines Todes die Angelegenheit zu regeln. Es ging ihm dabei vordringlich um eine Seebestattung in Travemünde. Quasi neben seiner Frau, die dort auch beigesetzt wurde.
Da er selbst ja keine Kinder hatte, war ihm der Rest auch relativ unwichtig erschienen. Er erwähnte zwar seine Schwägerinnen aus Florida und Hannover, wollte diesen auch etwas zukommen lassen. Was genau, weiß ich heute auch nicht mehr – ein Pflichtteil war es jedenfalls nicht.
Diese waren für Mutter sowie Berta, Sunny und mich vorgesehen. Dazu sollte ich für die Nachlassverwaltung noch Krügerrands erhalten, die sich zum Zeitpunkt der Erstellung des Testaments noch in Walters Besitz befanden. Das Ganze wurde dann ja auch noch beim Notar seines Vertrauens im Testament festgelegt – ich war dabei.
Kurze Zeit später musste Walter dieses Testament vom Amtsgericht wieder zurücknehmen, da das „Berliner Testament“, welches er seinerzeit mit seiner Ehefrau aufgesetzt hatte, auch weiterhin Bestand hatte. Und darin waren eben die beiden Mädels aus Florida und Hannover als Alleinerben auch von Walter eingesetzt.
Wie ich bereits geschildert hatte, entschied sich Walter dafür, die Rücknahme des Testaments mir nicht mitzuteilen. Inwieweit Mutter hierüber Bescheid wusste, vermag ich trotz längeren Grübelns immer noch nicht sicher zu sagen. Berta war es, die mich diesbezüglich auf entsprechend widersprüchliche Aussagen Mutters hinwies, die den Schluss nahelegen, das Mutter hier mit Walter konform ging und mich bewusst über die Erbfolge im Todesfall im Dunkeln ließ.
War dies böse Absicht, weil beide befürchteten, ich würde „hinterher“ die Beerdigung von Walter nicht organisieren? Dies glaube ich nach zwei Jahren nicht mehr, ich glaube eher, dass es diese gewisse Chuzpe war, die beide in der Vergangenheit immer wieder an den Tag legten.
Immer frei nach dem Motto: „Ich mach erst mal und dann sehen wir weiter. Im Zweifelsfalle habe ich von nichts gewusst und kann deshalb nichts dafür.“ Das galt natürlich auch für Dinge, von denen beide ganz genau wussten, dass es falsch war. Die Palette solcher „Vorfälle“ reicht vom ungefragten Organisieren von Stühlen anderer Zimmer im Krankenhaus bis zum Verschweigen von Wertgegenständen beim Zoll. Hier denke ich insbesondere an Goldschmuck aus der Türkei, die Mutter für einen türkischen Juwelier bei der Rückreise nach Deutschland um den Hals trug.
Hinzu kam sicherlich auch noch die „Erkenntnis“, dass man Kindern halt nicht alles erzählt. Aber hauptsächlich war es diese Chuzpe, dank derer sich beide einreden konnten, das alles in Ordnung sei. Denn schließlich ist ja genug Geld für die Beerdigung da – dank der wunderschönen Orientteppiche, die Walter für teures Geld in der Türkei erstanden hatte und die im Testament nicht erwähnt waren.
Beiden ging es letztlich wohl nur noch um die Beerdigung und Mutter wollte sicherlich eh nichts vom „Vermögen“ Walters haben. Das für ihre Reisen auch die Krügerrands verkauft werden mussten, die für mich als Aufwandsentschädigung gedacht waren, war ihnen da wohl auch schon egal.
Nicht dass ich darauf spekuliert hatte. Ich hätte die Nachlassverwaltung sowieso gemacht; Einfach weil ich Walter auch sehr mochte. Das dachten sich beide wahrscheinlich auch. Der Rest ist „das wusste ich nicht“. Zumindest bei Mutter, die blendet schon ihr ganzes Leben alles aus, was ihr nicht so in den Kram passt.
War ja auch eh nicht nötig mit den Krügerrands oder den Aktien oder dem Sparbuch. Denn da gab es ja immer noch diese wunderschönen Teppiche, die ja ach so wertvoll sind. Und hier setzt dann mein Deja Vu ein. Es geht um das Ausräumen der Wohnung von Walter; angedacht der Kundin meiner Kollegin.
Walter sollte also auf See bei Travemünde bestattet werden und ich sollte es regeln. Wenn Mutter sich (angeblich) auch nicht an das zurückgezogene Testament erinnern konnte, aber das ich die Bestattung organisiere, das wusste sie noch. Praktisch diese Sichtweise; so ist meine Mutter!
Die Kosten der Beerdigung wollte sie sicherlich nicht mir aufhalsen. War auch gar nicht nötig, schließlich gab es noch die Teppiche. Ich kann mich heute immer noch gut daran erinnern, wie sie mit Vehemenz auf das Ausräumen der Wohnung drängte. Insbesondere die Teppiche lagen ihr sehr am Herzen, was wir seinerzeit nur müde belächelten. Denn wir wussten alle – auch Berta und Bud, erst recht meine Löwin – das Orientteppiche im Grunde genommen privat unverkäuflich und damit wertlos sind.
Aber wir taten Mutter den Gefallen und asteten einen Nachmittag die Teppiche aus der Wohnung. Vor allem für Bud war dies eine große körperliche Anstrengung, die seiner Gesundheit nicht wirklich abträglich war. Für Mutter sind dies aber Kleinigkeiten, also total egal.
Der „Klick“, das Deja Vu: Wenn Walter und Mutter vorher mal den Mund aufgemacht hätten, wäre der Sommer 2013 für alle Beteiligten entspannter verlaufen und meine Löwin und ich wären heute noch mit Mutter freundschaftlich verbunden.
Wir hätten Walters Wohnung eben nicht ausräumen müssen. Die Gelegenheit, vorher Bilder und andere persönliche Andenken mitzunehmen, hätten wir sicherlich vom Heim erhalten. Alles andere in der Wohnung war eh nichts mehr wert. Stattdessen hätten wir vorher das Geld für die Beerdigung klammheimlich beiseite geschafft.
Letzteres war ja schon die ganze Zeit der Style von Walter und Mutter gewesen. Aber nein! Bloss nicht wirklich mal über Konsequenzen nachdenken! Dabei war die Lösung von Walters Problem, nämlich die Kosten seiner Beerdigung, so einfach.
Lieber hielt Mutter das Gerüst, das beide aufgebaut hatten, um jeden Preis aufrecht. Und als nach und nach dieses Konstrukt bröckelte, spätestens mit dem „Platzen“ des Testaments, da wurde sie unleidlich und flüchtete sich in Ausreden und natürlich Vorwürfe, bloss um keinen Fehler zugeben zu müssen.
„Auch die anderen Frauen auf dem Friedhof sagen, dass man sich auf seine Kinder nicht verlassen könne!“ Unter anderem solche Anschuldigungen hielt sie mir vor.
Recht hast Du, Mutter. Denn wenn man von seiner eigenen Mutter nach Strich und Faden verarscht wird, dann macht man irgendwann nicht mehr alles einfach mit, bloß weil Muttern das gerne so haben möchte. Dieses ewige „das habe ich nicht gewusst“ als Ausrede kann ich nicht mehr hören. Das ist mir als Sohn zu billig.
Wenigstens ihrem eigenen Kind darf eine Mutter wenigstens soviel Respekt zeigen, das sie Probleme offen auf den Tisch legt, ehe sie ihr eigenes Kind in Probleme laufen lässt. In meinem Fall ging es um knapp über 3000,- €.
Das sich die ganze Angelegenheit hinterher doch noch zum Guten hin gewendet hatte, macht es nur noch um so bitterer.

