Mittwoch, 25. März 2015

Hartmudo Spezial: Walter 15/14

Letztens hatte ich mit einer Kollegin gesprochen. Eine ihrer Kundinnen war verstorben und die Tochter hatte die Übernahme der Räumungskosten der Wohnung beantragt. Dafür gibt es aber kein Geld vom Amt, denn mit dem Tod erlischt auch das Mietverhältnis für eine Wohnung.
Das Ausräumen einer Wohnung fällt also unter das sogenannte Vermieterrisiko. Dieser könnte sich höchstens an den Erben schadlos halten oder eben aus dem Erbe, falls keine Erben da sind. Hier war der Punkt erreicht, an dem bei mir das Deja Vu einsetzte.
Walter natürlich. Ich habe ja bis heute nicht verstanden, warum die Situation 2013 mit Mutter so eskalieren konnte. Nach dem Gespräch über die Kundin meiner Kollegin setzte das Deja Vu bei mir flashmäßig ein. Urplötzlich kam da etwas Licht ins Dunkel; Zumindest einige Aktionen bzw. Verhaltensweisen meiner Mutter, aber auch von Walter, sind mir dadurch endlich verstehbar geworden.
Ich rekapituliere: Anfang des Jahrtausends wollte Walter seine Beerdigung regeln und bat mich,.im Falle seines Todes die Angelegenheit zu regeln. Es ging ihm dabei vordringlich um eine Seebestattung in Travemünde. Quasi neben seiner Frau, die dort auch beigesetzt wurde.
Da er selbst ja keine Kinder hatte, war ihm der Rest auch relativ unwichtig erschienen. Er erwähnte zwar seine Schwägerinnen aus Florida und Hannover, wollte diesen auch etwas zukommen lassen. Was genau, weiß ich heute auch nicht mehr – ein Pflichtteil war es jedenfalls nicht.
Diese waren für Mutter sowie Berta, Sunny und mich vorgesehen. Dazu sollte ich für die Nachlassverwaltung noch Krügerrands erhalten, die sich zum Zeitpunkt der Erstellung des Testaments noch in Walters Besitz befanden. Das Ganze wurde dann ja auch noch beim Notar seines Vertrauens im Testament festgelegt – ich war dabei.
Kurze Zeit später musste Walter dieses Testament vom Amtsgericht wieder zurücknehmen, da das „Berliner Testament“, welches er seinerzeit mit seiner Ehefrau aufgesetzt hatte, auch weiterhin Bestand hatte. Und darin waren eben die beiden Mädels aus Florida und Hannover als Alleinerben auch von Walter eingesetzt.
Wie ich bereits geschildert hatte, entschied sich Walter dafür, die Rücknahme des Testaments mir nicht mitzuteilen. Inwieweit Mutter hierüber Bescheid wusste, vermag ich trotz längeren Grübelns immer noch nicht sicher zu sagen. Berta war es, die mich diesbezüglich auf entsprechend widersprüchliche Aussagen Mutters hinwies, die den Schluss nahelegen, das Mutter hier mit Walter konform ging und mich bewusst über die Erbfolge im Todesfall im Dunkeln ließ.
War dies böse Absicht, weil beide befürchteten, ich würde „hinterher“ die Beerdigung von Walter nicht organisieren? Dies glaube ich nach zwei Jahren nicht mehr, ich glaube eher, dass es diese gewisse Chuzpe war, die beide in der Vergangenheit immer wieder an den Tag legten.
Immer frei nach dem Motto: „Ich mach erst mal und dann sehen wir weiter. Im Zweifelsfalle habe ich von nichts gewusst und kann deshalb nichts dafür.“ Das galt natürlich auch für Dinge, von denen beide ganz genau wussten, dass es falsch war. Die Palette solcher „Vorfälle“ reicht vom ungefragten Organisieren von Stühlen anderer Zimmer im Krankenhaus bis zum Verschweigen von Wertgegenständen beim Zoll. Hier denke ich insbesondere an Goldschmuck aus der Türkei, die Mutter für einen türkischen Juwelier bei der Rückreise nach Deutschland um den Hals trug.
Hinzu kam sicherlich auch noch die „Erkenntnis“, dass man Kindern halt nicht alles erzählt. Aber hauptsächlich war es diese Chuzpe, dank derer sich beide einreden konnten, das alles in Ordnung sei. Denn schließlich ist ja genug Geld für die Beerdigung da – dank der wunderschönen Orientteppiche, die Walter für teures Geld in der Türkei erstanden hatte und die im Testament nicht erwähnt waren.
