Dienstag, 26. Juli 2011

Contramann: Das Existenzminimum

(zuerst veröffentlicht 10.09.2008)
Die beiden Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftler Friedrich Thießen und Christian Fischer haben auf der Seite der TU Chemnitz eine Studie über das absolute Existenzminimum veröffentlich. Danach halten die beiden Zonenkracher einen Hartz-IV-Regelsatz von 132 Euro für das absolute Minimum, mit dem ein Hartz IV Empfänger den Monat fröhlich gestalten kann. Dies wäre nur rund ein Drittel der bisherigen Höhe.
Nach enormen Rauschen im Blätterwald – Bild war natürlich dabei – fühlten sich die beiden Granaten genötigt, noch eine Präambel nachzulegen, in der sie beteuerten, das es hier nicht um Kürzungen des Leistungssatzes geht, sondern um eine Aufwertung von Arbeitslosen durch Arbeit bzw. Arbeitsgelegenheiten. Denn eine solche Anerkennung macht die Menschen glücklich.
Contramann ist erstaunt; Es ist also wieder so weit: Arbeit macht frei !
Vielleicht sollte man Arbeitslose dann auch zentral unterbringen, um die Unterkunftskosten noch senken zu können. Man könnte dies dann ja Konzentrations.... Hilfäää!
Die Studie beginnt mit der Frage "Bekommen Sozialleistungsempfänger zu viel oder zu wenig Geld." Wie schon in den ersten Zeilen der Studie geschildert, geht es hier bewußt um den Hartz IV Regelsatz.
Eine "neutrale" Studie über den Bedarf, mit dem ein Mensch auskommen kann, könnte auf so eine Einleitung verzichten. Die beiden Professoren brauchen sich nicht zu wundern, wenn diese Studie "einseitig" ausgelegt worden ist. Selbst wenn ich die Präambel für bare Münze nehme, verbleibt ein schaler Beigeschmack.
Die Studie wurde von Bild & Co als machbare Korrektur des Hartz IV Satzes hingestellt - eine "Richtigstellung", das es sich nur um eine theoretische Untersuchung handelt, fehlt dort.
Das sowohl die Bildzeitung als auch die Linke die Studie für ihre Zwecke verwenden, ist sicherlich nicht überraschend. Aber das die Präambel schließlich auf die Sehnsucht nach Arbeit und Anerkennung der Betroffenen abstellt, empfinde ich bei dem Inhalt der Studie schon als abwegig.
Um das Bedürfnis der Betroffenen nach Arbeit und damit verbundener Anerkennung herauszufinden, hätte es wahrlich keiner Betrachtung über den geringstmöglichen Geldbedarf eines Hartz IV Empfängers bedurft.
Wieso die Studie laut der Präambel zu dem Ergebnis kommen soll, "dass die tatsächlich gewährten geldlichen Sozialleistungen leicht oberhalb des Rahmens liegen, der durch die festgelegten Ziele der sozialen Mindestsicherung abgedeckt wird", ist mir unerklärlich. Denn schon am Beginn der Studie steht, dass die Hartz IV Gelder nicht zu niedrig sind, sondern eher zu hoch.
Sicherlich ist es an sich interessant, den absoluten Mindestbedarf zum monatlichen Überleben zu bestimmen, ja selbst den Zusammenhang zur Hartz IV Leistung kann und muß man dann sogar machen. Ich finde allerdings schon, das es zu einer seriösen Untersuchung gehört, das man die Höhe der Leistung nicht einfach kommentarlos als zu hoch bezeichnet, wenn man angeblich nicht so verstanden werden will. Wenn den 2 Professoren die Hartz IV Leistungen zu hoch sind, dann sollen sie wenigstens dazu stehen.
Und dann noch dies: Beim Schreiben dieser Zeilen muß ich jetzt feststellen, das die Studie am 9.9.2008 von der Seite der TU Chemnitz entfernt wurde bzw. ersetzt durch die schon beschriebene Präambel. War der TU wohl doch zu peinlich ? Oder haben die Profs kalte Füßchen bekommen?
Contramann hat jedenfalls im Netz gestöbert und die Studie gefunden. Hier für Dich bald zum download.
Insbesondere bitte ich speziell auf Tabelle 5 der Studie zu schauen – Seite 18!
1 kg Brot für 50 cent. 1 kg Nudeln für 60 cent. Das habe ich hochgerechnet aus 100g – Beträgen.
Liter Milch 49 cent. Mineralwasser in der Minimalstzusammenstellung natürlich nicht. Gibt ja Leitungswasser.
Wer 1 kg Brot zu 50 cent in irgendeinem Laden sieht, melde sich bitte schnell bei Contramann. Wir essen es dann gemeinsam auf – Frischkäse zum Schmieren wird gestellt.
Weiter geht es in der Horrorshow. Vorhänge oder ein Staubsauger, wie unnötig! Beim Ausziehen kann man ja vom spannenden Nachbarn Eintritt verlangen. Aber aufgepaßt: Jegliches Einkommen ist zu melden beim Blockw... äh beim Amt.
Kinobesuch? Warum das denn. Die Filme werden eh immer schlechter.
Die Liste an Einschränkungen läßt sich noch weiter fortführen. Jeder möge sich das rauspicken, was ihm am heftigsten erscheint.
Zumindest eins wird die Studie erreichen: Aufkeimende Diskussionen über eine Erhöhung der Regelsätze aufgrund gestiegener Energiekosten können unterbleiben. Einfach billigeres Brot kaufen und von einem 1-Euro-Job träumen. Da ist doch jeder Arbeitslose glücklich!

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