Montag, 23. März 2015

Hartmudo Spezial: Irland im Bus

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Im gemütlich eingerichteten Hinterzimmer, am Tisch mit einer geblümten Tischdecke, nahmen wir Platz zum Kaffee und Kuchenessen. Eine schöne Wohnzimmeratmosphäre tat sich hier auf. Nach kurzer Zeit sprach uns ein älterer Ire vom Nebentisch an. Als wir erzählten, wo wir herkamen, erinnerte er sich gerne an einen früheren Besuch in Hannover. Oder war er sogar dort als Berufssoldat stationiert? Später trafen wir diesen netten Opa, der mit seinem Enkel unterwegs war, in der Stadt wieder. Immer freundlich lächelnd – gut drauf, der Grandpa.
Im Kaffee gab es ansonsten nichts zu meckern. Alles biologisch korrekt und sehr lecker. Die jungen Bedienungen setzten dank des fantasievollen Angebots an Kuchen bzw. Donuts und Brownies einen schönen Kontrast zur historischen Inneneinrichtung.
In der City enterten wir anschließend einen JC Penney. Diese Kette aus demk Hause Primark ist in Irland selbst in kleineren Orten präsent, so wie hier KIK oder Takko, ist aber eher mit C & A vergleichbar. Und die Preise wier bei Primark, also Hammer, Hammer, Hammer. Dora kriegte vor Staunen den Mund kaum noch zu und bedauerte es wahrscheinlich, im Koffer keinen Platz mehr zu haben. Die Weihnachtskollektion mit LED im Pullover oder auch die Sweater mit Rentierkapuze waren ein Knaller. Da war meine Löwin aber auch begeistert. Herbert und ich blieben da eher cool und suchten uns Sitzplätze, bis die Mädels fertig waren.
es gibt schöne Häuser in Galway...

Draußen dann sahen wir lebende Litfaßsäulen – Studenten, die Pappschilder oder auch komplette Pappverkleidungen mit Werbung zur Schau trugen. Die machten sich sehr gut im Straßenbild. Aber so langsam war es wieder an der Zeit, zum Treffpunkt zurückzugehen, damit wir noch rechtzeitig mit Klaus nach Lisdoonvarna zurückkamen. Passend dazu fing es gleich an zu regnen.
In der Kathedrale fanden wir glücklicherweise Schutz vor dem Regen, außerdem gab es dort Sitzplätze. Ansonsten wäre ich da wohl nicht rein marschiert, jedoch muss ich zugestehen, dass der doch große Innenraum edel ausgestattet ist mit Arbeiten aus schwarzem, weißem und grünem Marmor. Beeindruckend.
Klaus kam ca. 15 Minuten später als angekündigt, das war aber in Ordnung. Erschöpft stiegen wir ein und setzten uns nach hinten. Denn die besten Plätze waren natürlich von den Ausflüglern belegt, die schließlich 59,- € für eine Fahrt durch die nördliche Hügellandschaft bezahlt hatten. Wir wurden das Gefühl nicht los, das viele der erschöpften Ausflügler uns den Abstecher nach Galway neideten. Eine junge Frau hatte uns am Vorabend noch gesagt, das sie auch lieber nach Galway gefahren wäre, aber dachte, in Lisdoonvarna festzusitzen, wenn sie den Ausflug nicht mitmachen würde. Offenbar war sie da nicht alleine.
Auf der Rückfahrt nach Lisdoonvarna sahen wir den zweiten Naturhöhepunkt dieser Reise – und das, ohne 59,- € bezahlt zu haben! Der Burren ist ein Nationalpark im County Clare und kurz vor Lisdoonvarna. In Wikipedia wird der Burren als Karstlandschaft beschrieben. Diese bizarre Landschaft ist eine einzigartige Steinwüste, deren einzelne Platten durch jahrtausendelange Einwirkung dank des Meerwassers mit tiefen Riefen voneinander getrennt sind.
der Burren