Beiden ging es letztlich wohl nur noch um die Beerdigung und Mutter wollte sicherlich eh nichts vom „Vermögen“ Walters haben. Das für ihre Reisen auch die Krügerrands verkauft werden mussten, die für mich als Aufwandsentschädigung gedacht waren, war ihnen da wohl auch schon egal.
Nicht dass ich darauf spekuliert hatte. Ich hätte die Nachlassverwaltung sowieso gemacht; Einfach weil ich Walter auch sehr mochte. Das dachten sich beide wahrscheinlich auch. Der Rest ist „das wusste ich nicht“. Zumindest bei Mutter, die blendet schon ihr ganzes Leben alles aus, was ihr nicht so in den Kram passt.
War ja auch eh nicht nötig mit den Krügerrands oder den Aktien oder dem Sparbuch. Denn da gab es ja immer noch diese wunderschönen Teppiche, die ja ach so wertvoll sind. Und hier setzt dann mein Deja Vu ein. Es geht um das Ausräumen der Wohnung von Walter; angedacht der Kundin meiner Kollegin.
Walter sollte also auf See bei Travemünde bestattet werden und ich sollte es regeln. Wenn Mutter sich (angeblich) auch nicht an das zurückgezogene Testament erinnern konnte, aber das ich die Bestattung organisiere, das wusste sie noch. Praktisch diese Sichtweise; so ist meine Mutter!
Die Kosten der Beerdigung wollte sie sicherlich nicht mir aufhalsen. War auch gar nicht nötig, schließlich gab es noch die Teppiche. Ich kann mich heute immer noch gut daran erinnern, wie sie mit Vehemenz auf das Ausräumen der Wohnung drängte. Insbesondere die Teppiche lagen ihr sehr am Herzen, was wir seinerzeit nur müde belächelten. Denn wir wussten alle – auch Berta und Bud, erst recht meine Löwin – das Orientteppiche im Grunde genommen privat unverkäuflich und damit wertlos sind.
Aber wir taten Mutter den Gefallen und asteten einen Nachmittag die Teppiche aus der Wohnung. Vor allem für Bud war dies eine große körperliche Anstrengung, die seiner Gesundheit nicht wirklich abträglich war. Für Mutter sind dies aber Kleinigkeiten, also total egal.
Der „Klick“, das Deja Vu: Wenn Walter und Mutter vorher mal den Mund aufgemacht hätten, wäre der Sommer 2013 für alle Beteiligten entspannter verlaufen und meine Löwin und ich wären heute noch mit Mutter freundschaftlich verbunden.
Wir hätten Walters Wohnung eben nicht ausräumen müssen. Die Gelegenheit, vorher Bilder und andere persönliche Andenken mitzunehmen, hätten wir sicherlich vom Heim erhalten. Alles andere in der Wohnung war eh nichts mehr wert. Stattdessen hätten wir vorher das Geld für die Beerdigung klammheimlich beiseite geschafft.
Letzteres war ja schon die ganze Zeit der Style von Walter und Mutter gewesen. Aber nein! Bloss nicht wirklich mal über Konsequenzen nachdenken! Dabei war die Lösung von Walters Problem, nämlich die Kosten seiner Beerdigung, so einfach.
Lieber hielt Mutter das Gerüst, das beide aufgebaut hatten, um jeden Preis aufrecht. Und als nach und nach dieses Konstrukt bröckelte, spätestens mit dem „Platzen“ des Testaments, da wurde sie unleidlich und flüchtete sich in Ausreden und natürlich Vorwürfe, bloss um keinen Fehler zugeben zu müssen.
„Auch die anderen Frauen auf dem Friedhof sagen, dass man sich auf seine Kinder nicht verlassen könne!“ Unter anderem solche Anschuldigungen hielt sie mir vor.
Recht hast Du, Mutter. Denn wenn man von seiner eigenen Mutter nach Strich und Faden verarscht wird, dann macht man irgendwann nicht mehr alles einfach mit, bloß weil Muttern das gerne so haben möchte. Dieses ewige „das habe ich nicht gewusst“ als Ausrede kann ich nicht mehr hören. Das ist mir als Sohn zu billig.
Wenigstens ihrem eigenen Kind darf eine Mutter wenigstens soviel Respekt zeigen, das sie Probleme offen auf den Tisch legt, ehe sie ihr eigenes Kind in Probleme laufen lässt. In meinem Fall ging es um knapp über 3000,- €.
Das sich die ganze Angelegenheit hinterher doch noch zum Guten hin gewendet hatte, macht es nur noch um so bitterer.

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