Donnerstag, 3. Oktober 2024

Contramann: kurz gesehen im Oktober

Tag der deutschen Einheit, STILL GE-STAN-DEN ! RÜHRT EUCH; MÄNNER!

„Der Krieg ist die Fortsetzung des fehlenden Gemeinsinns mit tödlichen Mitteln.“ Dies ist eine sehr griffige Schlussfolgerung, die der Kommentator aufstellt. Noch ein Zitat:
„Man vereinzelte das Land, teilte und herrschte, stachelte Gruppen gegeneinander auf: Jung gegen Alt, West gegen Ost, mit und ohne Arbeit, später für oder gegen Flüchtlingsaufnahme im großen Stil, noch später mit oder ohne Maske, Abstand, Desinfektionsmittel, geimpft oder ungeimpft, für Unterstützung der Ukraine oder für Diplomatie mit Russland – zuletzt nun: proisraelisch oder propalästinensisch.“
Angefangen hatte alles mit der Agenda 2010, also u.a. der Hartz IV - Gesetzgebung der ersten rot-grünen Bundesregierung. „Fördern und Fordern“ hieß das offizielle Motto, leider wurden die Mittel zum Fördern sehr schnell zusammengestrichen. Und dass der Arbeitsmarkt bis in die 10er Jahre gut bestückt war und ausgebildete Kräfte eben nicht händeringend gesucht wurden, wurde von den Medien und der Politik gar nicht erst thematisiert.
Und jetzt bzw. seit einigen Jahren wird von einem Facharbeitermangel schwadroniert. Da hauen dann auch gerne die Arbeitnehmer drauf ein, welche noch über einen gut bezahlten Job verfügen dürfen. In der Regel Konzernmitarbeiter, die nicht in kleinen Betrieben oder der Zuliefererindustrie arbeiten müssen.
Diese Mitarbeiter bekommen nämlich häufig erheblich weniger für quasi die gleiche Arbeit als ihre Kollegen bei VW, BMW, Bosch usw. bezahlt. Und Gerhard Schröder prahlte seinerzeit eh schon vom größten Niedriglohnsektor Europas. Wer will da schon für nen Mindestlohn oder unwesentlich darüber arbeiten, wenn er noch ergänzend Bürgergeld beziehen muss?
Das trifft zwar nicht für alle Bürgergeldempfänger zu, aber die von mir getroffene Differenzierung interessiert altgediente und mit Kohle zugeschissene Konzernmitarbeiter eher nicht. Und das ist wiederum die Folge der immer weiter um sich greifenden Ellenbogenmentalität, welche schon seit dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes fröhlich Urständ feiert.
Jeder gegen jeden - ein Träumchen für den neuen (Geld)adel, welcher halb im Verborgenen hinter der Politik und unseren Leitmedien steckt. Z.B. demonstrierten im Frühjahr und Sommer eine Masse von Leuten gegen die „Rechten“, gemeint war hier die AFD. Und Regierungsmitglieder, ja selbst der Kanzler, marschierten mit.
Derselbe Kanzler, der zur Zeit alte Forderungen der AFD nach Abschiebungen umsetzt. Krass. Oh, natürlich abgeschwächt. Und die AFD wird weiter verteufelt, aber ein Verbot dieser für die deutsche Verfassung ach so gefährlichen Partei wird immer noch nicht angestrengt. Den Massen reicht es offenbar vollkommen aus, dass Verfassungsschutzbehörden, welche ihren jeweiligen Innenministerien gegenüber weisungsgebunden sind, die AFD für verfassungswidrig halten. Was genau, bleibt da im Dunkeln.
Mich erinnert das eher an autokratische Staaten. Und wer was dagegen sagt, ist aktuell Putin-nah oder noch schlimmeres. Noch sind die Kritiker der vorgegebenen Meinungen in der Minderheit, aber in der schweigenden Masse sind wohl immer mehr Menschen der Meinung, dass die derzeitige Politik eher schädlich für unsere Gesellschaft ist.
Indikator hierfür sind sicherlich die Landtagswahlen dieses Herbstes, bei denen die Parteien der Regierungskoalition förmlich abgeschmiert sind. Die Deutschen stimmen halt nur bei den dafür vorgesehenen Wahlen ab. Die „Gelbwesten“ hätten hier keine Chance. Herr Biedermann und der Untertan - das sind die typischen Deutschen.
Bisher jedenfalls. Mal schauen, ob sich die Lage ändert, wenn die deutsche Industrie vollends gegen die Wand gefahren sein wird. Aber keine Bange, die Industrie in Deutschland wäre dann ja nicht tot. Nur die hier produzierenden Betriebe. Die „Bosse“ produzieren dann halt im Ausland, die Menschen hier können dann sehen, ob sie wenigstens bei Lieferando für den Mindestlohn ackern dürfen.
Vielleicht sehen meine deutschen Mitbürger dann endlich ein, dass man zusammen mehr erreichen kann als gegeneinander. Ich weiß - ich bin ein hoffnungsloser Träumer.

https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/ben-stirbt-fuer-deutschland/
Ein wichtiger und angemessener Kommentar zu einem üblen Propaganda-Comic.
Donnerkiesel, wie ist es doch schön bei der Bundeswehr! Alle sind stolz. Ihrem Land und den Menschen zu dienen. Beim Barras geht es zwar hart zu, aber immer gerecht. Dort wird Klartext gesprochen, Jawoll Ja!
Die Hauptfigur Ben ist eigentlich Pazifist. Wahrscheinlich ist er deshalb in Litauen stationiert. Da passt er auf, dass die Bösen, die die Ukraine überfallen haben, nicht noch andere Länder überfallen. Warum dort überhaupt Krieg herrscht - unwichtig. Der Aggressor steht ja fest, näheres zu den Argumenten des „Feindes“ braucht der Leser nicht zu wissen.
Wen aber glaubt die Bundeswehr mit diesem Comic begeistern zu können? Nach der allgemeinen politischen Großwetterlage sieht es eher nicht nach einer Dienstzeit nach dem Motto, ne ruhige Kugel schieben zu können, aus. Das Risiko, tatsächlich in echte Kampfhandlungen verwickelt werden zu können, ist immens real geworden.
Meine Bundeswehrzeit in den 80ern… geschenkt. Aber jetzt zur Bundeswehr, weil man z.B. nicht ins Bürgergeld abrutschen will? Wer macht denn sowas?

