Freitag, 17. Januar 2025

Uncle Fester: grad gelesen Januar 2025

Douglas E. Richards - Die Andromeda Sonde
Ein Autor, der sich bislang vor mir versteckt hatte. Der „New York Times Bestseller-Autor" hat laut Rückumschlag bereits über eine Million Bücher verkauft. Jedoch… für eine Veröffentlichung der deutschen Übersetzung in einem renommierten Verlag hat es dann doch nicht gereicht. Dieser Roman erschien beim Belle Epoque Verlag, der in rühriger Weise die Fahne der „normalen" SF Literatur hochhält. Keine Franchise Massenware halt.
Und der Anfang des Romans hat mich dann gleich umgehauen. Die Story startet verheißungsvoll als Actionroman a la Reacher, nur besser. Die fiese Story allerdings hat es in sich.
Ben Kagan, Spezialist für KI-Systeme und kurz davor, sämtliche Schwachstellen in der geplanten USA-weiten autonomen Fahrzeugsteuerung schließen zu können, besucht mit seiner Freundin eine Party des Großindustriellen Dan Vettori, einem mit Elon Musik zu vergleichenden Typen. Dort bricht dann die Hölle los.
Ein IS- Kommando nimmt die gesamte Partygesellschaft von ca. 150 Personen als Geiseln, tötet diese und jagt die Leichen durch zwei Häcksler. Dies macht die Leichen unkenntlich und verdeckt die Entführung von Ben Kagan, der das eigentliche Ziel des Anschlags war. Er soll es dem IS ermöglichen, das autonome Verkehrslenksystem zu unterwandern. Dies wäre der ultimative GAU in den Augen eines Amerikaners.
Zugleich verärgert und fasziniert war ich dann über die Auflösung dieses Kidnapping, denn erst nach einem Handlungssprung über mehrere Jahre wird die Geschichte des Kidnappings kurz und knapp zu Ende erzählt. Nun gut. Kagan konnte eine mit seinem eigenen Blut geschriebene Nachricht durchstecken und ein Seal-Team machte die Araber platt.
Jahre später, eine außerirdische Sonde landet im Urwald des Amazonas. Alle Nationen entsenden ihre besten Einsatzkommandos, um sich der Geheimnisse der Sonde zu bemächtigen. Denn die Sonde hatte es den Menschen klar gemacht: Nur ein Team erhält die Geheimnisse der Sonde; die Verlierer werden mitsamt ihrer Nation ausgelöscht.
Das riecht nach Sat1 Gameshow und so wird es dann auch. Die Amis schicken selbstverständlich nur einen Mann, ihren besten natürlich. Ben Kagan ist mittlerweile künstlich aufgerüstet worden und hat unfreiwilliger Weise noch eine unbedarfte Blondine, ein richtiges Püppchen, bei sich. Diese allerdings stellt sich als Ella Batista heraus, eine der brilliantesten Wissenschaftlerinnen der Welt. Zusammen rocken sie den Dschungel.
Inklusive schwülstiger Love Story. Nun gut, wahrscheinlich hat Richards dank dieser Neigung zum Kitsch die Liebe der Kritiker verschmäht und nur eine Million Bücher verkauft. Das frisch verliebte Paar erhält von der Sonde am Ende die Unsterblichkeit verliehen und wird über die Menschheit wachen.
Der Roman ist sehr spannend und mit überraschenden Twists ausgestattet, wirkt stellenweise aber eher wie ein Groschenroman. Also gleich ein Roman von Richards hinterher:

Douglas E. Richards - das galaktische Orakel
Mein zweiter Roman des „New York Times Bestseller Autors". Und ja, der schmerzende Kitsch eines Groschenheftromans weht auch hier über die Seiten. Erneut ist die Handlung in der Gegenwart bzw. nahen Zukunft angelegt, hinzu kommt ein faszinierendes Handlungstableaus. Das allein rettet auch hier den Roman.
Die Detektivin Anna Abbot kann eine sensationelle Aufklärungsquoten beim LAPD vorweisen. Sie führt dies auf ihre intuitive Handlungsfähigkeit zurück, bis sie den vermeintlichen Professor Tom Vega kennenlernt, der ihr schlüssig erklären kann, dass sie über hellseherischen Qualitäten verfügt, diese aber noch vervollkommnen sollte.
Vega stellt sich schnell als ein Vertreter einer außerirdischen Spezies heraus. Das Volk der Vor ist eines von 27 Spezies im galaktischen Zentrum, welche alle auf einer vergleichbaren Stufe der Entwicklung stehen und sich seit Äonen miteinander in wechselnden Koalitionen im Krieg befinden. Die Vor vermuten, dass die sogenannten Torwächter eine Weiterentwicklung der Spezies verhindern; ja sich sogar am Krieg ergötzen würden.
Anna ist von den Vor auserkoren, die Flotte der Vor als Admiralin zum Sieg zu führen. Aber leider sind die Vor nicht die einzige außerirdische Spezies, die sich auf der Erde tummelt. Die Tartarians geben hier die böse Spezies ab und wollen die Menschheit ausrotten, um auf der schönen Erde eine Kolonie errichten zu können.
Da haben wir also unsere Ästhetik eines Groschenhefts. Hier scheint der böse Russe (Tartarians) durch, während die Vor (Nato?) selbstverständlich nur Gutes für die Menschheit im Sinn haben. Zudem sehen anscheinend alle 27 Spezies den Menschen ziemlich ähnlich, Richards' Erklärung dafür ist eher dürftig. Da fehlt jetzt eigentlich nur noch....
…die Romantik. Und da kommt ab Seite 124 Colonel Stephen Leroy Redford ins Spiel. Der hatte bereits als Kind schon von Aliens geträumt und steht einer obskuren Sondereinheit vor, welche nach den bisherigen Erfahrungen (Roswell, Area 51) aufgestellt worden war. Und als sich die außerirdischen Leichen dank der hellseherischen Fähigkeiten von Anna stapeln, wird Colonel Redford mit einem Mal wichtig und erhält uneingeschränkte Befugnisse.
Da hilft auch keine Gefügigkeitsdroge, welche von den Tartarians eingesetzt wird. Dank Anna und ihres Lovers Redford haben die Russen - Tschuldigung, die Tartarians - keine Chance. Am Ende bleibt Anna aber doch erst einmal auf der Erde, um den Menschen beim Übergang in eine glorreiche Zukunft beizustehen.
Aber sie wird in 10 Jahren durch das Portal zu den Vor gehen und die Flotte anführen; ein ganz großes Indianerehrenwort. Übrigens: Die Torwächter bleiben spekulativ; die ganze Geschichte endet mit der Zerstörung der Tartarian-Basis. Der Chef der Tartarians kann zwar entkommen, aber trotz des anzunehmenden Cliffhangers scheint es keine Fortsetzung zu geben.
Schade.

Montag, 6. Januar 2025

Contramann: kurz gesehen im Januar

https://www.manova.news/artikel/rufmordende-identitater
Es ist schon etwas merkwürdig. Da hatte ich vor 20 Jahren meine „linke“ politische Einstellung wieder entdeckt und fühlte mich seitdem bei den Nachdenkseiten und Co. gut aufgehoben, weil dort die alten Ideale (soziale Gerechtigkeit, Frieden, Abrüstung, usw.) im Gegensatz zu den etablierten Größen wie FAZ, Süddeutsche oder die Zeit noch hochgehalten wurden.
Aufgrund von wechselnden Inhalten musste ich mich über die Jahre dann auch noch von Spiegel und TAZ verabschieden. Nicht allein, weil dort jetzt andere Redaktionen wirken, sondern weil die ehemaligen kritischen Redakteure mittlerweile selbst stramm auf Regierungslinie eingeschwenkt sind.
Spätestens mit Corona und dem Krieg in der Ukraine wurde dies immer krasser. Wenn ehemalige Wehrdienstverweigerer wie Campino auf einmal selbst zu den Waffen greifen würden, kann ich nicht mehr an die Glaubwürdigkeit dieser Personen glauben. Gerade bei den Medienschaffenden hatte ich da vielen lieb gewonnenen Recken den Rücken zukehren müssen, weil sich deren Positionierung zugunsten Ausgrenzung Andersdenkender (Impfverweigerer, Befürwortern von Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Ukraine und Russland) den alten Idealen konträr gegenüber steht.
Heute geh ich bei den Nachdenkseiten, Overton oder Manova ein und aus, weil ich mich dort mit meinen alten Idealen nicht ausgegrenzt fühlen muss. Und jetzt kommt es: Medien oder auch einzelne Medienschaffende, welche vor 40 Jahren noch kritisch über Atomwaffenstationierung in Deutschland etc. berichtet hatten, wittern faschistische Propaganda und bekämpfen diese resolut - vermeintlich wie früher.
Jetzt sollen aber diejenigen, welche heute noch die alten Ideale hochhalten, auf einmal die Faschisten sein. Medien, die lediglich die Ideale beschwören, für die diese „Antifaschisten“ vor 40 Jahren noch gekämpft hatten. Merken diese Medienschaffenden ihren eigenen Widerspruch nicht? Krasse Sache das.
Näheres zu dieser Merkwürdigkeit unter dem oben angeführten Link.