In dieser kargen, fast baumlosen Landschaft setzen sich quasi nur Moose und Flechten fest. In den Riefen, wohlbemerkt. Und dieser Umstand läßt hier sogar arktische wie mediterrane Blumen nebeneinander gedeihen.
Am „Blackhead“ konnte Mr. Fortune anhalten. Im leichten Regen konnten wir ca. 200 Meter über die Steine zum Meer laufen, um uns von der Gischt überraschen zu lassen. „Wir“ heißt hier ohne meiner einer, denn ich war zu schlaff und hatte darüber hinaus meine Mütze nicht dabei. Meine Löwin hatte hier sogar noch das Glück, durch ein Loch im Felsen direkt unter ihren Füßen in den Atlantik blicken zu können.
Denn der Burren ist richtig gut unterspült. Das Höhlensystem geht kilometerweit in die Felsen rein. Mit ein bisschen Pech, wenn Du in diese Löcher reinfällst... Dann bist Du weg.
Endlich waren wir alsdann zurück in Lisdoonvarna – Zeit für den üblichen Besuch des Pubs. Doch als erstes durften meine Löwin und ich die zusammengeknüllten Tagesdecken auf dem Kleiderschrank in unserem Hotelzimmer bewundern. Diese speckigen Decken hatten wir am Morgen achtlos auf den Boden geworfen, weil sie einfach nervten. Der Zimmerservice wiederum hatte die Decken augenscheinlich nicht erst zusammengelegt und dann auf den Schrank gepackt, sondern gleich dort einfach so hingeprummelt. Unkompliziert sind sie ja, diese Iren.

