Dienstag, 27. Februar 2018

Hartmudo: Jersey 11/x

11
Der Leuchtturm von La Corbiere wurde vor 150 Jahren auf einer kleinen, der Küstenlinie vorgelagerten Gezeiteninsel errichtet. An diesem südwestlichen Zipfel der Insel Jersey sind extreme Schwankungen der Tiden an der Tagesordnung. Für die Seefahrt Mitte des 19. Jahrhunderts ergaben sich an dieser Stelle tückische Seeverhältnisse, so dass hier so einige Schiffswracks aus jener Zeit liegen. Zuletzt 1995 lief hier ein französischer Katamaran auf Grund. Zum Glück konnten von der St. Malo dank des beherzten Einsatzes der Küstenwacht alle Passagiere gerettet werden. Ein Denkmal an der Küste erinnert an dieses Ereignis.
La Corbiere bedeutet eigentlich „ein Platz, wo Krähen nisten.“ Die karge Landschaft, wo auf den Hügeln lediglich Moose und Flechten wachsen, hat aber selbst die Krähen vertrieben. Statt ihrer tummeln sich an diesem schönen Platz Massen an Seemöwen. Und das nicht zu knapp.
der Leuchtturm

Als wir oben auf dem Hügel standen, uns die herbstliche Sonne ins Gesicht schien und der Wind um die Ohren blies, spürten wir endlich wieder, was Wetter eigentlich ausmacht. Der Blick aufs Meer oder an der Küstenlinie entlang zeigte uns eine weitgehend unbebaute Natur, deren wenige Häuser auf den umliegenden Hügeln wohl eher nicht vom Ackerbau zeugen. Aber wir sahen auch keine weidenden Tiere, für die Betreibung einer Viehzucht fehlt es an der Südküste dann wohl an Mutterboden und damit am Gras.
Langsam arbeiteten wir uns über das weiche Moos in Richtung des Leuchtturms vor. Dabei marschierten wir erst einmal mehr auf die linke Seite der Küstenlinie zu. Einen Aussichtspunkt an der Seite der Straße beachteten wir nicht. Wir gingen gleich weiter in die von den Gezeiten angenagten Felsen hinein. Unterhalb dieser Felsen brandete die Gischt mit lautem Rauschen an dem Gestein. Die vielen kleinen Riffe vor der Küstenlinie brachen die Wellen auf; dass hier in der Vergangenheit die Schifffahrt nicht einfach war, leuchtete uns unwillkürlich ein.
Auf einer schönen alten Holzbank ließen wir uns kurz nieder und blickten eine Zeit lang auf den Atlantik hinaus; ist doch irgendwie anders als an der Ostsee. Die Sonne tauchte ab und an aus den Wolken auf und warf lange Schatten auf die Felsen. Ein wunderbarer Anblick, aber wir wollten uns doch noch zum Turm vorarbeiten, den wir von der Bank aus auf einem Felsen am Ende einer schmalen Landzunge verorten konnten.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer alten Bunkeranlage vorbei. Diese war ein Teil des von Hitler errichteten Atlantikwalls, der die Wehrmacht vor einer Invasion der Alliierten schützen sollte. Bekanntlich kam es anders; die Alliierten landeten in der Normandie und ließen die Kanalinseln außen vor. So kam es, dass die von den Deutschen seit 1940 besetzten Inseln erst einen Tag nach der Kapitulation, also am 9. Mai 1945, aufgegeben wurden. Noch heute feiern die Kanalbewohner den „Liberation Day“ alljährlich an diesem Tag.
Zwangsarbeitern aus ganz Europa bauten die Insel für die deutschen Besatzer mit Bunkern, Wallanlagen und Kasematten zur uneinnehmbaren Festung aus, 12.000 deutsche Soldaten sollten einen erwarteten Angriff der Engländer und Amerikaner stoppen, doch diese konzentrierten ihre Bemühungen wohlweislich auf die Normandie 1944 und ließen die Kanalinseln in Ruhe, da diese abseits lagen und somit nicht kriegsentscheidend waren. Die Inseln blieben aus diesem Grund auch von Bombardierungen durch die Royal Air Force verschont. Nicht verschont leider wurden die Zwangsarbeiter und ca. 2000 Inselbewohner, die ins KZ nach Deutschland verschleppt wurden. Volle 5 Jahre mussten die Inselbewohner außerdem noch erdulden, dass die Besatzer den Rechtsverkehr einführten, dann war der Spuk vorbei. Die Deutschen ergaben sich kampflos, einen Tag nach Kriegsende.
Die Bunkeranlagen, insbesondere ein eingerichtetes Krankenhaus für verwundete Soldaten, welches nie benötigt wurde, sind heute eine touristische Attraktion und auch hier bei La Corbiere zu besichtigen, allerdings nicht zu der Zeit, an dem wir die Insel besuchten. So blieb mir die aufgetürmte Schutzmauer aus mittlerweile versteinerten Sandsäcken am besten in Erinnerung.
Die Inneneinrichtung dieser Betonbunker ließ sich zwar nur erahnen, aber ausgehängte Pläne über die Anordnung dieses verzweigten Systems von Bunkern und Wällen zeigten eine voll durchdachte und lückenlose Absicherung dieses Zipfels von Jersey. Doch warum die deutschen Befehlshaber damals glaubten, dass die Alliierten ausgerechnet an dieser Stelle landen würden, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
beim Bunker

Auf dem Dach eines Bunkers haben die Tommys noch eine Parkbank hingestellt. Auf ihr sitzend, konnten wir zusätzlich noch den weiteren Verlauf der Küstenlinie einsehen. Nun war es aber Zeit, zum Leuchtturm zu gehen, wenn wir noch unseren Bus kriegen wollten. Denn zwei Stunden an diesem Flecken sollten genug sein; eine weitere Stunde wäre etwas zu viel des Guten gewesen.
Vom Bunker aus konnten wir noch ein Gehöft vor der Landzunge erkennen. Wie es wohl so sein mag, einerseits einsam und abgelegen zu leben und andererseits dauernd die Touristen am Haus vorbei latschen zu sehen? Und genau vor der Landzunge stand noch ein letzter vorgeschobener Bunker. Sollte der mal die Landzunge bewachen?
Wir gingen los. Am Haus vorbei – die Besitzer hatten ein Schild aufgestellt mit der Bitte, das Grundstück nicht zu betreten. Der große Bunker wirkte zwar imposant, aber Informationen über Sinn und Zweck dieser Monströsität waren nicht zu bekommen.
Rau pfiff uns der Wind um die Ohren, als wir den betonierten Gehweg zum Leuchtturm betraten. In dieser unwirtlichen Landschaft liefen wir quasi mitten in den Atlantik hinein, denn links wie rechts kam nach wenigen Metern die Wasserlinie. Der Weg bestand nicht aus Holzplanken, wie so häufig an der Ostsee zu beobachten. Nein, das Material heißt Waschbeton. Das ist auch wirklich angebracht, denn allein auf dem kurzen Weg in Richtung des Leuchtturms schlug das Wetter seine Kapriolen.
Vielleicht 20 – 25 Minuten lang hielten wir uns auf diesem Weg auf, während wir zum Einen den tiefblauen Himmel mit weißen Wolken bewunderten und zum Anderen unsere Kapuzen hochziehen mussten, weil sich eine dunkelgraue Wolkendecke nebst einigen Regentropfen darunter schob. So war es mal schön hell und dann leider gruselig düster, aber der Wind blies uns immer frisch um die Nase. Das Wasser klatschte dazu lautstark an die Klippen. In dieser zerfurchten Mondlandschaft wuchs garantiert nichts; einige Möwen verirrten sich höchstens auf der Suche nach Nahrung in den versandeten Zwischenräumen inmitten der Felslandschaft.

