Freitag, 29. März 2024

Hartmudo: Superwumms

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Ich erzählte Phineas Freak von meinem unerquicklichen Besuch beim Psycho Doc und konnte so schön einmal etwas Frust loswerden. Und verfiel eben nicht in Verzweiflung, wie bereits erwähnt. Anschließend liefen wir zu Fuß nach Hause, will sagen nach Lehndorf. Also ich nach Hause und er zu seinen Eltern.
Nasskaltes Wetter, grauer Himmel - doch mit ca. 10° Celsius zu warm für einen Februar. Auf dem Weg gerieten wir in ein richtig schönes Quatschen hinein; ähnlich dem Walk mit seinem Vater Charles eineinhalb Wochen zuvor.
Wie so häufig in meinem Leben sind es zumeist diese schönen Momente mit anderen Menschen, die mich aus schlechten Stimmungen oder vermeintlichen Schicksalsschlägen herausgeboxt hatten. Das ich hinterher, nachdem wir uns vor der Wohnung seiner Eltern verabschiedet hatten, zu Hause nicht vor Hoffnungslosigkeit zusammenbrach, hatte allerdings noch einen weiteren Grund.
Denn nach dem Verlassen der Praxis hatte ich noch im Gebäude des Schloss Carrees meinen Hausarzt angerufen und um einen kurzfristigen Termin gebeten. So niedergeschlagen ich in jenem Augenblick auch gewesen war, aber ich brauchte da sofort eine Lösung oder zumindest eine Aussicht auf diese.
Ich mag ein schlaffer alter Sack sein und äußerst faul obendrein, aber die Gene meiner Mutter brechen bei Druck oder Fehlschlägen automatisch durch, da kann ich nicht anders. Da werde ich zum unerbittlichen Kämpfer, insbesondere, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle oder verarscht vorkomme.
In diesem Fall hatte ich mir mit dem Termin beim Hausarzt am Donnerstag einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer verschafft. Dies und der angenehme Vormittag mit Phineas Freak hielten mich auch bis zur Nacht aufrecht.
Dienstag 14. Februar. Nach dem Schock vom Vortag hatte ich dann wohl doch noch halbwegs schlafen können, andernfalls hätte ich mir das gemerkt und aufgeschrieben. Zum Glück blieb mir auch heute keine Zeit zum Grübeln und Suhlen in meiner Angst. An diesem Valentinstag waren wir mit Dora und Herbert zum Frühstück verabredet.
Hierfür hatten wir vier Plätze im Panorama Café zum Valentinsfrühstück reserviert und Dora und Herbert im Vorfeld den Mund reichlich wässrig gemacht. Und auch ich durfte mich angedenk unseres Besuches in Gifhorn in der Vorwoche auf einen schönen Tag freuen.
Beim Einstieg in Herberts Auto strahlte ich über beide Backen und bekam fast schon einen Laberflash. Der verging glücklicherweise während der Fahrt; nicht, weil ich wieder panisch wurde, sondern weil es mir selbst schon etwas peinlich war und mich demzufolge zurücknahm. Ja, diese Stimmungsschwankungen. Typisch bei Depressionen - das wusste ich zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht.
Im Panorama Café angekommen, wurden wir von den Betreibern sehr herzlich begrüßt. Insbesondere die Chefin zeigte sich gutgelaunt. Ihre Freude war ansteckend, zumal unser Tisch auch sehr liebevoll eingedeckt worden war.
Für jeden am Tisch befand sich eine Lindor-Kugel in einem Schälchen in der Mitte des mit einem weißen Tischtuch eingedeckten Tisches. Als Starter gab es ein Gläschen Fruchtsekt; pro Paar war eine Flasche im Arrangement vorgesehen.
Nahezu gierig plünderte ich kurz darauf eine der Schalen mit dem Rührei. Wenigstens schaffte ich es noch, mir ein Brötchen mit Butter zur Begleitung des Rühreis zu schmieren. Die schönen Valentinskarten hatten wir nur überflogen und gleich eingesteckt.
Auch Dora und Herbert zeigten sich von der Qualität des Frühstücks begeistert, so dass wir alle das Frühstück genüsslich angehen konnten. Das wohl größte Lob erhielten die selbstgemachten Marmeladen. Spätestens seit dem Valentinstag im Panorama Café hatte ich meine alte Liebe für Marmeladenbrötchen neu entdeckt und greife da auch heute noch gern zu. Jahrelang hatte ich mir diesen kulinarischen Hochgenuss zur Zuckervermeidung verkniffen. Warum eigentlich?
Als Leckerei und krönenden Abschluss des Frühstücks gab es noch ein kleines, selbstgebackenes Törtchen in Herzform. Keksboden, Frischkäsecreme mit einer roten Fruchtglasur - genau das Richtige für uns vier Leckermäulchen. Nach dem Bezahlen des zugegebenermaßen nicht preiswerten Frühstücks gaben uns die Betreiber die zweite, nicht angefangene Flasche Fruchtsekt mit auf den Weg.
Das war schon mal ein guter Start in den Morgen gewesen, natürlich noch nicht das Ende des Tages. Da wir uns schon einmal in Gifhorn befanden und das Wetter klar und sonnig war, bot sich ein Verweilen in der Fußgängerzone an. Ich selber war schon längere Zeit nicht dort gewesen und unwillkürlich überrascht, dass dort noch einige vom Inhaber geführte Fachgeschäfte existieren. Aber wie das so ist: Ein knappes Jahr später kann ich mich lediglich an den örtlichen Woolworth erinnern.
Während Herbert und ich uns im Eingangsbereich angeregt unterhielten, befanden sich unsere Frauen auf Beutefahrt in der Billigkonsumhölle. Anschließend gingen wir die Fußgängerzone einmal rauf und runter. Irgendwann war mir aufgefallen, dass ich mich die ganze Zeit weder matt noch abgeschlagen gefühlt hatte, mein Puls lief ruhig, Herzrasen war absent.
Zum Abschluss unseres gemeinsamen Tages gönnten wir uns noch Kuchen vom Bäcker, den wir bei uns zu Hause verspachtelten. Es war noch hell gewesen, als Dora und Herbert nach Hause gefahren waren. Auch über die Dämmerung blieb ich vom Herzrasen verschont. Sollten sich meine Probleme wie schon 11 Jahre zuvor von alleine gelöst haben?
Weit gefehlt; als ich abends vor dem ZuBettgehen vor dem Fernseher gesessen hatte, erwischte es mich vollkommen unvorbereitet. Aus blitzheiterem Himmel ereilten mich Schnappatmung und Herzrasen.
Zunächst steigerte ich mich noch verstärkt hinein, weil ich von dem Ende meiner überaus guten Laune so richtig frustriert war. Ich zermarterte mir das Hirn, weil ich nicht begreifen konnte, woher dieser Stimmungsumschwung kam.

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