Mittwoch, 2. November 2016

Contramann: kurz gesehen im November

http://www.spiegel.de/politik/ausland/ceta-nein-der-wallonie-anmassender-widerstand-kommentar-a-1118035.html
Anfang der letzten Oktoberwoche gab es noch einmal Hoffnung für die Demokratie, die mir in der Schule damals gelehrt worden ist. Die Demokratie, wo alle Bürger gleichberechtigt ihr Parlament und damit ihre Regierung wählen, die daraufhin dafür sorgen, das sich der Wille der Menschen in den Gesetzen wiederfindet und die Schwachen beschützt werden, damit auch sie ein glückliches und gutes Leben führen können.
Die wallonische Regionalregierung verweigerte ihre Zustimmung zu Ceta, so dass Belgien der vorläufigen Inkraftsetzung des umstrittenen Freihandelsabkommen nicht zustimmen konnte, was zur Folge hatte, das die am 26. Oktober geplante Unterzeichnung des „vorläufigen“ Vertrages von den Kanadiern abgesagt werden musste.
Leider lenkten die Wallonen doch noch ein, aber zur Unterzeichnung kam es bisher doch noch nicht – oder doch? Die erzielten Kompromisse für wallonische Bauern oder auch Beschränkungen bei den unabhängigen Schiedsgerichten könnten hierfür die Ursache sein.
Aah ja, am Sonntag wurde unterschrieben. Gute Nacht, Demokratie.
Bleiben wir bei den Schiedsgerichten: Alles, was sich außerhalb der Öffentlichkeit oder des Einflusses der nationalen Parlamente, meinetwegen auch des Europaparlaments entzieht, widerspricht den Grundsätzen einer Demokratie, zumindest der Demokratie, wie ich sie als kleiner Bub beigebracht bekommen habe. Wenn internationale Konzerne Staaten erpressen können, entweder nationale Gesetze zugunsten des Investitionsschutzes des Klägers zu ändern oder den entgangenen Gewinn zu ersetzen, dann bestimmt nicht mehr der Wähler die Geschicke unserer Gesellschaft, sondern internationale Konzerne. Wie errechnet man eigentlich den entgangenen Gewinn bzw. die Entschädigungssumme?
Das klingt zugegebenermaßen etwas sehr pathetisch und polemisch, aber bringt es auf den Punkt. Hierzu habe ich mir diesen üblen Kommentar ausgesucht, in dem der wallonische Regierungschef Paul Magnette sarkastisch als „Asterix“ verhöhnt wird. Das ist ebenfalls polemisch und eigentlich sogar richtig, macht Magnette aber eher zu einer positiv besetzten Figur in meinen Augen.
Und ob es sich hier lediglich um wahltaktische Schachzüge der belgischen Sozialdemokraten handelt oder nicht, halte ich auch für nebensächlich, weil Politik immer so läuft, das ist ja nun wirklich nichts Neues.
Aber der Vorwurf an den Wallonen, undemokratisch zu handeln und ganz Europa quasi in Geiselhaft zu nehmen, ist ja schon fast eine böswillige Verdrehung der Tatsachen. Die sehr starken Proteste gegen Ceta in ganz Europa nebst entsprechenden Umfragen belegen ziemlich eindeutig, dass die verantwortlichen Politiker tunlichst keine Volksbefragung durchführen könnten. Das Risiko, das sich eine Mehrheit gegen Ceta und Co entscheidet, wäre zu hoch.
Selbst wenn solche Qualitätsmedien wie der Spiegel die öffentliche Meinung zugunsten von Ceta zu beeinflussen suchen, wäre eine Volksabstimmung eng. Wenn die „Spitzenleute“ der staatstragenden Parteien also ihren Job richtig machen würden, bräuchten wir uns über die AfD oder Reichsbürger nicht zu unterhalten. Die gäbe es gar nicht.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/silly-huldigt-bei-rb-leipzig-feier-anderen-ostvereinen-a-1092580.html
Eines vorweg: Ich bin auch kein Freund von „Rasenballsport“ Leipzig, erkenne aber an, das durch dieses gnadenlose Dehnen des Vereinsrechts es ein Ostverein geschafft hat, in die 1. Bundesliga aufzusteigen; aktuell sind sie dort sogar Tabellenzweiter. Zusammengekauft dank der ekligen Gummibärenbrause aus Österreich, aber gut zusammengestellt von Rangnick und Co. Wenn die Traditionsclubs auch so gut wirtschaften würden, hätte Leipzig es schwer gehabt, trotz des ganzen Geldes aufzusteigen.
Hier aber geht es um den Auftritt von Silly anlässlich der Aufstiegsfeier von RB Leipzig, sicherlich von Red Bull bezahlt. Und die abgehalfterte Band, die die zugegebenermaßen verdiente große Karriere nach der Wiedervereinigung nicht schaffte, nutzt die Gelegenheit zur Aufpolierung des eigenen Images.
Der Auftritt in den Trikots arrivierter „Ostvereine“ mag zwar den echten Fußballfan erfreuen, macht allerdings eines klar deutlich: Tradition nutzt im Millionengeschäft Fußball nichts, wenn Du glaubst, das Tradition alleine Punkte holt. Ob Dresden oder Magdeburg im Osten, Hamburg, Köln, Frankfurt im Westen – überall werden nur Millionen verbrannt und aus ehemals großen, auch international erfolgreichen Clubs werden Mauerblümchen, die eher in unteren Regionen oder Ligen anzufinden sind.
Den Leipziger, der auch mal erste Liga in seiner Stadt sehen will, interessierte das Statement der Band eher nicht. War aber auch vorauszusehen. Und so werden die wahren Fußballfans RB Leipzig weiterhin verteufeln, so wie Bayern, Wolfsburg und Hoffenheim auch, ohne zu merken, das sie lediglich ihr Neidgefühl ausleben. Ich wette, keiner würde sich beschweren, wenn z.B. „New Yorker“ jedes Jahr 10 Millionen Euro in Eintracht pumpen würde.
Man sieht das ja gerade in Leipzig.

http://www.spiegel.de/karriere/prototyp-eines-berufseinsteigers-alles-ist-so-anstrengend-a-1083493.html
Ein ehemaliger Student erzählt von den ersten Wochen in seinem neuen Leben – dem Arbeitsleben. Ein klein wenig der Schadenfreude kam mir beim Lesen auf, das war wohl auch der gewünschte Effekt dieses Seitenfüllers.
Inhaltlich ist diese vor Selbstmitleid triefende Glosse natürlich nicht zu beanstanden, aber auch nicht zu verallgemeinern. Erkennbar für mich jedenfalls war die offensichtliche Vereinsamung des Schreibers. Als ich in das Berufsleben startete, gab es kein Zurückziehen aufs Sofa. Dafür waren Freunde viel zu wichtig; heuer ist das eben nicht mehr so.
Deshalb tun mir all die Hipster und Smartphonejunkies auch nicht wirklich leid. Wenn man nicht begreift, das soziale Kontakte nichts mit Whatsapp oder Facebook zu tun haben, dann hat man schon in jungen Jahren geloost.
Zusammengefasst, in einem Satz, würde ich sagen: Die haben nicht gedient.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gregor-gysi-nennt-linkspartei-saft-und-kraftlos-a-1094221.html
Gregor hat leider recht. Mit Leuten wie Katja Kipping, Bernd Riexinger oder selbst Bodo Ramelow wird die Linke in Koalitionen mit der SPD nach und nach totgeschliffen. Was Deutschland jetzt aber braucht, ist eine kompromisslose linke Politik ohne Kompromisse, wofür Wagenknecht steht und Gysi mal stand.
Aber leider wird Sarah selbst in der eigenen Partei angefeindet und gar in AfD Nähe gerückt, weil es auch in dieser Partei mittlerweile „Realos“ gibt, die die Meinungshoheit gepachtet haben. So wird das nichts. Armes Deutschland.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-eine-luftbruecke-der-uno-wird-unwahrscheinlich-a-1095042.html
Eine Luftbrücke zur humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung in belagerten Gebieten in Syrien kam Anfang Juni nicht zustande, weil angeblich das syrische Regime dies verhindert. Wir reden da aber eher über Soldaten, die in diesem jahrelangen Ringen selbst kaum was zu fressen kriegen. Und dann gibt es noch einen Unterschied zur Berliner Luftbrücke von 1948.
In den belagerten Gebieten gibt es keine geordnete Verwaltung mehr, dort herrscht das blanke Chaos. Die Verpflegung geht demnach in erster Linie an die kämpfenden IS Leute. Da kann ich dann auch verstehen, das die syrische Regierung kein Interesse an dieser ungewollten Unterstützung des IS hat. Krieg ist nun mal nicht human.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gewalt-der-taeter-ist-fast-immer-ein-mann-kolumne-a-1097493.html
Die Möchtegern Intellektuelle Stokowski mal wieder. Wenn irgendwo eine Gewalttat verübt wird, ist es fast immer ein Mann. Da wandelt Margarete Stokowski auf den Spuren der 70er Jahre Emanzen. Ihr wird viel zu viel über Ideologie und Nationalität der Täter gefaselt, sie hält dies für zweitrangig.
Da taucht es wieder auf, das alte Dilemma der Emanzen. Alle Männer sind Schweine, es sei denn, es sind die Entrechteten dieser Erde. Das ist erst einmal löblich, doch gerade diese Menschen wachsen in höchst patriarchalischen Verhältnissen auf, wo Frauen brutalst unterdrückt werden. Da sind wir wieder in der Kölner Silvesternacht.
Schlecht durchdacht, Frau Stokowski.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/zeitumstellung-schafft-die-winterzeit-ab-a-1118764.html
Was für ein selten dämlicher Kommentar. Meine Güte, es gibt keine Winterzeit. Winterzeit ist Standardzeit und sonst gar nichts. Und ob Kinder im November abends länger Sonne haben oder peng – scheiß drauf!
Was für ein dämliches Zeug. Wäre bei Rudolf Augstein nie und nimmer im Spiegel erschienen.

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