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/lohnfortzahlung-in-deutschland-ist-nicht-mehr-zeitgemaess-110075327.html
Ne, ist klar. Aber leider hinter einer Bezahlschranke. Was schade ist, denn die Argumentationslinie des Kommentators hätte ich mir gern mal durchgelesen. Da steht noch das Stichwort „Viele Krankschreibungen“ über der Überschrift „Kürzung für Kranke“.
Ich schätze mal, dass der Kommentator nie als Gerüstbauer, Umzugshelfer oder im Tiefbau gearbeitet hat. Weil nur so kommt man auf solch dumme Ideen, Krankheitstage quasi als unbezahlten Urlaub anzusehen.

https://taz.de/Jette-Nietzard-gibt-sich-kaempferisch/!6056320/
Das Interview der TAZ mit der neuen Vorsitzenden der Grünen Jugend beginnt folgendermaßen:
taz: „Frau Nietzard, haben Sie eigentlich gedient?“
Jette Nietzard: „Als Erzieherin habe ich gedient, in der Kindertagesstätte und in einer Unterkunft für geflüchtete, unbegleitete Minderjährige.“
Als ich dann noch weitergelesen hatte, verdichtete sich bei mir der Eindruck von Frau Nietzard als einer Frau, die genauso gut die Tochter von Frau Strack-Zimmermann sein könnte. Oder ein weiblicher Anton Hofreiter halt.
Nun waren ja den Grünen ihrer Jugendorganisation nicht nur der Bundesvorstand, sondern auch ganze Landesvorstände verlustig gegangen. Die wollten sich neu organisieren, um eher linke Politik zu machen.
Und Frau Nietzard… wünscht sich eine stärkere Beachtung des Leids in Gaza und ein Stop der Lieferung von Offensivwaffen nach Israel. Aber das war es dann auch schon. Und ihre Einstellung, dass Kiew weiterhin Waffen erhalten solle, damit die Ukrainer in Zukunft in Sicherheit (!) leben können, finde ich kritikwürdig.
Als ich dann noch las, das es bei allen kriegerischen Konflikten um Männer geht, die ihre Macht ausbauen wollen, da kamen doch glatt meine Vorurteile gegenüber Frauen hoch, die nicht müde werden, die allgegenwärtige Unterdrückung der Frau durch den Mann anzuprangern.
Ihr Kommentar zum Amokfahrer auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, den sie an Silvester auf „X“ gepostet hatte („Männer die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen.“), bevor sie sich an Neujahr dafür entschuldigte, hat mein Vorurteil leider nicht außer Kraft setzen können.

https://www.focus.de/politik/meinung/regt-euch-doch-auf-kolumne-von-julia-ruhs-politisch-korrekt-2-0-wehe-sie-freuen-sich-ueber-ausreisende-syrer_id_260560742.html
Ein wohltuender Kommentar einer anderen Frau, die offensichtlich keine Parteifreundin von Frau Nietzard ist. Julia Ruhs ist laut Beschreibung Journalistin beim bayrischen Rundfunk und hatte bei der Nachricht vom Sturz von Assad unwillkürlich daran gedacht, ob jetzt viele syrische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückkehren würden.
Ging mir übrigens haargenauso, was in den Augen vieler Medienschaffender oder auch Politiker herzlos ist. Es ist wohl noch viel zu früh, darüber nachzudenken. Zumal ich dann Mitte Dezember zu Beginn einer 20.00 Tagesschau über 5 Minuten (!) darüber informiert worden war, dass eine Vielzahl an Syrern in Deutschland als Ärzte arbeiten.
Wenn die weggehen würden, bricht dann hier das marode Gesundheitssystem endgültig zusammen?

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Mittwoch, 1. Januar 2025

Hartmudo: Gruß aus der Küche

2
Die Großtanten, aber auch Dan und Jessica schauten zu Kaffee und Kuchen vorbei. Die vor Kurzen eingeschulte Jela war ob ihrer Nachfolgerin als Nesthäkchen der Familie kein bisschen eifersüchtig und versuchte - wie alle Anwesenden - die kleine Sofia zum Lachen zu bringen. Im Anschluss spielten wir mit Candela und Phil noch Herzln in die Kasse.
Ja, die Tage vor und während der Feiertage standen im Zeichen von Sofia. Den Tag vor Heiligabend schlenderten wir noch zusammen über den Weihnachtsmarkt - da hatte ich zudem meinen letzten Arbeitstag in diesem Jahr erlebt gehabt. Pils statt Glühwein war angesagt - die dünne Plürre, die sie dort als Glühwein verkauft hatten, war einfach nur überteuert gewesen. Früher war das mal besser.
Heiligabend und der erste Weihnachtstag war erwartungsgemäß der Geschenke Overkill angesagt gewesen. Sofia merkte davon noch nichts, dafür Jela umso mehr. Kurzweilig wie jedes Jahr verbrachten wir das Auswürfeln der Geschenke. Nach den Bescherungen hatten meine Löwin und ich etwas Ruh und schliefen zum Ausklang des Abends vorm Fernseher ein.
Am zweiten Weihnachtstag war noch das gewohnte Treffen bei Berta mit ihrer Familie angezeigt gewesen. Dank einiger Spielerunden gestaltete sich der Nachmittag entspannt und witzig. Ein ruhiger Ausklang ward uns beschert, nächstes Jahr darf der Weihnachtsmann uns mit seinen Gaben gern wieder erfreuen.

Die Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar. Nach Weihnachten ward uns nur eine kurze Ruhephase beschieden. Samstag tagte unsere Solo-Runde in Lehndorf, einen Tag später trafen wir uns bei Wolfgang zum Doko. Zwei sehr unterhaltsame Abende, wobei ich nach dem Abend beim Solo noch in meiner Musikbox geblättert hatte; zwei Wolters unterstützten mich noch dabei, obwohl ich diese nicht mehr gebraucht hätte.
Und wie das so ist, gab es dann am Montag erneut eine Steigerung. Zusammen mit Mary besuchte ich das Westand - Torfrock waren mit der Bagaluten-Weihnacht am Start. Das war nun mal wirklich ein Hammerkonzert, bei dem ich bereits vor den ersten Klängen die Schlagzahl in lange nicht mehr gewohnte Höhen geschraubt hatte.
Da auch Pocke mit Patti, Tillmann und Pan anwesend waren, wurde es ein bunter Abend. Pan, der aus seinem Domizil in Kolumbien zu Weihnachten in BS verweilte, hatte ich in den Tagen zuvor aus Terminschwierigkeiten verpasst. Beim Konzert drückte ich ihm einen Flachmann Lokstedter in die Hand, sowie ich ihn gesehen hatte.
Ich selbst hatte selbstverständlich einen mit getrunken; Die dank Torfrock ausgelassene Stimmung übertrug sich schnell aufs Publikum. Als ich später am Abend Mary nach Hause verfrachtet hatte, schaffte ich unter dem Kopfhörer gerade noch eine Wolters. Dafür tagte ich aber über zwei Stunden mit Videos von Torfrock und Udo Lindenberg.
Am Silvestermorgen fühlte ich mich ergo etwas matschig, als Jela bei uns abgeliefert wurde. Sie freute sich, wieder mit Oma und Opa Silvester feiern zu können, während die Eltern Danny und Jessica mit Freunden eine Party feierten.
"Nicht nachmachen" mit Wigald Boning und Bernhard Hoˋecker war Phase gewesen - dank des Wunsches von Jela nach der Tagesschau in Dauerschleife; Meiner Löwin und mir war dies nur allzu recht. Auch wenn Jela so nach und nach lieber auf ihrem Tablet rumgedaddelt hatte und von den brachialen Zerstörungen der beiden Frohnaturen nichts mehr mitgekriegt hatte, verlebten wir einen schönen Jahresübergang und begaben uns gegen halb Zwei zur Ruhe.
Wobei… ich danach noch - also jetzt - diesen Bericht in die Tasten gehämmert hatte. Übrigens: Bis auf einen Lumumba vor Mitternacht hatte ich an diesem Abend keinen Alkohol zu mir genommen. Irgendwie stand mir der Sinn nicht danach.
Nichts desto werde ich am Wochenende mit dem Proteinshake beginnen. Da müssen einige Pfunde wieder runter. Drückt mir die Daumen, dass ich es durchhalte.
Euch allen da draußen ein schönes 2025. Friedvoll und ohne die aufkommende soziale und zwischenmenschliche Kälte unter uns Menschen. Gesundheit für alle - auch in 2024 haben mich geliebte Menschen verlassen. Jürgen sei hier stellvertretend genannt.
Passt auf Euch auf.

