https://www.welt.de/kultur/musik/article254275144/Udo-Lindenberg-Oberindianer-Kulturlos-grotesk-Zensur-stoesst-auf-massives-Unverstaendnis.html
Autschn. Wie verbohrt kann man sein?
Im Humboldt-Forum in Berlin kommen Kultur und Wissenschaft zusammen, die staatliche Förderung ermöglicht dem Forum eine breite Auswahl an anspruchsvollen Veranstaltungen, wie zum Beispiel „Vielstimmig 2024“, bei dem acht Chöre Songs von Pop und Schlager bis Klassik und Choräle zur Aufführung gebracht hatten.
So geschehen m November 2024; ein Song war „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg. Noch vor kurzem war dieser Song quasi als historischer Protestsong gegen das DDR-Regime geadelt gewesen und stand auf einer Stufe mit „looking for Freedom“ von Hasselhoff oder „Winds of Change“ von den Scorpions.
Aber das geht natürlich gar nicht, weil das Wort „Oberindianer“, mit dem Lindenberg in seiner gewohnt schnoddrigen Art Honecker bezeichnet hatte, indigene Völker diskriminieren könnte. So zumindest sah dies der Veranstalter, das Berliner Humboldt-Forum. Deshalb wich der ausführende Chor bei der entsprechenden Textzeile auf ein lang gezogenes wie unverdächtiges „Ober-Iiiiiiiiiiii“ aus. Und biss in sein Schwarzbrot.
„Auch wenn das Wort in dem Lied ‚Sonderzug nach Pankow‘ in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog – sind wir uns auch bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt“.
Mit diesem Statement griff das Humboldt-Forum die unsägliche Winnetou-Diskussion wieder auf. Haben diese offensichtlich geistig verwirrten Menschen nichts Besseres zu tun, als einen 40 Jahre alten Song, der bislang als historisch geltendes Kulturgut geadelt war, in eine rassistische Ecke zu stellen und diesen durch eine Textveränderung zu entwerten?
Sie könnten sich z.B. in einem Statement dafür stark machen, dem Volk der Hottentotten nach über 100 Jahren eine Entschädigung für die Gräueltaten der damaligen deutschen Kolonialherren anzubieten. Aber nein, lediglich die Sprache wird gesäubert. Das schließt dann auch, wie in dem Lindenberg-Song, eine nachträgliche Korrektur der Geschichte mit ein.
Und genau DAS ist es, was Orwell in „1984“ so vortrefflich skizziert hatte.
Jetzt müssen diese Deppen nur noch die Indianer selbst von der Notwendigkeit der veränderten Sprachregelung überzeugen. Nur leider verbitten sich die „Indianer“ jegliche Bevormundung durch Weiße und wollen sich den Begriff „Indianer“ nicht kaputt machen lassen. Oder haben die Indianer die Diskriminierung ihres Volkes nicht verstanden und leiden an einem Stockholm-Syndrom?
Zu dieser Thematik passt dann leider auch, dass auf immer mehr Weihnachtsmärkten das beliebte Getränk „Lumumba“ nur noch als „Kakao mit Schuss“ bezeichnet werden darf. Was für ein mieser Zynismus, da der Freiheitskämpfer Patrice Lumumba nach langer Folter erschossen worden war. In was für einer Welt leben solche Oberlehrer?
Oder ist „Oberlehrer“ jetzt auch schon diskriminierend?
https://www.rhetorik-forum-nuernberg.de/neues-aus-dem-elfenbeinturm-211212/
Hier geht es um Lügen wie z.B. die angebliche Tötung von Säuglingen durch irakische Soldaten, die u.a. als Grund für einen Einmarsch der Koalition der Willigen mit der Folge von unzähligen Toten herhalten musste. Erdacht von einer PR-Agentur und bereitwillig von den Leitmedien aufgegriffen - und schon hatte man einen Kriegsgrund.
Egal, ob die tatsächlich nie vorhandenen Massenvernichtungswaffen der Irakis oder die „seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen“-Lüge - schon seit jeher werden Kriege bewusst mit Falschmeldungen unterfüttert, um die eigene Bevölkerung zu den Waffen rufen zu können.
Das mir bislang unbekannte Beispiel mit dem Märchen von französischen Fliegern über Nürnberg von Anfang August 1914, die auch noch Bomben geworfen haben sollten, ist da eine weitere bizarre Facette von Unwahrheiten, welche gern mal gezielt über die entsprechenden Leitmedien verbreitet wurden.
Von daher… sehe ich Meldungen über den Ukraine-Krieg oder die Tragödie in Palästina entsprechend kritisch. Nur eines ist gewiss: Die Wahrheit bestimmt immer der Sieger. Womit wir wieder bei Orwell wären.
https://overton-magazin.de/top-story/wou-issn-is-hirn/?pk_campaign=feed&pk_kwd=wou-issn-is-hirn
Ein kurzer Beitrag und Kommentar zu dem Spruch von Friedrich Merz, dass er als Bundeskanzler Putin ein 24-Stunden Ultimatum stellen würde: Entweder das Einstellen der Kämpfe oder Freigabe der Taurus Marschflugkörper und Geodaten zur Bombardierung von Zielen im russischen Hinterland. Was das bedeuten würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Nachdenkenswert hier ist aber der Anfang des Beitrags mit der Einstellung von Soldaten im zweiten Weltkrieg; hier am Beispiel eines Amerikaners. Ist aber leicht übertragbar auf die Soldaten der Achsenmächte wie auch der Ukraine, Russen, Hamas, Israelis…
Für den Soldaten geht es nicht um Ruhm und Ehre oder Rettung des Vaterlands. Für den Soldaten geht es nur ums nackte Überleben, das „so tun als ob“, um nicht wegen Befehlsverweigerung angeklagt und hingerichtet zu werden. Der Film „Wege zum Ruhm“ zeigt den Krieg in all seinem Grauen und sollte uns gemahnen, diplomatische Lösungen anzustreben.
Leute wie Merz, Pistorius, Hofreiter oder Frau Strack-Zimmermann spielen da gern mit dem Feuer. Man kann nur hoffen, dass diese Menschen im Ernstfall selbst ganz vorne im Schützengraben stehen müssen, wenn der Pogo hier abgeht. Oder aber dass es bei denen so ist, wie zumeist bei den Entscheidungsträgern: Große Klappe und nichts dahinter.
https://taz.de/BSW-stimmt-in-Sachsen-fuer-AfD-Antrag/!6050593/
Nicht zuletzt dank der Stationierung von US Mittelstreckenraketen macht sich Deutschland mehr und mehr zum aktiven Kriegsteilnehmer im Russland-Ukraine Konflikt. Fehlt nur noch die Freigabe der Taurus Raketen, die wohl allein dank aktiver deutscher und amerikanischer Unterstützung 500 km weit in russische Inland schießen können. Also wohl bis Moskau.
Vor 40 Jahren, als „wir“ gegen die Lagerung von US-Raketen in Deutschland protestiert hatten, war die TAZ eifrig dabei, gegen die deutsche Regierung zu schimpfen. Und heute? Da ist es der ehemaligen Stimme der Linken wichtiger, eine „korrekte“ Haltung gegen rechts einzunehmen - um jeden Preis. Also bis zur Verleugnung der linken Leitsätze.
Die da wären: Frieden und soziale Gerechtigkeit. Aber da müsste man ja mal den Latte Grande mit Haselnuss Flavour beiseite stellen, um sich aktiv gegen die zunehmende Verarmung weiter Kreise der Bevölkerung zu stemmen, anstatt sich an Nebenkriegsschauplätzen abzuarbeiten.
Montag, 9. Dezember 2024
Sonntag, 1. Dezember 2024
Uncle Fester: grad gelesen Dezember 2024
Adrian Tchaikovsky - Der Architekten Zyklus (Die Scherben der Erde, die Augen der Galaxis, die Herren des Abgrunds)
Dies ist tatsächlich um Längen besser als seine Zeit-Reihe (Kinder der Zeit etc.). Jene hatte zwar einige sehr starke Momente, vermochte aber durch die Fremdartigkeit der einzelnen Völker nicht wirklich zu fesseln. In diesem Romanzyklus bekommt Tchaikovsky dies allein dadurch besser hin, weil die Menschheit hier noch nicht quasi ausgestorben ist.
Obwohl die Menschheit dank der Architekten arg gebeutelt ist - wurde doch der Heimatplanet Erde mit seinen Milliarden Bewohnern vernichtet. Nein, nicht vernichtet. Umgestaltet, dank extrem starken Gravitationskräften, welche die Architekten auf Planeten schleudern, die von zumeist biologischen Zivilisationen bewohnt werden. Die Energie für die Gravitationswaffen beziehen die Architekten aus dem Unraum, den wir auch als Hyperraum kennen. Und von dort stammen die Architekten auch.
Acht Jahrzehnte lang führen die Menschen einen aussichtslosen Kampf gegen die Architekten, ehe sie endlich im Abwehrkampf um ihre neue Hauptwelt Berlenhof einen Erfolg erzielen können. Dank des Intermediären Idris Telemmler, Produkt eines gnadenlosen Zuchtprogramms der Menschen. Er konnte zum ersten Mal mit einem Architekten kommunizieren und diese gleich zum vollkommenen Rückzug aus dem Realraum bewegen.
Die wenigen Intermediären können im Unterbewusstsein Berechnungen anstellen, um im Unraum abseits vorgefertigter Passagen navigieren zu können. Die Passagen wurden vom verschollenen Volk der Originatoren geschaffen und verbinden bewohnte Sternensysteme. Nur dank der Ints (Intermediären) können die Menschen - im Roman als Kolonien bezeichnet - neue Planeten entdecken und kolonialisieren.
Idris ist 45 Jahre nach der Rettung von Berlenhof selbst zur Legende geworden. Angewidert vom Zuchtprogramm zur Entwicklung von Ints (nur jeder 1000ste überlebt die Eingriffe ins Gehirn), hat er sich von der „Kontaktbehörde“ der Kolonien losgesagt. Immerhin befähigt ihn das zur Funktion als Hauptperson dieses Zyklus.
Tchaikovsky hat hier das gern genommene Szenario einer Outsider-Story bemüht. Die dabei liebevoll gezeichneten Charaktere ziehen den Leser während der 3 Romane in ihren Bann, wobei Idris im Laufe der Handlung zugunsten seiner Mitstreiter eher in den Hintergrund rückt. Auffällig ist, dass Tchaikovsky hier den Fokus auf die menschlichen Figuren schlägt.
Dies ist also die Geschichte des klapprigen Schrottsammlers und Bergungsfrachters Geiergott, dessen Besatzung sich von Auftrag zu Auftrag hangelt, und sei er auch noch so illegal. Dank Idris ist die Geiergott in der Lage, im Unraum verschollene Raumschiffe zu bergen. Während er das Schiff durch den Unraum navigiert, begibt sich die Besatzung in Kryostasekapseln, um die Psyche vor dem Schrecken im Nichts zu schützen.
Bei einer Bergung im Unraum verspürt Idris eine bedrohliche Präsenz und spürt, dass die Architekten wieder zurückgekehrt sind. In der Folge wird Idris selbst zum Objekt der Begierde für eine aristokratische Familie der Kolonien, da er angeblich ein Produkt der Kontaktbehörde sei und daher eben kein freier Bürger.
Die Besatzung der Geiergott hat eine andere Sicht der Dinge und gerät in Scharmützel mit den u.a. durch Symbionten aufgerüsteten Schergen der Aristokraten. Hierbei erhalten sie Unterstützung von Trost, einer Kriegerin des Parthenon. Dies ist eine künstlich gezüchtete Zivilisation von weiblichen Assassinen.
Trost persönlich war schon bei der Rettung von Berlenhof an der Seite von Idris dabei gewesen; im Laufe der Handlung landen beide voraussehbar in der Kiste, womit der Ü14 Teil abgewurstet ist. Die Schwestern des Parthenon werden von den Kolonien gehasst und stellen eine starke Militärmacht dar. Im Laufe des Romans mausert sich Trost zum Crewmitglied auf der Geiergott, immer hasserfüllt beäugt von der Drohnenexpertin Olli Timo, einer verkrüppelten Menschenfrau, die aber dank Exoskelett eine ähnlich gute Kampfmaschine ergibt wie Trost.
Ein weiteres menschliches Mitglied der Geiergott ist Kris. Sie berät das Team der Geiergott in allen nur möglichen Schwierigkeiten bei den Behörden; als persönliche Anwältin von Idris verhindert sie dessen Versklavung. Und zu einer richtigen anwaltlichen Auseinandersetzung gehört natürlich auch immer ein Messerduell.
Abgerundet wird das Team von Kit, dem Lagerverwalter der Geiergott und vom Volk der Hannilambra, krabbenähnlichen Aliens. Womit wir wieder bei Tchaikovskys Zeit-Zyklus wären. Zum Glück vermeidet es der Autor hier, die verschiedenen Alienrassen bis ins Letzte zu erklären und stellt die flüssige Handlung in den Vordergrund.
Anfangs gibt es noch mehr Besatzungsmitglieder. Da gilt es zunächst Rollo Rostand zu erwähnen, den Kapitän der Geiergott. Seine Autorität wird von all den unterschiedlichen Charakteren ohne Widerspruch anerkannt. Dann stirbt er Mitte des ersten Romans in einem Feuergefecht, was für sich genommen bei einem derart komplexen Werk ungewöhnlich ist, ergo cool.
Zwei weitere Besatzungsmitglieder sterben auch, allerdings bevor sie voll auscharakterisiert werden konnten. Das Schwarmwesen Medvig - wieder Insekten, da hat Tchaikovsky wohl ein Faible für - soll hier noch genannt werden.
Als Ausgleich drängen sich im Laufe der Handlung mehrere höchst interessante Charaktere in den Vordergrund. Havaer Mundy ist ein Agent der Interventionsbehörde (Weltall CIA) der Kolonien und steigert sich im Laufe des Plots in eine tragende Rolle hinein. Andere Figuren wie Ahab, Delegat Trine oder der Essiel (eine sehr fortgeschrittene Spezies) Gangster“der schreckliche Aklu, das Messer und die eiserne Hand“ werden erst ab dem zweiten Band eingeführt.
Eine Inhaltsangabe dieses doch sehr komplexen Casts würde hier den Rahmen sprengen; daher schließe ich hier mit dem „überraschenden“ Resümee, dass es am Ende das erwartbare Happy End gibt. Besonders gefallen hat mir an diesem umfangreichen und vor Ideen nur so sprühenden Werk, dass sich der Fokus von dem ursprünglichen Protagonisten Idris nach und nach auf Olli, Trost, Kris oder Havaer verschiebt.
Ganz ehrlich: Dieser Zyklus schreit förmlich nach einem großen Serienuniversum bei Netflix und Co. Am Besten mit mehreren Ablegern. Tchaikovsky hat mit dem Architekten Zyklus ein süchtig machendes Universum geschaffen, welches in ihrer Faszination „Expanse“ in nichts nachsteht. Eine Fortsetzung würde ich begrüßen.
Dies ist tatsächlich um Längen besser als seine Zeit-Reihe (Kinder der Zeit etc.). Jene hatte zwar einige sehr starke Momente, vermochte aber durch die Fremdartigkeit der einzelnen Völker nicht wirklich zu fesseln. In diesem Romanzyklus bekommt Tchaikovsky dies allein dadurch besser hin, weil die Menschheit hier noch nicht quasi ausgestorben ist.
Obwohl die Menschheit dank der Architekten arg gebeutelt ist - wurde doch der Heimatplanet Erde mit seinen Milliarden Bewohnern vernichtet. Nein, nicht vernichtet. Umgestaltet, dank extrem starken Gravitationskräften, welche die Architekten auf Planeten schleudern, die von zumeist biologischen Zivilisationen bewohnt werden. Die Energie für die Gravitationswaffen beziehen die Architekten aus dem Unraum, den wir auch als Hyperraum kennen. Und von dort stammen die Architekten auch.
Acht Jahrzehnte lang führen die Menschen einen aussichtslosen Kampf gegen die Architekten, ehe sie endlich im Abwehrkampf um ihre neue Hauptwelt Berlenhof einen Erfolg erzielen können. Dank des Intermediären Idris Telemmler, Produkt eines gnadenlosen Zuchtprogramms der Menschen. Er konnte zum ersten Mal mit einem Architekten kommunizieren und diese gleich zum vollkommenen Rückzug aus dem Realraum bewegen.
Die wenigen Intermediären können im Unterbewusstsein Berechnungen anstellen, um im Unraum abseits vorgefertigter Passagen navigieren zu können. Die Passagen wurden vom verschollenen Volk der Originatoren geschaffen und verbinden bewohnte Sternensysteme. Nur dank der Ints (Intermediären) können die Menschen - im Roman als Kolonien bezeichnet - neue Planeten entdecken und kolonialisieren.
