Sonntag, 27. November 2022

Uncle Fester: grad gelesen November 2022

Thomas Eisinger - Hinter der Zukunft
Wie ich auf diesen Roman gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Zuerst hatte ich vermutet, dass ich ihn von Kroll zum Geburtstag bekommen hatte. War jedoch nicht so. Da habe ich den Roman wohl doch irgendwo im Netz gefunden, auf alle Fälle hatte mich dieses Zukunftsszenario extrem stark angesprochen.
Es geht hierbei um eine autoritäre Gesellschaft in Deutschlands naher Zukunft, wobei die Corona Maßnahmen als Startpunkt zum Umbau in diese faschistische Diktatur genommen werden. Bereits auf den ersten 100 Seiten hatte mich diese Dystopie mehr als gefesselt, ich hielt quasi das deutsche "1984" in Händen.
Ähnlich wie George Orwell hat es Eisinger geschafft, eine beklemmende Zukunftsversion zu schaffen. Hatte Orwell lediglich die faschistischen und kommunistischen Diktaturen der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Vorbild für seine Dystopie nehmen können, so greift Eisinger zusätzlich noch auf die modernen Techniken des Marketings und Framings unter Mithilfe technischer Überwachungsgeräte zurück.
Und noch ein weiterer Vergleich fiel mir bei der Lektüre von "Hinter der Zukunft" ein: Der Film "Brazil", das Meisterwerk des Monty Python Mitbegründers Terry Gilliam. Wenn ich es mir recht überlege, ist Brazil sogar der bessere Vergleich, weil auch Eisinger sich eine positive Einstellung zum Leben vorbehält, welche bei der üblichen Grimmigkeit der Orwellschen Werke unter den Tisch gefallen war.
Lediglich der Umstand, dass Thomas Eisinger Mitbegründer der AFD war, aus der er sich 2013 wieder verabschiedet hatte, stimmte mich ein wenig nachdenklich. Krolls süffisante Frage, ob Eisinger die AFD zu links gewesen sei, kann ich jedoch nach Lektüre des Buches klar verneinen. Er ist kein Björn Höcke.
Deshalb fällt mir doch gleich noch eine weitere Parallele zu 1984 auf: Orwells Klassiker wurde lediglich als Kritik an kommunistischen System verstanden. Derart falsch wurde es mir in der Schule beigebracht, denn der Überwachungsstaat in 1984 setzt kein kommunistisches System voraus, denn Orwell wollte lediglich vor einer Allmacht des Staates warnen.
Und da sollten wir tunlichst nicht vergessen, dass auch der nationalsozialistische Staat aus einer Demokratie heraus entstanden war. Die Dystopie von Eisinger entspringt unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Und bloß weil er mal AFD Mitglied war, sollte man ihm nicht unterstellen, dass er diese unsere Staatsform ablehnt.
Befürchtungen von Salonlinken, moderat Konservativen und Liberalen, dass die AFD ein rechtsradikales System in Deutschland wieder einführen würde, teile ich ebenfalls. Dies aber nur, weil die politische Linke in Deutschland schon seit Jahren lediglich die Rechten bekämpft, anstatt eine eigenständige soziale Politik im Kontrast zur jeweiligen Regierung zu propagieren.
Hier erkennt man eine weitere Parallele zur Endphase der Weimarer Republik. Die Bekämpfung der Nazis ohne eine eigenständige soziale Politikalternative trieb die Opfer der Weltwirtschaftskrise förmlich zu den Nazis.
Nun haben wir aktuell eine Rot-Grün-Gelbe Ampelkoalition an der Regierung. Und eine vergleichbare Regierung ist der Start in den totalitären Staat der Dystopie von Eisinger. Aber genug der Theorie, kommen wir zur Handlung.
Robin Hochwaldt ist unter seinem Künstlernamen LU-Magic einer der besten Gamer in dem Videospiel "Game of Trumps". Als er in diesem Onlinegame die Meisterschaft gewinnen kann, wird er automatisch zum Spitzenkandidat der Partei "Jugend für die Zukunft" bei der unmittelbar bevorstehenden Bundestagswahl.
Die langjährige regierende Bundeskanzlerin Milena Grosse-Strümpel von der Klimapartei hatte damit nicht gerechnet, als sie das Wahlalter auf 12 Jahre herabsetzen ließ. Aber sie macht als Vizekanzlerin weiter; Robin Hochwaldt nimmt ihre Hilfe anfangs sehr gerne an, aber mit der Zeit bekommt er mit, wie er von ihr manipuliert wird.
Dass Robin mit der Zeit die traurige Wahrheit erfährt, liegt vor allem an zwei Personen: Carla Baudis ist ehemalige Mitarbeiterin im Amt für Schuld und Scham. Im Amt, in dem sich die Leute selbst und auch andere denunzieren können, bekommt Carla Gewissensbisse und klärt schließlich Robin über wahren Vorgänge in diesem düsteren Land auf.
Robins Opa Kurt hatte ihm den Sieg im Onlinegame erst mittels eines illegalen Kompressors ermöglicht. Kurt hatte da seine letzten Lebenspunkte verspielt, wurde "abgeholt" und ins "Lager" gebracht. Nur mit sehr viel Glück und seiner Stellung als Bundeskanzler kann Robin Kurt vor dessen elendigen Tod sprechen.
Als Milena Grosse-Strümpel Carla Baudis hinrichten lässt, werden Robin endlich die Augen geöffnet und er geht zum Gegenangriff über. Mit Hilfe von Lars Bergammer im Fernsehstudio, dessen Geschichte nebenbei ebenfalls erzählt wird, kann er das schändliche Spiel Milenas vor einem Millionenpublikum entlarven und somit die Wende einleiten. Endlich bekommen die Menschen ihre Freiheit zurück.
Die zugegebenermaßen simple Story verblasst bei diesem Szenario, bei dem einem Angst und Bange wird. Dieses diktatorische System existiert lediglich in Deutschland, im restlichen Europa läuft alles normal. Dies ist unverkennbar eine Parallele zur aktuellen Corona Politik.
Das ganze Leben wird in Coints gemessen. Jeder Mensch startet sein Leben mit 300.000 Coints. Jeglicher Co2 Verbrauch, wie z.B. Essen oder Autofahren, wird davon abgezogen. Sind die Punkte verbraucht (mit ca. 65 Jahren), wird man abgeholt und ins Lager gebracht.
Dort wird man sich selbst überlassen, ohne Nahrung und medizinische Hilfe, und stirbt in der Regel innerhalb eines Monats. Alle Menschen sind verpflichtet, sich jeden Abend vor dem Fernseher zum "Pray for the Future" einzufinden. Selbst kleine Kinder spionieren ihre eigenen Eltern nach Co2 Verbrechen aus. Schon in der Schule werden Sie dahingehend erzogen, das sie mit 12 Jahren ihre Eltern hassen und in ein staatliches Heim umziehen.
Wie in 1984 ist das System nahezu perfekt. Es gibt kein Entrinnen - dennoch hat Eisinger ein Happy - End eingebaut. Denn im Roman wie in der Realität gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mittwoch, 23. November 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