Freitag, 23. Februar 2018

Hartmudo Spezial: Mutter


22
Nacheinander erhoben wir uns von den Stühlen, Berta als Älteste stand zuerst auf. Wir legten noch jeweils eine Rose auf die purpurne Decke. Mit gekreuzten Armen hielten meine Löwin und ich noch einmal inne. Dabei nahm ich lediglich eine nicht zu definierende Stimmung auf, an irgendetwas zu denken oder mich zu erinnern gelang mir nicht. Leer fühlte ich mich, anders kann ich es nicht beschreiben.
Nach und nach gingen wir zur Orgelbegleitung aus der Kirche hinaus. Dem Pastor drückte ich noch kurz die Hand; Etwas in die Kollekte zu legen, hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Draußen stellten wir uns auf der rechten Seite auf und nahmen die Beileidsbekundungen der Trauergäste entgegen.
Nach kurzer Zeit waren alle aus der Kirche heraus und ich erhob meine Stimme, um alle noch zum Imbiss ins La Vita im Einkaufszentrum von Melverode zu bitten. Leider war Krolls Mutter da schon verschwunden bzw. sie ging ihres Weges. Sie wollte nicht mit zum sogenannten Leichenschmaus, ich hatte sie bereits vor dem Trauergottesdienst gefragt. Die Abordnung des Pflegepersonals aus dem Heim hatte sich nach dem Handshaking augenblicklich verdrückt. Die hatten bestimmt Feierabend und wollten schnell ins Wochenende.
Da sich das Einkaufszentrum mit dem La Vita gut einen Kilometer entfernt befindet, bot sich ein kurzer Spaziergang durchaus an. Denn es war ja ein sehr sonniger Tag an diesem 30. September. Allerdings bedeutete dies auch, dass man anschließend den Weg zurück zum Auto laufen musste.
Ich bot laut an, voraus zu fahren. Für diejenigen, die nicht wussten, wo der Laden ist. Wahrscheinlich war ich aber zu leise, denn ein paar der Gäste hatten sich bereits weggedreht und waren schon an ihren Autos, fuhren bereits los. Sunny wollte zu Fuß gehen, der Großteil ihres „Clans" schloss sich ihr an. Aber wenigstens war meine Löwin die ganze Zeit bei mir. Sie ließ ich auch am Einkaufszentrum raus, weil es natürlich keinen Parkplatz gab.
Ich musste ziemlich weit weg parken und kam dann gerade noch kurz vor den Spaziergängern im La Vita an. Der Chef hatte uns nicht zu viel versprochen. Die Tische waren schön eingedeckt, auch draußen vor dem Lokal war ein großer Tisch für die Raucher präpariert.
Gleich von vornherein setzten sich Frankie und Grace nach draußen. Eigentlich gehörten sie ja nicht zur Familie und wollten wohl deshalb auch nicht stören. Das fand ich schade, denn auf die beiden hatte ich mich wirklich gefreut. Spätestens nach kurzer Zeit, noch vor dem Essen, gesellten sich auch Reiners Bruder und dessen Frau nach draußen und waren die ganze Zeit über nicht zu sehen.
Leider hatten meine Schwestern und ich uns nicht vorher über eine ungefähre Sitzordnung unterhalten. Denn dadurch saßen meine Schwestern an einem Tisch mit Dörte und Wolfgang. Auch Harald und Maria saßen dort, Eveline ebenfalls. Meine Löwin und ich hockten mit „unserem Clan" am zweiten Tisch, verstärkt durch Gundula und Gerd. Wie eine Woche zuvor bei der Trauerfeier für Jopi's Vater gelang es mir auch dieses Mal nicht, das Gespräch nachhaltig auf die Verstorbene zu lenken.
So plauderten wir vor uns hin, während wir auf die Tomatensuppe warteten. Die Aioli mit dem Brot war immerhin schnell da und fand in uns begeisterte Abnehmer. Vor allem Gerd war sehr angetan von diesem Appetizer, hatte er es sich doch in der Vergangenheit nicht nehmen lassen, ab und an diese Aioli im Ivent zu bestellen und selbst abzuholen, wenn er zuhause seine Pokerrunde veranstaltete.
Ich selbst bestellte mir bald das erste Bier und achtete tunlichst darauf, die Schlagzahl niedrig zu halten. Meine Löwin hatte mich richtigerweise zuvor darauf hingewiesen, das es sich nicht gut macht, wenn ich mich total zulöten würde. Wie ich nebenbei beobachten konnte, hielten sich auch die anderen Trinker unter den Trauergästen beim Bier zurück. Daher war mein Bierkonsum am Höchsten, blieb aber gottlob im Rahmen.
Und endlich kam irgendwann die Tomatensuppe. Diese war bei den meisten schon kalt, da muss es also ein Problem in der Küche gegeben haben. Jetzt weiß ich wieder, das das auch so war. Der Wirt hatte uns das beim Bezahlen hinterher auch gesagt, ich weiß aber den Grund nicht mehr. Rosin wäre jedenfalls nicht begeistert gewesen.
Für meinen Geschmack war die Suppe zu fruchtig, die Säure der Tomaten kam voll zur Geltung. Schmeckte zwar edel, aber kalt... Egal, der eine oder andere fand die Suppe trotzdem gut, so wie z.B. Danny. Ich bestellte mir noch ein Bier und hoffte, das wenigstens die Pizzen heiß waren.
Und das waren sie. Sehr schnell servierte der Wirt mit seiner Servicekraft zwei Pizzen pro Tisch, jeweils in Achtel vorgeschnitten. Jeder griff zu und war sogleich begeistert, denn die Pizzen waren richtig Klasse. Herbert vermisste zwar seine vegetarische Variante, aber nachdem meine Löwin den Wirt hieran noch einmal erinnerte, ging es zügig und auch Herbert, genau wie meine Löwin, hatten etwas zu essen.
Ich habe noch das Bild vor Augen, wie wir alle bereits satt waren und Danny, der in meiner Nähe saß, sich noch ein letztes Stück gab, einfach nur, weil es so gut schmeckte. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, kam kurz danach der Kuchen auf den Tisch. Dazu erhielt jeder noch eine Schale mit dem hausgemachten Tiramisu.
Zu jenem Zeitpunkt hatte ich mich kurz an den Nebentisch begeben, weil ich mich als Hinterbliebener dazu verpflichtet fühlte, mich mit allen Gästen noch ein wenig zu unterhalten. Jopi und Edith hatten dies eine Woche zuvor auch sehr nett gemacht, ich wollte daran anknüpfen. Deshalb setzte ich mich neben Harald, als dort frei wurde, weil Eveline sich bei uns dazu gesellte.
Genau der richtige Platz, denn mit Harald konnte ich mich noch am Besten aus dem Zweig der Familie unterhalten. Das Maria etwas stumm blieb, ist nicht weiter schlimm. Schließlich kannte sie keinen von uns. Toll, das sie überhaupt mitgekommen war. Mit Dörte und Wolfgang kam ich wie immer nicht ins Gespräch.
Es ist ja auch schwierig, wenn die Initiative nur von einer, nämlich meiner Seite ausgeht und die Mannschaft höchstens antwortet, aber nichts, aber auch gar nichts zum Fortgang des Gesprächs beiträgt. Wahrscheinlich dachten die noch „Oh Gott, warum masselt der uns denn jetzt voll. Und so wirr". Noch ein Bier mit Harald.
Kurz darauf saß ich wieder an meinem alten Platz und gab es auf. Außer Harald hatte offensichtlich keiner Interesse an einem Gespräch mit mir und meine Schwestern waren beide nicht in der Lage, mal ihren Arsch zu bewegen und sich an unserem Tisch blicken zu lassen. Halt, Berta war kurz da, nicht nur, weil sie Dora und Herbert zum 70. Geburtstag von Bud einlud, sondern weil sie die beiden mag.
Und wieder wurde mir heute aufgezeigt, das sich die Familien von mir und meiner Löwin schlecht vermischen. Immerhin waren selbst die Geschwister meiner Löwin gekommen. Beim Tod meiner Schwiegermutter, also der Mutter meiner Löwin, war niemand aus meinem Kreis dabei gewesen. Bud hatte aber beim Ausräumen ihrer Wohnung geholfen, das muss ich hiermit nachträglich noch einmal würdigen.
Wenigstens haben sich Berta und Bud in den letzten Jahren anlässlich von Geburtstagen oder auch Theaterbesuchen Mühe gegeben, in eine Konversation mit der Familie meiner Löwin einzusteigen. Von Sunny war da gar nichts zu sehen gewesen, die hatte sich schon seit Ewigkeiten ins Abseits begeben.
Derart enttäuscht, nahm ich letztendlich davon Abstand, mich etwas mit Frankie und Grace zu unterhalten. Reiners Bruder gegenüber war ich immer höflich gewesen, aber gerade bei ihm blitzte das nackte Desinteresse permanent dank seines süffisanten Grinsens durch. Das ist ein Mensch, mit dem ich nicht einmal anlässlich des Todes meiner Mutter ein persönliches Wort wechseln möchte. Schade fand ich es nur wegen Frankie und Grace, beide sind wirklich nett und beim Boozeln im Frühjahr hatte ich beide liebgewonnen.
Zu einem weiteren Pils gesellte sich noch eine Schale Tiramisu, die ich dann auch artig auslöffelte, obwohl ich sie gar nicht brauchte. Selbst Danny konnte nach 2 Schälchen nicht mehr, obwohl er vom Tiramisu restlos begeistert war. Vielleicht verabschiedete er sich deshalb auch als erster, ehe er doch noch eine Schale angepackt hätte und geplatzt wäre.
Nach und nach leerte es sich dann, der Clan von Sunny verabschiedete sich als nächstes. Sunny blieb dagegen mit Reiner bis zum Schluss, der, wie bei solchen Veranstaltungen wohl üblich, urplötzlich kam. Quasi gleichzeitig brachen dann alle auf.
Im Vorfeld dieser Veranstaltung hatte ich bereits die Geldautomaten nach und nach bemüht, um einen Tausender für die Rechnung parat zu haben. Als mir der Wirt dann den Preis mit 330,-€ angab, war ich so überrascht und begeistert, das ich gleich auf 350 erhöhte. Die Rechnung wurde auf Berta ausgestellt, da sie die Rechnung noch am ehesten von der Steuer absetzen kann, weil sie eh immer außergewöhnliche Belastungen angeben kann. Selbstredend, das auch die Rechnung des Bestatters auf ihrem Namen läuft.

