Samstag, 23. April 2016

Hartmudo Spezial: Die dicke Wade 6/17

Kurz darauf wurde er für die OP abgeholt und ich war allein im Zimmer, aber nur kurz. Denn kurze Zeit später wurde Mr. Maco hinein gerollt. Mr. Maco kam 4 Monate zuvor aus Mali, war im der zentralen Aufnahmestelle untergebracht und sprach kein Wort Deutsch. Ein ca. 25 Jahre alter Afrikaner also, Horst würde begeistert sein.
Auf einmal tauchte der Chirurg vom Vortag mit einer Kollegin aus seiner Abteilung auf, Marke strenge Erzieherin. Von ihm erfuhr ich jetzt, das sich der Verdacht einer Thrombose gottlob nicht bewahrheitet hätte, es sei wohl doch ein Muskelfaserriss mit Einblutungen.
Ich würde auf die chirurgische Station verlegt werden, noch an diesem Tage. Sagte er und weg waren die beiden. Auf Nachfrage bestätigte die Schwester, das ich schon mal packen könnte.
Zwischenzeitlich kam Horst zurück. Er hatte einen Beutel am Bauch hängen, in dem der blutige Ausfluss über seinen Katheter gesammelt wurde. Offenbar war ihm nicht nach Reden zumute, denn er drehte sich zur Seite und machte die Äuglein zu. Ich ließ ihn in Ruhe, genau wie Mr. Maco, der ebenfalls in seinem Bett vor sich hin dämmerte. Zeit, meine Sachen zusammen zu packen.
Mit der Tasche und meinen Straßenschuhen in der Hand, Jacke über Arm, Schlafmaske in der Tasche an der anderen Hand, ging ich zum Schwesterzimmer, um mich in die chirurgische Station im 2. Stockwerk abzumelden.
Was für ein Irrtum. Die Schwestern waren irritiert, ich solle in meinem Zimmer bleiben, ich würde samt meines Bettes abgeholt werden. Also ging ich ins Zimmer zurück und begrüßte Mr. Maco, von dem ich mich 1 Minute zuvor verabschiedet hatte. Horst schlief ja noch.
Dies geschah noch kurz vor dem Mittagessen, das kurze Zeit später serviert wurde. Horst war da natürlich wach, er hatte Schmacht. Ging mir übrigens ähnlich, so dass mir der Anblick des blutigen Plastikbeutels, welcher an seinem Bauch herrunterhing, den Appetit nicht verderben konnte. Ich weiß noch, das ich 3 vegetarische Gemüsetaler auf dem Teller hatte, Soße dazu. Die Kartoffeln... Na ja.
Für Horst wurde es dann aber Zeit, in die Salzdahlumer zu fahren. Er war zum MRT angemeldet, das geht im St. Vinzenz nicht, weil es ein eher sehr kleines Krankenhaus ist. Hort war nicht sehr erfreut über diese Untersuchung, allerdings nicht, weil sie so schmerzhaft oder nervig wäre.
Nein, er wartete eigentlich auf seine geliebte Frau, die mit der Tochter am frühen Nachmittag vorbeikommen wollte. Beim letzten MRT in der Salzdahlumer hätte er fast 4 Stunden gewartet. Zum Glück wollte sie anrufen, bevor sie sich auf den Weg machen wollte. Als der Taxifahrer ihn abholte, versprach ich ihm, seine Frau von ihm zu grüßen.
Dann war er weg und ich war mit Mr. Maco wieder allein im Zimmer. Wenn ich ihn auf Englisch ansprach (meine Sprachkenntnisse sind stark verbesserungswürdig), antwortete er freundlich, stieg aber selbst nicht in eine Konversation ein. Ihm ging es mit Englisch sicher ähnlich wie mir.
So schwiegen wir so vor uns hin, als die Schwester pünktlich um 14.00 Uhr das Zimmer stürmte, um die nächste Infusion zu setzen. Gleichzeitig kam der feuchte Verband endlich ab, wurde aber nicht erneuert. Wieder hatte ich diese unangenehme Gefühl, als das Penizillin in meinen Körper tröpfelte.
Auch diesmal sollte die Aktion über eine Stunde dauern. Dies war erneut eine Geduldsprobe für meine Nerven, ich kann so etwas einfach nicht ab. Um meine Stimmung nicht vollends ins Depressive abgleiten zu lassen, schnappte ich mir mein Buch und las die ganze Zeit. Ein wenig half es, um mich abzulenken, jedoch nicht so viel, als das es mich beruhigte.
Heilfroh war ich, als die Schwester mich endlich nach dieser so empfundenen Tortur vom Tropf der Injektionsflasche nahm. Ob Horst seine Frau vorher oder erst danach anrief, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls ging ich an Horst sein Telefon (sie hatten ihm Geld für die Freischaltung der Fernbedienung zu externen Gesprächen abgeknöpft) und erklärte seiner Frau die Lage. Sie wollte später nochmal anrufen.
Was soll ich sagen - insgesamt dreimal sprach ich mit ihr. Horst war lange noch nicht zurück. Er war auch nicht zurück, als ich so gegen halb sechs abends endlich auf die andere Station verlegt wurde. Und wieder musste ich meine Klamotten am Fußende des Bettes verstauen, weil ich mal wieder gefahren wurde.
Meine dicke Jacke musste ich verkrampft festhalten, denn dank der Taschen hatte ich kaum Platz, um meine Füße zu lagern. Ich dachte geistesgegenwärtig noch daran, der Helferin im freiwilligen sozialen Jahr, die mich mit einiger Mühe über den Flur schob, zu berichten, dass Horst seine Frau schon öfters angerufen hatte und erst am nächsten Tag ins Krankenhaus kommen würde. Sie wollte aber nochmal anrufen. Mr. Maco wünschte ich noch alles Gute.
Wieder war es gegen 18.00 Uhr, als ich vor mein neues Zimmer gerollt wurde. Station 2, Zimmer 201, 2. Stock. Das war das Erste, was ich als Whatsapp an meine Löwin schickte. Eine Antwort darauf erhielt ich von ihr nicht, denn sie war erneut bereits unterwegs und fand den Weg alleine zu mir. Ich hatte das Zimmer noch nicht mal betreten, die Helferin rollte das Bett noch, da tauchte meinen Löwin schon aus dem Fahrstuhl auf.

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