Mittwoch, 13. April 2016

Johnny Burnette Trio 4/5

Die dritte und damit letzte Aufnahmesession der Band datiert aus dem März 1957, ebenfalls in Nashville im Studio von Owen Bradley. Dieser nahm sich ein Beispiel an Elvis und den Jordanaires; Für den Refrain stellte er eine Backing Vocals Gruppe zusammen, die auf den letzten beiden Singles des Johnny Burnette Trios zu hören sein sollten - „Butterfingers“ und „If you want it enough“.
Der zweite Song wurde im Dezember 1957 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt existierte das Johnny Burnette Trio schon nicht mehr in der Originalbesetzung. Die Neubesetzung nach der Trennung bestand nur kurz. Die nach heutigen Maßstäben eher erfolglose Karriere des Johnny Burnette Trios auf Vinyl endete mit dieser eher Doo Wop lastigen Nummer, die überhaupt nur wegen Burlison`s grandiosem Gitarrenspiel erwähnenswert ist.
Im April 1960 veröffentlichte Coral zwar noch „Blues stay away from me“ als Reaktion auf Johnny Burnette`s Erfolge als Popmusiker für Liberty, aber dieser Song stammte eigentlich aus der zweiten Session aus dem Juli 1956 und kam 1960 definitiv zu spät.
Aber warum kam es überhaupt zur Trennung? Nun, als der erhoffte und eigentlich verdiente Chart Erfolg ausblieb, kam es immer öfters zu Streitereien in der Band. Und als Henry Jerome den lediglich angestellten Drummer Tony Austin als Vorwand nahm, um bei den Abrechnungen die Band sowohl bei Konzerten wie auch bei den Plattenaufnahmen als „Johnny Burnette & the Rock & Roll Trio“ zu bezeichnen, kam es zum Streit mit Dorsey.
Dieser war sehr erzürnt und fühlte sich zurückgesetzt, da er nicht nur die meisten der Eigenkompositionen schrieb, sondern auch auf einigen Songs wie z. B. „Sweet Love on my Mind“ die Lead Vocals sang. Dies ungeachtet der Tatsache, das die Band zumindest auf der Bühne mit dem festen Drummer Tony Austin als Quartett auftrat. Andererseits hatte Dorsey natürlich Recht.
Denn Austin war lediglich für die Live Gigs gemietet, bei den Studioaufnahmen saßen Eddie Gray und Buddy Harman Jr. An den Drums, denn diese waren Angestellte des jeweiligen Studios und die Band bestand ja irgendwie nur aus den Dreien. Austin selbst kam nur durch Zufall zum Engagement bei dem Burnette Trio.
Er spielte 1953 einige Gigs mit seinem Cousin Carl Perkins in ihrer Heimatstadt Jackson, ehe Perkins W.S. Holland als festen Drummer einstellte. 3 Jahre später fragte das Burnette Trio Perkins, ob er nicht einen Drummer wüßte. Perkins wusste einen und die Burnettes pickten Austin bei der Durchfahrt in Jackson auf.
Soviel zum „Quartett“. Dorsey bestand darauf, den Namen „Rock & Roll Trio“ beizubehalten, um die Gleichberechtigung der Musiker zu betonen. Doch Dorsey konnte sich nicht durchsetzen, da es in den 50ern noch üblich war, die Musik über einen Solokünstler mit Begleitband zu verkaufen.
Schließlich eskalierte der Streit in der Nähe der Niagara Fälle und Dorsey verließ die Band gerade mal eine Woche, bevor ihr Auftritt in Alan Freed`s Film „Rock! Rock! Rock!“ anstand. Kurzerhand organisierten Paul Burlison und Johnny Burnette Bill Black`s Bruder Johnny als Ersatz.
Bill Black spielte bekanntlich zusammen mit Scotty Moore für Elvis am Bass, auch sein Bruder beherrschte dieses Instrument. Die von Dorsey zurückgegebene Band Uniform wurde auf Johny Black`s Größe heruntergeschnitten. Aus den Resten der Pajad Corporation kauften sie für Black einen akustischen Bass und setzten ihn auf die Gehaltsliste. Alles in der Woche, bevor die Band ihren Part in Alan Freed`s Film aufnahm – mit Johnny Black.
Dorsey kehrte in seine Heimatstadt Memphis zurück, wo er einen Lead Gitarristen sowie einen Bassisten fand. Dorsey selbst wechselte an die Rhythmusgitarre und übernahm natürlich auch die Vocals. Interessanterweise akzeptierte er auf einmal die vorherrschende Praxis, den Namen einer Gruppe nach dem Sänger zu benennen.
Dorsey Burnette and the Rock & Roll Trio tourten jedoch lediglich kurz durch den Süden, ehe sie sich 1958 auch schon wieder trennten. Dorsey versuchte sich in der Folge als Solo Act zu etablieren und nahm das Angebot an, in der Town Hall Party in Kalifornien aufzutreten. Er ging in den Westen mit seiner Familie, obwohl er die Chance hatte, beim Louisiana Hayride, einer der bekanntesten Country Shows im amerikanischen Hörfunk aufzutreten.
Mit ihm ging auch Johnny – man hatte sich wohl ausgesöhnt – nach Kalifornien. Johnny nahm in jenen Jahren keine Platten mehr auf. Dorsey kämpfte hart, um sich und die Familie durchzubringen, indem er wieder als Elektriker arbeitete, während er in seiner knapp bemessenen Freizeit weiter Songs schrieb.
So war es denn Dorsey`s Hartnäckigkeit zu verdanken, dass die Brüder wieder ins Geschäft kamen. Unangemeldet besuchte er Ozzie und Harriet Nelson, die Eltern von Rick Nelson und selber bekannte Entertainer im Hörfunk und Fernsehen. Sie sollten Ricky überreden, Songs von ihm zu singen, um seinen Durchbruch als Songwriter zu ermöglichen.
Ricky Nelson fuhr daraufhin im wahrsten Sinn des Wortes mit seinem Motorrad vor und akzeptierte Dorsey`s Vorstellung. Er besorgte Johnny und Dorsey kurzfristig ein Vorsingen und arbeitete fortan mit den Brüdern zusammen, welches mit der Aufnahme von einem Dutzend Burnette Songs endete; Die meisten hiervon stammten aus der Feder von Dorsey.

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