14
Di. immer noch 21. Juni

Zeit für einen Jägermeister also, Amarula für meine Löwin. Scheiß auf das Metex, woll! Leider mussten Pocke und ich den Jägermeister allein bekämpfen, weil Wolfgang und Patti nicht wollten. Egal. Es entspann sich ein interessantes… genau, Gespräch statt Spiel. Denn nach dem 1:0 verflachte die Partie zusehends.
Unsere Gäste konnten berichten, das es mittlerweile in ihrem Unternehmen (seines Zeichens der größte Automobilhersteller Süd-Ost Niedersachsens incl. der dazu gehörigen Bank) zu ihrer großen Zufriedenheit etwas legerer zugeht. So brauchen die Männer nicht mehr mit Anzug und Schlips rumlaufen.
Dies alles soll einen Teil der neuen Führungskultur darstellen. Ich argwöhnte, dass dafür eine Menge Geld für Schulungen und Seminare in teuren Hotels draufgegangen sein müssten. Für Sachen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Patti konnte dies nur müde lächelnd bestätigen.
Pocke berichtete über seine positiven Erfahrungen mit der „myTaxi“ App. Services wie „Rbnb“ kamen ebenso zur Sprache, als wir die Anreise zum Bierfestival in Berlin Anfang August absprachen. Selbst Wolfgang zeigte reges Interesse, meine Löwin freute sich auch schon. Es läuft wohl auf Anfahrt am Samstag, Rückfahrt am Sonntag hinaus. Und egal ob Flixbus oder eigenes Auto – wir pennen wohl bei Urmel und nicht über Rbnb in irgendeiner Wohnung.
Wolfgang war vom Essen total begeistert. Irgendwann während unserer Diskussion fragte er unvermittelt: "Du bestellst bei Lieferando Pizza?"
Ich verstand nicht, warum er diese Frage stellte. Nach einiger Bedenkzeit zuckte ich mit den Achseln und sagte matt: "Manchmal..."
Wolfgang ließ jedoch nicht locker und wiederholte seine Frage. "Du bestellst Pizza bei Lieferando, obwohl die Löwin so gut kocht?"
Er konnte es einfach nicht glauben, wieso ich so dämlich bin. Endlich begriff ich und musste auch gleich lächeln ob seines indirekten Lobes über die Kochkünste meiner Löwin. "Ja klar", meinte ich dazu. "Wenn sie nicht kochen möchte!"
Und auch ich möchte an dieser Stelle noch einmal ein ausdrückliches Lob an meine Löwin aussprechen. Sie betonte zwar vehement, das ihr bei den Burgern, die sie frisch gewolft hatte, das Paprikapulver ausgerutscht sei und die Burger deshalb etwas bitter schmecken würden, aber ich kann diese Einschätzung wahrlich nicht bestätigen. Sie waren super, Patti und Pocke waren ebenfalls begeistert.
Zwei Steaks aßen sie noch, dann konnten auch sie nicht mehr. Die Schweinenackensteaks musste ich noch abgrillen, die werden wir kalt vertilgen müssen. Pocke und ich tranken dazu noch einige Jägermeister. Im Hintergrund endete derweil das Spiel Deutschland gegen Nordirland mit 1:0. Nichts war mehr passiert und der neue Mann vom FC Bayern, Joshua Kimmich, war der beste Mann auf dem Platz.
Polen schlug die Ukraine ebenfalls mit einem 1:0, so dass beide Spiele erwartungsgemäß mit einem Sieg der Favoriten endeten. Deutschland spielt deshalb als Gruppensieger am Sonntag in Lille. Die Polen sind ebenfalls weiter und selbst Nordirland ist als Gruppendritter in der nächsten Runde dabei, denn es sind jetzt schon 2 Gruppendritte schlechter.
Kurz vor 21.00 Uhr und den Spielen der Gruppe D war Wolfgang müde und wollte nach Hause. Nur noch ein Pils.. Dann stürzte Pocke noch eins auf ex…. Wolfgang nahm Pocke und Patti gleich mit in die Heimat. Davor hatte Patti dankenswerterweise noch den Tisch abgeräumt, den Rest machten meine Löwin und, allerdings weniger, ich im Anschluss. Wir durften einen unterhaltsamen Abend erleben, keine Frage.
Zum Abschluss des Abends kam für uns lediglich das Spiel Spanien gegen Kroatien in Frage. Das zweite Spiel in der Gruppe, Tschechien gegen die Türkei, interessierte uns nicht sonderlich, hatten doch beide Teams bisher enttäuschende Leistungen gezeigt. Übrigens: Den bereits abgedrehten Grill musste ich nochmals anwerfen, weil meiner Löwin auffiel, das ich Schnarchsack noch einige Patties im Kühlschrank vergessen hatte. Genau wie die Süßkartoffeln, die ich eigentlich im Backofen machen wollte. Sie lagen schon auf dem Backblech, ich hätte den Ofen einfach nur anmachen müssen. Schade eigentlich.
Nach sechs Minuten schoss Spanien das 1:0. In diesem hochklassigen Spiel steigerten sich die Kroaten anschließend enorm und erzielten kurz vor der Halbzeit den viel umjubelten Ausgleich. Meine Löwin und Sushi erlebten das leider nicht mehr mit. Der Tag war für meine Liebste anstrengend genug gewesen. Sie hatte sich wegen der Handwerker extra einen halben Tag frei genommen und die meiste Zeit gewirbelt, bis sich das böse Knie wieder meldete. Da war selbst meine in den letzten Tagen an ihren Beinen ausgeführte, wenn auch amateurhafte, Lymphdrainage erfolglos, wenn auch entspannend.
Die zweite Halbzeit des Spiels schaute ich allein in meiner Kemenate. Ungestört, auch kein gleichzeitiges Rumdaddeln auf dem Tablet oder Smartphone. Ich ließ also den Tag locker ausklingen, ähnlich wie Sergio Ramos, der in der 72. Minute einen unberechtigten Strafstoß versemmelte.
Drei Minuten vor Ende schoss Perisic den 2:1 Siegtreffer für die Kroaten, der nicht einmal unverdient war. Da waren die Iberer wohl etwas zu lässig gewesen – oder können die etwa nicht mehr? Ist ja auch eine alte Truppe.
Danach sah ich noch die schnelle Zusammenfassung der Paarung Tschechei gegen Türkei. Ein zwischenzeitliches Umschalten auf Sat 1 hatte ich mir bei dieser Begegnung erspart, wie vorher am Abend auch schon. Da hatte ich gemerkt, dass das auch kein Verlust gewesen war.
Sah in dem Bericht aber nicht schlecht aus, was die Türken da spielten. Sie gewannen das Ding verdient mit 2:0 und die Spieler wie ihre Anhänger im Stadion jubelten bei den Toren, als ob sie gerade den Titel geholt hätten. An der Huperei kurze Zeit später merkte ich, dass sie sogar einen Autokorso in Braunschweig veranstalteten.
Da sie aber auch nur 3 Punkte haben, müssen die Türken morgen Abend auf Hilfe der Teams aus den letzten beiden Gruppen hoffen, um viertbester Dritter und damit letzter Achtelfinalteilnehmer sein zu können.
Für die Tschechei dagegen hat die Warterei ein Ende. Für mich die Qual, diese Trümmertruppe bei diesem Turnier noch einmal sehen zu müssen. Die Kroaten sicherten sich überraschend den Gruppensieg und die Spanier haben für sich eine schwere Achtelfinalpartie gebucht, in der der Gegner wohl Belgien oder Italien heißt.

