Dienstag, 3. März 2015

Hartmudo: Muckibude (2/2)

Der Mittwoch rückte näher und ich hatte noch etwas zu erledigen. Der E-Book Reader sollte nicht fehlen. Denn die laufenden Fernseher im Kardiobereich hatten mich schon beim ersten Anblick abgetörnt. Auf 5 Bildschirmen kann man 5 verschiedene Programme bewundern, nein – muss sie bewundern. Alternativ kann man natürlich auch die Augen schließen, aber wer will das schon? Also hinschauen auf die lautlosen Bilder von Pro7, NTV oder RTL... bloß nicht.
Einen Tag vor der Einweisung machte ich Nägel mit Köpfen. Mittags informierte ich mich im Netz über verschiedene Alternativen und blieb am Tolino Shine hängen. Im Gegensatz zum Kindle kann man den Tolino auch barrierefrei nutzen, d. h. ohne DRM Ware. Thalia, Hugendubel und Weltbild verkaufen das Gerät.
Für mich lag aber Graff auf dem Weg. Und zu meiner großen Freude verkauft Graff in seinem Internet Shop auch dieses Gerät zum selben Preis wie die Konkurrenz. Und wenn sie das Gerät im Netz vertickern, dann natürlich auch im Laden. Das passt ja. Da kann ich endlich mal den örtlichen Einzelhandel unterstützen, noch dazu nicht irgendeine anonyme Kette, sondern den alteingesessenen Buchhändler, in dem ich schon vor 40 Jahren meine ersten Bücher gekauft hatte.
Im Erdgeschoss war er nicht zu sehen, der Tolino. Also begab ich mich in den zweiten Stock zu den Hörbüchern. Dort muss er doch sein... Fehlanzeige. Jetzt war die Fachkraft gefragt. Der Service, den mir Amazon und Co nicht bieten kann. Dieses qualifizierte Fachpersonal kann mich beraten und mir bei Bedarf auch Bücher empfehlen. Dies jedenfalls behaupten all die Gutmenschen, die immer auf Amazon schimpfen und das Sterben des Einzelhandels beklagen. Die nächste freie Mitarbeiterin war sofort für mich da – nachdem ich sie angesprochen hatte, versteht sich.
unendliche Weiten...

