Freitag, 29. Dezember 2023

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2023

Frank Goosen - Sweet Dreams
Da isser wieder: Unser Mann aus Bochum. Rücksturz in die Achtziger ist der Untertitel dieser Sammlung von Kurzgeschichten mit Figuren, welche man aus Bücher von Goosen schon kennt. Und da Goosen auch nur fünf Jahre jünger als ich ist und wohl auch schon in den 80ern vergleichbare Neigungen verspürte - als da wären Mucke, Saufen, Fußball und Frauen (in der Reihenfolge), fühlte ich mich wie gewohnt gut unterhalten und entspannt.
Zum wesentlichen Wohlfühlfaktor trägt auch der flüssige und gewohnt unkomplizierte Schreibstil bei. Das Fehlen einer verkopften Intellektualität der Handlung mögen die Feuilletonisten des Spiegels oder der Zeit zwar vermissen, aber die liebevoll gezeichneten Charaktere kommen auch gut ohne aus.
Schon aus den früheren Erzählbänden kennen wir die Clique um Pommes, Mücke, Spüli und dem Ich-Erzähler Frank. Die permanenten Sticheleien zwischen dem konservativen Möchtegern Mösenfröhlich (danke für den Begriff, Langer) Mücke und dem verhinderten Revoluzzer Pommes bilden perfekt die damaligen (und sicher auch heutigen) Haupttypen an männlichen Charakteren ab.
Spüli dagegen ist eher ein zurückhaltender Typ, dessen Coming-Out allerdings noch aussteht. Die Identifikationsfigur Frank jedenfalls stellt mehr oder weniger den teilnehmenden Beobachter dar und bastelt ansonsten hauptsächlich Mixtapes auf Kassetten für die von ihm angehimmelten Mädchen zusammen. Dies natürlich hauptsächlich erfolglos, genau deshalb ist er ja die Identifikationsfigur.
Nun hat Goosen aktuell eine Romantriologie mit alternativen Protagonisten erschaffen. Hierin übernimmt Brocki die Rolle von Mücke, während Fränge Pommes darstellt. Förster ist Frank und Spüli ist hier nicht existent. Geschichten aus der Sturm- und Drangphase dieses Dreigestirns dürfen in diesem Band natürlich nicht fehlen, obwohl sich die Figuren schon mehr als ähneln, wie eben beschrieben.
Bei der Lektüre von Goosens literarischen Schaffen hatte ich bereits in der Vergangenheit den Eindruck gewonnen, das Goosen seine Jugend in seinen Werken verwurstet hatte. Möglicherweise hatte er bereits in den 80ern ein Tagebuch oder zumindest Notizen erstellt, auf deren Basis Goosen Romane und Erzählungen erstellen konnte.
Meine Güte, wenn ich das damals nur auch mal gemacht hätte! Denn auch ich habe ähnlich gute Geschichten zu erzählen und habe dies per H Lecter auf diesem Blog veröffentlicht, deshalb bin ich ja auch ein so großer Fan von Frank Goosen.
Die sprachliche Qualität von ihm, immerhin eine Hälfte von „Tresenlesen", erreiche ich leider nicht. Auf jeden Fall ist diese Zeitreise in die 80er jedem zu empfehlen, der in diesem Jahrzehnt in das Erwachsenenleben durchgestartet ist. Für mich war es jedenfalls beruhigend zu erfahren, dass es anderen - hier Frank Goosen - auch nicht besser ergangen war als mir.

