Montag, 30. Januar 2023

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2023

James Corey - Tiamats Zorn (The Expanse 8)
Kommen wir zum nächsten Teil von the Expanse, der hauptsächlich auf Laconia spielt. Seit dem letzten Band sind Jahre vergangen. Nach längerer Folterung ist den Lakoniern klar geworden, das aus Jim Holden nichts weiter herauszuholen ist. Mittlerweile fristet er ein Dasein als vorzeigbarer Edelgefangener des Hochkonsuls Winston Duarte.
Und dort startet dieser Band mit der Trauerfeier für Chrisjen Avasarala, die kurz zuvor verstorben war. Es sind einige hochrangige Gäste aus dem Sol-System anwesend, auch Camina Drummer, die gute Miene zum bösen Spiel macht und - ich nehme es vorweg - in diesem Roman nicht mehr auftaucht. Schade, denn ich sah sie als eine der stärkeren Figuren dieser Serie.
Hingegen drängen sich andere Figuren in den Vordergrund: Dr. Cortazar, der Arzt von Duarte und wissenschaftlicher Leiter der Protomolekülexperimente (eine Art Mengele). Oder Colonel Ilich, der Lehrer von Teresa, der Tochter von Duarte. Und selbstverständlich Admiral Trejo, der resolute Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Laconier.
Abseits von dem Hauptgeschehen hätten wir da noch Elvi Okoye und ihren Mann Fayez, die wir bereits bei den Streitereien um den Planeten Ilus im vierten Band (Cibola brennt) kennengelernt hatten. Elvi leitet eine wissenschaftliche Mission der Lakonier in einem Sonnensystem, welches lediglich aus einem riesigen Diamanten, einem Artefakt der Erbauer, besteht.
Und unsere Freunde von der Rosinante? Die haben sich nach der Flucht von der Medina Station in alle Winde verstreut. Bobbie ist jetzt Captain auf der Gathering Storm, Alex fungiert als Pilot. Naomi dagegen haust versteckt in einem Container, welcher getarnt auf verschiedenen Frachtschiffen durch die verschiedenen Systeme reist, immer auf der Flucht vor der laconischen Flotte.
Als die mysteriösen Feinde der Erbauer den Ringraum mitsamt der Medina Station vernichten, eilen Elvi und Fayez nach Laconia zurück, weil Elvi dort gebraucht wird. Denn Winston Duarte, der unsterblich werden möchte, hatte sich von Dr. Cortazar mit dem Protomolekül infizieren lassen und wird während der Vernichtung der Medina Station zum sabbernden Stück Fleisch, als sein Bewusstsein vernichtet wird.
Damit sind die Laconier führungslos; nur Cortazar, Ilich, Trejo, Teresa und Elvi wissen Bescheid und vertuschen den Vorfall. Teresa rückt nun immer mehr in den Mittelpunkt. Immer häufiger stiehlt sie sich aus dem Palast, um sich mit dem Einsiedler Timothy zu treffen. Dieser wiederum ist Amos, der mit einer Bombe den Palast zerstören und Holden befreien will.
Doch Cortazar ist auf der Hut und kann Amos töten; dessen Leiche nimmt er für seine Experimente mit. Die er auch an Teresa ausprobieren möchte, was Duarte wiederum derart erzürnt, dass er Cortazar umbringt.
Dank eines verzweifelten Aktionismus greift der Widerstand das laconische System an und vernichtet tatsächlich das große Kampfschiff, welches das System beschützt. Nun ist der Weg frei, um die Fabrik der Erbauer zu zerstören und die lakonische Macht damit entscheidend zu schwächen.
Leider lässt Bobbie bei dieser Aktion ihr Leben, aber auch die Befreiung von Holden kann durchgeführt werden. Dank der Hilfe von Teresa und Elvi kann Holden aus dem Palast fliehen, während der durch das Protomoleküls wiederbelebte Amos hinzustösst und Ilich tötet. Die Rosinante nimmt Teresa mit, Naomi und Holden sind wieder vereint. Zeit fürs Finale, oder?

James Corey - Leviathan fällt (The Expanse 9)
Duarte erscheint Trejo auf dessen Schlachtschiff - so startet der leider letzte Band dieser grandiosen Reihe. Vom Protomolekül beeinflusst, will er die Menschheit in ein borgähnliches Schwarmbewusstsein überführen, um die Feinde der Erbauer bekämpfen zu können. Und mal wieder ist das Team der Rosinante gefragt, die Katastrophe aufzuhalten.
Es gilt, Duarte auszuschalten, der sich in der alten Medinastation eingeschlossen hat und dank seiner überdimensionalen Kräfte das Bewusstsein aller Menschen in sein Schwarmbewusstsein zu integrieren versucht. Die Rosinante und wenige Schiffe des Widerstands können sich lediglich mithilfe von Tabletten, die Cortazar entwickelt hatte, vor Duarte schützen.
Die Laconier als Gegner treten in diesem letzten Teil in den Hintergrund. Dafür gibt es als Ausgleich ein Wiedersehen mit Colonel Tanaka. Admiral Trejo hält zwar das laconische Reich in Abwesenheit von Duarte zusammen, braucht aber dessen Tochter Teresa, um die Legitimation erhalten zu können.
Daher schickt er Tanaka los, die nicht nur Duarte, sondern auch Teresa suchen und finden soll. Diese ist auf der Rosinante verblieben. Dort wird sie vom wiedererweckten Amos zur Mechanikerin ausgebildet und fühlt sich mittlerweile der Besatzung zugehörig.
Irgendwann stößt Tanaka zur Besatzung der Rosinante hinzu. Im Kampf gegen die alten wie unbekannten Feinde der Erbauer begraben Naomi und Tanaka ihr Kriegsbeil, um in die von Duarte hermetisch verriegelten Medina Station vordringen zu können. Aber nur weil Holden sich letztendlich opfert, indem er sich selbst das Protomolekül spritzt, gelangt das Rettungsteam in die Medina Station.
Dies gelingt unter tatkräftiger Mithilfe von Amos und zwei Schützlingen von Elvi, die bereits vor Jahren mit dem Protomolekül infiziert worden waren. Tanaka kann Duarte sogar töten, stirbt allerdings selbst dabei.
Mithilfe des Protomoleküls übernimmt nun Holden die Kontrolle über die Station und den Ringraum. Miller ist ihm schon längst wieder erschienen, der Charakter musste wohl auch noch untergebracht werden.
Damit die immer noch unbekannten Feinde der Erbauer unser Universum nicht zerstören können, schließt der nun vollkommen vom Protomolekül übernommene Holden die Tore des Ringraums und bleibt dort zurück. Alex erhält die Rosinante und fliegt zu seiner Familie, während Naomi tränenreich von Holden Abschied nimmt und sich mit Amos und Teresa ins heimische Sonnensystem begibt.
Nun sind alle von Menschen besiedelten Systeme voneinander isoliert, was die Menschheit vor den Feinden der Erbauer schützen sollte. Somit hat der Zyklus nicht wirklich ein Happy End, jedoch wirkt das Ganze immer noch ein wenig unfertig auf mich. Die beiden Autoren haben sich wohl noch eine Hintertür aufgelassen, falls irgendjemand die Fernsehserie ins Unendliche ausdehnen möchte.
Und wehe, wenn nicht. Die Feinde der Erbauer sind mir zu schwammig geschrieben, da geht doch noch mehr. Dennoch bin auch ich der Meinung: Dies ist der wohl beste Science-Fiction-Zyklus des noch jungen Jahrtausends. Unbedingt lesen!

