Aus
den Erinnerungen eines Musikjunkies Teil 3
Anfang
der 80er Jahre ging es endlich auch los mit dem Deutschpunk. Neue
Deutsche Welle wurde es von Anfang an genannt, aber als Fräulein
Menke, Markus und Co ihre Runden drehten, wurde es kommerziell und
somit ideologisch nicht mehr tragbar.
Bis
heute verbindet mich mit Urmel die Liebe zur Musik von Peter Hein.
Family Five und Fehlfarben – unzählig sind die Konzerte über 30
Jahre hinweg, die wir zusammen erlebt haben. Auch wenn meine Löwin
ihn Sch... findet, so sind die Texte und damit die Parolen immer
zitierbar, auch wenn sie für Außenstehende keinen Sinn ergeben.
Hauptsache, Urmel und ich verstehen uns.
Ich
hatte dann auch Singles und Maxis von kleinen Versänden wie dem
Zensor bestellt. Darunter waren die Limburger Pest (3
Singles/Schallfolie von den Radierern, Wirtschaftswunder und
Siluettes 61) und die Bommerlunder Single von den Toten Hosen. Da war
Campino noch sensationell gut.
Die
Informationen über neue Bands zog ich aus dem Sounds oder der Spex.
Beide Zeitschriften hatte ich irgendwann abonniert. Denn im Gegensatz
zu Heute gab es kein Internet und „freies“ Radio. Was im Spex
oder Sounds nicht stand, existierte auch nicht.
Eine
Single kostete Sechs Mark. MaxiSingle lag bei zehn bis zwölf. LP
über Versand wie Zensor, Rip Off oder ZickZack kostete sechszehn,
Siebzehn oder Achtzehn. Und alle diese Scheiben kaufte ich blind nach
einer überschwänglichen Kritik von Harald InHülsen oder wem auch
immer. Bei Govi oder gar Gabi brauchte ich gar nicht erst gucken.
Wahrscheinlich hätten die mir die benötigten Scheiben auch bestellt
– Aufschlag inbegriffen.
So
war wenigstens die Vorfreude garantiert, wenn nach ein bis zwei
Wochen der Postbote das Versandpaket brachte. Beziehungsweise den
Zettel in den Briefkasten schmiß, weil ich nicht zu Hause war.
Logischerweise
hatte ich die Platten dann andächtig abgehört. Zu der Zeit hatte
ich wohl noch bei meinen Eltern in Melverode gewohnt. Dazu gab es
natürlich auch immer das eine oder andere Bierchen. Mitwippen, ja
mitsingen inbegriffen.
Die
dazugehörigen selbst gemixten Musikcassetten liefen dann im Auto.
Zwei Boxen, die eigentlich für Stereoanlagen gedacht warten, lagen
auf dem Rücksitz. Nicht angeschnallt. Bei einer Vollbremsung hätten
die mir in den Nacken schießen können, aber diesbezügliche
Vorbehalte ließ ich damals nicht gelten.
Die
wirklich guten Sachen der NDW - sprich der nicht-industrielle Teil –
fand von ca. 1979 bis 1983 statt. Statt nicht-industriell kann man
auch Independent sagen. In 500er bis 1000er Auflage erschienen
überwiegend Singles und Maxis, die von Musik und Texten her besser
durch den Begriff Deutschpunk charakterisiert werden. Die Platten
erschienen auf Kleinstlabels. Aber rasch bildeten sich auch größere
Labels wie ZickZack aus Hamburg oder No Fun aus Hannover heraus.
Von
diesen beiden Labels hatte ich zeitweise alles; Der Jäger und
Sammler blickte da durch.
Wenn
ich dann im Sommer mit offenen Fenster in meinem BMW (!) durch die
Stadt fuhr, dröhnte „Die U-Bahn rollt“ von Saal 3 aus meinen
Boxen. Die Leute, die dachten: „Was ist das für ein Bekloppter?“
sah ich durch die schwarze Sonnenbrille ja nicht.
Schwarzes
und gebrauchtes Nadelstreifensakko waren angesagt. Badges gehörten
dazu. Ich hatte sogar eine Streifenhose (blau-weiß), die ich so
lange trug, bis sie wirklich nicht mehr passte. Aber da war es mit
dem „Deutschpunk“ eigentlich schon vorbei. NDW und damit Nena und
Konsorten waren angesagt. Da gab es auch viel gutes, aber leider auch
viel Schrott.
Was
blieb – insbesondere nachdem Peter Hein Fehlfarben verlassen hatte
– war Family 5 und vielleicht noch die Straßenjungs. Mehr über
die „schöne Zeit“ kannst Du in Teipels „Verschwende Deine
Jugend“ nachlesen. Vorsicht vor dem gleihnamigen Spielfilm – das
ist NDW und hat mit dem Buch nichts zu tun.
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