Sven Pfitzenmaier - Draußen feiern die Leute
Auf dieses Buch bin ich eher zufällig gestoßen. Da der Roman irgendwo in einem Dorf zwischen Hannover, Peine und Hildesheim spielt, der Autor Pfitzenmaier in Celle geboren wurde und für diesen seinen Debütroman den Aspekte Literaturpreis 2022 erhalten hatte, sprang ich ins kalte Wasser und besorgte mir diesen Roman.
Nicht zuletzt der Plot hatte mich gereizt: Die drei jugendlichen Außenseiter Timo, Valerie und Richard aus einem niedersächsischen Dorf machen sich auf die Suche nach vermissten jungen Leuten aus dem ganzen Land. Ein mutiger und schriller Roman aus der Provinz wurde mir hier versprochen und am Ende in keinster Weise gehalten.
Nach den ersten 50 Seiten war ich bereits so genervt, dass ich den Roman eigentlich beiseite legen wollte. In der Hoffnung, dass es mit der Zeit besser werden würde, kämpfte ich mich jedoch durch die Seiten hindurch. Die mehr oder weniger mystische Story schien ja auf einen Höhepunkt an Ende hinaus zu laufen, aber nicht einmal das hat der Autor hinbekommen.
„Manche Sätze möchte man sich einrahmen", urteilte die FAZ. Meine ohnehin nicht hohe Meinung von Feuilletonisten der große Medien wird durch solche Aussagen nur noch bestärkt. Ob Uschmann, Goosen, Dusse oder Juli Zeh: Sätze für die Ewigkeit finden sich dort zu Hauf, da muss man nicht auf einen Neuling aus der niedersächsischen Provinz warten.
Wie schon erwähnt, ist das Ende des Romans besonders ärgerlich. Nicht nur, dass das Schicksal der verschwundenen Jugendlichen auch weiterhin im Dunkeln bleibt - nein. Die einzelnen Handlungsstränge fasern einfach aus, eine „Moral von der Geschicht" gibt es nicht.
Denn grob gesagt handelt es sich bei diesem Roman lediglich um eine modernere Version des Rattenfängers von Hameln. In einer anfangs sehr versponnenen Sprache werden Timo, Valerie und Richard vorgestellt.
Der Klappentext suggeriert ja ein Zusammenwirken der Drei bei der Suche nach den verschwundenen Jugendlichen, doch tatsächlich passierte dies im Roman eben nicht. Viel wichtiger für diesen Roman sind die drei russischstämmigen Hänger Dima, Danik und Dr. Dobrin, welche sich dank Einbrüchen den Wodkakonsum finanzieren und auf Druck des Dorfsheriffs den Handel mit Marihuana und Kokain beginnen.
Den Stoff besorgen Sie sich über den mystischen Verbrecher Rasputin, der mit Hilfe seiner Assistentin Martha die Jugendlichen einsammelt und zu einem unbekannten Ziel verschleppt. Rasputin erwähnt hierzu an einer Stelle im Roman lediglich eine Marihuana Plantage in England, nimmt diese Aussage aber kurze Zeit später zurück.
Anders als im Klappentext angegeben sind die drei Russen die prägnantesten Figuren dieses Romans, welche an deren Ende mit Richard auf einer Parkbank sitzen und Bier trinken. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann trinken sie noch heute. Zu wenig für einen hoch dotierten Literaturpreis, finde ich jedenfalls.

Samstag, 23. Dezember 2023

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Ich war immer noch am Grübeln ob der Bedeutung dieses Traums, als ich endlich nach einem nervigen Arbeitstag Richtung Braunschweig fuhr. Meine Löwin war gut voran gekommen und fast durch mit der Datei. Ein wenig arbeitete sie noch weiter, doch pünktlich zur Vorberichterstattung der ARD nach der Tagesschau war sie an ihrem Platz auf der Couch.
Jetzt konnten das erste Viertelfinale beginnen. Voller Vorfreude saßen wir vor unserem Schnuckiteller mit Käsewürfeln.
Polen gegen Portugal lautete die Partie. Oder auch die "Bialo-Czerwoni" gegen die "Selecao das Quinas"- nenn mich bei Spitznamen, Baby. Der Schiedsrichter Felix Brych aus München wurde schon vor dem Anpfiff von Opdenhövel und Scholli hochgelobt. Man kann es auch übertreiben, ihr Beiden.
Und los ging es. Nach 100 Sekunden unterschätzte der Rechtsverteidiger der Portugiesen mit Namen Cedric eine weit geschlagene Flanke der Polen. Der hohe Ball kam auf den Boden auf, sprang über den vergeblich hochspringenden Cedric hinweg zu Grosicki, dem Mann auf dem linken polnischen Flügel. Der zog bis zur Grundlinie durch und passte flach in den Strafraum zu Lewandowski, der von Pepe sträflich allein gelassen wurde und keine Mühe hatte, das Leder aus 10 Metern trotz Bedrängnis ins Tor zu ballern.
1:0 also und Lewandowski hatte endlich sein erstes Feldtor erzielt. Dies allerdings nur wegen des amateurhaften Fehlers von Cedric, über dessen Seite die Polen fortan hauptsächlich ihre Angriffe vortrugen, ohne allerdings nachlegen zu können gegen total konsterniert wirkende Portugiesen. Das sah sehr gut aus für die Polen.
Doch die Portugiesen bekamen so nach und nach das Spiel in den Griff. Nicht das sie jetzt auf volle Offensive setzten, aber vor allem der von Anfang an in die Mannschaft gerückte Renato Sanches, 18 Jahre jung und für die nächste Saison für 35 Millionen zu den Bayern gewechselt, verteilte geschickt die Bälle. So nach und nach bekam Portugal das Spiel in den Griff.
Nach einer halben Stunde wurde Ronaldo im gegnerischen Strafraum von Pazdan mit beiden Armen zur Seite gestoßen. Der Pfiff blieb aus, obwohl Brych nicht weit weg war. "Möglicherweise ein Elfmeter. Den könnte man geben. Da haben die Polen Glück gehabt." meinte der Reporter. Hallo? Nimm mal die Tomaten von den Augen, du Idiot. Klarer geht es doch wirklich nicht. Da hatte Brych einen Fehler gemacht.
Kurz danach dann doch das 1:1. Renato Sanches spielt mit Nani an der Strafraumgrenze mehr aus Verlegenheit einen Doppelpass und haut einfach mal drauf. Der noch leicht abgefälschte Ball ging unhaltbar für den polnischen Keeper ins rechte Toreck. Cristiano Ronaldo war an diesem Treffer nicht beteiligt, jubelte deshalb aber trotzdem mit.
In der Folge blieb Portugal das spielbestimmende Team, konnte aber auch in der zweiten Halbzeit die Polen nicht überrumpeln. Eine Unaufmerksamkeit der Polen vermochte Ronaldo nicht zu nutzen, als er nach einer schönen Flanke 4 Minuten vor Schluss vor dem polnischen Tor völlig frei stand und in ein Luftloch trat. Ein Ronaldo in Hochform hätte den Ball reingepustet, aber das ist er dieses Jahr halt nicht.
Der Reporter nervte noch einmal mit der Aussage, dass die Portugiesen nur auf Unentschieden spielen würden und das Tor durch Renato Sanches nicht gefallen wäre, wenn Ronaldo den Elfer zugesprochen bekommen hätte. Der Fehler von Brych war also keiner gewesen, weil nicht spielentscheidend.
Mann, Mann, Mann. Was für eine Lusche! Durch was qualifiziert man sich eigentlich als Fernsehreporter? Geht wohl doch mehr über die Besetzungscouch. Zur deutschen Mannschaft darf ein Reporter ruhig halten, aber ein wenig Objektivität kann ich für meine GEZ-Gebühren schon verlangen, meine ich.
Die Polen jedenfalls stellten in der Schlussphase jegliche Offensivbemühungen ein und verließen sich sichtbar nur auf ein Elfmeterschießen. Gegen die Schweiz hatten ja alle 5 Schützen getroffen, also vertrauten sie auch in diesem Spiel wieder drauf.
Vielleicht konnten sie aber auch nicht mehr und waren schon platt. Die Portugiesen hatten sich im Laufe des Spiels mehr und mehr auf die polnischen Stärken eingestellt, selbst Cedric steigerte sich deutlich und hätte fast sogar den Siegtreffer mit einem Fernschuss erzielt.
Dann aber waren 90 Minuten herum und meine Löwin müde. Den Rest sah ich in meiner geliebten Kemenate. Die Verlängerung an sich war gräuslich und beide Mannschaften gingen keine Risiken ein, so das es sehr zähe 30 Minuten bis zum Elfmeterschießen waren.
Dass der Reporter dies hauptsächlich den Portugiesen vorwarf, machte ihn in meinen Augen endgültig zur Witzfigur. Die Portugiesen suchten sicher nicht bedingungslos die Entscheidung, waren aber bis zum Schluss der Verlängerung das spielbestimmende Team. Die Polen dagegen brachten vorne gar nichts mehr zustande und warteten sichtbar auf das Elfmeterschießen.
Zugegebenermaßen fieberte ich mit den Portugiesen mit, zurückgelehnt in meinem bequemen Schreibtischstuhl. Alle Schützen schossen ihre Elfer vorbildlich, die Torhüter hatten keine Chance. Bis Blaszczykowski antrat und der Torwart den halbhohen Ball aus dem Eck fischen konnte. Einer ist immer der Looser....