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Montag, 30. September 2024

Uncle Fester: grad gelesen September 2024

Marion Herzog: Algorytmica / Terra Nova
Eine deutsche Autorin, welche vorher wohl eher leichte Lektüre geschrieben hatte und jetzt einen Zweibänder vorlegt? Da war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Die ganze Story ist packend aufgebaut, obwohl mir aufgefallen war, dass Frau Herzog hier aus vielen Klassikern des Genres eine Mixtur zusammengerührt hatte. Das nimmt den Roman natürlich die Exklusivität, konnte aber einen guten Page Turner nicht verhindern. Von der leicht kitschigen Liebesgeschichte abgesehen, oder vielleicht gerade deshalb, haben wir hier ein hervorragendes Einstiegswerk für Neulinge in der Science-Fiction-Literatur vor uns.
Die letzten Menschen leben in riesigen Bunkeranlagen unter der Erde, denn der atomare 3. Weltkrieg hat die Oberfläche unbewohnbar gemacht. Aha - klingt gewaltig nach dem Megaerfolg „Silo“ von Hugh Howey. Und auch der hatte die Idee geklaut - von Philip K. Dick. „The Penultimate Truth“ (dtsch. 10 Jahre nach dem Blitz) solltest Du unbedingt lesen, falls noch nicht geschehen. Eine wunderschöne Gesellschaftskritik.
Doch in Algorytmica können sich die Menschen wenigstens 24/7 in virtuelle Welten einloggen (Surrogates mit Bruce Willis), damit sie vergessen können, dass sie in Wirklichkeit in Kisten an die Lebenserhaltung angeschlossen sind (Matrix). Wie schon gesagt - ein bunter Mix, der aber sehr gut harmoniert.
Kaja Andersson ist privilegiert, denn sie ist die Tochter des obersten Programmierers der staatlichen Hologramme in der Bunkeranlage „Hope of Tomorrow“. In der virtuellen Realität studiert sie Informatik, um es ihren Eltern gleichzutun. Allerdings bringt Kaja nicht das geringste Interesse oder Talent für ihr Studium auf; ihre Leistungen sind dementsprechend.
Jedoch macht sie sich dennoch große Hoffnungen, zum staatlich beschränkten Familienprogramm zugelassen zu werden. In dem Bunker sind die Ressourcen begrenzt, daher ist diese Maßnahme nur allzu verständlich. Und Kaja geht zur Überraschung all ihrer Freundinnen bei der alljährlichen Bekanntgabe der Gewinner/-innen, welche von der allgegenwärtigen KI ausgewählt und als Paare bestimmt werden, leer aus.
Und es kommt sogar noch schlimmer: Gerade als sie Kontakt zu den Dark Surfern, welche die einzige Opposition darstellen und auf die Oberfläche wollen, aufgenommen und sich in deren Kopf, dem genialen Programmierer Liam Turner verliebt hatte, wird dieser ihrer besten Freundin Lora als Partner für das Familienprogramm zugelost.
So nach und nach entfremdet sich Kaja dank Liam und seiner Freunde nicht nur von ihren Eltern, sondern auch Lora. Kaja begreift, dass Lora in den Augen ihres Vaters die Wunschtochter ist, die er in Kaja nicht hat. Lora steht hinter dem System, welches an Orwells 1984 erinnert, und ist eine fähige Programmiererin. Der kaltherzige Andersson hatte an den Fäden gezogen, um Lora und Liam zusammenzubringen.
Kurz bevor die Widerstandsgruppe ihre Flucht an die Oberfläche umsetzen kann, werden Liam und Lora in der virtuellen Realität in ein paradiesisches Appartement gesteckt; die Zeugung des Kindes in der Realität erfolgt künstlich. Liam kann sich dem nicht entziehen, will er nicht als Oppositioneller auffliegen und den gesamten Widerstand gefährden.
Mit Hilfe von Sandra, die Liam schon immer geliebt hatte und Kaja deshalb eher hasserfüllt gegenübersteht, kann Kaja jedoch Liam befreien und aus dem Bunker fliehen. Die beiden Liebenden haben noch die Ärztin Allison und den Piloten Sam dabei, als sie auf die Oberfläche durchstoßen.
Und Rumms! - schon sind wir im zweiten Band. Anders als es die Präsidentin der „Archianer“ Anna Smith immer behauptet hatte, leben Menschen auf der Oberfläche. Diese Outlaws fristen ein spärliches Dasein in einem weitverzweigten Höhlensystem. Dort verstecken sie sich vor Kayne Cole, dem mächtigen Präsidenten der Townships.
In diesen Siedlungen herrscht Cole dank einer eisernen Militärdiktatur. Nur dort können die Nutri-Shots produziert werden, welche auch die Menschen in den Bunkern ernähren. Deshalb ist es das vorrangige Ziel der Outlaws, die Zuliefererleitung des Nutri-Shot zu den Bunkern zu zerstören. Warum muss ich hierbei nur an Nord Stream I und II denken?
In diesem zweiten Band tauchen auch neue Charaktere auf. Zum Beispiel der Outlaw Nathan Turner, der sich als Bruder von Liam herausstellt. Eine Zeit lang scheint sich da ein Verhältnis zwischen Nathan und Kaja anzubahnen, zumal sich Liam mehr und mehr zurückzieht, weil er an sein Kind mit Lora denken muss.
Nathan hat einen wesentlich sanfteren Charakter als sein Bruder; vielleicht drücken sich in dieser Figur Sehnsüchte der Autorin aus. Eine weitere interessante Hauptrolle bekleidet Elisa, eine Amazonin der Outlaws und heimlich verliebt in Nathan. Hier ergibt sich also auch wieder eine Konkurrenzsituation in Liebesdingen für Kaja. Gibt es diesbezüglich etwa auch einen Bezug zum Leben der Autorin?
Fragen über Fragen also, die im Roman selbstverständlich nicht geklärt werden können. Was leider jedoch etwas in den Hintergrund tritt, sind die „Bösewichter“ des Bunkers - Lora sowie Kajas Eltern. Zwar werden kurze Szenen mit diesen Protagonisten vereinzelt eingestreut, dies aber eher etwas unmotiviert abseits der Haupthandlung. Erst zum Schluss offenbart sich da der logische Zusammenhang, was es im Nachhinein wieder gut macht.
Nachdem die Zerstörung der Pipeline gescheitert ist, können unsere Helden am Ende doch die Menschen im Bunker befreien, bevor die Bunkerinsassen getötet und lediglich als Geister ins System hochgeladen werden.
Und ganz am Ende verliert Kaja ihren Liam, weil dieser komplett ins System hochgeladen wurde (um sein Kind zu sehen) und seinen Körper verloren hat. Aber sonst sind die Bunkerbewohner gerettet.
Marion Herzog hat sich noch eine Hintertür für eine Fortsetzung offen gelassen. Kayne Cole treibt immer noch sein Unwesen und Liam ist ja noch in der virtuellen Realität vorhanden. Genug Stoff für ein ganzes Serienuniversum also; aber das ist wahrscheinlich nicht der Plan der Autorin. Auf jeden Fall sind die beiden Bände eine kurzweilige Lektüre mit ernstem Hintergrund.

Montag, 23. September 2024

Hartmudo: Belgien

3
Nach diesem kurzen Gang an die frische Luft bestiegen wir das Auto und fuhren nach Belgien hinüber. Edith hatte im altehrwürdigem Pub Grain d'orge in Plombieres einen Tisch für Vier reserviert. Der Ort selbst wirkte abgerockt, was für Belgien typisch sei, wie mir Jürgen glaubhaft versichern konnte.
Das Haus von Grain d'orge selbst war allerdings dank der Strahler zwischen den Fenstern im ersten Stock hell erleuchtet und wirkte auch sonst sehr gepflegt, was so gar nicht zur sonstigen Erscheinung des Ortes passen wollte.
So ruhig, ja beinahe totenstill es draußen im Ort gewesen war, so voll und lebensfroh präsentierte sich der Gastraum im Lokal. Hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich in diesem Raum das Herz der Gemeinde, quasi das Wohnzimmer also, befindet.
Bis auf einen hohen Tisch mit vier Barhockern war nicht ein Platz mehr frei. Und richtig - das war der von Edith reservierte Tisch. Günstig gelegen direkt neben der Küche; die Vorratskammer war auch nur zwei Meter entfernt. Das konnte uns allerdings nicht entmutigen, denn wenn ein Lokal voll besetzt ist, kann man ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass die Qualität passt.
Es sollte das beste belgische Essen werden, welches uns in diesem Urlaub vorgesetzt wurde. Gut, die Nudeln meiner Löwin waren keine belgische Spezialität, dafür aber ihrer Auffassung nach lecker, wenn auch nicht außergewöhnlich. Dazu probierte sie mit Edith das Fruchtbier der Woche, irgendetwas mit Apfel. War wohl auch lecker, führte allerdings bei meiner Löwin zu akutem Sodbrennen, so dass sie auf ein zweites Glas verzichtete.
Für Jürgen und mich kam selbstverständlich ein Jupiler in Einheitsgröße (0,33 l) angerauscht. Da war ich von der Qualität bzw. der Süffigkeit hellauf begeistert. Fast so begeistert wie von meinem Essen: Ich hatte micht von Edith und Jürgen von den Frikadellen nach Lütticher Art überzeugen lassen.
Die Frikadellen selbst wiesen eine Konsistenz der beliebten Königsberger Klopse auf, doch die Sauce war der Hammer. Diese geschmacksintensive dunkle Sauce Lapin besteht u.a. aus belgischem Bier, Lütticher Sirup (aus eingekochten Äpfeln, Birnen und/oder Datteln sowie Quark) und lecker Rosinen. Richtiger Schweinkram also und deshalb meine Lieblingssauce des Jahres; da lege ich mich schon einmal fest.
Mit allerletzter Kraft konnte ich noch an mich halten und es vermeiden, die restliche Sauce vom Teller abzulecken. Die belgischen Pommes (dick geschnitten und in Rindertalg frittiert) schmeckten mit der Sauce Lapin besser als mit der handelsüblichen Mayonnaise. Da mundete mir der zweite Becher Jupiler um so mehr.
Wer so gut speist wie wir an diesem Abend, ist in der Regel gut gelaunt und führt anregende Gespräche. Doch leider ging auch dieser wunderbaren Abend dem Ende entgegen und so begaben wir uns auf den Rückweg. Edith fuhr uns noch am Hotel vorbei; nach dem Aufstehen wollten sich meine Löwin und ich bei den beiden noch persönlich bei einer Tasse Kaffee verabschieden.
Müde nach diesem langen Tag asteten meine Löwin und ich die enge Treppe in unser Zimmer hinauf. Ans gemütliche Schauen einer Serie war nicht mehr zu denken, ich schaffte nur noch ein paar Seiten in meinem Roman, ehe ich meine Schlafmaske umschnallte und das Licht löschte.

Freitag, 19. April.
Es war bereits hell, als ich die Augen aufschlug. 08.00 Uhr und meine Löwin horchte noch an der Matratze. Ziemlich zügig erhob ich mich aus dem Bett, welches mir eine zufriedenstellende Nachtruhe beschert hatte. Das Klo gehörte also mir und ich konnte in aller Ruhe die Toilette und die Dusche benutzen, ehe meine Löwin ebenfalls ready war.
In der Zeit, die sie in dem dreiviertelhoch weiß gekachelten Raum (darüber weiße Rauhfaser) verbrachte, räumte ich schnell meine Plünnen zusammen. Meine Badutensilien hatte ich nach Verlassen desselben bereits eingesammelt. Das Verstauen der Schlafmaske dauerte wie üblich am Längsten; das Polo-Shirt vom Vortag packte ich nicht in den Koffer, sondern in eine dafür vorgesehene Wäschetasche in den Kofferraum des Autos.
Alsbald war meine Löwin ebenfalls reisefertig und wir verließen das Hotel per ultraschnellem Check-Out. Will sagen: Wir quälten uns die engen Treppen hinab und warfen den Zimmerschlüssel in einen dafür bereitstehenden Einwurfkasten am Hauseingang. Da es leicht nieselte, beeilen wir uns mit dem Verstauen des Gepäcks und fuhren zügig zum Haus von Edith und Jürgen, wo wir auch direkt vor ihrer Garage parken konnten.
Edith war bereits ebenfalls auf Sendung und bat uns herein. Jürgen hatte es leider nicht geschafft, da sein kränkelnder Körper noch eine längere Ruhepause benötigte. Im Wohnzimmer, am Tisch, schlürfte ich meinen ersten Kaffee des Tages, währenddessen Edith uns von den Vorzügen des Ingwertees erzählte, von dem sie jeden Vormittag einen Liter weghaut.
Das ist gut gegen Entzündungen im Körper, was die Neugier meiner Löwin weckte und einen Becher auf Verdacht trinken ließ. Bis wir nach zwei netten Stunden auseinandergingen, hatten wir einen schönen Vormittag und freuten uns auf unser Wiedersehen zwei Monate später, wenn Jenny und Kroll ihre Party im Schwarzwald feiern würden.
12.00 Uhr mittags war es geworden - High Noon also. Zeit, um in Belgien einzutauchen. Knapp eineinhalb Stunden würden wir laut Google Maps bis Antwerpen benötigen - dort hatte ich am Nachmittag des Vortages beim Kaffeetrinken im Ronnefeldt eine Unterkunft in den City Appartements Antwerpen klargesprochen.