Mittwoch, 18. März 2015

Contramann: kurz gesehen im März

Was musste ich da gleich am Monatsanfang im Spiegel lesen?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/lehrerstreik-schafft-die-schulbeamten-ab-kommentar-a-1021362.html
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/lehrerstreik-nicht-bei-den-falschen-sparen-kommentar-a-1021418.html
Lehrerstreik! Gefahr, Gefahr! Diese beiden Kommentare sind Lehrerbashing at his Best! Und wenn man die Kommentare liest, erkennt man unschwer, das es eigentlich ums Beamtenbashing geht. Das ist für Contramann natürlich der Aufhänger des Monats.
Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) fordert für Lehrer im Angestelltenverhältnis 5,5% mehr Lohn und diese streiken zum Zeitpunkt dieses Beitrages in 5 Bundesländern. Hier ein paar Facts zum Thema Lehrer und und ihr ach so leichtes Leben:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/lehrerstreik-faktencheck-klischees
Bitte lies Dir diesen Artikel der Zeit durch und vergleiche dann die dortigen nackten Zahlen mit den Spiegel Kommentaren. Hanebüchen, wie unwissend manche Zeitgenossen sind. Aber erst mal die Schnauze aufreißen!
Da wird von einem Unterschied im Netto von 500,- € gefaselt und dem sicheren Arbeitsplatz, bla bla bla. Speziell Lehrer arbeiten ja nur vormittags und haben soo viel Urlaub – die Ferien! Wie gesagt – den Artikel der Zeit lesen und danach die Fresse halten.
Übrigens, der Beamte zahlt seine Kranken- und Pflegeversicherung vom Netto selbst. Wenn eine Ehefrau darüber noch versichert werden muss, wird es aber eng.Und die „bessere“ Behandlung beim Arzt... Der kann einfach mehr abrechnen und therapiert auf Teufel komm raus, bringt ja Kohle. Für den Patienten wird die Behandlung damit günstigstenfalls umfangreicher, aber nicht besser.
Sicherer Arbeitsplatz und hohe Pension. Ich seh die Kritiker des Berufsbeamtentums schon mit Schaum vorm Mund da sitzen. Ich sage nur: Im Großbetrieben wird nicht nur besser verdient – das holt ein Beamter im Leben nicht auf – und auch kürzer gearbeitet, da gibt es auch noch eine Betriebsrente. Und zum Thema Unkündbarkeit... Im großen Konzern? Wer will Contramann denn so etwas erzählen?
Schlimm sieht es dagegen in kleineren und mittleren Betrieben aus. Aber wenn sich Kritik von der Seite nur auf Beamte und maximal auf Angestellte im öffentlichen Dienst beschränkt, dann nehm ich dies auch nicht wirklich ernst. Solche Kritiker sollten sich bei ihren Gewerkschaften besser für eine Gleichbehandlung der Bezahlung und auch Arbeitsbedingungen in Groß- wie in kleineren Betrieben stark machen.
Ich weiß, ist vergeben Liebesmüh. Aber wenn man diese Art von Kritikern fragt, warum sie dann nicht selbst im öffentlichen Dienst arbeiten, kommt dann häufig „das ist mir zu langweilig“. Mit derartigen Äußerungen haben sich in der Vergangenheit schon viele mir gegenüber vollkommen entblödet.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ttip-haelfte-der-deutschen-findet-freihandelsabkommen-mit-usa-gut-a-1000224.html
Allein als ich die Überschrift las, setzte bei mir sofort der Herzschlag aus. 50% der Deutschen sollen laut einer EMNID Umfrage TTIP gut finden. Naja. Liegt wohl eher daran, dass die meisten Leute sich nicht (mehr) für politische Themen interessieren. Tagesschau gucken und ich weiß Bescheid! Oder: „Ficken? Find ich gut!“
Immerhin 32% finden TTIP schlecht. Aber diese Überschrift alleine hat eine ganz andere Aussage. Wenigstens schreibt der Spiegel, das TTIP hauptsächlich wohlhabenden Menschen etwas Positives bringt. Halt – Stop! Darum geht es doch gar nicht!
Alle, auch die Wohlhabenden, werden verlieren. TTIP nützt nur großen, zumeist amerikanischen Konzernen. Der einzelne Mensch kann da nur verlieren, z. B. bei schlechteren Umweltstandards. Aber das merken die Meisten erst dann, wenn es zu spät ist. Und wahrscheinlich noch nicht einmal dann.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/bahnstreik-ruecksichtslose-lokfuehrer-13247936.html
Es geschah im letzten November. Die bösen Lokführer wollten mal wieder streiken. „Rücksichtslose Lokführer“ titelt die FAZ, sieht sie doch ihre Klientel, den stressgeplagten Mitarbeiter des mittleren Managements eines xbeliebigen internationalen Konzerns auf Dienstreise im Intercity, der die FAZ zwischen 2 Pornofilmen auf dem Laptop liest, in Schwierigkeiten.
Für diese leistungsbereiten Highperformer ist Solidarität nicht nur ein Fremdwort, sondern tatsächlich ein rotes Tuch. Denn das die GDL diesmal gerade für die Zugbegleiter, also nicht nur für die Lokführer selbst gestreikt hat, teilt die FAZ uns natürlich nicht mit.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/tabakrichtline-marlboro-produzent-philip-morris-verklagt-die-eu-a-1000839.html
Und hier ein Sturm im Wasserglas. Philip Morris verklagt die EU, weil diese in ihrer neu beschlossenen Tabakrichtlinie den Mitgliedsländern nicht nur die Möglichkeit einräumt, die Hersteller zum Zeigen von Schockbildern (Raucherbeine, krebsverseuchte Lungen etc.) auf den Packungen zu verdonnern, sondern auch im extremsten Fall zu Einheitsverpackungen zu zwingen. Dann würde der Raucher nicht mehr sehen, ob er Camel oder HB raucht.
Klingt zugegebenermaßen selbst für Contramann als Nichtraucher ziemlich schräg, sollte die Zigarettenindustrie aber nicht wirklich schocken. Das würde einen Raucher immer noch nicht vom Rauchen abhalten. Denn selbst wenn die Schachtel 20,- € kosten würde, hätte dies für die Tabakindustrie kaum nennenswerte Einbußen zur Folge.
Oder doch? Ich bin da skeptisch und halte die Klage für überflüssig. So was macht nur die Anwälte reich.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bahnstreik-kommentar-zur-lokfuehrergewerkschaft-gdl-a-1001047.html
Da hab ich vorhin doch glatt die Hetze von Spiegel Online zum Lokführerstreik vergessen. Scheinheilig wird in diesem Beitrag zuerst die allgemeine Sympathie des Kommentators Stefan Kuzmany bekundet, um dann die GdL scheinbar objektiv als beleidigte Leberwurst hinzustellen, die sich im Kompetenzgerangel mit der angeblich größeren Gewerkschaft EVG verliert.
Kuzmany leitet den Bereich Meinung und Debatte bei Spiegel Online. Lässt ja tief blicken, das der Spiegel so ein Ressort überhaupt nötig hat. Meinung(smache), pah!