Dienstag, 31. Dezember 2024

Hartmudo: Gruß aus der Küche

1
Mittwoch, 18. Dezember. So langsam geht er los, der Weihnachtsstress. Nach dem heutigen Tag im Home Office sehe ich zumindest dem Jahreswechsel - und der freien Arbeitstage zwischen den günstig liegenden Feiertagen - optimistischer entgegen als noch ein paar Tage zuvor. Die vielen Betriebskostenabrechnungen am Jahresende sollten zum großen Teil abgewurstet sein, nur noch morgen und Montag im Büro könnte es unliebsame Überraschungen geben.
Die Geschenke zu Weihnachten habe ich dank Ali Express und Amazon schon alle zusammen oder bestellt; Der Rest kommt die nächsten Tage. Vorhin bin ich noch schnell in die Stadt geradelt, um Geschenktüten und -boxen bei MäcGeiz zu kaufen. Nachher geht's ans Einpacken, da freu ich mich überhaupt nicht drauf.
Wahrscheinlich bin ich deshalb mal so zwischendurch noch einmal ins Lufteck verschwunden, um diese Zeilen in die Tastatur zu hauen. Außerdem leide ich seit ca. einer Woche an einem trockenem Mund und habe Durst, Durst, Durst. Kaffee beim Bäcker hilft da bekanntlich nicht, da muss ein frisches Wolters her. Und da ich in der Vorwoche mit Hotte einen überaus schönen Abend hier verbringen durfte…
Hhm. So weit, so gut. Zweites Pils, die Gastwirtschaft füllt sich so langsam und die Entspannung schreitet voran. Und damit habe ich grad nichts mehr zu vertellen. Macht aber nichts, ich werde bis zur Veröffentlichung an Silvester noch über Weihnachten und so berichten können.
Eins fällt mir aber doch noch ein: Der Superwumms! Die Geschehnisse nach meinem Unfall mit dem Radl Anfang letzten Jahres wollen noch zu Ende erzählt werden, ebenso der schöne Urlaub in Belgien. Da kann ich meinen Kollegen, Mr. Dynamo, beruhigen. Die Serien werden im nächsten Jahr fortgesetzt.
Und zum dritten und Abschlusspils noch nen Schierker Feuerstein. Auf Hasi. Gestorben er Ende Oktober nach langer Krankheit ist. Und ich kann noch nicht einmal zu seiner Beisetzung am 17. Januar fahren, weil meine Löwin und ich die Handwerker im Haus haben. Der Fußboden wird erneuert. Schöner Scheiß.
Ruhe in Frieden, Hasi. Du warst einzig, nicht artig. Und doch einzigartig.

Freitag, 27. Dezember. Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass ich beim Besuch des Luftecks noch ein viertes Pils genossen und mich darüber hinaus noch angeregt mit einem Ehepaar, welches an der Selbstständigkeit ihres Betriebes zu knabbern hat, unterhalten hatte. So macht Kneipe Spaß.
Auch deshalb freute ich mich auf mein Treffen mit Pocke zwei Tage später in der Wolters Quelle in Melverode. Nach dem letzten Home Office Tag in diesem Jahr bin ich freudestrahlend mit dem Rad gen Süden gefahren und erreichte die Quelle pünktlich zur Öffnungszeit 16.00 Uhr. Wehmütig setzte ich mich an die Theke; Das Interieur erinnerte mich sehr stark an die 70er Jahre, da half auch die lindgrüne Tapete nicht.
Aber genau so muss eine Kneipe eben aussehen. Aber obacht an die Jüngeren von Euch: Hier wird Bier getrunken - "Bleifrei" oder Bionade ist nicht im Angebot. Und schon stand das erste Glas vor mir. Optimal gezapft, eine Schaumkrone wie gemalt. Null zwei, Null drei oder Null vier; je kleiner die Einheit, desto frischer.
0,3 war meine Einheit gewesen, Pocke stieg nach seiner Ankunft auf gleicher Höhe ein. In den folgenden zwei bis drei Stunden tranken wir noch auf Hasi (Berliner Luft) und kauten einige Themen durch, ehe er von Patti und ihrem Hund Cooper abgeholt wurde. Innerlich ausgeglichen glitt ich mit meinem Radl wie auf Schienen nach Hause, wo zu meiner Überraschung Candela und Phil doch nicht gekommen waren.
Am Tag zuvor hatten sie uns mit ihrem Besuch erfreut. Die kleine Sofia, gerade mal 5 Monate alt, grinste uns erfreut an. Unsere zweite Enkelin hat also ein sonniges Gemüt, sofern sie wach ist und gerade nicht gestillt werden muss. Freitag waren Phil und Candela leider zu müde, aber am Samstag am Nachmittag dann war Ballyhoo bei uns angesagt gewesen. Die Verwandtschaft vor Ort wollte sich die neue Erdenbürgerin auch einmal anschauen.

Montag, 23. Dezember 2024

Hartmudo: Belgien

6
In einer großen Schale lächelten mich die Hühnerfleischstücke in einer hellbraunen Soße an - doch wo waren die Pommes? Nein, die wurden nicht nachgeliefert, weil sie sich unter dem Hühnerfleisch und der Soße befanden. Will sagen: Diese waren total matschig, so dass ich den Großteil der Pommes unverrichteter Dinge liegen lassen musste und nur das Fleisch richtig genießen konnte.
Erwähnenswert ist da noch der Salat, der trotz des vielen Blattsalats schön angerichtet war und dank Essig/Öl Dressings sehr gut mundete. Nach dem Essen steuerten wir noch einen großen Supermarkt der Kette Albert Hejn (direkt gegenüber vom Centraal) an, um Getränke für die Nacht zu besorgen.
Wie nicht anders zu erwarten war, konnte sich meine Löwin hier mit Schoki, Marzipan und einem wohl legendären braunen Zucker, dessen Name mir entfallen ist, eindecken. Viel blieb nicht mehr übrig von diesem Tag. Wir schlichen noch ein wenig und unmotiviert durch die zunehmend lebloser wirkende Fußgängerzone (das Diamantenviertel sahen wir nur aus sicherem Abstand) und waren nach einem kurzem Fußmarsch - auch an den Prolls nahe des Hotels vorbei - in unserem Appartement angekommen.
Hier ließen wir den Abend gemütlich bei zwei bis drei Partien "Take Five" ausklingen, ehe wir uns zur Ruhe begaben. Ich löste das Problem mit dem Licht und der Steckdose, indem ich auf das Licht verzichtete und mir statt der Lektüre meines Buches eine Folge "Kobra übernehmen sie" auf dem Tablet gönnte.
Die ersten Folgen dieser Serie aus den 60ern, die als Mission Impossible (Originaltitel) damals und seit einigen Jahren als Blockbuster dank Tom Cruise große Erfolge feiern konnte, hatte ich auf das Tablet kopiert und startete an diesem Abend mit der ersten Folge. Diese gefiel mir richtig gut, so dass ich das übliche Lesen nicht vermisste.
Denn das Buch, dass ich extra in diesem Urlaub anfangen wollte, ist nicht wirklich der Pageturner. "Lost Levels" von Oliver Uschmann ist zwar immer noch besser als die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling, nervt aber durch die oberschülerartige Weltsicht des Ich-Erzählers.
Nach dem Genuss des Filmes stülpte ich meine Maske über und trat in das Reich der Träume ein.