Idris ist 45 Jahre nach der Rettung von Berlenhof selbst zur Legende geworden. Angewidert vom Zuchtprogramm zur Entwicklung von Ints (nur jeder 1000ste überlebt die Eingriffe ins Gehirn), hat er sich von der „Kontaktbehörde“ der Kolonien losgesagt. Immerhin befähigt ihn das zur Funktion als Hauptperson dieses Zyklus.
Tchaikovsky hat hier das gern genommene Szenario einer Outsider-Story bemüht. Die dabei liebevoll gezeichneten Charaktere ziehen den Leser während der 3 Romane in ihren Bann, wobei Idris im Laufe der Handlung zugunsten seiner Mitstreiter eher in den Hintergrund rückt. Auffällig ist, dass Tchaikovsky hier den Fokus auf die menschlichen Figuren schlägt.
Dies ist also die Geschichte des klapprigen Schrottsammlers und Bergungsfrachters Geiergott, dessen Besatzung sich von Auftrag zu Auftrag hangelt, und sei er auch noch so illegal. Dank Idris ist die Geiergott in der Lage, im Unraum verschollene Raumschiffe zu bergen. Während er das Schiff durch den Unraum navigiert, begibt sich die Besatzung in Kryostasekapseln, um die Psyche vor dem Schrecken im Nichts zu schützen.
Bei einer Bergung im Unraum verspürt Idris eine bedrohliche Präsenz und spürt, dass die Architekten wieder zurückgekehrt sind. In der Folge wird Idris selbst zum Objekt der Begierde für eine aristokratische Familie der Kolonien, da er angeblich ein Produkt der Kontaktbehörde sei und daher eben kein freier Bürger.
Die Besatzung der Geiergott hat eine andere Sicht der Dinge und gerät in Scharmützel mit den u.a. durch Symbionten aufgerüsteten Schergen der Aristokraten. Hierbei erhalten sie Unterstützung von Trost, einer Kriegerin des Parthenon. Dies ist eine künstlich gezüchtete Zivilisation von weiblichen Assassinen.
Trost persönlich war schon bei der Rettung von Berlenhof an der Seite von Idris dabei gewesen; im Laufe der Handlung landen beide voraussehbar in der Kiste, womit der Ü14 Teil abgewurstet ist. Die Schwestern des Parthenon werden von den Kolonien gehasst und stellen eine starke Militärmacht dar. Im Laufe des Romans mausert sich Trost zum Crewmitglied auf der Geiergott, immer hasserfüllt beäugt von der Drohnenexpertin Olli Timo, einer verkrüppelten Menschenfrau, die aber dank Exoskelett eine ähnlich gute Kampfmaschine ergibt wie Trost.
Ein weiteres menschliches Mitglied der Geiergott ist Kris. Sie berät das Team der Geiergott in allen nur möglichen Schwierigkeiten bei den Behörden; als persönliche Anwältin von Idris verhindert sie dessen Versklavung. Und zu einer richtigen anwaltlichen Auseinandersetzung gehört natürlich auch immer ein Messerduell.
Abgerundet wird das Team von Kit, dem Lagerverwalter der Geiergott und vom Volk der Hannilambra, krabbenähnlichen Aliens. Womit wir wieder bei Tchaikovskys Zeit-Zyklus wären. Zum Glück vermeidet es der Autor hier, die verschiedenen Alienrassen bis ins Letzte zu erklären und stellt die flüssige Handlung in den Vordergrund.
Anfangs gibt es noch mehr Besatzungsmitglieder. Da gilt es zunächst Rollo Rostand zu erwähnen, den Kapitän der Geiergott. Seine Autorität wird von all den unterschiedlichen Charakteren ohne Widerspruch anerkannt. Dann stirbt er Mitte des ersten Romans in einem Feuergefecht, was für sich genommen bei einem derart komplexen Werk ungewöhnlich ist, ergo cool.
Zwei weitere Besatzungsmitglieder sterben auch, allerdings bevor sie voll auscharakterisiert werden konnten. Das Schwarmwesen Medvig - wieder Insekten, da hat Tchaikovsky wohl ein Faible für - soll hier noch genannt werden.
Als Ausgleich drängen sich im Laufe der Handlung mehrere höchst interessante Charaktere in den Vordergrund. Havaer Mundy ist ein Agent der Interventionsbehörde (Weltall CIA) der Kolonien und steigert sich im Laufe des Plots in eine tragende Rolle hinein. Andere Figuren wie Ahab, Delegat Trine oder der Essiel (eine sehr fortgeschrittene Spezies) Gangster“der schreckliche Aklu, das Messer und die eiserne Hand“ werden erst ab dem zweiten Band eingeführt.
Eine Inhaltsangabe dieses doch sehr komplexen Casts würde hier den Rahmen sprengen; daher schließe ich hier mit dem „überraschenden“ Resümee, dass es am Ende das erwartbare Happy End gibt. Besonders gefallen hat mir an diesem umfangreichen und vor Ideen nur so sprühenden Werk, dass sich der Fokus von dem ursprünglichen Protagonisten Idris nach und nach auf Olli, Trost, Kris oder Havaer verschiebt.
Ganz ehrlich: Dieser Zyklus schreit förmlich nach einem großen Serienuniversum bei Netflix und Co. Am Besten mit mehreren Ablegern. Tchaikovsky hat mit dem Architekten Zyklus ein süchtig machendes Universum geschaffen, welches in ihrer Faszination „Expanse“ in nichts nachsteht. Eine Fortsetzung würde ich begrüßen.
Samstag, 23. November 2024
Hartmudo: Belgien
5
Aber zurück zur Rotterdamstraat. Wir hatten schließlich kurz vor 17.00 Uhr die Rezeption erreicht. Die freundliche Dame am Schreibtisch schaute sich unsere Personalausweise an und händigte uns dann eine Scheckkarte als Türöffner aus. Wir holten unsere Sachen aus dem Auto und fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock.
Als wir die Tür zu unserer Suite geöffnet hatten, waren wir sofort begeistert. Wir standen in einem großzügigen Wohnbereich. An der Wand zum Schlafzimmer befand sich eine gut ausgerüstete Küchenzeile, die gar mit einer Mikrowelle glänzen konnte.
Direkt nach der Eingangstür erfreute ein schöner Esstisch mit 4 Stühlen unsere Herzen. Da musste ich sofort an Dora und Herbert denken, mit denen wir seit 17 Jahren eine Kartenrunde betreiben. Von unseren Abenden mit Solo, einer amerikanischen Mau Mau Alternative, hatten wir bereits Irland und Riga bereist; hinzu kommen etliche Wochenendtrips in Deutschland. An diesem Tisch in Antwerpen könnte ich mir einen schönen Kartenabend vorstellen.
Augenblicklich, weil total begeistert, nahm ich ein Video des gesamten Appartements auf und jagte es per WhatsApp auf Doras Smartphone. Ein schönes Sofa für zwei Leute in Blickrichtung auf einen aufgehängten LED Fernseher rundete das positive Bild des Wohnzimmers ab.
Nachdem meine Löwin über die Balkontür auf unsere großzügige Terrasse getreten war, stieg unsere Stimmung weiter an. Über eine Breite von sieben Metern und eine Tiefe von vielleicht drei Metern erstreckte sich die großzügige Terrasse, von der ich ein schönes Bild vor Augen hatte: Zu einem schönen Sonnenuntergang im Sommer, einen Tequila Sunrise in der Hand und nette Leute (meine Löwin, Dora und Herbert…) um mich herum.
An diesem Tag war das Wetter allerdings nicht sehr warm, eher kühl und vor allem windig. Aber wir hatten einen schönen Blick auf den Bahnhof von Antwerpen - was dann unser Ziel an diesem Abend werden sollte.
Doch zuvor werfen wir noch einen Blick ins Schlafzimmer - und schon tritt die große Ernüchterung ein. Dort befanden sich zwei Einzelbetten - jeweils 90 Zentimeter breit. Hatte irgendwie etwas von einer Campingliege, zumal die Betten "nackig" im Raum standen - also selbst ohne ein kleines Nachtschränkchen, nur den Pfeiler (ein alter Kamin?) zwischen den beiden Kopfteilen.
Und was mich insbesondere nervte, war das Fehlen von Elektriktrick. Denn es gab nur eine einzige Steckdose im Raum, und dort hing auch noch die einige Lampe des Raumes dran. Dies bedeutete für mich, dass ich zur Nacht, wenn ich gewöhnlich noch etwas lese, zuerst die Lampe ausstöpseln müsste und dann den Kompressor für meine Schlafmaske im Dunkeln anschließen musste. Das alles, ohne viel Krach zu machen, da meine Löwin zu diesem Zeitpunkt für gewöhnlich schon die Schäfchen zählt.
Das ganz am Ende dieses Zimmer befindliche Bad war da sogar noch in Ordnung, aber dieses Schlafzimmer… wie in einem Hostel. Wir hielten uns jetzt aber nicht allzu lange mit dem Jammern auf und trabten wieder los in Richtung Zentrum. Jetzt war der Bahnhof unser Ziel; diesen hatten wir beim Blick von unserem Balkon ins Auge gefasst.
Der laut Newsweek viertschönste Bahnhof der Welt wurde am 11. August 1905 unter dem Namen Antwerpen-Centraal eröffnet; allerdings bestand hier bereits seit 1836 ein Bahnhof. Das klassische Hauptgebäude wird von einer 75 Meter hohen steinernen Kuppel überragt, was dem Bahnhof auch den Spitznamen Spoorwegkathedraal (Eisenbahnkathedrale) eingebracht hatte. Irgendwann war dieser Bahnhof zu klein geworden, so dass der Zugverkehr aktuell auf drei Ebenen abgewickelt werden muss.
Die wunderschöne Eingangshalle mit ihren breiten Treppen erinnerte uns augenblicklich an den Grand Central in Manhattan, wobei im Antwerpen-Centraal die vergoldeten Stuckarbeiten noch eine Spur imposanter wirken.
Wir gingen über eine wirklich lange Treppe auf die oberirdischen Bahnsteige hinauf und bewunderten diesen Kopfbahnhof. Hier war es im Gegensatz zur Halle fast menschenleer; bzw. es gab hier keine Geschäfte wie z.B. in Hamburg oder München. Da hatten wir doch noch etwas Kultur mitnehmen können - das macht hungrig.
Wir wanderten in der Fußgängerzone an einigen Restaurants vorbei, ehe ich die passende Lokalität entdeckt hatte. Das Cappadokia stellte sich als türkisches Restaurant heraus und bestach durch seine Speisekarte, die erfreulicherweise eben nicht ausschließlich aus Döner, Köfte oder Lahmacun bestand.
Der Kellner führte uns auch gleich in den ersten Stock die Treppe hinauf und wies uns einen Platz in Fensternähe zu. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf das bunte Treiben der City in Antwerpen. Wieder hatte ich mir ein belgisches Bier bestellt; nach kurzer Zeit wurde uns das Essen gereicht.
Aber zurück zur Rotterdamstraat. Wir hatten schließlich kurz vor 17.00 Uhr die Rezeption erreicht. Die freundliche Dame am Schreibtisch schaute sich unsere Personalausweise an und händigte uns dann eine Scheckkarte als Türöffner aus. Wir holten unsere Sachen aus dem Auto und fuhren mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock.
Als wir die Tür zu unserer Suite geöffnet hatten, waren wir sofort begeistert. Wir standen in einem großzügigen Wohnbereich. An der Wand zum Schlafzimmer befand sich eine gut ausgerüstete Küchenzeile, die gar mit einer Mikrowelle glänzen konnte.
Direkt nach der Eingangstür erfreute ein schöner Esstisch mit 4 Stühlen unsere Herzen. Da musste ich sofort an Dora und Herbert denken, mit denen wir seit 17 Jahren eine Kartenrunde betreiben. Von unseren Abenden mit Solo, einer amerikanischen Mau Mau Alternative, hatten wir bereits Irland und Riga bereist; hinzu kommen etliche Wochenendtrips in Deutschland. An diesem Tisch in Antwerpen könnte ich mir einen schönen Kartenabend vorstellen.
Augenblicklich, weil total begeistert, nahm ich ein Video des gesamten Appartements auf und jagte es per WhatsApp auf Doras Smartphone. Ein schönes Sofa für zwei Leute in Blickrichtung auf einen aufgehängten LED Fernseher rundete das positive Bild des Wohnzimmers ab.
Nachdem meine Löwin über die Balkontür auf unsere großzügige Terrasse getreten war, stieg unsere Stimmung weiter an. Über eine Breite von sieben Metern und eine Tiefe von vielleicht drei Metern erstreckte sich die großzügige Terrasse, von der ich ein schönes Bild vor Augen hatte: Zu einem schönen Sonnenuntergang im Sommer, einen Tequila Sunrise in der Hand und nette Leute (meine Löwin, Dora und Herbert…) um mich herum.
An diesem Tag war das Wetter allerdings nicht sehr warm, eher kühl und vor allem windig. Aber wir hatten einen schönen Blick auf den Bahnhof von Antwerpen - was dann unser Ziel an diesem Abend werden sollte.
Doch zuvor werfen wir noch einen Blick ins Schlafzimmer - und schon tritt die große Ernüchterung ein. Dort befanden sich zwei Einzelbetten - jeweils 90 Zentimeter breit. Hatte irgendwie etwas von einer Campingliege, zumal die Betten "nackig" im Raum standen - also selbst ohne ein kleines Nachtschränkchen, nur den Pfeiler (ein alter Kamin?) zwischen den beiden Kopfteilen.
Und was mich insbesondere nervte, war das Fehlen von Elektriktrick. Denn es gab nur eine einzige Steckdose im Raum, und dort hing auch noch die einige Lampe des Raumes dran. Dies bedeutete für mich, dass ich zur Nacht, wenn ich gewöhnlich noch etwas lese, zuerst die Lampe ausstöpseln müsste und dann den Kompressor für meine Schlafmaske im Dunkeln anschließen musste. Das alles, ohne viel Krach zu machen, da meine Löwin zu diesem Zeitpunkt für gewöhnlich schon die Schäfchen zählt.
Das ganz am Ende dieses Zimmer befindliche Bad war da sogar noch in Ordnung, aber dieses Schlafzimmer… wie in einem Hostel. Wir hielten uns jetzt aber nicht allzu lange mit dem Jammern auf und trabten wieder los in Richtung Zentrum. Jetzt war der Bahnhof unser Ziel; diesen hatten wir beim Blick von unserem Balkon ins Auge gefasst.
Der laut Newsweek viertschönste Bahnhof der Welt wurde am 11. August 1905 unter dem Namen Antwerpen-Centraal eröffnet; allerdings bestand hier bereits seit 1836 ein Bahnhof. Das klassische Hauptgebäude wird von einer 75 Meter hohen steinernen Kuppel überragt, was dem Bahnhof auch den Spitznamen Spoorwegkathedraal (Eisenbahnkathedrale) eingebracht hatte. Irgendwann war dieser Bahnhof zu klein geworden, so dass der Zugverkehr aktuell auf drei Ebenen abgewickelt werden muss.
Die wunderschöne Eingangshalle mit ihren breiten Treppen erinnerte uns augenblicklich an den Grand Central in Manhattan, wobei im Antwerpen-Centraal die vergoldeten Stuckarbeiten noch eine Spur imposanter wirken.
Wir gingen über eine wirklich lange Treppe auf die oberirdischen Bahnsteige hinauf und bewunderten diesen Kopfbahnhof. Hier war es im Gegensatz zur Halle fast menschenleer; bzw. es gab hier keine Geschäfte wie z.B. in Hamburg oder München. Da hatten wir doch noch etwas Kultur mitnehmen können - das macht hungrig.
Wir wanderten in der Fußgängerzone an einigen Restaurants vorbei, ehe ich die passende Lokalität entdeckt hatte. Das Cappadokia stellte sich als türkisches Restaurant heraus und bestach durch seine Speisekarte, die erfreulicherweise eben nicht ausschließlich aus Döner, Köfte oder Lahmacun bestand.
Der Kellner führte uns auch gleich in den ersten Stock die Treppe hinauf und wies uns einen Platz in Fensternähe zu. Von hier aus hatten wir einen schönen Blick auf das bunte Treiben der City in Antwerpen. Wieder hatte ich mir ein belgisches Bier bestellt; nach kurzer Zeit wurde uns das Essen gereicht.