Montag, 19. Februar 2018

Hartmudo: Jersey 10/x

10
Kurz nach 17.00 Ortszeit fuhr unser Schiff zurück nach Jersey. Der „Commodore Clipper“ war eine sehr viel größere Fähre als der Katamaran auf der Hinfahrt am Morgen und würde demzufolge auch 2 Stunden lang unterwegs sein. Im Endeffekt waren es weit über 3 Stunden, da sich das Wetter wieder verschlechterte. Starke, böige Winde kamen auf und der Himmel öffnete dazu passend sämtliche Schleusen.
Zu unsere großen Überraschung durften wir die Fähre nicht zu Fuß betreten. Aufgrund der starken Winde wurden wir mit Minivans abgeholt und die knapp 100 Meter aufs Schiff gefahren. Sie hatten wohl Angst, dass die Passagiere vom Kai geweht wurden. Innendrin gab es auf diesem Schiff rote Plüschsessel sowie blaue Sofas. Auf einem davon machten wir es uns gleich bequem. Ich orderte erst einmal Kaffee und Tee.
Leider hatten wir noch eine richtig lange Wartezeit vor uns; um uns herum wuselten die Passagiere über das Deck. Gegenüber an den Tischen saßen irgendwann diverse Leute, bei einigen war sogar „Hoch die Tassen“ angesagt. Endlich – nach gefühlten 2 Stunden auf dem Dampfer, legte der Kahn endlich ab und wir waren auf See.
In Jersey gelandet, mussten wir feststellen, dass mittlerweile ein unangenehm peitschender Regen hernieder prasselte. Auch hier mussten wir wieder einen Minivan entern, der uns zum Elisabeth Harbour Terminal brachte. Von dort aus tapsten wir im Regen den Weg zurück in die Liberty Wharf Appartements. Wir wollten jetzt bloß noch raus aus den Klamotten und eine Tasse Tee trinken.
So ein schönes Appartement wie unseres ist bei so einem Schietwetter noch einmal um eine Kante besser als sowieso schon. Nach dem Essen spielten wir wieder Karten und ich arbeitete mich am Bier ab. Zum Abschluss des Abends gab es diesmal keinen Tatort, sondern die Anstalt im ZDF. Auch diesmal wieder mehr als hervorragend diese Jubiläumssendung mit Priol, Schramm und Malzheimer als Gästen. Pelzig nicht zu vergessen.
Meine Löwin schlief dann schnell ein, wir waren auch an diesem Tag viel gelaufen. Ich blätterte anschließend noch in meinem Buch und trank die vierte Dose auch noch leer, bevor ich das Licht ausknipste und mich zur Ruhe begab.
Am folgenden Morgen konnten wir es etwas ruhiger angehen lassen. Tee und Toast zum Frühstück, ich glaube, daran könnte ich mich sogar auf Dauer gewöhnen. Zur Abwechslung würde ich Porridge gern akzeptieren können, oder auch Rührei mit Bacon… Da gerate ich gleich wieder ins Schwärmen, doch ich weiß aber auch, dass Black Pudding, diese schmierigen und vor allem fettigen Würstchen sowie diese gekochte hautlose Tomate ebenfalls zum englischen Frühstück gehören; Diese in meinen Augen ungenießbaren Leckereien sind sogar eher prägnant auf der Insel.
Auch gerade deshalb war ich froh, dass wir unseren Urlaub in einer Ferienwohnung statt in einem Hotelzimmer verbrachten. Ein Hotelzimmer ist in der Regel lediglich zum Schlafen zu benutzen, das Frühstück dort ist, gerade bei den Briten, immer auch ein klein wenig Glückssache. Im Appartement untergebracht, musst Du halt alles im Supermarkt selbst einkaufen, dafür hast Du keine nervigen Tischnachbarn und isst, was Dir schmeckt.
Nach dem Frühstück wollten wir uns noch etwas auf Jersey umsehen. Meine Löwin hatte die Idee, an diesem Abschlusstag auf Jersey mal mit dem Bus in die andere Richtung zu fahren. An der Südwestküste gab es einen schönen Aussichtspunkt namens La Corbiere, dort wollten wir hin. Der an diesem Ort stehende Leuchtturm ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Insel.
der Friedhof beim Strand