Samstag, 20. April.
Passend zu diesem historischen Datum hatte ich nach einer unruhigen Nacht, in der mich beide Hüften gequält hatten, meinen Astralkörper mühsam aus dem Bett gehoben und meine müden Knochen unter die heiße Dusche gestellt. Meine Löwin schlief noch, so dass ich hinterher bereits mit dem Packen meiner Sachen fertig gewesen war, als meine Löwin wach wurde.
Sehnsüchtig begaben wir uns noch einmal auf die große Terrasse, die wir bei dem launigen Wetter am Vortag gar nicht nutzen konnten. Und auch am heutigen Samstag hingen dunkle Wolken am Himmel und bedeuteten uns, doch gefälligst Regenklamotten anzuziehen. Schade, da mussten wir klein beigeben.
Am wunderbaren Esstisch sitzend, daddelte ich noch kurze Zeit auf meinem Smartphone rum, bis wir das Appartemente endgültig verließen und zum nächsten Ziel aufbrachen. Das war an diesem Morgen noch nicht Ostende, sondern der Hafen von Antwerpen.
Wenigstens mit dem Auto wollten wir dort noch einmal vorbeischauen, ehe wir uns auf den Weg zur Atlantikküste begeben würden. Tatsächlich erreichten wir das Hafengelände dank Google Maps nach einer Viertelstunde. Und durften dann mehrere Minuten vor einer Zugbrücke verharren, unter der gerade ein Frachtschiff hindurch eilte.
Kurz danach parkten wir den Wagen in einer Seitenstraße, nicht weit entfernt von dem Büro einer Linie, welche Hafenrundfahrten anbietet. Der Hafen Antwerpens mit dem neu hinzugenommenen Hafen von Zeebrügge ist, gemessen am Ladungsaufkommen in Tonnen, der zweitgrößte Hafen Europas.
Wie auch in anderen großen Städten sind nicht mehr genutzte Speicher und andere Gebäude in einen Bürokomplex umgestaltet worden. Das wirkte sich an diesem Samstag - auch in Belgien für Bürohengste arbeitsfrei - auf das Bild an den Kais aus. Diese waren kurz vor 9.00 Uhr menschenleer, nur der eine oder andere Jogger verlief sich im Bild.
Da es aktuell auch noch keinen Betrieb an Fähren oder Rundfahrten gab - die Saison startet hier am 1. Mai, gab es für uns auch nicht viel zu entdecken. Uns blieb lediglich die Wahl, noch ein wenig durch die Gegend herumzulaufen, bis wir endlich in der Lobby eines edlen Hotels - das U Eat & Sleep Antwerpen - unseren morgendlichen Caffee Latte genießen konnten.
Der überaus freundliche Kellner erhielt von uns selbstverständlich ein Trinkgeld, obwohl sein sperrangelweit offener Hosenstall die B-Note versaute. Das war nun der Abschluss in Antwerpen: eine offene Hose.
Bevor wir auf die Autobahn nach Ostende einbogen, tankten wir vorsichtshalber noch an einer Total. Anders als in Deutschland musste ich zuerst meine Kreditkarte an der Kasse vorzeigen und die ungefähre Menge an benötigtem Treibstoff ansagen, ehe die Mitarbeiterin der Tanke die Zapfsäule freigab. Aber wenigstens das hatte geklappt, jetzt konnten wir ohne Bedenken gen Küste cruisen.
Wieder dauerte es eineinhalb Stunden, bis wir das Ziel unserer heutigen Tagesetappe erreicht hatten: Ostende. Und schon bei der "Einfahrt" in dieses Seebad am Ärmelkanal gewann ich den Eindruck, dass es sich hier um ein touristisch gut erschlossenes Städtchen handeln musste.
Dieser Ort, fast so groß wie Wolfenbüttel, hatte sogar eine Straßenbahnanbindung nach Brügge zu bieten. Ansonsten bestach Ostende als eines der bekanntesten Seebäder der Atlantikküste durch eine optimierte Raumaufteilung.
Der schöne wie breite, vor allem saubere Strand wird von einer extrem breiten Strandpromenade umschmeichelt, dahinter befinden sich überwiegend mehrstöckige Hotels, um möglichst viele Zimmer mit Meerblick anbieten zu können. Wir reden da über eine durchgehende Bebauung über ein paar Kilometer.
Alle Hotels sind über kleine Stichstraßen zu erreichen; Parallel zur Strandpromenade verläuft nämlich auch eine durchgehende Hauptstraße. Das Ganze wirkt also äußerst durchdacht. Eine Eigenschaft, die man klassischerweise uns Deutschen zuschreibt, aber das ist ja eine andere Geschichte.

Montag, 16. Dezember 2024

Hartmudo: Gestaltung der Zeit als Pensionär

Dienstag, 10. Dezember. Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf vollen Touren, aber es stehen auch noch einige Jahresabschlusstreffen an. Die Weihnachtsfeier mit meinem Team von der Wucke, Weihnachtsmarkt Wolfenbüttel mit den Trantüten (Kegelverein) und das Treffen der „Bad Boys“ (weil unsere Mädels ein Konfifchen machen) sind hier zu benennen.
Die „Winter-Jam“ mit den trinkbereiten Kollegen, das Weihnachtsmärchen mit unserer Enkelin Jela und auch das Treffen mit den Spaziergängern der Coronamontage hatte ich erfolgreich absolvieren können. Heute stand das Treffen mit meinem alten Saufkumpan Hotte an. Der ist - wie meine Löwin jetzt offiziell endlich auch - Rentner.
Zusammen wollten wir was essen und anschließend dort sitzen bleiben, um ein paar Bierchen stemmen zu können. Wo geht das besser als im Lufteck? 18.30 Uhr hatten wir uns hier verabredet, doch ich schlich schon eine Stunde vorher allein in diese kultige Restauration, um in Ruhe mein neues Equipment für die außerhäusige Texterstellung ausprobieren zu können.
Da passte es sehr gut, dass ich im Rahmen meiner Therapie Vorüberlegungen für mein Dasein als Pensionär anstellen und schriftlich fixieren wollte. Da könnte ich doch bestimmt von Hotte noch ein paar Anregungen aufnehmen. Hochmotiviert saß ich also im Lufteck und hackte bei einem Bier meine Gedanken in die Tasten.
Hier das Ergebnis:

Maßnahmen zur Tagesstruktur:

Regelmäßiger Nacht- und Schlafzyklus
6 Stunden Schlaf werden als Richtwert / niedriges Level angestrebt. Keine Panik schieben, wenn es mal 3 - 4 Tage lang weniger sind (z.B. Bei Erkältung). Das pendelt sich wieder ein, ansonsten analysieren und keine Panik.
Bei ständigem Grübeln: Panik! Erlerntes anwenden.

Feste Runden (Frühstückstreffs etc.)
Möglichst stetiger Rhythmus an festen Terminen. Wöchentlich, 14tägig, monatlich - gucken, was funktioniert.
Zweierroutine mit meiner Löwin entwickeln. Spazierengehen, Schwimmen wäre toll
Take 5 "Battles" weitermachen, evtl. ausbauen, aber nicht überdehnen

Regelmäßige Termine alleine
Fahrradtouren in der Umgebung weiterentwickeln. Gern auch in Verbindung mit Zugfahrt, um längere Strecken stemmen zu können. Idealerweise Ganztagestouren mit langen Pausen, um Kolumnen für Blog zu schreiben.
Andere Aktivitäten überlegen, in Verbindung mit Deutschland-Ticket?
Z.B. Städtetouren - hierbei wäre dann meine Löwin einzubinden, wenn sie mag. Wenn sie mal nicht mag, dann alleine.

Spocht
Mukkibude wäre eine Überlegung. Wenn, dann maximal zweimal die Woche. Erfahrungen in der Vergangenheit eher schlecht gewesen.
Schwimmen einmal die Woche wäre Topp.
Radfahren solange, wie es geht - ohne E-Bike.
Alternativ Spazieren gehen. Hier nicht "um die Ecke", sondern eher in Verbindung mit D-Ticket.
Bei allen Aktivitäten ist meine Löwin gern gesehen.

Jobs
520-Euro Job in der Art Regale einsortieren, Nachtwächter oder Nachttankstelle wären zur Festigung der Struktur vorstellbar. Das Verknüpfen mit beruflichen Kenntnissen (sprich sozialer Bereich) wäre wohl zu überlegen. Der Ausnutzungsfaktor ist hier zu hoch.
Ehrenamtliche Arbeit ist vorstellbar, aber "Jobs" gegenüber zweitrangig, da der Faktor an Ausnutzung oder auch Frustration sehr hoch ist.

Reisen
Freunde und Verwandte (noch) öfter besuchen, gern mit D-Ticket und auch meiner Löwin.
Sich auf längere Reisen mit Beate einlassen ist ein Ziel, dass erreichbar ist.
In diesem Zusammenhang…

Bildung
Spanischkurs wg. der Kleinen? Schwierig, im Moment eher Sprachtransmitter vorstellbar. Gibt's bei Amazon.
Volkshochschule wäre eine interessante Option. Uni eher nicht. Vorteil: Konzentrierung auf einen Themenbereich.

Schreiben
Den Blog will ich weiterführen. Mehr Beiträge pro Monat wären denkbar, aber nicht zwangsläufig.
Nen Roman schreiben wäre ein Ziel. Da hätte ich Bock drauf. Zeit wäre sicherlich da. Auf alle Fälle möchte ich es probieren.
Hierzu Pflicht: Knowhow einholen.
Dialoge schreiben hier das A und O. Das muss ich klären, dann kann es losgehen.

