Freitag, 6. Juni 2025

Contramann: kurz gesehen im Juni

https://www.handelsblatt.com/meinung/kolumnen/die-arbeitswelt-schaltet-zurueck-in-die-90er-jahre/100113196.html
Dank Corona wurde endlich die Möglichkeit zur Arbeit im Home Office flächendeckend eingeführt; und auch die Möglichkeit zu einer 4-Tage-Woche war zu einem Anreiz für Arbeitnehmer geworden, möglicherweise gar das Argument zur Jobwahl. Was zuvor lediglich in der IT-Branche oder im „kreativen Bereich“ (Reklame & Co) möglich schien, wurde urplötzlich für alle Büroberufe, auch für mich, möglich gemacht.
Doch nun wird die Uhr zurückgedreht. Wahrscheinlich deshalb, weil „der Russe uns den Gashahn zugedreht“ hat. Wobei… wenn „der Russe“ uns den selbigen ab 1941 zugedreht hätte, wären die Todeszahlen in den Konzentrationslagern höchstwahrscheinlich niedriger ausgefallen. Aber ich schweife ab, zurück zum aktuellen Fachkräftemangel.
Den hatten die letzten Regierungen, egal welcher Couleur, immer heraufbeschworen und daher die verstärkte Migration von Fachkräften gefordert. Und migriert wurde ja bekanntlich reichlich, bloß leider waren da bislang noch nicht die dringend benötigten Fachkräfte dabei gewesen. Und die zur Verfügung stehenden Fachkräfte, sprich Arbeitslose mit den geforderten Qualifikationen, waren in vielen Branchen zwar vorhanden, aber offenbar nicht arbeitswillig oder zu anspruchsvoll.
Oder auf Deutsch: Zu teuer. Denn das die Arbeitgeber eigentlich nur den „billigen Inder“ gesucht hatten, welcher sich in der Diaspora für die Seinen als Zuckerli über eine gute soziale Sicherung freuen sollte, war nun wirklich absehbar gewesen. Das ist halt der Kapitalismus, Baby!
Und jetzt, in der aktuellen Rezession, greift die Angst um den Arbeitsplatz wieder um sich. Und dann sind da noch die typischen Ängste der Arbeitgeber vor den faulen Mitarbeitern, die im Home Office eh nur faulenzen. Na - da müssen dann doch alle im Büro anwesend sein; Vertrauen ist zwar gut, aber Kontrolle ist besser.
Wobei ich aus persönlicher Erfahrung gewiss bin, dass ein Vertrauen seitens der Arbeitgeber nie vorhanden gewesen war. Home Office wurde während Corona nur geduldet, weil die Betriebe bei Lockdowns und Maskenzwängen nur so zu betreiben waren.
Und beschweren über den Wegfall der unerwarteten Vergünstigungen seit 5 Jahren werden sich wohl die Wenigsten, insbesondere diejenigen, welche um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Ansonsten - wie sagte doch ein ehemaliger Gewerkschaftler in meiner Behörde: „Man muss dem Arbeitgeber immer zunächst etwas anbieten, ehe man selbst Forderungen stellt.“
Ob das die Einstellung der Gewerkschaftsbewegung bei Ihren Anfängen im Kaiserreich gewesen sein mag? Ich bin da eher skeptisch.

https://netzpolitik.org/2025/arbeitszeitdebatte-einfach-nur-unverschaemt/
Ja - das ist die Einstellung, mit der die Gewerkschaftsbewegung erfolgreich gewesen war und dadurch dafür gesorgt hatte, dass es wirtschaftlich aufwärts ging. Die ist auch nötig, wenn unser Kanzler Merz meint, dass „wir“ zu wenig arbeiten und nur noch an die Work-Life-Balance denken würden.
Um Deutschland „voran zu bringen“, muss damit natürlich Schluss sein. Bloß von welchem Deutschland redet der Merz da? Klar, von dem Deutschland der „Macher“, also denjenigen, die eh nicht mehr wissen, wo sie mit ihrem Geld hinsollen. Und die fürchten nun mal um ihre Renditen. Ist halt ein richtiger Kindergarten, dieses Deutschland.
Haben um des Habens willen. Mein Kleidchen war teurer als Deins. Und eins wissen wir doch aus Adenauers Zeiten noch alle: Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut. Längere Arbeitszeiten bedeuten ja auch weniger Lohnkosten. Das dadurch mehr Menschen arbeitslos werden als eigentlich Not tut, ist dem deutschen Unternehmer doch egal.
Die werden doch nicht von ihm bezahlt! Soll sich doch der Staat um das faule Pack kümmern. Und am besten voll sanktionieren, wenn der Arbeitslose lieber seine berufliche Qualifikation verbessern möchte als bei Lieferando für den Mindestlohn zu rabotten. Wo kommen wir denn da hin!

https://www.manova.news/artikel/danke-didi
Dem kann ich mich nur anschließen. Jahrzehntelang war er mir zu albern, „Honig im Kopf“ dann zu anspruchsvoll. Aber nun zeigt er „Arsch inner Hose“ - mit fast 90, die er ist, zeigt er Zivilcourage. Eine Haltung gegen die woke Haltungskultur.
Das finde ich bewundernswert. Andere Größen des Showbiz - ich sage nur Campino - sind da eher nahe an der Regierungspolitik; der vorherrschenden Meinung mithin. Und Campino ist hier deshalb ein krasses Beispiel, weil er in seinen Anfangsjahren eher gegen das Establishment ansang. Und Heino wiederum… eher umgekehrt.
Auch das bewundere ich, obwohl mir Heinos künstlerisches wie sonstiges Wirken weitgehend nicht zusagt. Politisch wohl auch eher bedenklich, dennoch: Er lässt sich nicht von dem Einheitsbrei an bestimmender Mainstreamkultur vereinnahmen.
Und Didi bleibt standhaft, lässt sich nicht beirren und geht mit der häufig unterirdischen Kritik an seiner Person („der hat Honig im Kopf“) souverän um. Schön, dass es noch Persönlichkeiten gibt, die sich nicht von der vorherrschenden Meinung vereinnahmen lassen, sich ihre eigene Fähigkeit zu denken bewahren konnten.

Alsdann: Bleiben Sie links, bleiben Sie kritisch. Und:
„I`m so bored with the USA. But what can I do?“




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