Freitag, 26. Februar 2016

Uncle Fester: Das Orakel vom Berge 3/3

In der Amazon Prime Serie gibt es noch weitere, wesentliche Unterschiede zur Romanvorlage. So ist Hitler 1962 noch am Leben – allerdings ist der Machtkampf um dessen Nachfolge schon im Gange. Einer der Nachfolgekandidaten ist der ebenfalls noch lebende Reinhard Heydrich, hier oberster SS Chef. Erst in der drittletzten Folge taucht er auf und zwingt Obergruppenführer Smith zur Auslieferung von Wegener.
Wegener hatte hier mutmaßlich ein Attentat auf den japanischen Thronfolger bei dessen Besuch in San Francisco verübt und konnte dann dank Mr. Tagomi an die Ostküste fliehen. Tatsächlich jedoch arbeiteten Tagomi und Wegener zusammen und Wegener steckte dem Thronfolger die Baupläne einer Wasserstoffbombe zu, um ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Japan und Deutschland herzustellen.
Denn der Jugendfreund von Obergruppenführer Smith ist heimlich ein Pazifist und möchte den dritten Weltkrieg verhindern. Smith fängt Wegener „zufällig“ am Flughafen New York ab und scheut sich nicht, ihn notfalls zu exekutieren. Doch Heydrich hat andere Pläne mit Wegener, auch mit Smith.
Wegener soll Hitler ermorden (Druckmittel ist wie üblich die Gesundheit der Familie), während Smith anlässlich eines Jagdausfluges seine Solidarität zu Heydrichs Plänen bekunden soll. Smith schaltet aber rechtzeitig, nimmt Heydrich fest und rettet dadurch seinen eigenen Hals, da Hitler natürlich den Braten gerochen hatte und die Rebellion hinter Heydrich längst unterwandert hatte. Wegener begeht vor den Augen Hitlers Selbstmord, da er keinen Ausweg mehr sieht.
Frank Frink ist Arbeiter in einer Waffenfabrik in San Francisco, Juliana Crain (und nicht Frink) ist hier seine Freundin, die anstatt ihrer von japanischen Sicherheitskräften ermordeten Schwester das Objekt der Begierde in die neutrale Zone nach Canon City bringt. Dieses Objekt ist kein Buch, sondern ein Film – „The Grashopper lies heavy“. In Canon City möchte sie sich dem im Film existierenden Widerstand anschließen und trifft auf Joe Blake (= Cindella), angeblich Mitglied des Widerstands der Ostküste, tatsächlich arbeitet er natürlich für Smith direkt.
Nachdem Juliana einen verdeckten SD Agenten tötet, kehren beide dorthin zurück, wo sie herkamen. In San Francisco trifft Juliana wieder auf Frank, der bei dem Attentat auf den japanischen Thronfolger auch anwesend war, selbst aber nicht schoss, obwohl er extra einen Revolver präpariert hatte und ihn auch zog, dann aber nicht abdrückte.
Tatsächlicher Täter war übrigens ein von den Deutschen gedungener Killer, der einen Krieg mit Japan provozieren sollte. Die japanische Geheimpolizei Kempetai unter Chefinspektor Kido ermittelt in dem Fall und setzt schließlich Frank Frink endgültig fest. Zuerst hatte Kido Frink wegen der Widerstandszelle von Julianas Schwester verhaftet, wobei Frank das Waterboarding kennenlernt und auch noch seine Schwester nebst Kindern betrauern muss, die von den brutal agierenden Japanern vergast werden. Das ist der Zeitpunkt, an dem sich Frink zum Attentat entschließt – dieses noch schnell nachgeschoben.
Erneut kommt Frink frei, da Kido durch einen Zufall doch noch den wahren Attentäter fängt. Es stellt sich nach und nach heraus, das Kido und Tagomi, die anscheinend auf verschiedenen Seiten stehen, insgeheim beide dasselbe Ziel haben: Einen von den Deutschen geplanten Krieg zur Unterwerfung Japans zu verhindern.
Frank, Juliana und Joe Blake treffen derweil aufeinander; Es ist ein neuer Film aufgetaucht, der es in sich hat. Der Filminhalt hat sich geändert, ja anscheinend auch gleich die Geschichte der Parallelwelt im Film. Denn Joe Blake in SS Uniform erschießt Frink (sieht aus wie Warschauer Ghetto), offenbar hat sich die Geschichte dieses „Grashopper“ Films komplett zugunsten der Deutschen gedreht.
Als Juliana und Frank diesen Film sehen, beschließt Juliana, dem Widerstand zu helfen und Joe Blake umbringen zu lassen. Im Hafen, in der letzten Folge, gesteht Joe Juliana seine Liebe und beteuert, das er sich geändert hat und kein Nazi mehr sei. Juliana wird natürlich weich und lässt Joe Blake entkommen.
Die allerletzte Szene gehört selbstverständlich Mr. Tagomi, der beim Betrachten eines Anhängers von Juliana meditiert und in unserer Realität landet. Wenn man das Buch nicht kennt, wirkt dies sicherlich deplaziert. Erwähnen möchte ich aber noch, das Robert Childan hier nur eine Nebenrolle spielt, aber einen großen Auftritt hat, als er sich bei einer Einladung zum Essen beim japanischen Thronfolger lieb Kind macht und zum Dank vom Japaner wie ein Stück Dreck behandelt wird. Da muss jedem Amerikaner förmlich das Blut in den Adern gefrieren.
Insbesondere eine Szene hat mich tief beeindruckt und richtiggehend Angst eingejagt. Obergruppenführer Smith geht morgens im Bademantel aus dem Haus, um die Zeitung zu holen, wie weiße Amerikaner dies in den Vororten seit Generationen tun. Ein Nachbar gegenüber grüßt freundlich winkend, Smith grüßt freundlich lächelnd zurück. Das Ganze nicht mit „Guten Morgen“, sondern mit einem klebrig gesäuselten „Heil Hitler“.
Die Normalität, die dieser Szene innewohnt, macht mir Angst. Ich erwähnte ja bereits, das Dick es geschafft hatte, dem Leser begreiflich zu machen, das das Leben der Menschen auch in einem Polizeistaat weitergeht. Aber diese Szene vor dem Frühstück haut Dir das voll um die Ohren, das hat nichts Tröstliches wie bei Dick.
Find ich aber gut. Und als Hitler, der übrigens in der gezeigten Einstellung gerade einen Grashopper Film schaut, sich umdreht, hatte ich auf einmal ein Deja Vu Erlebnis: Abgesehen von der Haarfarbe und dem Bart stand da auf einmal Jogi Löw im Raum. Hilfe!!!
Abschließend fällt mir nur ein, das sowohl das Buch als auch der Film Stärken und Schwächen haben. Die Verfilmung ist natürlich straighter und wird noch eine Fortsetzung haben, dafür wirkt der Roman aber insgesamt ernüchternder, weil nicht so emotionsbeladen. Ergo realistischer.
Aber egal, tu Dir Beides an.
Dann reden wir noch mal drüber. Versprochen.