Das zweite Pils hatte ich grad weggenuckelt, als Hotte pünktlich auftauchte. Wir verlebten einen angeregt schönen Abend, kamen allerdings auch schnell vom Thema Rente ab. Anregungen hatte ich so natürlich nicht sammeln können; jedoch sollte das zuvor Geschriebene schon mal mehr als ausreichend sein.
Drei Jahre dauert es bei mir eh noch, bis meine Kollegas die Sektkorken knallen lassen können, weil der alte Schwerenöter endlich weg ist. Obwohl… der Abend vor 3 Tagen mit den Kollegas aus meinem Team war schon schön gewesen. Und der darauffolgende Termin mit den „Bad Boys“ war wider Erwarten ein voller Erfolg geworden - wir landeten im Hopfengärtchen.
Das hatte mich jetzt gut motiviert, um einen letzten Termin für dieses Jahr noch anzupeilen: Am Ende dieser Woche möchte ich mich mit Pocke treffen. Freitags Nachmittags wäre da noch dieses eine Zeitfenster. Mal sehen, ob wir das hinkriegen.
Wäre gut, dann hätte das Jahr einen schönen Abschluss.

Montag, 9. Dezember 2024

Contramann: kurz gesehen im Dezember

https://www.welt.de/kultur/musik/article254275144/Udo-Lindenberg-Oberindianer-Kulturlos-grotesk-Zensur-stoesst-auf-massives-Unverstaendnis.html
Autschn. Wie verbohrt kann man sein?
Im Humboldt-Forum in Berlin kommen Kultur und Wissenschaft zusammen, die staatliche Förderung ermöglicht dem Forum eine breite Auswahl an anspruchsvollen Veranstaltungen, wie zum Beispiel „Vielstimmig 2024“, bei dem acht Chöre Songs von Pop und Schlager bis Klassik und Choräle zur Aufführung gebracht hatten.
So geschehen m November 2024; ein Song war „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg. Noch vor kurzem war dieser Song quasi als historischer Protestsong gegen das DDR-Regime geadelt gewesen und stand auf einer Stufe mit „looking for Freedom“ von Hasselhoff oder „Winds of Change“ von den Scorpions.
Aber das geht natürlich gar nicht, weil das Wort „Oberindianer“, mit dem Lindenberg in seiner gewohnt schnoddrigen Art Honecker bezeichnet hatte, indigene Völker diskriminieren könnte. So zumindest sah dies der Veranstalter, das Berliner Humboldt-Forum. Deshalb wich der ausführende Chor bei der entsprechenden Textzeile auf ein lang gezogenes wie unverdächtiges „Ober-Iiiiiiiiiiii“ aus. Und biss in sein Schwarzbrot.
„Auch wenn das Wort in dem Lied ‚Sonderzug nach Pankow‘ in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt“.
Mit diesem Statement griff das Humboldt-Forum die unsägliche Winnetou-Diskussion wieder auf. Haben diese offensichtlich geistig verwirrten Menschen nichts Besseres zu tun, als einen 40 Jahre alten Song, der bislang als historisch geltendes Kulturgut geadelt war, in eine rassistische Ecke zu stellen und diesen durch eine Textveränderung zu entwerten?
Sie könnten sich z.B. in einem Statement dafür stark machen, dem Volk der Hottentotten nach über 100 Jahren eine Entschädigung für die Gräueltaten der damaligen deutschen Kolonialherren anzubieten. Aber nein, lediglich die Sprache wird gesäubert. Das schließt dann auch, wie in dem Lindenberg-Song, eine nachträgliche Korrektur der Geschichte mit ein.
Und genau DAS ist es, was Orwell in „1984“ so vortrefflich skizziert hatte.
Jetzt müssen diese Deppen nur noch die Indianer selbst von der Notwendigkeit der veränderten Sprachregelung überzeugen. Nur leider verbitten sich die „Indianer“ jegliche Bevormundung durch Weiße und wollen sich den Begriff „Indianer“ nicht kaputt machen lassen. Oder haben die Indianer die Diskriminierung ihres Volkes nicht verstanden und leiden an einem Stockholm-Syndrom?
Zu dieser Thematik passt dann leider auch, dass auf immer mehr Weihnachtsmärkten das beliebte Getränk „Lumumba“ nur noch als „Kakao mit Schuss“ bezeichnet werden darf. Was für ein mieser Zynismus, da der Freiheitskämpfer Patrice Lumumba nach langer Folter erschossen worden war. In was für einer Welt leben solche Oberlehrer?
Oder ist „Oberlehrer“ jetzt auch schon diskriminierend?

https://www.rhetorik-forum-nuernberg.de/neues-aus-dem-elfenbeinturm-211212/
Hier geht es um Lügen wie z.B. die angebliche Tötung von Säuglingen durch irakische Soldaten, die u.a. als Grund für einen Einmarsch der Koalition der Willigen mit der Folge von unzähligen Toten herhalten musste. Erdacht von einer PR-Agentur und bereitwillig von den Leitmedien aufgegriffen - und schon hatte man einen Kriegsgrund.
Egal, ob die tatsächlich nie vorhandenen Massenvernichtungswaffen der Irakis oder die „seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen“-Lüge - schon seit jeher werden Kriege bewusst mit Falschmeldungen unterfüttert, um die eigene Bevölkerung zu den Waffen rufen zu können.
Das mir bislang unbekannte Beispiel mit dem Märchen von französischen Fliegern über Nürnberg von Anfang August 1914, die auch noch Bomben geworfen haben sollten, ist da eine weitere bizarre Facette von Unwahrheiten, welche gern mal gezielt über die entsprechenden Leitmedien verbreitet wurden.
Von daher… sehe ich Meldungen über den Ukraine-Krieg oder die Tragödie in Palästina entsprechend kritisch. Nur eines ist gewiss: Die Wahrheit bestimmt immer der Sieger. Womit wir wieder bei Orwell wären.

https://overton-magazin.de/top-story/wou-issn-is-hirn/?pk_campaign=feed&pk_kwd=wou-issn-is-hirn
Ein kurzer Beitrag und Kommentar zu dem Spruch von Friedrich Merz, dass er als Bundeskanzler Putin ein 24-Stunden Ultimatum stellen würde: Entweder das Einstellen der Kämpfe oder Freigabe der Taurus Marschflugkörper und Geodaten zur Bombardierung von Zielen im russischen Hinterland. Was das bedeuten würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Nachdenkenswert hier ist aber der Anfang des Beitrags mit der Einstellung von Soldaten im zweiten Weltkrieg; hier am Beispiel eines Amerikaners. Ist aber leicht übertragbar auf die Soldaten der Achsenmächte wie auch der Ukraine, Russen, Hamas, Israelis…
Für den Soldaten geht es nicht um Ruhm und Ehre oder Rettung des Vaterlands. Für den Soldaten geht es nur ums nackte Überleben, das „so tun als ob“, um nicht wegen Befehlsverweigerung angeklagt und hingerichtet zu werden. Der Film „Wege zum Ruhm“ zeigt den Krieg in all seinem Grauen und sollte uns gemahnen, diplomatische Lösungen anzustreben.
Leute wie Merz, Pistorius, Hofreiter oder Frau Strack-Zimmermann spielen da gern mit dem Feuer. Man kann nur hoffen, dass diese Menschen im Ernstfall selbst ganz vorne im Schützengraben stehen müssen, wenn der Pogo hier abgeht. Oder aber dass es bei denen so ist, wie zumeist bei den Entscheidungsträgern: Große Klappe und nichts dahinter.

https://taz.de/BSW-stimmt-in-Sachsen-fuer-AfD-Antrag/!6050593/
Nicht zuletzt dank der Stationierung von US Mittelstreckenraketen macht sich Deutschland mehr und mehr zum aktiven Kriegsteilnehmer im Russland-Ukraine Konflikt. Fehlt nur noch die Freigabe der Taurus Raketen, die wohl allein dank aktiver deutscher und amerikanischer Unterstützung 500 km weit in russische Inland schießen können. Also wohl bis Moskau.
Vor 40 Jahren, als „wir“ gegen die Lagerung von US-Raketen in Deutschland protestiert hatten, war die TAZ eifrig dabei, gegen die deutsche Regierung zu schimpfen. Und heute? Da ist es der ehemaligen Stimme der Linken wichtiger, eine „korrekte“ Haltung gegen rechts einzunehmen - um jeden Preis. Also bis zur Verleugnung der linken Leitsätze.
Die da wären: Frieden und soziale Gerechtigkeit. Aber da müsste man ja mal den Latte Grande mit Haselnuss Flavour beiseite stellen, um sich aktiv gegen die zunehmende Verarmung weiter Kreise der Bevölkerung zu stemmen, anstatt sich an Nebenkriegsschauplätzen abzuarbeiten.