Das Wetter auf dieser Busfahrt mit der Linie 12a war wunderschön. Es waren viele weißgraue Wolken am Himmel, aber immer wieder brach die Sonne durch und ließ die durchaus nassen Wiesen und Straßen hell erstrahlen. Ende Oktober, ein wunderschöner Herbsttag halt. Gerade hinter St. Aubin, einer größeren Ansammlung von Häusern wie Geschäften westlich von Saint Helier, war die Fahrt besonders sehenswert. Wir fuhren an einer längeren Bucht entlang, der vorgezogene Strand mit den vielen Palmen vermittelte uns tatsächlich ein mediterranes Flair, zumal die Sonne noch richtig kraftvoll schien. Auf dieser Fahrt hätte ich eine meiner vielen Sonnenbrillen, die allesamt in Deutschland geblieben waren, gut gebrauchen können.
Am Ende dieser Bucht entdeckte meine Löwin dann noch eine Kuriosität. Einen Friedhof, der eine direkte Strandlage sein eigen nennen durfte. Das bringen aber auch nur die Tommys: Das beste Grundstück der Bucht wird normalerweise mit Hotels oder wenigstens von gutbetuchten Mitbürgern in Beschlag genommen. Nicht so auf Jersey!
Nach einer guten halben Stunde und mehreren Ein- und Ausstiegen der unterschiedlichen Fahrgäste verließen wir den Bus mit den meisten anderen auf einem Parkplatz aus. So alle Stunde würde wieder einer fahren, das konnten wir sehr gut am Anschlag im Wartehäuschen erkennen. Gegenüber auf der anderen Straßenseite befand sich eine große Hotelanlage, die war aber nicht unser Ziel. Stattdessen folgten wir den anderen Gästen eine kleine Anhöhe in Richtung des Meeres hinauf; In der Ferne konnten wir bereits den Leuchtturm erkennen, im Vordergrund fuhr unser Bus die Straße weiter. Immer an der Küste entlang.

Dienstag, 13. Februar 2018

Sparkle Moore


Am 6.11.1936 wurde Barbara Morgan, wie Sparkle Moore bürgerlich heißt, in Omaha, Nebraska, geboren. Als eine der wenigen Frauen bewegte sie sich in der Szenerie des Rockabilly der 50er Jahre. Sie veröffentlichte lediglich 2 Singles; ein fünfter Song wurde nicht veröffentlicht und tauchte erst später aus dem Archiv ihres Labels auf.
Bereits im jungen Alter von 10 Jahren interessierte sich Sparkle ernsthaft für Musik. Sie erstand in einem Pfandhaus eine akustische, stählerne Hawaiigitarre, mit der sie sich voller Leidenschaft selbst begleitete. Bald darauf jodelte sie zu den Melodien von Jimmie Rodgers oder arbeitete sich an Hank Williams ab.Bereits in der Grundschule spielte sie im Orchester ein Cello, später wechselte sie im Orchester der Highschool auf Bass und Fagott.
Schon zu Zeiten der Highschool trafen sich die Musiker in ihrem Keller, um dann ab 1954 – mit dem Erfolg von Bill Haley – den Fokus auf diesen neuen Sound namens Rock 'n' Roll zu richten. Sparkle war verrückt nach Rock and Roll und lief einmal sogar von zu Hause weg, um in New Orleans einer Rock 'n' Roll Band beizutreten. Dies war natürlich nur ein kurzer Versuch, welcher mit der Rückkehr ins Elternhaus endete.
Aber immerhin, ab 1955 war Sparkle Moore endgültig auf den Zug aufgesprungen und trat in Clubs und auf Veranstaltungen in Omaha auf, wo sie die neuesten Hits des Rock 'n' Roll spielte. 1956 nahm sich der Disc Jockey des lokalen Radiosenders KOWH, Graham „Crackers“ Richards, ihrer an und übernahm Sparkles Management.
Richards brauchte gerade einmal eine Woche, um sich 5 Angebote von Major Labels an Land zu ziehen, die Sparkle Moore unter Vertrag nehmen wollten. Schließlich unterschrieb Sparkle einen Vertrag beim kleineren Label Fraternity Records aus Cincinnatti. Ich denke mal, weil Cathy Carr gerade bei Fraternity mit „Ivory Tower“ in den Billboard Charts bis auf Platz 2 geschossen war, sahen Richards und Sparkle hier die besten Chancen, ebenfalls einen Hit landen zu können.
Erst bei Fraternity entschied sie sich für den Künstlernamen Sparkle Moore. Abgeleitet hatte sie dies von der Figur „Sparkle Plenty“ aus den Dick Tracy Comics, da Sparkle eine ähnliche Frisur trug.
Noch im selben Jahr erschien Sparkle Moore's erste Single. „Rock-a-bop“ / „Skull and Crossbones“ glänzte mit einer professionellen Produktion und dem abwechslungsreichen und rauen Gesang von Sparkle. Die Songs waren beide gut, doch für damalige Verhältnisse boten sie kein Potential für einen Hit. Ihr Gesangsstil war von allen damaligen Sängerinnen des Rock 'n' Roll dem eines Elvis Presley am nächsten. Egal ob Peggy Lee, Janis Martin oder Wanda Jackson, um nur 3 zu nennen: Alle wurden als „Female Elvis“ bezeichnet, einfach nur, weil sie sich im Rock 'n' Roll Zirkus bewegten.
Aber nur Sparkle Moore verdiente diesen Titel wirklich, dank Schluchzen, Wimmern und Verschlucken von Silben hatte sie Elvis' Gesangsstil perfekt abgebildet. Dazu trat sie als einzige Frau wie ihre männlichen Kollegen in Herrenhosen und Sakkos auf. Dies ging 1956 in den USA schon mal gar nicht, das war selbst den jugendlichen Rockabilly Enthusiasten zu viel. Fast bin ich geneigt, Sparkle Moore als den ersten weiblichen Punk zu bezeichnen.
Die zweite und letzte Single erschien im Mai 1957 und hieß „Killer“ / „Tiger“. Das Songmaterial war hier schlechter und führte auch deshalb wieder nicht zu einer Chartplatzierung. Die erste Single wurde wenigstens noch im Billboard rezensiert, wenn auch als „Rock 'n' Roll Liedchen“ verrissen. Erst Jahre später tauchte mit „Flowers of my Heart“ noch eine Ballade aus den Archiven auf. Die dank Orchesterbegleitung für Sparkle untypische Aufnahme wurde später auf diversen Samplern veröffentlicht.
Sparkle ging auf Touren mit anderen Musikern, um ihre Singles zu bewerben. In dem schon beschriebenen Outfit spielte sie auf Teenager-Bällen, in Clubs, Schulen und Tanzlokalen. Auch in Plattenläden und Events wie Ladeneröffnungen war sie zu sehen. Sie spielte zur Eröffnung einer Tommy Sands Show und tourte mit Ronnie Self und Gene Vincent. Sie knüpfte sogar Kontakte in die Prominenz, Sammy Davis Jr. Wird hier als Beispiel angeführt.
Als ihr auch noch ein Auftritt in der „Grand Ole Opry“ angeboten wurde, schien sie es endlich geschafft zu haben. Doch leider musste sie diesen wegen einer Kehlkopfentzündung absagen. Sparkle Moore beendete ihre Karriere als Berufsmusikerin nach lediglich 2 Jahren, weil sie schwanger war und ihr Kind groß ziehen wollte.
Das lässt selbstverständlich genug Raum für Spekulationen. Ende der 50er Jahre gehörten Frauen noch an den Herd, das war selbst in dem schon etwas toleranteren Metier des Musikbusiness nicht anders. Eine Frau in Männerkleidung; das gerade mal mit 20 Jahren, war nicht nur den etablierten Plattenfirmen zu freizügig, sondern sicherlich auch dem Publikum. Mit 20 durfte sie ja noch nicht mal Alkohol trinken. Eigentlich.
Um so erstaunlicher ist es, dass Sparkle Moore 2011 nach 45 Jahren (!) quasi aus dem Nichts eine CD mit eigenen Songs präsentierte. Der gar nicht mal schlechte Country Pop verkaufte sich natürlich auch nicht und Sparkle versank wieder in der Versenkung. Könnte aber auch an einem Herzinfarkt im Sommer 2012 liegen. Ob sie noch lebt, eventuell in einem Heim, ist ungewiss.
Abschließend bleibt noch eine kleine Anekdote aus der Biographie von ihrer zur CD eingerichteten Webseite. Angeblich war sie als erster Hippie mit einer umgeschnallten Gitarre auf einer Harley in Kalifornien angetroffen worden. Da dies damals in der Presse keine Erwähnung fand, ist der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote zumindest zweifelhaft. Allerdings würde so eine Aktion zu Sparkle Moore passen.

