Sonntag, 17 März. Endlich habe ich mal wieder die Zeit gefunden, um eine kleine Runde drehen zu können. Schließlich fand heute der Ostermarkt in Groß Schwülper statt. Wie üblich standen Mary und meine Löwin in der Fischbude des Angelvereins, um massenweise Fischbrötchen zugunsten der Vereinsarbeit zu verkaufen.
Zudem könnte meine Motivation heuer nicht größer sein: Vor zweieinhalb Wochen hatte mir mein Hausarzt eine ungezügelte Diabetes diagnostiziert und sogleich eine Hammerdosis Metformin verordnet, um die Krankheit einzudämmen. Da war ich zunächst arg konsterniert gewesen und hatte dann noch nicht einmal nach dem Langzeitwert des Zuckers gefragt, welcher ja der entscheidende Wert bei Diabetes Typ 2 ist.Überraschen konnte mich diese Diagnose allerdings nicht, hatte ich doch seit dem Fahrradunfall und der langen Krankheitsphase Anfang letzten Jahres so ziemlich alles schleifen lassen, was eine Diabetes Erkrankung verhindert hätte. Dazu gehören neben sportlicher Betätigung noch das Vermeiden des Genusses von Haribo und Schokolade.
Chips und Schokolade waren schon die kleinen Tröster in meiner Kindheit gewesen. Ab sofort darauf zu verzichten, fiel mir dank der ärztlichen Diagnose nicht schwer. Beim Rauchen hatte es vor 20 Jahren auch geklappt, jetzt also auch mit süßen und salzigen Leckereien.
Eine Woche später hatte mich meine Psychotherapeutin dann auch noch davon überzeugt, es mal wieder mit Intervallfasten zu versuchen. Und siehe da: Ich mache das seit nunmehr eineinhalb Wochen und fühle mich zunehmend besser.
Von den vielen Möglichkeiten des Intervallfastens habe ich mich für das klassische „16/8" entschieden und esse nur noch zwischen 12 Uhr mittags und 8 Uhr abends. Überraschenderweise verspüre ich vormittags nur selten ein Magengrummeln. Mal schauen, wo mein Gewicht hinwandert. Abnehmen oder Metformin - dazwischen gibt es nichts.
Und heute konnte ich gleich mal austesten, wie es um meine mittlerweile schlechte Kondition bestellt ist. Auch das Ärgernis der letzte Nacht konnte mich von der heutigen Fahrradtour nicht abbringen.
Denn als ich mich gestern Abend ins Bett legte, musste ich feststellen, dass der Fußbereich nass gewesen war. Abby hatte schon wieder in mein Bett gepisst, das zweite Mal innerhalb einer Woche. Egal was für einen Stress unsere Katze hat, aber so etwas geht schon mal gar nicht. Ab sofort mache ich die Tür zu, wenn ich die Wohnung verlasse.
Wenigstens konnte ich dank zweier Tagesdecken in der letzten Nacht gut schlafen. Als ich heute morgen endlich aufgestanden war, brach meine Löwin gerade zum Ostermarkt auf. Einen Kaffee gönnte ich mir noch, bezahlte einige Arztrechnungen und verfrachtete dann meine angepisste Bettdecke in die Waschmaschine.
Nun denn, Fahrradhelm auf und los ging es. Sonnenschein bei 8° C - so ein Wetterchen verleitet dazu, mit offener Jacke zu fahren. Doch da bin ich mit über 60 Jahren doch „ein bisschen weise." Raumzeit 11:15 Uhr - Energie! Eine Metformin hatte ich soeben geschluckt gehabt, so dass das Frühstück in Form eines Fischbrötchens nach einer kurzen Fahrt von einer Dreiviertelstunde kommen konnte.
Obwohl ich am Vorabend zuletzt gegen 19 Uhr etwas gegessen hatte (beim Geburtstagsessen von Phineas Freak), kam ich zunächst gut voran. Aber dann, auf der lang gezogenen Steigung beim Lehndorfer Holz zum Kanzlerfeld hin. Dort, wo früher das Tam Tam gewesen war. Trotz eines niedrigeren Ganges brannten meine Oberschenkel, ich überlegte kurz, ob ich nicht besser absteigen sollte.
Schnell drängte ich aber diese negativen Gedanken zurück - Aufgeben ist halt keine Option. Ab Kanzlerfeld geht es über die PTB bis nach Watenbüttel hin bekanntlich überwiegend bergab, so dass ich dort gut ausruhen konnte. Und dann wurde ich am Ortsausgang von Watenbüttel beim Überqueren der Brücke über den Mittellandkanal für meine Hartnäckigkeit belohnt.
In einem niedrigen Gang fuhr ich die Steigung mit gleichbleibenden Tempo ohne Schwierigkeiten hoch. Ab diesem Moment waren alle meine Zweifel verflogen, dass ich eine längere Radtour nicht durchstehen würde.
Dennoch stand mir noch die Abkürzung nach Schwülper über den Wiesengrund in Walle bevor. Die dortige Steigung kurz vor Schwülper hatte mich in der Regel bei früheren Touren zum Absteigen gezwungen. Dies hätte ich heute bei aller Euphorie auch machen müssen.
Aber kurz vor Rothemühle hatte ich die richtige Idee: Ich würde einfach durch Rothemühle durchfahren und dann Groß Schwülper von der anderen Seite her anvisieren. Auf der Strecke gibt es keine nennenswerten Steigungen und ich könnte einfach durchfahren, ohne absteigen zu müssen.So war es dann auch; gleichzeitig fuhr ich zum ersten Mal durch diesen langgestreckten Ort und hatte viel zu schauen. Beim Ostermarkt angekommen, begab ich mich sofort zur Fischbude des Angelvereins und mampfte zwei Matjesbrötchen weg. Die sind aber auch lecker!
Mit Angel-Arnd, dem Vereinsvorsitzenden, naschte ich noch ein gut gezapftes Bierchen und unterhielt mich anschließend kurz mit Charles und seiner Schwiegermutter. Danach sattelte ich mein Rad und begab mich auf den Rückweg. Es herrschte immer noch bestes Fahrradwetter vor, will sagen: Sonne, Wind und angenehme Temperaturen an die 15 Grad Celsius.
Bei Ziebart in Watenbüttel stoppte ich noch kurz für einen Milchkaffee, dann war ich auch irgendwann wieder zu Hause. Sicherlich hatte ich diese Strecke in der Vergangenheit eher schnell bewältigt gehabt, aber dass ich diese Tour heute ohne Probleme bewältigen konnte, hat mich mental weiter aufgebaut.
Dies sollte also nicht die letzte Tour in dieser Rubrik gewesen sein. Ich habe schon einige Ideen für Frühjahr und Sommer, der Kampf gegen Diabetes geht weiter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen