Dienstag, 23. Februar 2016

Special: Contramann – Nur noch kurz die Welt retten

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Man muss in einer Volkswirtschaft eben entscheiden, wo ein freier Markt sinnvoll ist und wo nicht. Der freie Markt im Kapitalismus muss gegenüber einer Planwirtschaft des Sozialismus einen Mehrwert bieten und umgekehrt, nur dann macht es Sinn.
Eine Grundvoraussetzung des freien Marktes ist übrigens auch eine Vielzahl an Nachfragern, sprich Kunden. Wenn nämlich die Zahl der Anbieter noch so hoch ist, das von einem Oligopol keine Rede sein kann, dann sollte die Zahl der Nachfrager quasi die gesamte Bevölkerung umfassen. Als Beispiele seien hier Lebensmittel oder Elektrogeräte genannt. Ein Anbieter dagegen, der nur für eine begrenzte Zahl an Nachfragern produziert, benötigt ein Monopol, weil es sonst eben nicht funktioniert.
Beispiel: Der „Iltis“ ist der Jeep der Bundeswehr und wird von VW hergestellt. Hier haben wir einen Nachfrager, evtl. mehr durch andere Staaten. Wenn jetzt z.B. Opel einen konkurrenzfähigen Jeep der Bundeswehr anbieten könnte und VW den Dauerauftrag abjagen würde, könnte Volkswagen die Jeep Produktion komplett einstampfen, weil es sich für die paar Auslandsaufträge eher nicht rentiert.
Die Bundeswehr als alleiniger Nachfrager hat andererseits real aber ein gewichtiges Problem. Scheinbar hat sie den Vorteil, den Preis quasi selbst bestimmen und damit niedrig halten zu können. Aber eben nur scheinbar, denn aufgrund des geschilderten Risikos eines Scheiterns bei auftretender Konkurrenz wie beim geschilderten Beispiel traut sich kein Konzern, VW dieses lukrative Geschäft abzujagen.
Die zu veranschlagenden Entwicklungskosten, um ein dem Iltis überlegenes Auto anbieten zu können, sind bei Risikoabwägung für Opel nicht zu rechtfertigen. Das führt im Ergebnis zum Monopol zugunsten Volkswagen, die wiederum ohne Konkurrenz den Preis künstlich hoch halten können.
Da erhebt sich sogleich wie immer die Frage, wieso eine private Firma überhaupt ein Monopol erreichen darf. Oder: Warum baut die Bundeswehr den Jeep nicht gleich selbst in Eigenregie? Die wissen doch am Besten, was für Anforderungen ein Jeep erfüllen muss.
Hierfür ist der Iltis für die Bundeswehr zugegebenermaßen ein schlechtes Beispiel, weil Volkswagen als führender Automobilhersteller das geforderte Knowhow umsonst in die Waagschale werfen kann. Die Kosten für den Aufbau an Fachkompetenz wären für den Staat ineffizient, da zahlt man lieber Volkswagen etwas drauf.
Jedoch selbst wenn die Nachfrager wir alle sind, kann ein Monopol sinnvoll sein. Dann muss es aber ein staatliches Monopol sein. Das hatte ich im vorherigen Teil schon angesprochen, als konkretes Beispiel – auch aus aktuellem Anlass – soll hier die Grundversorgung mit Wasser betrachtet werden.
Konzerne wie Veolia haben ja stellenweise schon die kommunalen Wasserversorger übernommen. Sicherlich müssen die privaten Anbieter ebenfalls die Qualität des eingespeisten Wassers überprüfen, bloß wer prüft Veolia? Traditionellerweise würde ich bei einer staatlichen Kontrolle mehr Vertrauen haben, damit nicht aus Kostengründen minderwertiges und evtl. gesundheitlich bedenkliches Wasser aus den Hähnen tropft.
Bedenklich halte ich es, dass Konzerne wie Nestle sich in Südamerika engagieren und sich dort die Rechte am Wasser und deren Verwertung sichern. Gerade dort, wo Wasser eh knapp ist und die Leute von Haus aus kaum Geld zur Verfügung haben, wird hierdurch unnötigerweise Druck auf diese Menschen ausgeübt. Kinder, die aus dreckigen Pfützen Wasser trinken müssen, sollten eine Schande für jeden Nestle Manager sein.
Wasser ist lebensnotwendig und damit unverzichtbar, damit spielt man nicht. Das Know How ist hier übrigens beim Staat vorhanden, denn der hat die Versorgung schon immer geregelt. Ein privater Anbieter müsste sich die Kompetenz zuerst einmal aneignen, was wiederum mit Kosten verbunden ist.
Eins darf man nämlich bei derartigen Monopolen, und dies gilt auch für das Iltis Beispiel, niemals vergessen: Gerade ein multinationaler, gesichtsloser Konzern hat immer den Profit im Auge. Dem wird alles untergeordnet. Fehlt dazu noch eine Konkurrenz in Form alternativer Anbieter, ist das wirksamste Argument der Befürworter der freien Märkte ausgehebelt.
Ohne Konkurrenz kein „belebender“ Wettbewerb. So einfach ist das.

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