http://www.heise.de/tp/artikel/43/43319/1.html
Hier ein schöner Beitrag auf Telepolis, einer qualitativ wirklich sehr guten Internetquelle. „Leserkommentare abschalten?“ fragt der Kommentator.
Hintergrund ist die Behauptung von Journalisten wie dem Spiegel Autor Neef, das Leserkommentare zu Artikeln gezielt gesteuert wären, um Beiträge zu verunglimpfen und nicht wirklich eine repräsentative Meinung der Leser abbilden würde. Aha. Ich glaube ja eher, das die Berichterstattung gesteuert ist. Schön zeichnet der Autor in diesem lesenswerten Artikel nach, das die Chefredaktionen z. B. In der Ukraine Berichterstattung nicht wirklich nachgeprüft hatte, ob die vorgekommenen Fehler in der Berichterstattung zufällig sind oder vielleicht doch etwas mit Netzwerken zu tun haben, wie sie von Wagner und Uthoff in der Anstalt angesprochen wurden.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/jan-fleischhauer-ueber-wladimir-putin-und-mh17-abschuss-kolumne-a-1004898.html
Aah, ein Leckerli! Gerhard Löwenthal ist wiederauferstanden in der Gestalt des Jan Fleischhauer. Diese Kommentare im wöchentlichen Blog für Spiegel Online triefen nur so von Linkenhass, das es eine Freude ist. Zumindest zieht Fleischhauer in den Kommentaren eine Menge Klicks auf sich, mehr hat bestimmt kein anderer.
Egal, ob „vieles dafür spricht“, das beim Abschuß der malayischen Verkehrsmaschine über der Ukraine „die Waffe aus Rußland stammt“ oder ob „man einem Mann vertrauen soll, der bis heute Lügen verbreiten lässt“. Genau, es geht um Putin.
Fleischhauer spricht in der Folge von dichten Indizienketten, hat aber selbst keine Beweise zu bieten. Stattdessen wirft er der russischen Regierung Halbwahrheiten und Desinformation vor. Bitte lesen, Agitprop at his Best!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/dgb-umfrage-mehrheit-der-arbeitnehmer-wuerde-gern-weniger-arbeiten-a-1006511.html
Und dann – überraschenderweise – dieser Artikel. Eine Mehrheit der Arbeitnehmer würde gern weniger arbeiten; Infolge flexibler Arbeitszeiten fallen auch viele (unbezahlte!) Überzeiten an. Darum geht es eigentlich in diesem Artikel, der eine Menge Zahlenmaterial bietet.
Oder anders formuliert: Würden diese Überstunden bezahlt – steuerfrei, versteht sich – würde wohl kein Arbeitnehmer meckern. Das man statt der Überstunden evtl. zusätzliches Personal einstellen könnte, dürfte für die meisten Arbeitnehmer nachrangig sein.
Meint zumindest Contramann und wartet auf entsprechende Statistiken.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/versuch-russland-zu-verstehen-zusammen-sind-wir-wenigstens-zusammen-13078442.html
Dieser FAZ Artikel ist aus dem August letzten Jahres und somit etwas älter. Anna Prizkau, die Autorin, schreibt fürs Feuilleton der FAZ und hat was gegen Russen und „Friedensbewegte“. Noch ein Beispiel gefällig:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/verschwoerungstheoretiker-formieren-sich-in-deutschland-13306679.html
Hier geht es um „Verschwörungsjournalisten“, die Putin lieben und partout dem Westen hinterlistige Machenschaften unterstellen. Locker überholt sie Fleischhauer auf der rechten Spur, ohne allerdings dessen Überzeugungskraft zu entwickeln. Einen schönen Kommentar zu den Beiträgen der Frau Prizkau findet sich hier:
http://von-focus-abgelehnt.blog.de/2014/08/04/anna-fritzkau-darf-bloeden-hetzartikel-russland-schreiben-19046851/
Schöner Name für nen Blog. Die Werbung für Ulfkotte auf der linken Seite irritiert mich allerdings etwas.

http://www.focus.de/finanzen/experten/seiwert/work-life-balance-erfolg-fuehrt-nach-innen-die-zeit-des-vertroestens-muss-ein-ende-haben_id_4518868.html
Work-Life-Balance Kurse für Manager? Kann Contramann sich nur so erklären, das diese Typen von Managern schon derart zu Zombies mutiert sein müssen, das sie auch ihre Freizeit von irgendeinem Dussel organisieren lassen müssen.
Spontanität? Bei einem deutschen Manager? Natürlich Fehlanzeige. Schlimm, wenn ich als Arbeitnehmer erkennen muss, das ein Typ, der meinen ganzen Einsatz sehen möchte, nicht einmal Manns genug ist, um sein (Privat)leben allein zu meistern.

Donnerstag, 12. März 2015

Udorallala: The Silver Shine

Wie letzten Monat schon erwähnt, bin ich beim Durchsuchen von Youtube nach Videos von Imelda May auf interessante Bands gestoßen. Direkt und als erstes fiel mir dabei „The Silver Shine“ auf.
Diese neuere Rockabilly Band wurde schon 2004 in Budapest gegründet und hat es bis heute auf 5 – 6 veröffentlichte CDs gebracht. Nicht schlecht für eine ungarische Band, denn Ungarn ist nicht gerade bekannt für eine furiose Rockszene.
Dafür ist aber die Band furios unterwegs. Schon beim ersten Ansehen dieses Videos war ich bereits nach wenigen Sekunden vom Standbasslauf und der mitreißenden Gitarrenarbeit hin und weg. Vom Sound her klingt das Ganze eher nach Punk-a-billy, lediglich der Standbass hält den Sound noch ungefähr auf Neo Rockabilly Kurs. Auch optisch war ich von dem grobschlächtig wirkenden Sänger und Gitarristen sowie der grenzdebil lächelnden Bassistin angetan. Wirkt im ersten Moment vielleicht etwas bemüht oder auch unbeholfen, hat aber Charme, wenn man einfach mal verinnerlicht, dass hier noch Musiker am Start sind, die eben nicht in eine eingefahrene Rock `n` Roll Kultur hineingeboren wurden wie unsereiner.
Allein das macht die ganze Geschichte charmant und richtig frisch wie nen Fisherman`s. Hinzu kommt, dass sich die Band auch um klare und eingängige Soundstrukturen bemüht, was ja mittlerweile in den USA, Großbritannien oder auch bei uns nicht mehr selbstverständlich ist, weil die Bands wohl immer noch der Meinung sind, dass man einen Song nicht zu eingängig machen sollte. Gerade so als ob darunter die Qualität leiden würde. Ich habe schon seit Jahren den Eindruck, die Bands haben regelrecht Angst davor, sich auf leicht eingängige Songs zu beschränken, weil man ihre Musik ansonsten unter Schlager einsortieren würde.
Ist natürlich totaler Blödzinn, aber seit den Ramones oder auch den Undertones muß man die Kapellen mit den durchgängig „guten“ Stücken suchen. Hierbei handelt es sich offenbar um eine seltene Spezies.
Jetzt ist es nicht so, dass alle Songs von „the Silver Shine“ richtig durchzünden wie eine Rakete, aber vom Songwriting her würde ich das hier als Champions League bezeichnen. Und wenn ich allein schon an Revolverheld denke, da ist mir der leicht asozial aussehende Ungar namens „Ati EDGE“ allemal lieber.
Die Band hat sich in den letzten Jahren in ganz Europa, aber auch in den USA, eine gute Credibility bei den Neo Rockabilly Fans erarbeitet. Die Basis ist zwar nach wie vor im östlichen Europa verortet, aber Touren u. a. mit „Reverend Horton Heat“, den Meteors oder auch den „Long Tall Texans“ machten die Band weltweit bekannt.
Bei den Fans des Neo Rockabilly. Leider ist diese Musik nicht (mehr) massentauglich, so das nicht nur Udorallala nichts von dieser Band erahnte. Aber es lohnt sich, dieser Band auf dem eigenen „Plattenteller“ zuhause eine Chance zu geben.
Oder auch auf der Bühne, wenn möglich. Und das nicht nur wegen „Krista Kat“, der Bassistin, die häufig auch den Gesangspart übernimmt. Ihre Akustik Version von „Mercedes Benz“ ist sogar überraschend gut, da ich bei ihr ein derartiges Stimmvolumen eigentlich nicht erwarten würde.
Also, Folks: Schaut Euch nach Genuss dieses Videos ruhig nach weiteren Schmankerln dieser Band aus Ungarn bei Youtube um. Ihr werdet überrascht und begeistert sein!