Dienstag, 23. Februar 2016

Special: Contramann – Nur noch kurz die Welt retten

5
Man muss in einer Volkswirtschaft eben entscheiden, wo ein freier Markt sinnvoll ist und wo nicht. Der freie Markt im Kapitalismus muss gegenüber einer Planwirtschaft des Sozialismus einen Mehrwert bieten und umgekehrt, nur dann macht es Sinn.
Eine Grundvoraussetzung des freien Marktes ist übrigens auch eine Vielzahl an Nachfragern, sprich Kunden. Wenn nämlich die Zahl der Anbieter noch so hoch ist, das von einem Oligopol keine Rede sein kann, dann sollte die Zahl der Nachfrager quasi die gesamte Bevölkerung umfassen. Als Beispiele seien hier Lebensmittel oder Elektrogeräte genannt. Ein Anbieter dagegen, der nur für eine begrenzte Zahl an Nachfragern produziert, benötigt ein Monopol, weil es sonst eben nicht funktioniert.
Beispiel: Der „Iltis“ ist der Jeep der Bundeswehr und wird von VW hergestellt. Hier haben wir einen Nachfrager, evtl. mehr durch andere Staaten. Wenn jetzt z.B. Opel einen konkurrenzfähigen Jeep der Bundeswehr anbieten könnte und VW den Dauerauftrag abjagen würde, könnte Volkswagen die Jeep Produktion komplett einstampfen, weil es sich für die paar Auslandsaufträge eher nicht rentiert.
Die Bundeswehr als alleiniger Nachfrager hat andererseits real aber ein gewichtiges Problem. Scheinbar hat sie den Vorteil, den Preis quasi selbst bestimmen und damit niedrig halten zu können. Aber eben nur scheinbar, denn aufgrund des geschilderten Risikos eines Scheiterns bei auftretender Konkurrenz wie beim geschilderten Beispiel traut sich kein Konzern, VW dieses lukrative Geschäft abzujagen.
Die zu veranschlagenden Entwicklungskosten, um ein dem Iltis überlegenes Auto anbieten zu können, sind bei Risikoabwägung für Opel nicht zu rechtfertigen. Das führt im Ergebnis zum Monopol zugunsten Volkswagen, die wiederum ohne Konkurrenz den Preis künstlich hoch halten können.
Da erhebt sich sogleich wie immer die Frage, wieso eine private Firma überhaupt ein Monopol erreichen darf. Oder: Warum baut die Bundeswehr den Jeep nicht gleich selbst in Eigenregie? Die wissen doch am Besten, was für Anforderungen ein Jeep erfüllen muss.
Hierfür ist der Iltis für die Bundeswehr zugegebenermaßen ein schlechtes Beispiel, weil Volkswagen als führender Automobilhersteller das geforderte Knowhow umsonst in die Waagschale werfen kann. Die Kosten für den Aufbau an Fachkompetenz wären für den Staat ineffizient, da zahlt man lieber Volkswagen etwas drauf.
Jedoch selbst wenn die Nachfrager wir alle sind, kann ein Monopol sinnvoll sein. Dann muss es aber ein staatliches Monopol sein. Das hatte ich im vorherigen Teil schon angesprochen, als konkretes Beispiel – auch aus aktuellem Anlass – soll hier die Grundversorgung mit Wasser betrachtet werden.
Konzerne wie Veolia haben ja stellenweise schon die kommunalen Wasserversorger übernommen. Sicherlich müssen die privaten Anbieter ebenfalls die Qualität des eingespeisten Wassers überprüfen, bloß wer prüft Veolia? Traditionellerweise würde ich bei einer staatlichen Kontrolle mehr Vertrauen haben, damit nicht aus Kostengründen minderwertiges und evtl. gesundheitlich bedenkliches Wasser aus den Hähnen tropft.
Bedenklich halte ich es, dass Konzerne wie Nestle sich in Südamerika engagieren und sich dort die Rechte am Wasser und deren Verwertung sichern. Gerade dort, wo Wasser eh knapp ist und die Leute von Haus aus kaum Geld zur Verfügung haben, wird hierdurch unnötigerweise Druck auf diese Menschen ausgeübt. Kinder, die aus dreckigen Pfützen Wasser trinken müssen, sollten eine Schande für jeden Nestle Manager sein.
Wasser ist lebensnotwendig und damit unverzichtbar, damit spielt man nicht. Das Know How ist hier übrigens beim Staat vorhanden, denn der hat die Versorgung schon immer geregelt. Ein privater Anbieter müsste sich die Kompetenz zuerst einmal aneignen, was wiederum mit Kosten verbunden ist.
Eins darf man nämlich bei derartigen Monopolen, und dies gilt auch für das Iltis Beispiel, niemals vergessen: Gerade ein multinationaler, gesichtsloser Konzern hat immer den Profit im Auge. Dem wird alles untergeordnet. Fehlt dazu noch eine Konkurrenz in Form alternativer Anbieter, ist das wirksamste Argument der Befürworter der freien Märkte ausgehebelt.
Ohne Konkurrenz kein „belebender“ Wettbewerb. So einfach ist das.