Sonntag, 1. Dezember 2024

Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2024

Adrian Tchaikovsky - Der Architekten Zyklus (Die Scherben der Erde, die Augen der Galaxis, die Herren des Abgrunds)
Dies ist tatsächlich um Längen besser als seine Zeit-Reihe (Kinder der Zeit etc.). Jene hatte zwar einige sehr starke Momente, vermochte aber durch die Fremdartigkeit der einzelnen Völker nicht wirklich zu fesseln. In diesem Romanzyklus bekommt Tchaikovsky dies allein dadurch besser hin, weil die Menschheit hier noch nicht quasi ausgestorben ist.
Obwohl die Menschheit dank der Architekten arg gebeutelt ist - wurde doch der Heimatplanet Erde mit seinen Milliarden Bewohnern vernichtet. Nein, nicht vernichtet. Umgestaltet, dank extrem starken Gravitationskräften, welche die Architekten auf Planeten schleudern, die von zumeist biologischen Zivilisationen bewohnt werden. Die Energie für die Gravitationswaffen beziehen die Architekten aus dem Unraum, den wir auch als Hyperraum kennen. Und von dort stammen die Architekten auch.
Acht Jahrzehnte lang führen die Menschen einen aussichtslosen Kampf gegen die Architekten, ehe sie endlich im Abwehrkampf um ihre neue Hauptwelt Berlenhof einen Erfolg erzielen können. Dank des Intermediären Idris Telemmler, Produkt eines gnadenlosen Zuchtprogramms der Menschen. Er konnte zum ersten Mal mit einem Architekten kommunizieren und diese gleich zum vollkommenen Rückzug aus dem Realraum bewegen.
Die wenigen Intermediären können im Unterbewusstsein Berechnungen anstellen, um im Unraum abseits vorgefertigter Passagen navigieren zu können. Die Passagen wurden vom verschollenen Volk der Originatoren geschaffen und verbinden bewohnte Sternensysteme. Nur dank der Ints (Intermediären) können die Menschen - im Roman als Kolonien bezeichnet - neue Planeten entdecken und kolonialisieren.
Idris ist 45 Jahre nach der Rettung von Berlenhof selbst zur Legende geworden. Angewidert vom Zuchtprogramm zur Entwicklung von Ints (nur jeder 1000ste überlebt die Eingriffe ins Gehirn), hat er sich von der „Kontaktbehörde“ der Kolonien losgesagt. Immerhin befähigt ihn das zur Funktion als Hauptperson dieses Zyklus.
Tchaikovsky hat hier das gern genommene Szenario einer Outsider-Story bemüht. Die dabei liebevoll gezeichneten Charaktere ziehen den Leser während der 3 Romane in ihren Bann, wobei Idris im Laufe der Handlung zugunsten seiner Mitstreiter eher in den Hintergrund rückt. Auffällig ist, dass Tchaikovsky hier den Fokus auf die menschlichen Figuren schlägt.
Dies ist also die Geschichte des klapprigen Schrottsammlers und Bergungsfrachters Geiergott, dessen Besatzung sich von Auftrag zu Auftrag hangelt, und sei er auch noch so illegal. Dank Idris ist die Geiergott in der Lage, im Unraum verschollene Raumschiffe zu bergen. Während er das Schiff durch den Unraum navigiert, begibt sich die Besatzung in Kryostasekapseln, um die Psyche vor dem Schrecken im Nichts zu schützen.
Bei einer Bergung im Unraum verspürt Idris eine bedrohliche Präsenz und spürt, dass die Architekten wieder zurückgekehrt sind. In der Folge wird Idris selbst zum Objekt der Begierde für eine aristokratische Familie der Kolonien, da er angeblich ein Produkt der Kontaktbehörde sei und daher eben kein freier Bürger.
Die Besatzung der Geiergott hat eine andere Sicht der Dinge und gerät in Scharmützel mit den u.a. durch Symbionten aufgerüsteten Schergen der Aristokraten. Hierbei erhalten sie Unterstützung von Trost, einer Kriegerin des Parthenon. Dies ist eine künstlich gezüchtete Zivilisation von weiblichen Assassinen.
Trost persönlich war schon bei der Rettung von Berlenhof an der Seite von Idris dabei gewesen; im Laufe der Handlung landen beide voraussehbar in der Kiste, womit der Ü14 Teil abgewurstet ist. Die Schwestern des Parthenon werden von den Kolonien gehasst und stellen eine starke Militärmacht dar. Im Laufe des Romans mausert sich Trost zum Crewmitglied auf der Geiergott, immer hasserfüllt beäugt von der Drohnenexpertin Olli Timo, einer verkrüppelten Menschenfrau, die aber dank Exoskelett eine ähnlich gute Kampfmaschine ergibt wie Trost.
Ein weiteres menschliches Mitglied der Geiergott ist Kris. Sie berät das Team der Geiergott in allen nur möglichen Schwierigkeiten bei den Behörden; als persönliche Anwältin von Idris verhindert sie dessen Versklavung. Und zu einer richtigen anwaltlichen Auseinandersetzung gehört natürlich auch immer ein Messerduell.
Abgerundet wird das Team von Kit, dem Lagerverwalter der Geiergott und vom Volk der Hannilambra, krabbenähnlichen Aliens. Womit wir wieder bei Tchaikovskys Zeit-Zyklus wären. Zum Glück vermeidet es der Autor hier, die verschiedenen Alienrassen bis ins Letzte zu erklären und stellt die flüssige Handlung in den Vordergrund.
Anfangs gibt es noch mehr Besatzungsmitglieder. Da gilt es zunächst Rollo Rostand zu erwähnen, den Kapitän der Geiergott. Seine Autorität wird von all den unterschiedlichen Charakteren ohne Widerspruch anerkannt. Dann stirbt er Mitte des ersten Romans in einem Feuergefecht, was für sich genommen bei einem derart komplexen Werk ungewöhnlich ist, ergo cool.
Zwei weitere Besatzungsmitglieder sterben auch, allerdings bevor sie voll auscharakterisiert werden konnten. Das Schwarmwesen Medvig - wieder Insekten, da hat Tchaikovsky wohl ein Faible für - soll hier noch genannt werden.
Als Ausgleich drängen sich im Laufe der Handlung mehrere höchst interessante Charaktere in den Vordergrund. Havaer Mundy ist ein Agent der Interventionsbehörde (Weltall CIA) der Kolonien und steigert sich im Laufe des Plots in eine tragende Rolle hinein. Andere Figuren wie Ahab, Delegat Trine oder der Essiel (eine sehr fortgeschrittene Spezies) Gangster“der schreckliche Aklu, das Messer und die eiserne Hand“ werden erst ab dem zweiten Band eingeführt.
Eine Inhaltsangabe dieses doch sehr komplexen Casts würde hier den Rahmen sprengen; daher schließe ich hier mit dem „überraschenden“ Resümee, dass es am Ende das erwartbare Happy End gibt. Besonders gefallen hat mir an diesem umfangreichen und vor Ideen nur so sprühenden Werk, dass sich der Fokus von dem ursprünglichen Protagonisten Idris nach und nach auf Olli, Trost, Kris oder Havaer verschiebt.
Ganz ehrlich: Dieser Zyklus schreit förmlich nach einem großen Serienuniversum bei Netflix und Co. Am Besten mit mehreren Ablegern. Tchaikovsky hat mit dem Architekten Zyklus ein süchtig machendes Universum geschaffen, welches in ihrer Faszination „Expanse“ in nichts nachsteht. Eine Fortsetzung würde ich begrüßen.

