Mittwoch, 11. Mai 2016

Udorallala: Top Songs 3/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

The Clash – I`m so bored with the U.S.A.
So richtig begriffen habe ich die Message des Songs erst, als Peter Hein diesen Song als Zugabe bei einem wirklich guten „Family 5“ Auftritt in Berlin zum Besten gab. Die USA waren zu dem Zeitpunkt gerade zum 2. Mal in den Irak einmarschiert, um den Irakern den Frieden zu demonstrieren.
“Yankee dollar talk
To the dictators of the world
In fact it's giving orders
An' they can't afford to miss a word.”
Gerade in diesem Song schlägt die politische Aussage der Band, welche sie nach Meinung vieler Musikjournalisten zur wichtigsten Punkband nach den Pistols machte, voll durch. Ob Drogenprobleme in der US Armee oder die Unterstützung von Diktatoren der dritten Welt durch die USA – The Clash hatten ganz eindeutig eine kommunistische, ja anarchistische Aussage anzubieten.
Watergate und Richard Nixon, aber auch populäre Serien wie Kojak oder Starsky & Hutch werden in diesem Song als Beispiel für die militante Aggression der US amerikanischen Gesellschaft angeführt.
„Bored“ lässt sich bekanntermaßen mit gelangweilt übersetzen, hier ist aber eher genervt, im Sinne von an- oder auch abgenervt, gemeint. Die einzelnen Textzeilen werden von Joe Strummer denn auch förmlich ins Mikro hineingespien. Die helle Lead Guitar von Mick Jones dazu unterstreicht die Wirkung der Botschaft zusätzlich.
Und als Krönung dieser hymnenhafte Refrain mit der Frage: „But what can I do?“ Der sich notorisch als Benachteiligter des politischen Systems betrachtete Punk der Endsiebziger konnte da auf den Konzerten nur noch hingebungsvoll mitsingen. Verwunderlich ist es da für mich, dass dieser Song nie auf Single erschienen ist.
Stattdessen entschied sich die Plattenfirma – CBS – für „White Riot“ als Albumauskopplung im März 1977. Das Album mit „I`m so bored…“ erschien einen Monat später, am 8.4.1977. Dieser Meilenstein erschien zu einem Zeitpunkt, als „Knowing me, knowing You“ von Abba in England auf Platz 1 stand. „When“ von Showaddywaddy auf Platz 3 und „Chanson D`Amour“ von Manhattan Transfer auf 5 möchte ich hier nicht unerwähnt lassen.
Eine Anekdote gibt es noch zu dem Song. Ursprünglich ging es bei diesem Song von Mick Jones um dessen damalige Freundin, deshalb hieß er auch „I`m so bored with You“. Die Änderung kam durch Strummer, der den Titel falsch verstand und dann auch bei einem der raren frühen Clash Konzerte im September 1976 im Roundhouse so intonierte.
Waren the Clash anfangs noch bekannt für ihre radikal politischen Texte, so gingen sie in den folgenden Jahren mehr und mehr dazu über, „normale“ Texte zu schreiben. Dies wurde ihnen in der Szene sehr übel genommen, als Verräter an der „Sache“ wurden sie gar beschimpft, als ob sie keine Musiker, sondern Politiker wären.
Hierbei übersahen die enttäuschten Punk Fetischisten seinerzeit, dass der ursprüngliche Manager Bernie Rhodes die Gruppe eigentlich nur - ähnlich wie McLaren die Pistols - gecastet hatte. Und der Erfolg dank der politischen Attitüde gab ihm Recht. Da der ganz große Erfolg wie bei anderen Gruppen aber ausblieb, konzentrierte sich die Band nach dem Rausschmiss des Managers auf die Musik.
Nach und nach stellte sich der Erfolg ein. „London Calling“ ist ein geiles Album und unangefochtener Wegbereiter des späteren Britpops. „Should I stay or should I go“ wurde Anfang der 90er – also lange nach Auflösung der Band 1985 – ein Riesenhit, den heutzutage noch jeder 80er Jahre Party Fan kennt, selbst wenn er 1977 CDU gewählt hatte.
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, das Joe Strummer seit Mitte der 70er Jahre in der lokal erfolgreichen Band „the 101`ers“ wirkte, die dank 2 wunderschönen Pub Rock Songs auf dem ersten Chiswick Sampler für mich unsterblich geworden sind. Mick Jones wie auch Paul Simonon entstammten wie so viele der Blase um Bernie Rhodes und damit „London SS“.
Die 3 genannten Musiker wurden nach ihrer Trennung dank verschiedener musikalischer Einzelprojekte von Kritikern über den grünen Klee gelobt und bis heute vergöttert. Bei mir lief das irgendwie vorbei; aber die erste LP sowie die wunderbaren Reggae Songs der Band sind bis heute bei mir hängen geblieben.
Allein für die Reggae Songs, die als Punk Band zu spielen the Clash als Erste wagten, haben sie nen Oscar verdient.

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