Samstag, 20. Februar 2016

Uncle Fester: Das Orakel vom Berge 2/3

Der politische Hintergrund wird nur kurz skizziert und bildet lediglich die Bühne für das Geschehen. In dem Roman tauchen verschiedene Hauptpersonen nebeneinander auf, deren Lebenslinien sich im Verlauf der Story mal kurz, mal lang miteinander kreuzen. Diese Protagonisten leben übrigens alle in dem japanisch besetzten Teil an der Westküste oder in den Pufferstaaten.
Oder tauchen unvermittelt dort auf wie Rudolf Wegener, ein Agent der deutschen Abwehr. Wegener trifft sich, als schwedischer Geschäftsmann getarnt, mit dem Leiter der japanischen Handelskommission von San Francisco, Mr. Tagomi. Er möchte einen weiteren Weltkrieg verhindern, indem er Mr. Yatabe (Chef des japanischen Generalstabs) vor den Nazis warnen will. Diese wollen nämlich einen Zwischenfall a la „Gleiwitz“ inszenieren und Japan mit einem atomaren Schlag ausschalten. Wegener entgeht der Verhaftung des deutschen Sicherheitsdienstes nur, weil Mr. Tagomi die 2 Agenten erschießt. Das Schicksal von Wegener bleibt aber letztendlich offen, weil er nach Deutschland zurückkehrt, wo er von der Waffen SS empfangen wird.
Frank Frink wurde von seiner Firma, die Fälschungen von ehemaligen amerikanischen Alltagsgegenständen herstellt, entlassen. Mit seinem ehemaligen Vorarbeiter Ed McCarthy fertigt er daraufhin diese bei den japanischen Besatzern als Antiquitäten außerordentlich beliebten Sammlerstücke an und verkauft diese (Edfrank Schmuckstücke) auf Kommission über den Antiquitätenladen von Robert Childan. Frinks früherer Arbeitgeber denunziert ihn schließlich als Juden. Frink wird verhaftet und soll an die Deutschen über Mr. Tagomi ausgeliefert werden. Tagomi verhindert dies jedoch, weil er sich wegen Wegener über den deutschen Sicherheitsdienst ärgert. Frink kommt frei und weiß nicht mal warum.
Robert Childan hat sich als Antiquitätenhändler einen guten Ruf bei den Japanern erarbeitet und glaubt anfangs tatsächlich, das seine gesammelten Alltagsgegenstände Originale sind, dabei ist der Großteil gefälscht. Childan ist ein chronischer Opportunist; er biedert sich einem jungen japanischen Ehepaar (Betty und Paul) an, dabei schwankt er permanent zwischen Bewunderung und Abscheu der japanischen Kultur, außerdem ist er gleichzeitig Bewunderer der deutschen Herrenkultur und Rassist. Erst als Paul ein Schmuckstück, das Childan Betty geschenkt hatte, per Massenanfertigung als billige Glücksbringer über Childan in den Handel bringen will, entdeckt dieser auf einmal seinen amerikanischen Nationalstolz und ringt Paul eine Entschuldigung hierfür ab.
Mr. Tagomi ist zerrissen, er schwärmt sowohl für die amerikanische Kultur wie auch für die fernöstliche, buddhistische Tradition. Schließlich eröffnet ihm ein Schmuckstück aus der „Edfrank Kollektion“ in der berühmten Schlussszene den Zugang zu einer anderen, vermeintlich unseren Realität.
Juliana Frink ist die Exfrau von Frink und lebt als Judolehrerin in Colorado, also einem Pufferstaat. Sie hat eine Affäre mit dem italienischen Trucker Joe Cindella, der in Wirklichkeit Schweizer und deutscher Spion ist. Cindella zeigt ihr das verbotene Buch „Schwer liegt die Heuschrecke“ von Hawthorne Abendsen. In jenem Buch wird ein anderer Geschichtsablauf geschildert, in dem die Achsenmächte den 2. Weltkrieg verloren haben. Cindella und Juliana wollen Abendsen besuchen, der angeblich in einer Art Festung auf einem Berg leben soll. In Denver entdeckt Juliana die wahre Identität des Schweizer Killers Cindella und tötet ihn. Am Ende findet sie Abendsen, der in einem stinknormalen Haus vollkommen unauffällig wohnt. Abendsen erklärt Juliana, das er das Buch unter Einfluss des I Ging geschrieben habe.
Die Niederlage der Achsenmächte sei die innere Wahrheit des Buches, so die Auskunft des I Ging, als Juliana das Orakel zum Buch befragt. Dieses Resümee steht als Abschluss des preisgekrönten Romans von Dick und bietet Interpretationen logischerweise reichlich Nahrung.
Mir fiel noch auf, das das Heuschreckenbuch im Original „The Grashopper lies heavy“ heißt, was wegen der Doppeldeutigkeit von „lügen“ und „liegen“ nochmal zusätzlich an Reiz gewinnt. Im Deutschen geht dies dummerweise verloren. Auch wurde bei allen positiven Berichten über Dicks Roman häufig außer Acht gelassen, das sich die geschilderte Welt des Heuschreckenbuches von unserer Realität noch einmal unterscheidet. So konnte die sowjetische Armee Stalingrad nur dank des Eingreifens britischer Truppen halten. Das Hitler und Goebbels von den Engländern lebend gefasst und in Nürnberg abgeurteilt wurden, ist nicht so wesentlich wie der beginnende kalte Krieg zwischen den stark bleibenden Briten unter Churchill, der jahrelang Premierminister bleibt, und den schwächelnden Amis. Die Sowjetunion spielt in einer Welt unter britischer Führung keine Rolle.
Ich interpretiere (für mich) „das Orakel vom Berge“ als einen Roman über menschliche Stärken und Schwächen an sich. Denn selbst unter der Horrorvision eines totalitären Polizeistaates gehen die Menschen weiterhin ihrem Leben nach, weil sie es eben müssen.Liebe, Glück oder Leid scheren sich eben nicht um politische Systeme oder Ideologien. Diese Erkenntnis ist elementar, denn ein noch so gutes politisches System allein macht die Menschen nicht glücklich. So habe ich schon seit geraumer Zeit den Eindruck gewonnen, das je wichtiger Herrn X eine “gerechte“ Welt ist, desto weniger liegen ihm die Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen am Herzen. Auch werden die Japaner, anders übrigens als in der Serie von Ridley Scott, durchaus menschlich und positiv gezeichnet. Richtig böse sind hier lediglich die deutschen Nazis, und die sind weit weg im Osten Amerikas, wo die Handlung gar nicht stattfindet.
Die dem Roman innewohnende fehlende Glitzerwelt der 60er Jahre wird dann auch nicht wirklich vermisst, denn alle Personen fühlen sich in ihrer Welt auch ohne den „american Way of Life“ wohl, selbst unter japanischer Herrschaft. Und als Mr. Tagomi dank des Schmuckstücks auf einmal in unserer Realität neben einem stark befahrenen Interstate Highway steht und vor lauter Lärm und Gestank wieder in seine Realität zurück will, da macht Dick seine Kapitalismuskritik deutlich. Deshalb ist „das Orakel vom Berge“ für mich auch ein höchst politisches Buch, anders als es die Rezensionen vieler Science Fiction Fans vermuten lassen.
Ridley Scott hat von Dicks Roman nur noch grob die Handlungsstränge übrig gelassen. Mit Obergruppenführer Smith fügt er einen Charakter hinzu, der im Roman gar nicht erwähnt wird und verlegt einen wesentlichen Teil der Handlung in das „Greater Nazi Reich“ an der Ostküste. Da die Japaner in der Serie auch wesentlich brutaler und rücksichtsloser agieren, gerät der von mir vermutete politische Hintergedanke von Dick vollkommen in den Hintergrund. Einerseits finde ich das schade, andererseits halte ich diese Alternativwelt für realistischer als die Schilderung von Dick, da sich die Japaner im 2. Weltkrieg auch nicht besser aufgeführt hatten als die Nazis und dies sicherlich nicht abgelegt hätten, wenn sie den 2. Weltkrieg mit den Deutschen zusammen gewonnen hätten.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Uncle Fester: Das Orakel vom Berge 1/3