Sonntag, 8. März 2015

H Lecter: Angie 2/x

2
Es dauerte nicht lang, bis Angie bei Pocke und mir einzog. Wie sich ziemlich zügig herausstellte, war sie eine ausgewiesene Raketenexpertin. Insbesondere den Treibstoff wußte sie stets zu organisieren. Unerschöpflich waren ihre Quellen.
Das Abhängen zu Dritt erwies sich in jenen Tagen als höchst unterhaltsam, zumal Angie auch dem Alkohol stets zugeneigt war. In jenen Tagen war sie stets fröhlich und munter unterwegs; Übellauniges Rumgenerve war ihr fremd.
Der Grund, weswegen sie bei uns einzog, war dagegen eher unerfreulich zu nennen: Vorher wohnte sie in der Schuntersiedlung in einer Wohnung über ihrem Exfreund. Da Angelika in ihrer typisch umgänglichen Art kein Problem mit der Nähe zum Exlover hatte, ist sie nach der Trennung halt kurzerhand in die Wohnung obendrüber eingezogen.
Leider war Hansi – der Verflossene – nicht nur nicht umgänglich, sondern eher manisch depressiv veranlagt. Er hatte wohl bei Angie die Tür eingelatscht und trat im besoffenen Koppe wohl sehr aggressiv auf, worauf Angie auf Dauer keinen Bock hatte, verständlicherweise.
So blieb sie denn wochenlang bei uns in der Nußbergstraße und nächtigte bei Pocke. Die seinerzeit arbeitslose Altenpflegerin kannte eine Menge Leute, insbesondere aus Gifhorn, und nahm uns auch gerne dorthin mit. Besser gesagt wir sie, weil sie ja kein Auto hatte. Ich denke heute auch noch, dass dieser seinerzeit sehr familiäre Zusammenhalt ihr als ehemaligem Heimkind sehr gut tat, weshalb der Kontakt nach ihrem Auszug bei uns auch nicht abriß.
Ob die Festivals im Sommer oder auch die üblichen Besäufnisse zu dem Abhören der neuen „Scheiben“ – stets war sie bei uns und unserem Umfeld ein gern gesehener Gast. Ihre hervorragendste Eigenschaft war sicherlich die Fähigkeit, einen bei Bedarf auf den Pott zu setzen, ohne einen zu beleidigen. Das konnte außer ihr niemand.
Soweit ich mich erinnere, zog sie dann doch wieder in die Schuntersiedlung. Allerdings in eine andere Wohnung, soweit ich mich erinnern kann. Sie hatte alsbald auch wieder eine neue Liebe gefunden. Der ca. 1,65 Meter große Bau Ing Student aus Osnabrück stammte ursprünglich aus Portugal und war ein ganz Netter. Leider habe ich ihn später aus den Augen verloren, weil sie sich irgendwann getrennt hatten.
Weit vorher aber – Pocke und ich wohnten noch in der Nußberg - zog Angie in den Walkürenring. Das Problem bei der Anmeldung war allerdings, dass der Vermieter – die Nibelungen GmbH – auf einen Bürgen bestand. Was lag da näher, als mich um die Abgabe der Bürgschaftserklärung zu bitten?
Sie hatte wohl irgendwann vorher mal irgendwelche Mieten nicht bezahlt und konnte natürlich auch keine Kaution stellen. Da war ich ihr gerne behilflich – bei der Bürgschaft wohlgemerkt. Kaution war dann doch nicht.
Ebenso beim Umzug. Nett wie ich nun mal bin, habe ich beim Schleppen in die Wohnung auch geholfen. Ich weiß noch um den nieselnden Regen, der auf meinen verschwitzten Körper einprasselte. Da ich zu dem Zeitpunkt passenderweise eh erkältet war, hatte ich mir mit dieser Aktion eine wunderschöne Nasennebenhöhlenentzündung eingefangen.
Da hatte ich also so richtig was von der Aktion. Auch als sie dort kein Jahr später wieder ausziehen musste, weil sie die eine oder andere Miete nicht gezahlt hatte. Logischerweise wollte die Nibelungen das Geld von mir als Bürgen sehen. Da war ich dann auch wieder richtig begeistert!
Zum Glück hatte ich die Idee, mal ausnahmsweise ins Bürgerliche Gesetzbuch zum Thema Bürgschaften zu gucken. Ich verweigerte die Kostenübernahme mit der Begründung, dass die Bürgschaft durch die nicht von mir zu erwartende Unzuverlässigkeit von Angie nicht greifen würde.
Die Nibelungen ließ sich tatsächlich darauf ein! Liegt allerdings, rückblickend betrachtet, dann wohl eher doch an dem Umstand, dass ich seinerzeit selbst keine Kohle hatte und bei mir somit nichts zu holen gewesen wäre.
Warum Angie die Miete nicht gezahlt hatte? Weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich hatte sie mir damals schon erzählt, dass sie dringend andere Schulden, für die sie natürlich auch nichts konnte, zuerst bezahlen musste.
Ich kannte sie ja noch nicht soo lange, so dass ich ihr das seinerzeit noch abkaufte. Unserer Freundschaft tat dieser Vorfall also keinen Abbruch. Kosten hatte ich ja auch nicht zu tragen. Nur ein bisschen Aufwand mit Schriftkram an die Nibelungen.
Das alles mit dem Walkürenring war also ein kleiner Vorgeschmack dessen, was ich mit Angie in den kommenden Jahren noch erleben durfte.

