Dienstag, 8. November 2016

H Lecter: Onkel Hotte 5/x

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Nach dem Aufstehen, auch wieder etwas später, ging es mit dem Auto weiter. Nach dem gestrigen Ausflug in die Inselhauptstadt Las Palmas sollte es heute quer über die Insel gehen. Ich weiß nicht mehr viel von diesem Tag, aber Mittags kehrten wir in ein einheimisches Restaurant im Nirgendwo ein.
Wir reden hier mehr oder weniger über eine Bretterbude, denn die gesamte Lokalität war ein einziger Freisitz. Das Gelände war ein von der Steilwand abgetrenntes Rechteck. Abgetrennt heißt hier mit einem Bretterzaun ummantelt. Die eher schlichten Tische und Stühle, zugegebenermaßen aus echtem Holz, waren gut besucht.
Der Eingang war quasi auf der linken Seite des langgezogenen Rechtecks, auf der rechten Seite befand sich die Bretterbude mit Küche und Klo und Theke zum Bestellen. Klingt wie ein gemütlicher Biergarten in Bayern, war allerdings nicht so gemütlich.
Man sah den Menschen förmlich an, das sie nicht so viel Geld zur Verfügung hatten wie wir deutschen Touristen. Auch hier erhob sich ein spanisches Gemurmel, was mir mangels Sprachkenntnissen unverständlich blieb. Und genau wie in der Hafenkneipe in Las Palmas am Vortag fühlte ich mich unwohl. Das Essen war dazu wohl auch noch einfach, ich kann mich nur noch vage an eine schlechte Qualität des Fleisches erinnern, ohne heute noch sagen zu können, was ich da so zu mir genommen hatte.
Aber sicherlich konnte ich das Essen mit dem einen oder anderen Bier gut hinunterspülen, so dass wir weiter fahren konnten. Der nüchtern gebliebene Onkel Hotte steuerte den Kleinwagen elegant die Küstenstraße entlang. Wir reden hier von einer Steilküste und wahrscheinlich 100 Meter schroff abfallendes, felsiges Gestein bis zur Meereshöhe.
Bei schönsten Wetter rauschte so das Meer auf der linken Seite unter uns vorbei, und das Ganze über viele Kilometer. An irgendeiner Stelle war eine Bucht ins Landesinnere zu erkennen und nach einer eleganten Rechtskurve befanden wir uns auf den Serpentinen zu dem schon von oben erkennbaren Fischerstädtchen. Wir hatten Puerto do Mogan erreicht, den mondänen Hafen der teuren Segelyachten.
Hier sah es wieder so neu und sauber aus wie in den Touristenhochburgen San Augustin oder Maspalomas, allerdings waren hier weitaus weniger deutsche Touristen als vielmehr die Reichen Spanier der Insel zu sehen. Hier gab es keine Bretterbuden und Selbstbedienung am Tresen, in den Restaurants wurden die Gäste trotz der Hitze im Livree bedient.
Hier lernte ich auch Günni kennen, einen alten Kumpel von Wastl und Onkel Hotte aus Salzgitter. Er machte gerade mit seiner Frau Urlaub auf Granni und schlürfte in einem der edlen Restaurants seine Muscheln. Wir setzten uns dazu und hatten einen schönen Nachmittag.
Sonnenbrille und Baseballkäppi auf, Bier vor mir und eine Kippe in der Hand. Dazu angeregte Gespräche mit Günni, der zu der Zeit wohl schon das Wochenblatt in Salzgitter managte. Günni ist ja durch und durch Geschäftsmann, dabei aber immer noch Mensch geblieben und nie abgehoben. Ich rechne es Hotte nach wie vor hoch an, das er Wastl wegen des Streits vor Günni nicht schlecht redete.
Ich weiß noch, das ich von meinem Platz aus einen hervorragenden Blick über die große Plaza auf die Segelyachten im Hafen hatte. Wenn ich mich umdrehte, konnte ich in der Ferne die wunderschön geschwungenen Serpentinen sehen, die sich am Fels entlang bis zum oben gelegenen Plateau zogen.
Anschließend verabschiedeten wir uns von Günni und seiner Frau und machten noch einen kurzen Bummel am Hafenkai entlang. Danach ging es wieder über die Serpentinen zurück auf das Plateau und dann nach Hause. Also nach St. Augustin, um den Wagen wieder abzugeben. 2 Tage waren wir mit dem Auto unterwegs gewesen und Hotte hatte zumindest während der Fahrerei keinen Alkohol zu sich genommen.
Damit war jetzt natürlich Schluss. Wir schlichen uns an unseren Mitreisenden vorbei in die nächste Strandbar des benachbarten Hotels und setzten uns erst einmal an die Theke. Das mit Palmgras abgedeckte Dach spendete uns wohltuenden Schatten, dazu erklang die übliche spanische Folklore.
Hotte zog das Resümee, das Gran Canaria eben mehr zu bieten hatte als nur die Centren und Strände für die deutschen Touristen. Da könnte ich ihm nur zustimmen, in den letzten beiden Tagen hatte ich mehr von der Insel gesehen als bei meinen wohl insgesamt vier Besuchen der Insel, soweit ich mich erinnern kann.
Ich glaube mittlerweile, das an dieser Strandbar der Urlaub noch einmal richtig anzog. Essen war ab hier für mehrere Tage abgemeldet oder zumindest zweitrangig. Bier kam kaum noch auf den Tisch und die Nächte zogen sich bis in den Morgen. Spätestens ab jetzt reden wir über ein Aufstehen aus dem komatösen Schlaf nicht vor 12 Uhr mittags.
An dieser Strandbar war mit der langsam nachlassenden Sonne die Happy Hour angebrochen, und das hieß natürlich Attacke! Wodka Lemon war der Drink von Onkel Hotte und mir, mit weit aufgerissenen Augen sah ich das Mischungsverhältnis der beiden Zutaten dieses leckeren Gesöffs.
Fifty-Fifty, würde ich mal sagen. Und Happy Hour bedeutet ja nicht ein Getränk zum halben Preis, sondern zwei Drinks statt einem. Onkel Hotte hatte sichtlich Nachholbedarf und ich ließ mich auch nicht lumpen, so dass wir 3 - 4 Runden in der Stunde locker hin bekamen. Druckbetankung war also angesagt.
Die Sonne schien noch, die Sonnenbrille ließ ich da besser auf. Sah ja auch gleich viel cooler aus. Der gerade Schritt wollte mir zwar nicht mehr so recht gelingen, aber da auch Onkel Hotte anfing zu blinzeln und mit schwerer Zunge zu sprechen, war klar, das es jetzt in den Abend hinein geht. Zum Umziehen in unser Appartement fehlte uns jetzt eindeutig die Zeit, es galt, die nächste Bar anzusteuern.

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