Montag, 9. September 2024

Contramann: kurz gesehen im September

https://www.telepolis.de/features/Fussball-und-Gesellschaft-Zwei-Jahre-bis-wir-Weltmeister-werden-9801694.html
Hier zu Anfang mal ein Artikel zur „Aufarbeitung“ der Fußball EM, welche aus deutscher Sicht ja eher enttäuschend verlief, wenn man das Team an den selbst gesteckten Zielen und den geweckten Hoffnungen bei Fans misst. Nach den Medien war ja alles toll - hier steht, wie es wirklich war.
Zu dieser Wahrheit gehört es eben, das Kroos im Spiel gegen Spanien bereits nach sieben Minuten und seinem zweiten Foul am spanischen Mittelfeldstar Pedri vom Platz hätte fliegen müssen; zumal er diesen kaputt getreten hatte. Aber in den deutschen Qualitätsmedien war dies natürlich schnell abgehakt.
Stattdessen wurde der spanische Abwehrspieler Cucurella zum Buhmann, weil er im Strafraum an der Hand angeschossen wurde und der Schiedsrichter nicht einschritt, obwohl der Arm abgespreizt war. Ich nenne das ausgleichende Gerechtigkeit; im Übrigen hatte das mit Abstand beste Team der EM auch dieses Spiel verdient gewonnen.
Die deutschen Rumpelfußballer hätten das Halbfinale nicht verdient gehabt. Und dass die deutschen „Fans“ Cucurella im Halbfinale gnadenlos ausgepfiffen hatten, zeigt ihre Unsportlichkeit und ist der krasse Gegensatz zur vorgeblichen großen Party, die uns von ARD und ZDF präsentiert worden war.
Ich seh die deutsche Nationalmannschaft (und ihre Fans) als Spiegelbild unserer Gesellschaft; das offenkundige Bahnchaos bei der Anreise zu den jeweiligen Spielen sprach da eine deutliche Sprache. Und das Herunterspielen dieser Probleme durch die Medien ist ein weiteres Problem in unserer Gesellschaft, wenn man es nur erkennen will.
Aber daran fehlt es bei der Mehrzahl meiner Mitbürger. Typisch Deutsch halt.

https://www.fr.de/kultur/tv-kino/harald-schmidt-ist-offenbar-nichts-mehr-peinlich-93235328.html
Wie Framing funktioniert, kann man hier gut am Kommentar eines Moritz Post im Kulturteil der Frankfurter Rundschau erkennen. Laut Autorenbeschreibung soll dieser beim Satiremagazin Titanic arbeiten. Das tut ob des Inhalts seines Kommentares besonders weh; stand das Titanic Magazin bislang eher nicht in Verdacht, Dogmen der jeweils aktuellen Regierungsmeinung unkritisch zu verbreiten.
Also: Harald Schmidt, einer der Granden deutscher Fernsehunterhaltung, sagte in einem Interview im Deutschlandfunk zu den Wahlprognosen der AfD und BSW für die kommenden Landtagswahlen Thüringen, Brandenburg und Sachsen:
„Solange gewählt wird, haben wir eine Demokratie. Das sind Ergebnisse von freien Wahlen, von freien, gleichen und geheimen Wahlen. Wenn ich das nicht will: Wahlen abschaffen oder Ergebnis vorher festlegen.“ Und damit hat er es meiner Ansicht nach in seiner üblich galligen Art auf den Punkt gebracht. Wenn ich Angst vor dem Wahlergebnis habe und mit diesem Ergebnis nicht umgehen kann, muss ich den Wählerwillen aushebeln.
Bloß das ist dann eben keine Demokratie mehr – darauf wollte Schmidt hinaus. Statt das Ergebnis zu manipulieren versuchen sollte sich die etablierte Politik lieber um eine andere Politik bemühen, um den Wähler zurückzuholen. Das ist Demokratie. Demokratie lebt von gegensätzlichen Standpunkten und dem Aushalten anderer Meinungen. Und solange man frei und geheim wählen kann – Demokratie.
Und wenn das Ergebnis von Wahlen einigen Leuten nicht passt – z.B. Moritz Post, der die AfD pauschal als rechtsextrem einstuft… ja, was soll denn dann passieren, Herr Post? Das Ergebnis irgendwie aushebeln? Wäre das etwa demokratisch? Überhaupt ist die Argumentation des Herrn Post ziemlich dünn.
Die AfD pauschal als rechtsextrem zu beurteilen, hat einen Haken: Ja, der Verfassungsschutz Thüringen hat die AfD in Thüringen als gesichert rechtsextrem eingestuft. Na und? Seit wann entscheidet eine Behörde über die Recht- und Verfassungsmäßigkeit? Eine Behörde ermittelt, ein Staatsanwalt stellt einen Antrag und ein Gericht entscheidet. So läuft das in einer Demokratie. Bloß leider hat sich bislang immer noch kein Ankläger/Staatsanwalt gefunden, der dass hierfür zuständige Bundesverfassungsgericht wegen eines Verbotes der AfD anruft.
Die ziemlich unsachlichen Beschreibungen des Herrn Schmidt (z.B. 12jähriger Lausbub) zeigen Herrn Post in einem Agitationsmodus, der an Kommentare in Presseorganen in zum Glück überwundenen deutschen Staatssystemen erinnert. Wenn dies ein Stilmittel für die notwendige Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus sein soll, dann Prost Mahlzeit. Da hat einer (Post) die Demokratie, die er durch einzelne Personen (Schmidt) gefährdet sieht, nicht verstanden. Letztendlich gibt er durch seinen blöden Kommentar Schmidt recht – er merkt es nur nicht.
P.S.: Ich bin kein AfD Freund und werde diese Partei auch nicht wählen. Aber nicht, weil sie eine Vielzahl an Rechtsextremen beherbergen könnte, sondern weil mir ihre neoliberale Ausrichtung, welche die FDP alt aussehen lässt, gegen den Strich geht.

https://taz.de/Ergebnis-der-Sachsen--und-Thueringen-Wahl/!6033609/
Sehr schöner Kommentar zu den Wahlen in Sachsen und Thüringen vom 1. September. Oder besser gesagt... Entlarvend.
Die TAZ Kommentatorin sieht das schlechte Wahlergebnis der ihr nahestehenden Parteien (Grün, SPD, evtl. Linke - TAZ halt) in der Migrationspolitik als entscheidendes Thema.
Der Ukraine-Krieg und die offensichtliche Ablehnung der vorherrschenden Politik durch die Wähler in Sachsen und Thüringen wird vollkommen ignoriert. Schlimm und eben entlarvend, dieser Kommentar.
Meine Güte, das auch noch am 85. Jahrestages des Beginns des zweiten Weltkrieges. Wie verlogen diese Berliner Blase geworden ist. Bitter.
Und komm jetzt keiner von wegen Landesthemen, da hätte der Ukraine-Krieg nichts zu suchen. Wenn erst einmal dank der „Kriegstüchtigkeit" eines Pistorius die Hütten brennen, dann ist die Unterscheidung Bund - Land obsolet.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“


Sonntag, 8. September 2024

Hartmudo: Jürgen

Hartmudo: Jürgen
Da sitze ich vorm Steakhaus Montana im holländischen Viertel in Potsdam und denke an Puffi. ”Meine Damen und Herren... Das ist doch ein Schild!“ Und dann dachte ich an Jürgen. Der hatte gute Kabarettisten immer geschätzt.
Womit wir beim Thema wären. Jürgen ist verstorben. Ende August hatte ihn der Krebs endgültig besiegt gehabt, da biss die Maus keinen Faden ab. Meine Löwin und ich erfuhren diese traurige Nachricht am 1. September, grade als wir mit Phil und Candela durch den Olympia Park in München spazieren gegangen waren.
Candela schob ihre neugeborene Tochter im Kinderwagen vor sich her. "Der Eine geht, eine Andere kommt", sinniere ich im Moment und nehme noch einen Schluck vom gezapften Feldschlösschen.
Da sind wir schnell wieder bei Jürgen, der früher weder ein Feldschlösschen noch ein gutes Wolters verschmäht hatte. Als das Feldschlösschen noch aus Braunschweig kam. Doch genau wie Feldschlösschen (gen Dresden) verließ auch Jürgen irgendwann unsere Heimatstadt - der Liebe wegen.
Eine richtige Entscheidung, wie wir bei unseren gegenseitigen Besuchen mit Edith und Jürgen jedes Mal feststellen durften. Auch in der Diaspora am Dreiländereck Holland - Belgien - Deutschland blieb Jürgen seiner zweiten großen Liebe, der Braunschweiger Eintracht, treu und fieberte Jahr für Jahr mit, wenn die Eintracht die Ligen gewechselt hatte. Da lagen Freud und Leid immer dicht beieinander, da stand er auch drauf.
Und diesen 1. September dann noch die Niederlage zuhause gegen Karlsruhe - nach einer langen Führung! Egal, 1. September. Der Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und Beginn des zweiten Weltkrieges. Schnell noch ein weiterer Schluck vom leider schnell abgestandenen Feldschlösschen.
Als bekennender Antifaschist und Antimilitarist - mithin die klassische linke Socke - ist dieses Datum für mich und noch mehr für Jürgen ein mahnendes Zeichen, damit wir nicht vergessen, dass es gilt, solch dunkle Zeiten deutscher Geschichte zu überwinden und dazu beizutragen, dass sich jene Grauen vor über 80 Jahren nicht wiederholen.
Brr, der letzte Schluck vom abgestandenen Feldschlösschen - schal und warm. Aber wenigstens schmeckte dieser Schluck nach dem "echten" aus Braunschweig und nicht Warsteiner (würg) - like wie beim ersten Schluck.
Schnitt. Kneipen - Fußballturnier Ende der 80er Jahre. Zusammen mit u.a. Uli, Kroll und Wolfgang spielten wir fürs... wie hieß die Kneipe von Carina, Carina, Carina.. Wunderschönes Mädchen, bald .. halt. Pause - Musik:


