Donnerstag, 13. Juni 2019

Buddy Holly 5/7

Erfreulicherweise verkauften sich die Platten der Crickets selbst in Übersee zu Millionen. Daher konnten sie auch mit Jerry Lee Lewis und Paul Anka an einer sehr erfolgreichen Tour in Australien teilnehmen. Daneben besuchten sie die Engländer im März 1958 mit großem Erfolg. Ob John Lennon Buddy Holly und die Crickets auf dieser dreiwöchigen Tournee gesehen hatte?
Zitat John Lennon: "Buddy Holly was the first one that we were really aware of in England who could play and sing at the same time - not just strum, but actually play the licks" . Jedenfalls jubelte der Melody Maker die Band äußerst euphorisch in den Rock `n`Roll Himmel - dabei war Holly zu dem Zeitpunkt noch nicht tot.
Zeitgleich zu dieser überaus phänomenalen Tour veröffentlichten das Brunswick Label „Maybe Baby“ von den Crickets sowie Coral Records „Rave on“ von Buddy Holly, der zu einem weiteren großen Soloerfolg von Buddy Holly wurde. Rave on erreichte im Juni 1958 Platz 5 in England und 37 in den Billboard Charts. Während in den USA der Erfolg des Rockabilly also schon am Abflauen war, begann er in Übersee gerade erst. Und dank der zweigleisigen Vermarktung von Buddy Holly als Mitglied der Crickets und als Solokünstler konnte er auch 2 Singles gleichzeitig in den Hitparaden unterbringen.
Touren im Winter

Rave On wurde ursprünglich von Sonny West und Bill Tilghman geschrieben; Norman Petty, der die Originalaufnahme in seinem Studio aufnehmen ließ, konnte sich noch als Co-Autor für diesen Song verewigen. Als Manager sowohl von Sonny West als auch von Buddy Holly hätte er nun mit beiden diesen Song aufnehmen können, hatte aber einen anderen als Holly im Sinn.
Deshalb nahm Holly Rave on entgegen seiner sonstigen Vorgehensweise nicht in Norman Petty`s Studio in New Mexico, sondern mit Milton DeLugg in den Bell Sound Studios in New York auf.
Dank des Bekanntheitsgrades sollte sich die Fassung von Buddy Holly zum Millionseller entwickeln, während dem Original von West nur ein kleinerer regionaler Erfolg beschienen war.
Die Fassung von Holly ist dazu erheblich besser als das Original. Allein schon der Anfang des Songs. Er beginnt mit einem langgezogenen „Well...“, um dann mit Holly`s charakteristischem Gestottere (A-weh-uh-heh-heh-uh-uh-ell...) fortzufahren. Die Amerikaner bezeichnen dies als „drawn-out“, Deepl übersetzt dies zu Stechpalmenschluckauf. Dazu noch der Backgroundgesang (Up Baby Up Baby Up Baby Baby Baby...). Genial - Unerreicht.
Zu den Crickets war wohl 1957 der Gitarrist Nicki Sullivan gestoßen. Zwischen ihm und Schlagzeuger Allison entwickelten sich schnell große Differenzen, die nicht selten in Schlägereien ausuferten. Dazu kamen die ständigen Reisen zu Fernsehauftritten in USA und Großbritannien und die überaus erfolgreichen Tourneen. All dies wurde Nicki Sullivan irgendwann zu anstrengend, so dass er die Band Anfang 1958 verließ. Ab den Aufnahmen zu „It`s so easy“ wurde er dann durch Tommy Allsup ersetzt, der auch die folgende Tour mitmachte. Allsup erwies sich sogleich als derart starke Ergänzung zu Hollys Gitarrenspiel, dass Holly ihm den Part an der Rhythmusgitarre auch im Studio überließ.
Nach einem Gig in der „New York Paramount Show“ besuchten die Crickets ihre Plattenfirma , die Peer-Southern Organisation, in deren Geschäftsräumen. Im Vorzimmer wurde die Band von der Sekretärin Maria Elena Santiago empfangen. Die gebürtige Puerto-Ricanerin wird wohl einen bleibenden Eindruck auf Buddy hinterlassen haben, denn die Trauung fand gerade mal zwei Wochen später, am 15. August 1958, statt. Mary Elena meinte später hierzu: „Nach unserem zweiten Date bat er mich, ihn zu heiraten. Es war unglaublich für mich, dass er so schnell um meine Hand angehalten hatte.“
Einer alten Familientradition folgend, fand die Zeremonie in Buddys Elternhaus in Lubbock statt. Es folgten standesgemäße Flitterwochen in Acapulco. Anschließend bezog das frisch vermählte Paar eine Wohnung in Greenwich Village, New York. Nicht zu Unrecht war Buddy Holly der Auffassung, dass es seiner Karriere förderlich sei, wenn er in der Stadt leben würde.
flittern in Acapulco - mit Jerry Allison und Gattin

Die Ehe veränderte nicht nur Buddy Hollys Wohnort, sondern auch sein Verhältnis zu seiner Band. Sicherlich standen sie noch gemeinsam im Studio oder auf der Bühne, aber in der Freizeit trafen sie sich nicht mehr. Selbst zu den einzelnen Gigs fuhr Buddy in seinem 58 Cadillac Fleetwood und nicht mehr im Tourbus mit den Crickets.
So bürgerlich Buddy Holly aussah, so verhielt er sich auch nach seiner Heirat. Nun war er nicht mehr der typische Rockstar, der sich vor und nach dem Auftritt die Kante gibt. Mit der Heirat war Buddy ernster und vor allem ruhiger geworden, während seine Band nach wie vor im Partymodus unterwegs war. Von ihrem erspielten Ruhm unbeeindruckt, suchten sie wie zu Anfang ihrer Karriere nach dem Spaß on the Road. Das bedeutete damals wie heute Feiern mit viel Alkohol. Die Band trank schon morgens und hielt den Alkoholpegel den ganzen Tag lang hoch. In den 50ern war Texas trocken - Alkohol war verboten. In New York dagegen konnten die jungen Musiker die Sau rauslassen.
„Jungs, wir werden älter, wir müssen das Ganze jetzt mal etwas ernster nehmen. Ihr Jungs trinkt zu viel! Es ist widerlich und ich hasse es.“ So äußerte sich Buddy gegenüber seiner Band - und die Jungs reagierten. Die Crickets schränkten Buddy zuliebe tatsächlich ihren Alkoholkonsum ein und zogen nach New York, was die Zusammenarbeit verbessern und entstandene Unstimmigkeiten bereinigen sollte. Es war aber wohl so, dass Buddy diesbezüglich nicht von seiner Frau beeinflusst wurde. Sein Wandel war eher seiner Erziehung durch Baptisten geschuldet.

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