Samstag, 19. November 2022

Hartmudo: Fußball 2/2

Leider ist es auch bei den abgerissenen, sogenannten Traditionsvereinen wie Rot Weiß Essen, 1860 München oder eben Eintracht Braunschweig unerlässlich, aufs Geld zu schauen und die Einnahmen zu maximieren, um sich im Profifußball behaupten zu können. Und allein damit kann man eine Menge erreichen, wie das Beispiel von Kaiserslautern zeigt.
Die waren eigentlich schon pleite und wären beinahe schon sportlich in die Regionalliga abgerutscht. Doch mit irgendwelchen Finanzierungstricks konnten die Gläubiger befriedigt und so ganz nebenbei ein wettbewerbsfähiges Team aufgestellt werden. Woher die auf einmal das Geld hatten, zu Beginn der Rückrunde der letzten Drittliga-Saison mit Terrence Boyd einen der besten Stürmer der dritten Liga zu verpflichten, ist mir immer noch schleierhaft. Dann noch Dirk Schuster als Trainer...
Ganz so finster sah es beim BTSV im finanziellen Sektor nicht aus, aber das dauernde Auf und Ab in den letzten Jahren hatte doch an der Substanz gezehrt. Die Nachwuchsförderung musste eingestellt werden, trotzdem gelang im Sommer der erneute Aufstieg in die zweite Liga. Und anders als zwei Jahre zuvor hatte die Eintracht diesmal etwas Geld in die Hand genommen.
Die Verpflichtung von Immanuel Pherai und Anthony Ujah hätte ich den Verantwortlichen vor der Saison nicht zugetraut. Selbiges gilt auch für Keita Endo und Ron-Thorben Hoffmann im Tor, obwohl beide diese Saison bislang keine große Rolle gespielt haben.
Momentan ist die Hinserie mit einer englischen Woche abgeschlossen worden. Eintrachts Bilanz: Zwei Heimniederlagen und ein Auswärtspunkt. Das ist eine magere Ausbeute gegen drei Konkurrenten im Abstiegskampf, aber neben Pherai waren auch weitere wichtige Spieler verletzt gewesen.
So überwintert der BTSV auf Rang 14; einen Punkt vor einem Abstiegsplatz. Da wird der Sportdirektor Vollmann in der Winterpause noch einiges zu tun haben, denn wie sich in der englischen Woche gezeigt hatte, ist der zweite Anzug nicht wirklich konkurrenzfähig. Da muss etwas passieren.
Wenn Ujah und Pherai nicht auf dem Platz stehen, ist die Eintracht sehr leicht auszurechnen und augenscheinlich nicht in der Lage, die erforderlichen Chancen herauszuspielen, um ein Spiel siegreich zu beenden.
Aber im Moment schaut die Fußballwelt nach Katar, wo die 22. Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Zum ersten Mal wird eine WM im Winter ausgetragen, weil die Temperatur in Katar schon mal auf über 50 Grad klettern kann.
Jetzt im November ist es dort vergleichsweise kühl; gerade mal 30 Grad Celsius werden dort sein, wenn die weltbesten Mannschaften nach vier Jahren wieder aufeinandertreffen. Ohne die Russen versteht sich, denn die Sportler sollen für den Ukraine-Krieg büßen, den nicht sie, sondern die Politiker angefangen haben.


