Sonntag, 8. Mai 2016

H Lecter: Onkel Hotte 2/x

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Kommen wir aber gleich mal zum absoluten Höhepunkt meiner Erlebnisse mit Onkel Hotte, ich meine da natürlich den legendären Granni Urlaub gegen Ende der 90er. Mit mehreren Leuten flogen wir nach St. Augustin auf Gran Canaria in die Appartements vom „Balkon“, einem großen Bau direkt am Meer bzw. an einer wunderschönen Badebucht gelegen. Wastl und Mike waren ebenfalls mit dabei, auf die restlichen Mädels samt dem Ehemann der Einen, einem Krankenkassenangestellten mit Hang zum Asozialen (O-Ton: „Kann die alte Fotze ruhig mal machen“) werde ich hier nicht näher eingehen, da sie nur Nebenrollen einnehmen.
Die Appartements hatten alle Meerblick. Und da hier überwiegend Pärchenurlaub angesagt war, hatten diese auch ein dementsprechendes Zimmer. Weil im Hauptgebäude nicht genügend Appartements frei waren, blieb für das restliche Paar – also Onkel Hotte und mich – nur ein Appartement im Nebengebäude übrig.
Das hatte zwar keinen Meerblick, aber von unserem Balkon aus hatten wir freie Sicht auf einen kleinen Swimming Pool sowie die Rückseite des „Balkon“ samt ringsum durchgehender Bebauung. Sowohl Hotte als auch ich waren bekannt für ausgelassene Stimmung unter Alkoholeinfluss, was nicht immer den Geschmack der Mädels traf. Und anders als der Krankenkassenangestellte waren wir nicht dazu bereit, uns in Anwesenheit der Damen zurückzunehmen.
Wir reden hier über ein Appartement mit einem Schlafzimmer und einem großen Wohnzimmer mit Küchenzeile, von der wir lediglich den Kühlschrank genutzt hatten, und den auch nur in absoluten Notfällen – also quasi gar nicht. Der Swimming Pool führte übrigens kein Wasser, vielleicht auch deshalb, weil Hotte und ich die einzigen Gäste des Nebengebäudes waren.
Als allererstes schnappte ich mir meinen Teil der Matratze des Doppelbettes und legte sie passend in das Wohnzimmer auf den Boden. Onkel Hottes Schnarchen war berüchtigt, außerdem war er im Gegensatz zu mir Nichtraucher.
Ich selbst rauchte ja damals höchstens 2 – 3 Schachteln Camel ohne am Tag, die eine oder andere Rakete nicht mitgerechnet. Und Raketentreibstoff hatte ich selbstverständlich dabei, ohne ging ja gar nie nicht. Ein Buch daneben und alles war gut. Hotte und ich hatten nun jeweils unser eigenes Zimmer, zumal wir den Wohnraum eh nicht als solchen nutzten. Das Appartement diente lediglich zum Schlafen und vielleicht sogar noch Duschen, nicht mal nen Kaffee tranken wir hier.
Unsere Taschen oder Koffer waren verstaut, die Betten gemacht. Zeit also, um zum gemütlichen Teil des ersten Tages überzugehen. Bei noch knallender Sonne am frühen Nachmittag schlichen wir über einen Hintereingang zur Terrasse des Balkon. Die sehr große Terrasse des Restaurants war mit Tischen für geschätzt 200 Leute gesegnet. Hinzu kam noch eine Art Strandbar fast am Rand dieser Terrasse, die mit ihrem reetgedeckten Dach einen wunderschönen Blick auf die Badebucht und das Meer bot. Und genau dort setzten wir uns hin und bestellten den ersten Drink, die anderen ließen noch auf sich warten.
Happy Hour, Wodka-O. Das war ja ganz mein Ding und auch Onkel Hotte war immer ein Freund fruchtiger Mixgetränke. Es mag sein, das sich auch der eine oder andere Gin Tonic in meinen Magen verirrte, dafür saß aber die Sonnenbrille perfekt. In der schönen wie späten Nachmittagssonne ruhten wir im Schatten auf unseren Barhockern und betrachteten die am Strand liegenden Mädels, die sich in der Sonne aalten.
Irgendwann kamen unsere Mitreisenden so nach und nach auf die Terrasse und setzten sich… nicht zu uns an die Theke, sondern an einen Tisch in der Sonne. Wastl kannte ja den Wirt und Hotelier und schwätzte mit ihm auch ne Runde, aber Hotte und mich würdigte er keines Blickes.
Er forderte uns auch nicht auf, uns doch mal mit an den Tisch zu setzen. Da die anderen Mitreisenden, selbst Mike, sich auf dieselbe Art und Weise verhielten, kam bei Hotte und mir so ein Gefühl in der Art „Persona non Grata“ auf.
Betonen möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich, dass weder Onkel Hotte noch meine Wenigkeit zu diesem Zeitpunkt gelallt hatten. Das kam erst später.

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