Samstag, 23. November 2024

Hartmudo: Belgien

5
Aber zurück zur Rotterdamstraat. Wir hatten schließlich kurz vor 17.00 Uhr die Rezeption erreicht. Die freundliche Dame am Schreibtisch schaute sich unsere Personalausweise an und händigte uns dann eine Scheckkarte als Türöffner aus. Wir holten unsere Sachen aus dem Auto und fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock.
Als wir die Tür zu unserer Suite geöffnet hatten, waren wir sofort begeistert. Wir standen in einem großzügigen Wohnbereich. An der Wand zum Schlafzimmer befand sich eine gut ausgerüstete Küchenzeile, die gar mit einer Mikrowelle glänzen konnte.
Direkt nach der Eingangstür erfreute ein schöner Esstisch mit 4 Stühlen unsere Herzen. Da musste ich sofort an Dora und Herbert denken, mit denen wir seit 17 Jahren eine Kartenrunde betreiben. Von unseren Abenden mit Solo, einer amerikanischen Mau Mau Alternative, hatten wir bereits Irland und Riga bereist; hinzu kommen etliche Wochenendtrips in Deutschland. An diesem Tisch in Antwerpen könnte ich mir einen schönen Kartenabend vorstellen.
Augenblicklich, weil total begeistert, nahm ich ein Video des gesamten Appartements auf und jagte es per WhatsApp auf Doras Smartphone. Ein schönes Sofa für zwei Leute in Blickrichtung auf einen aufgehängten LED Fernseher rundete das positive Bild des Wohnzimmers ab.
Nachdem meine Löwin über die Balkontür auf unsere großzügige Terrasse getreten war, stieg unsere Stimmung weiter an. Über eine Breite von sieben Metern und eine Tiefe von vielleicht drei Metern erstreckte sich die großzügige Terrasse, von der ich ein schönes Bild vor Augen hatte: Zu einem schönen Sonnenuntergang im Sommer, einen Tequila Sunrise in der Hand und nette Leute (meine Löwin, Dora und Herbert…) um mich herum.
An diesem Tag war das Wetter allerdings nicht sehr warm, eher kühl und vor allem windig. Aber wir hatten einen schönen Blick auf den Bahnhof von Antwerpen - was dann unser Ziel an diesem Abend werden sollte.
Doch zuvor werfen wir noch einen Blick ins Schlafzimmer - und schon tritt die große Ernüchterung ein. Dort befanden sich zwei Einzelbetten - jeweils 90 Zentimeter breit. Hatte irgendwie etwas von einer Campingliege, zumal die Betten "nackig" im Raum standen - also selbst ohne ein kleines Nachtschränkchen, nur den Pfeiler (ein alter Kamin?) zwischen den beiden Kopfteilen.
Und was mich insbesondere nervte, war das Fehlen von Elektriktrick. Denn es gab nur eine einzige Steckdose im Raum, und dort hing auch noch die einige Lampe des Raumes dran. Dies bedeutete für mich, dass ich zur Nacht, wenn ich gewöhnlich noch etwas lese, zuerst die Lampe ausstöpseln müsste und dann den Kompressor für meine Schlafmaske im Dunkeln anschließen musste. Das alles, ohne viel Krach zu machen, da meine Löwin zu diesem Zeitpunkt für gewöhnlich schon die Schäfchen zählt.
Das ganz am Ende dieses Zimmer befindliche Bad war da sogar noch in Ordnung, aber dieses Schlafzimmer… wie in einem Hostel. Wir hielten uns jetzt aber nicht allzu lange mit dem Jammern auf und trabten wieder los in Richtung Zentrum. Jetzt war der Bahnhof unser Ziel; diesen hatten wir beim Blick von unserem Balkon ins Auge gefasst.
Der laut Newsweek viertschönste Bahnhof der Welt wurde am 11. August 1905 unter dem Namen Antwerpen-Centraal eröffnet; allerdings bestand hier bereits seit 1836 ein Bahnhof. Das klassische Hauptgebäude wird von einer 75 Meter hohen steinernen Kuppel überragt, was dem Bahnhof auch den Spitznamen Spoorwegkathedraal (Eisenbahnkathedrale) eingebracht hatte. Irgendwann war dieser Bahnhof zu klein geworden, so dass der Zugverkehr aktuell auf drei Ebenen abgewickelt werden muss.
Die wunderschöne Eingangshalle mit ihren breiten Treppen erinnerte uns augenblicklich an den Grand Central in Manhattan, wobei im Antwerpen-Centraal die vergoldeten Stuckarbeiten noch eine Spur imposanter wirken.
Wir gingen über eine wirklich lange Treppe auf die oberirdischen Bahnsteige hinauf und bewunderten diesen Kopfbahnhof. Hier war es im Gegensatz zur Halle fast menschenleer; bzw. es gab hier keine Geschäfte wie z.B. in Hamburg oder München. Da hatten wir doch noch etwas Kultur mitnehmen können - das macht hungrig.
Wir wanderten in der Fußgängerzone an einigen Restaurants vorbei, ehe ich die passende Lokalität entdeckt hatte. Das Cappadokia stellte sich als türkisches Restaurant heraus und bestach durch seine Speisekarte, die erfreulicherweise eben nicht ausschließlich aus Döner, Köfte oder Lahmacun bestand.
Der Kellner führte uns auch gleich in den ersten Stock die Treppe hinauf und wies uns einen Platz in Fensternähe zu. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf das bunte Treiben der City in Antwerpen. Wieder hatte ich mir ein belgisches Bier bestellt; nach kurzer Zeit wurde uns das Essen gereicht.

Montag, 18. November 2024

Contramann: Die Ampel hat aus 2/2

Dennoch werden SPD und Grüne (Joschka Fischer - der Wandel vom Hausbesetzer zum Adjutant von Madeleine Albright. Krass) immer noch als links verortet. Für den Nachwuchs mag das ja noch hinhauen - bei der SPD. Aber die Politik in der aktuellen Regierung ist von linkem Gedankengut wie Pazifismus oder sozialer Gerechtigkeit weitgehend frei. Selbst die häufig gern genommene Schmähung als "Pseudolinke" ist hier fehl am Platz, weil genau die wesentlichen Positionen "linken" Gedankenguts von der Rest-Ampel noch nicht einmal vorgetäuscht werden. Sozialismus ist aus. Kommt Mittwoch wieder rein.
Nun gut. Die Regierungskoalition ist also am 6. November geplatzt, als die restlichen FDP Minister geschlossen zurückgetreten waren. Halt - nicht Volker Wissing. Der hat die FDP verlassen, um als glaubwürdig zu gelten, da er einen Ministerposten behalten wollte. Er wechselte vom Verkehrs- ins Justizministerium. Genau dort sollte ein integrer Politiker sitzen. Also kein Volker Wissing.
Da verbleibt eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, der es aus nachvollziehbaren Gründen an Handlungsfähigkeit mangelt. Nun sieht das Grundgesetz zwei Möglichkeiten der Klärung dieser misslichen Situation vor: Da wäre zum einen das konstruktive Misstrauensvotum und zum anderen die Vertrauensfrage.
Das konstruktive Misstrauensvotum war zu Zeiten der alten Bundesrepublik hier ein erstes probates Mittel gewesen, um eine SPD Regierung kippen zu können. Jedoch scheiterte Barzel an Brandt 1972 mit seinem Misstrauensvotum. Brandt wiederum trat 1974 dank dem DDR Spion Günter Guillaume als Kanzler zurück, Ehrenmann, der er war.
10 Jahre später aber hatte Helmut Kohl dann mit seinem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt Erfolg. Die FDP Minister waren 1982 einer Entlassung durch Schmidt zuvor gekommen und traten geschlossen zurück. Beim Misstrauensvotum unterstützte die FDP Kohl und trat auch gleich folgerichtig in die Regierung ein. Um dieser neuen Regierungskoalition eine glaubwürdiger Legitimation zu verpassen, inszenierte der Bundestag eine Vertrauensfrage seitens Helmut Kohl, die dieser dann absprachegemäß verlor und damit die gewünschte Neuwahl 1983 ermöglichte.
Im Falle der heutigen Regierungskrise kommt ein konstruktives Misstrauensvotum sicher nicht in Betracht, da eine zu erwartende Zusammenarbeit von Union und FDP nicht mehrheitsfähig wäre. Bleibt also nur die Vertrauensfrage, die Olaf Scholz dann wie geplant verlieren dürfte. Und dies letztendlich dank der Stimmen der AfD Fraktion und dem BSW.
Moment mal! Wollten die etablierten Parteien sich nicht jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD und BSW verweigern? Das schloss auch Abstimmungen mit ein. Doch Schmerz beiseite: Da gibt es ja keine Absprachen, also wäre das für die Altparteien in Ordnung. Ich stelle mir allerdings gerade vor, die AfD erlaubt sich einen Scherz und unterstützt unerwartet Scholz bei der Vertrauensfrage. Dann wäre wohl der Steinmeier dran und müsste das Parlament Kraft seiner Wassersuppe auflösen.
Zwischen Vertrauensfrage und Neuwahl sind angeblich 60 Tage vorgesehen. Die Union wollte von Scholz die Vertrauensfrage bereits am 13.11. hören, was eine Wahl im Januar ermöglicht hätte. Scholz sah das aber anders und wollte die Vertrauensfrage erst in der ersten Sitzung im neuen Jahr, also im Januar, stellen, was eine Wahl im März zur Folge gehabt hätte.
Geeinigt hatten sich beide Seiten dann am 13. November auf eine Vertrauensfrage noch vor Weihnachten und eine Neuwahl am 23. Februar. Politik lebt halt von Kompromissen; hier trafen sich beide Seiten in der Mitte.
Was mich allerdings fuchsig gemacht hatte, war der dämliche Kommentar der Bundeswahlleiterin zum von der Union erwünschten frühen Wahltermin im Januar nächsten Jahres. Die Zeit für eine geordnete Vorbereitung wäre zu kurz. Außerdem würde es beim benötigten Papier für die Wahlunterlagen zu Engpässen führen. Was für eine Farce. "Die da oben" glauben tatsächlich, sie könnten den Bürgern jeden Mist verkaufen.
Hier ein Link dazu - hoffentlich funktioniert der noch:
https://www.fr.de/politik/ampel-aus-koalition-bruch-vertrauensfrage-kanzler-scholz-bundewahlleiterin-brand-papier-industrie-93403020.html
Was für ein fadenscheiniges Argument. In meiner Tätigkeit im "Sozi" habe ich schon häufig Gesetzesänderungen im Leistungsrecht kurzfristig umsetzen müssen. Da vergingen zwischen Gesetzbeschluss und Inkrafttreten oft nicht mal 60 Tage, sondern eher 60 Stunden. Das geht merkwürdigerweise immer. Warum soll es da nicht möglich sein, eine Bundestagswahl zu organisieren?
Und das Papierargument ist da noch mal die größere Blamage für die Bundeswahlleiterin, da die Papierindustrie es sich nicht nehmen ließ, einen möglichen Papiermangel umgehend zu dementieren.
Und leider hatte der Merz - ich lobe ihn äußerst ungern - noch ein besonders gutes Argument für eine möglichst frühe Neuwahl. Denn es gibt bis dahin keinen genehmigten Haushaltsplan 2025. Bis zur Wahl muss der Staat mit einer vorläufigen Haushaltsführung auskommen. Nicht gerade ideal bei der momentanen Rezession.
Mein Tipp für die Wahl und eine neue Regierung? Ich halte eine erneute große Koalition aus Union und SPD unter einem Unionskanzler für wahrscheinlich. Die Grünen sind abgeraucht, sie werden auf der Oppositionsbank Platz nehmen müssen. Eine leider vorstellbare Koalition aus Union und Grünen (“they're bad, they nationwide") dürfte nicht mehrheitsfähig sein.
Gleiches gilt für Union und FDP. Die Liberalen können sich wahrscheinlich glücklich schätzen, überhaupt ins Parlament zu kommen. Um die Linke mache ich mir dagegen keine Sorgen - sie wird immer noch stärker sein als die Partei bibeltreuer Christen, wenn auch nur knapp. Dafür, also für „Links" und damit soziale Belange statt Kriegsbesoffenheit, ist das BSW da. Die 5% Hürde werden sie schaffen; mehr allerdings auch nicht.
Es bleibt also bis zum 23. Februar spannend, obwohl sich an der Politik nicht wirklich etwas ändern wird. Hüben wie drüben - Trump wird auch nicht viel ändern.