Montag, 18. November 2024
Contramann: Die Ampel hat aus 2/2
Dennoch werden SPD und Grüne (Joschka Fischer - der Wandel vom Hausbesetzer zum Adjutant von Madeleine Albright. Krass) immer noch als links verortet. Für den Nachwuchs mag das ja noch hinhauen - bei der SPD. Aber die Politik in der aktuellen Regierung ist von linkem Gedankengut wie Pazifismus oder sozialer Gerechtigkeit weitgehend frei. Selbst die häufig gern genommene Schmähung als "Pseudolinke" ist hier fehl am Platz, weil genau die wesentlichen Positionen "linken" Gedankenguts von der Rest-Ampel noch nicht einmal vorgetäuscht werden. Sozialismus ist aus. Kommt Mittwoch wieder rein.
Nun gut. Die Regierungskoalition ist also am 6. November geplatzt, als die restlichen FDP Minister geschlossen zurückgetreten waren. Halt - nicht Volker Wissing. Der hat die FDP verlassen, um als glaubwürdig zu gelten, da er einen Ministerposten behalten wollte. Er wechselte vom Verkehrs- ins Justizministerium. Genau dort sollte ein integrer Politiker sitzen. Also kein Volker Wissing.
Da verbleibt eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, der es aus nachvollziehbaren Gründen an Handlungsfähigkeit mangelt. Nun sieht das Grundgesetz zwei Möglichkeiten der Klärung dieser misslichen Situation vor: Da wäre zum einen das konstruktive Misstrauensvotum und zum anderen die Vertrauensfrage.
Das konstruktive Misstrauensvotum war zu Zeiten der alten Bundesrepublik hier ein erstes probates Mittel gewesen, um eine SPD Regierung kippen zu können. Jedoch scheiterte Barzel an Brandt 1972 mit seinem Misstrauensvotum. Brandt wiederum trat 1974 dank dem DDR Spion Günter Guillaume als Kanzler zurück, Ehrenmann, der er war.
10 Jahre später aber hatte Helmut Kohl dann mit seinem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt Erfolg. Die FDP Minister waren 1982 einer Entlassung durch Schmidt zuvor gekommen und traten geschlossen zurück. Beim Misstrauensvotum unterstützte die FDP Kohl und trat auch gleich folgerichtig in die Regierung ein. Um dieser neuen Regierungskoalition eine glaubwürdiger Legitimation zu verpassen, inszenierte der Bundestag eine Vertrauensfrage seitens Helmut Kohl, die dieser dann absprachegemäß verlor und damit die gewünschte Neuwahl 1983 ermöglichte.
Im Falle der heutigen Regierungskrise kommt ein konstruktives Misstrauensvotum sicher nicht in Betracht, da eine zu erwartende Zusammenarbeit von Union und FDP nicht mehrheitsfähig wäre. Bleibt also nur die Vertrauensfrage, die Olaf Scholz dann wie geplant verlieren dürfte. Und dies letztendlich dank der Stimmen der AfD Fraktion und dem BSW.
Moment mal! Wollten die etablierten Parteien sich nicht jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD und BSW verweigern? Das schloss auch Abstimmungen mit ein. Doch Schmerz beiseite: Da gibt es ja keine Absprachen, also wäre das für die Altparteien in Ordnung. Ich stelle mir allerdings gerade vor, die AfD erlaubt sich einen Scherz und unterstützt unerwartet Scholz bei der Vertrauensfrage. Dann wäre wohl der Steinmeier dran und müsste das Parlament Kraft seiner Wassersuppe auflösen.
Zwischen Vertrauensfrage und Neuwahl sind angeblich 60 Tage vorgesehen. Die Union wollte von Scholz die Vertrauensfrage bereits am 13.11. hören, was eine Wahl im Januar ermöglicht hätte. Scholz sah das aber anders und wollte die Vertrauensfrage erst in der ersten Sitzung im neuen Jahr, also im Januar, stellen, was eine Wahl im März zur Folge gehabt hätte.
Geeinigt hatten sich beide Seiten dann am 13. November auf eine Vertrauensfrage noch vor Weihnachten und eine Neuwahl am 23. Februar. Politik lebt halt von Kompromissen; hier trafen sich beide Seiten in der Mitte.
Was mich allerdings fuchsig gemacht hatte, war der dämliche Kommentar der Bundeswahlleiterin zum von der Union erwünschten frühen Wahltermin im Januar nächsten Jahres. Die Zeit für eine geordnete Vorbereitung wäre zu kurz. Außerdem würde es beim benötigten Papier für die Wahlunterlagen zu Engpässen führen. Was für eine Farce. "Die da oben" glauben tatsächlich, sie könnten den Bürgern jeden Mist verkaufen.
Hier ein Link dazu - hoffentlich funktioniert der noch:
https://www.fr.de/politik/ampel-aus-koalition-bruch-vertrauensfrage-kanzler-scholz-bundewahlleiterin-brand-papier-industrie-93403020.html
Was für ein fadenscheiniges Argument. In meiner Tätigkeit im "Sozi" habe ich schon häufig Gesetzesänderungen im Leistungsrecht kurzfristig umsetzen müssen. Da vergingen zwischen Gesetzbeschluss und Inkrafttreten oft nicht mal 60 Tage, sondern eher 60 Stunden. Das geht merkwürdigerweise immer. Warum soll es da nicht möglich sein, eine Bundestagswahl zu organisieren?
Und das Papierargument ist da noch mal die größere Blamage für die Bundeswahlleiterin, da die Papierindustrie es sich nicht nehmen ließ, einen möglichen Papiermangel umgehend zu dementieren.
Und leider hatte der Merz - ich lobe ihn äußerst ungern - noch ein besonders gutes Argument für eine möglichst frühe Neuwahl. Denn es gibt bis dahin keinen genehmigten Haushaltsplan 2025. Bis zur Wahl muss der Staat mit einer vorläufigen Haushaltsführung auskommen. Nicht gerade ideal bei der momentanen Rezession.
Mein Tipp für die Wahl und eine neue Regierung? Ich halte eine erneute große Koalition aus Union und SPD unter einem Unionskanzler für wahrscheinlich. Die Grünen sind abgeraucht, sie werden auf der Oppositionsbank Platz nehmen müssen. Eine leider vorstellbare Koalition aus Union und Grünen (“they're bad, they nationwide") dürfte nicht mehrheitsfähig sein.
Gleiches gilt für Union und FDP. Die Liberalen können sich wahrscheinlich glücklich schätzen, überhaupt ins Parlament zu kommen. Um die Linke mache ich mir dagegen keine Sorgen - sie wird immer noch stärker sein als die Partei bibeltreuer Christen, wenn auch nur knapp. Dafür, also für „Links" und damit soziale Belange statt Kriegsbesoffenheit, ist das BSW da. Die 5% Hürde werden sie schaffen; mehr allerdings auch nicht.
Es bleibt also bis zum 23. Februar spannend, obwohl sich an der Politik nicht wirklich etwas ändern wird. Hüben wie drüben - Trump wird auch nicht viel ändern.
Nun gut. Die Regierungskoalition ist also am 6. November geplatzt, als die restlichen FDP Minister geschlossen zurückgetreten waren. Halt - nicht Volker Wissing. Der hat die FDP verlassen, um als glaubwürdig zu gelten, da er einen Ministerposten behalten wollte. Er wechselte vom Verkehrs- ins Justizministerium. Genau dort sollte ein integrer Politiker sitzen. Also kein Volker Wissing.
Da verbleibt eine Minderheitsregierung aus SPD und Grünen, der es aus nachvollziehbaren Gründen an Handlungsfähigkeit mangelt. Nun sieht das Grundgesetz zwei Möglichkeiten der Klärung dieser misslichen Situation vor: Da wäre zum einen das konstruktive Misstrauensvotum und zum anderen die Vertrauensfrage.
Das konstruktive Misstrauensvotum war zu Zeiten der alten Bundesrepublik hier ein erstes probates Mittel gewesen, um eine SPD Regierung kippen zu können. Jedoch scheiterte Barzel an Brandt 1972 mit seinem Misstrauensvotum. Brandt wiederum trat 1974 dank dem DDR Spion Günter Guillaume als Kanzler zurück, Ehrenmann, der er war.
10 Jahre später aber hatte Helmut Kohl dann mit seinem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt Erfolg. Die FDP Minister waren 1982 einer Entlassung durch Schmidt zuvor gekommen und traten geschlossen zurück. Beim Misstrauensvotum unterstützte die FDP Kohl und trat auch gleich folgerichtig in die Regierung ein. Um dieser neuen Regierungskoalition eine glaubwürdiger Legitimation zu verpassen, inszenierte der Bundestag eine Vertrauensfrage seitens Helmut Kohl, die dieser dann absprachegemäß verlor und damit die gewünschte Neuwahl 1983 ermöglichte.
Im Falle der heutigen Regierungskrise kommt ein konstruktives Misstrauensvotum sicher nicht in Betracht, da eine zu erwartende Zusammenarbeit von Union und FDP nicht mehrheitsfähig wäre. Bleibt also nur die Vertrauensfrage, die Olaf Scholz dann wie geplant verlieren dürfte. Und dies letztendlich dank der Stimmen der AfD Fraktion und dem BSW.
Moment mal! Wollten die etablierten Parteien sich nicht jeglicher Zusammenarbeit mit der AfD und BSW verweigern? Das schloss auch Abstimmungen mit ein. Doch Schmerz beiseite: Da gibt es ja keine Absprachen, also wäre das für die Altparteien in Ordnung. Ich stelle mir allerdings gerade vor, die AfD erlaubt sich einen Scherz und unterstützt unerwartet Scholz bei der Vertrauensfrage. Dann wäre wohl der Steinmeier dran und müsste das Parlament Kraft seiner Wassersuppe auflösen.
Zwischen Vertrauensfrage und Neuwahl sind angeblich 60 Tage vorgesehen. Die Union wollte von Scholz die Vertrauensfrage bereits am 13.11. hören, was eine Wahl im Januar ermöglicht hätte. Scholz sah das aber anders und wollte die Vertrauensfrage erst in der ersten Sitzung im neuen Jahr, also im Januar, stellen, was eine Wahl im März zur Folge gehabt hätte.
Geeinigt hatten sich beide Seiten dann am 13. November auf eine Vertrauensfrage noch vor Weihnachten und eine Neuwahl am 23. Februar. Politik lebt halt von Kompromissen; hier trafen sich beide Seiten in der Mitte.
Was mich allerdings fuchsig gemacht hatte, war der dämliche Kommentar der Bundeswahlleiterin zum von der Union erwünschten frühen Wahltermin im Januar nächsten Jahres. Die Zeit für eine geordnete Vorbereitung wäre zu kurz. Außerdem würde es beim benötigten Papier für die Wahlunterlagen zu Engpässen führen. Was für eine Farce. "Die da oben" glauben tatsächlich, sie könnten den Bürgern jeden Mist verkaufen.
Hier ein Link dazu - hoffentlich funktioniert der noch:
https://www.fr.de/politik/ampel-aus-koalition-bruch-vertrauensfrage-kanzler-scholz-bundewahlleiterin-brand-papier-industrie-93403020.html
Was für ein fadenscheiniges Argument. In meiner Tätigkeit im "Sozi" habe ich schon häufig Gesetzesänderungen im Leistungsrecht kurzfristig umsetzen müssen. Da vergingen zwischen Gesetzbeschluss und Inkrafttreten oft nicht mal 60 Tage, sondern eher 60 Stunden. Das geht merkwürdigerweise immer. Warum soll es da nicht möglich sein, eine Bundestagswahl zu organisieren?
Und das Papierargument ist da noch mal die größere Blamage für die Bundeswahlleiterin, da die Papierindustrie es sich nicht nehmen ließ, einen möglichen Papiermangel umgehend zu dementieren.
Und leider hatte der Merz - ich lobe ihn äußerst ungern - noch ein besonders gutes Argument für eine möglichst frühe Neuwahl. Denn es gibt bis dahin keinen genehmigten Haushaltsplan 2025. Bis zur Wahl muss der Staat mit einer vorläufigen Haushaltsführung auskommen. Nicht gerade ideal bei der momentanen Rezession.
Mein Tipp für die Wahl und eine neue Regierung? Ich halte eine erneute große Koalition aus Union und SPD unter einem Unionskanzler für wahrscheinlich. Die Grünen sind abgeraucht, sie werden auf der Oppositionsbank Platz nehmen müssen. Eine leider vorstellbare Koalition aus Union und Grünen (“they're bad, they nationwide") dürfte nicht mehrheitsfähig sein.
Gleiches gilt für Union und FDP. Die Liberalen können sich wahrscheinlich glücklich schätzen, überhaupt ins Parlament zu kommen. Um die Linke mache ich mir dagegen keine Sorgen - sie wird immer noch stärker sein als die Partei bibeltreuer Christen, wenn auch nur knapp. Dafür, also für „Links" und damit soziale Belange statt Kriegsbesoffenheit, ist das BSW da. Die 5% Hürde werden sie schaffen; mehr allerdings auch nicht.
Es bleibt also bis zum 23. Februar spannend, obwohl sich an der Politik nicht wirklich etwas ändern wird. Hüben wie drüben - Trump wird auch nicht viel ändern.
Sonntag, 17. November 2024
Contramann: Die Ampel hat aus 1/2
Der 6. November 2024 wird wohl dank der Entlassung des Bundesfinanzministers Lindner durch Bundeskanzler Scholz und der dadurch motivierten Ankündigung seitens Olaf Scholz, die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen, in die Geschichte eingehen. Und das ausgerechnet an dem Tag der Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident.
Gibt es da gar einen Zusammenhang? Meine Ansicht dazu ist: Kann sein oder auch nicht. Ich bin ja immer gern bei Spekulatius dabei, doch in diesem Fall halte ich den Zusammenbruch der deutschen Regierung als Folge des von den Mainstreammedien befürchteten Wahlerfolgs eines Donald Trump für vernachlässigbar.
Gönnen wir uns aber dennoch kurz den Spaß der Nachbetrachtung der US Wahl. Bereits vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass sowohl die meinungsgebenden Nachrichten von ARD und ZDF als auch die Privaten inklusive der Printmedien Kamela Harris im Aufwind gesehen hatten. Mehr und mehr wurde ihr zugetraut, dass sie auch in den entscheidenden "Swing States" (also die Bundesstaaten, in denen die Demokraten und Republikaner relativ gleichauf liegen) den durch Umfragen zunächst vorne liegenden Trump überholen könnte.
Um so größer war dann die Enttäuschung auch der deutschen Journalisten in der Nacht zum 6. November, als sich die jüngsten Prognosen als Fehlanalysen herauskristallisiert hatten. Trump gewann nicht nur alle sieben Swing States, sondern war nach Herrn Bush Junior vor 20 Jahren der erste republikanische Kandidat, der USA-weit auch die absolut meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei den gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen übernahmen die Reps dann auch noch die Mehrheit von den Demokraten.
Und da die Republikaner aktuell auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, kann Trump über eine Machtfülle verfügen, die nur wenigen US Präsidenten vergönnt war. Was für eine Schmach für die überwiegend im urbanen Milieu angesiedelten Anhänger der Demokraten. Die Konzentration der Mannschaft um Kamela Harris (warum grinst die bloß immer so?) auf die auch in Deutschland angesagten woken Themen und Klimaschutz bei gleichzeitiger bedingungsloser Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hatte sich nicht ausgezahlt.
Damit haben wir den Bogen nach Deutschland gespannt; hier stehen vor allem die Grünen und die SPD für die Rechte von Minderheiten um jeden Preis; Auch hier wird eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine propagiert. Wer da nicht mitzieht, ist rechtslastig, AFD-nah oder ein Putinversteher. Oder alles zusammen.
Und dann kommt da noch dieser Lindner mit seinem Beharren auf der Einhaltung einer von SPD und CDU in der großen Koalition beschlossenen Schuldenbremse, auf welche sich Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück mitten in einer globalen Finanzkrise (2008/09) geeinigt hatten. Dabei wollten doch Kanzler Scholz und sein Vize Habeck die momentane wirtschaftliche Situation nebst der notwendigen Unterstützung der Ukraine (weil sonst ist bald der Russe hier, wie ich vielfach in meinem persönlichen Umfeld vernommen hatte) zur Notlage erklären, um Schulden zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen machen zu können.
Lindner berief sich bei seiner Weigerung auf das Bundesverfassungsgerichturteil vom 15.11. letzten Jahres, nach dem Ausnahmen von der Schuldenbremse nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen möglich sein sollen. Und sind wir im Moment in einer derart außergewöhnlichen Notsituation?
Ich bin da tatsächlich eher bei Lindner. Die nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland bedingte Rezession, insbesondere der Verzicht auf billige Energie und Rohstoffe aus Russland und damit freiwillige Aufgabe des für die deutsche Wirtschaft notwendigen Vorteils gegenüber der internationalen Konkurrenz, kann ich nicht als außergewöhnliche Notsituation betrachten, zumal sie ja selbst verursacht wurde.