Diesen Antikriegs-Song hatte ich von Jürgen 1982 vorgespielt bekommen - Passte damals, passt heute mehr denn je.
Konzentration. Panama! Genau so hieß die Kneipe. Wir waren bereits glorreich aus dem Turnier ausgeschieden und schauten dem Spiel der Funzel gegen das Ufuk zu. Pocke war inzwischen aus dem Krankenhaus zurück; sein im Vorrundenspiel gebrochenes Bein war dort geschient worden.
Nach einem Foul würde ein türkischstämmiger Spieler der Funzel von einem Spieler des Ufuk rassistisch beleidigt. Dies schrie nach solidarischer Unterstützung, auf dem Spielfeld entstand eine wilde Rangelei. Uli und Jürgen stürmten augenblicklich aufs Spielfeld, wobei sich Jürgen beinahe auf die Fresse gelegt hätte.
Zu guter Letzt beruhigte sich die Lage sehr schnell wieder, aber ich erzähle dies hier, weil diese Szene so viel gerade über Jürgen aussagt. Aus vollem Herzen antifaschistisch warf er sich ohne Rücksicht aufs eigene Wohl ins Getümmel. Keine Frage - Jürgen hatte Eier. Sein slapstickreifes Stolpern gehört irgendwie dazu.
Wo andere schon sabbern, war Jürgen sofort on Fire gewesen. Dafür - und nicht nur für die beschriebene Szene - liebe ich ihn. So viele Szenen fallen mir zu Jürgen ein (ich sitze inzwischen im Augustiner Biergarten in Potsdam, nicht in München), aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen.
Gern erzähle ich diese Szenen ein anderes Mal. Jedenfalls werde ich heute Abend im Hotel durch meine MP3 Sammlung hecheln und den Player mit Clash, Family 5 und natürlich den unnachahmlichen Wallerts (Humppa!) durchprügeln, dazu standesgemäß eine Halbliterpulle Berliner Pilsener (Schultheiß) aus dem Kühlschrank an der Rezeption.
Das ist mein Abend mit Jürgen, so und nicht weinend stehe ich am Styx, während der Fährmann in der Ferne entschwindet. Und noch etwas: Ich habe hier 2 Tage in Potsdam fälschlicherweise zusammen vermischt, der Erzählung wegen. Normalerweise gebe ich dies nicht zu - tut ja auch keinem weh.
Doch Jürgen ist immer eine ehrliche Haut gewesen wie kein Zweiter. Oft genug hatte er sich deshalb in die Nesseln gesetzt. Doch das war ihm scheißegal gewesen; Jürgen zog es durch. Jürgen war und ist der Olli Kahn im Real Life.
Dass er Grateful Dead gut fand, habe ich ihm daher nie übel genommen. Eine Seele von Mensch, kein Büttel des Kapitals. Ein freier Geist - Rock 'n' Roll durch und durch. Trotz Grateful Dead. Ich habe diese Kraft (ich meine jetzt nicht Grateful Dead) nie gehabt und meine Kompromisse mit dem „System" gemacht wie alle anderen auch.
Jürgen wie auch wenige Andere nicht, hier war er tatsächlich ein Fels in der Brandung. Gut. Bin jetzt im fliegenden Holländer im holländischen Viertel im Potsdam. Dieses edle Viertel in der Stadt, wo auch Günter Jauch und Annalena Baerbock leben. Elite.
Im Gedanken sitzt Jürgen neben mir und wir sinnieren über die Verlogenheit der grün-linken und woken bourgeoisen Schickeria der urbanen Berliner Blase. Und wir trinken ein Allgäuer Büble Hell zusammen. Und mir geht es bei diesem Gedanken gut.
Jürgen ist nicht weg - er ist nur nicht mehr hier.

Mittwoch, 4. September 2024

GuterPlatzzumBiertrinken: Relax-Weekend

Samstag, 6. Juli. Dieses Wochenende hatten wir endlich mal nichts vor; lediglich die Viertelfinals der Fußball EM Freitag und Samstag sowie Kegeln am Sonntagabend standen auf unserem Programm. Da kann man ruhigen Gewissens von einem Relax-Wochenende sprechen. Dies brauchte ich auch nach zwei ereignisreichen Wochenenden.
Da meine Löwin an diesem Morgen doch noch einen Termin hatte, wollte ich die Zeit nutzen, um endlich wieder eine etwas längere Tour drehen zu können. Denn dank der Deutschen Bahn, welche den Betrieb der Bahnstrecke Braunschweig - Lebenstedt für den Monat Juli eingestellt hat, bin ich im Juli zum Busfahren verdammt. Grund hierfür ist der barrierefreie Ausbau der Zughalte in Immendorf und Watenstedt.
Und an der Umsteige zum Bus nach Lebenstedt beim Arbeitsamt wird ebenfalls gebaut, so dass ich mein Fahrrad dort nicht abstellen kann und die Strecke komplett mit dem Bus abreiten muss. Diese Verbindung ist zugegebenermaßen gar nicht mal schlecht, eröffnet sie mir doch die Gelegenheit, eine Dreiviertelstunde am Stück zu lesen.
Eine gute Alternative zum Zug also - wenn es regnet und ich nicht radeln kann oder möchte. Doch ich möchte mich bewegen - 10 kg an Körpergewicht habe ich schon abgespeckt. Das ist eine 30er Kiste Wolters! Du musst Dir das so vorstellen: Den ganzen Tag trägst Du eine volle Kiste Wolters mit Dir herum; selbst beim Sitzen oder Schlafen ist sie am Mann. Doch dann plötzlich nimmt sie Dir jemand weg und Du brauchst die Kiste nicht mehr zu schleppen.
Ein geiles Gefühl, oder? Diese neu gewonnene Leichtigkeit des Seins verspürte ich an diesem Morgen bereits auf dem ersten Kilometer meiner heutigen Tour. 10.00 Uhr am Morgen und das Wetter ist wechselhaft wolkenverhangen bis sonnig, aber trocken. Beim Losfahren umschmeichelte mich ein sanfter wie kühler Wind; erst gegen Ende dieser Tour wurde es ein wenig schwitzig unter meiner Jeansjacke.
Einer Lee, wie ich an dieser Stelle betonen möchte. Levis ist doch eher etwas für Touristen. Mein heutiges Ziel hatte sich erst ganz kurzfristig vor Fahrtantritt herauskristallisiert. Ich wollte die Verbindung von Querum nach Dibbesdorf noch einmal antesten. Diesen Weg hatte mir Hotte mal nahegebracht. Dort befindet sich auch einer meiner Lieblingsplätze zum Biertrinken.
Den ich heute nicht erreicht hatte, dazu also später einmal mehr. Zunächst einmal erfreute ich mich an dem überraschend leichten Tritt an den ersten leichten Steigungen der heutigen Strecke. Ein guter Push also, dennoch plante ich bereits nach kurzer Zeit eine Kaffeepause ein, denn ich war eigentlich unmittelbar nach dem Aufstehen und der Morgentoilette aufgebrochen.
Da kam das Cafe Zeit ins Spiel, welches sich mittlerweile auch im Siegfriedviertel am Nibelungenplatz befindet. Diesen Laden wollte ich endlich mal checken und wurde auch nicht enttäuscht. Der Milchkaffee schmeckte hervorragend am Außensitz unter dem großen Sonnenschirm. Leider nervten die anderen Gäste aufgrund eines hohen Lärmpegels etwas, aber das motivierte mich wenigstens zum Weiterfahren.
Kaum hatte ich meinen Drahtesel wieder gesattelt, rief mich auch gleich meine Löwin an. Sie passierte gerade das Cafe mit der Straßenbahn und hatte mich hier entdeckt. Sie half einer älteren Dame und begleitete diese auf dem Weg zum Bahnhof, um sich mit mir anschließend im Schloss zum Essen zu treffen. Ins Cafe Zeit werde ich sie vielleicht morgen einladen.
Heute aber ging es zunächst einmal über die Ottenroder, am Seniorenstift vorbei, nach Querum. Ich trieb meinen Drahtesel durch das Wohnviertel zur Bevenroder Straße, der Hauptverkehrsader dieses Stadtteils. Richtung Innenstadt fahrend hatte ich nach wenigen Metern die Dibbesdorfer Straße gegenüber erspäht.
Diese ist die Einflugsschneise Richtung Dibbesdorf. Dort fuhr ich immer geradeaus, vorbei an Wiesen und unter den dicht bewachsenen Bäumen hindurch. Das Ende dieser Straße war dann lediglich ein Schotterweg, doch am Schluss hätte ich nach Dibbesdorf links abbiegen müssen. Stattdessen verfehlte ich diesen Abzweig und bog auf der Berliner Heerstraße rechts in Richtung Innenstadt ab. Nach wenigen Metern hatte ich Roller und damit Volkmarode vor der Nase.
Ab jetzt brauchte ich einfach nur gemütlich in die Innenstadt zum Schloss zu treten; Dibbesdorf und damit einen meiner Lieblingsplätze werde ich ein anderes Mal in Angriff nehmen müssen. So hatte ich auf der restlichen Strecke die Muße, mich noch einmal an die beiden vorangegangenen Wochenenden zu denken.
Die Geburtstagsfeier von Jenny und Kroll am vorletzten Wochenende im Schwarzwald war eine rundherum gelungene Aktion gewesen. Dort trafen sich die bekannten Gesichter aus Braunschweig, aber auch viele andere Gestalten, welche ich teilweise seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Besonders gelungen war der Auftritt von UMD, Ilka, Urmel und Pocke, die für eineinhalb Stunden das Publikum mit ihrem Potpourrie aus eigenen Stücken aus den 80ern sowie Covern wie "Passenger", "Paul ist tot" oder auch "Jet Boy Jet Girl" begeistern konnten. Einer inneren Eingebung folgend hatte ich bereits das erste Stück auf Video gebannt; Am Ende landete der gesamte begeisternde Auftritt im Speicher meines Smartphones, kurz bevor der Akku die Grätsche machen musste.
Den Musikern sowie den Gastgebern hatte ich bereits eine Kopie des Gigs übermitteln können. Zur phantastischen Stimmung unter den Gästen trug dies sicherlich wesentlich mit bei. Ich selbst hatte lediglich 2 Halbe zu mir genommen, da mich die letzten Zuckungen einer Magen-Darm-Erkrankung doch noch beeinträchtigt hatten.
Doch auch nüchtern war dies ein schönes Wochenende gewesen. Hierzu trug unser Appartement nebst Schwimmbad im Keller bei. Daher war ich in der anschließenden Arbeitswoche doch nicht so kaputt wie zuvor befürchtet gewesen.
Gleiches gilt für das letzte Wochenende, das Wochenende der diesjährigen BiRe. Auch hier verbrachte ich mit den Jungs eine angenehme Zeit, vor allem stressfrei. Stress gab es in den letzten Wochen eigentlich nur im Job. Ungeduldige Kunden und vermehrte Krankheitsvertretungen kündigen sich eben nicht im Vorfeld an.
Aber das lag ja jetzt hinter mir, genau wie die Strecke von Volkmarode zum Schluss. Bei Miner's Coffee gönnte ich mir noch einen zuckerfreien Chai Latte, ehe ich mich ins "Play Off" zum Essen mit meiner Löwin begab. Hühnerschnitzel mit Pommes, dazu Onion Rings.
Am Anschluss schlich ich förmlich nach Hause zurück, weil ich mich doch einigermaßen überfressen fühlte und die fehlenden 10 kg gefühlt wieder mitschleppte. In der Wohnung angekommen, schmiss ich die nassgeschwitzten Klamotten in die Ecke und regelte mich runter.
Da hatte ich heute eine richtig nette Tour hinbekommen. Noch ist der Sommer lang - nächstes Wochenende möchte ich wieder los.