Samstag, 10. Februar 2018

Uncle Fester: grad gelesen Februar 2018

James Corey: Nemesis-Spiele
Den fünften Teil der Expanse Serie musste ich jetzt endlich mal lesen, da ich jüngst die zweite Staffel der hervorragend gemachten Netflixserie gesehen hatte. Und bereits nach dem Prolog war ich sofort richtig angefixt wie schon lange nicht mehr. Das Autorengespann James Abraham und Corey Franck, welches sich hinter dem Pseudonym verbirgt, zeichnet ja auch für die TV Serie verantwortlich.
Dies ist der 5. Band der Expanse Serie; Diesen sowie den 6. Band hatte ich mir aufgehoben, da ich diese beiden erst nach der 2. Staffel der Serie auf Netflix durchlesen wollte, um mich gleich besser ins Expanse Universum eingrooven zu können. Das war die richtige Entscheidung. Denn die 2. Staffel der Fernsehserie war ein richtiger Burner und beim Lesen dieses Bandes hatte ich nun auch die Gesichter der Figuren aus der Fernsehserie vor Augen, was den Lesegenuß erhöhte.
Passig hierzu haben die Autoren diesen 5. Band der Serie in 4 Handlungsstränge aufgeteilt; lediglich das erste und das letzte Kapitel weicht davon ab. Jedoch reden wir hier von Prolog und Epilog; wie in einer guten Fernsehserie auch dienen solche Elemente dem Spannungsaufbau (auch für die Fortsetzung!). Der Roman wird somit abwechselnd aus der Sicht von Holden, Naomi, Alex und Amos erzählt. Die 4 Besatzungsmitglieder der Rosinante – spätestens in diesem Band sind sie zu einer Familie zusammengewachsen. Dies wird auch mehrmals von den Vieren betont.
Der Prolog schildert einen terroristischen Anschlag auf einen Stützpunkt der marsianischen Streitkräfte durch den 15jährigen Filip. Dank der erbeuteten Tarnfarbe ruft sich später eine Splittergruppe der APP zur Raumflotte der Gürtler aus und terrorisiert das Sonnensystem. Davon ist beim Beginn der eigentlichen Handlung noch nichts zu spüren.
Erde wie Mars hatten sich in den ersten Bänden gegenübergestanden und kämpften um die Vorherrschaft im Sonnensystem. Dank der durch das Protomolekül entstandenen Ringe, quasi Wurmlöcher, in Dreizehnhundert andere Systeme der Galaxie setzte eine starke Auswanderungswelle ein, wodurch die Macht von Erde und Mars mehr und mehr schwindet. Die Gürtler verlieren ihre Lebensgrundlage, da die Produktion von Gütern wie auch die Rohstoffgewinnung in die auswärtigen Sonnensysteme verlagert wurde.
Die Rosinante liegt in der Werft auf Tycho zur Reparatur fest. Nun haben unsere Helden Zeit, sich um ihre Angelegenheiten zu kümmern. Oder Urlaub zu machen, wie Alex. Der besucht den Mars, um seine Exfrau wiederzusehen. Er möchte eine Aussprache mit ihr, wird aber barsch abgewiesen. Zum Glück hilft ihm Bobbie Draper aus dem Tief, zumal es zu Scharmützeln mit irgendwelchen Gangstern kommt. Auf Wunsch von Holden untersuchen Alex und Bobbie den Verbleib verschwundener Schiffe, wobei sie auf die getarnte Flotte der Terroristen treffen und fast dabei draufgehen. Gerettet werden Sie von der marsianischen Flotte, die allerdings von den Terroristen bedrängt wird. Zusammen mit dem Präsidenten des Mars, Nate Smith, können sie fliehen und mit Hilfe eines kleinen Gleiters zu einem Treffen auf dem Mond mit der Interimspräsidentin der Erde, Chrisjen Avasarala, aufbrechen.
Amos hat auch etwas Persönliches zu regeln. Eine alte Vertraute seiner Kindheit ist auf der Erde verstorben. Er besucht in Baltimore noch Erich, einen Gangsterboss und alten Freund aus Kindertagen. Danach stattet er Clarissa Mao im Gefängnis noch einen Besuch ab, als das Unglück beginnt. Die Terroristen lassen einen Hagel von Kometen auf die Erde niederregnen; Milliarden Menschen verlieren ihr Leben, die Infrastruktur des Planeten wird zerstört. Amos kann sich mit Clarissa aus dem unterirdischen Gefängnis befreien. In diesem dystopischen Erzählstrang kämpfen sich beide bis zu Erich durch und fliehen mit dessen Getreuen mithilfe eines geklauten Schiffs auf den Mond.
Der Handlungsfaden um Naomi ist der wohl interessanteste, da sie ein dunkles Geheimnis mit sich herumtrug, das hier gelüftet wird. Filip ist ihr Sohn, ihm eilt sie zu Hilfe und organisiert ihm ein Schiff, die Chetzemoka, um ihn und seine Mitstreiter vor der Gefangennahme durch die Polizei zu bewahren. Zum Dank wird sie betäubt und von den Terroristen zur Pella, dem Flaggschiff von Marco Inaros, dem charismatischen Anführer der Terroristen, gebracht. Der will Naomi dissen und ihr zeigen, wer die Cojones hat.
Machtlos muss Naomi mit ansehen, wie Marco die Erde bombardieren lässt. Durch einen Funkspruch kann sie Holden und die Rosinante retten (mehr im anderen Strang). Schließlich lässt Marco die Chetzemoka mit einer Bombe ausstatten und Richtung Tycho fliegen. Ein fingierter Hilferuf von Naomi soll Holden anlocken. In letzter Sekunde kann Naomi auf die Chetzemoka flüchten und den heranstürzenden Gleiter mit Alex vor der Bombe warnen. Sie wird von Bobbie gerettet und fliegt mit Alex, Bobbie und Smith zum Mond.
Holden bleibt gelangweilt auf Tycho zurück und gibt der Journalistin Monica Stuart ein Interview. Diese wird entführt, kann jedoch von Holden und Fred Johnson befreit werden. Dabei wird noch die letzte Probe des Protomoleküls von Johnson gestohlen, was in diesem Band aber nicht mehr wesentlich ist. Marco Inaros hat sich das Alienmolekül gesichert.
Die Nachricht von Naomi, dass einer von Inaros` Agenten den Antrieb der Rosinante manipuliert hatte, rettet Tycho und Holden, der mit der reparierten Rosinante und Fred Johnson zur Konferenz auf den Mond aufbrechen kann. Dort kommt die Crew endlich wieder zusammen; Naomi kann eine Generalamnestie für die Besatzung der Rosinante erreichen, da sie Internes aus dem Zirkel der „freien Raummarine“, wie Marco Inaros seine Truppe großspurig nennt, verrät.
Beim Lesen des Buches hatte ich die Verfilmung schon gesehen, wenn ich die Augen nur kurz schloss. In diesem Band geht es um die Bedeutung von Freunden und Familie und das dies nicht Unterschiede sind, denn es geht um den Zusammenhalt einer Gruppe. Deshalb stellt die Besatzung der Rosinante eine Familie dar. Die Handlung selbst ist nicht so atemberaubend wie in den vorherigen Bänden, fesselt aber durch die Charakterisierung der einzelnen Figuren, insbesondere Naomi. Hollywood ist endlich in der Belletristik angekommen.