Montag, 18. Dezember 2023

Hartmudo: Holy Church of Rock n Roll

Gleich zu Anfang möchte ich klarstellen, dass der Begriff Holy Church of Rock n Roll nicht meinem Gehirn entsprungen ist, sondern dem von Toddn. Entsprechende Materialien bzw. Devotionalien könnt ihr über derbuchbauer.de beziehen.
An unsere damaligen Erlebnisse denke ich auch heute noch gern zurück, obwohl ich das Ding mit der Holy Church of Rock n Roll zunächst nicht verstanden, geschweige denn gut geheißen hatte. Erst jetzt - Anfang Dezember diesen Jahres - kam mir der Begriff wieder in den Sinn.
Aus gegebenen Anlass dachte ich über Verhalten und Einstellungen einiger Menschen in meinem Umfeld nach. Was treibt diese Menschen an? Keiner von ihnen glaubt an die Kirche; offenbar scheint es sich bei ihnen um Atheisten zu handeln. Aber zumindest einige von ihnen fröhnen nach wie vor dem Rock 'n' Roll und beschwören dessen Lebensstil, wie immer dieser auch aussehen mag.
Ich weiß nur eins: Toddn ist einer der wenigen Menschen die ich kenne, der diesen Lebensstil tatsächlich lebt. Anders als ich oder die meisten der anderen alten Recken hat er sich nicht in eine bürgerliche Existenz begeben.
Von mir selbst wage ich lediglich zu behaupten, dass ich in den ersten zehn Jahren meiner Tätigkeit als Beamter und Sachbearbeiter im Sozialamt mich immer noch als unangepasst empfunden hatte, bloß weil ich ungebügelte Hemden trug. In Wirklichkeit hatte ich nur einfach keine Lust, diese zu bügeln.
Die mitleidigen Kommentare meiner Kollegen hatten mich nicht gekratzt. Und ja - ich galt als unangepasst und war, nein: bin bis heute immer noch stolz drauf. Selbst aus meiner Tätigkeit als Raketenbauer hatte ich nie ein Hehl gemacht.
Meine Arroganz geht' sogar so weit, dass ich behaupte, dass ich in meinem persönlichen Umfeld keinen Menschen kenne, der sich im Job ähnlich unangepasst gezeigt hatte. Allerhöchstens Uli, der nun wirklich der unangepassteste Mensch ist, den man sich nur vorstellen kann.
Kurz gesagt: Da gibt es Leute, die den Rock 'n' Roll leben. Dann noch solche, die sich mit dem System arrangiert haben, doch sich wenigstens teilweise etwas von der Unabhängigkeit und Unangepasstheit, welches das Hauptmerkmal das Rock n' Roll Lebensstils ist, bewahrt haben. Die sogenannten Part Time Punks also.
Hierbei ist es wichtig, dazu auch zu stehen und sich eben nicht in der Freizeit als „echter“ Rock n' Roller zu präsentieren, während man in der Arbeit eine Karriere anstrebt. Für mich nehme ich dies in Anspruch; dazu habe ich spätestens als „Ehekrüppel" herausgefunden, das eine bürgerliche Existenz eben nicht verachtenswert ist.
Dieser ganze Rock n' Roll Lebensstil ist ein großer Selbstbetrug, wenn man ihn nicht zu 100% selber lebt. In diesem Sinne: Danke Toddn, danke UMD. Und wir anderen müssen uns da ehrlich machen.