Land

Titel

Vize

HF

4telF

 Punkte

1

Deutschland/DDR

4

4

6

5

 63,0

2

Brasilien

5

2

4

6

 61,0

3

Italien

4

2

2

2

 45,0

4

Argentinien

2

3

0

5

 34,0

5

Frankreich

2

1

3

2

 29,0

6

Uruguay

2

0

3

2

 22,0

7

Niederlande

0

3

2

1

 21,0

8

England

1

0

2

8

 19,0

9

Jugoslawien/Kroatien  

0

2

3

2

 17,5

10

Schweden

0

1

3

3

 16,0

11

Spanien

1

0

1

4

 13,0

12

Ungarn

0

2

0

3

 13,0

13

CSSR/Tschechei

0

2

0

2

 12,0

14

Österreich

0

0

2

2

   7,0

15

Polen

0

0

2

1

   7,0

16

UDSSR/Russland

0

0

1

5

   7,0

17

Belgien

0

0

2

1

   6,0

18

Portugal

0

0

2

0

   5,0

19

USA

0

0

1

1

   3,5


Passenderweise findet die WM daher in einem vorbildlichen Staatswesen statt. Dank schlechter Sicherheitsvorkehrungen und erpresserischen Arbeitsverhältnissen sind 16000 Bauarbeiter, welche aus dem Ausland verpflichtet worden waren, gestorben. Homosexualität ist dort strafbar, von Frauenrechten hat man dort auch noch nie etwas gehört.
Dafür hat man dort reichlich Erdöl und Erdgas, das reichte offensichtlich, um sich eine WM kaufen zu können. Es existieren ergo reichlich Gründe, um diese Veranstaltung zu boykottieren. Und gerade in den vergangenen Wochen gab es unzählige Boykottaufrufe. Allein... das wird die Zuschauer nicht von den Fernsehbildschirmen weglocken können.
Die Menschen werden eher kriegsmüde (Ukraine), als dass sie vom liebsten Kind der deutschen Fernsehunterhaltung lassen würden. Selbstverständlich wird dies niemand zugeben wollen, zumal man sich bei der WM Vergabe vor ca 10 Jahren mit breiter Brust hingestellt hatte und die WM garantiert boykottieren wollte.
Ich selbst hatte mich seinerzeit wahrscheinlich ebenfalls derart positioniert, bin jetzt allerdings wohl doch schwach geworden. Zudem fiel mir letztens beim Radeln mit Hotte noch ein wunderschönes Argument gegen einen Boykott ein: Wer die WM boykottieren will, sollte schon so konsequent sein, seinen Boykott auf Erdöl und Erdgas auszudehnen. Demnach das Autofahren einstellen und nur noch mit Kohle oder Holz heizen.
Also warten wir es ab. Am Ende werden sich die Leute die Argumentation der Fußballfunktionäre zu eigen machen, die da lautet: "Ich habe doch gesagt, dass ich mit den Verhältnissen dort nicht einverstanden bin. Durch einen Boykott wird sich in Katar nichts ändern, da war es der Sache eher förderlich, dass ich diese Kritik geäußert habe".
Bei der Heimniederlage des BTSV gegen die Hansa-Kogge war für mich die Fußballbegeisterung wieder spürbar. Zusammen mit Pocke und Kroll hatte ich das Spiel in der Gaststätte Lufteck gesehen. Wir saßen mit Wolters an der Theke und trauerten mit warmen Wodka.
Da fühlte ich mich gleich an einige Szenen aus Ted Lasso erinnert. Mein Lieblings-Fußballspieler in der Serie ist übrigens Dino Rochas. Deshalb will ich hoffen, dass die Mexikaner bei der WM möglichst weit kommen.
Andere Lieblinge von mir sind Ghana, Senegal und Kamerun. Bei jeder WM haben die afrikanischen Mannschaften bei mir einen Sympathiebonus. Und wer Weltmeister wird, ist mir eigentlich egal. Wie immer gönne ich es unserem Team nicht. Am höchsten werden die Brasilianer gehandelt, aber auch Argentinien kann ich mir als Titelträger vorstellen.
Irgendwie habe ich es im Urin, dass es diesmal keinen Europäer als Titelträger geben wird. Selbst bei den riesigen Gebläsen, die sie in den Stadien aufgebaut haben, dürfte es auf dem Platz noch heiß und stickig genug sein, dass die Europäer gegen Ende der Partien Probleme bekommen werden.
Kann mich da zwar täuschen, aber was sagte schon der Kaiser: Schaun mer mal. Ach ja: Angeblich soll ja noch die dritte Staffel von Ted Lasso diesen Herbst zu sehen sein. Darüber würde ich mich mehr freuen als über die Fußball-WM, das könnt ihr mir glauben.
So - und die ewige WM Rangliste habe ich jetzt auch untergebracht.

Samstag, 12. November 2022

Hartmudo: Fußball 1/2

Kommen wir also kurz vor Ende der Hinrunde auf unsere Eintracht zurück. Ihr habt euch sicherlich schon oft gefragt, wie man nur so blöde sein kann, Fan eines Vereins zu sein, der ständig zwischen zweiter und dritter Liga pendelt.
Ein Club, welcher keinen schönen Fußball spielt und die schlechteste Ballbesitzquote der Liga aufweist. Ein Club, dessen Mannschaft den geringsten Marktwert verkörpert. Vor der Saison benannten die meisten Experten, unter anderem "Tusche" Matuschka, Eintracht als Absteiger Numero Uno. Und tatsächlich stand Eintracht nach dem sechsten Spieltag mit lediglich einem Unentschieden am Ende der Tabelle. Wie kann man nur Fan so einer Trümmertruppe sein, wie geht das?
Viele meiner Kollegen aus Salzgitter sind Fans von Borussia Mönchengladbach oder VFL Wolfsburg - nur die erste Liga zählt. Hinzu kommen noch die erschreckend vielen Bayern Fans ausgerechnet hier in Norddeutschland. Macht Erfolg wirklich sexy? Die Antwort lautet eindeutig nein!
Um dies zu untermauern, verweise ich auf Ted Lasso. Wenn Du Dir diese Comedy-Serie angesehen hast, schämst Du Dich, solltest Du Fan von Bayern oder Dortmund sein. In der mehrfach mit dem Emmy preisgekrönten Serie geht es um den AFC Richmond, einem Vorort-Club aus dem Londoner Süden, der in der ersten Staffel aus der Premier League absteigt und in der zweiten wieder aufsteigt.
In der von Jason Sudeikes entwickelten Serie geht es jedoch mitnichten nur um das Geschehen auf dem grünen Rasen, sondern hauptsächlich um die Menschen, die den Verein ausmachen. Die Trainer, das Management und die Spieler. Hier wird so richtig gemenschelt, so dass selbst Fußballhasser die eine oder andere Träne vor Rührung verdrücken können.