Sonntag, 17. November 2024

Contramann: Die Ampel hat aus 1/2

Der 6. November 2024 wird wohl dank der Entlassung des Bundesfinanzministers Lindner durch Bundeskanzler Scholz und der dadurch motivierten Ankündigung seitens Olaf Scholz, die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen, in die Geschichte eingehen. Und das ausgerechnet an dem Tag der Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident.
Gibt es da gar einen Zusammenhang? Meine Ansicht dazu ist: Kann sein oder auch nicht. Ich bin ja immer gern bei Spekulatius dabei, doch in diesem Fall halte ich den Zusammenbruch der deutschen Regierung als Folge des von den Mainstreammedien befürchteten Wahlerfolgs eines Donald Trump für vernachlässigbar.
Gönnen wir uns aber dennoch kurz den Spaß der Nachbetrachtung der US Wahl. Bereits vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass sowohl die meinungsgebenden Nachrichten von ARD und ZDF als auch die Privaten inklusive der Printmedien Kamela Harris im Aufwind gesehen hatten. Mehr und mehr wurde ihr zugetraut, dass sie auch in den entscheidenden "Swing States" (also die Bundesstaaten, in denen die Demokraten und Republikaner relativ gleichauf liegen) den durch Umfragen zunächst vorne liegenden Trump überholen könnte.
Um so größer war dann die Enttäuschung auch der deutschen Journalisten in der Nacht zum 6. November, als sich die jüngsten Prognosen als Fehlanalysen herauskristallisiert hatten. Trump gewann nicht nur alle sieben Swing States, sondern war nach Herrn Bush Junior vor 20 Jahren der erste republikanische Kandidat, der USA-weit auch die absolut meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei den gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen übernahmen die Reps dann auch noch die Mehrheit von den Demokraten.
Und da die Republikaner aktuell auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, kann Trump über eine Machtfülle verfügen, die nur wenigen US Präsidenten vergönnt war. Was für eine Schmach für die überwiegend im urbanen Milieu angesiedelten Anhänger der Demokraten. Die Konzentration der Mannschaft um Kamela Harris (warum grinst die bloß immer so?) auf die auch in Deutschland angesagten woken Themen und Klimaschutz bei gleichzeitiger bedingungsloser Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hatte sich nicht ausgezahlt.
Damit haben wir den Bogen nach Deutschland gespannt; hier stehen vor allem die Grünen und die SPD für die Rechte von Minderheiten um jeden Preis; Auch hier wird eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine propagiert. Wer da nicht mitzieht, ist rechtslastig, AFD-nah oder ein Putinversteher. Oder alles zusammen.
Und dann kommt da noch dieser Lindner mit seinem Beharren auf der Einhaltung einer von SPD und CDU in der großen Koalition beschlossenen Schuldenbremse, auf welche sich Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück mitten in einer globalen Finanzkrise (2008/09) geeinigt hatten. Dabei wollten doch Kanzler Scholz und sein Vize Habeck die momentane wirtschaftliche Situation nebst der notwendigen Unterstützung der Ukraine (weil sonst ist bald der Russe hier, wie ich vielfach in meinem persönlichen Umfeld vernommen hatte) zur Notlage erklären, um Schulden zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen machen zu können.
Lindner berief sich bei seiner Weigerung auf das Bundesverfassungsgerichturteil vom 15.11. letzten Jahres, nach dem Ausnahmen von der Schuldenbremse nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen möglich sein sollen. Und sind wir im Moment in einer derart außergewöhnlichen Notsituation?
Ich bin da tatsächlich eher bei Lindner. Die nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland bedingte Rezession, insbesondere der Verzicht auf billige Energie und Rohstoffe aus Russland und damit freiwillige Aufgabe des für die deutsche Wirtschaft notwendigen Vorteils gegenüber der internationalen Konkurrenz, kann ich nicht als außergewöhnliche Notsituation betrachten, zumal sie ja selbst verursacht wurde.
Notwendige Mittel für die Ukraine bereitstellen zu müssen kann in meinen Augen ebenfalls nicht als Argument herhalten, da dieser Krieg bereits im dritten Jahr tobt und somit eine erheblich niedrigere Wichtigkeit einnehmen sollte als ein überraschendes Ereignis wie die Überflutung des Ahrtals. Dass ich Lindner mal Recht geben würde…
Anyway. Olaf Scholz trat am Abend des 6. Novembers vor die Presse und strafte seinem (dank Sebastian Pufpaff) Ruf als "Graf Valium von Schnarchistan" Lügen. Zum ersten Mal legte er eine emotionale wie auch überzeugenden Rede hin. Fast hätte ich ihm seine Empörung abgenommen, wenn da nicht wieder dieses Mantra von der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine, gekommen wäre.
Lindner wollte Einschnitte bei den Sozialausgaben durchdrücken, um Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Dank der schlechten Wahlergebnisse bei den 3 Landtagswahlen im Herbst konnte die SPD damit nicht leben, zumal Lindner widersinnigerweise auch noch Steuern für Unternehmer senken wollte.
Ja, man glaubt es kaum, wenn man altgediente SPDler wie Gabriel oder auch Pistorius in ihrer aggressiven Manie der Unterstützung der Ukraine mit noch mehr Waffen so anschaut. Die SPD, die alte Partei der "Vaterlandsverräter", läutete unter Willy Brandt die Entspannungsphase gegenüber der Sowjetunion und des zweiten deutschen Staates ein. Dies übrigens unter starker Gegenwehr der Union, aber mit Unterstützung der FDP.
Wie sich die Zeiten geändert haben. Rückblickend betrachtet wirkt ein Gerhard Schröder da wie der legitime Enkel von Willy Brandt, wenn man Olaf Scholz mit seiner "CumEx" Vergangenheit so betrachtet.