Notwendige Mittel für die Ukraine bereitstellen zu müssen kann in meinen Augen ebenfalls nicht als Argument herhalten, da dieser Krieg bereits im dritten Jahr tobt und somit eine erheblich niedrigere Wichtigkeit einnehmen sollte als ein überraschendes Ereignis wie die Überflutung des Ahrtals. Dass ich Lindner mal Recht geben würde…
Anyway. Olaf Scholz trat am Abend des 6. Novembers vor die Presse und strafte seinem (dank Sebastian Pufpaff) Ruf als "Graf Valium von Schnarchistan" Lügen. Zum ersten Mal legte er eine emotionale wie auch überzeugenden Rede hin. Fast hätte ich ihm seine Empörung abgenommen, wenn da nicht wieder dieses Mantra von der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine, gekommen wäre.
Lindner wollte Einschnitte bei den Sozialausgaben durchdrücken, um Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Dank der schlechten Wahlergebnisse bei den 3 Landtagswahlen im Herbst konnte die SPD damit nicht leben, zumal Lindner widersinnigerweise auch noch Steuern für Unternehmer senken wollte.
Ja, man glaubt es kaum, wenn man altgediente SPDler wie Gabriel oder auch Pistorius in ihrer aggressiven Manie der Unterstützung der Ukraine mit noch mehr Waffen so anschaut. Die SPD, die alte Partei der "Vaterlandsverräter", läutete unter Willy Brandt die Entspannungsphase gegenüber der Sowjetunion und des zweiten deutschen Staates ein. Dies übrigens unter starker Gegenwehr der Union, aber mit Unterstützung der FDP.
Wie sich die Zeiten geändert haben. Rückblickend betrachtet wirkt ein Gerhard Schröder da wie der legitime Enkel von Willy Brandt, wenn man Olaf Scholz mit seiner "CumEx" Vergangenheit so betrachtet.
Gibt es da gar einen Zusammenhang? Meine Ansicht dazu ist: Kann sein oder auch nicht. Ich bin ja immer gern bei Spekulatius dabei, doch in diesem Fall halte ich den Zusammenbruch der deutschen Regierung als Folge des von den Mainstreammedien befürchteten Wahlerfolgs eines Donald Trump für vernachlässigbar.
Gönnen wir uns aber dennoch kurz den Spaß der Nachbetrachtung der US Wahl. Bereits vor einigen Wochen war mir aufgefallen, dass sowohl die meinungsgebenden Nachrichten von ARD und ZDF als auch die Privaten inklusive der Printmedien Kamela Harris im Aufwind gesehen hatten. Mehr und mehr wurde ihr zugetraut, dass sie auch in den entscheidenden "Swing States" (also die Bundesstaaten, in denen die Demokraten und Republikaner relativ gleichauf liegen) den durch Umfragen zunächst vorne liegenden Trump überholen könnte.
Um so größer war dann die Enttäuschung auch der deutschen Journalisten in der Nacht zum 6. November, als sich die jüngsten Prognosen als Fehlanalysen herauskristallisiert hatten. Trump gewann nicht nur alle sieben Swing States, sondern war nach Herrn Bush Junior vor 20 Jahren der erste republikanische Kandidat, der USA-weit auch die absolut meisten Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Bei den gleichzeitig stattfindenden Senatswahlen übernahmen die Reps dann auch noch die Mehrheit von den Demokraten.
Und da die Republikaner aktuell auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus besitzen, kann Trump über eine Machtfülle verfügen, die nur wenigen US Präsidenten vergönnt war. Was für eine Schmach für die überwiegend im urbanen Milieu angesiedelten Anhänger der Demokraten. Die Konzentration der Mannschaft um Kamela Harris (warum grinst die bloß immer so?) auf die auch in Deutschland angesagten woken Themen und Klimaschutz bei gleichzeitiger bedingungsloser Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland hatte sich nicht ausgezahlt.
Damit haben wir den Bogen nach Deutschland gespannt; hier stehen vor allem die Grünen und die SPD für die Rechte von Minderheiten um jeden Preis; Auch hier wird eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine propagiert. Wer da nicht mitzieht, ist rechtslastig, AFD-nah oder ein Putinversteher. Oder alles zusammen.
Und dann kommt da noch dieser Lindner mit seinem Beharren auf der Einhaltung einer von SPD und CDU in der großen Koalition beschlossenen Schuldenbremse, auf welche sich Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück mitten in einer globalen Finanzkrise (2008/09) geeinigt hatten. Dabei wollten doch Kanzler Scholz und sein Vize Habeck die momentane wirtschaftliche Situation nebst der notwendigen Unterstützung der Ukraine (weil sonst ist bald der Russe hier, wie ich vielfach in meinem persönlichen Umfeld vernommen hatte) zur Notlage erklären, um Schulden zur Finanzierung der notwendigen Maßnahmen machen zu können.
Lindner berief sich bei seiner Weigerung auf das Bundesverfassungsgerichturteil vom 15.11. letzten Jahres, nach dem Ausnahmen von der Schuldenbremse nur bei Naturkatastrophen und außergewöhnlichen Notsituationen möglich sein sollen. Und sind wir im Moment in einer derart außergewöhnlichen Notsituation?
Ich bin da tatsächlich eher bei Lindner. Die nicht zuletzt durch die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland bedingte Rezession, insbesondere der Verzicht auf billige Energie und Rohstoffe aus Russland und damit freiwillige Aufgabe des für die deutsche Wirtschaft notwendigen Vorteils gegenüber der internationalen Konkurrenz, kann ich nicht als außergewöhnliche Notsituation betrachten, zumal sie ja selbst verursacht wurde.
Notwendige Mittel für die Ukraine bereitstellen zu müssen kann in meinen Augen ebenfalls nicht als Argument herhalten, da dieser Krieg bereits im dritten Jahr tobt und somit eine erheblich niedrigere Wichtigkeit einnehmen sollte als ein überraschendes Ereignis wie die Überflutung des Ahrtals. Dass ich Lindner mal Recht geben würde…
Anyway. Olaf Scholz trat am Abend des 6. Novembers vor die Presse und strafte seinem (dank Sebastian Pufpaff) Ruf als "Graf Valium von Schnarchistan" Lügen. Zum ersten Mal legte er eine emotionale wie auch überzeugenden Rede hin. Fast hätte ich ihm seine Empörung abgenommen, wenn da nicht wieder dieses Mantra von der Notwendigkeit höherer Rüstungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine, gekommen wäre.
Lindner wollte Einschnitte bei den Sozialausgaben durchdrücken, um Geld für die Ukraine zur Verfügung stellen zu können. Dank der schlechten Wahlergebnisse bei den 3 Landtagswahlen im Herbst konnte die SPD damit nicht leben, zumal Lindner widersinnigerweise auch noch Steuern für Unternehmer senken wollte.
Ja, man glaubt es kaum, wenn man altgediente SPDler wie Gabriel oder auch Pistorius in ihrer aggressiven Manie der Unterstützung der Ukraine mit noch mehr Waffen so anschaut. Die SPD, die alte Partei der "Vaterlandsverräter", läutete unter Willy Brandt die Entspannungsphase gegenüber der Sowjetunion und des zweiten deutschen Staates ein. Dies übrigens unter starker Gegenwehr der Union, aber mit Unterstützung der FDP.
Wie sich die Zeiten geändert haben. Rückblickend betrachtet wirkt ein Gerhard Schröder da wie der legitime Enkel von Willy Brandt, wenn man Olaf Scholz mit seiner "CumEx" Vergangenheit so betrachtet.
Samstag, 9. November 2024
GuterPlatzzumBiertrinken: Letzter Abzweig Thomas Philipps
Samstag, 2. November. An diesem Herbstmorgen strahlte die Sonne um 8.00 Uhr am Morgen schon sehr stark, als ich mich mühsam aus dem Bett gequält hatte. Meine Löwin machte sich gerade reisefertig; sie wollte nach Cremlingen fahren und in Phils Garten klar Schiff machen. Deshalb hatte ich jetzt freien Ausgang.
Und den galt es noch einmal zu nutzen an diesem milden Herbsttag; der Begriff "Indian Summer" kam mir in den Sinn. Dies dürfte in diesem Jahr meine letzte Tour für diesen Blog sein, das riecht doch förmlich nach einem Rückblick auf das Jahr 2024, meine Damen und Herren. Dann lasst uns geschwind beginnen, bevor das Wetter schlecht wird.
Auf dem Weg nach draußen stellte ich vorsichtshalber eine Maschine Wäsche an; Handwäsche war der Modus für die T Shirts von AliExpress sowie meine liebgewonnenen Hoodies. Die Dinger waren zwar äußerst günstig im Einkauf gewesen, aber ich wollte schon, dass die Shirts länger als zwei Wäschen ansehnlich bleiben. Bei den Preisen bin ich halt etwas misstrauisch, was die Qualität des Produkts angeht.
Und dann war ich endlich auf dem Hof und überlegte, wohin ich jetzt radeln könnte. Man greift ja nach jedem Strohhalm, wenn man keinen Plan hat. Warum auch immer - ich entschied mich zu einem Besuch bei Thomas Philipps. In dem Schroppschuppen war ich bereits längere Zeit nicht mehr gewesen; die vermissten mich bestimmt schon.
Ein Alibi war mir hierzu auch gegeben. Ich benötigte noch eine Keksdose aus Porzellan; unsere hatte ich Anfang diesen Jahres leider den Fußboden in der Küche küssen lassen müssen, so dass sich meine Löwin das Anrecht auf eine neue Keksdose erworben hatte. Diesen ihren Anspruch hatte sie jetzt in der beginnenden Vorweihnachtszeit mehrfach eingefordert gehabt.Nun aber los. In meinem momentanen Radfahreroutfit, als da wäre ein Hoodie (gekauft bei Stolz in Burg auf Fehmarn) und die Umhängetasche, die ich von meiner Schwiegertochter Candela zum Geburtstag erhalten hatte. Kühle Witterung, aber Sonnenschein - ideal zum Radfahren. Über das Ringgleis zu Thomas Philipps, den Weg kenne ich im Schlaf.
Auf diesem Weg fühlte ich mich bemüßigt, an das bald zu Ende gehende Jahr zu denken. Doppelkopf, Skat und Solo. Drei Kartenspiele und auch drei feste monatliche Spielerunden mit ihren eigenen Ritualen. Im Kegelverein sind wir ebenfalls aktiv - all dies mit zusätzlichen Freizeiten, teils auch mit Kurztrips am Wochenende.
Schöne Einzelaktionen; das Jahr hatte mit Urmels Geburtstag auf der Kegelbahn in Berlin begonnen. Ich sag mal so: Dringender Wiederholungsbedarf. Im Juni trafen wir uns im Schwarzwald, um den jeweils 60. Geburtstag von Jenny und Kroll nachzufeiern. Dort hatte ich auch Jürgen zum letzten Mal gesehen; seine Beerdigung Anfang Oktober war ein weniger schönes Ereignis gewesen, dafür aber mehr als würdevoll.
Seitdem sitze ich abends ab und an unter dem Kopfhörer, mit einer Bierdose bewaffnet, und höre "mit der Zeit" von Family 5. Immer eine Träne im linken Augenwinkel. Überhaupt Musik: Meine Termine zum Beat-Club Schauen mit Pocke muss ich im Auge behalten, da fehlt aktuell der nächste Termin.
Ah, Thomas Philipps. Rein in den Laden, hoffentlich sieht mich keiner, den ich kenne. Schräger Laden eigentlich, so ein analoger AliExpress oder Temu. Ich mache es kurz: Ich hatte mehrere Keksdosen in der Hand gehabt - was für eine Auswahl! - und mich am Ende für eine schöne runde Blechdose im schwarz-weiß-grün Stil entschieden.
Und, zu meiner besonderen Freude, hatte ich dann in einem Regal eine große Keksdose aus Porzellan gefunden, die förmlich "nimm mich mit" geschrien hatte. Im schlichten Weiß gehalten, aber mit schwarzen Strichzeichnungen von Tannenbäumen verziert. Edel und gut, diese Art von Styling hätte ich eher bei Villeroy & Boch erwartet.
Und dass für nen Heiermann. Wahnsinn. Da hatte ich ein richtiges Schnäpperchen gelandet. Das hatte aber auch eine kleine Planänderung zur Folge. Diese wunderschöne Keksdose würde ich meiner Löwin gern adäquat präsentieren; heißt: mit Inhalt. Deshalb strampelte ich nach Thomas Philipps nicht direkt nach Hause, sondern legte noch einen kleinen Schlenker gen Globus hin. Dort würde ich Kekse und Lebkuchen als Füllung organisieren.
Die hatten dort dann zwar sehr viel, aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Besser gesagt hätte ich für den doppelten Preis der Keksdose eine schöne Füllung hinbekommen. Das geht natürlich gar nicht, also kaufte ich zwei Päckchen Lebkuchenherzen. Ist aber auch teuer geworden, dieser verdammte Süßkrams.
Zurück ging es anschließend über den Ring. Ja, die allgemeine Preisentwicklung dieses Jahr ist wirklich bedenklich. Da hat man schon keine Lust mehr auf viele Aktionen. Trotzdem waren wir viel unterwegs gewesen. Der Urlaub in Belgien lag aber noch drin und ein Highlight des Jahres, näheres hierzu jeden 23. des Monats.
In München bei Candela und Phil waren wir Ende August noch gewesen, zwei Cousinentreffen waren im Anschluss auch noch zu absolvieren. Hatte ich schon den Serengetipark mit unserer Enkelin Jela erwähnt? Hatte trotz meines Durchfalls sehr viel Spaß gemacht. Dazu kommt noch der Besuch letzten Monat bei meinem Cousin Oskar und seiner Frau Miriam in Lanzendorf, welcher leider zwei zusätzliche Kilo an meine Hüfte geschweißt hatte.
In diesem Jahr war mir also eine Menge Bewegung auferlegt worden - nicht zu vergessen ist an dieser Stelle die diagnostizierte Diabetes. Jetzt aber aufhören zu jammern. Nachher kommt der Lange zu Besuch, da werden wir bei 60er Jahre Krimis viel Spaß erleben. Und hinterher noch ein Döschen unter dem Kopfhörer. Morgen Eintracht.
Außerdem ist das Jahr noch nicht vorbei. Nur Radtouren für diese Rubrik werden (wahrscheinlich) dieses Jahr nicht mehr erfolgen.
Und den galt es noch einmal zu nutzen an diesem milden Herbsttag; der Begriff "Indian Summer" kam mir in den Sinn. Dies dürfte in diesem Jahr meine letzte Tour für diesen Blog sein, das riecht doch förmlich nach einem Rückblick auf das Jahr 2024, meine Damen und Herren. Dann lasst uns geschwind beginnen, bevor das Wetter schlecht wird.
Auf dem Weg nach draußen stellte ich vorsichtshalber eine Maschine Wäsche an; Handwäsche war der Modus für die T Shirts von AliExpress sowie meine liebgewonnenen Hoodies. Die Dinger waren zwar äußerst günstig im Einkauf gewesen, aber ich wollte schon, dass die Shirts länger als zwei Wäschen ansehnlich bleiben. Bei den Preisen bin ich halt etwas misstrauisch, was die Qualität des Produkts angeht.
Und dann war ich endlich auf dem Hof und überlegte, wohin ich jetzt radeln könnte. Man greift ja nach jedem Strohhalm, wenn man keinen Plan hat. Warum auch immer - ich entschied mich zu einem Besuch bei Thomas Philipps. In dem Schroppschuppen war ich bereits längere Zeit nicht mehr gewesen; die vermissten mich bestimmt schon.
Ein Alibi war mir hierzu auch gegeben. Ich benötigte noch eine Keksdose aus Porzellan; unsere hatte ich Anfang diesen Jahres leider den Fußboden in der Küche küssen lassen müssen, so dass sich meine Löwin das Anrecht auf eine neue Keksdose erworben hatte. Diesen ihren Anspruch hatte sie jetzt in der beginnenden Vorweihnachtszeit mehrfach eingefordert gehabt.Nun aber los. In meinem momentanen Radfahreroutfit, als da wäre ein Hoodie (gekauft bei Stolz in Burg auf Fehmarn) und die Umhängetasche, die ich von meiner Schwiegertochter Candela zum Geburtstag erhalten hatte. Kühle Witterung, aber Sonnenschein - ideal zum Radfahren. Über das Ringgleis zu Thomas Philipps, den Weg kenne ich im Schlaf.
Auf diesem Weg fühlte ich mich bemüßigt, an das bald zu Ende gehende Jahr zu denken. Doppelkopf, Skat und Solo. Drei Kartenspiele und auch drei feste monatliche Spielerunden mit ihren eigenen Ritualen. Im Kegelverein sind wir ebenfalls aktiv - all dies mit zusätzlichen Freizeiten, teils auch mit Kurztrips am Wochenende.