Ende Januar hatte ich „The Man in the High Castle“ durch. Diese Serie auf Amazon Prime hatte schon vor der Ausstrahlung für Aufsehen gesorgt. Dank einer geschickten Werbekampagne bekamen sie das gewünschte Medienecho.
So grüßte die Freiheitsstatue mit Hitlergruß von den Plakaten; in New York wurden die Sitze einer U Bahn mit den fiktiven Wappen der beiden Großmächte der Serie, Japan und „the greater Nazireich“, versehen. Das löste im Netz einen Sturm der Entrüstung aus, so das der Gouverneur von New York eingriff und die U Bahn aus dem Verkehr zog.
Es ist erstaunlich, das selbst 53 Jahre nach Erscheinen des Romans die amerikanische Seele derart verstört ist, das sie sich nicht mit der Fiktion auseinandersetzen will, den 2. Weltkrieg verloren zu haben und in einem Überwachungsstaat leben zu müssen, wie es das deutsche Reich unter den Nazis oder aber auch mit Abstrichen die DDR gewesen waren.
Aber vielleicht hilft der Erfolg der Serie bei Netflix, dass Bernie Sanders doch eine Chance hat, amerikanischer Präsident zu werden, weil immer mehr Amis inzwischen dämmert, das sie genau in dieser Art von Überwachungsstaat leben, der in „The Man in the High Castle“ beschrieben wird. Doch zuerst zurück zu 1962.
Nach einer längeren Schreibpause veröffentlichte Dick „The Man in the High Castle“, dtsch. „Das Orakel vom Berge“ 1962. Dieser Roman gewinnt den begehrten „Hugo Gernsback Award“, obwohl hier die klassischen Science Fiction Elemente wie Aliens, Raumschiffe oder auch neue technische Erfindungen fehlen. Dick schildert hier lediglich eine Parallelwelt im selben Jahr, also 1962. Und eben dies ist für die damals fortschrittsgläubigen und konsumfreudigen Amerikaner ein Schlag ins Gesicht. Für den normalerweise gebildeten Science Fiction Leser, der eher kritisches Denken gewohnt ist, war allein die Idee so verlockend, das dieser Roman Kultstatus erreichte, auch über die Klientel der Nerds hinaus.
Folgendes Szenario liegt an: Die Achsenmächte haben 1947 den 2. Weltkrieg gewonnen, der Unterschied zu unserer Realität setzt bei Dick mit der Ermordung von Franklin D. Roosevelt 1933 ein. Die USA werden von den Siegermächten kontrolliert. Westlich der Rocky Mountains herrschen die Japaner, während die deutschen östlich der Rockies die Herrschaft ausüben. Der restliche Bereich ist neutral und bildet die „Rocky Mountain Staaten“.
Es ist kein Roman über einen glorreichen Widerstand und die Befreiung von „Gods own Country“, sondern lediglich die äußerst ernüchternde Schilderung des Schicksals verschiedener Einzelpersonen, die lediglich miteinander gemein haben, das sie das „“I Ging“ für ihr Leben zu Rate ziehen. Genial schildert uns Dick diese Alternativwelt in einer entwaffnenden Normalität; Es gibt weder Pläne noch Hoffnung, das faschistische System zu stürzen. Die Japaner werden sogar noch sehr menschlich und eher positiv gezeichnet, ja man könnte sich sogar die Frage stellen, ob das Leben im San Francisco des Romans ohne den Turbokapitalismus und der allgegenwärtigen wie bunten Werbewelt unserer Realität sogar schöner wäre.
All das und mehr bietet uns Dick mit diesem Werk, bloß keine stringente Handlung. Das könnte auch daran liegen, das er den Roman selber unter Einfluss des I Ging geschrieben hat. Ich sage es noch einmal anders: Dieser Roman war 1962 deshalb subversiv, weil er es eben nicht ist. Diese Normalität des Lebens unter den Nazis mit all den schlechten, aber auch guten Menschen, war und ist bis heute vor allem für Amerikaner nicht begreifbar, weil sie die Zeit der Naziherrschaft (wie auch die DDR, das sollte man nicht außer Acht lassen) nur als Terror gegen die Bevölkerung verinnerlicht haben.
Im Prinzip zeigt Dick mit dem Roman auf, das das Leben auch in Unrechtssystemen weitergeht. Und damit indirekt auch, das ja auch in unserer, realen Welt nicht alles Gold ist, was glänzt. Diese eher unterschwellige Botschaft ist gerade in der heutigen Zeit, über 50 Jahre später, wichtig, da der bisher beliebte Turbokapitalismus mehr und mehr an seine Grenzen stößt, weil auch dieses System Menschen unterdrückt, wenn es sich bedroht fühlt. Nicht das Du jetzt glaubst, Dick (oder ich) wollte die Naziherrschaft verharmlosen. Dazu werden im Roman zu viel schmutzige Dinge geschildert, wie wir sie von Nazis auch erwarten. Nein, es geht nur darum, das die Menschen trotz des Terrors der Staatsmacht ihr Leben leben (müssen), ob sie daran verzweifeln oder nicht. Da denkt man eben nicht primär an die Bildung einer Widerstandsbewegung, wie wir uns das in unserem jugendlichen Leichtsinn früher immer so ausgemalt hatten, wenn wir über die Nazizeit und die Rolle unserer Eltern in diesem System nachdachten.
Es gibt Unterschiede zwischen dem Roman und der 50 Jahre später von Ridley Scott (wer sonst außer dem Regisseur von Blade Runner hätte es machen können?) gedrehten Story. Das hat durchaus auch Vorteile, aber zuerst zum Roman.

Samstag, 13. Februar 2016

Johnny Burnette Trio 3/5

Bei Coral kümmerte sich A & R Manager Bob Thiele um die Band. Für die Debut Session im alten Pythian Temple organisierte er ein 32köpfiges Orchester. Bei dieser ersten Session war der Drummer Eddie Grady der einzige Musiker aus der Studio Band, die das Label dem Johnny Burnette Trio zur Verfügung stellte, mit dem die Band etwas anfangen konnte.
Er selber hatte eine eigene, nicht sehr erfolgreiche Band namens Eddie Grady and the Commanders am Start. Bei der Aufnahme von „Tear it up“ sollte Grady lauter spielen, was er überhaupt nicht so gewohnt war. Aus Angst, seine Felle der Drums zu zerstören, schlug er schließlich auf die Kanten der Drums.
Das seinerzeit unveröffentlichte „Shattered Dreams“ war der erste in jener Session aufgenommene Song und verdeutlichte die unterschiedlichen Intentionen von Bob Thiele und der Band. Während sich die von Thiele organisierten Musiker des „Dick Jacobs` Orchestra“ über einen Verdienst von 41,25 € für die schmalzige Nummer freuen durften, überlegte Johnny diese Aufnahme noch zu mastern, um daraus eine Pop Ballade zu zimmern. Allein, dazu kam es nie.
Doch bereits in dieser ersten Session waren sie zu hören, die quasi patentierten Schreie von Johnny Burnette, die stilprägend für das gesamte Genre werden sollten. Wie Paul Burlison später erzählte, begann Johnny Burnette eines Nachts während eines Gigs mit den „Shrieks“, als er beim Zurückspringen auf der Bühne in eine Zigarette sprang, die Burlison gerade während des Spielens von seinem Gitarrenhals wegschnippelte.
Bob Thiele, der alte Fuchs, hatte die frühen Hits von Elvis Presley und Carl Perkins genau analysiert. Er kam zu der Ansicht, das eine Verstärkung der Höhen im Sound der Schlüssel für einen erfolgreichen Rock `n` Roll Song sein müssten. Deshalb sollte Paul Burlison auf seinem Verstärker die Höhen voll reindrehen und die Echos dankenswerterweise zurückhaltend einsetzen. Der Nachhall des Klangs der Gitarre beruhte somit eher auf dem natürlichen Echo des Studioraumes als auf den eher künstlichen Sound der seinerzeit üblichen Echokammern. Das fast schon zwickende Gitarrenspiel von Paul Burlison kam dadurch perfekt zur Geltung.
Trotz oder gerade wegen einiger verpatzter Akkordwechsel machte sich Paul Burlison im Kreise der wenigen frühen Rock `n` Roll Picker unsterblich. Insbesondere ist dies auf der Single „Tear it up“ aus dieser Session zu bewundern, ebenfalls auf der B Seite „You`re undecided“.
Doch auch wenn sich die Single nach ihrer Veröffentlichung im Juni 1956 in den Billboard Charts nicht platzieren konnte, so verkaufte sie sich auf vielen Märkten, gerade auch lokal, sehr gut. Hiervon angespornt, ließ die Gruppe bereits im Juli eine zweite Aufnahmesession folgen, diesmal in Owen Bradley`s Studio in Nashville. Herausragend bei dieser Session war natürlich die Coverversion von Tiny Bradshaw`s „Train kept a rollin`““.
Bei dieser Aufnahme kann man Paul Burlison`s unnachahmlichen, Maßstäbe setzenden Gitarrensound bewundern. DAS ist eine Rock `n` Roll Gitarre und nichts anderes. Der raue Sound beruhte auf einem losen Kabel in Burlison`s Verstärker und war für die frühe Ära der Rockmusik einzigartig. Doch leider erst die Yardbirds machten diese Art von Sound knappe 10 Jahre später hoffähig.
Diese Gitarre hatte nichts mehr mit Country oder Blues zu tun wie bei den anderen Musikern jener frühen Rockabilly Phase; der Sound von Burlison war vielmehr die Verschmelzung beider Stile zu einem eigenen und begeisternden neuen Sound. Und trotzdem wäre diese Aufnahme nicht einer der Mega Klassiker der Rockmusik, wäre da nicht der wilde, fast an die Brandrede eines Predigers erinnernde, hektische Gesang von Johnny Burnette.
Nicht nur Johnny, nein die gesamte Band entfernte sich bei dieser Aufnahme meilenweit von ihren Wurzeln des Hillbilly, mit dem sie noch Monate zuvor ihr Glück versucht hatten. Die Jahre 1954 bis 1957 waren die Zeit der Kreativität und gelten deshalb zu Recht als Geburtsstunde der heutigen Populärmusik. Doch leider erlebte dieser frühe Rockabilly Sound nur eine sehr kurze kommerzielle Blüte. Das große Geld verdienten dann doch andere Musiker, die sich einfach an den neuen Musikstil des Rock `n` Roll dranhängten.
In dieser zweiten Session im Juli 1956, die über vier Tage lief, wurden mehr als zwei Drittel der Aufnahmen des Johnny Burnette Trios aufgenommen. Es gibt leider keine anderen Aufnahmen aus jener Zeit, erst recht keine Live Mitschnitte, was nun wirklich bedauerlich ist. Der Studiobesitzer Owen Bradley ist hier teilweise am Piano zu hören.
In jenen Session nahm die Band auch andere, heute als Klassiker der Rockmusik geltende Songs auf. Die vom Johnny Burnette Trio eingespielten Coverversionen von „Honey Hush“, „Rock Therapy“ oder auch „Lonesome Train“ werden dank des für die damalige Zeit revolutionären Sounds als Originale verehrt. Hinzu kam die Eigenkomposition „Rockbilly Boogie“, dem dieser Teil des Rock `n` Roll seinen Namen verdankt: Rockabilly.

Donnerstag, 11. Februar 2016

Udorallala: Schmutzki

Die neue deutsche Welle lebt! Das ging mit jedenfalls durch den Kopf, als ich den ersten Song auf der CD „BaeM“ von Schmutzki hörte. Der Gesang von „Meine Party“, dem schmissigen Opener dieser bemerkenswerten CD, erinnert an Jawoll und ähnliche Kapellen der glorreichen 80er. Dazu ein Mädels Background; Keine Frage, der Song rockt.
Hinzu kommt ein klarer Gitarrensound, der mit so viel Druck bei der Aufnahmetechnik vor 35 Jahren nicht möglich war. Schön schneidend und hell, erinnert an Kraftklub aus Chemnitz, kommt aber ohne die Rap Attitüde aus. Stattdessen ebenfalls gute Texte zu Harmoniegesängen. Liegt, mal international gesehen, irgendwo in Richtung Green Day.
Punk ist halt nicht totzukriegen, wobei ich bei dieser wohl gefühlt 5. Nachfolgegeneration sagen muss, dass Punk hier eher zu einem reinen Musikstil verkommen ist, legt man mal die Maßstäbe an die Größen des deutschen Punks wie Slime, S.Y.P.H. oder Abwärts an. Nicht zu vergessen die deutschen Clash – Male!
Aber vielleicht ist die Heimat der Band für die trotz des knackigen Sounds für die fehlende Dreckigkeit verantwortlich: Konstanz am Bodensee. Betonburgen, Arbeitslose, Bettler und coole Neonkneipen passen einfach nicht zum Ländle. Dafür ist die Scheibe allerdings beachtlich. Drei zornige Männer aus der tiefsten Provinz, über 30 Jahre zu spät…
Trotzdem sehr erfrischend. Die Songs eingängig, verbreiten gute Laune. Da kann mir die Hamburger Schule gestohlen bleiben. Und alle Rapper bitte von der Bühne, jetzt kommt Musik! Meine Güte, wenn ich all die weichgespülten deutschen Pop- und Rocksongs höre, die entweder schlechte Mützen wie Bosse tragen (Glatze?) oder Sarah Connor, die Emotionen vortäuscht, damit die Stimme besser zur Geltung kommt.
„Piss gegen den Wind“ ist dagegen schon mal eine Aussage, die steht. Aah, ich seh gerade, die Band ist in Stuttgart beheimatet, aber die Jungs kommen aus Konstanz. Fanta 4 hatte ja seine Momente, ganz klar, aber Schmutzki bläst die mittlerweile älteren Herrschaften von der Bühne. Da heißt es schnell zugreifen, Männer, die nächste CD wird wahrscheinlich schon schlechter. So läuft es halt im Business.
Viel mehr fällt mir zur Band im Moment nicht ein. Vielen Dank an Pocke für diesen CD Tip jedenfalls. Der Mann hat immer noch ein feines Näschen für gute Mukke.