Ja, die Holy Church of Rock 'n' Roll. Da gehen Leute noch mit 50 oder 60 auf Rockkonzerte, besuchen Festivals. Liebe Leute: Rock n' Roll ist und war immer eine Jugendkultur. Ihr seid alte Leute. Wenn ihr euch das bewusst macht, seid ihr keine scheinheiligen Gläubigen einer Ersatzreligion namens Rock n' Roll.
Jawohl, scheinheilig wie eine Sekte oder die Zeugen Jehovas. So habe ich Leute erlebt, die bei Bemühungen um eine bürgerliche Existenz im Privatleben bei Schwierigkeiten bzw Streitigkeiten in alte „Rock n' Roll Muster" zurückfielen, weil sie keinen Arsch in der Hose hatten, um sich ihren Problemen zu stellen.
Ironischerweise ist der „Arsch in der Hose" ein wesentliches Element des Rock n' Roll-Lebensstils. Aber nein, patziges Verhalten, zusaufen und Motörhead hören war dann häufig die gern gewählte „Problemlösung". Dann war alles gut und man fühlte sich als Rock and Roller.
Mir selber ist das häufig genug selbst passiert. Jahre habe ich gebraucht, dieses Verhalten als Problem zu erkennen. Auch heute gelingt mir dies nicht immer. Problemen aus dem Weg zu gehen ist halt die einfachere Lösung.
Doch die Erkenntnis, dass die Beschwörung des Rock 'n' Roll-Lifestyles als Flucht vor Problemen in der bürgerlichen Existenz eine Schwäche ist, die es zu überwinden gilt, treibt mich mittlerweile an.
Da gehört es für mich persönlich dazu, dass über 50-jährige alte Säcke in den Devotionalien der Rock n' Roll Kultur nicht nur wie aus zur Zeit gefallen wirken, sondern auch lächerlich aussehen. Diese Meinung habe ich sicherlich exklusiv; und Menschen, die so auf Konzerten oder sonst wo herumlaufen, finde ich nicht in ihrer Persönlichkeit lächerlich, sondern in ihrem Gehabe.
Diese Unterscheidung ist mir wichtig, weil ich während meiner damaligen Loslösung vom Rock 'n' Roll Lifestyle gelernt habe, dass es auf die Persönlichkeit ankommt und eben nicht auf den Style. Hinzu kommt, dass die Normalos häufig eher zum Vorbild taugen als kaputte Drogenabhängige, die außer ein bisschen Gitarre klimpern nichts weiter drauf haben, aber Millionen scheffeln.
„Highlight" für mich ist hier der nicht drogenabhängige Campino, der zu Beginn des Ukraine Konflikts geäußert hatte, dass er heute angesichts der russischen Aggression nicht mehr verweigern (wie seinerzeit gemacht), sondern zur Bundeswehr gehen würde.
Nicht zuletzt solche Poser bestärken mich in meiner Sicht des Rock n' Roll Circus als Irrglauben oder Sekte. Aber keine Bange, ich ziehe Rock n' Roll nach wie vor dem Schlager vor und werde mich auch weiterhin wohlwollend mit der Geschichte des Rock n' Roll beschäftigen. Aber als alter Sack, der ich bin, und nicht den ewigen Berufsjugendlichen bei Bedarf heraushängen zu lassen.

