John Flemming Olsen – Der
Fritten-Humboldt
Ingo kennt wohl jeder aus Dittsche.
Bürgerlich heißt er Jon Flemming Olsen und ist Musiker (Texas
Lightning), Schauspieler und Grafiker. Für Dittsche setzt er eine
Langhaarperücke auf, in Echt braucht der Mann keine Badekappe.
In allen 16 Bundesländern hat er für
einen Tag einen Imbiß besucht, um dort als „Praktikant“ zu
arbeiten. Denn Olsen hat eigentlich keine Ahnung, wie man Pommes,
Schaschlik und Co. Zubereitet. Herausgekommen ist ein eindruckvolles
Buch.
16 kleine Geschichten aus einer Welt,
die angesichts Dönerbuden und chinesischen Suppenküchen am
Aussterben ist. Die Eppendorfer Grillstation, dort, wo Dittsche
spielt, ist der Abschluß der Imbißtour. Und wenn man das Buch so
ließt, kriegt man mitl, das Typen wie Schildkröte überall Imbisse
bevölkern und zu einem Flair beitragen, das hoffentlich noch lange
überlebt.
Denn das ist Deutschland, hier ist der
Teutone zu Hause. Ein geiles Buch, welches ich bei Graff vom
Grabbeltisch gerettet habe. Da wird einem wirklich warm ums Herz.
Andreas Brandhorst – Das Artefakt
Space Opera aus Deutschland ? Aber ja
doch !
Spätestens nach seinen 2 Zyklen aus
dem Kantaki-Universum steht fest, das auch aus Deutschland spannende
SciFi kommen kann. Er schrieb auch für Perry Rhodan, aber in seinen
Romanen da geht es so richtig ab.
Das Artefakt macht da keine Ausnahme.
Viele schillernde Alienvölker und eine fesselnde Handlung; Herz, was
willst Du mehr.
Rahil Tennerit ist Exekutor (nein, kein
Henker – mehr so ein Botschafter mit Sondervollmachten) der Ägide,
einer menschlichen Organisation, die rückständigen
(Menschen)planeten Entwicklungshilfe leistet. Denn 600 Jahre vorher
hätten die Menschen durch ihre aggressive Lebenseinstellung in
Kriegen beinahe die Galaxis vernichtet und müssen nun beweisen, das
sie auch Frieden können. Denn nur dann kommen sie zu den Segnungen
des Universalwissens der kosmischen Enzyklopädie. Und da halten die
„höheren“ Alienmächte natürlich die Hand drauf, weil sie den
kriegerischen Menschen nicht trauen.
Auf dem Planeten Heraklon taucht dann
das Artefakt aus der Zukunft auf und die Menschen wittern die Chance,
höhere Technologie auch ohne den Goodwill der höheren Mächte
erlangen zu können.
In diesem Roman ist alles drin: Dunkle
Verschwörungen, unerwartete Verbündete und ein Held, der unter
einem Kindheitstrauma leidet. Manchmal ist die Vielfalt der Orte und
Alienvölker erdrückend. Gerne hätte man mehr über die Gesserat
oder Kzosek erfahren, aber die Handlung läuft immer weiter auf einen
furiosen Höhepunkt zu.
Brandhorst brennt ein Feuerwerk ab.
Dieses Universum hätte durchaus das Zeug zu einem mehrbändigen
Zyklus.
John Robbs – PUNKROCK
Endlich komme ich dazu, die englische
„Punk-Geschichte“ von John Robbs zu lesen. Über die New Yorker
Szene in dem Kracher „Please Kill me“ habe ich ja bereits viel
geschrieben. Hier geht es um die Engländer.
John Robb als Kopf der Membranes kann
man getrost der damaligen Szene hinzurechnen, wenn auch nicht zur
Generation der ersten Stunde, obwohl die Buchbeschreibung dies
suggeriert. Die Generationszyklen waren halt sehr kurz damals.
John Robbs hat sie wirklich alle
gefragt, die damals dabei waren. Das entstandene lückenlose Bild
transportiert viel Informationen. Für diejenigen, denen mitzuwirken
kraft Alters versagt blieb, sind es vielleicht zuviel Informationen
und zuwenig Feeling.
Insgesamt auch ein schöner Überblick
in die damalige Szene in England; die Zeit ab Anfang der 70er mit
Glam- und Pubrock wird gut eingearbeitet. Absolut eine
Leseempfehlung, obwohl „Please Kill me“ noch besser ist, weil da
der Fokus mehr auf das Lebensgefühl der Beteiligten abzielt.
Jürgen Teipel – Verschwende Deine
Jugend
… und tanz den Mussolini.
Dieses „Must-Have“ habe ich schon
vor 10 Jahren gelesen, aber an dieser Stelle muß ich es nochmals
erwähnen. Zumal im Juni diesen Jahres eine um 80 Seiten erweiterte
Neuauflage erschienen ist.
Auch hier entsteht durch die
Aneinanderreihung von Interviews bzw. Statements der wichtigsten
Figuren der Szene eine Story, die sich fast wie ein Roman liest. Für
diejenigen, die seinerzeit „dabei“ waren, kommt der
Erinnerungseffekt. Für die Jüngeren ist dies ein guter Einstieg,
wenn man sich mit dieser interessantesten Phase deutscher Rockmusik
befassen möchte.
Diese Ursprünge der NDW entstanden vor
ca. 30 Jahren. Auch hier gilt, wie bei „Please kill me“ und
„PUNKROCK“ auch: Die Musik entstand in einer bestimmten Zeit
unter bestimmten Umständen. Die Bücher erklären es uns.
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