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Frida regte sich über den Berufsstand des Arztes im Allgemeinen auf. Insbesondere Neurologen hatte sie gefressen und hielt diese Mediziner wegen eigener Psychomacken für grundsätzlich behandlungsbedûrftig, was meiner Löwin und mir ein Grinsen ins Gesicht zauberte.
Mit dieser Kritik war eigentlich der Kanonier direkt angesprochen und wir wünschten, er wäre jetzt hier und könnte den Eindruck widerlegen. Jedoch, so wie wir ihn kennen... dazu noch Frida... da prallen zwei Universen aufeinander. Ich wette, beide würden sich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen, sich aber trotzdem mögen und verstehen.
Dora war mit ihrem Aufenthalt in der Schildautalklinik in Seesen überhaupt nicht zufrieden, weil man sie wohl über das Wochenende dort behalten wollte, da die Bettenbelegung von 35% noch nicht erreicht war. Sie hatte noch mehr Kritikpunkte anzubringen - wie zum Beispiel, das die Ärzte sie nicht richtig untersucht hätten. Sie wurde bei der Schilderung ihrer Widrigkeiten in der Klinik immer lauter, was selbst Frida zu einem dementsprechenden Zwischenruf veranlasste.
Harald hatte eine super einleuchtende Erklärung parat, warum LKW-Fahrer allesamt so dick sind. Das liegt nämlich daran, das sie während ihrer mehrstündigen Schichten keine Zeit haben auf die Toilette zu gehen und hinterher- nach der Schicht – tja, da klappt es eh nicht mehr. Und deshalb bleibt das Fett quasi im Körper...
Harald, der selbst für die Firma meiner Löwin fährt, isst deshalb während der Schicht maximal einen Apfel und/oder ein Würstchen. Zu meiner Beruhigung konnte er auf Nachfrage bestätigen, das sich sein Nahrungsverzicht nicht auf Getränke bezieht. Einen Baum findet man ja immer, fiel Herbert zu diesem Thema abschließend noch dazu ein.
Herbert brachte auch den Namen Zlatan Ibrahimovic noch einmal ins Spiel. Der schlich ja dermaßen langsam über den Platz, da hätten wir ihm am liebsten noch einen Rollator zur Verfügung gestellt. Selbst Ronaldo war ja am Donnerstag noch engagierter zu Gange gewesen, obwohl er den Begriff des Pressings wohl auch nur in Verbindung mit einer Entbindung kennen dürfte.
Ibrahimovic hatte nach Herberts Information aus den Medien einen simplen Grund für sein unmotiviertes Verhalten bei den 3 Spielen der Schweden. Er stand bereits mit Manchester United in Vertragsverhandlungen, durfte aber während der EM das Trainingslager nicht verlassen. Da kam es ihm also zupass, das die Schweden schnell draußen waren. Natürlich war er zusätzlich bockig, wahrscheinlich war dies der Hauptgrund für seine müde Darbietung während dieser EM.
Ein sehr unterhaltsamer Vormittag ging zu Ende, natürlich immer wieder unterbrochen durch Gratulanten per Telefon zum Geburtstag meiner Löwin. Wir hatten danach ein wenig Zeit zum Durchatmen und gönnten uns eine Pause.
Bei dieser Gelegenheit ließen wir Brett und Danny mal machen und schauten die Folge zu Ende. Die hübsche blonde Agentin des britischen Geheimdienstes ging am Ende weder mit Brett oder Danny nach Hause, sondern mit dem verschlafenen und tolpatschigen Cousin dritten Grades von Brett. Eine Paraderolle für Terry Thomas, einen meiner Lieblingskomiker von der Insel, der heute leider etwas in Vergessenheit geraten ist.
Am frühen Nachmittag kamen die nächsten Gratulanten. Jessica und Danny hatten einen riesigen Strauß mit Lilien für meine Frau mitgebracht. Gibt es Frauen, die keine Blumen mögen? Meine Löwin freute sich riesig. Und auch Deva hatte sich richtig ins Zeug gelegt. Zusammen mit Jessica hatte sie einen Hefezopf gebacken, den wir morgen zum Frühstück verspeisen werden. Dazu hatte sie für meine Löwin noch einige Bilder gemalt.
Die Frage war nun, ob wir Kaffee und Kuchen oder Grilli Grilli machen wollten. Wir waren auf beides vorbereitet. Als der Begriff "Steak"fiel, leuchteten Dannys Augen sofort. Bei Erklingen des Begriffs "Bratwurst" sprang Deva an, so dass die Entscheidung schnell gefallen war.
Wir hatten am Vortag noch Rinder- und Kalbsteaks von Selgros eingelegt, jetzt waren sie durchgezogen und zum Grillen bereit. Dazu einen Riegel mit Ja! Bratwürstchen Nürnberger Art, später noch die Fischbratwurst, und ab ging es. Fleisch und Wurst auf den Gasgrill, nach 5 Minuten wenden usw. Zwischen dem ganzen Hin- und Herlaufen nippte ich immer mal schnell an einem kühlen Wolters; ich war somit heute schon früh auf Sendung.
Was mich am meisten an diesem Besuch freute, war die wachsende Aufgeschlossenheit von Deva. Zusammen spielten wir noch mit einer Sammelfigur von Penny und bauten später noch eine Höhle für ihre Katze aus einem Amazon Karton. Anders als früher gelang es ihr heute, eben nicht total abweisend zu wirken. Ab sofort werden wir Deva in unsere Gute Nacht Gebete einbeziehen können.
Danny und Jessica sahen nach ihrem Urlaub in der Türkei entsprechend gebräunt aus. Am Abend waren sie zum Burgergrillen bei einem befreundeten Paar eingeladen, anschließend gibt es dann Deutschland gegen Italien. Die Steaks gingen logischerweise trotzdem weg, die Nürnberger atmeten Deva und ich im Alleingang ein.
Nur für die Fischbratwürste fand sich kein Abnehmer. Als die endlich fertig waren, hatte schon keiner mehr Hunger. Danny knabberte bereits vom Käseteller und Deva versuchte sich an einem Stück Kuchen. Egal, kalt schmeckt Bratwurst immer besser. Ich sage nur: Opferwurst! So kriegen wir die Italiener nachher.
Als unsere Gäste entspannt und vorübergehend gesättigt wegfuhren, brauchten wir selbst zu zweit nur kurz zum Aufräumen. Jetzt war Relaxen bis zum Spiel angesagt. Aber wo blieb Phil? Er wollte doch auch noch vorbei kommen. Meine Löwin rief ihn deshalb lieber gleich an.
Er hatte gestern gesoffen und lag in Sauer zu Hause in Hannover, versprach aber augenblicklich loszufahren. Während der Fahrt wollte er entscheiden, ob er wirklich noch zum Geburtstag seines Kollegen geht oder nicht vielleicht doch lieber das Spiel mit uns zusammen anschaut.
Und Phil sah nicht sehr entspannt aus, als er pünktlich zur Vorberichterstattung auftauchte. Der gestrige Abend hatte ihm doch sichtlich zugesetzt. Er wirkte nicht gerade wie jemand, der gleich zu einer Party gehen möchte. Etwas essen wollte er erst einmal nicht, aber Getränke brauchte er, nichtalkoholische selbstverständlich.
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