Donnerstag, 9. Mai 2024

Hartmudo: Superwumms

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Bereits beim Rausgehen war mir sogleich klar, dass ich nicht noch 3 Monate auf Hilfe warten konnte und wollte. Als ich wieder Zuhause angekommen war, hängte ich mich sofort ans Telefon und kontaktierte die Adressen, welche der Hausarzt mir gegeben hatte. Die wiederum erwiesen sich als komplette Nieten.
Die eine Praxis z.B. lehnte mich mit der Begründung ab, dass eine Psychiaterin aufgehört hätte und sie daher im Moment keine neuen Patienten annehmen könnten. Da blieb mir vorerst keine Wahl mehr - die Hilfe befand sich 3 Monate entfernt. So lange würde ich die Tristesse wohl ertragen müssen, ehe es wieder bergauf gehen konnte.
An die Arbeit dachte ich in diesem Moment schon gar nicht mehr, dass blendete ich komplett aus. Wohl bis Anfang März hatte mich mein Hausarzt krank geschrieben gehabt. Frühes Aufstehen und nach Salzgitter zur Arbeit zu fahren... Mitte Februar war dies für mich eine irreale Vorstellung gewesen.
Was blieb, war der mittlerweile gewohnte Rhythmus aus matschigem Gefühl nach dem Aufstehen, Frühstück bei „Watzmann ermittelt", anschließend Aktion oder längere Spaziergänge und zum Abschluss Charlie Harper und Lesen. Und nach dem nächtlichen Pinkeln der Kampf, wieder einzuschlafen.
Samstag, 18. Februar. Heute morgen waren wir mit Biggi und Britt zum Frühstück bei Caldera in Cremlingen verabredet gewesen. Mit beiden verbindet uns eine Spielrunde, in der wir dem Doppelkopf frönen.
Das Frühstück war mal ein Geschenk an meine Löwin oder mich zum Geburtstag gewesen. An wen von uns Beiden, weiß ich schon gar nicht mehr. Jedenfalls hatte Biggi am Vorabend angerufen, um die Teilnahme von den Beiden aufgrund Krankheit kurzfristig abzusagen.
Das war zwar schade, hinderte meine Löwin und mich aber nicht, nach Cremlingen zum wirklich guten Bäcker Caldera zu fahren, um dort zu frühstücken. Ich weiß noch, dass ich mich wieder sehr matschig gefühlt hatte, doch trotzdem die frische Luft vor Caldera „achtsam" aufgesaugt hatte. Erwähnte ich schon, dass es in Strömen geregnet hatte?
Meinen Appetit konnte man ja dieser Tage nicht als übermäßig bezeichnen, dazu muss ich dann noch erwähnen, dass jeglicher Vergleich zum Frühstück am Valentinstag ein paar Tage zuvor schlecht abschneiden muss.
Daher ließ ich mir mit dem Essen Zeit, unterhielt mich lieber angeregt mit meiner Löwin. Ganz allmählich kam ich dann doch noch in die Spur, selbst den Orangensaft trank ich ohne Murren aus. Nach dem Frühstück kauften wir schnell noch beim Rewe um die Ecke ein, wenn wir schon mal da waren.
Derlei Aktivitäten taten mir tagsüber gut, denn ich konnte ja nicht von morgens bis abends spazieren gehen. Zudem wir tatsächlich noch einen Einkauf tätigen mussten. Denn wir brauchten Bier, Chips und andere Lebensmittel, da wir abends noch Gäste erwarteten. Es war mal wieder Zeit gewesen für die andere Doppelkopfrunde: Die mit Pocke, Wolfgang und Tillmann.
Diesmal war es an uns, dieses Event auszurichten. Für die drei Freunde sollte eine Kiste Bier ausreichen, aus schon genannten Gründen wollte ich abstinent bleiben. Daher war alkoholfreies Hefe mit Grapefruit aus der 0,33 Liter Flasche von Franziskaner das Getränk meiner Wahl. Diese Art von Blubberlutsch passte wenigstens noch halbwegs ins Bild dieser Kartenrunde.
Die Jungs schauten auch nur kurzzeitig etwas schräg ob meiner Getränkeauswahl, aber nachdem ich es ihnen erklärt hatte, fanden sie sich damit ab und störten sich nicht weiter daran. Wir hatten auch so viel gelacht an diesem Abend, den Alkohol vermisste ich in keinster Weise.
Meine Löwin hatte mal wieder etwas zu essen gezaubert und Schnaps stand auch auf dem Tisch. Ich fühlte mich rundherum wohl, positiv gestimmt wie selten, als Tillmann unbedingt noch einen raushauen musste.
Auf Nachfrage von Wolfgang, auf welche Weise sich meine Missstimmungen denn äußern würden, erzählte ich den Jungs von dem mich ereilenden Herzrasen aus heiterem Himmel. Da fühlte Tillmann sich bemüßigt, mir eine Diagnose zu erstellen. Er selbst ist zwar kein Mediziner, aber unter Herzrasen leidet er wohl auch schon seit Jahren.
Bei ihm hat das körperliche Ursachen, lässt ihn nachts auch nicht schlafen. Er muss Blutverdünner ohne Ende zu sich nehmen und rechnet auch mit einem frühzeitigen Ableben. Da sei er erblich wirklich vorbelastet, was das angeht. Als Tillmann dies nüchtern und sachlich erklärte, bekam ich ganz schnell Puls und drohte zu hyperventilieren.
Da war er wieder da, der Felix Unger. Urplötzlich war meine Stimmung umgeschlagen, ein derartig starkes Herzrasen hatte ich zuvor noch nie erleben müssen. Ganz klar- ein operativer Eingriff am Herzen stand unmittelbar bevor und ich würde unter Qualen verrecken müssen. Nur mit äußerster Willensanstrengung blieb ich sitzen und spielte weiter, verbannte die wilden Emotionen aus meinen Gedanken und konnte schließlich wieder normal atmen.
Meine Stimmung verbesserte sich und die Jungs waren nach diversen Schnäpsen zumindest alkoholtechnisch vorne. Wer gewonnen oder verloren hatte, das war derzeit noch egal gewesen. Erst gegen Ende des Jahres fingen wir an, auf Kasse zu spielen.
Der am Ende richtig straffe Tillmann musste noch von seiner geliebten Heidi abgeholt werden. Erst als alle weg waren, kehrten meine Gedanken zu den Blutverdünnern von Tillmann zurück. Meine körperlichen Reaktionen fielen zum Glück nicht mehr so heftig aus wie zuvor, jedoch kreisten meine Gedanken noch beim zu Bett gehen um dieses Thema.

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