Mittwoch, 28. August 2024

Uncle Fester: grad gelesen August 2024

Andreas Brandhorst - Infinita
Meine Güte, der Brandhorst schreibt wohl 24 Stunden am Tag. Schon wieder ein neuer, Äonen umspannender Roman. Dieser spielt im selben Universum wie zwei andere Romane von ihm: „Das Schiff" hatte ich vor geraumer Zeit schon einmal gelesen; „Das Erwachen" - laut Beschreibung eher ein Wissenschaftsthriller - liegt bei mir noch auf Halde und ist wohl ein Prequel zu den Geschehnissen der anderen beiden Bücher.
Das Ausgangsszenario, hier als Midstream Null bezeichnet, ist in einer fernen Zukunft der Erde angelegt. Auf der Erde leben lediglich noch knapp 500 Menschen und die sind auch noch unsterblich. Verwaltet wird der Planet von den sich entwickelnden künstlichen Intelligenzen, die sich jeweils ihre eigene Identität bewährt haben - sie bezeichnen sich selbst als Individuelle - und auch in Roboterkörpern stecken - wie bei Asimov seinerzeit.
Die Handlung beginnt mit einem der höchst entwickelten Individuellen namens Horus, welcher weitreichende Pläne für die Zukunft des „Clusters", sprich der Gemeinschaft der Individuellen, entwickelt und vorgeblich eine Gefahr für die Erde bekämpfen will. Diese wird durch den „Stream", welcher sich mittels eines immer größer werdenden Lochs in der Planetenkruste manifestiert, verursacht. Denn aus den Weiten der Zukunft (Upstream) bedrohen gefährliche Artefakte die Integrität des Planeten.
Dieser Stream, vergleichbar mit dem Hyperraum aus altbekannten Science Fiction Serien, ist das Bindeglied zwischen tiefster Vergangenheit und ferner Zukunft. Dazu gibt es noch unendlich viele Multiversen bzw. parallele Realitäten, welche allerdings für die Handlung unwesentlich sind. Sie dienen lediglich zur logischen Auflösung von Paradoxien bei den vielen Zeitreisen.
Horus schickt Korian, den mit 60.000 Jahren ältesten Menschen, in den Stream, um nach den Absendern der gefährlichen Artefakte zu suchen. Horus verdächtigt eine abtrünnige Gruppe von Unsterblichen um den Wissenschaftler Esteban, welche sich als Gruppe Morgenrot Jahrtausende zuvor in den Stream begeben hatte und seitdem als verschollen gilt.
Korian trifft bei seinen Reisen durch die verschiedenen Zeiten und Realitäten der Erde auf das vielleicht 10jährige Mädchen Ria, die ihn dank ihrer übernatürlichen Fähigkeiten aus unlösbaren Schwierigkeiten rettet. Ria ist tatsächlich teils biologisch als auch maschinell und steht somit zwischen den beiden rivalisierenden „Richtungen" des Lebens - Mensch gegen Maschine.
Doch sie trägt auch das Erbe der Muriah in sich; die legendäre Hochkultur hatte das Universum einst beherrscht, ehe die Muriah vor einer Million Jahren aus unerfindlichen Gründen spurlos verschwand. Vor allem die Maschinellen wollen Ria diese Geheimnisse notfalls mit Gewalt entlocken. Tatsächlich stirbt sie mitten im Roman, völlig unerwartet für den Leser.
Doch zu dem Zeitpunkt steht Korian mit Daniel ein eher zwielichtiger Charakter zur Seite. Jedenfalls gelangt er dank Daniel in den Besitz eines Artefaktes (die Spirale), welche ihm die Macht der Muriah verleiht - er kann sich jetzt ohne weitere Hilfsmittel in der Zeit und im Raum bewegen, wie er möchte.
Und er nützt dies, um den Tod von Ria zu rächen. Ria, die sowohl von Menschen wie auch den Maschinellen lediglich als "Ding" angesehen wurde. Anscheinend hatte Korian zärtliche Gefühle für das Mädchen entwickelt. Jedenfalls tötet er - remember Charles Bronson - gnadenlos alle Beteiligten.
Der Roman endet mit der Absicht von Korian, ein Versprechen einzulösen: Das Grab von Ria aufzusuchen. Wahrscheinlich reitet er anschließend auf Jolly Jumper in den Sonnenuntergang. Zusammenfassend möchte ich meinen, dass dies ein guter und routinierter Roman von Brandhorst ist, dessen Lektüre ich nicht bereuen musste.

Karsten Dusse - Achtsam Morden 4
Wieder ein guter Band dieser außergewöhnlichen Reihe, welche vor Sarkasmus nur so strotzt. Die Art und Weise, in der Björn Diemel die Achtsamkeitsregeln seines Personal Coaches - man könnte ihn auch als Psychotherapeuten bezeichnen - an seine Lebensrealität anpasst, ist nicht nur sehr lustig, sondern mir auch ein gutes Vorbild für meine eigene Achtsamkeit. Natürlich bringe ich keine Leute um, aber ich lebe dank dieser Lektüre entspannter - ebenso meine Umgebung mit mir. Wenn das keine Empfehlung ist, dann weiß ich auch nicht.
Bei einem seiner turnusmäßigen Besuche bei Joschka Breitner, seinem Coach, muss Björn feststellen, dass sein Mentor zusammengeschlagen worden war. In einem Magazin entdeckt er einen Artikel über „Tantra, Sex und Achtsamkeit“. Das kann doch eigentlich nur ein Zeichen seines Mentors sein!
Anscheinend muss Björn seinen Horizont in einem Tantrakurs am Wochenende erweitern. Weil er sich alleine da nicht hintraut, nimmt er ausgerechnet seine Frau mit. Unter anderem angewidert vom Kursleiter Günther, der den Kurs lediglich veranstaltet, um selbst so oft wie möglich zum Stich zu kommen, reisen beide aber wieder am nächsten Tag ab.
Björn war es auch unangenehm gewesen, von Dieter eingeölt zu werden. Dieter, der in Wirklichkeit Stefan heißt und als schmieriger Privatdetektiv sein Leben fristet. Um die Wohnung von Herrn Breitner vor Einbrechern zu schützen, die ein ominöses Buch stehlen wollen, engagiert Björn den Privatdetektiv dann doch zur Observierung der Wohnung.
Wie zu erwarten war, wird Dieter/Stefan in der Nacht erstochen und Björn muss die Leiche verschwinden lassen, damit Herr Breitner nichts merkt. Bei dieser Gelegenheit findet Björn das Buch und ab diesem Zeitpunkt wollte ich diesen Roman nicht mehr aus der Hand legen. Denn jetzt kam so nach und nach Joschka Breitners dunkle Vergangenheit ans Licht.
Joschka hatte sich Ende der 60er in Babsi verknallt und ist dank ihr zum Anhänger Bhagwans mutiert. Dusse schildert in diesem Nebenstrang sehr schön, wie aus einer gut gemeinten Bewegung ein Multimillionen Dollar Imperium entsteht, dass seine Wurzeln aus den Augen verloren hatte.
Joschka dachte, er hätte Günther erschossen und damit gleichzeitig die an diesen gefesselte Babsi getötet. Genau jenen Günter vom Tantrakurs. Ende der 70er waren sich Günter und Babsi, die nunmehr zur Managerin des Bhagwan Konzerns mutiert war, näher gekommen. Und der zu gutmütige Joschka störte da nur.
Deshalb fingierten Günther und Babsi den Mord an ihnen, damit Joschka endlich verschwindet. Und der tat ihnen den Gefallen und mutierte anschließend zum Psychotherapeuten. Nachdem Björn dann das Buch und Joschkas Geschichte durchgelesen hatte, wusste er, was zu tun war, um Joschka Breitner zu schützen und bei ihm keine alten Wunden aufbrechen zu lassen.
Mit seinem Partner Sascha sorgt Björn dafür, dass Günther mit dem toten Dieter auf dem Rücksitz seines Tesla einen Abhang hinunterrast, so dass der Tesla richtig schön abfackelt und alle Spuren verwischt sind. Jetzt kann er endlich mit Herrn Breitner über die Einschulung seiner Tochter sprechen, an der er etwas zu knabbern hat.
Der fünfte Roman ist auch schon draußen - allerdings nicht als Taschenbuch. Da warte ich noch ein bisschen.