Schöne Einzelaktionen; das Jahr hatte mit Urmels Geburtstag auf der Kegelbahn in Berlin begonnen. Ich sag mal so: Dringender Wiederholungsbedarf. Im Juni trafen wir uns im Schwarzwald, um den jeweils 60. Geburtstag von Jenny und Kroll nachzufeiern. Dort hatte ich auch Jürgen zum letzten Mal gesehen; seine Beerdigung Anfang Oktober war ein weniger schönes Ereignis gewesen, dafür aber mehr als würdevoll.
Seitdem sitze ich abends ab und an unter dem Kopfhörer, mit einer Bierdose bewaffnet, und höre "mit der Zeit" von Family 5. Immer eine Träne im linken Augenwinkel. Überhaupt Musik: Meine Termine zum Beat-Club Schauen mit Pocke muss ich im Auge behalten, da fehlt aktuell der nächste Termin.
Ah, Thomas Philipps. Rein in den Laden, hoffentlich sieht mich keiner, den ich kenne. Schräger Laden eigentlich, so ein analoger AliExpress oder Temu. Ich mache es kurz: Ich hatte mehrere Keksdosen in der Hand gehabt - was für eine Auswahl! - und mich am Ende für eine schöne runde Blechdose im schwarz-weiß-grün Stil entschieden.
Und, zu meiner besonderen Freude, hatte ich dann in einem Regal eine große Keksdose aus Porzellan gefunden, die förmlich "nimm mich mit" geschrien hatte. Im schlichten Weiß gehalten, aber mit schwarzen Strichzeichnungen von Tannenbäumen verziert. Edel und gut, diese Art von Styling hätte ich eher bei Villeroy & Boch erwartet.
Und dass für nen Heiermann. Wahnsinn. Da hatte ich ein richtiges Schnäpperchen gelandet. Das hatte aber auch eine kleine Planänderung zur Folge. Diese wunderschöne Keksdose würde ich meiner Löwin gern adäquat präsentieren; heißt: mit Inhalt. Deshalb strampelte ich nach Thomas Philipps nicht direkt nach Hause, sondern legte noch einen kleinen Schlenker gen Globus hin. Dort würde ich Kekse und Lebkuchen als Füllung organisieren.
Die hatten dort dann zwar sehr viel, aber nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Besser gesagt hätte ich für den doppelten Preis der Keksdose eine schöne Füllung hinbekommen. Das geht natürlich gar nicht, also kaufte ich zwei Päckchen Lebkuchenherzen. Ist aber auch teuer geworden, dieser verdammte Süßkrams.
Zurück ging es anschließend über den Ring. Ja, die allgemeine Preisentwicklung dieses Jahr ist wirklich bedenklich. Da hat man schon keine Lust mehr auf viele Aktionen. Trotzdem waren wir viel unterwegs gewesen. Der Urlaub in Belgien lag aber noch drin und ein Highlight des Jahres, näheres hierzu jeden 23. des Monats.
In München bei Candela und Phil waren wir Ende August noch gewesen, zwei Cousinentreffen waren im Anschluss auch noch zu absolvieren. Hatte ich schon den Serengetipark mit unserer Enkelin Jela erwähnt? Hatte trotz meines Durchfalls sehr viel Spaß gemacht. Dazu kommt noch der Besuch letzten Monat bei meinem Cousin Oskar und seiner Frau Miriam in Lanzendorf, welcher leider zwei zusätzliche Kilo an meine Hüfte geschweißt hatte.
In diesem Jahr war mir also eine Menge Bewegung auferlegt worden - nicht zu vergessen ist an dieser Stelle die diagnostizierte Diabetes. Jetzt aber aufhören zu jammern. Nachher kommt der Lange zu Besuch, da werden wir bei 60er Jahre Krimis viel Spaß erleben. Und hinterher noch ein Döschen unter dem Kopfhörer. Morgen Eintracht.
Außerdem ist das Jahr noch nicht vorbei. Nur Radtouren für diese Rubrik werden (wahrscheinlich) dieses Jahr nicht mehr erfolgen.
Sonntag, 3. November 2024
Contramann: kurz gesehen im November
Guten Morgen, Freunde der Nacht.
https://taz.de/Friedensdemonstration-am-3-Oktober/!6038274/
Heute starten wir mit einem besonders schönen Beispiel von Framing. Der Kommentator der TAZ hat es hier vorbildlich fertig gebracht, sein eigenes „friedensbewegtes Bild“ mit den vorgegebenen Narrativen ins Gegenteil zu verkehren bzw. ad Absurdum zu führen. Das schafft er mit nur vier Sätzen - hier die Kritik im Einzelnen.
„Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um „einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt.“
Ja, da gehe ich noch mit, obwohl hier bereits unterschwellig der russischen Seite eine negative Rolle zugesprochen wird. Denn:
„Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den Okkupanten.“
Aha. Stegner wurde wohl ausgepfiffen, weil er von einem russischen Angriffskrieg sprach. Dass diese Störer allein deshalb für den Okkupanten - also die Russen - und eben nicht für den Frieden demonstrieren würden, ist hier der wesentliche Schritt ins Framing.
Stegner redet vom Frieden - positiv. Wer sich dagegen äußert - zwangsläufig negativ. Warum, wieso die Leute gepfiffen hatten, wird besser gar nicht thematisiert. Das blendet der Kommentator bewusst aus. Er will ein klares Schwarz-Weiß Bild zeichnen; evtl. Argumente der Störer (zum Beispiel die Vorgeschichte des Krieges seit 2014) sind da eher hinderlich.
„Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat, geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-, sondern um Kapitulationsverhandlungen.“
Nach dem platten Schwarz-Weiß Trick schmiert er noch etwas Pöbelei (aus Entrüstung? - würg!) hinterher. Die wahre Forderung der Störer wären Kapitulationsverhandlungen. Wagenknecht ginge es also gar nicht um Frieden. Argumente oder Belege für diese steile These bietet der Kommentator vorsichtshalber gar nicht erst an.
Hierzu möchte ich kurz anmerken, dass seinerzeit bei den Verhandlungen in Istanbul die Russen für die Oblasten mit russischer Bevölkerungsmehrheit lediglich eine stärkere Autonomie mit Verbleib in der Ukraine und eben nicht eine Okkupation gefordert hatten. Die Krim stand für die Russen da nicht mehr zur Diskussion; dort hatten sie ja auch eine Volksabstimmung zum Anschluss an Russland durchführen lassen; ähnlich wie das Saarland 1955 zum Anschluss an die Bundesrepublik ab 1957.
Dazu noch den Verzicht auf einen Nato Beitritt. Die Russen hatten sogar zur Einhaltung einer entsprechenden Vereinbarung eine Garantie durch Schutzmächte des Westen vorgeschlagen. Das hatte Selenskij dann jedoch nach einem Besuch von Boris Johnson ausgeschlagen, wurde der Ukraine doch eine starke Waffenunterstützung zugesagt.
Der Krieg musste für den Westen ja weitergehen, andernfalls wären die wertvollen Bodenschätze, welche die Ukraine für Waffenlieferungen quasi an Blackrock und Co. verscherbelt hätten, außerhalb der Kontrolle der westlichen Industriegiganten gewesen.
Und jetzt, zwei Jahre später, will hier im Westen niemand die seinerzeitige Fehleinschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten und Lage zugeben. Ähnlich wie nach Corona.
„Mit einer Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun.“
Mit diesem vierten Satz schließt der Kommentator den Kreis. Wer fordert, dass das Töten unbedingt aufhören soll, setzt sich also nicht für Frieden ein. Das wäre ja auch Old School. Dem Leser wird verklickert, dass es nur um Gut gegen Böse geht, keine Zwischentöne. Dass der Russe hierbei den Bösen abgibt, hatte der Kommentator ja bereits im ersten Satz klargestellt. Die Ukraine wehrt sich lediglich, das muss man doch unterstützen.
Was lernen wir daraus? Das Böse muss bekämpft werden, das Gute muss beschützt und unterstützt werden. DAS ist also der wahre Frieden. Diese simple Botschaft kommt lediglich mit den zitierten vier Sätzen aus. Argumente für die steile These des Kommentators sucht man hier vergebens. Wäre allerdings auch schlecht, weil man dann mit Gegenargumenten rechnen müsste und daraufhin sehr bald in Erklärungsnöte kommen würde.
Dieses Muster lässt sich im Fall des Ukraine-Kriegs bei unseren großen Medien durchgängig beobachten. Und wer da aus der Reihe tanzt, wird dann verächtlich gemacht. Die bekannten Mainstreammedien halten ihre Reihen (noch) geschlossen.
Wehe also, wenn diese Wand Risse bekommt.
https://www.manova.news/artikel/der-sinn-von-gesellschaft
Es darf auch ruhig mal etwas Philosophisches sein. Ein Zitat aus dem Artikel:
„Gemeinschaftsgefühl erlebt der westliche Mensch des frühen 21. Jahrhunderts nur, wenn er sich bei X oder anderen Netzwerken mit anderen zusammen auf einen Shitstorm gegen einen Dritten verabredet. Dabei sitzt er alleine in seinem Kämmerlein. Dass jeder in der virtuellen Blase etwas bewegen könne: Das ist das letzte Narrativ, an das sich viele Menschen offenbar noch klammern.“
Also, Verdammte dieser Erde: „Geht’s raus und spielt Fußball!“ (Franz Beckenbauer)
https://monde-diplomatique.de/artikel/!6040380
Hier mal Aktuelles zur Nord Stream Sprengung von vor 2 Jahren. Generell muss ich konstatieren, dass der Blick aus dem Ausland auf Deutschland ein anderer ist als die Eigenwahrnehmung, die von „unseren“ Leitmedien verbreitet wird. Die Le Monde aus Frankreich ist überdies ja nun nicht als linkes Kampfblatt bekannt.
Die zur Zeit hierzulande beliebteste Theorie zur Sprengung von Nord Stream II ist die einer privaten „Initiative“ ohne Beteiligung staatlicher Stellen mit dem Segelschiff Andromeda. Le Monde zitiert hierzu den amerikanischen Journalisten Jeffrey Brodsky:
„Warum sollte eine ohne Dekompressionskammer operierende Tätergruppe ausgerechnet eine 80 Meter tiefe Stelle auswählen, während andere Positionen in unmittelbarer Nähe nur 30 Meter tief sind? Und warum wurde einer der Sprengsätze 75 Kilometer von den drei anderen entfernt angebracht?“
Es gibt im Fall der Sprengung Nord Stream II noch weitere Ungereimtheiten, die in diesem Artikel erwähnt werden. Die daraus resultierenden Fragen werden von den der deutschen Regierung unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht beantwortet. Ob die Ermittlungen überhaupt jemals abgeschlossen werden?
Mich erinnert das Verhalten unserer Politik eher an James Bond Filme. Möge jeder seine eigenen Schlüsse aus dem Verhalten der Verantwortlichen für die Untersuchung ziehen. Kleiner Tipp: Das Heute Journal stellt noch nicht einmal unbequeme Fragen. Die muss man aber stellen - nach mittlerweile zwei Jahren.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
https://taz.de/Friedensdemonstration-am-3-Oktober/!6038274/
Heute starten wir mit einem besonders schönen Beispiel von Framing. Der Kommentator der TAZ hat es hier vorbildlich fertig gebracht, sein eigenes „friedensbewegtes Bild“ mit den vorgegebenen Narrativen ins Gegenteil zu verkehren bzw. ad Absurdum zu führen. Das schafft er mit nur vier Sätzen - hier die Kritik im Einzelnen.
„Selbstverständlich handelt es sich bei dem Überfall auf die Ukraine um „einen russischen Angriffskrieg, der jeden Tag Tod und Zerstörung“ bringt.“
Ja, da gehe ich noch mit, obwohl hier bereits unterschwellig der russischen Seite eine negative Rolle zugesprochen wird. Denn:
„Wer schon die Aussprache einer solch unbestreitbaren Tatsache für unerträglich hält, der demonstriert nicht für den Frieden, sondern für den Okkupanten.“
Aha. Stegner wurde wohl ausgepfiffen, weil er von einem russischen Angriffskrieg sprach. Dass diese Störer allein deshalb für den Okkupanten - also die Russen - und eben nicht für den Frieden demonstrieren würden, ist hier der wesentliche Schritt ins Framing.
Stegner redet vom Frieden - positiv. Wer sich dagegen äußert - zwangsläufig negativ. Warum, wieso die Leute gepfiffen hatten, wird besser gar nicht thematisiert. Das blendet der Kommentator bewusst aus. Er will ein klares Schwarz-Weiß Bild zeichnen; evtl. Argumente der Störer (zum Beispiel die Vorgeschichte des Krieges seit 2014) sind da eher hinderlich.
„Putins deutscher Resterampe, die da so lautstark gepfiffen hat, geht es nicht, wie ihre Ikone Sahra Wagenknecht behauptet, um Friedens-, sondern um Kapitulationsverhandlungen.“
Nach dem platten Schwarz-Weiß Trick schmiert er noch etwas Pöbelei (aus Entrüstung? - würg!) hinterher. Die wahre Forderung der Störer wären Kapitulationsverhandlungen. Wagenknecht ginge es also gar nicht um Frieden. Argumente oder Belege für diese steile These bietet der Kommentator vorsichtshalber gar nicht erst an.
Hierzu möchte ich kurz anmerken, dass seinerzeit bei den Verhandlungen in Istanbul die Russen für die Oblasten mit russischer Bevölkerungsmehrheit lediglich eine stärkere Autonomie mit Verbleib in der Ukraine und eben nicht eine Okkupation gefordert hatten. Die Krim stand für die Russen da nicht mehr zur Diskussion; dort hatten sie ja auch eine Volksabstimmung zum Anschluss an Russland durchführen lassen; ähnlich wie das Saarland 1955 zum Anschluss an die Bundesrepublik ab 1957.
Dazu noch den Verzicht auf einen Nato Beitritt. Die Russen hatten sogar zur Einhaltung einer entsprechenden Vereinbarung eine Garantie durch Schutzmächte des Westen vorgeschlagen. Das hatte Selenskij dann jedoch nach einem Besuch von Boris Johnson ausgeschlagen, wurde der Ukraine doch eine starke Waffenunterstützung zugesagt.
Der Krieg musste für den Westen ja weitergehen, andernfalls wären die wertvollen Bodenschätze, welche die Ukraine für Waffenlieferungen quasi an Blackrock und Co. verscherbelt hätten, außerhalb der Kontrolle der westlichen Industriegiganten gewesen.
Und jetzt, zwei Jahre später, will hier im Westen niemand die seinerzeitige Fehleinschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten und Lage zugeben. Ähnlich wie nach Corona.
„Mit einer Friedensbewegung, die diesen Namen verdient, hat das nichts mehr zu tun.“
Mit diesem vierten Satz schließt der Kommentator den Kreis. Wer fordert, dass das Töten unbedingt aufhören soll, setzt sich also nicht für Frieden ein. Das wäre ja auch Old School. Dem Leser wird verklickert, dass es nur um Gut gegen Böse geht, keine Zwischentöne. Dass der Russe hierbei den Bösen abgibt, hatte der Kommentator ja bereits im ersten Satz klargestellt. Die Ukraine wehrt sich lediglich, das muss man doch unterstützen.
Was lernen wir daraus? Das Böse muss bekämpft werden, das Gute muss beschützt und unterstützt werden. DAS ist also der wahre Frieden. Diese simple Botschaft kommt lediglich mit den zitierten vier Sätzen aus. Argumente für die steile These des Kommentators sucht man hier vergebens. Wäre allerdings auch schlecht, weil man dann mit Gegenargumenten rechnen müsste und daraufhin sehr bald in Erklärungsnöte kommen würde.
Dieses Muster lässt sich im Fall des Ukraine-Kriegs bei unseren großen Medien durchgängig beobachten. Und wer da aus der Reihe tanzt, wird dann verächtlich gemacht. Die bekannten Mainstreammedien halten ihre Reihen (noch) geschlossen.
Wehe also, wenn diese Wand Risse bekommt.
https://www.manova.news/artikel/der-sinn-von-gesellschaft
Es darf auch ruhig mal etwas Philosophisches sein. Ein Zitat aus dem Artikel:
„Gemeinschaftsgefühl erlebt der westliche Mensch des frühen 21. Jahrhunderts nur, wenn er sich bei X oder anderen Netzwerken mit anderen zusammen auf einen Shitstorm gegen einen Dritten verabredet. Dabei sitzt er alleine in seinem Kämmerlein. Dass jeder in der virtuellen Blase etwas bewegen könne: Das ist das letzte Narrativ, an das sich viele Menschen offenbar noch klammern.“
Also, Verdammte dieser Erde: „Geht’s raus und spielt Fußball!“ (Franz Beckenbauer)
https://monde-diplomatique.de/artikel/!6040380
Hier mal Aktuelles zur Nord Stream Sprengung von vor 2 Jahren. Generell muss ich konstatieren, dass der Blick aus dem Ausland auf Deutschland ein anderer ist als die Eigenwahrnehmung, die von „unseren“ Leitmedien verbreitet wird. Die Le Monde aus Frankreich ist überdies ja nun nicht als linkes Kampfblatt bekannt.