„Guten Tag, ich möchte gerne den Tolino E-Book Reader kaufen. Können Sie mir sagen, wo ich ihn hier finde?“ sprach ich sie freundlich an.
„Den verkaufen wir hier nicht.“ entgegnete sie prompt. Bestimmt, aber nicht unfreundlich.
Ich war verdutzt. „Aber ich habe den Tolino bei Ihnen im Internet Shop gesehen.“ So hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt.
„Das kann nicht sein.“ Die Verkäuferin war sich offenbar sicher.
„Aber ich habe den Tolino noch heute morgen in Ihrem Internet Shop gesehen!“ sagte ich verzweifelt, aber nicht unfreundlich. Bringt ja auch nichts.
„Jetzt haben Sie mich aber nachdenklich gemacht. Ich schau mal nach.“ Gesagt und schwupp – schon tickerte sie auf ihrem Sichtgerät herum. Das der Tolino bei der Suche nicht auf ihrem Bildschirm auftauchte, konnte ich beim Blick über ihre Schulter unschwer erkennen.
Diese Schnepfe! Sie schaute natürlich nicht im Internet Shop nach, sondern in ihrem Waren Wirtschafts System. Klar, ist wohl nur ein Sichtgerät. Ich wartete ihre Antwort gar nicht erst ab und ging weg mit den Worten: „Dann werde ich wohl mal zur Konkurrenz gehen müssen. Schade, denn ich wollte das Gerät eigentlich beim alteingesessenen örtlichen Buchhändler kaufen.“
Wie so häufig fühlte ich mich in meiner Meinung über den schlechten Service im Einzelhandel bestätigt. Ahnungslose Verkäufer hatte ich schon genug erlebt. Im Netz muss ich mir zwar die Informationen selbst zusammensuchen, dafür klappt das Einkaufen hinterher aber auch.Viele Verkäufer merken einfach nicht, das sie mehr und mehr sich selbst überflüssig machen mit einem derartigen Verhalten.
Mit Wut im Bauch verließ ich also Graff und ging noch schnell zum Weltbild im Karstadt Einrichtungshaus. Die, also Karstadt und Weltbild, stehen ja auch kurz vor der Pleite und können meine Unterstützung gut gebrauchen. Und Voila – ich fand den Tolino Shine auf Anhieb. Mit einer praktischen Schutztasche in der Hand trat ich an die Kasse neben dem Tolino Stand.
Denn... Verkäufer waren sonst nirgends zu sehen und die Kassiererin war vollauf damit beschäftigt, für eine Kundin ein Buch als Geschenk einzupacken. Deshalb dauerte es 5 – 6 Minuten, bis sie endlich für mich Zeit hatte. Dann aber war sie voll da und holte einen Tolino Shine aus dem Schrank.
Sie fragte mich sogar noch, ob ich mich mit dem Gerät auskennen würde. Sie hätte mir den Gebrauch sogar noch erklärt. Das ist Service, werte Graff Verkäuferin! Ich war begeistert, verzichtete aber auf eine Einführung und bezahlte prompt. Nun war ich also für die Muckibude gerüstet.
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit: Ich fuhr von der Arbeit aus direkt zum Einweisungstermin um 14.00 Uhr. Den Tolino ließ ich erst mal zu Hause, weil ich es am Vorabend nicht mehr geschafft hatte, das Gerät zu präparieren. Außerdem wollte ich mich voll auf den Ablauf konzentrieren.
Das gelang mir dann auch, nicht zuletzt, weil Alexander, der mich einwies, die Geräte auch gut erklärte. Das er mich allerdings schon in ein paar Wochen in den Freihantelbereich bringen wollte, war mir etwas suspekt. Denn dafür ist natürlich noch einmal eine zusätzliche Einweisung zu 9,95 € notwendig. Ich kann allerdings nicht behaupten, das er mich extrem dazu gedrängt hätte.
Der Zirkel ist tatsächlich gut aufgestellt. Nach einer Minute an dem jeweiligen Gerät (grünes Lämpchen) folgt eine Minute Pause (rotes Lämpchen), um das Gerät im Uhrzeigersinn zu wechseln und noch etwas zu trinken.
Aufgedrängt wurden mir hinterher ein Erfrischungsgetränk in einer wieder verwendbaren Plasteflasche sowie ein Eiweißdrink, denn „die gibt es nur heute umsonst!“ Was sollte ich machen? Ich nahm beides mit. Nicht für mich, sondern für meine Löwin. Jetzt musste ich nur noch nen Trolley mit den Maßen 55 – 45 – 25 kaufen. Den brauche ich nämlich als Handgepäck für den Flieger im Juni anlässlich der BiRe 2015. Jawoll, es geht nach Schottland!
So eierte ich mit den beiden Drinks für meine Löwin zu Jens Koch, wo ich schon einen passenden Trolley gefunden hatte. Damit ich überhaupt mit dem ganzen Gepäck noch klar kam, packte ich in dem Laden kurzerhand den Inhalt meiner Sporttasche in den Trolley und ab ging es zum Bus. Ein Brot musste ich vorher auch noch kaufen, so dass die 411 mir quasi vor der Nase wegfuhr.
Eine Viertelstunde stand ich dann mit einem Haufen Kiddies im Bus bis Lehndorf. Der Fahrer fuhr wie ein Henker und ich musste den Trolly schon auf einem freien Sitz neben einem jugendlichen Schnösel parken, weil er mir sonst dauernd umfiel. Die Rückfahrt hatte ich mir da schon angenehmer vorgestellt. Mal sehen, wie das später im „Echtbetrieb“ läuft.
Zu dem Zeitpunkt, an dem ich dies hier schreibe, war ich schon zweimal wieder im Physio. Am Freitag morgen, also bevor meine Löwin und ich nach Flensburg fuhren. Hierzu später mehr. Und dann noch am Montag, als wir aus Flensburg zurück waren. Und oh Freude, meine Löwin kam mit und war auch angetan von der ruhigen Atmosphäre im Studio.
Beide Male konnte ich den Tolino schon einsetzen. Am Ende des Trainings setzte ich mich aber auf das Fahrrad bzw. Ergometer, nicht auf den Crosser. Der ist mir zum Lesen zu wackelig. Es geht da eh nur ums Austrudeln, da reicht das Fahrrad aus. Und mit dem Tolino klappt das auch reibungslos.
Mit meiner Löwin nahm ich am Montag noch einen Eiweißdrink und ich muss sagen, dass dieser mir sehr gut schmeckte. Satt machte er auch, so dass ich schon überlege, mir das Zeug (Pulver) für zuhause zuzulegen. Abends könnte das eine Alternative zum Knabbern sein.
Insgesamt hoffe ich, das dieser erneute Versuch, etwas für meine Gesundheit zu unternehmen, endlich Früchte trägt. Angesichts des Auas in meinen Händen tut dies wirklich Not. Sollte ich wieder keinen Erfolg haben, werde ich genau analysieren müssen, woran es gelegen haben könnte.
Bei konsequenter Durchführung des Trainings und dem üblichen Ernährungswechsel (mehr Eiweiß, Zuckerverzicht, möglichst kein Schweinefleisch etc.) sollten sich Erfolge in Form von Gewichtsverlust nebst besserer Kondition einstellen. Klappt dies nicht und ich habe nichts falsch gemacht, dann ist ein Arztwechsel angesagt. Mein Vertrauen in meinen Doc ist eh schon arg geschrumpft.
Dies ist seine letzte Chance.

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