Montag, 23. Januar 2023

Warum spielt denn der Poldi nicht?

16
Mi. Immer noch 22. Juni

Meine Löwin liegt da vollkommen richtig mit ihrer Meinung, dass sie einfach nur in die Garage rein- oder rausfahren möchte, ohne noch irgendwen bitten zu müssen, die Karre wegzufahren. Unser Nachbar merkt garantiert nicht, wie nervig sein Verhalten ist. Sozialkompetenz schwach ausgeprägt, würde ich sagen. Wir haben durch den ganzen Quatsch jetzt nur Anwaltskosten über die Eigentümergemeinschaft zu tragen, bloß weil die Hauswartin und unser Nachbar da ein Sträußchen ausfechten, das ausgeht wie das Hornberger Schießen.
Zweite Halbzeit. Gleich zu Beginn ein Freistoß für die Ungarn und drin ist er, der Ball. Abgefälscht, aber auch das zählt. Diesmal brauchten die Portugiesen nur 2 Minuten, bis CR7 den Ball artistisch mit der Hacke ins Eck kickte. Man konnte Ronaldo die Emotionen im Gesicht ansehen. Endlich hatte er ein Tor geschossen, sichtlich befreit ballte er die Faust.
In der Folge entwickelte sich das mit Abstand beste Spiel des Turniers, meine Löwin war ebenso begeistert wie ich. Beide Mannschaften spielten jetzt auf Sieg, so stelle ich mir die Partien ab der nächsten Runde vor. Die Portugiesen erschienen uns einen Tick gefährlicher, aber die Ungarn belehrten uns eines Besseren. Mal wieder unerwartet kam das 3:2 für Ungarn, ebenfalls wieder ein abgefälschter Schuss. Ronaldo gestikulierte verärgert so vor sich hin. Schön zu sehen, das so ein Fußballgott noch derart viel Emotionen entwickeln kann.
„Ja, das ist Fußball“ sagte der selige Heinz-Florian Oertel früher immer, wenn er die DDR Oberliga kommentierte. Und solche kleinen Momente machen auch den wahren Reiz des Entertainments Fußball aus. Noch dazu, wenn derselbe Spieler, nämlich Cristiano Ronaldo, 7 Minuten später das Leder mit einem wuchtigen Kopfball trocken ins ungarische Tor ballert.
Es blieb bis zum Schluss beim 3:3, was für beide Teams zum Weiterkommen reichte. Bei Island gegen Österreich war klar, dass der Verlierer aus dem Turnier als Vierter fliegen wird. Spätestens jetzt sollten sich die vorher mit viel Vorschusslorbeeren gestarteten Österreicher um David Alaba sputen. Bisher war das ja nicht doll, was sie da so abgeliefert hatten.
Österreich knüpfte dann aber nahtlos an die bisher gezeigten schlechten Leistungen an. Zwei Latten- und Pfostentreffer der Isländer gleich in der Anfangsphase weckten die Österreicher nicht auf. Folgerichtig stand es nach 20 Minuten 1:0 für Island. Erst jetzt kamen die Österreicher ganz gemächlich in Schweiß.
In der zweiten Halbzeit – endlich! – stürmte Österreich, was das Zeug hielt. Das 1:1 nach 60 Minuten - da hatten sie sich den Ausgleich richtig erarbeitet. Allein, es nützte ihnen nichts. Als sie gegen Ende alles auf eine Karte setzten, schlug Island in der 4. Minute der Nachspielzeit eiskalt zu. Der vielfach umjubelte 2:1 Siegtreffer katapultierte das sympathische Team von der Insel auf einen sensationellen zweiten Platz in der Gruppe.
Die ebenfalls ungeschlagenen Magyaren sind jedoch Gruppensieger. Portugal als Dritter hat es also kurz vor Ultimo ebenfalls geschafft. Den Portugiesen traue ich im weiteren Verlauf des Turniers noch am meisten zu. Die Österreicher dagegen waren eine einzige Enttäuschung. Maßlos überschätzt meiner Meinung nach.
Auch das Island Spiel soll sehr gut gewesen sein. Das ließ ja für den Rest des Abends hoffen. Schweden gegen Belgien – hier war Zlatan gefragt. Irland gegen Italien war da das langweiligere Spiel um 21.00 Uhr. Olli und Olli machten mit ihrem Studiogast Stefan Schwartz, für die Schweden bei den WM Turnieren 1994 und 1998 im Einsatz, Lust auf das Spiel. Der immer souveräner wirkende Holger Stanislawski erklärte uns noch schnell die überfallartigen Konter der Belgier.
Schön, dass er dies tat. Zu sehen war davon im Spiel nämlich nichts. Der Qualitätsunterschied zu den Spielen am frühen Abend war frappierend. Die Belgier mussten ja auch nicht, im Gegensatz zu den Schweden. Doch bei den Blau-Gelben war kein Aufbäumen gegen das drohende Ausscheiden aus dem Turnier zu sehen, vor allem Zlatan Ibrahimovic enttäuschte auf ganzer Linie.
Während Ronaldo gekämpft hatte und dadurch sein Team mitriss, zog Zlatan seine Mannschaft eher runter. Viel zu häufig wurde er als Alibi eigener Schwäche von seinen Mitspielern gesucht, aber selten gefunden. Zlatan trabte lustlos über den Platz, fast wollten wir ihm schon einen Rollator schenken. Der alte Mann wurde einfach zugedeckt und Schweden fand daher nicht statt. Das tat uns beim Zuschauen richtig weh.
Als die Belgier irgendwann kapierten, das die Schweden in ihren Mitteln äußerst limitiert auftraten, gaben sie etwas mehr Speed in die Sache und erzielten 5 Minuten vorm Ende den Siegtreffer. Zu diesem Zeitpunkt waren mir die Augen schon etwas schwer geworden, so dass ich ob des Siegtreffers der Belgier total überrascht war. Danach ließen die Schweden ihre Köpfe endgültig hängen.
Wir hätten besser Italien gegen Irland sehen sollen. Denn wie ich nach Spielschluss anhand der Zusammenfassung feststellen konnte, war dies das weitaus bessere Spiel. Die Italiener standen hierbei bereits vor dem Spiel als Gruppensieger fest. Deshalb tauschten sie auch gleich 8 Spieler aus, da sie im Achtelfinale auf Spanien treffen werden. Eigentlich ist dies eine klare Wettbewerbsverzerrung, aber irgendwo hat man die immer. Egal, in welchem Modus man die Wettkämpfe ausrichtet.
Auch den Iren half nur ein Sieg, aber im Gegensatz zu den Schweden fighteten sie entschlossen und erspielten sich – ja, tatsächlich: Erspielten sich! – die Chancen, bissen aber beim italienischen Bollwerk auf Granit. Als dann ein Ire 5 Minuten vor dem Ende das Leder ins italienische Tor schädelte, war der Jubel unter den irischen Fans grenzenlos. Sie hatten es doch tatsächlich geschafft und landeten auf dem dritten Platz. Italien vor Belgien auf den vorderen Plätzen ist ansonsten keine Überraschung.
Das war sie also, die Vorrunde der Euro 2016. Jetzt ist erst einmal für 2 Tage spielfrei angesagt. Am Samstag geht die Party mit dem Achtelfinale weiter. Meine Löwin und ich werden dann wieder vor der Glotze hocken. Mit dem Wetten haben wir übrigens schon in der ersten Woche aufgehört. Das restliche Geld auf dem Wettkonto werden wir wohl auf unsere Mannschaft als Europameister setzen.

Samstag, 21. Januar 2023

Hartmudo: Superwumms

2
Inzwischen war es schon nach Neun Uhr geworden; wir fuhren erst einmal nach Hause, um etwas zu essen und die Katzen zu füttern. Meine blutbeschmierte Hillbilly Jacke legte ich sofort beiseite. Beim Verlassen der HEH Klinik hatte ich bereits größte Schwierigkeiten gehabt, die Jacke wieder anzuziehen.
Ansonsten ließ ich aber alles an: Sowohl den Pullover als auch die Jeans und die Schuhe mit den Blutstropfen darauf. Denn wir mussten nach kurzer Zeit ja wieder los - zu einem HNO-Arzt. Und während ich Schwerstarbeit auf der Toilette (später mehr dazu) verrichten musste, versuchte meine Löwin, einen sofortigen Termin bei einem HNO-Arzt zu bekommen.
Dies wiederum erwies sich als schwierig. Meine HNO-Ärztin, zu der ich in der Vergangenheit immer gegangen war, hatte angeblich noch nicht einmal für Notfälle einen sofortigen Termin zu vergeben. Die Klinik in der Holwedestraße hatte ebenfalls sofort abgewunken. Die wollten einen vorherigen Besuch bei einem HNO-Arzt zur Voraussetzung machen. Als auch der HNO-Arzt meiner Löwin nicht zu erreichen gewesen war, ergab sich das Rätsels Lösung dank eines Telefonats mit Pocke, dass ich zeitgleich geführt hatte.
Denn dieser war bereits durch meine Löwin von dem Malheur informiert worden, weil wir doch eigentlich mittags schwimmen gehen wollten. Sein von ihm empfohlener HNO-Arzt mitten in der Innenstadt hatte tatsächlich noch Kapazitäten frei. Da hieß es, schnell loszufahren.
Nach einigem Hin und Her zog ich dann doch eine Jacke - meine rote Regenjacke - an, weil meine Löwin mich ohne Jacke nicht hinfahren wollte. Es war ja auch kalt und regnerisch draußen. Ich wollte auf eine Jacke verzichten, weil ich eh in keine Jacke reinkam.
Dabei hatte meine Löwin eigentlich recht; ich musste mir halt nur helfen lassen. Das fiel mir schwer. So hilflos wie an diesem Tag hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt.
Schweigend fuhren wir zum HNO-Arzt, während es auf der Straße weiterhin ungemütlich nieselte. Meine Löwin ließ mich an der Ecke Friedrich-Wilhelm-Straße raus, um einen Parkplatz zu suchen. Missmutig stapfte ich durch den Nieselregen zum Arzt. Die Passanten starrten mich neugierig an: Mit meiner Schlägervisage konnte ich doch glatt in einer Geisterbahn auftreten. Wahrscheinlich dachten einige, dass ich mich geprügelt hätte. Sollen sie; man kann ja auch fragen, dann hätte ich es auch erklärt.
Kurz darauf stand ich vor der Tür der Arztpraxis. Mühsam nestelte ich die FFP2 Maske aus meiner Jacke, mit einer Hand ist das ganz schön ätzend. Nachdem ich mich am Tresen angemeldet hatte, bekam ich auch schon das Klemmbrett mit den üblichen Zetteln zum Ausfüllen in die Hand gedrückt.
Logischerweise tauchte jetzt das nächste Problem auf, da ich mit dem bandagierten rechten Arm schwerlich schreiben konnte. Obwohl ich eigentlich Linkshänder bin, schreibe ich mit rechts. In der Grundschule war 1967 Schreiben mit der linken Hand eben nicht angesagt gewesen. Wenigstens wurde meine krackelige Handschrift bei der Rückgabe der Formulare von der Arzthelferin nicht moniert
Zu meiner großen Freude wurde ich bereits nach überraschend kurzer Wartezeit aus dem Wartezimmer direkt vor das Arztzimmer gerufen. Hört sich erstmal gut an, ist allerdings auch nichts anderes als ein weiterer Wartebereich. Denn nachdem meine Löwin kurze Zeit später gekommen war und sich neben mich gesetzt hatte, konnte ich noch eine ziemlich lange Zeit warten, ehe ich zum Arzt hineingebeten wurde.
Der Arzt las sich den Befundbericht des Krankenhauses emotionslos durch; die mitgebrachte CD mit den Röntgenbildern wollte er sich nicht einmal ansehen. Vorsichtig säuberte er die Wunde in der Nase und fragte mich mit monotoner Stimme, ob ich das Gefühl hätte, dass meine Nase im Vergleich zur Zeit vor dem Unfall schief sei.
Dies konnte ich aufgrund der Schwellung nicht einwandfrei feststellen, aber mich beschlich schon der Eindruck, dass meine Nase leicht nach rechts verschoben war. Der Arzt wies mich darauf hin, dass ich noch eine Woche Zeit hätte, bis ich mich entscheiden müsste, ob meine Nase wieder gerade gerichtet werden sollte oder nicht. Bis dahin hätte ich demnach noch Zeit.
Er kontrollierte, ob ich noch weitere Schäden am Kopf erlitten hatte. So musste ich mit nach vorne gestreckten Armen auf der Stelle gehen. Da wollte er meinen Gleichgewichtssinn testen. Den Kopf gerade halten und mit den Augen seinen Finger folgen - dies war eine weitere Übung, bei der ich bestätigen konnte, dass ich den Finger nicht doppelt sah.
Übrigens schaute er erst in beide Ohren sehr genau hinein, bevor er sich mit dem entsprechenden Gerät dem Innenleben meiner Nasenlöcher widmete. Ach, eins habe ich jetzt doch glatt vergessen: Ganz am Anfang der Untersuchung schob er mir noch ein Coronateststäbchen in den Rachen hinein. Ich hätte beinahe gekotzt. Ob das mit Corona jemals aufhört?
Im Wartezimmer trugen die Patienten alle eine Maske - auch die Arzthelferinnen. Allerdings bekam ich sehr schnell mit, dass die Arzthelferinnen die Maske wegließen, wenn es schnell gehen musste und sie von einem Zimmer zum anderen eilten. Konsequenz sieht anders aus. Der Arzt verzichtete selbst übrigens komplett auf eine Corona-Maske. Es ist ja nicht so, dass ich dieses Verhalten von Arzt und Belegschaft Scheiße finde - eher im Gegenteil; es fiel mir nur einfach auf.
Zur Sicherheit lies ich im Nebenraum noch einen umfangreichen Hörtest über mich ergehen. Der HNO-Arzt wollte wohl ausschließen, das auch dort ein Schaden aufgetreten war. Wie zu erwarten gewesen war, ergab der langwierigen Hörtest keinerlei Schaden. Doch das meine Hörfähigkeit dank des jahrelangen Konsums lauter Musik suboptimal ist, war für mich nicht wirklich eine große Überraschung.
Der HNO-Arzt verschrieb mir Nasenspray zum Abschwellen sowie Bepanten-Salbe und Vaseline zur Pflege der Schleimhäute. Das alles sollte ich dreimal täglich nehmen und am nächsten Tag wiederkommen.
Nebenan in der Apotheke besorgten wir die Medikamente, danach fuhren meine Löwin und ich nach Hause. Auf der Arbeit hatte ich schon am frühen Morgen (irgendwann zwischendurch halt) angerufen und mich krank gemeldet. Die Krankmeldung galt erst einmal für eine Woche, die Gesundung würde allerdings länger dauern, das war jetzt schon klar.
Total konsterniert saß ich nun mittags in T-Shirt und Jogginghose vor dem Fernseher und grübelte so vor mich hin. Ich versorgte meine Nase mit den Salben und dem Spray, während sich meine Löwen rührend um das jammernde Elend kümmerte und mit Speis und Trank versorgte.

Donnerstag, 12. Januar 2023

Hartmudo: Superwumms

1
Mittwoch, 4. Januar 05.15 Uhr. Dies ist die Standardzeit, um zur Arbeit zu fahren. Doch nachdem ich mein Fahrrad aus dem Keller geschoben hatte, merkte ich, das es leicht nieselte. Kurz überlegte ich noch, ob ich vielleicht doch lieber das Fahrrad wieder hineinstellen und mit dem Bus fahren sollte. Schließlich hatte ich heute sogar zwei Taschen dabei, denn ich wollte nach der Arbeit mit Pocke schwimmen gehen.
Ich wischte die Bedenken wegen des Nieselregens schnell beiseite und fuhr los. Beim Fahren vom Hof auf die Straße dachte ich noch, dass der Asphalt aussieht, als ob es gerade geschneit hätte. Dieser weiße Flaum auf dem Asphalt... Nein, das konnte kein Schnee sein. Es waren doch 6 Grad Außentemperatur!
Am Ende der abschüssigen Straße kamen jedoch urplötzlich heftige Windböen auf, die mein Baseball Cap vom Kopf wehten. Geistesgegenwärtig trat ich auf die Bremse, um die Mütze wieder einzufangen.
Dann geschah alles fast gleichzeitig: Das Vorderrad rutschte wohl leicht weg, zur selben Zeit blockierte die Bremse. Was soll ich sagen - ich flog vorne übers Lenkrad und knallte auf das nasse Straßenpflaster.
Das knallte wirklich ordentlich, das war ein richtiger Superwumms. Irgendwie kam ich mit Stirn und Nase auf die Straße und rollte mich anschließend seitwärts ab. Ich spürte noch einen dumpfen Schmerz im Kopf, als ich das Fahrrad wieder aufgestellt hatte. Die Blutstropfen auf dem Pflaster konnte ich gerade noch erkennen; auch merkte ich, dass mir das Blut an der Wange herunterfloss.
Beide Taschen hatten sich vom Gepäckträger gelöst.
Mir fehlte die Kraft, um sie wieder ans Fahrrad anzuklemmen. Der dumpfe Schmerz hielt an und ich musste jetzt unbedingt nach Hause kommen. Der Arbeitstag war dank dieses Desasters gelaufen, das war mir sofort klar.
Ich wusste, dass ich meine Löwin, die noch friedlich schlief, aufwecken musste. Eine Fahrt ins Krankenhaus zur Notaufnahme war unausweichlich geworden. Ich schaffte es gerade noch, das Fahrrad abzuschließen. Dann ging ich mit beiden Taschen zurück in die Wohnung. Die Haustür schmierte ich beim Öffnen mit Blut voll, auf der Treppe hinterließ ich einige Tropfen davon. In der Wohnung schlich ich sofort ins Badezimmer und weckte meine Löwin auf dem Weg.
Beim Blick in den Spiegel bekam ich einen Schock: Auf der Stirn konnte ich einen großen Riss bewundern - das sah aus wie eine aufgeplatzte Bratwurst. Die Nase war total blutig und auch die Lippen voller Blut - als ob ich einen roten Lippenstift benutzt hätte.
Ich hatte gerade etwas Blut mehr oder weniger notdürftig mit kaltem Wasser weggewischt, als auch schon meine Löwin ins Badezimmer gestürmt kam. Ohne viel Federlesen legte sie zwei Mulltupfer auf Stirn und Nase, um dort erst einmal für Ruhe zu sorgen. Ich selber war derweil wie in Trance und sah benommen zu, wie sich meine Löwin anzog und mich dann durch die Tür Richtung Auto drückte.
Unser Ziel war das Herzogin Elisabeth Heim in Melverode, wo wir ja schon einige Male gewesen waren. Da dieses Krankenhaus auf Orthopädie spezialisiert ist, war es dann auch die richtige Wahl. Auf der Fahrt schilderte ich meiner Löwin das Unfallgeschehen - ich kann es selbst jetzt noch, im Nachhinein, nicht besser schildern als zu Beginn dieses Textes.
Vor dem Eingang zur Notfallaufnahme trafen wir glücklicherweise auf zwei rauchende Schwestern, die sich augenblicklich meiner annahmen. Keine Minute später saß ich in einem Behandlungsraum auf einer Liege. Während der gesamten Zeit zwischen unserer Wohnung und diesem Behandlungszimmer verspürte ich so gut wie keine Schmerzen. Ich konnte alleine laufen, verspürte höchstens einen leichten Schmerz im rechten unteren Brustbereich.
Die Schwester nahm sofort die Tupfer ab und desinfizierte die Wunden an Stirn und Nase. Der verwendete Alkohol brannte nur etwas, floss jedoch leider auch in die Augen, so dass ich diese erst einmal schließen musste. Nach einer lokalen Betäubung nähte eine herbeigerufene Ärztin die Stirn mit vier und die Nase mit zwei Stichen. Pflaster drauf und fertig.
Entweder davor oder danach wurde ich ausgiebig geröngt. Das Ausziehen meiner Hillbilly-Jacke gestaltete sich dabei schon etwas schwierig, denn neben den Rippen tat mir jetzt auch noch das rechte Handgelenk weh.
Meine Löwin wurde übrigens wären sämtlicher Behandlungsschritte aus dem Behandlungszimmer hinaus komplementiert. Derweil sorgte ich mich mehr um meine Löwin als um mich, denn es war ihr deutlich anzumerken, dass ihr mein Unfall schwer zu schaffen machte. Die Schwestern verstanden meine Besorgnis und ließen meine Löwin auch immer wieder in das relativ kleine Behandlungszimmer hinein, um mich zu betreuen, denn natürlich gab es noch andere Notfälle außer meinem in dieser ausgehenden Nacht.
Anhand des Röntgenbildes konnte die Ärztin schnell feststellen, dass mein Handgelenk gebrochen war. Der daraufhin angelegte Gips sollte ca 3 Wochen dran bleiben. Von diesem Handgelenk sollte ich noch ein CT machen lassen. Darüber hinaus empfahlen sie mir, noch an diesem Tage einen HNO-Arzt oder ersatzweise die Klinik Holwedestraße aufzusuchen, da die Nase wohl auch gebrochen war.
Zuguterletzt dachte meine Löwin geistesgegenwärtig noch daran, die Schwestern um die Röntgenbilder zu bitten, so dass wir den weiter behandelnden Ärztin schon mal etwas anbieten konnten. Dies stellte kein Problem dar; die Bilder wurden auf CD gebrannt und uns mitgegeben. Jetzt endlich waren wir hier durch.

Sonntag, 8. Januar 2023

H. Lecter: Alf

37
Da sich Alf mittlerweile gar nicht mehr rührte, hatten wir die undankbare Aufgabe, ca. 130 Kilogramm totes Fleisch über die Treppe in den Bus zu wuchten. Naturgemäß gestaltete sich dies schwierig, da der Fleischberg gerade mal so durch die Öffnung passte und nicht in der Lage war, konstruktiv mitzuarbeiten.
So dauerte es einige Zeit, bis wir ihn da durchgeschoben hatten. Von oben bzw. innen fasste ein kräftiger Typ Alf unter die Arme und zog ihn hoch, während Detzer und ich ihn mit vereinten Kräften von unten die Treppe hinauf schoben.
Vollkommen erschöpft packten wir den bewusstlosen Alf in die nächste freie Zweierreihe gegenüber dem Einstieg. Platt wie eine Flunder lag er nun da, breitbeinig auf dem Rücken über beide Sitzplätze verteilt. Noch auf der Hinfahrt hatten zwei lebenslustige Frauen in dieser Reihe gesessen.
Da waren sie von diesem netten Mann sehr angetan gewesen, doch jetzt hielt sich die Begeisterung vom Vormittag in Grenzen. Angewidert von Alfs Anblick setzten sie sich in eine andere Reihe, denn dieser machte wahrlich keinen guten Eindruck.
Sein Gesicht war voll verschwitzt, die Augen zu und der Mund geöffnet. Die schief hängende Brille sowie die vollgepisste Vorderseite seiner Hose verstärkten den derrangierten Eindruck nur noch. Auch Frank-Walter zeigte sich not amused, hielt sich aber wenigstens mit abschätzigen Kommentaren zurück.
Die Sonne war schon längst untergegangen, als wir endlich losfuhren. Verständlicherweise war die ausgelassene Stimmung der Hinfahrt verflogen, dies lag allerdings nicht an Alf allein. Vielmehr waren alle etwas müde und dementsprechend nicht in der Stimmung, um zu der nach wie vor abgespielten Schlagermusik mitzusingen, geschweige denn zu tanzen.
Zum Glück hatte der Busfahrer ein Einsehen und stellte die Lautsprecher leise, damit die schlafwilligen Mitreisenden etwas entspannen konnten. Das erwies sich für den harten Kern der deutschen Trinkerjugend gleichzeitig als Gelegenheit, die im Weingut gekauften edlen Tropfen zu probieren.
Hier waren Detzer, Frank-Walter und ich natürlich wieder mit von der Partie, aber bei weitem nicht die einzigen. Und so dauerte es nicht lange, bis wir uns wieder in ausgelassener Stimmung befanden.
Wie nicht anders zu erwarten war, wachte Alf dank der lauter werdenden Gespräche und des Gelächters wieder auf. Keine Feier ohne Meier - schon war er wieder obenauf. Sehr schnell hatte er wieder eine Weinflasche an den Lippen und wagte sich sogar an eine Likörflasche, welche er eigentlich für seine Frau eingekauft hatte.
Die schon angesprochenen lebenslustigen Frauen versuchten immer noch, Alf mit ihren Blicken zu töten, was ja nicht verwunderlich war. Sie sahen nur noch den besoffenen und fetten Kerl, welcher wie der letzte Penner den Schnaps gierig aus der Pulle soff. Verstärkend hinzu kam die immer noch nasse Hose.
Alf selbst machten die strafenden Blicke der Damen nichts aus, voller Euphorie arbeitete er an einer verstärkten Rauschwirkung, als ob es demnächst nichts mehr zu Saufen geben würde. Vollgas oder nichts, seine altbekannte Devise.
Sicherlich hast Du nach all den geschilderten Abenteuern mit Alf den Eindruck gewinnen müssen, das Alf dem Charakter eines Mösenfröhlichs entspricht, der beim Anblick einer schönen Frau alles stehen und liegen lässt, um mit seinem angeborenen Charme die Damen zu bezirzen.
Doch dieses Bild wird ihm nicht gerecht, die Sucht - nein, die Gier! - nach Alkohol stand bei Alf immer an erster Stelle, noch vor dem Sexualtrieb. Erst im Vollrausch fühlte er sich frei, sämtliche Zwänge, die ihm seine bürgerliche Existenz, gerade auch die Mitarbeit in der evangelischen Kirchengemeinde, auferlegte, waren vergessen.
Und erst wenn er sich "frei" fühlte, war sein Selbstbewusstsein auf einmal riesengroß, so dass er die Damenwelt in schöner Regelmäßigkeit frech, aber immer charmant, beeindrucken konnte. Doch als er bei dieser Rückfahrt den nötigen Rauschzustand erreicht hatte, schreckten ihn die säuerlichen Gesichtszüge der anwesenden Frauen genügend ab, bevor er seine Jagdinstinkte aktivieren konnte.
Mit seiner vollgepissten Hose sah Alf zwar sehr schräg aus, aber für die vielleicht zehn wach gebliebenen Kerle war dies kein Hindernis, um mit Alf zu lachen und zu scherzen. Nach einer runden halben Stunde war dieser Spuk sowieso wieder vorbei, denn Alf hatte dann die Likörflasche geleert und war augenblicklich wieder eingeschlafen.
Da wir anderen uns auch nach und nach zurückzogen, kam jetzt für die Damen die Zeit zum Lästern. Auf der Hinfahrt war Alf für sie noch das Zuckerstückchen gewesen, nunmehr mutierte er zum Feindbild schlechthin. Im Hintergrund bekam ich ihr Gezeter gerade noch so mit, obwohl ich die Worte nicht mehr verstehen konnte.
Friedlich döste ich vor mich hin und ließ den Tag ausklingen, bevor mich der Busfahrer freundlicherweise an der Autobahnauffahrt Lehndorf ablieferte. Den Fußweg nach Hause bis zum Amalienplatz schaffte ich noch. Was Detzer und Frank-Walter auf der Rückfahrt gemacht hatten, wusste ich da schon nicht mehr. Ich möchte nicht wissen, wie Alf nach Hause gekommen war. Womöglich hatte ihn seine Frau abgeholt, was in all den Jahren allerdings eher selten vorgekommen war.

Mittwoch, 4. Januar 2023

Contramann: kurz gesehen im Januar

https://www.hintergrund.de/politik/welt/wm-gastgeber-katar-und-die-grosse-medienheuchelei/
Nachschlag zur WM. Am Ende haben fast alle Messi den WM Titel gegönnt, obwohl der „Argentinier an sich“ ja schon für sein unsportliches Verhalten bekannt ist. Nur Messi nicht. Kennt man doch: Die Regierung ist schlecht, aber Angie die beliebteste Politikerin Deutschlands. Alles wie gehabt also.
Bleiben wir aber beim Gastgeberland. Hierzulande stand Katar wegen seiner Genderfeindlichkeit in der Kritik - fehlende Frauenrechte, strafbare Homosexualität und so weiter. Dabei wird von den deutschen Qualitätsmedien vollkommen ausgeblendet, dass der Emir von Katar in einer anderen Angelegenheit richtig Dreck am Stecken hat.
So befeuert Katar nicht nur den Bürgerkrieg in Jemen finanziell - was hier leider nicht thematisiert wird, deshalb:

https://www.mena-watch.com/katar-finanziert-huthi-terroristen-im-jemen/
Nein, Katar hatte auch schon die „Freiheitskämpfer“ in Syrien finanziert. Dort, wie auch jetzt im Jemen, zahlen vor allem die Kinder einen hohen Preis für die Streitereien zwischen Sunniten und Schiiten.
Aber in unserer überalterten christlichen Wohlstandsgesellschaft zählen Kinder nicht wirklich viel, wenn es gilt, ein drittes Geschlecht zu definieren und deren Rechte durchzusetzen. Heuchelei, wohin man schaut.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=90705
Gern verweise ich hier auf den sehr guten Kommentar von Jens Berger, unserem Mann aus Göttingen, auf den Nachdenkseiten zur Fußballweltmeisterschaft in Katar.
Allein seine Ausführungen zur „One Love Binde“ mit dem geheuchelten Engagement der Beteiligten für eine Solidarität mit der LGBTQ-Community zeigen auf, dass die FIFA als auch Politik und Medienhier nur „Greenwashing“ betreiben.
Denn bereits bei der Vergabe der WM an Katar im Jahr 2010 waren dem westlichen Narrativ zuwiderlaufenden Moralvorstellungen dieses arabischen Staates bekannt. Und die miesen Arbeitsverhältnisse von Bauarbeitern wurden dort nicht erst bei Beginn der Stadionbauten eingeführt, dafür aber von westlichen – insbesondere deutschen – Baukonzernen unterstützt.
Solidarität mit LGBTQ? Das ich nicht lache, es gibt bis heute keinen aktiven Bundesligaspieler, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Thomas Hitzlsperger outete sich auch erst nach seinem Karriereende als schwul. Wer im Glashaus sitzt…
Wer also die Fußball-WM boykottieren möchte, soll dies ruhig tun. Doch verschont mich bitte von moralinsauren Appellen zur Solidarität, wenn diese im Sport selbst nichts gilt. Falls Ihr noch Beifall oder Unterstützung für Eure fast schon religiös motivierte Einstellung sucht, geht bitte gleich zur Kirche – aber lasst mich in Ruhe.

Zwischendurch - Aus dem Telepolis Forum zum Artikel vom 30.11.2022:
https://www.heise.de/tp/features/Lockdown-Folgen-Auch-der-Ethikrat-lag-falsch-in-der-Pandemie-7361047.html
Es waren die "Schwurbler und Querdenker", die richtig lagen.
Zumindest diejenigen Fachleute, die für Ihre Warnungen damals diffamiert und ausgegrenzt wurde.
Corona hat uns gezeigt, wie fragil und schwach doch unsere Demokratie, unser Rechtsstaat und die Kontrolle durch angeblich "freie" Medien ist!
Und es hat gezeigt in welchem Ausmaß diese Gesellschaft bereit ist, die Abschaffung von Freiheit und Grundrechten nicht nur hinzunehmen, sondern aktiv zu betreiben.
Mir persönlich hat es gezeigt, wie Diktaturen auch hierzulande in kürzester Zeit wieder entstehen können, wenn nicht genügend mutige Menschen für die Werte der Demokratie und Freiheit eintreten.“

MDR: Corona-Impfung: Ungeimpfte zu Unrecht beschuldigt?.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/corona-impfung-wirkung-kritik-ungeimpfte-100.html
Hier kann man schnell auf einen Blick nachlesen, was bei den Corona-Schutzmaßnahmen schief gelaufen war. Der MDR hatte seit Mitte letzten Jahres als erster Fernsehsender kritisch die Maßnahmen hinterfragt und mögliche Impfschäden thematisiert.
Unsägliche Kommentare von Ende 2021 wie "Tyrannei der Ungeimpften" oder "Ungeimpfte dürfen nicht als Minderheit die Mehrheit terrorisieren" werden hier dankenswerterweise aufgelistet. Ich würde mir wünschen, dass Artikel wie dieser dazu beitragen, bei der Aufarbeitung der gemachten Fehler zu helfen.
Allein... Das wird aber nur ein Wunsch bleiben. Die meisten Mitbürger (gerade die, welche von Anfang an mitgehetzt hatten), sind daran überhaupt nicht interessiert, eben weil sie dressiert sind. Aufs „bloß nicht kritisieren, man könnte sich ja unbeliebt machen“.
Bis zur nächsten Pandemie oder was auch immer. Ohne Fehleranalyse wird wieder genauso blind agiert und (fast) alle machen mit. Doch dann könnte es einen von den bislang bedingungslosen Maßnahmenbefürwortern treffen.
Zugegebenermaßen ein schwacher Trost.

https://overton-magazin.de/top-story/abzug-aus-cherson-oder-niederlage-ueber-die-russische-kriegsfuehrung/
Hier mal eine wunderschöne Zusammenfassung der Geschehnisse des Ukraine-Krieges mit vielen erklärenden Links aus westlichen und ukrainischen Quellen. Wenn russische Quellen, dann oppositionelle, keine Regierungspropaganda.

https://www.n-tv.de/politik/Selenskyj-Putins-Tod-koennte-Krieg-rasch-beenden-article23779366.html
Die Überschrift reicht eigentlich schon. Widerlich, dieser Selenskyi

