Donnerstag, 1. Februar 2018

Hartmudo: Jersey 9/x


9
Auf dem Weg zum Busterminal von Guernsey fielen uns noch die Blumen angenehm auf. Auf der anderen, dem Inselinneren zugewandten Seite, sahen wir im Vorbeigehen eine wunderschöne Blumenrabatte. Die Schrift konnten wir zwar nicht lesen, aber die roten Blüten in der Mitte sind für den Monat Oktober zumindest ungewöhnlich. Auf unserer Seite wiederum waren an dem Geländer des Kais am Hafenbecken Balkonkästen angebracht, in denen die Blumen noch in aller Farbpracht blühten und über die Kästen hinaus wucherten. Der Golfstrom, dem die Inseln ihr mediterranes Klima verdanken, machte sich hier bemerkbar.
Aber genug der Blumen, wir hatten nicht so viel Zeit. Etwas weiter, an einer großen Statue irgendeines Menschen vorbei, lugten wir erfreut unter unseren Regenjacken hervor. Wir hatten das Busterminal erreicht! Nebendran, am Guernsey Information Centre, sahen wir uns den Busplan an und waren zufrieden, weil es eine Buslinie gab, die doch tatsächlich eine komplette Runde um die Insel dreht.
Blumenrabatte

Und jetzt kommt es: Jede Fahrt mit Guernsey Buses kostet 1 Guernsey Pfund pro Person, egal wie weit, also auch einmal rund um die Insel. Es sind diese Kleinigkeiten, an denen wir erkennen konnten, dass es im Königreich, der Geburtsstätte des Manchester Kapitalismus, stellenweise sozialer zugeht als in unserer „sozialen Marktwirtschaft“. Ca. 20 Minuten mussten wir noch ausharren, bis die Linie 91 am Stand A – das war genau im Blick auf diese eben erwähnte Statue – endlich losfuhr.
Die Fahrt um die Insel dauert ganze 97 Minuten; das wussten wir da aber noch nicht und konnten unsere Rückkehr zum „Town Terminus“ deshalb schwer abschätzen. Ich habe das eben nachträglich gegoogelt. Jedenfalls kam uns die Fahrt etwas länger vor. Ansonsten handelte es sich um dieselben Busse wie n Jersey, also baugleich, bloß die Farben waren andere. Die Straßen wie Häuser, ja die Bebauung insgesamt, sahen genau wie auf Jersey aus.
Insofern kann ich über die Rundstrecke nichts Außergewöhnliches berichten, außer dass das Meer auf Guernsey tatsächlich bis an die Insel rangeht. Wir sahen auf Guernsey eben keine riesigen „Schlammbänke“ mit trocken liegenden Booten wie auf Jersey. Schön war es jedoch anzusehen, dass sich der Himmel während dieser Tour vom deprimierenden Grau langsam in ein schönes Blau färbte. Die Sonne drohte durchzubrechen.
Mir selbst tat das linke Knie wegen des beengten Sitzens in diesem schmalen Bus irgendwann weh. Meiner Löwin fielen irgendwann die Äuglein zu, selbst ich blinzelte im Sekundentakt. Zum Glück habe ich nicht geschnarcht in diesem zeitweise vollen Bus. Wenn mein Knie nicht so übel geschmerzt hätte, wäre eine zweite Runde durchaus drin gewesen. So aber waren wir sehr zeitig wieder zurück am Town Terminus.
Die Frage, die sich uns jetzt stellte, lautete: Was tun wir mit dem angebrochenen Vormittag? Auch hier gibt es ein „German Occupation Museum“, das kam aber gar nicht in die Tüte, da wir eh so kurz auf der Insel waren. Das „Hauteville House“ in St. Peter Port dagegen war für uns zu Fuß erreichbar. Viktor Hugo schrieb einst hier im Exil „Les Miserables“, die Statue am Town Terminus ist ein Abbild dieses großen französischen Schriftstellers.
Leider gehören meine Löwin und ich nicht zum Berufsbildungsbürgertum und sind daher keine Freunde klassischer Literatur. Hugo ist für uns eher ein Getränk und dafür war es noch zu früh am Tage, so dass wir auf einen Besuch des „Hauteville House“ verzichten mussten. So blieb uns nur noch eins: Rein in die „City“ und schauen, was geht. War im übrigen auch gar nicht weit.
Zu unserer großen Freude kam jetzt die Sonne durch. So schlängelten wir uns durch eine langgezogene, schmale Gasse. Diese mit Kopfsteinpflaster versehene Straße war die Einkaufsmeile von St. Peter Port. Augenscheinlich war gerade „Sale“ und wir schauten uns links wie rechts um, bis ich schließlich fündig wurde. In einem kleineren Laden, einem edel aussehenden Herrenausstatter, hatten sie doch tatsächlich wunderschöne Hemden in meiner Größe zu erstaunlich guten Preisen. Ich bezahlte für 3 Hemden 42 Pfund, was in etwas knapp über 50 Euro entspricht. Die hervorragende Verarbeitung der Hemden ließ mich beim Kauf nicht zögern, so dass ich ab jetzt mit einer großen Plastiktüte herumlief.
Das Mittagessen nahmen wir dann im Cafe Emilia ein. Im ersten Stock hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Hafenanlage. Dies Essen war noch dazu hervorragend; Ich hatte einen Salat mit gegrillten Hähnchenstücken am Spieß (Sate), meine Löwin war ebenfalls sehr zufrieden mit ihrer Wahl, was auch immer es war, ich habe es leider vergessen. Draußen rauschte der Verkehr an uns vorbei; die Straße war fast abgetrocknet und am Himmel zeigte sich mehr und mehr eine weiße Wolkendecke.
Nach dem Essen fühlten wir uns gut gestärkt und in der Lage, noch ein paar Straßen in der City abzuklappern. Es blieb uns noch genügend Zeit, bis die Fähre uns zurückfahren würde. Wir schauten immer mal kurz in die vielen kleinen Läden hinein, unter anderem erspähten wir eine Lampe, die eine darunter stehende Blockkerze anleuchtete. Der Gang in den örtlichen 50 cent Laden durfte natürlich für uns Shopping Experten nicht fehlen.
Ich erstand dort zwei lang gesuchte Baskenmützen für jeweils 5 Pfund, eine schöne Pillendose für meine Löwin habe ich dort auch noch erworben und gleich an sie verschenkt. So ging dann der Tag auf Guernsey zu Ende. Zeit für die Rückfahrt.

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