      

Egal ob Coach Lasso, der vom Fußball vollkommen unbeleckte Trainer, Roy Kent, der schroffe Mannschaftskapitän mit dem weichen Kern, Jamie Tartt, Stürmerstar mit übergroßem Ego: all ihre Stärken und Schwächen werden stark herausgearbeitet und hauchen dem Geschehen eine Lebendigkeit ein, die ich normalerweise in diesem eigentlich doch eher nur der Unterhaltung dienenden Genre vermisse.
Besonders erwähnen möchte ich noch die Präsidentin des imaginären Vereins, Rebecca Welton. Die wandelt sich im Laufe der Serie von der intriganten Gegnerin Lassos zur besten Freundin des Coaches. Mein persönlicher Favorit hingegen ist Coach Beard, der von Lasso aus den USA mitgebrachte Assistent.
So ist dann Folge 9 der zweiten Staffel, die sich mit einem Feierabend von Beard befasst, das Highlight der Serie, zumal hier Thierry Henry und Gary Lineker eine wesentliche Rolle spielen. Bei all den witzigen Animositäten untereinander wird immer wieder deutlich, dass die Protagonisten trotz aller Widrigkeiten oder Auf und Abs des Lebens zusammenstehen und sich am Ende trotz mancher Differenzen unterstützen.
So und nicht anders ist das in so "Pissvereinen" wie Eintracht Braunschweig oder Rot-Weiss Essen - zumindest in der gewünschten Wahrnehmung der jeweiligen Fangruppen. Ein Fan von Bayern München oder Borussia Dortmund wird das nie verstehen, darf aber nicht mit meinem Bedauern rechnen.
Nach den bereits erwähnten ersten sechs mehr oder weniger desaströsen Auftritten des BTSV in der neuen Zweitligasaison erfolgte die überraschende Wende dank zweier Schlusstransfers für die Defensive.
Filip Benkovic und Nathan de Medina haben die Dreierkette stabilisieren können, wodurch auch der Rest der Mannschaft an Selbstvertrauen gewinnen konnte. Dank der vorwiegend defensiven Spielweise hat die Eintracht in der Offensive noch kein Feuerwerk abbrennen können, aber acht Spiele ohne Niederlage (vier Siege, vier Unentschieden) später war die Eintracht sogar bis auf Platz 10 geklettert.
Dank einem alles überragenden Immanuel Pherai und dem kopfballstarken Anthony Ujah sammelte die Eintracht trotz diverser spielerischer Mängel die Punkte ein. Bei Eintrachts überfallartigem Angriffsspiel spielen die Außenspieler Anton Donkor und Jan-Hendrik Marx eine wesentliche Rolle. Dank ihres hohen Tempos reißen sie die notwendigen Lücken in die gegnerische Abwehr, so dass sich für Eintracht Chancen ergeben.
Das ein engagierter Spieler wie Bryan Henning derzeit lediglich als Backup für Pherai fungiert und Lion Lauberbach mehr oder weniger als Stolper-Jochen unterwegs ist, lässt sich deshalb noch verschmerzen.
Ah, Moment! Da fällt mir doch glatt eine Parallele zu Ted Lasso ein. Denn genau wie der AFC Richmond hat die Eintracht einen weiblichen Präsidenten. Anders als ihre Kollegin in der Serie jedoch kommt Nicole Kumpis aus Block 7 in der Südkurve, wo sie seit Jahren mit einer Dauerkarte gestanden hatte.
Für mich vollkommen unverständlich zog dies keine Flut an Nachrichten in den Medien nach sich. Da wird seit kurzem in dem Business Fußball gegendert was das Zeug hält; man scheut sich sogar nicht davor, gelegentlich die Kapitäne mit Armbinden in Regenbogenfarben auflaufen zu lassen. Kein Bericht über die einzige Präsidentin im deutschen Profifußball.
Fußball ist und bleibt halt ein Männersport, daran können auch die wirklich fadenscheinigen Lippenbekenntnisse in den Medien nichts ändern. Sieht man mal von dem ganzen Gegendere ab, ist Frau Kumpis allerdings auch nicht großartig in Erscheinung getreten. Sie beschränkt sich auf das Repräsentieren und überlässt das Tagesgeschäft den Spezialisten.
Das ist bei Ted Lasso selbstverständlich genauso, obwohl uns dort die doch irgendwie interessanten schmutzigen Deals in den Hinterzimmern erspart bleiben. Was der TV-Serie nur gut tut, denn das ganze Geschachere um die Kohle in der realen Welt des Profifußballs verleidet einem diesen Sport.

