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Ich musste mich selbst an die Versorgungskasse in Hannover wenden und dort sämtliche Rechnungen hinschicken. Dazu gehört selbstverständlich eine Unfallanzeige, in dem ich fast genau dieselben Fragen beantworten musste wie in den anderen zwei Bögen ans Personalamt und die Debeka. "Überraschenderweise" war dieser Bogen für Hannover der umfangreichste dieser Formularflut.
Wenigstens sicherte mir Herr Tesche zu, die Unfallanzeige nunmehr unverzüglich an die NVK zu schicken. Und tatsächlich ging die Unfallanzeige am 17. März dort ein - dies konnte ich seiner Mail entnehmen, die er am 6. April (!) an mich geschickt hatte. Mit jener Mail leitete er die Antwort von der Dame vom NVK weiter zu mir.
Die Dame von NVK benötigte noch die Berichte aus der Notaufnahme des Krankenhauses und Befundberichte des Orthopäden und des Neurologen (Psychiater). Herr Tesche ergriff natürlich sofort die günstige Gelegenheit, die Abwicklung des ganzen Vorgangs an eine höchst kompetente Person abzugeben: An mich.
Jetzt endlich - nach knapp 2 Monaten - hatte ich einen Ansprechpartner beim NVK und konnte endlich loslegen. 5 Tage später nahm ich per Mail Kontakt auf. Befundberichte Orthopäde und Neurologe hatte ich nicht zu bieten - nur einen Bericht des "Ersatz-Psychiaters" vom Anfang März. Hierzu später mehr, erst rattere ich die Erstattungsmisere voll runter, um den Überblick behalten zu können. War ja auch sehr unübersichtlich damals.
Sie rief mich doch tatsächlich gleich an. Dieses Arbeitstempo war ich von Landesbehörden nun wahrlich nicht gewohnt, ergo ein großes Lob an die Dame vom NVK. Sie benötigte noch einen Befundberichts meines HNO - klar, die angeknackste Nase. Den konnte ich ihr nicht bieten, nur die Adresse des Doktors.
Das wars dann aber auch mit dem Tempogegenstoß. Warum und wieso ich den notwendigen Erstattungsantrag erst am 24. April nach Hannover gejagt hatte - ich weiß es nicht. Jedenfalls konnte ich der Dame vom NVK mitteilen, dass die Debeka ihren Anteil an den Rechnungen an mich und auch an das Krankenhaus erstattet hatte. Die Beihilfe hatte sich ja mit Zahlungen vornehm zurückgehalten. Frau Molenko konnte wohl auch nicht aus ihrer Haut.
Die Antwort vom NVK kam prompt. Und jetzt ging der Spaß erst richtig los. Denn der Dame vom NVK war selbstverständlich sofort aufgefallen, dass Rezepte und Rechnungen keine eindeutigen Diagnosen aufwiesen. Eine Zuordnung zum Dienstunfall war demnach nicht gegeben. Daher bat sie mich, die Ärzte abzuklappern und mir auf den Kopien der jeweilige Rechnungen die Positionen, welche mit dem Unfall zusammen gehangen hatten, durch Unterschrift bestätigen zu lassen. In dieser Angelegenheit sollte einfach keine Langeweile aufkommen.
Ganz wichtig war dann auch meine Kontaktaufnahme mit der Debeka, die ja bereits alles erstattet hatte. Die sollten mir einen Rückforderungsbescheid schicken, welchen ich dann mehr oder weniger kommentarlos an die NVK weiterreichen sollte.
Der Mai war dann mit Besuchen bei den diversen Ärzten gut ausgefüllt gewesen. Mein Hausarzt und der HNO waren hier äußerst hilfsbereit gewesen. Deshalb möchte ich hier nur mein Erlebnis beim Orthopäden schildern, welches kein Schönes war.
Irgendwann im Mai rief ich in der Praxis des Orthopäden an und schilderte seiner Mitarbeiterin mein Ansinnen. Höchst erstaunt und doch etwas erregt musste ich mir anhören, dass der Orthopäde mir den Zusammenhang mit dem Arbeitsunfall nicht bestätigen wollte, da ich bei Antritt der Behandlung angeblich nichts von einem Arbeitsunfall gesagt hatte.