Sonntag, 4. Februar 2018

Contramann: kurz gesehen im Februar


https://www.welt.de/politik/article172118206/Beispiel-Niedersachsen-Zusammenhang-zwischen-Kriminalitaet-und-Fluechtlingszuzug-festgestellt.html#Comments
Aha. Jetzt also doch: In Niedersachsen stieg die Zahl polizeilich registrierter Gewalttaten um 10,4%, zu 92% wird dieser Anstieg Flüchtlingen zugerechnet. Wer dies vor 2 Jahren, kurz nach dem „Antanzen“ zu Silvester auf der Kölner Domplatte, gesagt hatte, wurde sofort als Rechtsradikaler verortet. Sind diese Leute durch diese Studie jetzt etwa rehabilitiert?
Mitnichten, die Erklärung liefert der unabhängige (?) Kriminologe Pfeiffer (SPD Mitglied und ehemaliger Justizminister in Niedersachsen) gleich dazu.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/einsamkeit-politiker-von-spd-und-cdu-fordern-mehr-einsatz-im-kampf-dagegen-a-1188664.html
O je, ist jetzt schon Saure-Gurken-Zeit? CDU/CSU und SPD sind kurz nach den „Sondierungsgesprächen“ zur nächsten GroKo schon dabei, die drängenden politischen Fragen wie Krankenversicherung, Verteilungsgerechtigkeit oder auch den Umgang mit der sogenannten „Flüchtlingsfrage“ in den Hintergrund zu drängen. In der Sondierung reichte es bei den erwähnten Themen nur zu nebulösen Absichtserklärungen, aber das eher gesellschaftliche Thema Einsamkeit will man krass konkret angehen.
Die Briten haben Mitte Januar einen Regierungsposten gegen Einsamkeit im Sportministerium eingerichtet. Die Bekämpfung von Einsamkeit wird damit zu einer politischen Verantwortung des Staates erklärt. Auch in Deutschland wollen jetzt Politiker der etablierten Parteien einen derartigen Posten im Bereich des Gesundheitsministeriums einrichten. Das hört sich ja erst einmal löblich an. Versteckt im Text steht dazu die witzige Aussage, dass einsame Menschen „Parteien wählen, von denen man sich nicht wünscht, dass sie größer werden“.
Darum geht es also. Dass die caritativen Organisationen auch gleich Beifall schreien, war mir klar. Da klingelt es wieder in der Kasse. Aber kann das denn wirklich eine politische Aufgabe sein? In caritativen Organisationen wie in den Behörden werden seit Jahren Anstrengungen unternommen, um einsamen Menschen zu helfen. Im Bereich der Senioren z.B. wird da eine bereits Menge von den Gemeindeverwaltungen angeboten, von Veranstaltungen bis Beratungen und Hilfestellungen bei Problemen des Alltags.
So ein Posten gegen Einsamkeit ist nur heiße Luft, da passiert nichts. Was der Artikel nämlich vollkommen ausblendet, ist die Tatsache, dass sich gerade ältere Menschen schwer tun mit Kontakten. Nicht weil sie es nicht mehr können, sondern weil sie es nicht mehr wollen. Angebote gibt es ja genug. Jetzt am Ende auch noch Leute dafür zu bezahlen, einsame Menschen gegen ihren Willen zu pampern, kann es nicht sein. Da gibt es wohl noch wichtigere Probleme in diesem Land.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/hexenjagd-ist-was-anderes-ihr-memmen-kolumne-von-margarete-stokowski-a-1189301.html
In der leidigen #Metoo Debatte hatte nicht nur Catherine Deneuve mit dem Begriff „Hexenjagd“ davor gewarnt, dass jetzt (mal wieder) Männer per se als potentielle Sexualstraftäter verunglimpft werden. Als Beispiel mag da Kachelmann dienen, obwohl ich persönlich seine sexuellen Vorlieben nicht gutheiße. Auch meiner Meinung nach wird bei #Metoo die Grenze einer Sexualstraftat da schon aufs bloße „Anfassen“ reduziert. Das heißt selbst ungeschicktes, meinetwegen auch blödes wie nerviges Anbaggern soll schon bestraft werden, wenn es nach einigen Feministinnen geht.
Und genau das ist mit Hexenjagd gemeint, Frau Stokowski. Ihr an sich richtiger Einwand, dass das historische Vorbild der Hexenverfolgungen auch Männer zum Opfer fielen, also ermordet und gefoltert wurden, während jetzt z.B. über Dieter Wedel und Co. „nur“ schlecht geredet wird, ist irrelevant. Denn der Begriff der Hexenverfolgung ist nach allgemeinen Sprachgebrauch nur noch ein Synonym für eine pauschale Vorverurteilung von Gruppen wie Männer, Frauen, aber auch Ausländer usw.
Wahrscheinlich würde Frau Stokowski den Begriff für pauschale Anschuldigungen gegen Frauen oder Ausländer selbst verwenden. Meine Güte, was für ein verlogener Kommentar. Da hat Frau Stokowski eine schöne Nebelkerze gezündet, indem sie einmal ins Geschichtsbuch geschaut hat und sich jetzt am historischen Vergleich abarbeitet.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/warum-die-linke-den-kampf-gegen-rechts-verliert-kolumne-a-1189790.html
Fleischi mal wieder. Und zum wiederholten Mal schießt er wieder direkt gegen die „Linken" von SPD über Grüne bis zur Linken. Habe ich jetzt endlich mal wieder Gelegenheit, ûber Fleischi zu meckern?