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Contramann: kurz gesehen im Dezember

https://overton-magazin.de/hintergrund/gesellschaft/danke-gil-ofarim/?pk_campaign=feed&pk_kwd=danke-gil-ofarim
Hier mal ein schön bissiger Kommentar zum Urteil im Fall Gil Ofarim gegen Westin Hotel Leipzig. Hier voran, da hochaktuell. Der Fall des von behaupteten Antisemitismus betroffenen Gil Ofarim erregte vor 2 Jahren großes Aufsehen. Und sofort fanden sich seinerzeit genügend Willfährige, die den Hotelmitarbeiter (Ossi - kennt man ja, klar) sofort auf die Anklagebank setzen wollten.
Dabei war schon 2-3 Tage später der Antisemitismusvorwurf nicht mehr so eindeutig zu halten gewesen, das Hotel (guter Arbeitgeber) verklagte Ofarim wegen Rufmord. Nach dem jetzigen Urteil verbleibt als Skandal, dass Ofarim auch noch straffrei rausgeht. Kaum auszudenken, wenn der Hotelangestellte angeklagt worden wäre und tatsächlich von Ofarim verlangt hätte, die Kette mit dem Davidstern abzunehmen.
Die TAZ hätte ihn wahrscheinlich nach Guantanamo gewünscht. Aber dankenswerterweise hat Overton in diesem Artikel die üblen Hetzer noch einmal verewigt. Diese vermeintlichen Demokratiefreunde und Antifaschisten sind nämlich das genaue Gegenteil. Von den W******* hört man - also der Hotelmitarbeiter - jetzt häufig gar nichts - nicht mal eine Entschuldigung. Was für armselige kleine Geister!
Dies passt gerade zur momentanen Säuberung des Gaza-Streifens von Terroristen durch die israelische Armee. Bei diesem Thema, wie auch schon zuvor bei Corona oder Ukraine Konflikt, habe ich bereits die vielen Empörten in Medien, aber auch im Familien- und Freundeskreis erleben dürfen. Hinterher will keiner mehr etwas von seinen Äußerungen wissen.
Wie meine Eltern damals, als ich sie nach ihrer Haltung zum NS-Regime gefragt hatte. Geschichte wiederholt sich also, wenn auch unter anderen Vorzeichen.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=105177
Ein wunderbarer Beitrag zur Neuen Seidenstraße, an der sich die G7 Staaten natürlich nicht beteiligen. Dank „feministischer Außenpolitik“ beteiligt sich Deutschland nicht an dem von China angeregten Konzept und rast so offenen Auges dem wirtschaftlichen Niedergang entgegen. Schön dazu auch:
„Sprechen wir mit China, bekommen wir einen Flughafen; sprechen wir mit Deutschland, bekommen wir einen Vortrag“, sagte die Chefin der Welthandelsorganisation, die nigerianisch-amerikanische Ökonomin Ngozi Okonjo-Iweala, kürzlich als Gast auf der Botschafterkonferenz in Annalena Baerbocks Auswärtigem Amt.

https://overton-magazin.de/hintergrund/wirtschaft/der-wertewesten-kommt/
Es ist wie seinerzeit (ab 2010) in Griechenland. Damals gewährten die EU und der IWF im Nachgang der Finanzkrise Milliardenhilfen für den hochverschuldeten griechischen Staat - unter Bedingungen natürlich. Infolgedessen konnte sich z.B. die Fraport GmbH griechische Flughäfen günstig „einsaugen“.
Und nun ist es für die Ukraine endlich an der Zeit, ihr korruptes System zu überwinden und die Heuschrecken und Räuberbarone der wertebasierten Ordnung ins Land zu lassen. Beispielhaft wird hier der ehemalige US-Außenminister Pompeo genannt, welcher im Verwaltungsrat vom Marktführer Mobilfunk der Ukraine - Kyivstar, einer 100prozentigen Tochter eines niederländischen Konzerns - einsteigt.
Jetzt lernen die Ukrainer den „Westen“ mal so richtig kennen. Aber keine Sorge um das ehemalige Staatsvermögen, liebe Ukrainer. Es ist nicht weg - es gehört nur jemand Anderen.

https://www.telepolis.de/features/Lob-des-Streiks-Warum-Fahrgaeste-gut-ueberlegen-sollten-ob-sie-auf-die-GDL-schimpfen-9531123.html
Dank zunehmender Digitalisierung und permanenter Steigerung der Produktivität sind Arbeitszeiten von 20 Stunden (so der Autor) durchaus vorstellbar. Und warum sollen dann weniger Menschen 38 oder 40 Stunden asten, während immer mehr Arbeitslose sich für ihr Nichtstun entschuldigen müssen?
Nein, der Bahnstreik ab Mitte November drehte sich um eine Verkürzung der Arbeitszeit und das zu Recht. Ob Ärzte, Pfleger, Handwerker oder eben auch Lokführer: Immer weniger wollen so einen stressigen Job unter den vorherrschenden Bedingungen - wie z.B. langen Arbeitszeiten - machen. Diese Menschen können sich eben nicht ins Home Office verpissen.
Also bleibt fair und unterstützt auch die Lokführer bei ihrem Arbeitskampf.