Samstag, 6. Februar 2016

Contramann: kurz gesehen im Februar

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article151084213/Erstaunlich-wie-Feministen-die-Realitaet-ausblenden.html
Diese Art von Kommentar hatte ich zu den Reaktionen auf die Gewalt in der Silvesternacht in einigen deutschen Städten noch gesucht. Bezeichnend für die verstörend gekippte Stimmung meiner politisch eher „links“ stehenden Meinung steht dies in der Welt.
Ich kann dem Kommentar nur zustimmen. Dieser Versuch der eher politisch korrekt denkenden Leute, die pauschale Schuldzuweisung an eine größere Gruppe (Flüchtlinge) zu geißeln, ist zwar verständlich und in soweit richtig, dass natürlich nicht jeder Flüchtling ein „Antänzer“ ist, der Frauen belästigt.
Aber der Versuch von vor allem feministisch denkenden Kreisen, jetzt eine andere große Gruppe, nämlich Männer an sich, pauschal an den Pranger zu stellen und die Nationalität der Täter mal so eben zu ignorieren, finde ich einfach nur noch zum Kotzen.
Solche Leute sind in meinen Augen ähnlich schlimm wie irgendwelche national gesinnten geistigen Brandstifter, da beide Gruppen eines gemeinsam haben: Die eigene Weltsicht wird auf Teufel komm raus vertreten, selbst wenn sich diese Weltsicht durch die Geschehnisse als falsch erweisen.
Natürlich waren die Antänzer in Köln am Silvester auch Männer. Aber sowohl in Köln als auch in Hamburg, Leverkusen und sonst wo waren es eben fast ausschließlich arabische Männer aus Nordafrika mit Bleiberecht oder eben auch Flüchtlingsstatus; das kann man doch nicht einfach mal so eben ignorieren, bloß weil das eigne Weltbild nicht mehr hinhaut.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/fluechtlinge-als-chance-fuer-rentensystem-in-deutschland-14030367.html
Au weia. So logisch die Argumente von Axel Börsch-Supan auf den ersten Blick auch klingen, so schwachsinnig ist das Ganze bei näherem Hinsehen.
So entkräftet er das hingeworfene Argument des Interviewers mit den lediglich 10% Anteil an Syrern mit Berufsabschlüssen mit dem lapidaren Hinweis auf emotionale Fähigkeiten und psychischer Widerstandsfähigkeit, auf die es ankommen würde.
Das ist ja das Neueste! Seit wann zählt denn so etwas auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Aber wenn es um die Betreibung eines Standes auf dem Flohmarkt oder ähnliche Gewerbe geht, da ist so etwas gefragt und wird ja auch schon seit den 90ern von verschiedenen Gruppen von Migranten praktiziert. Selbst da wird dann der Markt jetzt langsam eng.
Hier darf ein Verweis auf den Background dieses „Spezialisten“ nicht fehlen:
https://lobbypedia.de/wiki/Axel_B%C3%B6rsch-Supan
Schreibt auch für den Blog der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
Reicht schon.

http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/schaeuble-scheitern-von-ttip-waere-absurd_id_4738613.html
So, jetzt aber mal zu einem eigentlich wichtigerem Thema. TTIP. Der Schäuble wird hier auf Focus Money in einem kurzen Statement zitiert. „Deutschland brauche Wettbewerb und Druck durch den Welthandel“.
Das ich nicht lache. Und das selbstverständlich an der Seite unserer Freunde aus den USA. Unserer g u t e n Freunde. Wenn ich noch mehr von so nem Schrott hören muss, dann krieg ich aber Tourette, das sag ich Dir, Alter!

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/die-demokratie-stirbt-in-der-mitte-augstein-kolumne-a-1046973.html
Herr Augstein hat wieder das Wort. Die „Gutmenschen“ wie Augstein (oder ich, bin ja selber einer) kann man zur Zeit kaum ertragen, wenn es ums Thema Flüchtlinge geht. Da geht es im Dschungelcamp ehrlicher zu. Aber zu einem eher philosophischen Thema wie hier…
Es stimmt. Die politische Mitte ist der Ort der (faulen) Kompromisse und der Korruption. Es fehlen die Ideen, dort, wo immer nur der kleinste gemeinsame Nenner regiert.
An dieser Stelle kommt das Internet ins Spiel. Das frische Ideen aus dem Internet kommen und im Ausland (Spanien, Griechenland, aber auch Corbyn in England als neuer Labour Chef) in starke linke Bewegungen münden, unterschreibe ich gern. In Deutschland dagegen nicht, das hat Augstein richtig erkannt.
Ich sag Dir jetzt auch warum, lieber Jakob, da Du dies wohl übersehen hast: Deutschland hat (fast) als einzige Nation vom Euro profitiert und es geht uns hier allen noch gut. Das gilt selbst für Arbeitslose und Rentner, die in anderen Staaten eben weniger oder gar keine Leistungen der Wohlfahrt erhalten.
Und diese wirtschaftlichen Nöte des „kleinen Mannes“ sind schon immer die Grundlage radikaler Bewegungen gewesen, links wie rechts. Und wenn Du für das Elend eine andere Nation bzw. Staat verantwortlich machen kannst, dann wirst Du „links“.
Wenn es Dir aber eher „gefühlt“ schlecht geht in einer Gesellschaft, der es insgesamt oder auch im Schnitt eben immer noch sehr gut geht, dann bekommst Du Verlustängste. Und die liegen nun mal im Schrank rechts unten.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/zuwanderung-ttip-grosskonzerne-die-deutschen-sind-zu-satt-a-1047355.html
Genau. Wie im Link zuvor. „Wir“ sind einfach zu satt. Ansonsten hier auch wieder ein schlimmer Agitprop Artikel: „in einem Land, das ohne Zuwanderung in den kommenden Jahrzehnten einen beispiellosen Niedergang erleiden wird.“
Und die Drohung gegen Ende: „Wer sich globalisierungssatt zurücklehnt, lebt gefährlich.“
Genau. Und vom Onanieren bekommt man krumme Finger!

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-krise-merkels-schneeballsystem-a-1048433.html
Das mittlerweile dritte Hilfspaket für Griechenland wurde letzten Sommer verabschiedet und schaffte es als Thema nochmal kurzfristig in die Hitparade äh Schlagzeilen.
Vollkommen richtig weist Münchau in seiner Kommentierung darauf hin, das die von der deutschen Regierung forcierte Verschiebung von Schulden in die Zukunft irgendwann zum Knall führt. Obwohl… Bislang gab es in der Geschichte der Menschheit periodisch Kriege, wodurch das Wirtschaften der jeweiligen Gesellschaften auf Null gestellt wurde. Vielleicht hofft die Merkel ja auf diesen Effekt?

