Sonntag, 1. Juli 2012

Hartmudo: Schürrle


Nach 3einhalb Wochen neigt sich die EM den Ende entgegen. Heute Abend heißt das Endspiel Spanien gegen Italien. Deutschland ist unter Löw zum 4. Mal (2006 noch mit Klinsmann) gegen Spanien oder Italien ausgeschieden.
Die Vorrunde verlief mit 3 Siegen optimal; Und nach dem überzeugenden Viertelfinale gegen die Griechen schien der Titel nur noch eine Formsache zu sein. Und dann reichten 2 geniale Momente der Italiener aus, um Deutschland schon in der ersten Halbzeit zu besiegen.
„Kann man noch an Yogi glauben?“ fragt Bild am Sonntag scheinheilig. „Uns stoppt keiner mehr!“ titelte Bild noch nach dem Sieg über die Griechen. So schnell kippt die Stimmung vollends. Erst waren sie unbesiegbar, jetzt sind sie die Deppen der Nation.
Und viele denken wirklich so. In meinem persönlichen Umfeld habe ich dies gut beobachten können. Auf einmal wird sogar das Endspiel uninteressant - „Wir“ sind ja nicht dabei. Meine Löwin und ich schon. Wir nehmen das eher sportlich.
Es ist doch so: Die Italiener waren einfach besser. Dieses Halbfinale wirkte auf mich wie ein Spiegelbild des Holland-Spiels; Bloß mit umgekehrten Kennzeichen. Die 2 Tore gegen statt für Deutschland und Balotelli statt Gomez als doppelter Torschütze mit 2 genialen Momenten. Apropos Balotelli: Wie er da nach dem 2:0 da stand – freier Oberkörper und zur Statue eines Klingonen erstarrt. Das ist für mich das Bild dieser EM. Der emotionalste Moment des Turniers, gerade weil er keinen Muskel bewegt.
Sicherlich war die Niederlage nicht nur Pech. Hinterher kann ich das natürlich leicht so analysieren, aber trotzdem muß das sein. Die Hereinnahme von Kroos als 3. „Sechser“, um die Kreise von Pirlo einzuschränken, war ein Fehlgriff. Als Pirlo vor dem 1:0 den entscheidenden Paß über 50, 60 Meter nach linksaußen aus der eigenen Hälfte schlug, war Kroos nicht bei Pirlo. Die Überlegung von Optenhövel in der ARD, dass Özil dort hätte rangehen sollen, mutet mir hier bizarr an.
Richtig überzeugend fand ich unser Team auch nur gegen Griechenland. Gegen Portugal wäre ein Unentschieden auch in Ordnung gegangen. Nur weil die Portugiesen aus Angst zu defensiv begannen und erst nach dem Rückstand offensiv wurden. Zwei geniale Momente von Gomez gegen Holland – siehe zuvor. Und gegen die Dänen war es das erwartet schwere Spiel, bei dem Bendtner überraschend frei war, aber mit dem Rücken zum Tor und direkt genommen …. Wenn er den getroffen hätte, wäre dies das 2:1 für Dänemark gewesen und „wir“ wären bei so einem Endergebnis raus gewesen.
Gegen die Griechen überraschte uns Yogi mit einer gekonnt offensiven Aufstellung. Schürrle und Reuß für Thomas Müller und Podolski, genau die richtige Wahl. Müller und Podolski hatten in der Vorrunde nicht wirklich die Impulse gesetzt; Reuß aber auch Schürrle nutzten gegen Griechenland ihre Chance. Da hatte man wirklich das Gefühl, hier wird das Spiel gemacht; Egal, wie der Gegner sich aufstellt.
Deshalb war ich schon erstaunt, als Yogi gegen Italien Kroos in die Startelf hievte. Nach 19 Minuten hatte Pirlo den Braten gerochen und zog sich einfach in die eigene Hälfte zurück, um den entscheidenden Paß zu spielen. Nach dem 0:1 hätten Schweini, Khedira und Kroß den Druck auf die Italiener erhöhen müssen, um Ballverluste zu provozieren. Und da sind 3 „Sechser“ einfach einer zuviel. Die druckvollen Halbaußen Schürrle und Reuß wären hier die 1. Wahl gewesen.
Da war Podolski sichtlich überfordert.
Reuß konnte in der 2. Halbzeit seine Gefährlichkeit andeuten; den Schürrle ließ Yogi aber draußen und brachte stattdessen als letzte Option jenen Thomas Müller, der schon in der Vorrunde durchgeschleppt wurde. Deshalb reichte es nur noch zum Anschlußtreffer per Elmeter in der Nachspielzeit durch Özil, der wiederum kein schlechtes Turnier spielte.
Bis zu diesem Spiel hatte Yogi immer alles richtig gemacht. Ob die von mir favorisierte offensivere Variante den Erfolg gebracht hätte, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hätten sich die Italiener auch darauf eingestellt.
Was bleibt, ist die Vorfreude auf das Finale heute abend und die Hoffnung, dass Yogi weitermacht. Und 2012 in Brasilien freuen und ärgern wir uns dann über Reuß und Schürrle. Vergesst mir da den Götze nicht! Von dem sprach diesmal keiner!

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