Dienstag, 3. März 2015

Hartmudo: Muckibude (2/2)

Der Mittwoch rückte näher und ich hatte noch etwas zu erledigen. Der E-Book Reader sollte nicht fehlen. Denn die laufenden Fernseher im Kardiobereich hatten mich schon beim ersten Anblick abgetörnt. Auf 5 Bildschirmen kann man 5 verschiedene Programme bewundern, nein – muss sie bewundern. Alternativ kann man natürlich auch die Augen schließen, aber wer will das schon? Also hinschauen auf die lautlosen Bilder von Pro7, NTV oder RTL... bloß nicht.
Einen Tag vor der Einweisung machte ich Nägel mit Köpfen. Mittags informierte ich mich im Netz über verschiedene Alternativen und blieb am Tolino Shine hängen. Im Gegensatz zum Kindle kann man den Tolino auch barrierefrei nutzen, d. h. ohne DRM Ware. Thalia, Hugendubel und Weltbild verkaufen das Gerät.
Für mich lag aber Graff auf dem Weg. Und zu meiner großen Freude verkauft Graff in seinem Internet Shop auch dieses Gerät zum selben Preis wie die Konkurrenz. Und wenn sie das Gerät im Netz vertickern, dann natürlich auch im Laden. Das passt ja. Da kann ich endlich mal den örtlichen Einzelhandel unterstützen, noch dazu nicht irgendeine anonyme Kette, sondern den alteingesessenen Buchhändler, in dem ich schon vor 40 Jahren meine ersten Bücher gekauft hatte.
Im Erdgeschoss war er nicht zu sehen, der Tolino. Also begab ich mich in den zweiten Stock zu den Hörbüchern. Dort muss er doch sein... Fehlanzeige. Jetzt war die Fachkraft gefragt. Der Service, den mir Amazon und Co nicht bieten kann. Dieses qualifizierte Fachpersonal kann mich beraten und mir bei Bedarf auch Bücher empfehlen. Dies jedenfalls behaupten all die Gutmenschen, die immer auf Amazon schimpfen und das Sterben des Einzelhandels beklagen. Die nächste freie Mitarbeiterin war sofort für mich da – nachdem ich sie angesprochen hatte, versteht sich.
unendliche Weiten...