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-wenn-die-troika-nach-berlin-kaeme-a-1048662.html
Bleiben wir in Griechenland. Hier eine schöne Glosse. Was wäre, wenn die Troika mal in Deutschland statt in Griechenland Missstände angehen würde?
Schön und entlarvend hier das Beispiel mit dem Apothekenmarkt. Nach der Troika sollen die Apotheken in Griechenland bestimmte Monopole aufgeben. Rezeptfreie Medikamente könnten dann auch in anderen Läden verkauft werden, Apothekenketten würden erlaubt.
In Deutschland hat sich die Politik diesbezüglich ja nicht durchsetzen können…

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlinge-es-heisst-jetzt-refugee-kolumne-a-1049698.html#ref=meinunghp
Selbst Fleischi hatte bereits Ende August Abschiebungen angemahnt und damit Positionen von Pegida angeeignet, wie Kritiker seiner Person (gehöre ich sonst auch dazu) richtig angemerkt haben. Jetzt, Anfang 2016, haben selbst Cem Özdemir oder Sarah Wagenknecht ähnliche Gedanken geäußert.
Was schließen wir daraus? Hatte Pegida im Winter 2014/15 etwa doch recht?

http://www.heise.de/tp/news/Notfalls-auch-Schusswaffen-an-der-Grenze-einsetzen-3088395.html
Endlich das Interview mit Frauke Petry im Wortlaut. Wenn sich all die Leute, die nach den Schlagzeilen Petry in die ultrarechte Ecke stellen wollten, vorher mal diesen hier dokumentierten Hergang des Interviews angeschaut hätten, müssten sie den Vorwurf an Petry zumindest überdenken. Denn Steinmeier oder Merkel hätten bei gleicher Befragungstaktik auch bei diesem ominösen § 11 UZwG landen müssen. Lediglich die größere Routine im Umgang mit Medien hätte die beiden vor einer Blamage erspart.
Aber anyway, warum fordert keiner der Petry Kritiker eine Abschaffung oder Konkretisierung im Falle von unbewaffneten Grenzgängern des § 11 ? Genau diese Frage sollte uns jetzt beschäftigen, nicht Frau Petry als Person.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article151819746/Arabisch-soll-in-Deutschland-zum-Pflichtfach-werden.html
Das Beste kommt zum Schluss. Diese Meldung ist so was von abstrus, das sich ein weiterer Kommentar erübrigt.

Montag, 1. Februar 2016

Hartmudo: Kasalla, Come on !

