Sonntag, 27. November 2022

Uncle Fester: grad gelesen November 2022

Thomas Eisinger - Hinter der Zukunft
Wie ich auf diesen Roman gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Zuerst hatte ich vermutet, dass ich ihn von Kroll zum Geburtstag bekommen hatte. War jedoch nicht so. Da habe ich den Roman wohl doch irgendwo im Netz gefunden, auf alle Fälle hatte mich dieses Zukunftsszenario extrem stark angesprochen.
Es geht hierbei um eine autoritäre Gesellschaft in Deutschlands naher Zukunft, wobei die Corona Maßnahmen als Startpunkt zum Umbau in diese faschistische Diktatur genommen werden. Bereits auf den ersten 100 Seiten hatte mich diese Dystopie mehr als gefesselt, ich hielt quasi das deutsche "1984" in Händen.
Ähnlich wie George Orwell hat es Eisinger geschafft, eine beklemmende Zukunftsversion zu schaffen. Hatte Orwell lediglich die faschistischen und kommunistischen Diktaturen der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zum Vorbild für seine Dystopie nehmen können, so greift Eisinger zusätzlich noch auf die modernen Techniken des Marketings und Framings unter Mithilfe technischer Überwachungsgeräte zurück.
Und noch ein weiterer Vergleich fiel mir bei der Lektüre von "Hinter der Zukunft" ein: Der Film "Brazil", das Meisterwerk des Monty Python Mitbegründers Terry Gilliam. Wenn ich es mir recht überlege, ist Brazil sogar der bessere Vergleich, weil auch Eisinger sich eine positive Einstellung zum Leben vorbehält, welche bei der üblichen Grimmigkeit der Orwellschen Werke unter den Tisch gefallen war.
Lediglich der Umstand, dass Thomas Eisinger Mitbegründer der AFD war, aus der er sich 2013 wieder verabschiedet hatte, stimmte mich ein wenig nachdenklich. Krolls süffisante Frage, ob Eisinger die AFD zu links gewesen sei, kann ich jedoch nach Lektüre des Buches klar verneinen. Er ist kein Björn Höcke.
Deshalb fällt mir doch gleich noch eine weitere Parallele zu 1984 auf: Orwells Klassiker wurde lediglich als Kritik an kommunistischen System verstanden. Derart falsch wurde es mir in der Schule beigebracht, denn der Überwachungsstaat in 1984 setzt kein kommunistisches System voraus, denn Orwell wollte lediglich vor einer Allmacht des Staates warnen.
Und da sollten wir tunlichst nicht vergessen, dass auch der nationalsozialistische Staat aus einer Demokratie heraus entstanden war. Die Dystopie von Eisinger entspringt unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Und bloß weil er mal AFD Mitglied war, sollte man ihm nicht unterstellen, dass er diese unsere Staatsform ablehnt.
Befürchtungen von Salonlinken, moderat Konservativen und Liberalen, dass die AFD ein rechtsradikales System in Deutschland wieder einführen würde, teile ich ebenfalls. Dies aber nur, weil die politische Linke in Deutschland schon seit Jahren lediglich die Rechten bekämpft, anstatt eine eigenständige soziale Politik im Kontrast zur jeweiligen Regierung zu propagieren.
Hier erkennt man eine weitere Parallele zur Endphase der Weimarer Republik. Die Bekämpfung der Nazis ohne eine eigenständige soziale Politikalternative trieb die Opfer der Weltwirtschaftskrise förmlich zu den Nazis.
Nun haben wir aktuell eine Rot-Grün-Gelbe Ampelkoalition an der Regierung. Und eine vergleichbare Regierung ist der Start in den totalitären Staat der Dystopie von Eisinger. Aber genug der Theorie, kommen wir zur Handlung.
Robin Hochwaldt ist unter seinem Künstlernamen LU-Magic einer der besten Gamer in dem Videospiel "Game of Trumps". Als er in diesem Onlinegame die Meisterschaft gewinnen kann, wird er automatisch zum Spitzenkandidat der Partei "Jugend für die Zukunft" bei der unmittelbar bevorstehenden Bundestagswahl.
Die langjährige regierende Bundeskanzlerin Milena Grosse-Strümpel von der Klimapartei hatte damit nicht gerechnet, als sie das Wahlalter auf 12 Jahre herabsetzen ließ. Aber sie macht als Vizekanzlerin weiter; Robin Hochwaldt nimmt ihre Hilfe anfangs sehr gerne an, aber mit der Zeit bekommt er mit, wie er von ihr manipuliert wird.
Dass Robin mit der Zeit die traurige Wahrheit erfährt, liegt vor allem an zwei Personen: Carla Baudis ist ehemalige Mitarbeiterin im Amt für Schuld und Scham. Im Amt, in dem sich die Leute selbst und auch andere denunzieren können, bekommt Carla Gewissensbisse und klärt schließlich Robin über wahren Vorgänge in diesem düsteren Land auf.
Robins Opa Kurt hatte ihm den Sieg im Onlinegame erst mittels eines illegalen Kompressors ermöglicht. Kurt hatte da seine letzten Lebenspunkte verspielt, wurde "abgeholt" und ins "Lager" gebracht. Nur mit sehr viel Glück und seiner Stellung als Bundeskanzler kann Robin Kurt vor dessen elendigen Tod sprechen.
Als Milena Grosse-Strümpel Carla Baudis hinrichten lässt, werden Robin endlich die Augen geöffnet und er geht zum Gegenangriff über. Mit Hilfe von Lars Bergammer im Fernsehstudio, dessen Geschichte nebenbei ebenfalls erzählt wird, kann er das schändliche Spiel Milenas vor einem Millionenpublikum entlarven und somit die Wende einleiten. Endlich bekommen die Menschen ihre Freiheit zurück.
Die zugegebenermaßen simple Story verblasst bei diesem Szenario, bei dem einem Angst und Bange wird. Dieses diktatorische System existiert lediglich in Deutschland, im restlichen Europa läuft alles normal. Dies ist unverkennbar eine Parallele zur aktuellen Corona Politik.
Das ganze Leben wird in Coints gemessen. Jeder Mensch startet sein Leben mit 300.000 Coints. Jeglicher Co2 Verbrauch, wie z.B. Essen oder Autofahren, wird davon abgezogen. Sind die Punkte verbraucht (mit ca. 65 Jahren), wird man abgeholt und ins Lager gebracht.
Dort wird man sich selbst überlassen, ohne Nahrung und medizinische Hilfe, und stirbt in der Regel innerhalb eines Monats. Alle Menschen sind verpflichtet, sich jeden Abend vor dem Fernseher zum "Pray for the Future" einzufinden. Selbst kleine Kinder spionieren ihre eigenen Eltern nach Co2 Verbrechen aus. Schon in der Schule werden Sie dahingehend erzogen, das sie mit 12 Jahren ihre Eltern hassen und in ein staatliches Heim umziehen.
Wie in 1984 ist das System nahezu perfekt. Es gibt kein Entrinnen - dennoch hat Eisinger ein Happy - End eingebaut. Denn im Roman wie in der Realität gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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