Donnerstag, 28. April 2016

Udorallala: Top Songs 2/?

Im Dudel-Radio spielen sie gerne die Hits der 70er oder 80er, doch „meine“ Hits sind da nie dabei. In loser Folge schreibe ich deshalb über einzelne Songs und warum sie so wichtig, bahnbrechend oder anders wie bedeutend sind. Für mich, für Dich, für uns alle.
Ding Dong – That`s my Song!

The Damned – New Rose
“Is she really going out with him?”
Fragt Dave Vanian zu Beginn des Songs, eine Hommage an „Leader oft he Pack“ von den Shangri-Las. Danach erst setzen Gitarre und Schlagzeug holpernd ein und spielen diesen wunderschön schlechten und schrägen Lick herunter. Vier Schläge mit der Snare, Vanian schreit noch ein „Aah!“ ins Mikro. Und dann wird es mit dem Bass erbarmungslos schnell. Noch heute läuft mir ein wohliger Schauer den Rücken herunter, wenn ich den Anfang von „New Rose“ höre.
Dieser bahnbrechende Song wurde am 22. Oktober 1976 in England auf Stiff Records veröffentlicht. Die Damned orgelten den Song in den Pathway Studios innerhalb eines Tages ein. Der Produzent Nick Lowe brauchte einen weiteren Tag zum Mixen.
Wobei mich auch heute noch überrascht, dass hier überhaupt irgendwas nachbearbeitet werden musste. Nick Lowe war ja ansonsten eher bekannt für glasklar produzierte und anspruchsvolle Popmusik, bei „New Rose“ jedoch blies der für den damaligen Zeitpunkt brachial-dumpfe Sound einen förmlich die Ohren weg.
Der stellenweise schrille, aber auch schräge Gesang war für die damaligen Hörgewohnheiten sicherlich schmerzhaft, schaut man auf die Top Songs in der Woche der Veröffentlichung des Songs. Auf Platz 1 befand sich in jener Woche „Mississippi“ von „Pussycat“ – bitte jetzt nicht mitsingen. Erwähnenswert ist noch „Sailing“ (Onkel Rodney) auf Platz 3 sowie „Dancing Queen“ (Abba) auf Platz 6. „New Rose“ dagegen sucht man in den Charts vergebens, der Sound war selbst für englische Ohren zu roh.
Wir reden hier immerhin über die angeblich allererste Punk Single, das ist aber nicht der Grund, weshalb „New Rose“ zu meinen Lieblingssongs gehört. Es ist diese spürbare Unprofessionalität der Musiker, auf alle Fälle der holpernde Beginn. Auch diese extrem schnell gespielte Gitarre begeistert mich auch heute noch. Einfach Genial.
Die Damned waren übrigens noch vor den Pistols von Malcolm Mclaren zusammengestellt worden. Während Brian James von den legendären „London SS“ kam, von denen leider lediglich ein Demo Band existiert, begann der Rest der Band in der nahezu vergessenen Formation „Masters of the Backside“, die es lediglich zu einem Miniauftritt in einer Kirchengemeinde brachte. Neben Dave Vanian, Captain Sensible und Rat Scabies gehörte die junge Chrissie Hynde zu dieser Combo. Und Chrissie hatte später ja nun wirklich eine große Karriere geschafft.
Die Damned dagegen starteten leider nicht so raketenhaft durch wie die Pistols, sie waren dazu auch nicht provokant genug, was ihr Auftreten anging. So verlor Mclaren schon früh das Interesse an den Damned und konzentrierte sich auf die Pistols. Dabei waren die Damned ja nun nicht völlig erfolglos in ihrer langen Karriere.
14 Singles in den britischen Hot Hundred sprechen da eine deutliche Sprache. Das Cover von „Eloise“ war 1986 am erfolgreichsten; „Love Song“ von der 3. LP schaffte es 1979 immerhin auf Platz 20 der Charts. Captain Sensible wiederum hatte solo mit „Happy Talk“ einen Nr. 1 Hit in Großbritannien. Unsterblich, weil weltweit ganz vorne in den Charts, hat er sich allerdings mit „WOT!“ gemacht, einem Rap, den heute noch jeder kennt.
So vielseitig die Band auch in ihrem Schaffen all die Jahrzehnte war und – Überraschung! – ist, die erste LP mit knapp über 30 Minuten Spieldauer ein musikalischer Meilenstein. Nicht Protest und Aufruhr wie bei den Pistols oder Clash standen bei ihnen auf dem Programm, sondern Spaß am Leben. Auf das das Ale niemals alle wird.
Dazu kleideten sie sich faschingsgemäß bunt. Dave Vanian gern im Bela Lugosi Outfit, der Captain gern mal als Krankenschwester. Aber auch das war erst später, denn bei alten Videos wie „New Rose“ sieht man eine Live Band par excellence auf der Bühne toben, das es eine wahre Freude ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen