Donnerstag, 12. Januar 2023

Hartmudo: Superwumms

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Mittwoch, 4. Januar 05.15 Uhr. Dies ist die Standardzeit, um zur Arbeit zu fahren. Doch nachdem ich mein Fahrrad aus dem Keller geschoben hatte, merkte ich, das es leicht nieselte. Kurz überlegte ich noch, ob ich vielleicht doch lieber das Fahrrad wieder hineinstellen und mit dem Bus fahren sollte. Schließlich hatte ich heute sogar zwei Taschen dabei, denn ich wollte nach der Arbeit mit Pocke schwimmen gehen.
Ich wischte die Bedenken wegen des Nieselregens schnell beiseite und fuhr los. Beim Fahren vom Hof auf die Straße dachte ich noch, dass der Asphalt aussieht, als ob es gerade geschneit hätte. Dieser weiße Flaum auf dem Asphalt... Nein, das konnte kein Schnee sein. Es waren doch 6 Grad Außentemperatur!
Am Ende der abschüssigen Straße kamen jedoch urplötzlich heftige Windböen auf, die mein Baseball Cap vom Kopf wehten. Geistesgegenwärtig trat ich auf die Bremse, um die Mütze wieder einzufangen.
Dann geschah alles fast gleichzeitig: Das Vorderrad rutschte wohl leicht weg, zur selben Zeit blockierte die Bremse. Was soll ich sagen - ich flog vorne übers Lenkrad und knallte auf das nasse Straßenpflaster.
Das knallte wirklich ordentlich, das war ein richtiger Superwumms. Irgendwie kam ich mit Stirn und Nase auf die Straße und rollte mich anschließend seitwärts ab. Ich spürte noch einen dumpfen Schmerz im Kopf, als ich das Fahrrad wieder aufgestellt hatte. Die Blutstropfen auf dem Pflaster konnte ich gerade noch erkennen; auch merkte ich, dass mir das Blut an der Wange herunterfloss.
Beide Taschen hatten sich vom Gepäckträger gelöst.
Mir fehlte die Kraft, um sie wieder ans Fahrrad anzuklemmen. Der dumpfe Schmerz hielt an und ich musste jetzt unbedingt nach Hause kommen. Der Arbeitstag war dank dieses Desasters gelaufen, das war mir sofort klar.
Ich wusste, dass ich meine Löwin, die noch friedlich schlief, aufwecken musste. Eine Fahrt ins Krankenhaus zur Notaufnahme war unausweichlich geworden. Ich schaffte es gerade noch, das Fahrrad abzuschließen. Dann ging ich mit beiden Taschen zurück in die Wohnung. Die Haustür schmierte ich beim Öffnen mit Blut voll, auf der Treppe hinterließ ich einige Tropfen davon. In der Wohnung schlich ich sofort ins Badezimmer und weckte meine Löwin auf dem Weg.
Beim Blick in den Spiegel bekam ich einen Schock: Auf der Stirn konnte ich einen großen Riss bewundern - das sah aus wie eine aufgeplatzte Bratwurst. Die Nase war total blutig und auch die Lippen voller Blut - als ob ich einen roten Lippenstift benutzt hätte.
Ich hatte gerade etwas Blut mehr oder weniger notdürftig mit kaltem Wasser weggewischt, als auch schon meine Löwin ins Badezimmer gestürmt kam. Ohne viel Federlesen legte sie zwei Mulltupfer auf Stirn und Nase, um dort erst einmal für Ruhe zu sorgen. Ich selber war derweil wie in Trance und sah benommen zu, wie sich meine Löwin anzog und mich dann durch die Tür Richtung Auto drückte.
Unser Ziel war das Herzogin Elisabeth Heim in Melverode, wo wir ja schon einige Male gewesen waren. Da dieses Krankenhaus auf Orthopädie spezialisiert ist, war es dann auch die richtige Wahl. Auf der Fahrt schilderte ich meiner Löwin das Unfallgeschehen - ich kann es selbst jetzt noch, im Nachhinein, nicht besser schildern als zu Beginn dieses Textes.
Vor dem Eingang zur Notfallaufnahme trafen wir glücklicherweise auf zwei rauchende Schwestern, die sich augenblicklich meiner annahmen. Keine Minute später saß ich in einem Behandlungsraum auf einer Liege. Während der gesamten Zeit zwischen unserer Wohnung und diesem Behandlungszimmer verspürte ich so gut wie keine Schmerzen. Ich konnte alleine laufen, verspürte höchstens einen leichten Schmerz im rechten unteren Brustbereich.
Die Schwester nahm sofort die Tupfer ab und desinfizierte die Wunden an Stirn und Nase. Der verwendete Alkohol brannte nur etwas, floss jedoch leider auch in die Augen, so dass ich diese erst einmal schließen musste. Nach einer lokalen Betäubung nähte eine herbeigerufene Ärztin die Stirn mit vier und die Nase mit zwei Stichen. Pflaster drauf und fertig.
Entweder davor oder danach wurde ich ausgiebig geröngt. Das Ausziehen meiner Hillbilly-Jacke gestaltete sich dabei schon etwas schwierig, denn neben den Rippen tat mir jetzt auch noch das rechte Handgelenk weh.
Meine Löwin wurde übrigens wären sämtlicher Behandlungsschritte aus dem Behandlungszimmer hinaus komplementiert. Derweil sorgte ich mich mehr um meine Löwin als um mich, denn es war ihr deutlich anzumerken, dass ihr mein Unfall schwer zu schaffen machte. Die Schwestern verstanden meine Besorgnis und ließen meine Löwin auch immer wieder in das relativ kleine Behandlungszimmer hinein, um mich zu betreuen, denn natürlich gab es noch andere Notfälle außer meinem in dieser ausgehenden Nacht.
Anhand des Röntgenbildes konnte die Ärztin schnell feststellen, dass mein Handgelenk gebrochen war. Der daraufhin angelegte Gips sollte ca 3 Wochen dran bleiben. Von diesem Handgelenk sollte ich noch ein CT machen lassen. Darüber hinaus empfahlen sie mir, noch an diesem Tage einen HNO-Arzt oder ersatzweise die Klinik Holwedestraße aufzusuchen, da die Nase wohl auch gebrochen war.
Zuguterletzt dachte meine Löwin geistesgegenwärtig noch daran, die Schwestern um die Röntgenbilder zu bitten, so dass wir den weiter behandelnden Ärztin schon mal etwas anbieten konnten. Dies stellte kein Problem dar; die Bilder wurden auf CD gebrannt und uns mitgegeben. Jetzt endlich waren wir hier durch.

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