https://overton-magazin.de/kommentar/politik-kommentar/krieg-ist-frieden-abstand-ist-naehe-und-humanitaet-ist-hass/
Ein treffender Kommentar zum Bashing von Greta Thunberg. Lest ihn Euch ganz durch, ich kann zum Beitrag nichts hinzufügen und belasse es bei zwei Zitaten aus diesem Kommentar:
„Tausende tote Menschen, darunter viele Kinder, in Gaza zu wissen, ist kein Antisemitismus. Es ist schlicht und ergreifend bloße Humanität.“
„Wenn aber am Ende jeder jeden mit solchen Begriffen belegt, sind nicht alle Rechte oder Antisemiten. Im Grunde ist es gar keiner mehr, denn die Aussagekraft jener Begriffe gehen verloren, sie sind dann bloß noch Synonym für Arschloch, Idiot oder Wichser.“

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Montag, 4. Dezember 2023

Udorallala: Top Songs 19/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song

Killjoys - Naive
Diesen Song hatte John Peel seinerzeit in seiner zweistündigen Sendung, welche Samstags des Nächtens zwischen 2.00 und 4.00 Uhr morgens auf BFBS lief, rauf und runter gespielt. Die Single war in Deutschland nicht zu kriegen gewesen; erst viele Jahre später hatte ich sie über einen unabhängigen Versand ordern können.
„The great Punk Band from the Midlands“ - sprich Birmingham - konnte lediglich diese eine Single veröffentlichen. Naive war lediglich die B-Seite, eingesungen von Kevin Rowland, dem späteren Bandleader von Dexys Midnight Runners. Zu erwähnen ist noch die Bassistin Gem, die nach der kurzen Existenz der Killjoys bei Girlschool einstieg.
Naive beginnt mit „OneTwoThreeFour“ ohne Punkt und Komma, gefolgt von einem hammermäßigen Stakkato-Riff, ehe Kevin Rowland einsteigt. Der offensichtlich aggressive Sänger speit den Text förmlich ins Micro und nach knapp 2 Minuten ist dann bereits Schluss. Geil. Wenn ein Song Punk ist, dann dieser. Was immer jemand im Sounds oder Musik Express über diesen Musikstil sagte – hier war es zu hören.



„How could this be done
You’re such a smiling sweetheart
and your sweet and pretty face
In such an ugly way
Something so beautiful
that everytime I look inside
I know that she knowsthat I’m not fond of asking
True or false it may be
She’s still out to get me“
Einige Songs der Killjoys wurden am 26. Juni 1977 in den Spaceward Studios, Cambridge aufgenommen, zwei davon schafften es auf die einzige Single der Killjoys. Diese erschien am 15. Juli 1977.
Wie üblich schauen wir uns die dazugehörigen englischen Charts an. „So you win again“ mit Hot Chocolate auf Platz 1 - geht ja noch. Platz 4: „Ma Baker“ mit Boney M (Schau an, der ehemalige DJ aus dem Darkness). „Pretty Vacant“ von den Pistols auf der 7 und „Peaches“ mit den Stranglers auf 9 - geht doch.
Die Killjoys lösten sich auch schon 1978 auf. Es reichte neben der Single noch zu zwei Beiträgen auf Samplern sowie zwei Sessions bei John Peel. Anfang der 90er Jahre erschien dann tatsächlich ein Album mit sämtlichen der aufgenommenen Songs. Viel war es nicht, was die Killjoys hinterlassen hatten.
Rowland hatte sich wohl mit seiner Band komplett zerstritten und wandelte kurze Zeit später mit Dexys Midnight Runners auf gänzlich anderen musikalischen Pfaden. Schön ist hierbei die Legende, dass Rowland nach einem Gig der Killjoys nach Hause kam und seine Freundin mit einem anderen Kerl erwischt haben soll.

Gem blieb bei harten Sounds und kam ebenfalls im Musikbusiness - bei Girlschool - unter. Es ist schon erstaunlich, dass es in den Jahren 1977 und 1978 dermaßen viele Bands gab, für die es nur zu einer Single oder einem Samplerbeitrag reichte. Diese Vielfältigkeit war dann in den ach so goldenen 80ern nicht mehr vorhanden gewesen.