„Guten Tag, ich möchte gerne den Tolino E-Book Reader kaufen. Können Sie mir sagen, wo ich ihn hier finde?“ sprach ich sie freundlich an.
„Den verkaufen wir hier nicht.“ entgegnete sie prompt. Bestimmt, aber nicht unfreundlich.
Ich war verdutzt. „Aber ich habe den Tolino bei Ihnen im Internet Shop gesehen.“ So hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt.
„Das kann nicht sein.“ Die Verkäuferin war sich offenbar sicher.
„Aber ich habe den Tolino noch heute morgen in Ihrem Internet Shop gesehen!“ sagte ich verzweifelt, aber nicht unfreundlich. Bringt ja auch nichts.
„Jetzt haben Sie mich aber nachdenklich gemacht. Ich schau mal nach.“ Gesagt und schwupp – schon tickerte sie auf ihrem Sichtgerät herum. Das der Tolino bei der Suche nicht auf ihrem Bildschirm auftauchte, konnte ich beim Blick über ihre Schulter unschwer erkennen.
Diese Schnepfe! Sie schaute natürlich nicht im Internet Shop nach, sondern in ihrem Waren Wirtschafts System. Klar, ist wohl nur ein Sichtgerät. Ich wartete ihre Antwort gar nicht erst ab und ging weg mit den Worten: „Dann werde ich wohl mal zur Konkurrenz gehen müssen. Schade, denn ich wollte das Gerät eigentlich beim alteingesessenen örtlichen Buchhändler kaufen.“
Wie so häufig fühlte ich mich in meiner Meinung über den schlechten Service im Einzelhandel bestätigt. Ahnungslose Verkäufer hatte ich schon genug erlebt. Im Netz muss ich mir zwar die Informationen selbst zusammensuchen, dafür klappt das Einkaufen hinterher aber auch.Viele Verkäufer merken einfach nicht, das sie mehr und mehr sich selbst überflüssig machen mit einem derartigen Verhalten.
Mit Wut im Bauch verließ ich also Graff und ging noch schnell zum Weltbild im Karstadt Einrichtungshaus. Die, also Karstadt und Weltbild, stehen ja auch kurz vor der Pleite und können meine Unterstützung gut gebrauchen. Und Voila – ich fand den Tolino Shine auf Anhieb. Mit einer praktischen Schutztasche in der Hand trat ich an die Kasse neben dem Tolino Stand.
Denn... Verkäufer waren sonst nirgends zu sehen und die Kassiererin war vollauf damit beschäftigt, für eine Kundin ein Buch als Geschenk einzupacken. Deshalb dauerte es 5 – 6 Minuten, bis sie endlich für mich Zeit hatte. Dann aber war sie voll da und holte einen Tolino Shine aus dem Schrank.
Sie fragte mich sogar noch, ob ich mich mit dem Gerät auskennen würde. Sie hätte mir den Gebrauch sogar noch erklärt. Das ist Service, werte Graff Verkäuferin! Ich war begeistert, verzichtete aber auf eine Einführung und bezahlte prompt. Nun war ich also für die Muckibude gerüstet.
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit: Ich fuhr von der Arbeit aus direkt zum Einweisungstermin um 14.00 Uhr. Den Tolino ließ ich erst mal zu Hause, weil ich es am Vorabend nicht mehr geschafft hatte, das Gerät zu präparieren. Außerdem wollte ich mich voll auf den Ablauf konzentrieren.
Das gelang mir dann auch, nicht zuletzt, weil Alexander, der mich einwies, die Geräte auch gut erklärte. Das er mich allerdings schon in ein paar Wochen in den Freihantelbereich bringen wollte, war mir etwas suspekt. Denn dafür ist natürlich noch einmal eine zusätzliche Einweisung zu 9,95 € notwendig. Ich kann allerdings nicht behaupten, das er mich extrem dazu gedrängt hätte.
Der Zirkel ist tatsächlich gut aufgestellt. Nach einer Minute an dem jeweiligen Gerät (grünes Lämpchen) folgt eine Minute Pause (rotes Lämpchen), um das Gerät im Uhrzeigersinn zu wechseln und noch etwas zu trinken.
Aufgedrängt wurden mir hinterher ein Erfrischungsgetränk in einer wieder verwendbaren Plasteflasche sowie ein Eiweißdrink, denn „die gibt es nur heute umsonst!“ Was sollte ich machen? Ich nahm beides mit. Nicht für mich, sondern für meine Löwin. Jetzt musste ich nur noch nen Trolley mit den Maßen 55 – 45 – 25 kaufen. Den brauche ich nämlich als Handgepäck für den Flieger im Juni anlässlich der BiRe 2015. Jawoll, es geht nach Schottland!
So eierte ich mit den beiden Drinks für meine Löwin zu Jens Koch, wo ich schon einen passenden Trolley gefunden hatte. Damit ich überhaupt mit dem ganzen Gepäck noch klar kam, packte ich in dem Laden kurzerhand den Inhalt meiner Sporttasche in den Trolley und ab ging es zum Bus. Ein Brot musste ich vorher auch noch kaufen, so dass die 411 mir quasi vor der Nase wegfuhr.
Eine Viertelstunde stand ich dann mit einem Haufen Kiddies im Bus bis Lehndorf. Der Fahrer fuhr wie ein Henker und ich musste den Trolly schon auf einem freien Sitz neben einem jugendlichen Schnösel parken, weil er mir sonst dauernd umfiel. Die Rückfahrt hatte ich mir da schon angenehmer vorgestellt. Mal sehen, wie das später im „Echtbetrieb“ läuft.
Zu dem Zeitpunkt, an dem ich dies hier schreibe, war ich schon zweimal wieder im Physio. Am Freitag morgen, also bevor meine Löwin und ich nach Flensburg fuhren. Hierzu später mehr. Und dann noch am Montag, als wir aus Flensburg zurück waren. Und oh Freude, meine Löwin kam mit und war auch angetan von der ruhigen Atmosphäre im Studio.
Beide Male konnte ich den Tolino schon einsetzen. Am Ende des Trainings setzte ich mich aber auf das Fahrrad bzw. Ergometer, nicht auf den Crosser. Der ist mir zum Lesen zu wackelig. Es geht da eh nur ums Austrudeln, da reicht das Fahrrad aus. Und mit dem Tolino klappt das auch reibungslos.
Mit meiner Löwin nahm ich am Montag noch einen Eiweißdrink und ich muss sagen, dass dieser mir sehr gut schmeckte. Satt machte er auch, so dass ich schon überlege, mir das Zeug (Pulver) für zuhause zuzulegen. Abends könnte das eine Alternative zum Knabbern sein.
Insgesamt hoffe ich, das dieser erneute Versuch, etwas für meine Gesundheit zu unternehmen, endlich Früchte trägt. Angesichts des Auas in meinen Händen tut dies wirklich Not. Sollte ich wieder keinen Erfolg haben, werde ich genau analysieren müssen, woran es gelegen haben könnte.
Bei konsequenter Durchführung des Trainings und dem üblichen Ernährungswechsel (mehr Eiweiß, Zuckerverzicht, möglichst kein Schweinefleisch etc.) sollten sich Erfolge in Form von Gewichtsverlust nebst besserer Kondition einstellen. Klappt dies nicht und ich habe nichts falsch gemacht, dann ist ein Arztwechsel angesagt. Mein Vertrauen in meinen Doc ist eh schon arg geschrumpft.
Dies ist seine letzte Chance.