Freitag, 23. August 2024

Hartmudo: Belgien

2
Meine Löwin und ich waren zuvor übereingekommen, als erstes mit dem Bus in die Aachener Innenstadt zu fahren, um uns dort zur besseren Einstimmung in unseren Trip umzuschauen. Bei Edith hatte ich unsere Ankunft mit 17.00 Uhr angegeben, da ich von einem späteren Reiseantritt ausgegangen war.
So fanden wir uns nach einer kurzen wie unkomplizierten Fahrt mit dem Bus am Elisenbrunnen inmitten der Aachener Innenstadt wieder. Passenderweise befand sich die ElisenGalerie - ein tatsächlich schönes Shopping Center - genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Hier nahmen wir uns sofort die Zeit, um bei einem Kaffee etwas zur Ruhe kommen zu können.
Für mich auch hier einen Caffe Latte; der Name Ronnefeldt steht hier bekanntlich für Qualität, vergleichbar mit Dallmayr. Anschließend war es an der Zeit, um mit Edith den weiteren Verlauf des Tages zu besprechen.
Sie und Jürgen hatten sich schon riesig auf unser Treffen gefreut. Edith's ursprüngliches Angebot, uns vom Hotel abzuholen und dann zusammen ins benachbarte Belgien zum Abendessen zu fahren, wandelten wir bezüglich des "Aufpickpunktes" auf einen leicht anzufahrenden Punkt in der Nähe des Theaters um.
Und da Jürgen noch etwas Zeit zum Auffrischen benötigte, einigten wir uns auf ein Treffen um 18.00 Uhr. Dann wollten sie uns aufgabeln und losfahren. Für uns bedeutete dies noch etwas Luft, die wir zu nutzen wussten.
Normalerweise bringen wir immer ein kleines Gastgeschenk mit, wenn wir uns mit Freunden aus und in anderen Städten treffen. Doch die "Wurst ohne Ende" unseres örtlichen Metzgers sowie die Pullen "Gala" und "Brunswiek Alt" der Braunschweiger Craft Beer Brauerei hatten wir vergessen. Insbesondere mit dem Bier wollte ich Jürgen eine Freude bereiten, war er doch mit diesen altbekannten Biermarken aufgewachsen.
So mussten die aktuellen Ausgaben von "Rocks" sowie dem Kicker vom Donnerstag als Ersatz dienen, auf dass Jürgen auf den nächsten Toilettengängen etwas zu lesen haben möge. Meine Löwin hatte in einem ökologisch einwandfreien Laden (Aachen unverpackt) eine handgemachte Seife entdeckt und für Edith gekauft.
Als wir unsere Gastgeschenke am Ende dieses Abends überreicht hatten, war die Freude zumindest bei Edith groß gewesen. Jürgens Freude war nicht unbedingt überschwänglich - das Bier wäre wohl doch besser gewesen, aber das hatte ich ja leider versäumt. Scherz beiseite: Jürgen war kränklich und daher fiel ihm das Lachen schwer. Diesen Zwiespalt zwischen schlechter (Krankheit) und guter (Geschenke!) Laune habe ich selbst oft genug erlebt.
Nun gut, kurz vor unserer Abholung wollten wir uns nochmal mit einem Getränk stärken. Unsere Wahl fiel auf das Baristinho Cafe in einer Nähe gelegenen Passage. Meine Löwin benötigte einen schwarzen Tee, während ich das örtliche Craft Beer - ein Bahkauv Brew Pils - antestete und für gut befinden konnte. Gerne hätte ich noch eine zweite Röhre gezischt, doch der Uhrzeiger war der 18.00 Uhr Marke bereits bedenklich nahe gekommen.
Ergo gingen wir nach dem Bezahlen zügigen Schrittes zum vereinbarten Treffpunkt, wo wir Edith schon von weitem erspähen konnten. Jürgen sahen wir etwas später - der hatte die Sicherung zur anderen Seite des Treffpunktes übernommen. Freudig begrüßten wir uns, hielten uns mit diesem Zeremoniell aber nicht allzu lange auf und brachen gleich Richtung Belgien auf.
Doch vor dem Essen wollten uns Edith und Jürgen noch den Vierländerpunkt zeigen. Dieser eher inoffizielle Grenzpunkt liegt in unmittelbarer Nähe zum Dreiländereck Belgien - Niederlande - Deutschland auf dem höchsten Punkt der Niederlande, dem 323 Meter hohen Vaalserberg.
Hierzu fuhren wir übergangslos auf niederländisches Staatsgebiet über den kleinen Ort Vaals den "Berg" hinauf, bis wir am Straßenrand einen Parkplatz nutzten und den kurzen Rest zu Fuß zurücklegten. Auf dem Weg zum Denkmal bzw. Grenzpunkt des Dreiländerecks verfielen Jürgen und ich in eine angeregte Unterhaltung.
Jürgen wusste einiges zur Historie des Vierländerpunktes zu erzählen, was für mich als generell Geschichtsinteressierten zur Erweiterung meines Wissens beitragen konnte. Und diese Randnotiz der Geschichte ist nun wirklich erzählenswert.
Als Ergebnis des Wiener Kongresses von 1815 wurde das Königreich der vereinigten Niederlande neu gegründet; Zwischen diesem neuen Staat und dem angrenzenden Königreich Preußen verblieb ein 3,4 km² Dreieck namens Neutral-Moresnet, auf dem Zinkgruben lagen. Beide Staaten konnten sich nicht über eine Zuordnung des Gebietes in einen der beiden Staaten einigen.
1830 entstand das neue Königreich Belgien aufgrund einer Revolution, das Dorf Vaals wurde 1839 von Belgien an die Niederlande abgegeben und schon grenzte am neuen Dreiländereck auf dem Vaalserberg die Spitze von Neutral-Moresnet an. Erst anläßlich des nächsten großen europäischen Friedensvertrages - Versailles 1919 - wurde ein kleinerer deutscher Gebietsstreifen Belgien zugesprochen.
Da Neutral-Moresnet nun genau dazwischen lag, fiel dieses für 80 Jahre lang staatsunabhängige Gebiet an das Königreich Belgien. Der Grenzpunkt des Dreiländerecks ist heutzutage mit den 3 Nationalfahnen geschmückt; das inoffizielle Denkmal des Vierländerblicks ist vielleicht 50 Meter entfernt und relativ unscheinbar.
Schön, dass Jürgen mir dies so akribisch erklärt hatte. Ich konnte mich nur mit einer kurzen Schilderung der Geschichte des Königreichs Romkerhall im Harz reservieren.

Sonntag, 18. August 2024

GuterPlatzzumBiertrinken: Vechelde! Action!

Samstag, 18. Mai. Oder auch Pfingstsamstag. Da wir an diesem Wochenende keine große Aktion geplant hatten und das Wetter auch keinen Regen versprach, ergriff ich die Gelegenheit zu einer kleinen Tour mit dem Rad.
Meine Löwin war bereits außer Haus, als ich heute morgen gegen halb neun meine Augen aufschlug und mich aus meinem Bett bequemte. Gestern war die neue Fahrradtasche gekommen, die ich als Ersatz für die alte Tasche gekauft hatte. In jener waren zuletzt meine Badesachen für die wöchentlichen Schwimmexzesse geparkt.
Leider habe ich es bislang noch nicht geschafft, mich zum Schwimmen aufzuraffen. Die vielen Arzttermine sowie die Umstellung auf ein späteres morgendliches Aufstehen hielten mich bislang von dieser Tätigkeit ab. Hinzu kam, dass die alte Tasche von Obsi vollgepisst worden war. Seitdem rochen die Finger immer so komisch, wenn ich den Griff angefasst hatte.
Die neue Tasche ist zwar etwas kleiner und als Schwimmtasche leider ungeeignet, aber sie enthält ein Extrafach für den Laptop, was sie zu einer Bürotasche umfunktionieren könnte. Zusätzlich hätte ich dann mehr Platz für Akten oder spontane Einkäufe. Heute wollte ich sie ausprobieren. Wird die Tasche fürs Home Office ausreichen?
Die Frage war zudem, welches Ziel ich mir aussuchen sollte. Beim morgendlichen Sitz auf der Brille vorhin schwebte mir noch Globus vor; dort in der Nähe ist gerade ein neuer und lang erwarteter Anschnitt des Ringgleises in der Mache. Da hätte mich interessiert, ob der Abschnitt über eine ehemalige Eisenbahnbrücke schon fertiggestellt worden ist.
Doch als ich alles zusammengepackt hatte und meine Löwin vom Einkaufen zurück gekommen war, leuchtete bei mir die Blitzbirne. Vechelde! Action! Das ist das heutige Ziel, nichts anderes kommt an diesem Tag infrage. Eine schöne lange Tour also - auch mit einem leider aktuellen Hintergrund.
Denn ich hatte in der letzten Woche bereits überlegt, ob ich nicht mal wieder mit dem Rad direkt ins Büro zum Rathaus in Lebenstedt fahren sollte. Dank einer kräftigen Gewichtsabnahme von 6 kg in den letzten zwei Monaten (Intervallfasten) komme ich momentan nicht so schnell aus der Puste und habe noch mehr Bock auf Bewegung.
Und da ich bei Google Maps durch Zufall auf eine neue Tour nach Lebenstedt über Vechelde, Köchingen und Vallstedt gestoßen war, könnte ich heute erst einmal die Strecke nach Vechelde antesten. Um es vorwegzunehmen: Der Test fiel positiv aus.
Kurz nach 9.00 Uhr saß ich auf dem Bock und radelte los. Das Wetter war angenehm mild, Windböen gab es nicht und die Temperatur sagte „18, 20…". Da war ich natürlich gut gelaunt und trat ordentlich in die Pedale. Lamme, Denstorf und die Einfahrt nach Vechelde liefen konditionell problemlos runter.
Da hatte ich auch Zeit, an den letzten Samstag zurückzudenken, als ich mit dem Langen, dem Cop und Henry bei Rock in Rautheim gewesen war. Da gab es bei Henry zunächst ein paar Likörchen, bevor wir auf dem Festivalgelände weiter am Bier arbeiten konnten.
Rock in Rautheim - Deutschlands größtes Inklusion-meets-Rock Festival - wird jedes Jahr von der Lebenshilfe auf deren Gelände nahe der Mastbruchsiedlung begangen und hat sich bereits zu einer festen Größe für die Metal Freaks entwickelt. Ich gehöre hier sicherlich nicht dazu, doch die beiden Bands, die ich gesehen hatte, waren gut.
"Brothers of Metal" aus Schweden mit ihren nordischen Gesängen hatten mich hierbei dank ihres melodiösen Sounds mehr überzeugen können als Dirkschneider, der Band von U.D.O. (Dirkschneider), dem ehemaligen Sänger von Accept, der deutschen Metallegende. Udo brachte zwar lt. des Langen die "alten Hits", enttäuschte mich aber mit seiner krächzenden Stimme. Die Band fand ich ansonsten aber schon gut.
aah, Kaffee
Nächstes Jahr könnte ich mir einen erneuten Besuch vorstellen. Nun aber war Vechelde angesagt; ich brauchte dringend einen Kaffee. Mein Ziel war ja der "Einkaufspark" am Ortsrand Richtung Wahle. Und dort gibt es kein Bäckereicafe, lediglich bei McDonalds konnte ich demnach einen Cafe Crema in der Größe "Large" genießen.
Ich kam nicht einmal auf den Gedanken, mir etwas zu essen zu gönnen. Das Intervallfasten zeigt offenbar Wirkung, nicht mal mein Magen hatte geknurrt. Keine 40 Minuten hatte ich bis zu Mekkes gebraucht, was überschlagsmäßig bedeutet, dass ich mehr als ein Drittel des Weges nach Lebenstedt hinter mich gebracht hatte.
Das waren noch einmal gute Nachrichten, die mich frohgemut in den Action Markt führten. Dort fand ich neben einer Tasche für mein Tablet noch eine Schere, die ich auf meinem Schreibtisch platzieren werde. Ein fieser Laden, in dem ich jedes Mal irgendetwas entdecke, was ich vermeintlich gut gebrauchen kann.
Ziel erreicht

Bei Rewe kaufte ich hinterher noch Frischkäse und Dosenfisch; mittlerweile war es halb Zwölf geworden und mein Frühstück stand an. Da meine Löwin Brötchen gekauft hatte, schien mir dies ein nötiger Einkauf zu sein, um meinen jetzt doch aufmüpfigen Magen füllen zu können. Schnell packte ich alles in meine Fahrradtasche, die sich bereits zu diesem Zeitpunkt als alltagstauglich erwiesen hatte.
Die Heimfahrt ging mir ebenso leicht vom Fuß wie die Hinfahrt, was ebenfalls erfreulich zu nennen ist. Der leichte Gegenwind nervte zwar ein bisserl, aber nach einer knappen Dreiviertelstunde war ich zu Hause angelangt, wo meine Löwin bereits den Frühstückstisch für uns beide gedeckt hatte. Den Fisch brauchte ich ergo nicht anzubrechen. Keine Sorge, schlecht wird er bei mir eh nicht. Den atme ich später ein.
Mit der Tour bin ich sehr zufrieden. Knapp über 20 km bei bestem Fahrradwetter hatte ich geschafft und noch Luft für eine längere Strecke, z. B. nach Salzgitter. Mal sehen, wann es klappt.

Samstag, 10. August 2024

Contramann: kurz gesehen im August

https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/biden-ist-fit-alter/?pk_campaign=feed&pk_kwd=biden-ist-fit-alter
Richtig, Roberto. Nicht die Kritik an dem offensichtlich aufgrund seines Alters nur eingeschränkt handlungsfähigen Präsidenten der USA stellt eine Diskriminierung dar, sondern das Verbot einer Kritik. Der mächtigste Mann der Welt sollte schon noch wissen, welche Auswirkungen seine Entscheidungen haben.
Biden macht nicht diesen Eindruck. Wenn ich Biden dieser Tage im Fernsehen bei Konferenzen u.ä. gesehen habe, musste ich unwillkürlich an die Demenzkranken im Seniorenstift meiner Mutter denken. Und die sahen körperlich sogar noch fitter aus.
Aber zwischenzeitlich hat Biden es ja eingesehen und ist von seiner Kandidatur zurückgetreten. Oder zurückgetreten worden? Man weiß es nicht, wer da tatsächlich die Fäden in der Hand hält. Womöglich die Finanzlobby und die Rüstungsindustrie - dort sind die Amis ja noch führend. Doch ob Kamela Harris wirklich als erste Präsidentin durchgedrückt werden kann…
Da bin ich eher skeptisch. Aber schaun mer mal.

https://globalbridge.ch/stufen-der-eskalation-wann-begann-der-krieg-in-der-ukraine/
Stefano di Lorenzo ist nicht verwandt mit Giovanni di Lorenzo, aber auch deutscher Journalist mit italienischen Wurzeln und nicht Moderator von 3 nach 9, lebt aber in Moskau. Dieser Umstand wiederum macht ihn sicherlich verdächtig, für Putin Propaganda zu betreiben. Das ist gut für Spiegelleser, weil diese dadurch ein Argument haben, sich nicht mit der guten chronologischen Aufzählung der Entwicklung zum Ukraine-Krieg auseinandersetzen zu müssen.
Wer den längeren Text am Anfang nicht durchlesen möchte, weil er vielleicht doch etwas trocken daherkommt, kann sich ja gleich an den Stufen 0 bis 10 abarbeiten. Diese Punkte kann man ganz gut in Diskussionen mit Leuten anbringen, welche dem Narrativ vom bösen Russen anhängen, aber noch bereit sind, Putinverstehern zuzuhören und diesen die Stirn zu bieten.
Ich für mein Teil habe dies zugegebenermaßen größtenteils aufgegeben. Ausgiebige Gespräche in meinem persönlichen Umfeld hatten mir doch sehr zugesetzt, zumal ich mich auch emotionell sehr stark eingebracht hatte - wie meine Gesprächspartner allerdings auch. Einfach gesagt: Das Ganze endete häufig genug in einem gegenseitigen Anbrüllen.
Mich selber hatten diese fruchtlosen Diskussionen an meine Grenzen geführt. Nur das Weglassen von politischen Gesprächsinhalten verhinderte das Wegbrechen alter Freundschaften; leider blieb trotzdem eine leichte Entfremdung zurück.
Nein, ich bin nicht bereit, mich wegen der über die Leitmedien verbreiteten Meinungsmache gesellschaftlich ins Abseits stellen zu lassen. Zumal solche Diskussionen eh keinen Einfluss auf das aktuelle Geschehen haben, da wir Deutschen Demokratie einfach nicht können. Ich empfehle den Film „der Untertan“; so ist der Deutsche.
Ich äußere mich in diesem Blog und tausche mich politisch maximal mit Menschen aus, welche wenigstens noch ein bisschen kritisch denken können und sich nicht aus Angst im Abseits zu stehen zum Untertan degradieren lassen.