Das diesjährige Dschungelcamp ist wieder vorbei und ich habe mir dieses „Event“ nicht entgehen lassen. Allen, die jetzt die Nase rümpfen und sagen: „So einen Schrott gucke ich nicht, wie kannst Du nur so eine niveaulose Sendung gucken?“ sage ich nur folgendes:
Am nächsten Tag wurde Deutschland Europameister im Handball und Du hast auch gejubelt und mitgefiebert. Was ist mit Fußball, Deinem Lieblingsverein? Oder oder oder. Erzählt mir nichts von Niveau, Leute, sonst gibt`s gleich Kasalla.
Zuletzt hatte ich das Dschungelcamp vor 5 Jahren etwas intensiver geschaut, als der heutige Berliner Gastronom Peer Kusmagk gewann. Die Romanze zwischen Jay Khan und Sarah Knappik sorgte damals für Quote. Auch machte Matthieu Carriere eine gute Figur, im Gegensatz zu Rainer Langhans.
Aber dieses Jahr gab es noch einmal eine Steigerung. Die Entscheidung für dieses mal 12 Teilnehmer in zwei Gruppen war wohl dem 10jährigen Jubiläum geschuldet. Denn schon nach wenigen Tagen wurden beide Camps kommentarlos zusammengelegt.
Ebenso kommentarlos waren Gunter Gabriel und Rolf Zacher, zwei Typen, die ich ansonsten sehr schätze, für die Dschungelprüfungen gesperrt. Gabriel hörte dann relativ schnell nach ca. 5 Tagen freiwillig aus, während Rolf Zacher von Dr. Bob am Anfang der K.O. Phase zwangsweise entfernt werden musste. Wahrscheinlich hat der wie ein Zombie umhertapsende Zacher gar nicht mehr geschnallt, wo er sich überhaupt befand. Das reinste Trauerspiel, der Mann. Ich denke, der gute Rolf ist mittlerweile pflegebedürftig. Wenn Jürgen Milski sich nicht um ihn gekümmert und z.B. zur Toilette geführt hätte, dann wären die Bohnen für Zacher in die Hose gegangen.
wie immer interessierte Zuschauer
Überhaupt Jürgen Milski, die Kultfigur aus der allerersten Big Brother Staffel und Schlagerstern in der Malle Szenerie. Lange Zeit blieb er sehr blass und unscheinbar. Erst als Ricky Harris die Segel streichen musste, konnte er sich besser in Szene setzen. Doch bevor seine Männerfreundschaft mit Thorsten Legat in eine zärtliche Beziehung münden konnte, war es auch für ihn an der Zeit zu gehen.
Da waren David Ortega und Ricky Harris schon längst wieder im Hotel. Ersterer glänzte mit einigen göttlichen Erklärungen, die eine Intellektualität vortäuschen sollten, die bei ihm einfach nicht vorhanden war. Der Charme seiner dümmlichen Kommentare war jedoch irgendwann verflogen, bevor es nur noch nervte. Gut, das er raus musste.
Bei Ricky verhält es sich anders. Der Aushilfs Roberto Blanco, mittlerweile Bademeister im Kurbad von Bad Wörrishofen, hatte nach einer von Helena Fürst verpatzten Dschungelprüfung seinen größten Auftritt. Der völlig ahnungslose Ricky liess sich von der Fürst aufs Glatteis führen und wünschte ihr anscheinend permanent die Prüfungen, so stellte es Helena hinterher jedenfalls dar. Hier zeigte sie zum ersten Mal ihre Hinterfotzigkeit, für die sie seither wohl bis in alle Ewigkeit von uns allen gehasst werden wird.
Die weinerliche Verletztheit ob der Fehleinschätzung durch den Rest der Mitcamper rückte ihn näher in den Focus. Doch Ricky konnte dies nicht zu seinem Vorteil nutzen, denn jetzt begann die große Zeit der Exzentriker. Er stellte zwar noch einige Glücksgefühle ob einer bestandenen Prüfung zur Schau, aber sein insgesamt doch hilfloses Geplapper konnte ihn nicht retten und so war für ihn bald Schluss.
Jenny Elvers und Brigitte Nielsen blieben vollkommen im Hintergrund. Jenny konnte sich nicht in den Vordergrund spielen, als die Sprache endlich auf ihre überwundene (wirklich?) Abhängigkeit vom Alkohol kam. Chance vertan. Und Brigitte, die ehemalige Dschungelkönigin und Gewinnerin des vollkommen überflüssigen Sommercamps, erarbeitete sich nicht einmal eine Chance. Die irgendwie nette Dänin hatte zu wenig Konfliktpotential zu bieten und war dann auch richtig erstaunt, als sie (viel zu spät) rausgewählt wurde. Statt ihrer hätte ich gern Ricky noch etwas länger ertragen.
Und Nathalie Volk? Eine absolut nichtssagende Persönlichkeit, maximal eine schöne Prinzessin. Mit 19 ist sie natürlich noch jung, aber sie sollte sich lieber einen reichen Ehemann suchen und gut ist. Muss ja auch nicht jede ins Fernsehen.
Kommen wir nun zu den letzten 4, den wirklich großen Vier, die alle den Sieg verdient hätten. Wobei wohl niemand gerne Helena Fürst auf dem Siegerpodest gesehen hätte. Seit ihrem Auftritt hat der Begriff „Kotzbrocken“ endlich ein Gesicht bekommen. Allein ihre angeschweißten Dreadlocks waren eine allererste Kampfansage. Immer wieder suchte sie die „Konfro“; auch so ein wunderschöner Begriff, der es verdient hat, in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen zu werden. Das sie anfangs 6 Prüfungen hintereinander absolvieren musste und jedes Mal eine schlechte Figur dabei abgab, war schon irgendwie tragisch.
Weil sie jedoch gerade ihr Versagen durch Beleidigung ihrer Mitstreiter zu übertünchen versuchte, machte sie zwar einerseits interessant, so dass sie auch sehr weit kam im Wettbewerb, aber auch dermaßen unsympathisch, dass sie in nächster Zeit wohl ohne Maske nicht aus dem Haus gehen kann.
Ihre Streitereien gegen Ende der Spektakels mit dem Legat waren höchst unterhaltsam. Noch ein Wort, und er schlägt gleich zu. Dachten wir doch alle, oder? Hierbei zeigte Helena überraschend vorhandene Qualitäten in der Manipulation ihres Gesprächspartners. Da konnte Legat intellektuell nicht mithalten und ließ sich von ihr immer wieder in die Ecke trieben, bis er einmal sogar als Verunglimpfer von Alleinerziehenden dastand. Zu guter letzt erwies sich Helena mehr und mehr als gestörte Persönlichkeit, die dringend psychologischer Hilfe bedarf. Mitleid ist jedoch bei ihr nicht angebracht.
Der Jubelschrei von Thorsten, als die Zietlow die „Entscheidung“ der Zuschauer bekanntgab, das Helena herausgewählt wurde, sprach Bände. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen in Deutschland in dieser Sekunde ebenfalls „Yes!“ geschrien haben.
Thorsten Legat wiederum steigerte sich im Laufe des Camps zum Dschungel Terminator, hatte aber offensichtlich eine geringere Fanbase als Sophia oder Menderes. Er ist und bleibt in meinen Augen eine ehrliche Haut, dessen Einstellungen und Ansichten ich nun wirklich nicht immer teile, aber die mir Respekt abverlangt, da er sein Ding konsequent durchzieht und dabei doch gegen alle Widerstände authentisch bleibt.
Stellenweise wirkte er wie ein großes Kind, wenn er eine Prüfung erfolgreich absolviert hatte oder sich vorher mit „Kasalla“ hoch puschte. Im krassen Gegensatz zu den anderen Momenten, als Thorsten z. B. weinend von der Vergewaltigung durch seinen Vater erzählt. Oder die große Machonummer, als er Menderes ob seiner Jungmännlichkeit aufrütteln wollte mit den Worten „Du hast doch Eier in der Büchse!“
Come On, Mädels !
Gerade der Feldwebel in Thorsten – hier im guten Sinne – zeigte, das hier einer mit ganzem Herzen bei der Sache war. Er vergeigte die Prüfung mit Menderes und Milski beim blinden Ansagen während der Prüfung mit dem Jeep, entschuldigte sich hinterher dafür und nahm das Scheitern voll auf seine Kappe.
Da war einer dabei, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Gerade wegen seines Fauxpas bleibt er mir sympathisch. „Am Ende noch alleinerziehend? Ganz toll!“ meint eben nicht, das er generell Frauen dies nicht zutraut, sondern nur Helena Fürst. Denn derart desolat, wie sie sich aufführte, fehlt da auf alle Fälle ein Gegenpol bei der Erziehung. Das arme Kind.
Wie schon erwähnt, hatte er im Endspurt dann gegen Sophia Wollersheim und Menderes keine Chance. Sophia selbst nutzte die sich ihr bietenden Chancen und stach im Laufe der Staffel höher eingeschätzte Mädels wie Brigitte oder Jenny klar aus. Ihre dicken Dinger waren am Anfang zwar schon ein Hingucker, aber so nach und nach entpuppte sich Sophia als Klassefrau, die so einiges in der Birne und das Herz auf dem rechten Fleck hat. Ähnlich gewieft wie die Katzenberger, aber eben nicht so überdreht.
Ich schaute immer weniger auf ihre Hupen – die braucht Sophia wirklich nicht. Ich würde sie fast schon als guten Kameraden charakterisieren.
„Entweder Deutschland gefällt nun jemand, der lieb ist und aktiv und eine Superfrau und seine Meinung sagt. Oder Deutschland gefällt jemand, der einfach nur lieb ist und nichts sagt." Soviel ihr Kommentar Menderes gegenüber in der Schlusssequenz, der ihr vielleicht doch den Sieg gekostet hat. Und doch hat sie damit den Nagel auf den Kopf getroffen.
Menderes blieb lange Zeit blass, aber als er dem geneigten Voyeur am Fernsehgerät daheim klar machen konnte, das er seinen Traum lebt und gegen alle Anfeindungen jedes Jahr erneut bei „Deutschland sucht den Superstar“ auftaucht, bloss um jedes Mal zu scheitern, da sammelte er Pluspunkte. Dieser schüchterne Typ springt über seinen Schatten und überwindet sich, ist sich nicht zu schade zur Blamage.
Mit „Come on“ oder auch „never give up“ pusht er sich dann auch durch die Dschungelprüfungen. Ein letzthin stiller und scheuer Sieger, aber eben kein Aufschneider, sondern ein bescheidener Mensch wie Du oder ich eben auch.
Das ganze wurde wie immer gehässig von Sonja Zietlow und Daniel Hartwich kommentiert, dem Format durchaus angemessen. Darf man halt nicht so ernst nehmen, ist halt RTL. Nächstes Jahr wird es nur schlechter sein können, dieses Jahr war es wirklich ein Highlight.
Come on ! Kasalla !