Samstag, 23. März 2024

Warum spielt denn der Poldi nicht?

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Nach dem Wechsel brachte Wilmots mit Fellaini einen neuen Spieler. Der sah zwar aus wie eine laufende Klobürste, war aber dank seiner 1,93 Meter Körpergröße im gegnerischen Strafraum erster Abnehmer für die hoch hinein geschlagenen Flanken der Belgier.
Wieder starteten die Belgier besser ins Geschehen, Lukatu vergab aber völlig frei per Kopf aus 6 Metern. Bald darauf drehte ein Konter der Waliser das Spiel. Bale schlug einen langen Ball zu Ramsey auf den rechten Flügel, niemand hinderte diesen an der flachen Hereingabe zu Robson-Kanu. Das der überhaupt den Ball am Elfmeterpunkt bekam, war schon nachlässig. Als er dann noch mit einer simplen Körpertäuschung gleich drei Belgier ins Leere laufen ließ und den Ball trocken ins Tor schoss, stand es auf einmal 2:1 für den Außenseiter.
Ausgerechnet Robson-Kanu, der bei Reading in der 2. englischen Liga gespielt und für die neue Saison keinen Vertrag mehr erhalten hatte. Er hatte sich den Treffer durch seine ständigen Attacken über die rechte Seite verdient. Er versuchte es unermüdlich und war ein ständiger Unruheherd für die belgische Abwehr.
Spätestens jetzt waren die Belgier überfordert, sozusagen mit ihrem Latein am Ende. Ihnen fiel nichts mehr ein, außer den hohen Flanken auf Lockenköpfchen Fellaini passierte da gar nichts. Die Waliser standen im Gegensatz zu den Belgiern hinten sicher und zeigten ihnen 5 Minuten vor dem Abpfiff, wo der Frosch die Locken hat.
Gunter kam auf der rechten Seite ungehindert zur hohen Hereingabe für den kurz zuvor eingewechselten Vokes. Der Stürmer vom FC Burnley lief sich geschickt frei und brachte seinen Kopfball schulmäßig im gegnerischen Gehäuse unter. Der Jubel der walisische Fans, die auf dieser Seite des Stadions standen, kannte jetzt keine Grenzen mehr. Bis zum Schlusspfiff skandierten sie ihren Song. Mit dem 3:1 war klar, das sie noch nicht zur Arbeit müssen und weiter das französische Bier trinken dürfen.
Die trinken ja bekanntlich alles, diese Briten. Die Szenen nach dem Ende dieser sehr guten Partie waren herzzerreißend und zauberten nicht nur einigen Waliser, sondern auch uns die Tränen vor Rührung ins Gesicht. Wir haben es den Waliser von ganzem Herzen gegönnt. Trotz ihrer überschaubaren technischen Fähigkeiten arbeiteten sie als Team, jeder kämpfte für den anderen mit. Vor dem Tor agierten sie eiskalt und nutzten ihre Chancen.
Wales ist sensationellerweise das torhungrigste Team dieser Europameisterschaft. Alle Fachleute sagten vorher, das sie außer Bale nach vorne nichts bringen würden. Auch hier sieht man erneut, das gut dotierte Einzelkönner den Sieg nicht garantieren. Die Belgier mit ihren Stars spielten eher gegen- als miteinander, so kann das nicht funktionieren.
Mit einem Team aus Namenlosen hatte schließlich auch Leicester kürzlich den Titel in England geholt. Vor allem heute war von Superstar Bale nicht so viel zu sehen. Während des bisherigen Turniers hatte er sich immer dem Team untergeordnet, anders als Ronaldo. Und damit machte er seine Mitspieler stark.
Am Mittwoch kommt es im ersten Halbfinale beim Duell Portugal gegen Wales zum so nicht erwarteten Aufeinandertreffen beider Stars von Real Madrid. Ronaldo versus Bale, wer wird hinterher jubeln? Die Diva CR7 oder der Mannschaftsspieler Bale? Wir sind gespannt und freuen uns heute erst mal mit den Walisern.
Schade ist es um die Belgier, denen ich mehr zugetraut hätte. Aber heute hatten sie den Fehler gemacht, sich nach dem 1:0 hintenreinzustellen. Sie sind lediglich im Angriff stark, nicht in der Defensive. Das Ausscheiden haben sie sich selbst zuzuschreiben. Zum 2:1 noch ein Kommentar von Olli Kahn nach dem Spiel: "Das hätte der Holger Stanislawski mit seinen 46 Jahren noch besser verteidigt."
Genau so ist das. Morgen kommt dann mit Deutschland gegen Italien der Kracher schlechthin.

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