https://overton-magazin.de/kommentar/wirtschaft-kommentar/pendeln-fuer-die-akzeptanz/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pendeln-fuer-die-akzeptanz
Roberto, ich möchte ein Kind von Dir! Das würde ich nach der Lektüre dieses optimal launischen Kommentars sagen, wenn ich eine Frau wäre. Zumal mir dieser Beitrag aus der Seele spricht - bin ich doch selbst seit 20 Jahren Berufspendler.
Worum gehts? Dank einer erneuten Änderung des Bürgergelds ist es jetzt einem Bezieher dieser Sozialleistung zumutbar, bei einer Tätigkeit von über 6 Stunden einen Arbeitsweg von 50 km (einfache Entfernung) bzw. 3 Stunden Dauer (Hin- und Rückweg) in Kauf zu nehmen. Andernfalls drohen Sanktionen.
Mein Weg dauert schon zweieinhalb Stunden, solange der Zug nicht aus betriebsbedingten Gründen ausfällt, was relativ häufig vorkommt. Aber ich fahre ja freiwillig mit den Öffis und habe eine flexible Arbeitszeit, doch was soll ein Bürgergeldempfänger mit einem Mindestlohn bei festen Arbeitszeiten sagen?
Morgens zur Vorsicht einen Zug eher nehmen oder sich gleich ein Auto zulegen, natürlich ein preiswertes wie gebrauchtes Elektroauto. Wu ha ha! Ein zugegebenermaßen sehr willkürlich gebasteltes Beispiel, aber die Unkenntnis der „Macher“ von Verwaltungsvorschriften und Gesetzen über die Lebensrealität „normaler“ Menschen geht mir zunehmend gegen den Strich.

https://taz.de/George-Clooney-fordert-Biden-Ruecktritt/!6019737/
Oh my God! Was für ein unsäglicher Kommentar in der TAZ. Zugegebenermaßen stürze ich mich gerne darauf, weil ich über die letzten Jahre dieser Grünen-Postille zunehmend ablehnend gegenüber stehe.
Worum gehts? Am Ende des Nato Gipfels zum 75. Jubiläum des Militärbündnisses steht „Sleepy Joe“ Biden am Mikro und stellt Selenskij als „Präsident Putin“ vor. Und dieser Mann, der auch ansonsten wie Mr. Magoo durch die Welt wandelt, ist der Präsident der mit Abstand größten Militärmacht dieses Planeten?
„Zum Glück“ gibt es den TAZ Redakteur Jan Feddersen, der die Dinge wieder gerade rückt. Leute wie George Clooney oder Michael Douglas mutieren da schon einmal zu Verrätern, die Joe Biden in den Rücken fallen. Klingt für mich erst einmal nach Dolchstosslegende, zumal Joe Biden in der Öffentlichkeit nun wirklich vermehrt verwirrt auftritt. Da muss die Frage erlaubt sein, ob Biden im Falle einer Wiederwahl noch einmal 4 Jahre regierungsfähig wäre.
Feddersen beklagt die “Sehnsucht nach jungen Politikerinnen“ und favorisiert die Kandidatur von Biden als „besten US-Präsident seit Lyndon B. Johnson“. Was rauchen die da bloß den ganzen Tag in der TAZ-Redaktion?

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“

Samstag, 3. August 2024

Hartmudo: Deutschland hat abgerockt

Auch dieses Jahr hat der Sommer wieder im schönsten Deutschland aller Zeiten Einzug gehalten. Traditionellerweise wird dies in Deutschland auf eine besondere Art und Weise gefeiert: Mit Baustellen im Straßenverkehr, und das selbstverständlich nicht zu knapp. Da sich hierbei viele verschiedene Zuständigkeiten ergeben - Bund, Land, Gemeinde, das ist der Föderalismus, Baby, jeder kocht natürlich sein eigenes Süppchen.
Dass man die verschiedenen Arbeiten im Straßenbau aufeinander abstimmt, insbesondere im öffentlichen Nahverkehr, ist in Deutschland schon mal gar nicht möglich. Das klappt in anderen Ländern zwar auch nicht, aber die haben wenigstens nicht so eine große Fresse wie der normale deutsche Untertan.
Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Dieser alte Grundsatz aus der Kaiserzeit ist ja heute wieder en vogue, bei der woken Generation der Grünen Wähler natürlich nicht wortwörtlich. Das forsche Auftreten von Baerbock oder Habeck trägt zusätzlich dazu bei, dass man sich als Deutscher im Auslandsaufenthalt mittlerweile schämen muss.
Ihr merkt schon, dass ich im Moment gerade emotionell sehr stark aufgeladen bin. Das verlangt natürlich eine Erklärung.
Montag, 22 Juli. Mein ganz normaler Arbeitsbeginn am Wochenanfang in Salzgitter. „Dass Du um 17.00 Uhr auch ja da bist!" sagte meine Löwin noch zu Beginn des Tages. 17.00 Uhr; an diesem Termin fand eine kurze Eigentümerversammlung wegen der Balkonsanierung in unserem Haus statt. Dies stellte für mich kein Problem dar, ich musste nur pünktlich kurz vor 15.00 Uhr Feierabend machen; dann wäre ich auch zum Termin zu Hause.
Zum besseren Verständnis meiner augenblicklichen Verstimmung muss ich jetzt noch etwas ausholen. Für den Monat Juli ist der Zugverkehr zwischen Braunschweig und Salzgitter-Lebenstedt eingestellt worden, weil die Zwischenhalte Immendorf und Watenstedt barrierefrei umgebaut wurden.
Für mich stellte dies kein unüberwindliches Hindernis dar, weil ich sehr schnell eine alternative Busroute bis nach Lebenstedt gefunden hatte. Sicherlich musste ich mir pro Arbeitstag in Salzgitter geschlagene 20 Minuten ans Bein binden, da ich auf diese Weise entsprechend später im Büro auftauchen musste.
Was natürlich auch daran lag, dass passenderweise parallel hierzu eine Baustelle beim Rathaus in Lebenstedt eröffnet werden konnte, die zur halbseitigen Sperrung der Straße und damit zur vorübergehenden Schließung in der Haltestelle führen musste. Kurz gesagt, bedeutete dies für mich: morgens am Bahnhof aussteigen und 10 Minuten bis zum Rathaus zusätzlich latschen.
Das ist für einen Monat ja noch ertragbar, zumal ich nach Feierabend für die Rückfahrt auf der anderen Straßenseite in den Bus einsteigen konnte, welcher bis Braunschweig fährt. Dann noch einmal am Arbeitsamt umsteigen, schon war ich in Lehndorf.
Leider musste ich in diesem Monat auch noch aufs Fahrradfahren verzichten, da ich mein Fahrrad morgens beim Zustieg zum Bus nach Salzgitter nicht abparken konnte. Denn dort, wo sich der Fahrradständer für die Pendler befindet, war selbstverständlich auch eine Baustelle gewesen.
Also bin ich kurz vor 15.00 Uhr aus dem Rathaus raus; die Abfahrt des Busses war für 14.57 Uhr vorgesehen. So der Plan. In der flirrenden Hitze quälte ich mich zur Bushaltestelle, um dann schnell feststellen zu müssen, dass sich die Baustelle und damit die Fahrbahn verschoben hatte.
Kurz gesagt: Die Bushaltestelle wurde nicht mehr angefahren, nach kurzer Zeit machte ich Winke-Winke, als mein Bus an mir vorbeifuhr, ohne mich mitzunehmen. Stark verärgert lenkte ich meine Schritte zum Bahnhof, der nächsten Haltestelle, wohl wissend, dass ich dort noch eine Stunde auf den nächsten Bus warten müsste.
Die Eigentümerversammlung um 17.00 Uhr konnte ich somit knicken. Geistesgegenwärtig rief ich meine Löwin an, die selber noch im Bus unterwegs war, und bat sie, mich abzuholen. Dazu willigte sie ein und brauchte natürlich noch ein wenig, bis sie mich am Bahnhof in Lebenstedt einsammeln konnte.
Also soweit alles gut?
Da kennt Ihr mich aber besser, Ihr Turkey-Necks, oder? Dank meines Achtsamkeitstrainings musste ich jetzt diesen Ärger und meine Wut überwinden und dem Ganzen etwas Positives entgegensetzen. Für mich bedeutet das klassischerweise ein Bier zu trinken, idealerweise käme noch die Verarbeitung des negativen Erlebnisses mittels eines Blogbeitrages hinzu – also diesem hier.
Passenderweise hatte auch noch der einzige (!) Kiosk in der Lebenstedter „City“ Sommerferien, so dass eine kühle Bierdose ausfallen musste. Ersatzweise setzte ich mich ins Eiscafe Adria nahe der Bushalte, an der mich meine Löwin aufpicken würde.
„So junger Mann.“ Die Bedienung im weißen Kittel stellte mir nach einiger Zeit sogar ein zweites Krombacher (würg!) vor die Nase.
„Danke, schöne Frau.“ Man weiß ja, was sich gehört.
Während des ersten Bieres ordnete ich noch meine aggressiven Gedanken. Da hatten „die“ doch glatt an diesem Morgen die Baustelle verschoben, ohne dies vorher anzukündigen. Daher wurde auch der Ausfall der Haltestelle nicht angekündigt. Ein Service ist das; da fühlt man sich doch glatt ins südliche Algerien versetzt.
Service ist in Deutschland ja ein Begriff, der eher mit Porzellangeschirr in Verbindung gebracht wird. Und planvolles wie aufeinander abgestimmtes Handeln… da müsste man ja Mitdenken, das geht doch gar nicht.
Bus, Zug, Kiosk… heute ging aber auch alles schief. Unsere Gesellschaft ist schon stark abgerockt. Aber die meisten Menschen bekommen dies noch nicht einmal mehr mit, weil sie gedanklich wohl schon mit der Rettung der Menschheit beschäftigt sind.
Aber nur gedanklich. Und am deutschen Wesen soll die Welt genesen? Never Ever, alles Opfer. Zum Glück ging es mir von Minute zu Minute besser. Das Bier tat sein Übriges hinzu. Als meine Löwin eintraf, musste ich das zweite Pils sogar noch exen.
Wenigstens ging es mir schlagartig besser. Mein Zorn war wie weggespült. Das ging diesmal schnell. Ich merke daran, dass mir das Achtsamkeitstraining gut tut.