Doch so einfach ließ ich mich nicht abwimmeln - ich tauchte direkt in der Praxis auf. Die Damen am Empfangstresen waren schnell von mir genervt gewesen; der Orthopäde hatte ihnen wohl gesagt, dass er die Positionen aus dem genannten Grund nicht gegenzeichnen würde. Ich wurde regelrecht laut, zumal mich die Damen zunächst bald ne Dreiviertelstunde sitzen gelassen hatten, bloß um mich dann wieder abwimmeln zu wollen.
Ich weiß ja, dass die Damen vom Tresen eines Arztes üblicherweise gottähnliche Befugnisse haben. Dafür sprach in diesem Fall auch, dass sich der Arzt mir gegenüber stets freundlich und hilfsbereit verhalten hatte. Ich sollte allerdings sagen… mein ehemaliger Orthopäde. Und das hatte nicht nur etwas mit meinem aggressiven Auftritt zu tun.
Denn wie durch ein Wunder flatterte mir doch zwei Wochen später eine Rechnung des Orthopäden über eine telefonische (da wurde ich ja abgewimmelt) und eine Beratung in der Praxis ins Haus. Eine glatte Frechheit - ich hatte den Orthopäden noch nicht einmal zu Gesicht bekommen, nur die beiden genervten Mitarbeiterinnen am Tresen. Selbstverständlich habe ich diese Rechnung bis heute nicht bezahlt; eine Mahnung ist aber auch nicht erfolgt. Das wäre dann noch die Krönung gewesen; dann hätte ich wohl die Ärztekammer kontaktiert.
Ende Mai hatte ich so weit alles beisammen gehabt und rief die Dame von NVK zunächst an, bevor ich am 2. Juni die ganze "Soße" eingetütet und nach Hannover geschickt hatte. Das dauerte im Endeffekt deshalb noch so lange, weil ich den vom NVK geforderten Rückforderungsbescheid gerade man am Vortag erhalten hatte. An diesem zweiseitigen Anschreiben hatte ich über den halben Tag gebrütet.
Eine Rückforderung von Krankenhaustagegeld durch die Debeka musste ich 4 Tage später noch nachschieben, aber dann ging es doch zügig. Mit Bescheid vom 13. Juni hatte die Dame von NVK 22 Positionen berücksichtigt; wobei hiervon satte zehn von ihr nicht erstattet wurden. Fairerweise erwähne ich gerne, dass es sich hierbei bis auf eine Position um auch von Beihilfe oder Debeka nicht erstattungsfähige Aufwendungen gehandelt hatte.
Diese eine Position… klar, Schmerztabletten vom Orthopäden. Warum auch immer: Die reinen Behandlungskosten des Orthopäden hatte ich bereits vorher von Debeka oder später auch von der Beihilfe erstattet bekommen. Warum ich daher die Schmerztabletten nicht ersetzt bekam, ist mir bis heute ein Rätsel. Drauf geschissen - ich hatte die Pillen eh nicht geschluckt.
Am 17. Juni - der Historiker möge sich erinnern: ehemals Tag der Deutschen Einheit aufgrund des Volksaufstandes in der DDR 1953 - war die leidige Erstattungsgeschichte mit einem Schreiben an die Debeka mit einem Schlag beendet. Bis auf einen geringfügigen Betrag von 10,- € konnte ich die geforderte Summe zurückzahlen.
Ganze viereinhalb Monate also hatte die ganze Abrechnungsgeschichte in Anspruch genommen gehabt. Dies wäre auch bei gesunder mentaler Verfassung eine große Anstrengung gewesen, um so mehr quälte ich mich hiermit während meiner Durchhänger-Phase herum. Doch vielleicht tat mir der ganze Nerv und die Aufregung sogar noch gut, weil dank einsetzender Aggressivität meine Lebensgeister wieder angesprungen waren.
Ende des Zwischenrufs. Wir gehen zurück zum 27. Februar.
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