Sonntag, 23. Januar 2022

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Mo. 13. Juni
Kurz vor fünf Uhr morgens klingelte der Wecker. Aufstehen, die Arbeit ruft. Dabei berührte ich versehentlich den Knopf für den zweiten Alarm meines Grundig Radiowecker, worauf das Radio sofort anging und sich nicht mehr ausschalten ließ. Ich ruckelt und zerrte, hatte aber keine Chance. Erst als ich das Gerät unter meine Decke steckte, damit meine Löwin nicht noch genervt wird und den Stecker vom Gerät ziehen muss, gab der Grundig auf.
Das sollte es gewesen sein, mittags hole ich einen neuen Radiowecker von Media Markt. Noch ein bisschen matt radelte ich zum Bahnhof, zog mir einen Kaffee und schlug dann eine Stunde später in meinem Büro auf. Im Verlauf des Morgens geriet ich in ein Gespräch mehrerer Kolleginnen. Eine von ihnen hat Schmerzen in den Fußzehen - ist ja mein Thema. Bei ihr sind wohl orthopädische Einlagen angesagt.
Darauf sprach sie mich wegen meiner Arthritis an und ich äußerte mein Unbehagen zu orthopädischen Einlagen, weil ich da schlechte Erfahrungen gemacht hatte. In der Folge hielten mir die anderen zwei Mädels vor, das man die Einlagen mehrere Wochen tragen müsse, damit die sich einlaufen.
Als ob ich das nicht gemacht hätte. Aber so ist es nun mal. Wenn man solche Probleme nicht selber hat und nur vom Hörensagen kennt, geizt man nicht mit klugen Ratschlägen. Bleib ruhig, sagte ich mir. Hat keinen Zweck. Sie wissen es halt nicht. Es lohnt sich nicht, wenn ich mich darüber in Rage rede. Die Mädels glauben mir eh nicht.
Mittags kaufte ich ein Philips Uhrenradio für 18,95 € von Media Markt. Da sag noch mal einer, das die Holländer während der EM nicht mehr gefragt sind. Außerdem machte ich eine Stunde früher Feierabend, da ich dank des Franziskaners nicht so richtig in Gang kam. Könnte aber auch der Altenburger Schwarzgebrannte dran schuld sein.
Doch der wahre Grund ist ein anderer: Ich wollte Spanien gegen Tschechei um 15.00 Uhr sehen. Leider war wohl der Blitz in eine Signalanlage beim Bahnhof während des Gewitters eingeschlagen, so das ich die komplette erste Halbzeit verpasste. Genialerweise stellte ich mich noch schnell für 20 Minuten auf den Crosstrainer meiner Löwin und schaute von dort aus das Spiel. Mal sehen, ob ich dies zu Hause in den nächsten Wochen zu einer ständigen Einrichtung machen kann.
Zum Spiel. Spanien gegen Tschechei, zweite Halbzeit. Was mich total überrascht hat, war die Einseitigkeit dieser Begegnung. Die Tschechen kamen kaum mal nach vorne und standen hinten drin, während die Spanier mit ihrem Tiki Taka das Geschehen fest im Griff hatten. Sie spielten noch nicht einmal schlecht, aber zum Torschuss kamen sie dank der vielbeinigen und ruppigen Abwehr der Tschechen eher selten.
Das Tschechien trotz eines Tomas Rosicky, der zugegebenermaßen in die Jahre gekommen ist, spielerisch auf das Level von Albanien oder Nord Irland abgesackt ist, kann ich immer noch nicht fassen. Wahrscheinlich war es aber eher die taktische Einstellung, denn dank ein oder zwei überraschender Chancen hätten die Tschechen in Führung gehen können.
Schön zu sehen war es dann in der 87. Minute, als Pique per Kopf den verdienten Siegtreffer einnetzte. Der Ehemann von Shakira! Aaah, Shakira! Wäre ich 50 Jahre jünger, würde ich sie heiraten wollen. Wäre ich 40 Jahre jünger,… Und heute? Konzentrieren wir uns auf den Fußball, denn es gibt ab 50 nichts schöneres mehr. Mit 1:0 startete der Titelverteidiger dann doch gut in das Turnier. Die Tschechen sehe ich als Gruppenvierten am Ende der Vorrunde.
Jetzt war es wieder Zeit für Grilli Grilli. Den Gemüsegrillkorb weihten wir dabei mit marinierten Süßkartoffelstäbchen ein. Unsere Empfehlung der Saison, Leute. Vergesst Kartoffel- oder Nudelsalat! Leider passte er schlecht unter den Deckel des Grills, so dass auch die Steaks meiner Löwin etwas Luft bekamen, was dem Geschmack aber lt. ihrer kundigen Meinung keinen Abbruch tat. Für mich volles Programm von Gmyrek: Stadionkrakauer und Käse Chili Bratwurst. Immer wieder lecker.
18.00 Uhr, Zeit für Irland gegen Schweden. Am Samstag machten bereits englische und russische Fans Schlagzeilen, weil sie sich vor dem Spiel in Marseille kloppten. Mehrere Verletzte, fiese Bilder dieser Idioten gingen um die Welt. Auch die Irländer und Schweden duellierten sich vor dem Spiel, beide Seiten sturzbesoffen. Beim gegenseitigen Vorsingen von Abba Songs maßen sie ihre Kräfte! So wollen wir das sehen. Es ist für mich immer wieder erstaunlich, dass die Hooligans (zum Glück) nur aus einigen ausgewählten Ländern stammen, Deutschland übrigens inklusive.
Die Schweden begannen sehr behäbig, ja fast pomadig, dieses erste Spiel in der Todesgruppe E. Die können trotz Zlatan Ibrahimovic kein Tiki Taka. Deshalb fiel es den Iren leicht, den Ball zu erobern und ihrerseits erstaunlich offen über die Flügel anzugreifen. Bis zur Pause hätten sie schon 1:0 führen können, warteten damit aber bis zur 48. Minute. Da schoss Hoolahan mit dem bisher schönsten Tor der EM das Leder volley in die rechte Ecke des schwedischen Tores.
Erst jetzt wachten die Schweden auf und kämpften. Dank eines unglücklichen Eigentores der Iren kamen sie Mitte der zweiten Halbzeit doch noch zum Ausgleich und verdienten sich bis zum Ende das leistungsgerechte 1:1. Mal sehen ob beide ins Achtelfinale kommen werden.
Meine Löwin nahm nun eine kurze Auszeit, der Amarula zeigte wohl Wirkung. Um 21.00 Uhr das Spitzenspiel des Tages, mit Belgien gegen Italien trafen zwei Mitfavoriten des Turniers aufeinander. Das die Italiener dieses Spiel mit 2:0 gewannen, lag gewiss nicht am gefälligen Offensivspiel der Azzurri. Die standen eher die ganze Zeit hinten kompakt, setzten dafür aber geschickt den einen oder anderen langen Ball. Nach einer halben Stunde kam einer an, der Stürmer vollendete eiskalt und die Belgier waren die Dummen.
Ansonsten war gerade von den hochgelobten Belgiern nicht viel zu sehen. Über die gesamten 90 Minuten machten De Bruyne &Co nicht den Eindruck, als ob sie im Kampf um den Titel ein Wörtchen mitreden wollten. Sehr enttäuschend, die Belgier. Das 2:0 der Italiener in der Nachspielzeit war da nur der Schlusspunkt unter einem enttäuschenden Auftritt der Fruchtbierpanscher.
Meine Löwin, zwischenzeitlich erwacht, legte sich hinterher gleich ab, während ich noch schnell den Radiowecker installierte, bevor ich einschlief.

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