Dienstag, 8. November 2022

H. Lecter: Alf

36
Für Alf, mit all seinen Ängsten und Selbstzweifeln, muss dies ein einziger Albtraum gewesen sein. Zum Glück tauchte ein ihm bekanntes Gesicht in dem ganzen Gewusel auf: Hartmudo! Wer denn sonst?
"Warum immer ich?" ging mir durch den Kopf, als ich mich auch schon neben ihm hinkniete. Panisch wie ein Ertrinkender ergriff er meine Hand, beruhigte sich sichtbar und sprach mich flehentlich an:
"Hartmudo, Du bist es! Mein Freund!"
Ich hielt seine Hand noch ein wenig, bis er sich vollkommen beruhigt hatte. Dann halfen mir die anderen dabei, Alf aufzurichten, damit wir endlich zum Bus gehen konnten. Jetzt endlich war auch Detzer zur Stelle und half mir Alf zu stützen, denn dieser konnte alleine nicht mehr laufen.
Langsam, ganz langsam, trotteten wir mit Alf unter dem Arm in Richtung Bus, nach und nach gingen die meisten unsere Mitstreiter schneller voraus. Sie hatten ihre ungeliebte Pflicht getan, jetzt konnten Detzer und ich uns ja um alles kümmern.
Gerade heutzutage ist es bekanntermaßen wichtig, dass man hinterher sagen kann, man hat geholfen. Wie umfangreich so ein Engagement aussieht, ist ja nicht so wichtig. Hauptsache, man kann sich damit brüsten.
Alf selbst setzte mühsam einen Fuß vor den anderen und wurde die ganze Zeit von Detzer und mir gestützt, dazu lallte er die ganze Zeit, ihm ging es wohl nicht gut. Abwechselnd redeten wir beruhigend auf ihn ein oder pöbelten ihn an, da waren Detzer und ich schmerzfrei.
Kurz bevor wir den Bus erreichten, redete Alf auf einmal verständlich: "Halt, Halt! Ich muss mal pinkeln."
Wenigstens jetzt konnte Alf sich klar und deutlich äußern. Glücklicherweise standen wir gerade vor einer Betonwand, an die wir ihn erst einmal lehnten, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Schwer atmend stützte Alf sich an der Wand ab und fummelte an seinem Hosenstall herum.
"Hilf mir, Hartmudo, bitte hilf mir." Schwer keuchend nestelte er weiter an seiner Hose herum. "Ich krieg ihn alleine nicht mehr aus der Hose raus! Du musst ihn rausholen und halten! So hilf mir doch bitte!"
Hätte er nicht Detzer fragen können? Warum immer ich, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf. Wobei es hier nicht darum ging, dass ich dies wirklich tun würde. Das stand außer Frage. Nein, ich war einfach nur verärgert. Mit großer Mühe schaffte ich es, nicht zu schreien.
"Bist du blöde? Sieh zu, wie du alleine klar kommst. Konzentrier Dich! Ich fasse ihn nicht an, ich glaube wohl..."
Während dieses kurzen Dialogs schüttelte Detzer nur mit dem Kopf, seine zwischenzeitlich gute Laune war schon wieder vom Winde verweht. Alf dagegen schob jetzt wirklich Panik, jaulend und jammernd bekam er es schließlich doch noch hin, den kleinen Alf aus der Garage zu fahren.
Und gleich darauf lösten sich auch seine verkrampften Gesichtszüge, als er den starken goldfarbenen Strahl gegen die Betonwand richtete. Wenigstens zum großen Teil, denn eine nicht unbeträchtliche Menge davon tränkte die Vorderseite seiner Hose mit dieser übel riechenden Flüssigkeit. Nachdem Alf endlich fertig war, schaffte er es sogar noch, den Alfa wieder in die Garage zu fahren.
Detzer und ich wollten es nur noch zu Ende bringen, wir waren total sauer. Nach kurzer Zeit waren wir endlich am Bus angekommen und Alf ließ mittlerweile seine Beine baumeln, sprich: Er schlief, war quasi bewusstlos und wir schleiften ihn einfach nur noch mit.
Die anderen Mitreisenden waren natürlich schon vollständig versammelt und warteten lediglich auf uns, damit der Bus nach Niedersachsen zurückfahren konnte. Demzufolge hielt sich die Begeisterung in ganz engen Grenzen, als sie die von Detzer und mir getragene Suffleiche sahen.
Nunmehr mussten wir noch das schwierige Unterfangen in Angriff nehmen, Alf in den Bus zu hieven. Schließlich sprechen wir hier nicht über einen Linienbus mit tiefem Einstieg, sondern über einen stinknormalen Reisebus mit einer dementsprechenden drei- bis vierstufigen Treppe.

Montag, 7. November 2022

Contramann: kurz gesehen im November

https://www.heise.de/tp/features/Lobbykratie-und-Parteienfrust-Wenn-Wahlen-etwas-aendern-wuerden-7271294.html
60% der deutschen Wähler trauen den Parteien nicht zu, die drängenden Probleme der Zeit wie z.B. die Klimakrise zu lösen. Da ist es bezeichnend, dass Umweltaktivisten Mitte September die Parteizentrale der Grünen blockiert hatten. Spätestens seitdem diese wieder in der Regierung sind,agieren sie konträr gegen die Interessen ihrer Wähler.
Aber warum ist das so? Leider wird dies in diesem Artikel nicht näher erläutert. Dass soziale wie ökologische (außerparlamentarische) Bewegungen in der Allmacht von Konzernen das Problem sehen, würde ich unterschreiben.
Näheres dazu kann man allerdings hier nicht erfahren.

https://publikumskonferenz.de/blog/2022/10/09/deutschlands-absturz-scholz-baerbock-habeck-und-das-neue-deutsche-elend/
Nach 16 Jahren Merkel hatten sich vor allem die Linksintellektuellen aus dem gehobenen Bildungsbürgertum eine Vielzahl an Verbesserungen vor allem beim Umbau zu einer ökologischen und sozialen Wirtschaft erhofft. Die noch vor 40 Jahren erhoffte Entmilitarisierung dagegen ist in diesen Kreisen bereits seit der Jahrtausendwende nicht mehr Thema.
Dies ist nicht nur dem Krieg in der Ukraine geschuldet; schon zuvor taugten die unnötigen Toten im Jemen oder Afghanistan höchstens zum kurzen Empörungsschniefer während der Flasche Prosecco zur Tagesschau.
Aber vor allem von der Ökologie müsste dieser Personenkreis besonders enttäuscht sein. Erhofften sie sich doch von den Grünen und der SPD in der Regierung eine Durchsetzung der Energiewende. Stattdessen propagiert der grüne Wirtschaftsminister den Ankauf des zuvor zurecht verpönten Fracking-Gases und eine Verlängerung des Betriebes dreier Atommeiler.
Befeuert wird das Ganze noch von den wahrlich nicht mehr freien Leitmedien. Denn einerseits sind diese in wenigen großen Konzernen zentriert und andererseits auch noch von Anzeigenkunden abhängig, da insbesondere die Printmedien dank der Umsonstmentalität (leider auch meiner) unter einem erheblichen Leserrückgang leiden.
Nach einem Jahr der neuen Regierung ist es also kalt und stürmisch in Deutschland geworden. Da sehnt man sich ja schon fast nach Angela Merkel zurück. Doch dies können sich SPD- wie Grünenwähler natürlich nicht eingestehen.