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“



Sonntag, 1. Januar 2023

Udorallala: Die Wespe

Der Trainingsanzug, der Lech - Walesa - Gedächtnis - Schnurrbart: Florian Lukas ist Eddie die Wespe, Zonendödel und abgehalfteter Darts-Profi. Zusammen mit seiner Frau Manu ( Lisa Wagner, hier am besten mit Lady-Bug Strumpfhose in blauen Lackstiefeln) und dem Ziehsohn Kevin fahren Sie in ihrer alten VW Karre durch die ganze Republik, um in Spielhallen oder ähnlichen Lokalitäten an Dart Turnieren teilzunehmen, wo dem Sieger schon mal 500 € winken.
Als Eddie endlich begreift, dass Manu ihn mit Kevin betrügt, kriecht er bei seinem alten Kumpel Nobbe unter. Der „Nobbinator" (wunderbar gegen den Strich von Ulrich Noethen gespielt) haust in einer Kleingartenkolonie, selbstverständlich stilecht mit den qualmenden Kraftwerkstürmen im Hintergrund.
Genau wie sein Rauhaardackel trägt er eine goldene und dicke Metallkette um den Hals, zu dieser noch Siegelringe an jedem Finger. Wie ihr seht, wird hier kein Klischee ausgelassen. Aber genau deshalb füllen die liebevoll gezeichneten Charaktere die Story mit menschlicher Wärme aus.
So muss sich Eddie notgedrungen als Staubsaugervertreter verdingen, da er nunmehr Manu mit ihrem Sonnenstudio im Plattenbau nicht mehr auf der Tasche liegen kann. Einzig Kevin ist mir zu flach gezeichnet, aber er bleibt ja eh nur eine Randfigur.


Ganz im Gegenteil zu Nobbe; Ulrich Noethen macht die Rolle des sichtlich abgehalfterten Alkoholikers sichtlich Spaß. Er gibt ihn mit einer Spielfreude, mit der er einige der anderen Charaktere glatt gegen die Wand spielt. Allein sein erster Auftritt ist sehenswert.
Wunderschön, wie er stinkbesoffen in der Bar eines abgewrackten Hotels auftaucht, in dem ein Dart-Turnier stattfindet. Auf die Frage von Eddie: „Wo schläfst du?" antwortet er nur lapidar mit „Ich trinke noch schnell nen Kurzen und dann mache ich die Bedienung klar".
Da diese auf den Spruch nicht abfahren wollte, musste Nobbe notgedrungen bei Eddie schlafen. Als Dank säuft er Eddie zum Abschied noch das Rasierwasser aus, danach wackelt er zu Fuß von dannen, ohne sich das Dart-Turnier anzuschauen.
Später, als er zum Trainer von Eddie mutiert, ist Nobbe dagegen trocken. So dürfen wir eine herausragende Szene mit Tiefgang erleben, als Nobbe und Eddie zum Qualifikationsturnier in einer wirklich abgeranzten Raststätte fahren.
Nobbe schmiert sich noch Eukalyptusöl unter die Nase, weil er den schweren Alkoholgeruch, der in der Halle des Dart Turnieres schwebt, nicht anders ertragen kann. Irgendwelche Leute schieben ihm einen Plastikbecher mit Bier hin, den er nur mit großer Kraftanstrengung wegschieben kann.
Nobbe klammert sich am Wasser fest, auf dem Weg zum Klo verliert er auch noch seine Pillen, die er gegen das starke Verlangen nach Alkohol einschmeißen muss. Die Katastrophe ist vorprogrammiert. Kurz vor dem entscheidenden Sieg gegen Kevin dreht sich Eddie um und sieht, wie Nobbe einen Plastikbecher Bier auf Ex runterschlorkt.
Eddie lässt alles stehen und liegen und eilt Nobbe zu Hilfe, der bewusstlos auf dem Boden liegt. Hier wird das Hohelied der Freundschaft gesungen. Das Wohl seines Freundes ist Eddie wichtiger als die Wiederaufnahme der zwischenzeitlich verkorksten Karriere, für die er mit Nobbe so hart trainiert hatte.
Es sind diese berührenden Momente der Serie, die uns allen bewusst machen sollten, was wir mit dem Untergang der DDR verloren haben. Das westliche Business Geseiere ist dem Ossi halt ein Gräuel.
Manu hat hier eine starke Szene, als sie das abgefuckte Gelaber einer Gruppe von gestylten Business-Frauen nur mit dem Exen eines Bieres erträgt und dann fluchtartig diese Gruppe verlässt.
Hierzu passt auch die sichtlich gelangweilte Lisa, die in einer großen Villa haust (Synonym für Wessi?) und den von Manu verlassenen Eddie zu sich ins Bett zieht. Bizarr ist dann die Szene in Lisas Sauna, in der Eddie und Nobbe nackt auf die Dartsscheibe werfen, während Lisas Ehemann sich dazu gesellt.
Typisch westliche Dekadenz: Dass Eddie seine Frau vögelt, interessiert ihn nicht die Bohne. Erwähnenswert ist noch der windige türkische Staubsauger-Händler Mucki, für den Eddie irgendwann arbeiten muss. Erst baggert er Manu an, dann wird er von Eddie und Nobbe beklaut und schlägt am Ende Eddie deshalb auf die Fresse.
Auch Mucki merkt man an, dass ihm die ostdeutsche Herzlichkeit fehlt. Diese Serie ist für Dartsliebhaber eh Pflicht, ist aber auch ohne Bezug zu diesem Sport sehr sehenswert. Hier wird einer von mir heutzutage schmerzlich vermissten Kneipenkultur ein schönes Denkmal gesetzt.
Passenderweise hat Sky die zweite Staffel am 15 Dezember zum Start der Darts WM zum Streamen ins Netz gestellt. Leider ist Nobbe nicht mehr dabei. Lapidar wird er als verstorben erwähnt, nachdem er mit Eddie am Schluss der ersten Staffel wegen des Einbruchs in den Bau gegangen war.
Hatte Ulrich Noethen keinen Bock mehr? Schade, zumal Meret Becker als Eddies durchgeknallte Bewährungshelferin zwar lustig ist, ihren Charakter aber nicht zum Strahlen bringen kann.
Beim Schreiben dieser Zeilen hatte ich lediglich die erste Folge der neuen Staffel gesehen, daher kann ich zum Auftritt von Peter Lohmeyer noch nichts sagen. Aber natürlich ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Es bleibt auch so eine sehenswerte deutsche Serie, die wohl nicht im Free-TV laufen wird.
Wie bei ZE Network gibt es auch hier vereinzelt politisch unkorrekte Passagen, wie im richtigen Leben halt. Eben das passt zumindest nicht zu ARD und ZDF, wo mehr und mehr gegendert wird. Eine volle 180, diese Serie.