Bedingt. Die Tatsache, dass bei den Linken durchaus auch Themen im Vordergrund stehen, die den „kleinen Mann" (und die kleine Frau...... gähn!) wirklich interessieren, ignoriert er. Als da wären Erhöhung von Mindestlöhnen, Verbot von Leiharbeit und Werkverträgen, allgemein höhere Lohnsteigerungen; ja sogar Arbeitszeitverkürzungen sind immer noch Forderungen, die zumindest in Sonntagsreden selbst von Andrea Nahles (die ich mehr und mehr nicht mehr ertragen kann) gefordert werden.
Doch dies wird von den Wählern nicht ausreichend honoriert, wie man bei der letzten Wahl erlebt hatte. Und hier werden Fleischis Tiraden interessant. Sein Credo: Die Linken haben sich von ihrer Zielgruppe entfernt, deren Ängste und Nöte werden nicht wahrgenommen. Stattdessen stellen die Linken Themen wie Flüchtlinge oder #MeToo in den Vordergrund, was an der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen vorbeigeht. Es ist den Linken eher peinlich, sich mit diesen „Ungebildeten" zu beschäftigen. Stattdessen werden die Leser der Süddeutschen (und des Spiegels, Fleischi!) goutiert.
Das unterschreibe ich und ergänze es noch mit einem Beispiel. Lafontaine und Wagenknecht hatten öffentlich kritisiert, dass die Bundesregierung jahrelang (u.a. dank Hartz IV) die Sorgen und Nöte eines Großteils der Bevölkerung, also des kleinen Mannes, vernachlässigt hatte mit der Begründung, dass kein Geld da sei. Die schwarze Null soll stehen statt einer paritätisch finanzierten Krankenversicherung, bezahlbaren Wohnraum oder auch sicheren Arbeitsplätzen. Riestern und Altersarmut gehören zusammen und sind da auch ein Thema.
Darum verstehen viele Menschen halt nicht, dass die Regierung die Flüchtlinge mit hohem finanziellen Aufwand fördert. Auf einmal ist, ähnlich wie bei der Finanzkrise, das Geld in Hülle und Fülle da. Nur eben nicht für die zuvor erwähnten Menschen. Als Folge wurden beide Politiker selbst in der eigenen Partei gedisst. Ich bin mir sicher, dass beide bei einer Abspaltung von der Linken und dem unterstellten Populismus mehr Stimmen auf sich vereinigen könnten als die Linken unter Kipping.
Ob das die AfD endlich eingrenzen würde, weiß ich nicht, befürchte aber, dass es nicht reichen könnte. So aber bleibt mir nur, Fleischi dahingehend zuzustimmen, dass sich die Linken selbst im Weg stehen.

http://www.spiegel.de/karriere/rente-mit-63-arbeitgeber-beklagen-fachkraeftemangel-a-1144208.html
Aufgrund einer Verfassungsgerichtsentscheidung wurde die „Rente mit 63“ eingeführt; Nach 45 Jahren hat man eben Anspruch auf diese Versicherungsleistung, die da Rente heißt. Das dies den Arbeitgebern nicht schmeckt, war ja klar. Letztes Jahr schlugen sie Alarm: Die Facharbeiter fehlen (mal wieder)!
In diesem Spiegel Artikel steckt eine interessante Statistik. Bei Führungskräften und Hilfsarbeitern liegt die Quote an frühen Rentner lediglich bei 14 – 15%. Da der Spiegel dies nicht näher erklären wollte, macht Contramann das jetzt mal – polemisch. Führungskräfte hocken zumeist in (unwichtigen) Besprechungen und können Aufgaben delegieren, bevor der Stress zu groß wird. Der „normale“ Mitarbeiter kann das nicht, denn er macht ja schließlich die ganze Arbeit.
Und Hilfskräfte arbeiten lediglich deshalb bis zum Erreichen der „normalen“ Altersrente, weil die Rente eh nicht zum Leben ohne Amt reicht und sie somit wenigstens noch 2 -3 Jahre länger ohne Hilfe des Amtes leben können.
Sollen die Arbeitgeber mal aufhören zu jammern und endlich ausbilden; Beim Wiederaufbau gab es damals auch einen Facharbeitermangel! Wir schaffen das!

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Tierversuche-VW-BMW-und-Daimler-setzten-Affen-fuer-Diesel-Abgastests-ein-3952376.html
Zum Abschluss noch eine relativ aktuelle Meldung. VW, Daimler und BMW hatten die EUGT (Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor e.V.) gegründet, damit diese Organisation u.a. in Albuquerque nachweisen sollte, dass die Abgase aus neueren Dieselmotoren für Menschen ungefährlich seien.
2014 wurden im Test 10 Affen in luftdichten Kammern den Abgasen eines VW Beetle ausgesetzt. Ironie am Rande: Da der Beetle mit der von VW bekannten und kritisierten Abschaltvorrichtung manipuliert worden war (was BMW und Daimler nicht wussten), wurden (zum Glück) nicht die im Straßenverkehr üblichen Abgaswerte erreicht.
Was für eine Story! Und dann noch in Albuquerque. Dort spielt ja bekanntlich „Breaking Bad“, in der Walter White sein Drogengeld über eine Autowaschanlage wusch. (Menschen)Affen über Stunden Giftgas (denn das sind Autoabgase) auszusetzen, das auch noch von den DEUTSCHEN Automobilkonzernen…. Was geht da in den Köpfen der Verantwortlichen nicht nur bei VW, sondern auch bei Daimler oder BMW vor?
Sind ja nur Tiere, oder was? Tierversuche sind bislang nur in der Pharmazie üblich (gewesen) und sind selbst dort nicht mehr nötig, aber leider billiger. Und wir reden hier über Menschenaffen. Sollen die nächsten Versuche dann mit Flüchtlingen durchgeführt werden, wo ist denn die Grenze des moralisch Vertretbaren? Befürwortet die Autoindustrie deshalb die Aufnahme von Flüchtlingen?
Zitat Peter Hein (Mittagspause): „Herrenreiter haben wieder zu sagen im Land.“