https://www.heise.de/tp/features/Ich-moechte-keine-Russen-sehen-ist-salonfaehig-7285311.html
Meine Güte, wie entlarvend. Ich würde ja sagen, gleiches Recht für alle. Wenn man sagen darf, dass man hier (ob in der S-Bahn oder der Kölner Domplatte in der Silvesternacht oder oder oder) keine Flüchtlinge aus Russland sehen möchte, sollte man auch sagen dürfen, dass man z.B. keine Ukrainer oder Syrer sehen möchte. Dass die Schreiberin der beschriebenen Floskel selber Ukrainerin ist, würde ich da ja gelten lassen.
Aber dann doch bitteschön auch im umgekehrten Fall.

https://www.sahra-wagenknecht.de/de/article/3214.xxx.html
Richtig bissig, die Sahra.
„Zwar ist in linksliberalen Debatten ständig von Minderheiten die Rede, deren Befindlichkeiten und Gefühle vor allen Zumutungen des Lebens geschützt werden sollen. Aber wehe eine Minderheit wagt es, nicht nur Gefühle, sondern auch eine Meinung zu haben, die sich von der des linksliberalen Mainstreams unterscheidet. Dann ist es vorbei mit der viel beschworenen Toleranz.“
Auch der Rest ist lesenswert.

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/exklusiv-nord-stream-explosionen-ostsee-linke-politikerin-sahra-wagenknecht-bundesregierung-verweigert-informationen-zu-pipeline-anschlaegen-li.277250
Da wurde im September noch lauthals spekuliert, dass Russland die (eigenen, wohlgemerkt!) Pipelines Nordstream 1 und 2 nahe Bornholm durch Sprengungen beschädigt hätten. Zu der fraglichen Zeit fand um Bornholm ein Nato-Seemanöver statt. Und die NATO hatte nichts von der Anwesenheit russischer U-Boote oder Marinetaucher bemerkt?
Es wurde dann aber noch krasser: Der Eigentümer der Pipelines – Russland – wurde von den Untersuchungen ausgeschlossen. In unserer freien Gesellschaft ist es normalerweise ein No-Go, dem Eigentümer Informationen zu verweigern. Es sei denn, man hat Anhaltspunkte zumindest für eine Mitschuld des Eigentümers.
Als Sahra Wagenknecht die Bundesregierung nun zu Ergebnissen der Untersuchungen zu den Anschlägen auf die Pipelines befragte, erhielt sie keine Informationen. Einerseits wurde wohl bislang noch nichts untersucht (ist bald 1 Monat her, Stand: 17.10.2022), andererseits unterliegen die Ergebnisse der Geheimhaltung durch die Geheimdienste.
Praktisch. Ich folgere daraus: Die Russen waren es ergo nicht, denn das hätte man ja sicherlich veröffentlichen können, weil der „Feind“ muss ja nicht geheimdienstlich geschützt werden muss. Diesen Schutz bräuchten höchstens die eigenen Geheimdienste, was mich vermuten lässt…
Wie verlogen das alles nur ist. Hütet Euch vor der dunklen Seite der Macht!