Die zur Zeit hierzulande beliebteste Theorie zur Sprengung von Nord Stream II ist die einer privaten „Initiative“ ohne Beteiligung staatlicher Stellen mit dem Segelschiff Andromeda. Le Monde zitiert hierzu den amerikanischen Journalisten Jeffrey Brodsky:
„Warum sollte eine ohne Dekompressionskammer operierende Tätergruppe ausgerechnet eine 80 Meter tiefe Stelle auswählen, während andere Positionen in unmittelbarer Nähe nur 30 Meter tief sind? Und warum wurde einer der Sprengsätze 75 Kilometer von den drei anderen entfernt angebracht?“
Es gibt im Fall der Sprengung Nord Stream II noch weitere Ungereimtheiten, die in diesem Artikel erwähnt werden. Die daraus resultierenden Fragen werden von den der deutschen Regierung unter Hinweis auf laufende Ermittlungen nicht beantwortet. Ob die Ermittlungen überhaupt jemals abgeschlossen werden?
Mich erinnert das Verhalten unserer Politik eher an James Bond Filme. Möge jeder seine eigenen Schlüsse aus dem Verhalten der Verantwortlichen für die Untersuchung ziehen. Kleiner Tipp: Das Heute Journal stellt noch nicht einmal unbequeme Fragen. Die muss man aber stellen - nach mittlerweile zwei Jahren.
Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“
Mittwoch, 30. Oktober 2024
guterPlatzzumBiertrinken: Herbst
Donnerstag, 17. Oktober. Für knapp über eine Woche hatte ich mir Urlaub gegönnt und heute ist mein freier Tag - im Urlaub.
Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.
Letzten Freitag war mein letzter Arbeitstag, Samstag waren wir mit dem Kegelverein auf dem Zwiebelmarkt in Weimar. Insgesamt sechseinhalb Stunden im Bus und ein unschönes Gewusel in Weimar. Wenigstens war ich auf der Rückfahrt gut straff gewesen.Gleich am Sonntag sind wir dann zu meinem Cousin Oskar nach Lanzendorf gefahren. Erst gestern sind wir zurückgekommen. Das Ergebnis dieser 3 schönen Tage mit Miriam und Oskar konnte ich heute morgen auf der Waage bewundern. Satte zwei Kilo hatte ich meinem Astralkörper aufsatteln können - die fränkische Küche in Verbindung mit den örtlichen Bierspezialitäten hatte ihre doch unbeabsichtigte Wirkung nicht verfehlt.
Nun fühlte ich mich um so mehr motiviert, die gestern geplante Tour auch tatsächlich anzutreten. Heute war zum Glück regenfrei angesagt. Unter dem von Wolken gesäumten Himmel radelte ich frohgemut gegen 9.00 Uhr los. An diesem wunderschönen Herbsttag habe ich mir mein aktuell liebstes Kleidungsstück übergeworfen. Einen Hoodie, den ersten Hoodie meines Lebens! Ein Basicmodell von Fruit of the Loom, kein unnötiger Schnickschnack mit den leider üblichen Phantasiefirmen oder -universitäten.
Die Temperaturen waren mit knapp 13° Grad schon etwas frischer, aber die Sonne brach immer wieder durch und spiegelte sich in den Pfützen der unzähligen Baustellen in der Stadt. Und anders als in der sonst benutzten Allwetterjacke aus Plastik schwitzte ich mich nicht halbtot während der Tour. Sehr angenehm der 80% Baumwollstoff, muss ich hier mal festhalten.
Jedoch sollte es nicht zu stark regnen, habe ich mir sagen lassen. Dann saugt sich der Hoodie richtig voll. Bei leichtem Regen war ich bis jetzt vom Hoodie begeistert gewesen. Heute wollte ich ein Vollsaugen des Hoodies aber vermeiden, man muss ja nicht immer alles austesten.
Mein heutiges Ziel hatte ich mir erst gestern bei der Rückfahrt aus Lanzendorf ausgesucht. Denn kurz bevor wir zu Hause eingetrudelt waren, fielen mir am Südende von Stöckheim die auffallend weißgewandeten Mietcontainer auf. Sogar eine große Zahl davon - das wollte ich mir heute mal näher anschauen.
Außerdem würde ich aufgrund eines Mangels an Kondition noch eine Kaffeepause benötigen; Oskar war in den vergangenen Tagen so freundlich gewesen, mich mit dem Mönchshof Pils zu beglücken. Für den Nachttrunk hatte ich mir dort drei Flaschen Gampertbräu Hell aus dem schönen Weißenbrunn in Oberfranken gegönnt. Und der absolute Spitzenreiter ist…
Das Flechterla Zwickel aus Weismain. Mann, war das ne Wucht gewesen - diesen angenehmen Biertrunk hatte ich Oskar am Sonntagabend zu verdanken. Die Kochkünste von Miriam waren für meine asketische Lebensweise aber auch nicht gerade förderlich gewesen. Irgendwie hatte ich den Eindruck gewinnen müssen, dass mir heute das Treten in die Pedale ein Stückchen schwerer fiel als üblicherweise.
Das Neubaugebiet Stöckheim ganz hinten |
Gerade bei den eigentlich sanften Steigungen auf dem Ringgleis Richtung Gartenstadt konnte ich den gewohnten sechsten Gang nicht einlegen. Schlichtwegergreifend musste ich da schon ein bisserl prusten. Da kamen mir schon Gedanken an ein E-Bike in den Sinn. Aber nur kurz, wir wollen ja den Teufel nicht gleich an die Wand malen und stattdessen lieber die Kondition weiter verbessern. Muss gehen.
Tatsächlich fiel es mir ab der Gartenstadt leichter. Hinter der Mühle Rüningen, nach Überqueren der Eisenbahntrasse schlug ich mich gleich rechts auf den asphaltierten Wirtschaftsweg, den ich seit Jahren aus der Bimmelbahn auf dem Nachhauseweg aus Salzgitter zu sehen bekommen hatte. Heute endlich hatte ich den Weg unter mir.
Nach einigen Windungen durch die Feldmark erreichte ich ein mir unbekanntes Wohnviertel. War das noch Leiferde oder hatte ich nunmehr bereits Thiede erreicht? Gespannt radelte ich an Häusern wie Mietblöcken entlang, bis ich wieder vertrautes Terrain sichten konnte. Also doch Leiferde, zum Glück.
Denn ich wollte ja nach Stöckheim, da wäre Thiede erheblich zu weit gewesen. Und gleich bei der ersten Baustelle bog ich auch noch falsch ab, merkte meinen Fehler aber noch rechtzeitig und ging wieder in die Spur. Etwas weiter vorn dann die Abzweigung nach Rüningen, die an diesem Tage nicht übermäßig befahren wurde. Genauer: Kein Auto auf dieser Strecke.
Nach der neugebauten Brücke schoss ich auf das Neubauviertel zu und war erst einmal baff erstaunt, das neben den ursprünglichen freistehenden Häusern auch große Blöcke für die weniger Betuchten unter uns errichtet worden waren. Sogar eine KiTa hatten sie hier eingerichtet, schau einer an. Ich quetschte mich durch die "Häuserschluchten."
Diese waren stellenweise noch im Rohbau. Sollte es sein, dass dieses Viertel noch weiter ausgebaut werden soll? Ich weiß es nicht. Jedenfalls schlängelte ich mich zur Endhaltestelle und Wendeschleife der Straßenbahn durch. Ich hatte genug vom Neubauviertel gesehen; jetzt nen Kaffee beim Bäcker im Kaufland.
hier gehts nach Jägersruh |
Ein Löwenbäcker. Egal, zum Essen war es eh noch zu früh. Ein Becher Kaffee Crema war jetzt genau das richtige Maß an Kaffee für mich. Warum die Verkäuferin mir nen Filterkaffee kredenzen wollte, wird wohl ewig ihr Geheimnis bleiben müssen.
Derart gestärkt fuhr ich die Strecke Richtung Mascherode weiter. Das Wetter war mittlerweile etwas schlechter geworden; es regnete aber nicht, obwohl die Wolken schon bedrohlich und dunkel über mir standen. Das war jedoch nicht der Grund, warum ich mich kurz vor Mascherode nach links in die Büsche geschlagen hatte.
Ich wollte die Strecke jetzt doch etwas abkürzen und fuhr deshalb über Jägersruh und an der Südstadt vorbei zur Salzdahlumer, dann Bahnhof und bremste noch einmal schnell beim Edeka an. Für unsere Fahrt nach Fehmarn zum Cousinentreffen brauchte ich noch ein paar Leckerlies für die Autofahrt. Dies konnte ich hier schnell erledigen.
Der Rest der Radtour verlief dann unspektakulär. Die Strecke bis nach Hause fahre ich ja quasi mehrfach die Woche, wenn ich vom Bahnhof Richtung Heimat radle. Um kurz nach Zwölf hatte ich meinen Heimathafen erreicht und konnte endlich frühstücken.
Da war ich ehrlicherweise stolz gewesen, nicht während der Fahrt beim Amerikaner angebremst zu haben, um dort etwas zu schnabulieren. Eine schöne lange Strecke war dies obendrein noch gewesen - ebenfalls eine erfreuliche Erkenntnis, zumal ich mich ja vorher so schlapp gefühlt hatte. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr noch eine Tour - die Waage würde es mir danken.
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Hartmudo: Belgien
4
Die Fahrt auf der belgischen Autobahn erwies sich als überaus anspruchsvoll. Das lag weniger an den belgischen Autofahrern, die bis heute keinen Fahrschulunterricht zur Erlangung des Führerscheins besuchen müssen. Da ist es bereits ein Fortschritt, dass unsere belgischen Freunde seit einigen Jahren zumindest eine Führerscheinprüfung ablegen müssen.
Nein, es lag eindeutig an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Edith hatte uns vorgewarnt; eine Überschreitung würde uns teuer zu stehen kommen. Daher galt meine volle Konzentration der Geschwindigkeit; nahezu permanent musste ich das Gaspedal sparsam dosieren, um die 120er Marke nicht zu überschreiten.
Anstrengend war das, keine Frage. Ebenfalls anstrengend erwies sich die Baustelle kurz vor der Abfahrt ins Stadtzentrum von Antwerpen. Bald ne Dreiviertelstunde Stop and Go, da war ich natürlich begeistert gewesen. Dann war ich aber auch froh, als wir die Autobahn verlassen hatten und ins Stadtgebiet von Antwerpen vorstoßen konnten.
Sieht man einmal von den unzähligen Kreisverkehren ab, ist das Autofahren in Belgien abseits der Autobahnen nicht anders als bei "uns". Weniger Ampeln dank der Kreisel möchte ich meinen - könnte man bei "uns" vielleicht mal ausbauen. Dass die Belgier wie die Henker auf den Straßen unterwegs seien, musste ich an diesem Tag (noch) nicht konsternieren.
Gegen halb Zwei angekommen, waren wir zwar noch etwas früh dran, um in unser Hotel einzuziehen (Check-In wurde mit 16.00 Uhr ausgerufen), doch wir fuhren trotzdem schon einmal vor, um nach einem Parkplatz beim Hotel zu schauen. Und tatsächlich hatten wir Glück, dass am Straßenrand schräg gegenüber unseres Hotels ein kostenfreier Parkplatz verfügbar war.
Leider war die Rezeption noch nicht besetzt, so dass wir Zeit und Muße erhielten, um uns schon mal vorab in Antwerpen umzuschauen. Dies verschaffte uns die Gelegenheit, uns zunächst über die Querstraßen Richtung Hafen vorzuarbeiten; Jener ist einer der größten Häfen Europas, den wollte meine Löwin natürlich begutachten.
Jedoch wollten wir uns nach der anstrengenden Fahrt etwas sammeln und nahmen einen Kaffee in einem schönen Cafe namens Cornichon. Antwerpen hat bekanntlich eine Universität und viele Studenten; dies war ein Studentencafe, welches man so auch im Prenzlauer Berg verorten könnte. Und es war tatsächlich gemütlicher als im Aachener Ronnefeldt Tags zuvor.
Nach einem äußerst leckeren Caffee Latte fühlten wir uns fit genug, um in Richtung Hafen aufzubrechen. Wie es sich dann herausstellten, war der Weg doch wesentlich länger als zunächst angenommen, so dass wir uns nach einer kappen halben Stunde des Weges entschieden, uns kurzfristig umzuorientieren und einen ersten Blick in die Innenstadt zu riskieren.
Wir hatten auf dem Weg noch einen sehr schönen Innenhof gesehen. Dunkel glaube ich mich zu erinnern, dass es sich bei der für belgische Verhältnisse extrem gut gepflegte Anlage um eine Kunstschule oder so was in der Richtung gehandelt hatte. Natürlich habe ich mir dies nicht genau gemerkt, weil mir die hohe Schule der Kunst bekanntlich ein Greul ist.
Jedoch… der Preis für den schönsten Ort des Tages geht an die Gaststätte "De Broodwinning" am Paardenmarkt 2, 2000 Antwerpen. Auf unserem Weg in die Innenstadt lachte uns diese Gaststätte förmlich an. Die Uhr hatte sich da auf irgendwas zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr eingependelt und wir waren sofort begeistert, als wir durch die schwere Holztür ins Innere dieser Gastwirtschaft traten.
Endlich normale Leute! Freitag, früher Nachmittag und die Kneipe war voller Menschen, die alle gut gelaunt an ihren Bieren nippten und richtig guter Stimmung waren. Der Frauenanteil war unerwartet hoch - das würde es in Deutschland so wohl niemals geben. Wobei ich bezweifle, ob sich heutzutage überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl an Leuten auf ein Wochenendbierchen in einer Kneipe treffen würden. Ich selbst kenne dies noch aus Salzgitter in den 90ern; gern denke ich an diese Zeit zurück.
Vorsichtshalber bestellte ich ein Jupiler - auch hier gab es nur wieder diese Einheitsgröße 0,33. Meine Löwin hatte mehr Bock auf eine Coke Zero, erfreute sich aber ebenfalls an der angenehmen Atmosphäre. Längere Zeit wollten wir im De Broodwinning aber dennoch nicht verweilen, weil wir zunächst einmal ins Hotel einchecken mussten und selbst ich nicht die kurze Zeit, die wir in Antwerpen verbringen würden, in einer Kneipe versumpfen wollte. Im Cornichon hatte ich nämlich eine Stunde zuvor das nächste Hotel für den Samstag in Ostende gebucht.
Irgendwie doch schweren Herzens gingen wir dann die langgezogene Rotterdamstraat zum Hotel hinunter. Die stark alkoholisierten Kerle, die sich an der Seite gegenseitig angepöbelt hatten, brachten uns zu der Überzeugung, dass wir nicht nur in keiner Touristenumgebung gelandet waren, sondern stattdessen eine "exquisite" Reeperbahnatmosphäre erleben durften.
Halt, ich vergaß: Am Rande der Innenstadt fielen wir noch in den Grand Bazar, seines Zeichens ein Supermarkt, ein. Wir brauchten noch Getränke für die Nacht, Schnucki war ja dank des Intervallfasten überflüssig.
Aber meine Löwin entdeckte in der Käseabteilung noch einen von ihr lange gesuchten Käse. Der "Port Salut" ist ein dem Chaumes ähnlicher Weichkäse und in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Ein Stück dieses Käses nahmen wir natürlich mit; nicht als Schnucki zur Nacht - eher für die Leckerei während der Autofahrt am nächsten Tag.
Da fehlte mir allerdings noch ein Messer - mein schönes französisches Taschenmesser mit Holzgriff hatte ich leider Zuhause verlegt. Also suchte ich im Supermarkt nach einem Messer, leider ohne Erfolg.
Die Fahrt auf der belgischen Autobahn erwies sich als überaus anspruchsvoll. Das lag weniger an den belgischen Autofahrern, die bis heute keinen Fahrschulunterricht zur Erlangung des Führerscheins besuchen müssen. Da ist es bereits ein Fortschritt, dass unsere belgischen Freunde seit einigen Jahren zumindest eine Führerscheinprüfung ablegen müssen.
Nein, es lag eindeutig an der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 120 km/h. Edith hatte uns vorgewarnt; eine Überschreitung würde uns teuer zu stehen kommen. Daher galt meine volle Konzentration der Geschwindigkeit; nahezu permanent musste ich das Gaspedal sparsam dosieren, um die 120er Marke nicht zu überschreiten.
