Montag, 27. August 2012

Uncle Fester: grad gelesen August 2012

John Flemming Olsen – Der Fritten-Humboldt
Ingo kennt wohl jeder aus Dittsche. Bürgerlich heißt er Jon Flemming Olsen und ist Musiker (Texas Lightning), Schauspieler und Grafiker. Für Dittsche setzt er eine Langhaarperücke auf, in Echt braucht der Mann keine Badekappe.
In allen 16 Bundesländern hat er für einen Tag einen Imbiß besucht, um dort als „Praktikant“ zu arbeiten. Denn Olsen hat eigentlich keine Ahnung, wie man Pommes, Schaschlik und Co. Zubereitet. Herausgekommen ist ein eindruckvolles Buch.
16 kleine Geschichten aus einer Welt, die angesichts Dönerbuden und chinesischen Suppenküchen am Aussterben ist. Die Eppendorfer Grillstation, dort, wo Dittsche spielt, ist der Abschluß der Imbißtour. Und wenn man das Buch so ließt, kriegt man mitl, das Typen wie Schildkröte überall Imbisse bevölkern und zu einem Flair beitragen, das hoffentlich noch lange überlebt.
Denn das ist Deutschland, hier ist der Teutone zu Hause. Ein geiles Buch, welches ich bei Graff vom Grabbeltisch gerettet habe. Da wird einem wirklich warm ums Herz.

Andreas Brandhorst – Das Artefakt
Space Opera aus Deutschland ? Aber ja doch !
Spätestens nach seinen 2 Zyklen aus dem Kantaki-Universum steht fest, das auch aus Deutschland spannende SciFi kommen kann. Er schrieb auch für Perry Rhodan, aber in seinen Romanen da geht es so richtig ab.
Das Artefakt macht da keine Ausnahme. Viele schillernde Alienvölker und eine fesselnde Handlung; Herz, was willst Du mehr.
Rahil Tennerit ist Exekutor (nein, kein Henker – mehr so ein Botschafter mit Sondervollmachten) der Ägide, einer menschlichen Organisation, die rückständigen (Menschen)planeten Entwicklungshilfe leistet. Denn 600 Jahre vorher hätten die Menschen durch ihre aggressive Lebenseinstellung in Kriegen beinahe die Galaxis vernichtet und müssen nun beweisen, das sie auch Frieden können. Denn nur dann kommen sie zu den Segnungen des Universalwissens der kosmischen Enzyklopädie. Und da halten die „höheren“ Alienmächte natürlich die Hand drauf, weil sie den kriegerischen Menschen nicht trauen.
Auf dem Planeten Heraklon taucht dann das Artefakt aus der Zukunft auf und die Menschen wittern die Chance, höhere Technologie auch ohne den Goodwill der höheren Mächte erlangen zu können.
In diesem Roman ist alles drin: Dunkle Verschwörungen, unerwartete Verbündete und ein Held, der unter einem Kindheitstrauma leidet. Manchmal ist die Vielfalt der Orte und Alienvölker erdrückend. Gerne hätte man mehr über die Gesserat oder Kzosek erfahren, aber die Handlung läuft immer weiter auf einen furiosen Höhepunkt zu.
Brandhorst brennt ein Feuerwerk ab. Dieses Universum hätte durchaus das Zeug zu einem mehrbändigen Zyklus.

               

John Robbs – PUNKROCK
Endlich komme ich dazu, die englische „Punk-Geschichte“ von John Robbs zu lesen. Über die New Yorker Szene in dem Kracher „Please Kill me“ habe ich ja bereits viel geschrieben. Hier geht es um die Engländer.
John Robb als Kopf der Membranes kann man getrost der damaligen Szene hinzurechnen, wenn auch nicht zur Generation der ersten Stunde, obwohl die Buchbeschreibung dies suggeriert. Die Generationszyklen waren halt sehr kurz damals.
John Robbs hat sie wirklich alle gefragt, die damals dabei waren. Das entstandene lückenlose Bild transportiert viel Informationen. Für diejenigen, denen mitzuwirken kraft Alters versagt blieb, sind es vielleicht zuviel Informationen und zuwenig Feeling.
Insgesamt auch ein schöner Überblick in die damalige Szene in England; die Zeit ab Anfang der 70er mit Glam- und Pubrock wird gut eingearbeitet. Absolut eine Leseempfehlung, obwohl „Please Kill me“ noch besser ist, weil da der Fokus mehr auf das Lebensgefühl der Beteiligten abzielt.

Jürgen Teipel – Verschwende Deine Jugend
… und tanz den Mussolini.
Dieses „Must-Have“ habe ich schon vor 10 Jahren gelesen, aber an dieser Stelle muß ich es nochmals erwähnen. Zumal im Juni diesen Jahres eine um 80 Seiten erweiterte Neuauflage erschienen ist.
Auch hier entsteht durch die Aneinanderreihung von Interviews bzw. Statements der wichtigsten Figuren der Szene eine Story, die sich fast wie ein Roman liest. Für diejenigen, die seinerzeit „dabei“ waren, kommt der Erinnerungseffekt. Für die Jüngeren ist dies ein guter Einstieg, wenn man sich mit dieser interessantesten Phase deutscher Rockmusik befassen möchte.
Diese Ursprünge der NDW entstanden vor ca. 30 Jahren. Auch hier gilt, wie bei „Please kill me“ und „PUNKROCK“ auch: Die Musik entstand in einer bestimmten Zeit unter bestimmten Umständen. Die Bücher erklären es uns.

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