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“






Dienstag, 1. November 2022

guterPlatzzumBiertrinken: Jahresurlaub 2/2

Doch für mich gestaltete sich diese Vertretungsphase vor meinem Urlaub noch etwas nerviger. In den ersten eineinhalb Wochen konnte ich quasi gar nicht arbeiten, da ich einen Laptop wegen meiner ständigen Home Office Tätigkeit (die ich zu diesem Zeitpunkt nicht mal ausführen konnte) statt des üblichen Stand-PCs erhalten hatte und unsere IT die Rechtevergabe nicht geschissen bekam, so dass ich die Ergebnisse meiner Arbeit - die Bescheide - nicht ausdrucken und zuschicken konnte.
Dazu wurde ein junger Kollege auch noch krank, während eine andere erfahrene Kollegin dank Corona noch zusätzlich zwei Wochen krank war. An einem Tag saß ich mit der brandneuen Kollegin, welche lediglich nach einem Vieraugenprinzip agieren konnte, komplett alleine da. Dass die Telefonzentrale nicht nur Anrufe für das gesamte Team, sondern selbst fürs Jugendamt an mich weitergeleitet hatte, nervte mich zusätzlich.
Und in der dritten Woche - wo ich wieder gut arbeiten konnte und mich auch ordentlich rein gekniet hatte - wurde ich von der Post erschlagen. Es kam dreimal so viel herein, wie ich überhaupt weg arbeiten konnte. In der vierten Woche war ich selber krank, hatte abends bis zu 38,4 Grad Fieber und lag tagelang antriebslos im Bett.
Als ich dann wieder im Büro erschienen, hatte sich dieser Postberg noch einmal verdreifacht, weil keiner meiner Kolleginnen auch nur einen Handschlag gemacht hatte. Das war aber auch okay, weil diese selber mehr als genug zu tun gehabt hatten.
Da musste ich meine Vertreterinnen noch für ein paar Tage vertreten und hatte selbst die Befürchtung, dass ich mit einem riesigen Rückstand an unbearbeiteter Post in meinen Jahresurlaub gehe. Witzigerweise schaffte ich es dank einer großen Energieleistung im mittlerweile wieder möglichen Homeoffice, meine Rückstände abzuarbeiten.
Nachdem ich also wochenlang frustriert und schlecht gelaunt über den Flur wandelte oder in meinem Büro gesessen hatte, war ich am Morgen meines letzten Arbeitstages vor dem Urlaub verständlicherweise gut gelaunt - dann kam dieses Personalgespräch.
Da hatte ich mich in die Defensive drängen lassen, weil ich keine Chance hatte, die Begebenheiten der letzten Wochen, ja sogar Jahre, richtig zuzuordnen. Ich musste halt schnell antworten; erst jetzt habe ich die Ruhe, um alles noch einmal Revue passieren zu lassen.
Also: Die Nichtannahme einer Hilfe der Kollegin mit dem Spruch, alles "gegen die Wand fahren zu lassen", hatte den Hintergrund, dass sie selbst monatelang wegen Burnout ausgefallen war. Zusätzlich war mir klar, das dieselbe Kollegin instinktiv denselben bedingungslosen Einsatz auch von anderen erwartet.
Das ist zwar nicht mein Problem, wird aber trotzdem häufig als Argument gegen meinen Arbeitsstil eingesetzt. Zusätzlich konnte ich dem Personalgespräch noch einen weiteren Knackpunkt entnehmen, welches einige meiner Teammitglieder zu umtreiben scheint.
Als Mitarbeiter des gehobenen Dienstes habe ich eine erheblich bessere Bezahlung als die meisten meiner Kolleginnen, welche lediglich die Qualifikation für den mittleren Dienst besitzen. Ihnen allen gegenüber hatte ich jahrelang betont, dass ich sie für unterbezahlt halte und eine höhere Bezahlung für gerechtfertigt halte.
Mein Fehler war sicherlich, dass ich die Tür zum Flur ständig offen gelassen hatte. Das ist zwar so üblich, doch wenn die Kollegas alle Stunde zusammen zum Rauchen vor die Tür gehen und im Vorbeigehen in mein Büro blicken, sehen Sie den schlecht gelaunten Kollegen dort sitzen. "Der hängt nur rum und kriegt noch mehr Geld als ich für nichts" - als alter Stromberg Fan ist mir das mehr als sonnenklar.
Da man gegen "die da oben"eh nichts machen kann, lässt man seinen Frust untereinander aus, zumal, wenn "unter einem" niemand mehr ist. Um den Vorwürfen den Wind aus den Segeln zu nehmen, schlug mein Teamleiter vor, dass ich in Zukunft sämtliche Widersprüche (höherwertige Tätigkeit) des Teams machen könnte.
Um den Druck rauszunehmen, erklärte ich mich sofort damit einverstanden. Nun, beim Nachdenken hierüber, bin ich sehr gespannt, wie lange es dauern wird, bis über eine meiner Widerspruchsentscheidungen gemeckert werden wird.
Da könnte ich dann zwei Antwortmöglichkeiten anbieten: Entweder "ich habe ja auch mehr Ahnung als du, deswegen werde ich besser bezahlt" oder "dann mach doch deinen Scheiß alleine". Natürlich würde ich das nicht sagen, weil ich bei einer Eskalation sicherlich alleine da stehen würde.
Es ist ja auch nicht so, das meine Kollegas ihren Frust bewusst an mir abarbeiten würden. Nach ihrem Weltbild hält man den Laden auch am Laufen, selbst wenn man selber vor die Hunde geht. Dass ich in meinem Alter auch nicht mehr so belastungs- und leistungsfähig bin wie früher, ist mir dabei durchaus bewusst. Insofern versuche ich mit der Woltersdose zusammen nachzuvollziehen, was meine Kollegas umtreiben könnte.
Jedenfalls ging ich aus diesem Gespräch zwiespältig heraus und war nur froh, dass ich zwei Stunden später in den Jahresurlaub ging. Eben auf dem Rad und jetzt auf dieser Parkbank beim dritten Wolters sah dieser ganze Schlamassel im Schnelldurchlauf so aus: Zuerst habe ich dem Team zuliebe zurückgesteckt und auf das Homeoffice verzichtet, dann hatte ich mit vielen Hindernissen zu kämpfen und konnte die Arbeit gar nicht schaffen und am Ende bin ich der faule Sack, der seine Kolleginnen nicht ordentlich vertritt.
Von den oben beschriebenen Schwierigkeiten während der Vertretungswochen hatte ich meinen Kollegas erzählt, offenbar hatte dies anscheinend nicht interessiert. Was ich im Personalgespräch leider vergessen hatte zu erwähnen, war die Reaktion auf meine telefonische Krankmeldung gewesen.
Weder die Kollegin, die ich erreicht hatte, noch der Abteilungsleiter hatten nachgefragt, was ich überhaupt habe. Von den zwei Worten "gute Besserung" ganz zu schweigen. Die hörte ich erst am nächsten Tag, als ich einen positiven Corona Test meldete. "Persönliche Wertschätzung am Arbeitsplatz sieht anders aus", sagte meine Löwin zurecht.
Mal sehen, wie ist nach dem Urlaub weitergeht. Pocke fällt mir jetzt ein, der letztes Jahr auch die fehlende Wertschätzung seitens seiner Kollegen beklagte. Das war zwar mehr so eine direkte Anmache wie "na los, mach schon!". Darüber hatte ich noch gewitzelt und Pocke eine Mitschuld zugeschoben, jetzt nicht mehr. Obwohl... Ganz unschuldig daran bin ich natürlich auch nicht, ähnlich wie bei Pocke.
Von daher kann ich nur bei mir etwas ändern. Keine Angriffsfläche bieten - das hatte mich früher schon des Öfteren in die Scheiße geritten. Das geht von Privatgespräche vermeiden bis zum konzentrierten Blick am Arbeitsplatz. Ich bin gespannt, doch jetzt erst mal geht es nach Hause. Ich holte noch schnell Medikamente aus der Apotheke und machte es mir anschließend zu Hause gemütlich. Donnerstag geht es für fünf Tage nach München zu Phil und Alejandra. Das wird auch noch anstrengend werden.
Nachtrag Mitte Oktober: Die Lage auf der Arbeit hat sich wieder normalisiert. Ich habe eingesehen, dass mich mein „Muckeln“ lediglich ins Abseits schiebt und habe mich mit meinen Kollegas arrangiert. Hinzu kommt, dass ich die „Kritiker“ wohl überzeugen konnte, dass meine Arbeitssituation während der Vertretung auch außerordentlich schlecht war.
Aber die Tür zum Flur lasse ich nicht mehr sperrangelweit auf.