Anstrengend war das, keine Frage. Ebenfalls anstrengend erwies sich die Baustelle kurz vor der Abfahrt ins Stadtzentrum von Antwerpen. Bald ne Dreiviertelstunde Stop and Go, da war ich natürlich begeistert gewesen. Dann war ich aber auch froh, als wir die Autobahn verlassen hatten und ins Stadtgebiet von Antwerpen vorstoßen konnten.
Sieht man einmal von den unzähligen Kreisverkehren ab, ist das Autofahren in Belgien abseits der Autobahnen nicht anders als bei "uns". Weniger Ampeln dank der Kreisel möchte ich meinen - könnte man bei "uns" vielleicht mal ausbauen. Dass die Belgier wie die Henker auf den Straßen unterwegs seien, musste ich an diesem Tag (noch) nicht konsternieren.
Gegen halb Zwei angekommen, waren wir zwar noch etwas früh dran, um in unser Hotel einzuziehen (Check-In wurde mit 16.00 Uhr ausgerufen), doch wir fuhren trotzdem schon einmal vor, um nach einem Parkplatz beim Hotel zu schauen. Und tatsächlich hatten wir Glück, dass am Straßenrand schräg gegenüber unseres Hotels ein kostenfreier Parkplatz verfügbar war.
Leider war die Rezeption noch nicht besetzt, so dass wir Zeit und Muße erhielten, um uns schon mal vorab in Antwerpen umzuschauen. Dies verschaffte uns die Gelegenheit, uns zunächst über die Querstraßen Richtung Hafen vorzuarbeiten; Jener ist einer der größten Häfen Europas, den wollte meine Löwin natürlich begutachten.
Jedoch wollten wir uns nach der anstrengenden Fahrt etwas sammeln und nahmen einen Kaffee in einem schönen Cafe namens Cornichon. Antwerpen hat bekanntlich eine Universität und viele Studenten; dies war ein Studentencafe, welches man so auch im Prenzlauer Berg verorten könnte. Und es war tatsächlich gemütlicher als im Aachener Ronnefeldt Tags zuvor.
Nach einem äußerst leckeren Caffee Latte fühlten wir uns fit genug, um in Richtung Hafen aufzubrechen. Wie es sich dann herausstellten, war der Weg doch wesentlich länger als zunächst angenommen, so dass wir uns nach einer kappen halben Stunde des Weges entschieden, uns kurzfristig umzuorientieren und einen ersten Blick in die Innenstadt zu riskieren.
Wir hatten auf dem Weg noch einen sehr schönen Innenhof gesehen. Dunkel glaube ich mich zu erinnern, dass es sich bei der für belgische Verhältnisse extrem gut gepflegte Anlage um eine Kunstschule oder so was in der Richtung gehandelt hatte. Natürlich habe ich mir dies nicht genau gemerkt, weil mir die hohe Schule der Kunst bekanntlich ein Greul ist.
Jedoch… der Preis für den schönsten Ort des Tages geht an die Gaststätte "De Broodwinning" am Paardenmarkt 2, 2000 Antwerpen. Auf unserem Weg in die Innenstadt lachte uns diese Gaststätte förmlich an. Die Uhr hatte sich da auf irgendwas zwischen 14.30 Uhr und 15.00 Uhr eingependelt und wir waren sofort begeistert, als wir durch die schwere Holztür ins Innere dieser Gastwirtschaft traten.
Endlich normale Leute! Freitag, früher Nachmittag und die Kneipe war voller Menschen, die alle gut gelaunt an ihren Bieren nippten und richtig guter Stimmung waren. Der Frauenanteil war unerwartet hoch - das würde es in Deutschland so wohl niemals geben. Wobei ich bezweifle, ob sich heutzutage überhaupt noch eine nennenswerte Anzahl an Leuten auf ein Wochenendbierchen in einer Kneipe treffen würden. Ich selbst kenne dies noch aus Salzgitter in den 90ern; gern denke ich an diese Zeit zurück.
Vorsichtshalber bestellte ich ein Jupiler - auch hier gab es nur wieder diese Einheitsgröße 0,33. Meine Löwin hatte mehr Bock auf eine Coke Zero, erfreute sich aber ebenfalls an der angenehmen Atmosphäre. Längere Zeit wollten wir im De Broodwinning aber dennoch nicht verweilen, weil wir zunächst einmal ins Hotel einchecken mussten und selbst ich nicht die kurze Zeit, die wir in Antwerpen verbringen würden, in einer Kneipe versumpfen wollte. Im Cornichon hatte ich nämlich eine Stunde zuvor das nächste Hotel für den Samstag in Ostende gebucht.
Irgendwie doch schweren Herzens gingen wir dann die langgezogene Rotterdamstraat zum Hotel hinunter. Die stark alkoholisierten Kerle, die sich an der Seite gegenseitig angepöbelt hatten, brachten uns zu der Überzeugung, dass wir nicht nur in keiner Touristenumgebung gelandet waren, sondern stattdessen eine "exquisite" Reeperbahnatmosphäre erleben durften.
Halt, ich vergaß: Am Rande der Innenstadt fielen wir noch in den Grand Bazar, seines Zeichens ein Supermarkt, ein. Wir brauchten noch Getränke für die Nacht, Schnucki war ja dank des Intervallfasten überflüssig.
Aber meine Löwin entdeckte in der Käseabteilung noch einen von ihr lange gesuchten Käse. Der "Port Salut" ist ein dem Chaumes ähnlicher Weichkäse und in Deutschland quasi nicht zu bekommen. Ein Stück dieses Käses nahmen wir natürlich mit; nicht als Schnucki zur Nacht - eher für die Leckerei während der Autofahrt am nächsten Tag.
Da fehlte mir allerdings noch ein Messer - mein schönes französisches Taschenmesser mit Holzgriff hatte ich leider Zuhause verlegt. Also suchte ich im Supermarkt nach einem Messer, leider ohne Erfolg.
Donnerstag, 17. Oktober 2024
guterPlatzzumBiertrinken: Snakebite
Sonntag, 28 Juli. Nachdem wir gestern den Geburtstag meiner Schwester Berta in der Waldgaststätte Schäfersruh gefeiert hatten, waren an diesem Sonntag keine Aktionen angesagt. Meine Löwin, die sich in letzter Zeit für die Gartenarbeit begeistern konnte, ist nach Cremlingen gefahren, wo Phil bei seiner Großmutter einen Teil ihres Gartens bewirtschaften darf.
Das eröffnete mir die willkommene Gelegenheit, am Vormittag eine kleine Runde drehen zu können. Bereits beim Schlafengehen am Vorabend hatte ich mich riesig auf diese Tour gefreut, musste allerdings überlegen, wohin ich eigentlich fahren wollte. Wie so häufig wurde mir die Entscheidung durch den Kollegen Zufall abgenommen.
Denn beim Stöbern durch die DB App drängte sich eine mir unbekannte Verbindung zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt ins Auge. Vom Hauptbahnhof Braunschweig mit dem Zug nach Broistedt, von dort aus mit dem Bus zum Bahnhof in Lebenstedt. Als reine Fahrzeit waren hier 29 Minuten angegeben. Das klang nach einer machbaren Alternative, zumal zu der Zeit der direkte Zugverkehr nach Lebenstedt aufgrund von Bauarbeiten eingestellt worden war.
Laut Google Maps würde ich 53 Minuten bis zum Bahnhof in Broistedt brauchen, wo ich sicherlich mein Fahrrad abstellen könnte. Dies galt es an diesem Sonntagmorgen zur eventuellen späteren Nutzung anzutesten.
Dementsprechend gut gelaunt pumpte ich kurz vor 9.00 Uhr mein Fahrrad noch mal auf und setzte mich in Bewegung. In der Nacht hatte es stark geregnet , am Tage jedoch sollte es auf jeden Fall niederschlagsfrei bleiben. Diese Wetterkonstellation hatte zur Folge, dass trotz des eigentlich sonnigen Wetters ein leicht kühler Wind wehte, der meinen seit Jahren gestählten Körper sanft umschmeichelte.
Voller Zuversicht war ich in Richtung Vechelde aufgebrochen; diese Strecke hatte ich ja bereits vor einiger Zeit bewältigt gehabt. Bereits nach kurzer Zeit fielen mir die unzähligen Nacktschnecken auf, welche auf dem Fahrradweg an der Bundesstraße in Sicherheit hasteten. So gut es ging, vermied ich das Überfahren der für die Ökologie (oder heißt es Onkologie?) wichtigen Lebewesen. Ich hoffte, nicht all zu viele von ihnen töten zu müssen.
Daher konnte ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lassen, was mir bei früheren Touren immer gut getan hatte. Der Westwind schlug mir zwar nicht mit orkanartigen Böen entgegen, schien mich aber dennoch ein wenig einzubremsen.
Anders als sonst war mir die Fahrtzeit an diesem Tag verständlicherweise wichtig gewesen. Denn es wäre ja fatal, wenn ich im Ernstfall den Zug nach Lebenstedt zur Arbeit verpassen würde. So zog sich die Strecke bis Vechelde dank der Schnecken etwas hin. Mit der Zeit tauchten auf dem Fahrradweg auch einige Weinbergschnecken auf; von denen hatte ich nicht eine erwischt, Ehrenwort!
An der großen Kreuzung in der Ortsmitte von Vechelde bog ich links ab und nahm eine für mich neue Strecke in Angriff. Über Köchingen und Vallstedt ging es jetzt nach Broistedt zum Bahnhof; da hatte ich jetzt lediglich noch 5 km vor mir. Dachte ich zumindest. Laut Straßenschildern waren es noch 2 km bis Köchingen, so weit so gut.
Aber als ich Köchingen kurze Zeit später passiert hatte, musste ich leider erkennen, dass die restliche Strecke noch zwei Kilometer bis Vallstedt und sogar 7 km bis Broistedt betrug. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Fahrradweg hinter Köchingen leider durch Abwesenheit glänzte. In Vallstedt überlegte ich kurz, die heutige Strecke abzukürzen und gleich links in Richtung Üfingen abzubiegen.
Aber nein, ich hatte doch einen Plan gehabt. Und der sah vor, in Broistedt einem Kaffee zu trinken und dann nach Braunschweig zurückzufahren. Mittagessen beim Vietnamesen am Kohlmarkt - das hörte sich nach vernünftiger Ernährung an. Der Gedanke daran verschaffte mir einen neuen Motivationsschub, welche aber dank der langen Steigung vor Broistedt nicht lange anhielt.
Das eröffnete mir die willkommene Gelegenheit, am Vormittag eine kleine Runde drehen zu können. Bereits beim Schlafengehen am Vorabend hatte ich mich riesig auf diese Tour gefreut, musste allerdings überlegen, wohin ich eigentlich fahren wollte. Wie so häufig wurde mir die Entscheidung durch den Kollegen Zufall abgenommen.
Denn beim Stöbern durch die DB App drängte sich eine mir unbekannte Verbindung zur Arbeit nach Salzgitter Lebenstedt ins Auge. Vom Hauptbahnhof Braunschweig mit dem Zug nach Broistedt, von dort aus mit dem Bus zum Bahnhof in Lebenstedt. Als reine Fahrzeit waren hier 29 Minuten angegeben. Das klang nach einer machbaren Alternative, zumal zu der Zeit der direkte Zugverkehr nach Lebenstedt aufgrund von Bauarbeiten eingestellt worden war.
Laut Google Maps würde ich 53 Minuten bis zum Bahnhof in Broistedt brauchen, wo ich sicherlich mein Fahrrad abstellen könnte. Dies galt es an diesem Sonntagmorgen zur eventuellen späteren Nutzung anzutesten.
Hinfahrt |
Voller Zuversicht war ich in Richtung Vechelde aufgebrochen; diese Strecke hatte ich ja bereits vor einiger Zeit bewältigt gehabt. Bereits nach kurzer Zeit fielen mir die unzähligen Nacktschnecken auf, welche auf dem Fahrradweg an der Bundesstraße in Sicherheit hasteten. So gut es ging, vermied ich das Überfahren der für die Ökologie (oder heißt es Onkologie?) wichtigen Lebewesen. Ich hoffte, nicht all zu viele von ihnen töten zu müssen.
Daher konnte ich meinen Gedanken keinen freien Lauf lassen, was mir bei früheren Touren immer gut getan hatte. Der Westwind schlug mir zwar nicht mit orkanartigen Böen entgegen, schien mich aber dennoch ein wenig einzubremsen.
Anders als sonst war mir die Fahrtzeit an diesem Tag verständlicherweise wichtig gewesen. Denn es wäre ja fatal, wenn ich im Ernstfall den Zug nach Lebenstedt zur Arbeit verpassen würde. So zog sich die Strecke bis Vechelde dank der Schnecken etwas hin. Mit der Zeit tauchten auf dem Fahrradweg auch einige Weinbergschnecken auf; von denen hatte ich nicht eine erwischt, Ehrenwort!
An der großen Kreuzung in der Ortsmitte von Vechelde bog ich links ab und nahm eine für mich neue Strecke in Angriff. Über Köchingen und Vallstedt ging es jetzt nach Broistedt zum Bahnhof; da hatte ich jetzt lediglich noch 5 km vor mir. Dachte ich zumindest. Laut Straßenschildern waren es noch 2 km bis Köchingen, so weit so gut.
Aber als ich Köchingen kurze Zeit später passiert hatte, musste ich leider erkennen, dass die restliche Strecke noch zwei Kilometer bis Vallstedt und sogar 7 km bis Broistedt betrug. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Fahrradweg hinter Köchingen leider durch Abwesenheit glänzte. In Vallstedt überlegte ich kurz, die heutige Strecke abzukürzen und gleich links in Richtung Üfingen abzubiegen.
Aber nein, ich hatte doch einen Plan gehabt. Und der sah vor, in Broistedt einem Kaffee zu trinken und dann nach Braunschweig zurückzufahren. Mittagessen beim Vietnamesen am Kohlmarkt - das hörte sich nach vernünftiger Ernährung an. Der Gedanke daran verschaffte mir einen neuen Motivationsschub, welche aber dank der langen Steigung vor Broistedt nicht lange anhielt.
Rückfahrt |
Mittlerweile machten sich meine müden Gesäßknochen bemerkbar; auch konnte mich die Aussicht auf ein langwieriges Abreiten über Üfingen und Thiede nicht wirklich begeistern. Zum Glück überfiel mich auf der Strecke die rettende Idee: Ich würde in Broistedt einfach nur in den Zug nach Braunschweig steigen und mir dadurch die nervige Rückfahrt ersparen.
Gedacht, getan. Am Bahnhof in Broistedt kaufte ich für 2,80 € eine Fahrradkarte und bestieg sensationelle 2 Minuten später den Zug nach Braunschweig. Das hatte ich gut gelöst, jetzt brauchte ich nur noch ein Cafe im östlichen Ringgebiet für die wohlverdiente Pause.
Tatsächlich hatte ich im Zug noch überlegt, bis Weddel durchzufahren und von dort aus noch ein paar Kilometer abzubeißen. Aber scheiß drauf, Olympia ist nur alle vier Jahre. Denn darauf freute ich mich auch die ganze Zeit: Zu Hause in Unterhose bekleidet vor dem Fernseher zu sitzen, dazu die Olympia Berichterstattung mit den Vorrundenspielen im Handball, Fußball und so weiter.
Also Ausstieg in Braunschweig, in die Pedale treten und... ich landete im MC Murphys. Dort angekommen, sprach ich diesen Text komplett ein und genoss mein Frühstück. Dank des Intervallfastens verspätet, genoss ich einen leckeren Tomaten Mozzarella Salat, hierzu bestellte ich ein Snakebite. Meine lieben Freunde der Trinkkultur, an diesem Tag habe ich mein neues Lieblingsgetränk entdeckt!
Snakebite - die geniale Mischung aus Wolters und Strongbow, also Cider und Pils. Zum Nachspülen musste ich noch ein zweites Snakebike nachbestellen, mehr aber auch nicht, denn ich musste ja noch nach Hause radeln. Was für ein klasse Vormittag!
Richtig gut drauf kam ich kurz nach 13 Uhr zu Hause an; heute hatte ich mal eine schöne Strecke geschafft und konnte jetzt die Wettkämpfe in Paris in Ruhe genießen. Ach, könnte nicht jeder Tag so wie dieser sein?
Gedacht, getan. Am Bahnhof in Broistedt kaufte ich für 2,80 € eine Fahrradkarte und bestieg sensationelle 2 Minuten später den Zug nach Braunschweig. Das hatte ich gut gelöst, jetzt brauchte ich nur noch ein Cafe im östlichen Ringgebiet für die wohlverdiente Pause.