Donnerstag, 1. Februar 2018

Hartmudo: Jersey 9/x


9
Auf dem Weg zum Busterminal von Guernsey fielen uns noch die Blumen angenehm auf. Auf der anderen, dem Inselinneren zugewandten Seite, sahen wir im Vorbeigehen eine wunderschöne Blumenrabatte. Die Schrift konnten wir zwar nicht lesen, aber die roten Blüten in der Mitte sind für den Monat Oktober zumindest ungewöhnlich. Auf unserer Seite wiederum waren an dem Geländer des Kais am Hafenbecken Balkonkästen angebracht, in denen die Blumen noch in aller Farbpracht blühten und über die Kästen hinaus wucherten. Der Golfstrom, dem die Inseln ihr mediterranes Klima verdanken, machte sich hier bemerkbar.
Aber genug der Blumen, wir hatten nicht so viel Zeit. Etwas weiter, an einer großen Statue irgendeines Menschen vorbei, lugten wir erfreut unter unseren Regenjacken hervor. Wir hatten das Busterminal erreicht! Nebendran, am Guernsey Information Centre, sahen wir uns den Busplan an und waren zufrieden, weil es eine Buslinie gab, die doch tatsächlich eine komplette Runde um die Insel dreht.
Blumenrabatte

Und jetzt kommt es: Jede Fahrt mit Guernsey Buses kostet 1 Guernsey Pfund pro Person, egal wie weit, also auch einmal rund um die Insel. Es sind diese Kleinigkeiten, an denen wir erkennen konnten, dass es im Königreich, der Geburtsstätte des Manchester Kapitalismus, stellenweise sozialer zugeht als in unserer „sozialen Marktwirtschaft“. Ca. 20 Minuten mussten wir noch ausharren, bis die Linie 91 am Stand A – das war genau im Blick auf diese eben erwähnte Statue – endlich losfuhr.
Die Fahrt um die Insel dauert ganze 97 Minuten; das wussten wir da aber noch nicht und konnten unsere Rückkehr zum „Town Terminus“ deshalb schwer abschätzen. Ich habe das eben nachträglich gegoogelt. Jedenfalls kam uns die Fahrt etwas länger vor. Ansonsten handelte es sich um dieselben Busse wie n Jersey, also baugleich, bloß die Farben waren andere. Die Straßen wie Häuser, ja die Bebauung insgesamt, sahen genau wie auf Jersey aus.
Insofern kann ich über die Rundstrecke nichts Außergewöhnliches berichten, außer dass das Meer auf Guernsey tatsächlich bis an die Insel rangeht. Wir sahen auf Guernsey eben keine riesigen „Schlammbänke“ mit trocken liegenden Booten wie auf Jersey. Schön war es jedoch anzusehen, dass sich der Himmel während dieser Tour vom deprimierenden Grau langsam in ein schönes Blau färbte. Die Sonne drohte durchzubrechen.
Mir selbst tat das linke Knie wegen des beengten Sitzens in diesem schmalen Bus irgendwann weh. Meiner Löwin fielen irgendwann die Äuglein zu, selbst ich blinzelte im Sekundentakt. Zum Glück habe ich nicht geschnarcht in diesem zeitweise vollen Bus. Wenn mein Knie nicht so übel geschmerzt hätte, wäre eine zweite Runde durchaus drin gewesen. So aber waren wir sehr zeitig wieder zurück am Town Terminus.
Die Frage, die sich uns jetzt stellte, lautete: Was tun wir mit dem angebrochenen Vormittag? Auch hier gibt es ein „German Occupation Museum“, das kam aber gar nicht in die Tüte, da wir eh so kurz auf der Insel waren. Das „Hauteville House“ in St. Peter Port dagegen war für uns zu Fuß erreichbar. Viktor Hugo schrieb einst hier im Exil „Les Miserables“, die Statue am Town Terminus ist ein Abbild dieses großen französischen Schriftstellers.
Leider gehören meine Löwin und ich nicht zum Berufsbildungsbürgertum und sind daher keine Freunde klassischer Literatur. Hugo ist für uns eher ein Getränk und dafür war es noch zu früh am Tage, so dass wir auf einen Besuch des „Hauteville House“ verzichten mussten. So blieb uns nur noch eins: Rein in die „City“ und schauen, was geht. War im übrigen auch gar nicht weit.
Zu unserer großen Freude kam jetzt die Sonne durch. So schlängelten wir uns durch eine langgezogene, schmale Gasse. Diese mit Kopfsteinpflaster versehene Straße war die Einkaufsmeile von St. Peter Port. Augenscheinlich war gerade „Sale“ und wir schauten uns links wie rechts um, bis ich schließlich fündig wurde. In einem kleineren Laden, einem edel aussehenden Herrenausstatter, hatten sie doch tatsächlich wunderschöne Hemden in meiner Größe zu erstaunlich guten Preisen. Ich bezahlte für 3 Hemden 42 Pfund, was in etwas knapp über 50 Euro entspricht. Die hervorragende Verarbeitung der Hemden ließ mich beim Kauf nicht zögern, so dass ich ab jetzt mit einer großen Plastiktüte herumlief.
Das Mittagessen nahmen wir dann im Cafe Emilia ein. Im ersten Stock hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Hafenanlage. Dies Essen war noch dazu hervorragend; Ich hatte einen Salat mit gegrillten Hähnchenstücken am Spieß (Sate), meine Löwin war ebenfalls sehr zufrieden mit ihrer Wahl, was auch immer es war, ich habe es leider vergessen. Draußen rauschte der Verkehr an uns vorbei; die Straße war fast abgetrocknet und am Himmel zeigte sich mehr und mehr eine weiße Wolkendecke.
Nach dem Essen fühlten wir uns gut gestärkt und in der Lage, noch ein paar Straßen in der City abzuklappern. Es blieb uns noch genügend Zeit, bis die Fähre uns zurückfahren würde. Wir schauten immer mal kurz in die vielen kleinen Läden hinein, unter anderem erspähten wir eine Lampe, die eine darunter stehende Blockkerze anleuchtete. Der Gang in den örtlichen 50 cent Laden durfte natürlich für uns Shopping Experten nicht fehlen.
Ich erstand dort zwei lang gesuchte Baskenmützen für jeweils 5 Pfund, eine schöne Pillendose für meine Löwin habe ich dort auch noch erworben und gleich an sie verschenkt. So ging dann der Tag auf Guernsey zu Ende. Zeit für die Rückfahrt.