Tatsächlich hatte ich im Zug noch überlegt, bis Weddel durchzufahren und von dort aus noch ein paar Kilometer abzubeißen. Aber scheiß drauf, Olympia ist nur alle vier Jahre. Denn darauf freute ich mich auch die ganze Zeit: Zu Hause in Unterhose bekleidet vor dem Fernseher zu sitzen, dazu die Olympia Berichterstattung mit den Vorrundenspielen im Handball, Fußball und so weiter.
Also Ausstieg in Braunschweig, in die Pedale treten und... ich landete im MC Murphys. Dort angekommen, sprach ich diesen Text komplett ein und genoss mein Frühstück. Dank des Intervallfastens verspätet, genoss ich einen leckeren Tomaten Mozzarella Salat, hierzu bestellte ich ein Snakebite. Meine lieben Freunde der Trinkkultur, an diesem Tag habe ich mein neues Lieblingsgetränk entdeckt!
Snakebite - die geniale Mischung aus Wolters und Strongbow, also Cider und Pils. Zum Nachspülen musste ich noch ein zweites Snakebike nachbestellen, mehr aber auch nicht, denn ich musste ja noch nach Hause radeln. Was für ein klasse Vormittag!
Richtig gut drauf kam ich kurz nach 13 Uhr zu Hause an; heute hatte ich mal eine schöne Strecke geschafft und konnte jetzt die Wettkämpfe in Paris in Ruhe genießen. Ach, könnte nicht jeder Tag so wie dieser sein?
Donnerstag, 10. Oktober 2024
Hartmudo: Superwumms
24
Da lagen auch schon mal zwei bis drei Runden Bier im Flohzirkus, dem legendären Club um die Ecke, drin. Auf der Rückfahrt gab es Dosenbier und laute Mukke aus dem Kassettenspieler im Auto. Zuhause waren wir dann gegen 16.00 Uhr, Zeit für den Wohnungsputz. Da hatten wir auch eine schöne Routine.
Während Pocke das schmutzige Geschirr der Woche in unserem kombinierten Küchen- und Badezimmer eingeweicht hatte und nebenbei den Staubsauger spazieren führte, putzte ich unser Klosett, welches sich in einem Bretterverhau in unserem Wohnungsflur befand. Dann säuberte Pocke das schmutzige Geschirr mit einer Spülbürste, worauf ich das Geschirrtuch zum Einsatz brachte.
Keine Sportschau am frühen Abend, stattdessen galt es, die neuen Platten anzuhören. Jetzt nur noch mal so zum besseren Verständnis: Ich kehrte gewöhnlich mit 10 bis 20 Platten aus Hannover zurück; Pockes sammelte in der Regel mindestens die doppelte Menge ein. Hierzu hatten wir einen Conti am Start, TK-Pizza machte uns satt.
Wenn Du jetzt noch wissen willst, was ein Conti gewesen sein könnte.... Wikipedia hilft! So verbrachten wir dann den gesamten Abend und philosophierten über die jeweiligen Scheiben, gern hatten wir auch Gäste bei uns gehabt. Die wussten dann schon, dass ein Conti mitzubringen war. Wolters oder Feldschlösschen, never Wittinger.
„So schön, schön war die Zeit..." Wir ergänzten uns seinerzeit hervorragend, waren „Zwei wie Pech und Schwefel", das Traumpaar der Saison und so weiter. Und diese damalige Harmonie zwischen uns beiden erlebte ich bei diesen zwei Spaziergängen im ausgehenden Winter 2023 erneut.
Wir hatten uns in den Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt, uns wie ein altes Ehepaar nach und nach auseinandergelebt. Häufig genug hätten wir uns fast verloren und doch immer wieder zusammengekauft, obwohl die entstandenen Risse immer allgegenwärtig blieben.
All das erinnert an den sensationellen Roman „Stan" von John Comolly, eine fiktive Biographie von Stan Laurel und eine Hommage an diesen großen Schauspieler und seinen kongenialen Partner Oliver Hardy. So verschieden sie auch gewesen waren, aber zusammen waren sie unschlagbar und mehr als die Summe ihrer Teile.
Für Pocke und mich sehe ich dies als passenden Vergleich an. Wie in unserer Wohngemeinschaft schwadronierten wir über die große, mittlerweile vergangene Zeit der Rockmusik. Andere Themen wie unsere Freunde, die Familie oder Politik (dies stark eingeschränkt aufgrund unserer extrem unterschiedlichen Ansichten) ergänzten die Nachmittage hervorragend.
Der erste Spaziergang führte uns durch die Rieselfelder hinter der Mülldeponie. Dieses Gebiet kann man schon fast als Naturschutzgebiet bezeichnen. Nach Müll riecht da im Spätwinter nichts - selbst im Hochsommer braucht man hier keine Atemschutzmaske. Trockenes Wetter bei strahlendem Sonnenschein in freier Natur ohne den Lärm der Straße; auch dies trug bei mir zusätzlich zu einer positiven Stimmung bei.
Der zweite Spaziergang führte uns durch den Lehndorfer Forst. Dies bei vergleichbaren Wetter, nur überwiegend auf Waldwegen. Beide Male rundeten wir den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen beim Bäcker ab. Ohne Conti (gibt‘s ja leider nicht mehr im „Original“) und Pizza. Kein Zweifel, wir haben uns tatsächlich weiterentwickelt.
Doch wenn das so toll gewesen sein soll, warum haben Pocke und ich nicht mehr Spaziergänge zusammen unternommen? Ich weiß es nicht - es war wohl gut so, wie es war. Wir kennen uns ja in- und auswendig, anders als Charles und ich. Deshalb waren die Gänge mit Charles richtigerweise häufiger, wenn auch jeweils kürzer.
Anyway: Das Spazieren durch die Rieselfelder und den Lehndorfer Forst war ebenfalls ein weiterer Schritt in die Normalität zurück gewesen. Wo war ich bei der Schilderung meines leidigen Krankheitsverlaufes stehen geblieben? Ach ja, beim Gespräch mit der Psychotherapie Ambulanz am Donnerstag, dann kam...
Freitag, der 24. Februar. Nach dem üblichen Hochquälen aus dem Bett und „Watzmann ermittelt" fuhren meine Löwin und ich zu Berta und einem Kaffee. Wir wollten die von einer Firma durchgeführte Renovierung begutachten.
Meine Schwester Berta hatte sich endlich zur Renovierung ihres Schlafzimmers durchringen können. Mein Schwager Bud war im Vorjahr verstorben und Berta hatte aus ihrer Trauer nicht herauskommen können. Die Renovierung des Schlafzimmers markierte somit einen wichtigen Wendepunkt für meine Schwester.
Und das Schlafzimmer war beileibe nicht alles, wie ich schnell erkennen konnte, als wir bei Berta eintrafen und erst einmal einen Kaffee zu uns nahmen. Denn neben den Malerarbeiten im ersten Stock - Schlafzimmer und Flur - hatte sie in eben diesem Zimmer komplett neue Möbel gekauft. Ich fühlte mich gleich wie in einem Ausstellungsraum bei Porta oder XXXL Lutz versetzt.
Ich äußerte auch gleich einen Verbesserungsvorschlag; Ein Fernseher vor dem Bett fehlte halt noch. Dieser Gedanke war Berta bislang noch nicht gekommen und eben auch Neuland. Ich denke, dass sie meinen Vorschlag nie umsetzen wird. Aber sie hat ihr neues Schlafzimmer stilvoll gestaltet, das kann man so festhalten.
Der eigentliche Hammer aber waren die verputzten Decken unten wie im ersten Stock. Der helle Putz war mit winzigen dunklen Steinchen und ebensolchen Glassplittern vermischt worden. Die entstandene raue Oberfläche verleiht dem gesamten Haus ein edles Ambiente. Wie meine Löwin ist auch Berta mit einem geschickten Händchen für Design gesegnet.
Da war ich wirklich beeindruckt und freute mich für Berta, die über mehrere Wochen mit der Neugestaltung beschäftigt gewesen war. Meine Löwin konnte mir da beipflichten, als wir Berta in der Mittagszeit wieder verließen und über den Supermarkt nach Hause fuhren.
Und der Tag war damit ja nicht beendet gewesen. Denn auf vielfachen Wunsch einiger meiner Kollegen und Ex-Kollegen fand an diesem Abend unsere „Winter-Jam" statt. Ich hatte den Jungs bei unserem letzten Treffen mit Erzählungen über das Lufteck, der hervorragenden Kneipe bei uns um die Ecke, den Mund wässrig gemacht.
Heute Abend gastierte Eintracht in Düsseldorf und dieses Spiel wurde natürlich im Lufteck auf insgesamt vier Bildschirmen gezeigt. Den Tisch hatte ich bereits im Dezember gebucht gehabt - vor meinem Unfall. Ich hatte ein paar Tage vorher noch kurz überlegt, ob ich dort hingehen sollte; schließlich war ich ja krank geschrieben.
Doch dann sagte ich mir... Scheiß drauf! Ich war weder bettlägerig noch sonst wie gehandicapt. Krank wegen Psyche; So schaute es aus. Und das Schlimmste, was man da machen kann, ist sich zu verkriechen.
Da lagen auch schon mal zwei bis drei Runden Bier im Flohzirkus, dem legendären Club um die Ecke, drin. Auf der Rückfahrt gab es Dosenbier und laute Mukke aus dem Kassettenspieler im Auto. Zuhause waren wir dann gegen 16.00 Uhr, Zeit für den Wohnungsputz. Da hatten wir auch eine schöne Routine.
Während Pocke das schmutzige Geschirr der Woche in unserem kombinierten Küchen- und Badezimmer eingeweicht hatte und nebenbei den Staubsauger spazieren führte, putzte ich unser Klosett, welches sich in einem Bretterverhau in unserem Wohnungsflur befand. Dann säuberte Pocke das schmutzige Geschirr mit einer Spülbürste, worauf ich das Geschirrtuch zum Einsatz brachte.
Keine Sportschau am frühen Abend, stattdessen galt es, die neuen Platten anzuhören. Jetzt nur noch mal so zum besseren Verständnis: Ich kehrte gewöhnlich mit 10 bis 20 Platten aus Hannover zurück; Pockes sammelte in der Regel mindestens die doppelte Menge ein. Hierzu hatten wir einen Conti am Start, TK-Pizza machte uns satt.
Wenn Du jetzt noch wissen willst, was ein Conti gewesen sein könnte.... Wikipedia hilft! So verbrachten wir dann den gesamten Abend und philosophierten über die jeweiligen Scheiben, gern hatten wir auch Gäste bei uns gehabt. Die wussten dann schon, dass ein Conti mitzubringen war. Wolters oder Feldschlösschen, never Wittinger.
„So schön, schön war die Zeit..." Wir ergänzten uns seinerzeit hervorragend, waren „Zwei wie Pech und Schwefel", das Traumpaar der Saison und so weiter. Und diese damalige Harmonie zwischen uns beiden erlebte ich bei diesen zwei Spaziergängen im ausgehenden Winter 2023 erneut.
Wir hatten uns in den Jahrzehnten unterschiedlich entwickelt, uns wie ein altes Ehepaar nach und nach auseinandergelebt. Häufig genug hätten wir uns fast verloren und doch immer wieder zusammengekauft, obwohl die entstandenen Risse immer allgegenwärtig blieben.
All das erinnert an den sensationellen Roman „Stan" von John Comolly, eine fiktive Biographie von Stan Laurel und eine Hommage an diesen großen Schauspieler und seinen kongenialen Partner Oliver Hardy. So verschieden sie auch gewesen waren, aber zusammen waren sie unschlagbar und mehr als die Summe ihrer Teile.
Für Pocke und mich sehe ich dies als passenden Vergleich an. Wie in unserer Wohngemeinschaft schwadronierten wir über die große, mittlerweile vergangene Zeit der Rockmusik. Andere Themen wie unsere Freunde, die Familie oder Politik (dies stark eingeschränkt aufgrund unserer extrem unterschiedlichen Ansichten) ergänzten die Nachmittage hervorragend.
Der erste Spaziergang führte uns durch die Rieselfelder hinter der Mülldeponie. Dieses Gebiet kann man schon fast als Naturschutzgebiet bezeichnen. Nach Müll riecht da im Spätwinter nichts - selbst im Hochsommer braucht man hier keine Atemschutzmaske. Trockenes Wetter bei strahlendem Sonnenschein in freier Natur ohne den Lärm der Straße; auch dies trug bei mir zusätzlich zu einer positiven Stimmung bei.
Der zweite Spaziergang führte uns durch den Lehndorfer Forst. Dies bei vergleichbaren Wetter, nur überwiegend auf Waldwegen. Beide Male rundeten wir den Nachmittag mit Kaffee und Kuchen beim Bäcker ab. Ohne Conti (gibt‘s ja leider nicht mehr im „Original“) und Pizza. Kein Zweifel, wir haben uns tatsächlich weiterentwickelt.
Doch wenn das so toll gewesen sein soll, warum haben Pocke und ich nicht mehr Spaziergänge zusammen unternommen? Ich weiß es nicht - es war wohl gut so, wie es war. Wir kennen uns ja in- und auswendig, anders als Charles und ich. Deshalb waren die Gänge mit Charles richtigerweise häufiger, wenn auch jeweils kürzer.
Anyway: Das Spazieren durch die Rieselfelder und den Lehndorfer Forst war ebenfalls ein weiterer Schritt in die Normalität zurück gewesen. Wo war ich bei der Schilderung meines leidigen Krankheitsverlaufes stehen geblieben? Ach ja, beim Gespräch mit der Psychotherapie Ambulanz am Donnerstag, dann kam...
Freitag, der 24. Februar. Nach dem üblichen Hochquälen aus dem Bett und „Watzmann ermittelt" fuhren meine Löwin und ich zu Berta und einem Kaffee. Wir wollten die von einer Firma durchgeführte Renovierung begutachten.
Meine Schwester Berta hatte sich endlich zur Renovierung ihres Schlafzimmers durchringen können. Mein Schwager Bud war im Vorjahr verstorben und Berta hatte aus ihrer Trauer nicht herauskommen können. Die Renovierung des Schlafzimmers markierte somit einen wichtigen Wendepunkt für meine Schwester.
Und das Schlafzimmer war beileibe nicht alles, wie ich schnell erkennen konnte, als wir bei Berta eintrafen und erst einmal einen Kaffee zu uns nahmen. Denn neben den Malerarbeiten im ersten Stock - Schlafzimmer und Flur - hatte sie in eben diesem Zimmer komplett neue Möbel gekauft. Ich fühlte mich gleich wie in einem Ausstellungsraum bei Porta oder XXXL Lutz versetzt.
Ich äußerte auch gleich einen Verbesserungsvorschlag; Ein Fernseher vor dem Bett fehlte halt noch. Dieser Gedanke war Berta bislang noch nicht gekommen und eben auch Neuland. Ich denke, dass sie meinen Vorschlag nie umsetzen wird. Aber sie hat ihr neues Schlafzimmer stilvoll gestaltet, das kann man so festhalten.
Der eigentliche Hammer aber waren die verputzten Decken unten wie im ersten Stock. Der helle Putz war mit winzigen dunklen Steinchen und ebensolchen Glassplittern vermischt worden. Die entstandene raue Oberfläche verleiht dem gesamten Haus ein edles Ambiente. Wie meine Löwin ist auch Berta mit einem geschickten Händchen für Design gesegnet.
Da war ich wirklich beeindruckt und freute mich für Berta, die über mehrere Wochen mit der Neugestaltung beschäftigt gewesen war. Meine Löwin konnte mir da beipflichten, als wir Berta in der Mittagszeit wieder verließen und über den Supermarkt nach Hause fuhren.
Und der Tag war damit ja nicht beendet gewesen. Denn auf vielfachen Wunsch einiger meiner Kollegen und Ex-Kollegen fand an diesem Abend unsere „Winter-Jam" statt. Ich hatte den Jungs bei unserem letzten Treffen mit Erzählungen über das Lufteck, der hervorragenden Kneipe bei uns um die Ecke, den Mund wässrig gemacht.
Heute Abend gastierte Eintracht in Düsseldorf und dieses Spiel wurde natürlich im Lufteck auf insgesamt vier Bildschirmen gezeigt. Den Tisch hatte ich bereits im Dezember gebucht gehabt - vor meinem Unfall. Ich hatte ein paar Tage vorher noch kurz überlegt, ob ich dort hingehen sollte; schließlich war ich ja krank geschrieben.
Doch dann sagte ich mir... Scheiß drauf! Ich war weder bettlägerig noch sonst wie gehandicapt. Krank wegen Psyche; So schaute es aus. Und das Schlimmste, was man da machen kann, ist sich zu verkriechen.
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